ILIT AZOULAY, OBJECT #1, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #1, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #1, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #1, 2015
Object #1 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 musste der palästinensische Teil der Einwohner*innen Jaffas die Stadt verlassen. Die meisten der geräumten Häuser wurden dann an jüdische, meist aus Marokko stammende, Migranten*innen übergeben, um diesen schnell ein Dach über dem Kopf zu geben. Einige der Gebäude blieben jedoch völlig unangetastet. In ihnen finden sich noch heute alle zurückgelassenen Habseligkeiten, wie Möbel, Kleider, Bücher und andere persönliche Dinge.
Ilit Azoulay
During Israel’s 1948 Independence War, Palestinians were forced to leave their houses in Jaffa. Later on, most of the remained houses were given to Jewish immigrant families, mostly from Morocco, as a prompt housing solution. Some of the houses were left untouched, with all that was left behind – furniture, clothes, books, personal belongings.
Ilit Azoulay
Azoulay Ilit 4145 4066 4046 4059 12509 11381ILIT AZOULAY, OBJECT #1, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #2, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #2, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #2, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #2, 2015
Object #2 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 musste der palästinensische Teil der Einwohner*innen Jaffas die Stadt verlassen. Die meisten der geräumten Häuser wurden dann an jüdische, meist aus Marokko stammende, Migranten*innen übergeben, um diesen schnell ein Dach über dem Kopf zu geben. Einige der Gebäude blieben jedoch völlig unangetastet. In ihnen finden sich noch heute alle zurückgelassenen Habseligkeiten, wie Möbel, Kleider, Bücher und andere persönliche Dinge.
Ilit Azoulay
During Israel’s 1948 Independence War, Palestinians were forced to leave their houses in Jaffa. Later on, most of the remained houses were given to Jewish immigrant families, mostly from Morocco, as a prompt housing solution. Some of the houses were left untouched, with all that was left behind – furniture, clothes, books, personal belongings.
Ilit Azoulay
Azoulay Ilit 4145 4066 4046 4059 12509 11381ILIT AZOULAY, OBJECT #2, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #3, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #3, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #3, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #3, 2015
Object #3 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 musste der palästinensische Teil der Einwohner*innen Jaffas die Stadt verlassen. Die meisten der geräumten Häuser wurden dann an jüdische, meist aus Marokko stammende, Migranten*innen übergeben, um diesen schnell ein Dach über dem Kopf zu geben. Einige der Gebäude blieben jedoch völlig unangetastet. In ihnen finden sich noch heute alle zurückgelassenen Habseligkeiten, wie Möbel, Kleider, Bücher und andere persönliche Dinge.
Ilit Azoulay
During Israel’s 1948 Independence War, Palestinians were forced to leave their houses in Jaffa. Later on, most of the remained houses were given to Jewish immigrant families, mostly from Morocco, as a prompt housing solution. Some of the houses were left untouched, with all that was left behind – furniture, clothes, books, personal belongings.
Ilit Azoulay
Azoulay Ilit 4145 4066 4046 4059 12509 11381ILIT AZOULAY, OBJECT #3, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #4, 2015
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Object #4 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 musste der palästinensische Teil der Einwohner*innen Jaffas die Stadt verlassen. Die meisten der geräumten Häuser wurden dann an jüdische, meist aus Marokko stammende, Migranten*innen übergeben, um diesen schnell ein Dach über dem Kopf zu geben. Einige der Gebäude blieben jedoch völlig unangetastet. In ihnen finden sich noch heute alle zurückgelassenen Habseligkeiten, wie Möbel, Kleider, Bücher und andere persönliche Dinge.
Ilit Azoulay
During Israel’s 1948 Independence War, Palestinians were forced to leave their houses in Jaffa. Later on, most of the remained houses were given to Jewish immigrant families, mostly from Morocco, as a prompt housing solution. Some of the houses were left untouched, with all that was left behind – furniture, clothes, books, personal belongings.
Ilit Azoulay
Azoulay Ilit 4145 4066 4046 4059 12509 11381ILIT AZOULAY, OBJECT #4, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #5, 2015
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Object #5 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 musste der palästinensische Teil der Einwohner*innen Jaffas die Stadt verlassen. Die meisten der geräumten Häuser wurden dann an jüdische, meist aus Marokko stammende, Migranten*innen übergeben, um diesen schnell ein Dach über dem Kopf zu geben. Einige der Gebäude blieben jedoch völlig unangetastet. In ihnen finden sich noch heute alle zurückgelassenen Habseligkeiten, wie Möbel, Kleider, Bücher und andere persönliche Dinge.
Ilit Azoulay
During Israel’s 1948 Independence War, Palestinians were forced to leave their houses in Jaffa. Later on, most of the remained houses were given to Jewish immigrant families, mostly from Morocco, as a prompt housing solution. Some of the houses were left untouched, with all that was left behind – furniture, clothes, books, personal belongings.
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Azoulay Ilit 4145 4066 4046 4059 12509 11381ILIT AZOULAY, OBJECT #5, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #6, 2015
ILIT AZOULAY, OBJECT #6, 2015
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ILIT AZOULAY, OBJECT #6, 2015
Object #6 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 musste der palästinensische Teil der Einwohner*innen Jaffas die Stadt verlassen. Die meisten der geräumten Häuser wurden dann an jüdische, meist aus Marokko stammende, Migranten*innen übergeben, um diesen schnell ein Dach über dem Kopf zu geben. Einige der Gebäude blieben jedoch völlig unangetastet. In ihnen finden sich noch heute alle zurückgelassenen Habseligkeiten, wie Möbel, Kleider, Bücher und andere persönliche Dinge.
Ilit Azoulay
During Israel’s 1948 Independence War, Palestinians were forced to leave their houses in Jaffa. Later on, most of the remained houses were given to Jewish immigrant families, mostly from Morocco, as a prompt housing solution. Some of the houses were left untouched, with all that was left behind – furniture, clothes, books, personal belongings.
Ilit Azoulay
Azoulay Ilit 4145 4066 4046 4059 12509 11381ILIT AZOULAY, OBJECT #6, 2015
HEIKE BARANOWSKY, GRAS, 2001
HEIKE BARANOWSKY, GRAS, 2001
HEIKE BARANOWSKY, GRAS, 2001
HEIKE BARANOWSKY, GRAS, 2001
Gras © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Galerie Barbara Weiss, Berlin. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Galerie Barbara Weiss, Berlin. 2001Im Jahr 1503 malte Albrecht Dürer Das Große Rasenstück, das aufgrund des sachlichen Blicks auf ein Naturdetail als ein Meilenstein des Realismus in der Renaissance gilt. Ein halbes Jahrtausend später realisierte Heike Baranowsky Gras (2001), das aus einer ähnlichen Froschperspektive das Wedeln von Grashalmen im Wind festhält. Ganz anders als bei Dürer schafft jedoch Baranowskys Nahaufnahme keinen Überblick und keine naturwissenschaftlich geprägte Erkenntnis: Das Gras bewegt sich in einer geschmeidigen, beinah hypnotischen Schwingung und lässt sich nie fixieren. Der Blick ist hier also in keiner Weise einfrierend oder analytisch, sondern vielmehr haltlos und wiegt, dem unregelmäßigen Rhythmus der Pflanzen folgend, den Betrachter in eine meditative Trance.
Dr. Emmanuel Mir
In 1503 Albrecht Dürer painted Das Große Rasenstück (The Great Piece of Turf), which is considered a milestone of realism in the Renaissance for its objective perspective of something natural. Around five hundred years later Heike Baranowsky completed Gras (Grass; 2001), which captures the waving of grass in the wind from a similar worm’s eye view. However, unlike the Dürer, Baranowsky’s closeup does not provide an overview or any scientific insight: the grass undulates in a lithe, almost hypnotic motion, never allowing itself to come completely into focus. In other words, our gaze does not by any means capture or analyse, but is rather disoriented and sways us into a meditative trance by following the irregular rhythm of the grass.
Dr. Emmanuel Mir
Baranowsky Heike 4151 4065 4051 4049 4059 11381HEIKE BARANOWSKY, GRAS, 2001
HEIKE BARANOWSKY, MONDFAHRT, 2001
HEIKE BARANOWSKY, MONDFAHRT, 2001
HEIKE BARANOWSKY, MONDFAHRT, 2001
HEIKE BARANOWSKY, MONDFAHRT, 2001
Mondfahrt © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Galerie Barbara Weiss, Berlin. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Galerie Barbara Weiss, Berlin. 2001Der Mond wird in vielen Kulturen der Welt verehrt: in Ägypten mit der Mondgöttin Isis, im antiken Rom war es Luna, nach der heute noch der erste Tag der Woche in Lehnübersetzung aus dem Lateinischen dies lunae, Mon(d)tag heißt. Auch in japanischen Shinto-Schreinen ist der Herrscher über die Nacht und „Mondzähler“ Tsukiyomi prominent vertreten, während die Azteken Tecciztecatl für sein Licht im Dunkel der Nacht dankten. Trotz dieser rituellen Bedeutung konnte wissenschaftlich bisher kein direkter Einfluss des Mondes auf die Menschen und andere Lebewesen der Erde nachgewiesen werden: Nur einige Zugvögel und bestimmte nachtaktive Insekten orientieren sich in ihrer Navigation am Stand der Mondscheibe.
In Heike Baranowskys Videoinstallation Mondfahrt aus dem Jahre 2001 bietet der Erdtrabant denkbar wenig Möglichkeit zur Orientierung. Vielmehr schwankt er selbst über den Nachthimmel, wie ein Betrunkener, der den Heimweg nicht mehr findet. Er verschwindet nie aus dem projizierten Bildrahmen und huscht tänzelnd beschwingt, dann zögerlich tastend, wie ein Suchscheinwerfer über die Wand. Er findet keinen Halt und bietet auch keinen, er hat seine feste, seit Menschengedenken vertraute Bahn verlassen. Aber wie wurde die kosmische Ordnung aufgehoben? Wie kommt es zu dieser seltsamen Bewegung? Die Erklärung ist denkbar einfach. Die Künstlerin hat ihre Filmaufnahmen an Bord einer Fähre gemacht, zwischen dem englischen Harwich und Hamburg. In einer Vollmondnacht richtete sie ihre Kamera auf den Mond ein und fixierte sie. Die Animation des Himmelskörpers besorgte das Rollen des Schiffes und die Bewegungen aufgrund des Seegangs. Nicht das Motiv bewegt sich, sondern die Kamera.
Durch die Bewegungen ist die romantische Gravitas des Mondes verloren, die zu sehnsüchtigen Kunstwerken inspirierte, von Figuren in den Bildern Caspar David Friedrichs bis zum Blue Moon, den Elvis Presley flehend ansang. Stattdessen hüpft und eiert der Erdtrabant mit unsteter Rhythmik im festgelegten Spielfeld der projizierten Bildfläche, und eignet sich so kaum mehr zu romantischen Betrachtungen. Vielmehr werden die Betrachter*innen auf sich selbst zurückgeworfen und ihre subjektive Perspektive – was bewegt den Mond wirklich?
Hier geht es weniger um Gravitas als um Gravitation: die Künstlerin hat eine kleine konzeptuelle Schleife angelegt. Der Mond ist nicht ganz unschuldig an den Bewegungen des Schiffes. Denn der Wellengang, der die Kamera in ihr eigentümliches Schwanken versetzt, wird zwar hauptsächlich durch Wind verursacht, aber auch durch die Gezeiten. Und die unterliegen wiederum der Anziehungskraft des Mondes. Der Kreis vollendet sich, der Mond bewegt das Schiff, die Kamera und endlich in der Projektion sich selbst.
Diese Erkenntnis ist ernüchternd und kann die Anziehungskraft der Videobilder nicht richtig erklären. Viele Videoarbeiten von Heike Baranowsky wirken in ihrer formalen Reduktion hermetisch, kühl und emotionslos. Die oft recht kurzen Aufnahmesequenzen, mit charakteristisch unbewegtem Blick, zeigen alltägliche Motive und wurden von ihr zu Endlosschleifen arrangiert. Durch die präzise Montage von vorwärts und rückwärts laufenden Bildern gelingt es der Künstlerin, den eingefangenen Moment nicht einzufrieren, sondern in andauernder Wiederholung in die Ewigkeit auszudehnen. Die dokumentarische Nüchternheit ihrer Bilder kontrastiert mit der den Wiederholungen inhärenten Geometrie und thematisiert so die trügerische Differenz zwischen Wirklichkeit und Natur, ihrer technisch-künstlerischen Abbildung im Video und unserer eigenen, aus unserer Erfahrung als normal und richtig wertenden Wahrnehmung.
Als Ausgangspunkt dienen dabei meist zeitliche Rhythmen, die Baranowsky immer wieder zu neuen, komplexen und überraschenden Figuren montiert, wie ihr Videotriptychon Radfahrer (Hase und Igel) aus dem Jahr 2000. Es zeigt in drei nebeneinander angeordneten Projektionsflächen zwei identisch aussehende Fahrradfahrer, die auf einer Radrennbahn ihre Kreise ziehen. Exakt die gleiche Sequenz wird jeweils in unterschiedlichen Tempi gezeigt: rechts in der realen Zeit, in der Mitte um zehn Prozent und links um zwanzig Prozent verlangsamt. Im Gesamtbild ist kaum noch auszumachen, dass die Videos in unterschiedlichen Geschwindigkeiten abgespielt werden. Stattdessen entsteht die Illusion eines unmöglichen Kontinuums, als könnten die Radfahrer von einer Projektion in die nächste fahren und sich sogar selbst überholen.
In Wirklichkeit findet das Rennen nur im Auge der Betrachter*innen statt, die die Fragmente selbst zusammenfügen. Nicht von ungefähr ist die Arbeit schon im Titel an das bekannte Märchen angelehnt, in dem der hochmütige Hase auf die List zweier identischer Igel hereinfällt.
Im sinnlosen Loop eines nicht endenden Wettlaufs gefangen, wird er Opfer seiner oberflächlichen Wahrnehmung. Das volkstümlich überlieferte Märchen wurde 1840 vom Mundartdichter Wilhelm Schröder veröffentlicht, mit den einleitenden Worten: „Diese Geschichte ist lügenhaft zu erzählen, Jungens, aber wahr ist sie doch, denn mein Großvater, von dem ich sie habe, pflegte immer, wenn er sie erzählte, dabei zu sagen: Wahr muss sie doch sein, mein Junge, sonst könnte man sie ja nicht erzählen.“
Heike Baranowsky ist weniger darauf aus, die Unterschiede zwischen wahr und falsch anzuprangern oder gar ein moralisches Urteil zu fällen. Vielmehr fordert sie die Fähigkeiten des Auges heraus, das Fantastische und das Unwahrscheinliche auch in der realistischen Vorstellung zu erkennen. Dazu bedient sie sich bestechend alltäglicher Motive, wie des Mondes, Radrennfahrern oder einer Schwimmerin im Schwimmbecken. Aber die Schwimmerin holt niemals Luft und kommt nie am Beckenrand an, die Fahrradfahrer scheinen die Dimensionen von Raum und Zeit überwinden zu können, und der Mond setzt sich über die kosmische Ordnung hinweg.
Dazu passt, dass der Titel der Arbeit Mondfahrt auch die kurze Geschichte der Mondlandung heraufbeschwört und die damit verbundenen Verschwörungstheorien, nach denen die Mondfahrt nie stattgefunden habe, sondern als in Hollywood Studios gedrehtes Ereignis sich nur medial abgespielt habe. Heike Baranowsky ist raffinierter und präziser in ihrem Werk, sie beschränkt sich auf einfache, beinahe schematische Abläufe und schließt sie zu einem Kreis zusammen. In der Wiederholung ereignet sich das Unmögliche, und tut es immer wieder. Das System ist modellhaft, die hypnotische Wiederholung des Gleichen, in geometrischen Variationen digitaler Schnittmuster. Dabei bringt die Künstlerin in einem rein formalen Spiel der Brechungen, Spiegelungen und Umkehrungen die möglichen Bedeutungen ins Schlingern, wie den Mond auf seiner ebenso eigenwilligen wie einsamen Bahn – und in seinem Gefolge die Betrachter*innen.
Angela Rosenberg
The moon is revered in many cultures of the world. In Egypt, Isis was the lunar deity, while in ancient Rome it was Luna, after whom the first day of the week was named: Monday comes from the Latin dies lunae, or “moon day.” In Japan, the ruler over the night and “Moon Reader” Tsukuyomi is prominently represented in Shinto shrines, and the Aztecs thanked Tecciztecatl for providing light in the darkness of night. Despite these beliefs, no direct influence of the moon on human beings or other forms of earthly life has ever been scientifically proven; only a few migratory birds and certain nocturnal insects orient themselves on the basis of the location of the lunar disk.
The earth’s satellite provides very few opportunities for orientation in Heike Baranowsky’s video installation Mondfahrt (Lunar Journey) of 2001. Instead, the moon sways over the nocturnal sky like a drunkard who cannot find his way home. Clearly placed in the image, its surface is easily recognizable, and it never disappears from the picture frame; as a projection on the wall, it just moves with curiously dancelike movements, sometimes exhilarated, and often quivering or groping like a searchlight. It finds no footing and also does not provide any; here it has left the fixed and familiar orbit it has had since time immemorial. But how is it that the cosmic order has been rescinded? How does this bizarre movement come about?
The explanation is remarkably simple. The artist recorded her film while aboard a ferry traveling from the English port town of Harwich to Hamburg. During a full moon night, she directed her camera at the moon and fixed it. The animation of the celestial body was thus provided by the rolling ship and the movement of the rough sea. It is therefore not the motif that moves, but the camera itself.
In Baranowsky’s work, the romantic gravitas of the moon, which has inspired artworks of desire such as the figures in paintings by Caspar David Friedrich or the Blue Moon that Elvis Presley sang to so imploringly, has been lost. Instead, the earth’s satellite hops about with an irregular rhythm, wobbling in the predefined playing field of the projected pictorial surface, and is thus hardly suitable any longer as the subject of romantic observations. Viewers are instead cast back upon themselves and their own subjective perspectives, and are led to ask “What really moves the moon?”
The work deals less with gravitas than with gravitation. The artist has created a small conceptual loop. The moon is not entirely innocent when it comes to the ship’s movements. While the waves that cause the camera’s peculiar swaying movements are primarily caused by the wind, they are also influenced by the tides, which, in turn, are influenced by the moon’s own gravitational force. Thus, everything comes full circle: the moon moves the ship, the camera, and, ultimately, itself in the projection.
This recognition is sobering and cannot really explain the attractiveness of the video images. In their formal reduction, many of Baranowsky’s videos seem hermetic, cool, and emotionless. The often fairly short film sequences with their characteristically dispassionate look show everyday motifs that the artist has arranged into loops. Baranowsky succeeded in not freezing the captured movement, and through the careful montaging of images running forwards or in reverse, she was able to expand it into eternity by means of constant repetitions that bring to mind the Greek hero Sisyphus. The documentary austerity of Baranowsky’s images contrasts with the inherent geometry of the repetitions, and thus deals with the ever-so-deceptive difference between reality and nature, its technical and artistic illustration in the video, and our own perception of things, judged by our experience to be normal and correct.
Temporal rhythms usually serve as the starting point in the process, and Baranowsky assembles these into consistently new, complex, and surprising figures, as in her video triptych Radfahrer (Hase und Igel) (Biker [The Hare and the Hedgehog]; 2000). On three projection surfaces arranged next to each other, the work depicts two identical-looking bikers riding in circles on a racecourse. The exact same sequence is shown at different speeds: in real time on the right, slowed down by ten percent in the middle, and slowed down by twenty percent on the left. As a total image, it is almost impossible to recognize that the videos are being played back at different speeds. Instead, the illusion of an impossible continuum is created, as if the bikers were able to ride from one projection into the next, and even to overtake themselves.
In reality, however, the race only takes place in the eye of the viewer, who assembles the fragments. It is no accident that the title already references the well-known fairy tale in which the arrogant hare falls for the trick of the two identical hedgehogs. Caught up in the futile loop of an unending competition, the hare becomes the victim of his superficial perception. The old, handed-down tale was published in 1840 by the dialect poet Wilhelm Schröder with these introductory words: “This story is told fraudulently, boys, but it is nevertheless true, because my grandfather, from whom I heard it, was in the custom of saying when he told it: ‘It has to be true, my boy, otherwise one would not be able to tell it.’”
Baranowsky is less concerned with pillorying the difference between true and false or even with making a moral judgment. Rather, she challenges the eye’s capacity to recognize the fantastic and the implausible in the realistic imagination. To do so, she makes use of tempting everyday motifs, such as the moon, bikers, or a female swimmer in a swimming pool. But the swimmer never takes a breath and never arrives at the edge of the pool, the bikers seem to overcome the dimensions of time and space, and the moon defies the cosmic order of things.
The viewer is led astray, and abysses open up with the doubt of one’s own perception. It is suitable that the title of the piece, Mondfahrt (Lunar Journey), also evokes the brief history of the moon landing and the associated conspiracy theories claiming that the manned voyage to the moon never occurred, but only took place as a filmed event in a Hollywood studio. Baranowsky is more sophisticated and precise in her work; she limits herself to simple, almost schematic processes and ties the ends together. The implausible occurs in the repetition, and over and over again at that. The system comprising the hypnotic repetition of the same thing in geometric variations of digital patterns is exemplary. With it, the artist causes potential interpretations to careen in a purely formalistic play of refractions, reflections, and reversals, like the moon in its capricious and lonely orbit—and, in its retinue, the viewer, too.
Angela Rosenberg
Baranowsky Heike 4151 4065 4051 4049 4059 11381HEIKE BARANOWSKY, MONDFAHRT, 2001
HEIKE BARANOWSKY, SCHWIMMERIN, 2000
HEIKE BARANOWSKY, SCHWIMMERIN, 2000
HEIKE BARANOWSKY, SCHWIMMERIN, 2000
HEIKE BARANOWSKY, SCHWIMMERIN, 2000
Schwimmerin © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Galerie Barbara Weiss, Berlin. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Galerie Barbara Weiss, Berlin. 2000 Baranowsky Heike 4151 4065 4051 4049 4059 11381HEIKE BARANOWSKY, SCHWIMMERIN, 2000
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 1, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 1, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 1, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 1, 2015
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015) von Helen Benigson besteht aus einer Reihe von sechs kurzen Videos, die sich um das Thema Junggesell*innenabschied drehen. Darin ist ein pulsierender Körper, der auf eine flache und mit einem Fotofilter bearbeitete Stadtlandschaft collagiert wurde, zu sehen. Der Soundtrack besteht aus digital manipulierten Stimmen, die von einer Junggesell*innenparty inklusive Besäufnis, Gegacker und Online-Postings berichten.
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015), by Helen Benigson is a series of six short videos based around the idea of the hen party bachelorette. The beating body is collaged on top of flat, photo filtered cityscapes. The soundtrack is compiled of digitally manipulated voices narrating a hen party experience, pissed, clucking, uploading.
Benigson Helen 4155 4066 4051 4059 12509 11381HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 1, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 2, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 2, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 2, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 2, 2015
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 2 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015) von Helen Benigson besteht aus einer Reihe von sechs kurzen Videos, die sich um das Thema Junggesell*innenabschied drehen. Darin ist ein pulsierender Körper, der auf eine flache und mit einem Fotofilter bearbeitete Stadtlandschaft collagiert wurde, zu sehen. Der Soundtrack besteht aus digital manipulierten Stimmen, die von einer Junggesell*innenparty inklusive Besäufnis, Gegacker und Online-Postings berichten.
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015), by Helen Benigson is a series of six short videos based around the idea of the hen party bachelorette. The beating body is collaged on top of flat, photo filtered cityscapes. The soundtrack is compiled of digitally manipulated voices narrating a hen party experience, pissed, clucking, uploading.
Benigson Helen 4155 4066 4051 4059 12509 11381HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 2, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 3, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 3, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 3, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 3, 2015
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 3 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015), by Helen Benigson is a series of six short videos based around the idea of the hen party bachelorette. The beating body is collaged on top of flat, photo filtered cityscapes. The soundtrack is compiled of digitally manipulated voices narrating a hen party experience, pissed, clucking, uploading.
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015) von Helen Benigson besteht aus einer Reihe von sechs kurzen Videos, die sich um das Thema Junggesell*innenabschied drehen. Darin ist ein pulsierender Körper, der auf eine flache und mit einem Fotofilter bearbeitete Stadtlandschaft collagiert wurde, zu sehen. Der Soundtrack besteht aus digital manipulierten Stimmen, die von einer Junggesell*innenparty inklusive Besäufnis, Gegacker und Online-Postings berichten.
Benigson Helen 4155 4066 4051 4059 12509 11381HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 3, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 4, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 4, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 4, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 4, 2015
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 4 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015) von Helen Benigson besteht aus einer Reihe von sechs kurzen Videos, die sich um das Thema Junggesell*innenabschied drehen. Darin ist ein pulsierender Körper, der auf eine flache und mit einem Fotofilter bearbeitete Stadtlandschaft collagiert wurde, zu sehen. Der Soundtrack besteht aus digital manipulierten Stimmen, die von einer Junggesell*innenparty inklusive Besäufnis, Gegacker und Online-Postings berichten.
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015), by Helen Benigson is a series of six short videos based around the idea of the hen party bachelorette. The beating body is collaged on top of flat, photo filtered cityscapes. The soundtrack is compiled of digitally manipulated voices narrating a hen party experience, pissed, clucking, uploading.
Benigson Helen 4155 4066 4051 4059 12509 11381HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 4, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 5, 2015
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HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 5, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 5, 2015
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 5 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015) von Helen Benigson besteht aus einer Reihe von sechs kurzen Videos, die sich um das Thema Junggesell*innenabschied drehen. Darin ist ein pulsierender Körper, der auf eine flache und mit einem Fotofilter bearbeitete Stadtlandschaft collagiert wurde, zu sehen. Der Soundtrack besteht aus digital manipulierten Stimmen, die von einer Junggesell*innenparty inklusive Besäufnis, Gegacker und Online-Postings berichten.
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015), by Helen Benigson is a series of six short videos based around the idea of the hen party bachelorette. The beating body is collaged on top of flat, photo filtered cityscapes. The soundtrack is compiled of digitally manipulated voices narrating a hen party experience, pissed, clucking, uploading.
Benigson Helen 4155 4066 4051 4059 12509 11381HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 5, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 6, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 6, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 6, 2015
HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 6, 2015
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 6 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015) von Helen Benigson besteht aus einer Reihe von sechs kurzen Videos, die sich um das Thema Junggesell*innenabschied drehen. Darin ist ein pulsierender Körper, der auf eine flache und mit einem Fotofilter bearbeitete Stadtlandschaft collagiert wurde, zu sehen. Der Soundtrack besteht aus digital manipulierten Stimmen, die von einer Junggesell*innenparty inklusive Besäufnis, Gegacker und Online-Postings berichten.
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1–6 (2015), by Helen Benigson is a series of six short videos based around the idea of the hen party bachelorette. The beating body is collaged on top of flat, photo filtered cityscapes. The soundtrack is compiled of digitally manipulated voices narrating a hen party experience, pissed, clucking, uploading.
Benigson Helen 4155 4066 4051 4059 12509 11381HELEN BENIGSON, A RUDE GIRL ARSE GLISTENS LIKE SILICONE. CLUCK, CLUCK, CLUCK 6, 2015
JOHANNA BILLING, PROJECT FOR A REVOLUTION, 2000
JOHANNA BILLING, PROJECT FOR A REVOLUTION, 2000
JOHANNA BILLING, PROJECT FOR A REVOLUTION, 2000
JOHANNA BILLING, PROJECT FOR A REVOLUTION, 2000
Project for a Revolution A film by Johanna Billing. Cinematography by Johan Phillips & Henry Moore Selder. Sound by Mario Adamsson. Co-produced by Riksutställningar. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Kavi Gupta, Chicago. A film by Johanna Billing. Cinematography by Johan Phillips & Henry Moore Selder. Sound by Mario Adamsson. Co-produced by Riksutställningar. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Kavi Gupta, Chicago. 2000Der Film Zabriskie Point (1970) von Michelangelo Antonioni spielt Ende der 1960er-Jahre in Los Angeles während der amerikanischen Studenten- und Bürgerrechtsbewegung. In der Eröffnungssequenz diskutieren radikale Studenten über ihre Strategie zur Ausrichtung eines Aufstandes gegen das Establishment. Der Saal ist überfüllt, alle reden durcheinander, es gibt Gelächter, Einwände, einen hitzigen Schlagabtausch. Der Protagonist Mark steht plötzlich auf und verkündet provokativ: „Auch ich bin bereit zu sterben. […] Aber nicht aus Langeweile“1und verlässt den Raum.2
Von der aufgeheizten Stimmung des bevorstehenden Studentenprotests ist bei Johanna Billings Project for a Revolution (2000) nichts mehr zu spüren. Die Videoarbeit beginnt mit der Nahaufnahme eines Fotokopierers, der statt politischer Pamphlete lediglich leere Blätter ausgibt. In einem nüchternen Zimmer hat sich eine Gruppe junger Menschen versammelt. Wie in der Anfangsszene von Zabriskie Point fokussiert die Kamera einzelne Gesichter in Vollbildgroßaufnahme. Die jungen Erwachsenen sitzen gelangweilt auf ihren Stühlen, trinken Kaffee aus Plastikbechern, kauen an ihren Fingernägeln oder lesen in einem Buch. Es gibt weder Blickkontakte noch Gespräche. Das Fehlen jeglicher Interaktion evoziert eine Situation des Wartens, die durch die Abwesenheit von Musik – es ertönen lediglich Umgebungsgeräusche – zusammen mit der langsamen Abfolge der Nahaufnahmen betont wird. Unterbrochen wird die kontemplative Monotonie durch Sequenzen mit langen Kameraeinstellungen, die einen jungen Mann zeigen, der sich – konträr zu der Gruppe – in ständiger Bewegung befindet. Er läuft verschiedene Treppenhäuser hinunter und hinauf, bis er schließlich den Raum mit den Wartenden betritt. Er zögert kurz, bevor er auf einen Stuhl zustürmt, von dem er eines der leeren Flugblätter ergreift und sich wieder in Richtung Ausgang bewegt. Ähnlich wie Mark in Zabriskie Point tritt er zwar als aktiver Individualist auf, hat aber letztendlich kein klares Ziel vor Augen. Denn die Videoarbeit ist geloopt, sodass sich die Narration im Kreis dreht.
Billing versetzt ihre Reminiszenz an Zabriskie Point ins Jahr 2000 und in ihre Heimatstadt Stockholm. Die Künstlerin beschreibt die Situation ihrer Generation folgendermaßen: „Es war die Generation unserer Eltern, die den Aufstand probte. Sie hat uns den Weg geebnet, und man sagte uns, alles sei nun erledigt und wir müssten uns keine Gedanken mehr machen. Wir sollten unserer Karriere nachgehen und in unser eigenes Leben investieren.“3 Damals waren die jungen Menschen in einem ideologischen Vakuum gefangen. Sie befanden sich zeitlich gesehen zwischen dem vom Politikwissenschaftler Francis Fukuyama titulierten, vermeintlichen „Ende der Geschichte“4 , das durch den Niedergang des Ostblocks gekennzeichnet ist und als Folge die globale Durchsetzung der Demokratie und Marktwirtschaft prognostiziert, und vor dessen Revidierung durch die Terroranschläge am 11. September 2001. Die Gesellschaft ist durch den Individualismus geprägt, in dem jeder sein Privatleben selbstbestimmt verwirklichen kann. So entsteht ein Tauziehen zwischen Individualität und Kollektivität. Die Einzelnen haben sich nichts mehr zu sagen, sie haben kein gemeinsames Ziel, kein kollektives Feindbild, für das es sich zu kämpfen lohnt. Trotzdem blicken sie verklärt auf das große Vorbild der 1968er-Generation zurück. Sie verspüren das Bedürfnis, aus dem Schatten ihrer Eltern herauszutreten. Doch wofür lohnt es sich einzutreten, wenn bereits alle Freiheiten zur Verfügung stehen? Das „Projekt für eine Revolution“, wie der Titel der Arbeit suggeriert, verharrt letztendlich in einer sich im Leerlauf befindenden Lethargie, die durch den Loop des narrativen Handlungsstrangs ins Endlose repetiert wird.
Anna-Alexandra Pfau
1 Michelangelo Antonioni: Zabriskie Point, Frankfurt am Main 1985, S. 13 f.
2 Vgl. Claudia Lenssen: „Filmographie“, in: Michelangelo Antonini, Reihe Film 31, München und Wien 1984, S. 181–192.
3 Johanna Billing, in: Äsa Nacking: The collective as an option. An interview with Johanna Billing for Rooseum Provisorim, 2001, http://www.makeithappen.org/jbaninterview.html, Stand: 16.12.2011.
4 Vgl. Francis Fukuyama: Das Ende der Geschichte. Wo stehen wir?, München 1992.
The film Zabriskie Point (1970) by Michelangelo Antonioni plays in Los Angeles during the days of the American student and civil rights movement in the late 1960s. In the opening sequence, radical students are seen discussing their strategy for an anti-establishment protest. The room is full to overflowing, everyone is talking at once; we can hear laughter, objections, a heated debate. Suddenly, protagonist Mark gets up and declares provocatively: “I am also prepared to die … But not of boredom.”1 He leaves the room.2
In Johanna Billing’s Project for a Revolution (2000) there is no trace left of the heated mood of the imminent student protest. The video begins with a close-up of a photocopier, which rather than ejecting political pamphlets only spits out empty sheets of paper. In a sparsely furnished room, a group of young people has gathered. As in the opening scene of Zabriskie Point, the camera focuses on individual faces in a large format close-up. The young adults sit around languidly on their chairs, drink coffee from plastic beakers, chew their fingernails or read. They neither exchange glances nor do they speak. This lack of any interaction evokes a situation of waiting, which is heightened by the absence of music (we hear only ambient sounds) and the slow succession of close-ups. The contemplative monotony is interrupted by sequences with long camera shots depicting a young man, who unlike the people in the group is in constant motion. He runs up and down different flights of stairs until he finally enters the room of waiting persons. He pauses briefly before rushing up to a chair from which he grabs one of the empty pamphlets and then makes for the exit again. Similarly to Mark in Zabriskie Point, he features as an active individualist but ultimately he does not have a clear goal. The reason: the video piece is looped so that the narration goes round in a circle.
Billing transfers her memories of Zabriskie Point into the year 2000 and to her native city of Stockholm. The artist describes the situation of her generation as follows: “It was our parents’ generation who brought the revolution. They took care of all that for us and we were told that now everything had been done and it wasn’t something we need be bothered with. We were to pursue a career and invest in our own lives.”3 Back then, young people found themselves caught in an ideological vacuum. Chronologically speaking, they found themselves between what political scientist Francis Fukuyama claimed was the “end of history,”4 a state characterized by the demise of the Eastern block and consequently the global assertion of democracy and market economy, and the period prior to its revision by the terrorist attacks of September 11, 2001. Society is characterized by individualism allowing everyone to realize their private lives as they see fit. This produces a tug-of-war between individuality and collectivity. Individuals no longer have anything to say to one another, they do not have a joint goal, nor do they possess a collective concept of an enemy it would be worth fighting. Nonetheless, they look back in an idealized manner at the great model of the generation from the days of the student movement. They sense the need to emerge from the shadows of their parents. But what is it worth standing up for when they already have all the liberties they want? As the title suggests, Project for a Revolution ultimately remains in an idling lethargy, which is repeated interminably through the loop of the narrative strand.
Anna-Alexandra Pfau
1 Michelangelo Antonioni, Zabriskie Point (Frankfurt/ Main, 1985), p. 13f.
2 See Claudia Lenssen, “Filmographie,” in Michelangelo Antonini, series film 31 (Munich and Vienna, 1984), pp. 181–192.
3 Johanna Billing, in Äsa Nacking, The collective as an option: An interview with Johanna Billing for Rooseum Provisorim (2001), http://www.makeithappen.org/jbaninterview.html, accessed December 16, 2011.
4 See Francis Fukuyama, The End of History (Munich, 1992).
Billing Johanna 4160 4065 4051 4059 11381JOHANNA BILLING, PROJECT FOR A REVOLUTION, 2000
DAVID BLANDY, ICE, 2015
DAVID BLANDY, ICE, 2015
DAVID BLANDY, ICE, 2015
DAVID BLANDY, ICE, 2015
Ice Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In jedem der sechs Videos von Blandy wandelt eine verpixelte Version des Künstlers – sie scheint wie aus einem alten Computerspiel entsprungen – durch Landschaften, bei denen es sich um Adaptionen und Kombinationen von Darstellungen aus Gemälden Caspar David Friedrichs handelt, dem berühmtesten Maler der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Throughout each of Blandy’s 6 videos, a pixelated version of the artist, as though exited from an old computer game, walks through landscapes which are adaptations and combinations of paintings by the 19th-century German Romantic landscape painter, Caspar David Friedrich.
Blandy David 4164 4066 4051 4059 12509 11381DAVID BLANDY, ICE, 2015
DAVID BLANDY, MIST, 2015
DAVID BLANDY, MIST, 2015
DAVID BLANDY, MIST, 2015
DAVID BLANDY, MIST, 2015
Mist Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In jedem der sechs Videos von Blandy wandelt eine verpixelte Version des Künstlers – sie scheint wie aus einem alten Computerspiel entsprungen – durch Landschaften, bei denen es sich um Adaptionen und Kombinationen von Darstellungen aus Gemälden Caspar David Friedrichs handelt, dem berühmtesten Maler der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Throughout each of Blandy’s 6 videos, a pixelated version of the artist, as though exited from an old computer game, walks through landscapes which are adaptations and combinations of paintings by the 19th-century German Romantic landscape painter, Caspar David Friedrich.
Blandy David 4164 4066 4051 4059 12509 11381DAVID BLANDY, MIST, 2015
DAVID BLANDY, MOON, 2015
DAVID BLANDY, MOON, 2015
DAVID BLANDY, MOON, 2015
DAVID BLANDY, MOON, 2015
Moon Courtesy of the artist and Daata Editions, London. Courtesy of the artist and Daata Editions, London. 2015In jedem der sechs Videos von Blandy wandelt eine verpixelte Version des Künstlers – sie scheint wie aus einem alten Computerspiel entsprungen – durch Landschaften, bei denen es sich um Adaptionen und Kombinationen von Darstellungen aus Gemälden Caspar David Friedrichs handelt, dem berühmtesten Maler der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Throughout each of Blandy’s 6 videos, a pixelated version of the artist, as though exited from an old computer game, walks through landscapes which are adaptations and combinations of paintings by the 19th-century German Romantic landscape painter, Caspar David Friedrich.
Blandy David 4164 4066 4051 4059 12509 11381DAVID BLANDY, MOON, 2015
DAVID BLANDY, RUIN, 2015
DAVID BLANDY, RUIN, 2015
DAVID BLANDY, RUIN, 2015
DAVID BLANDY, RUIN, 2015
Ruin Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In jedem der sechs Videos von Blandy wandelt eine verpixelte Version des Künstlers – sie scheint wie aus einem alten Computerspiel entsprungen – durch Landschaften, bei denen es sich um Adaptionen und Kombinationen von Darstellungen aus Gemälden Caspar David Friedrichs handelt, dem berühmtesten Maler der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Throughout each of Blandy’s 6 videos, a pixelated version of the artist, as though exited from an old computer game, walks through landscapes which are adaptations and combinations of paintings by the 19th-century German Romantic landscape painter, Caspar David Friedrich.
Blandy David 4164 4066 4051 4059 12509 11381DAVID BLANDY, RUIN, 2015
DAVID BLANDY, SEA, 2015
DAVID BLANDY, SEA, 2015
DAVID BLANDY, SEA, 2015
DAVID BLANDY, SEA, 2015
Sea Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In jedem der sechs Videos von Blandy wandelt eine verpixelte Version des Künstlers – sie scheint wie aus einem alten Computerspiel entsprungen – durch Landschaften, bei denen es sich um Adaptionen und Kombinationen von Darstellungen aus Gemälden Caspar David Friedrichs handelt, dem berühmtesten Maler der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Throughout each of Blandy’s 6 videos, a pixelated version of the artist, as though exited from an old computer game, walks through landscapes which are adaptations and combinations of paintings by the 19th-century German Romantic landscape painter, Caspar David Friedrich.
Blandy David 4164 4066 4051 4059 12509 11381DAVID BLANDY, SEA, 2015
DAVID BLANDY, SUNSET, 2015
DAVID BLANDY, SUNSET, 2015
DAVID BLANDY, SUNSET, 2015
DAVID BLANDY, SUNSET, 2015
Sunset Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In jedem der sechs Videos von Blandy wandelt eine verpixelte Version des Künstlers – sie scheint wie aus einem alten Computerspiel entsprungen – durch Landschaften, bei denen es sich um Adaptionen und Kombinationen von Darstellungen aus Gemälden Caspar David Friedrichs handelt, dem berühmtesten Maler der deutschen Romantik im 19. Jahrhundert.
Throughout each of Blandy’s 6 videos, a pixelated version of the artist, as though exited from an old computer game, walks through landscapes which are adaptations and combinations of paintings by the 19th-century German Romantic landscape painter, Caspar David Friedrich.
Blandy David 4164 4066 4051 4059 12509 11381DAVID BLANDY, SUNSET, 2015
JOHN BOCK, UNHEIL, 2018
JOHN BOCK, UNHEIL, 2018
JOHN BOCK, UNHEIL, 2018
JOHN BOCK, UNHEIL, 2018
Unheil Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2018 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, UNHEIL, 2018
JOHN BOCK, BAUCHHÖHLE BAUCHEN, 2011
JOHN BOCK, BAUCHHÖHLE BAUCHEN, 2011
JOHN BOCK, BAUCHHÖHLE BAUCHEN, 2011
JOHN BOCK, BAUCHHÖHLE BAUCHEN, 2011
Bauchhöhle bauchen Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2011 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, BAUCHHÖHLE BAUCHEN, 2011
JOHN BOCK, LICHTERLOH ROH, 2011
JOHN BOCK, LICHTERLOH ROH, 2011
JOHN BOCK, LICHTERLOH ROH, 2011
JOHN BOCK, LICHTERLOH ROH, 2011
Lichterloh Roh Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2011 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, LICHTERLOH ROH, 2011
JOHN BOCK, MONSIEUR ET MONSIEUR, 2011
JOHN BOCK, MONSIEUR ET MONSIEUR, 2011
JOHN BOCK, MONSIEUR ET MONSIEUR, 2011
JOHN BOCK, MONSIEUR ET MONSIEUR, 2011
Monsieur et Monsieur Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2011 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, MONSIEUR ET MONSIEUR, 2011
JOHN BOCK, NICHTS UNTER DER KINNLADE, 2011
JOHN BOCK, NICHTS UNTER DER KINNLADE, 2011
JOHN BOCK, NICHTS UNTER DER KINNLADE, 2011
JOHN BOCK, NICHTS UNTER DER KINNLADE, 2011
Nichts unter der Kinnlade Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2011 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, NICHTS UNTER DER KINNLADE, 2011
JOHN BOCK, IM SCHATTEN DER MADE, 2010
JOHN BOCK, IM SCHATTEN DER MADE, 2010
JOHN BOCK, IM SCHATTEN DER MADE, 2010
JOHN BOCK, IM SCHATTEN DER MADE, 2010
Im Schatten der Made Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2010 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, IM SCHATTEN DER MADE, 2010
JOHN BOCK, PI-BEAN, 2010
JOHN BOCK, PI-BEAN, 2010
JOHN BOCK, PI-BEAN, 2010
JOHN BOCK, PI-BEAN, 2010
Pi-Bean Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2010 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, PI-BEAN, 2010
JOHN BOCK, SEEWOLF, 2010
JOHN BOCK, SEEWOLF, 2010
JOHN BOCK, SEEWOLF, 2010
JOHN BOCK, SEEWOLF, 2010
Seewolf Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2010 Bock John 4166 4066 4051 4059 11381JOHN BOCK, SEEWOLF, 2010
JOHN BOCK, DIE ABGESCHMIERTE KNICKLENKUNG IM GEPÄCK VERHEDDERT SICH IM WEISSEN HEMD, 2009
JOHN BOCK, DIE ABGESCHMIERTE KNICKLENKUNG IM GEPÄCK VERHEDDERT SICH IM WEISSEN HEMD, 2009
JOHN BOCK, DIE ABGESCHMIERTE KNICKLENKUNG IM GEPÄCK VERHEDDERT SICH IM WEISSEN HEMD, 2009
JOHN BOCK, DIE ABGESCHMIERTE KNICKLENKUNG IM GEPÄCK VERHEDDERT SICH IM WEISSEN HEMD, 2009
Die abgeschmierte Knicklenkung im Gepäck verheddert sich im weißen Hemd Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2009 Bock John 4166 4065 4051 4059 11381JOHN BOCK, DIE ABGESCHMIERTE KNICKLENKUNG IM GEPÄCK VERHEDDERT SICH IM WEISSEN HEMD, 2009
JOHN BOCK, LÜTTE MIT RUCOLA, 2006
JOHN BOCK, LÜTTE MIT RUCOLA, 2006
JOHN BOCK, LÜTTE MIT RUCOLA, 2006
JOHN BOCK, LÜTTE MIT RUCOLA, 2006
Lütte mit Rucola Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2006Der Film Lütte mit Rucola (2006) handelt von einem psychotisch gestörten Mann, dargestellt vom Künstler, der mit einem im Hausflur spielenden und Voodoo-Zauber praktizierenden Mädchen namens Lütte telepathisch kommuniziert. Von ihr ferngelenkt begeht er in seiner Wohnung blutrünstige Morde, foltert und zerstückelt seine Opfer während grausamer Experimente, die er auf der Suche nach existenzieller Orientierung analytisch deutet.
Benny Höhne
The film Lütte mit Rucola (2006) is about a mentally disturbed man, played by the artist, who telepathically communicates with a girl named Lütte who plays in the hallway of the house and practices voodoo magic. Guided by her from afar, he commits bloody murders in his apartment, torturing and cutting up his victims in gruesome experiments, which he interprets analytically on his search for existential orientation.
Benny Höhne
Bock John 4166 4065 4051 4059 11381JOHN BOCK, LÜTTE MIT RUCOLA, 2006
JOHN BOCK, ZEZZIMINNEGESANG, 2006
JOHN BOCK, ZEZZIMINNEGESANG, 2006
JOHN BOCK, ZEZZIMINNEGESANG, 2006
JOHN BOCK, ZEZZIMINNEGESANG, 2006
Zezziminnegesang Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2006Zu Beginn ist alles schwarz. Ein Streichholz flammt auf: man sieht das angespannte, unrasierte Gesicht des Künstlers, der sich eine Zigarette anzündet. Schon ist es wieder dunkel, nur die Glut ist sichtbar, die mit seinen Zügen aufleuchtet. Dann schaltet der Künstler das Licht an, schlägt ein Ei auf, reibt sich die Hüfte mit Eiweiß ein, hält einen Augenblick inne, steigt mühsam von seinem Lager, setzt sich eine Mütze auf, wickelt sich in seinen Bademantel. Als er sich auf eine alte Couch setzt und anfängt, Knöpfe auf ein Kissen zu nähen, sitzt dort bereits eine unheimliche Gestalt mit schwarz geschminktem Gesicht, schwarzer Lockenperücke und Pailletten-Gewand, dargestellt von dem Künstler Adrian Lohmüller. Im Spiegel aber, der vor der Couch steht, ist nur der Künstler-Eremit zu sehen – er springt auf. […]
Im Zezziminnegesang bleibt John Bock fast stumm – er agiert, erklärt sich aber weder den Betrachter*innen noch den anderen Figuren im Video. Mit Hammer und Meißel macht er sich nicht an einem Stein zu schaffen, sondern an einer Dose Ravioli, bis er sie brachial geöffnet hat. Das Essen gestaltet sich schwierig, denn der Löffel ist an einem großen Wohnzimmersessel befestigt, und um das Essen zum Mund zu führen, muss der Sessel über der Schulter in die Luft gestemmt werden. Nach zwei Löffeln ist Schluss, noch ein Schluck Wasser aus dem Gestänge eines Stahlrohrhockers, und dann leckt der Künstler-Eremit einen leeren Küchenschrank aus, der wohl einzige leere Schrank in der Wohnung. Denn sonst ist alles vollgestopft, in der Küche stapeln sich Eierkartons und leere Einmachgläser, durch die Glastüren der im Gang aufgestellten Schrankwand sieht man schier endlose Mengen zusammengefalteter Textilien, Marmeladengläser mit Kompott, darüber Kartons, und an den Wänden lehnen Stapel alter Zeitschriften, die vom Boden bis unter die Decke reichen.
Ein Duell mit dem glamourösen Gespenst, in dem sich beide mit Paketband am Kopf befestigten Rehgeweihen beharken, mutet fast wie eine surreale Hommage an Vito Acconcis Schattenboxer an. Im Anschluss inszeniert der Künstler mit Bildern von Kim Basinger, Günter Grass und einer Geisha, die er aus Zeitschriften gerissen hat und zwischen Gabelzinken steckt, den einzigen Dialog des Films. Der moderne Minnesang vor einem grauen Fernsehschirm ist aber wenig romantisch. Mit John Bocks Stimme heult Kim Basinger: „Ich bin so alleine!“, worauf Günter Grass bereitwillig anbietet: „Ich habe ein Heim für Dich.“ Da will Kim Basinger sofort mitkommen. Ungläubig fragt Grass nach: „Willst Du nicht wissen, was ich alles habe? Ich habe 526 Tassen. Ich habe 396 Gabeln. Ich habe … “ Grass zählt noch unter anderem 8786 Zeitschriften, 795 Bücher, 10 Teppiche und 54 Stöcke auf. Beeindruckt von dieser Aufzählung, gesellt sich die Geisha dazu: „Kann ich auch mit?“ Grass ist großzügig – alle dürfen mit.
Seine ähnlich extensive und wertlose Sammlung nutzt dem Protagonisten wenig, er hat nur die Schattengestalt als stumme und antagonistische Gesellschaft. Er begibt sich auf eine beschwerliche, labyrinthische Kletterpartie durch den Schrank, dazu erklingt der Schlagerklassiker „Grau zieht der Nebel“ von Alexandra: „Könnt ich Dich nur fragen: was ist geschehen, dann werde ich Dir sagen, ich kann Dich verstehen.“ Er dringt in immer neue Schrankabschnitte vor, stößt eine Doppeltür auf und windet sich heraus und schleppt sich ins Badezimmer. Er setzt sich auf die Toilette, würgt und erbricht sich. Hinter ihm schiebt sich an einem immer länger werdenden Rohr ein Wasserhahn bedrohlich auf ihn zu, er spült sich ungerührt den Mund aus. Im Schlafzimmer schlägt der Einsiedler die Decke eines Doppelbettes zurück und legt eine erschreckend realistisch wirkende, mumifizierte Leiche frei. Mit dem Finger fährt er unter ihre Haut und findet grünen Schleim. Das führt zu einem Effekt wie ein Kurzschluss, die Leiche zuckt, aus ihr bricht eruptiv Schleim hervor, parallel dazu beginnt sich das Gespenst in der Küche wie in einem Anfall wild kreischend um die eigene Achse zu drehen. John Bock nimmt die Leiche beinahe zärtlich auf die Arme, wie sonst nur Hollywoodmonster ohnmächtige Blondinen, und verlässt die Wohnung. Vor einem lichtdurchfluteten Waldstück hält er inne. Während in der Wohnung das kreischende Gespenst tobt, verschwindet er mit der Leiche im Unterholz.
Indem er die Leiche befreit, bannt der Protagonist auch die Macht des Gespenstes. John Bock thematisiert in seiner Groteske die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit den inneren Dämonen und die Zerbrechlichkeit der eigenen Identität.
Andreas Schlaegel
Everything is black in the beginning. Then a match is lit, and the artist’s tense, unshaven face can be seen as he lights a cigarette. Everything goes dark again; only the embers that glow with every puff the artist takes are visible. The artist then turns on the light, cracks open an egg, rubs his hips with egg white, pauses for a moment, climbs laboriously from his bed, puts a cap on, and wraps himself in a bathrobe. When he sits down on an old couch and starts sewing buttons on a pillow, an uncanny figure played by the artist Adrian Lohmüller with a blackened face, a curly black wig, and a sequined garment is already sitting there. However, only the artist-hermit can be seen in the mirror standing in front of the couch, and when he notices this he jumps up. […]
Bock remains almost completely silent in Zezziminnegesang; he acts, but he explains nothing to the viewer or the other characters in the video. He tries to use a hammer and a chisel to break open a can of ravioli rather than to chip at a rock, and he continues to try until he succeeds by means of brute force. The meal turns out to be somewhat complicated because his spoon is stuck to a large living-room armchair. This means that to bring the food to his mouth, he must haul the chair in the air over his shoulder. Two spoonfuls are enough. After sipping some water out of a pipe taken from a stool made of tubular steel, the artist-hermit licks out an empty kitchen cabinet—possibly the only empty cupboard in the whole apartment—because everything else seems crammed full of things. Egg cartons and empty canning jars are stacked all over the kitchen. Through the glass doors of the wall unit in the hallway one also sees countless folded textiles, marmalade jars filled with stewed fruit, and cartons overhead, and old newspapers piled up to the ceiling lean against the walls.
The duel with the glamorous apparition, during which both parties battle each other wearing deer antlers taped to their heads with packaging tape, appears like a surreal homage to Vito Acconci’s shadow boxer (Shadow Play, 1970). Afterwards, the artist stages the film’s sole dialogue with pictures of Kim Basinger, Günter Grass, and a geisha that he has ripped out of newspapers and stuck between the prongs of forks. But the modern minnesong performed in front of a gray television screen is not very romantic. Basinger cries out with Bock’s voice, “I am so alone!” Günter Grass has a proposal ready for her: “I have a home for you.” Basinger wants to come along right away. Incredulous, Grass asks her, “Don’t you want to know what I have? I have 526 cups. I have 396 forks. I have . . .” Grass continues to count off 8,786 newspapers, 795 books, 10 carpets, and 54 canes, among other items. Impressed by this inventory, the geisha joins in: “Can I come, too?” Grass is generous: he says everyone can come along.
The protagonist’s extensive and worthless collection, however, does him no good, as his only company is the mute and antagonistic shadow figure, so he sets off on an onerous, labyrinthine climbing tour through the cabinet to the tune of Alexandra’s classic German pop hit “Grau zieht der Nebel.” Alexandra sings, “If I could only ask you what happened, I would tell you I understand.” Again and again, he makes inroads into new sections of the cabinet, flings open the double doors, winds his way back, and drags himself to the bathroom. He sits down on the toilet, retches, and then throws up. Behind him, a pipe to which a faucet is attached starts growing out of the wall and coming threateningly in his direction. Unphased, he turns on the tap and rinses out his mouth. In the bedroom, the artist-hermit pulls back the blanket of a double bed and exposes a horrifying mummified corpse. Probing its skin with his finger, he discovers a green slimy substance. The corpse then jolts as if it had short circuited. As slime oozes out of the corpse’s chest, the apparition in the kitchen simultaneously has a seizure and starts screeching and wildly flailing about in circles. Bock gently takes the corpse in his arms, as a Hollywood monster would do with a comatose blond, and leaves the apartment. He pauses at a sun-drenched piece of woodlands. While the screaming apparition clamors back in the apartment, he disappears with the corpse into the underbrush.
By freeing the corpse, the protagonist also exorcises the apparition’s power. Bock’s grotesque tale deals with the necessity of confronting one’s inner demons and with the frailty of one’s identity.
Andreas Schlaegel
Bock John 4166 4065 4055 4051 4059 11381JOHN BOCK, ZEZZIMINNEGESANG, 2006
MONICA BONVICINI, HAMMERING OUT (AN OLD ARGUMENT), 1998–2003
MONICA BONVICINI, HAMMERING OUT (AN OLD ARGUMENT), 1998–2003
MONICA BONVICINI, HAMMERING OUT (AN OLD ARGUMENT), 1998–2003
MONICA BONVICINI, HAMMERING OUT (AN OLD ARGUMENT), 1998–2003
Hammering Out (an old argument) © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. 1998–2003In der Videoinstallation Hammering Out (an old argument) wird das Aufbrechen von Traditionen oder Konventionen offenbar wörtlich genommen. Man sieht den Arm einer Frau mit einem Vorschlaghammer auf eine weiße Wand einschlagen, bis das Mauerwerk frei liegt. Da auch die Projektionswand eine weiße Wand ist, ergibt sich zunächst ein Trompe-l’œil-artiger Effekt, bei dem die im Video dargestellte Wand ebenso exemplarisch attackiert wird wie jede andere Wand, die sich einem in den Weg stellt. Bonvicinis institutionskritischer Ansatz greift die Wand als ein generisches Stück Architektur an, das als weißer, neutraler, „jungfräulich“ kodifizierter Bildhintergrund dient, und bricht die Wand auf, um die Konstruktion bloß zu legen, und damit den ideologischen Unterbau. Sie enttarnt den Innenraum als kulturell festgelegten Ort, der in seiner Struktur Schmucklosigkeit, Kühle und Rationalität beinhaltet. Die glatten Wände umgrenzen einen Raum von intellektueller, maskulin geprägter Autorität, und damit der Repression, an dem sich die Mechanismen von Macht abzeichnen und den scheinbar neutralen Raum als ein von Irrationalität und Sexualität geprägtes Konstrukt darstellen. Dieser nunmehr mit Trostlosigkeit, Einsamkeit und Verlassenheit assoziierte Raum ist Ausdruck eines Machismo, wie er von einem der Überväter der architektonischen Moderne, Le Corbusier, in seinem Credo formuliert wurde: „Je crois en la peau des choses comme en celle des femmes“ („Ich glaube an die Haut der Dinge wie der von Frauen“) – ebenfalls der Titel von Bonvicinis 1999 entstandenen Installation I Believe in the Skin of Things as in that of Women.
Hammering Out (an old argument) ist somit der Angriff einer Frau auf die chauvinistische Vormachtstellung, die sich in der Architektur widerspiegelt, als Metapher für Geschlechter- und Klassentrennung, und ein Versuch, den Raum als Ort zurückzugewinnen und neu zu besetzen. Doch während der Hammer auf der Wand Verwüstungen anrichtet und durch die Schichten der Wand bricht, schafft er kein Fenster und auch keinen Ausweg, der aus dem Raum herausführte. Freigelegt wird lediglich das architektonische Mauerwerk, das zur Konstruktion einer undurchdringlichen Fassade aus repressiven Ideologien beiträgt.
Angela Rosenberg
The act of breaking with tradition and convention is apparently taken literally in the video installation Hammering Out (an old argument) (1998–2003). One sees a woman’s arm holding a sledgehammer that repeatedly smashes into a white wall until the underlying masonry is revealed. When projected onto a white wall, the video initially has a trompe l’oeil effect whereby the wall attacked in the video represents any wall that stands in one’s way. Bonvicini’s institutional critique assaults the wall as a generic piece of architecture—a background codified as white, neutral, and “virginal”—in order to break it open and reveal not only its construction, but also its ideological substructure. She exposes interior space as a culturally codified site with a structure that is austere, cold, and rational. The smooth walls define a space of intellectual, inherently masculine authority, as well as the repression delineated by mechanisms of power, which represent what appears to be neutral space as a construct characterized by irrationality and sexuality. Associated with bleakness, loneliness, and desolation, this space is an expression of machismo, as articulated in the credo of one of the father figures of architectural modernity, Le Corbusier: “I believe in the skin of things as in that of women”— which is also the title of Bonvicini’s installation from 1999.
Hammering Out (an old argument) is a woman’s attack on the chauvinistic supremacy that is reflected in architecture as a metaphor for the separation of sex and class—an attempt to regain the locus of space and to occupy it anew. However, although the hammer wreaks havoc on the wall and penetrates its different layers, it does not manage to create any window or exit from the space. The only thing revealed is the architectural stonework, which supports the construct of the impenetrable façade of repressive ideologies.
Angela Rosenberg
Bonvicini Monica 4167 4064 4065 4051 4059 11381MONICA BONVICINI, HAMMERING OUT (AN OLD ARGUMENT), 1998–2003
KLAUS VOM BRUCH, DAS ALLIIERTENBAND, 1982
KLAUS VOM BRUCH, DAS ALLIIERTENBAND, 1982
KLAUS VOM BRUCH, DAS ALLIIERTENBAND, 1982
KLAUS VOM BRUCH, DAS ALLIIERTENBAND, 1982
Das Alliiertenband © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. 1982 vom Bruch Klaus 4178 4051 4063 4059 11381KLAUS VOM BRUCH, DAS ALLIIERTENBAND, 1982
IAN CHENG, BOB (BAG OF BELIEFS), 2018–2019
IAN CHENG, BOB (BAG OF BELIEFS), 2018–2019
IAN CHENG, BOB (BAG OF BELIEFS), 2018–2019
IAN CHENG, BOB (BAG OF BELIEFS), 2018–2019
BOB (Bag of Beliefs) Ausschnitt (Bildschirmaufzeichnung). Courtesy of the artist, Gladstone Gallery, Brussels/New York and Pilar Corrias, London. Excerpt (screen recording). Courtesy of the artist, Gladstone Gallery, Brussels/New York and Pilar Corrias, London. 2018–2019 Cheng Ian 4184 4066 12493 4059 11381IAN CHENG, BOB (BAG OF BELIEFS), 2018–2019
IAN CHENG, EMISSARY SUNSETS THE SELF, 2017
IAN CHENG, EMISSARY SUNSETS THE SELF, 2017
IAN CHENG, EMISSARY SUNSETS THE SELF, 2017
IAN CHENG, EMISSARY SUNSETS THE SELF, 2017
Emissary Sunsets The Self Ausschnitt (Bildschirmaufzeichnung). Courtesy of the artist and Pilar Corrias, London. Excerpt (screen recording). Courtesy of the artist and Pilar Corrias, London. 2017Die Echtzeitsimulationen, die unter anderem als Projektion im Ausstellungskontext präsentiert werden, entstehen im 3-D-Videogame-Design mithilfe eines Programms zur Herstellung von Computerspielen. Algorithmen bestimmen eine Ausgangssituation: Es wird eine virtuelle Landschaft festgelegt und ebenso einzelne Charaktere, die sowohl nach einem Skript als auch zufällig agieren können. Danach entwickelt die Simulation sich durch einen eigenständigen Mechanismus weiter. Ihr Verlauf wird in realer Zeit berechnet, Bild und Klang verformen sich live. Ein ephemerer Prozess entfaltet sich, der – genauso wie der Evolutionsprozess – ziellos, ungewiss, endlos und von keiner externen Autorität beeinflussbar ist.
Anna-Alexandra Pfau
The live simulations, which are presented amongst other things as a projection in the exhibition context, emerge in their 3D video game design with the help of a program for the creation of computer games. Algorithms determine an initial situation: A virtual landscape is set up, as are individual characters, who can act both according to a script and randomly. Afterwards the simulation develops further through an independent mechanism. Its course is calculated in real time, and image and sound morph live. An ephemeral process emerges – just like the evolutionary process – aimless, uncertain, endless and without the possibility of being influenced by any external authority.
Anna-Alexandra Pfau
Cheng Ian 4184 4066 4048 4059 11381IAN CHENG, EMISSARY SUNSETS THE SELF, 2017
IAN CHENG, EMISSARY FORKS AT PERFECTION, 2015
IAN CHENG, EMISSARY FORKS AT PERFECTION, 2015
IAN CHENG, EMISSARY FORKS AT PERFECTION, 2015
IAN CHENG, EMISSARY FORKS AT PERFECTION, 2015
Emissary Forks At Perfection Ausschnitt (Bildschirmaufzeichnung). Courtesy of the artist and Pilar Corrias, London. Excerpt (screen recording). Courtesy of the artist and Pilar Corrias, London. 2015Die Echtzeitsimulationen, die unter anderem als Projektion im Ausstellungskontext präsentiert werden, entstehen im 3-D-Videogame-Design mithilfe eines Programms zur Herstellung von Computerspielen. Algorithmen bestimmen eine Ausgangssituation: Es wird eine virtuelle Landschaft festgelegt und ebenso einzelne Charaktere, die sowohl nach einem Skript als auch zufällig agieren können. Danach entwickelt die Simulation sich durch einen eigenständigen Mechanismus weiter. Ihr Verlauf wird in realer Zeit berechnet, Bild und Klang verformen sich live. Ein ephemerer Prozess entfaltet sich, der – genauso wie der Evolutionsprozess – ziellos, ungewiss, endlos und von keiner externen Autorität beeinflussbar ist.
Jede Echtzeitsimulation verbindet Cheng mit einer Erzählung. So gehört Emissary Forks At Perfection (2015) zu einer Serie von Echtzeitsimulationen, die sich der evolutionären Entwicklung des menschlichen Bewusstseins der Vergangenheit und Zukunft widmet. Die erste Episode Emissary in the Squat of Gods (2015) ist von den kontrovers diskutierten Schriften des US-amerikanischen Psychologen Julian Jaynes inspiriert und etwa im 6. Jahrhundert n. Chr. angesiedelt, in der der Mensch laut Jaynes über kein Bewusstsein beziehungsweise autonomes Selbst verfügt haben soll. Emissary Forks At Perfection spielt 1500 Jahre von heute aus gesehen in der Zukunft: Die künstliche Intelligenz Talus Twenty Nine fungiert als Kontrolleur über die Evolution, die Menschheit ist bereits ausgestorben. Als jedoch der tote Körper einer Celebrity des 21. Jahrhunderts ausgegraben wird, schickt Talus Twenty Nine sein hochgeschätztes hundeartiges Super-Haustier Shiba Emissary los, um den Star als Zombie zum Leben zu erwecken und ihn in ihre Welt einzuführen. Die Simulation führt dem egozentrischen Menschen somit vor Augen, dass auch er nur ein Produkt der Evolution und nicht die Krone der Schöpfung ist.
Anna-Alexandra Pfau
The live simulations, which are presented amongst other things as a projection in the exhibition context, emerge in their 3D video game design with the help of a program for the creation of computer games. Algorithms determine an initial situation: A virtual landscape is set up, as are individual characters, who can act both according to a script and randomly. Afterwards the simulation develops further through an independent mechanism. Its course is calculated in real time, and image and sound morph live. An ephemeral process emerges – just like the evolutionary process – aimless, uncertain, endless and without the possibility of being influenced by any external authority.
Cheng combines every real-time simulation with a story. Thus, Emissary Forks At Perfection (2015) belongs to a series of live simulations, which is dedicated to the evolutionary development of the human consciousness of the past and future. The first episode, Emissary in the Squat of Gods (2015), is inspired by the controversially discussed writings of American psychologist Julian Jaynes and is set circa in the sixth century AD in which, according to Jaynes, human beings are supposed to have had no awareness or autonomous self. Emissary Forks At Perfection projects 1500 years into the future viewed from today: Artificial intelligence Talus Twenty Nine functions as a controller of evolution, humanity has already died out. When, however, the dead body of a twenty-first century celebrity is dug up, Talus Twenty Nine sends his much-valued, dog-like super-pet Shiba Emissary to bring the star back to life as a zombie and to introduce him to their world. The simulation presents us with the egocentric human being, showing how this is likewise merely a product of evolution and not the pinnacle of creation.
Anna-Alexandra Pfau
Cheng Ian 4184 4066 4048 4059 11381IAN CHENG, EMISSARY FORKS AT PERFECTION, 2015
IAN CHENG, EMISSARY IN THE SQUAT OF GODS, 2015
IAN CHENG, EMISSARY IN THE SQUAT OF GODS, 2015
IAN CHENG, EMISSARY IN THE SQUAT OF GODS, 2015
IAN CHENG, EMISSARY IN THE SQUAT OF GODS, 2015
Emissary in the Squat of Gods Ausschnitt (Bildschirmaufzeichnung). Courtesy of the artist and Pilar Corrias, London. Excerpt (screen recording). Courtesy of the artist and Pilar Corrias, London. 2015Die Echtzeitsimulationen, die unter anderem als Projektion im Ausstellungskontext präsentiert werden, entstehen im 3-D-Videogame-Design mithilfe eines Programms zur Herstellung von Computerspielen. Algorithmen bestimmen eine Ausgangssituation: Es wird eine virtuelle Landschaft festgelegt und ebenso einzelne Charaktere, die sowohl nach einem Skript als auch zufällig agieren können. Danach entwickelt die Simulation sich durch einen eigenständigen Mechanismus weiter. Ihr Verlauf wird in realer Zeit berechnet, Bild und Klang verformen sich live. Ein ephemerer Prozess entfaltet sich, der – genauso wie der Evolutionsprozess – ziellos, ungewiss, endlos und von keiner externen Autorität beeinflussbar ist.
Jede Echtzeitsimulation verbindet Cheng mit einer Erzählung. So gehört Emissary Forks At Perfection (2015) zu einer Serie von Echtzeitsimulationen, die sich der evolutionären Entwicklung des menschlichen Bewusstseins der Vergangenheit und Zukunft widmet. Die erste Episode Emissary in the Squat of Gods (2015) ist von den kontrovers diskutierten Schriften des US-amerikanischen Psychologen Julian Jaynes inspiriert und etwa im 6. Jahrhundert n. Chr. angesiedelt, in der der Mensch laut Jaynes über kein Bewusstsein beziehungsweise autonomes Selbst verfügt haben soll. Emissary Forks At Perfection spielt 1500 Jahre von heute aus gesehen in der Zukunft: Die künstliche Intelligenz Talus Twenty Nine fungiert als Kontrolleur über die Evolution, die Menschheit ist bereits ausgestorben. Als jedoch der tote Körper einer Celebrity des 21. Jahrhunderts ausgegraben wird, schickt Talus Twenty Nine sein hochgeschätztes hundeartiges Super-Haustier Shiba Emissary los, um den Star als Zombie zum Leben zu erwecken und ihn in ihre Welt einzuführen. Die Simulation führt dem egozentrischen Menschen somit vor Augen, dass auch er nur ein Produkt der Evolution und nicht die Krone der Schöpfung ist.
Anna-Alexandra Pfau
The live simulations, which are presented amongst other things as a projection in the exhibition context, emerge in their 3D video game design with the help of a program for the creation of computer games. Algorithms determine an initial situation: A virtual landscape is set up, as are individual characters, who can act both according to a script and randomly. Afterwards the simulation develops further through an independent mechanism. Its course is calculated in real time, and image and sound morph live. An ephemeral process emerges – just like the evolutionary process – aimless, uncertain, endless and without the possibility of being influenced by any external authority.
Cheng combines every real-time simulation with a story. Thus, Emissary Forks At Perfection (2015) belongs to a series of live simulations, which is dedicated to the evolutionary development of the human consciousness of the past and future. The first episode, Emissary in the Squat of Gods (2015), is inspired by the controversially discussed writings of American psychologist Julian Jaynes and is set circa in the sixth century AD in which, according to Jaynes, human beings are supposed to have had no awareness or autonomous self. Emissary Forks At Perfection projects 1500 years into the future viewed from today: Artificial intelligence Talus Twenty Nine functions as a controller of evolution, humanity has already died out. When, however, the dead body of a twenty-first century celebrity is dug up, Talus Twenty Nine sends his much-valued, dog-like super-pet Shiba Emissary to bring the star back to life as a zombie and to introduce him to their world. The simulation presents us with the egocentric human being, showing how this is likewise merely a product of evolution and not the pinnacle of creation.
Anna-Alexandra Pfau
Cheng Ian 4184 4066 4048 4059 11381IAN CHENG, EMISSARY IN THE SQUAT OF GODS, 2015
JACKY CONNOLLY, ANHEDONIA (FULL LENGTH FEATURE), 2017
JACKY CONNOLLY, ANHEDONIA (FULL LENGTH FEATURE), 2017
JACKY CONNOLLY, ANHEDONIA (FULL LENGTH FEATURE), 2017
JACKY CONNOLLY, ANHEDONIA (FULL LENGTH FEATURE), 2017
Anhedonia (full length feature) Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2017In Anhedonia (2017), einem Machinima-Film in sechs Abschnitten, zeigt Jacky Connolly eine geheimnisvolle Wohngemeinschaft im virtuellen Süden der USA. Verschiedene Avatare, deren Leben stark von Bildschirmen bestimmt wird, leben in drei kleinen Gebäuden in der Nähe eines Rangierbahnhofes.
Mit zunehmender Intensität tauchen Bilder von Anderswo auf, während die Grenzen des Films von den visuellen und auditiven Halluzinationen der Charaktere aufgebrochen werden. Diese psychotischen Momente eröffnen Einblicke in die gemeinsame Geschichte der Figuren sowie in die dissoziative Atmosphäre ihrer kulturellen Umgebung.
In Anhedonia (2017), a machinima film with six chapters, Jacky Connolly turns her filmmaking practice towards a mysterious group home in the virtual American South. Several avatars live in three small buildings near the town’s railroad yard, where their lives are punctuated by hours spent in front of a screen.
Images from elsewhere begin to intrude with mounting intensity, as the boundaries of the film are fractured by the characters’ visual and auditory hallucinations. These moments of psychosis give insight into the characters’ shared histories, as well as the dissociative atmosphere of their cultural landscape.
JACKY CONNOLLY, ANHEDONIA (FULL LENGTH FEATURE), 2017
MATT COPSON, ANARCHIST, 2015
MATT COPSON, ANARCHIST, 2015
MATT COPSON, ANARCHIST, 2015
MATT COPSON, ANARCHIST, 2015
Anarchist Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesen sechs Soundarbeiten ruft Reynard, ein oft verleumdeter Fuchs auf der Suche nach Linderung seiner Probleme, wahllos eine Reihe von telefonischen Beratungsstellen an – von einer Bank, über einen Buchladen bis hin zu seiner Mutter.
In these 6 sound works, Reynard–a maligned fox, indiscriminately calls a number of helplines (from a bank to an Anarchist bookshop to his own mother) in search of a remedy for his woes.
Copson Matt 4189 4066 4046 4059 12509 11381MATT COPSON, ANARCHIST, 2015
MATT COPSON, BOOTY CALL, 2015
MATT COPSON, BOOTY CALL, 2015
MATT COPSON, BOOTY CALL, 2015
MATT COPSON, BOOTY CALL, 2015
Booty Call Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesen sechs Soundarbeiten ruft Reynard, ein oft verleumdeter Fuchs auf der Suche nach Linderung seiner Probleme, wahllos eine Reihe von telefonischen Beratungsstellen an – von einer Bank, über einen Buchladen bis hin zu seiner Mutter.
In these 6 sound works, Reynard–a maligned fox, indiscriminately calls a number of helplines (from a bank to an Anarchist bookshop to his own mother) in search of a remedy for his woes.
Copson Matt 4189 4066 4046 4059 12509 11381MATT COPSON, BOOTY CALL, 2015
MATT COPSON, BROADCAST, 2015
MATT COPSON, BROADCAST, 2015
MATT COPSON, BROADCAST, 2015
MATT COPSON, BROADCAST, 2015
Broadcast Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesen sechs Soundarbeiten ruft Reynard, ein oft verleumdeter Fuchs auf der Suche nach Linderung seiner Probleme, wahllos eine Reihe von telefonischen Beratungsstellen an – von einer Bank, über einen Buchladen bis hin zu seiner Mutter.
In these 6 sound works, Reynard–a maligned fox, indiscriminately calls a number of helplines (from a bank to an Anarchist bookshop to his own mother) in search of a remedy for his woes.
Copson Matt 4189 4066 4046 4059 12509 11381MATT COPSON, BROADCAST, 2015
MATT COPSON, INHERITED DEFICIT, 2015
MATT COPSON, INHERITED DEFICIT, 2015
MATT COPSON, INHERITED DEFICIT, 2015
MATT COPSON, INHERITED DEFICIT, 2015
Inherited Deficit Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesen sechs Soundarbeiten ruft Reynard, ein oft verleumdeter Fuchs auf der Suche nach Linderung seiner Probleme, wahllos eine Reihe von telefonischen Beratungsstellen an – von einer Bank, über einen Buchladen bis hin zu seiner Mutter.
In these 6 sound works, Reynard–a maligned fox, indiscriminately calls a number of helplines (from a bank to an Anarchist bookshop to his own mother) in search of a remedy for his woes.
Copson Matt 4189 4066 4046 4059 12509 11381MATT COPSON, INHERITED DEFICIT, 2015
MATT COPSON, LETTER FROM WAR, 2015
MATT COPSON, LETTER FROM WAR, 2015
MATT COPSON, LETTER FROM WAR, 2015
MATT COPSON, LETTER FROM WAR, 2015
Letter from War Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesen sechs Soundarbeiten ruft Reynard, ein oft verleumdeter Fuchs auf der Suche nach Linderung seiner Probleme, wahllos eine Reihe von telefonischen Beratungsstellen an – von einer Bank, über einen Buchladen bis hin zu seiner Mutter.
In these 6 sound works, Reynard–a maligned fox, indiscriminately calls a number of helplines (from a bank to an Anarchist bookshop to his own mother) in search of a remedy for his woes.
Copson Matt 4189 4066 4046 4059 12509 11381MATT COPSON, LETTER FROM WAR, 2015
MATT COPSON, OH-REG-AH-NO, 2015
MATT COPSON, OH-REG-AH-NO, 2015
MATT COPSON, OH-REG-AH-NO, 2015
MATT COPSON, OH-REG-AH-NO, 2015
Oh-reg-ah-no Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesen sechs Soundarbeiten ruft Reynard, ein oft verleumdeter Fuchs auf der Suche nach Linderung seiner Probleme, wahllos eine Reihe von telefonischen Beratungsstellen an – von einer Bank, über einen Buchladen bis hin zu seiner Mutter.
Matt Copson
In these 6 sound works, Reynard–a maligned fox, indiscriminately calls a number of helplines (from a bank to an Anarchist bookshop to his own mother) in search of a remedy for his woes.
Matt Copson
Copson Matt 4189 4066 4046 4059 12509 11381MATT COPSON, OH-REG-AH-NO, 2015
KEREN CYTTER, FOUR SEASONS, 2009
KEREN CYTTER, FOUR SEASONS, 2009
KEREN CYTTER, FOUR SEASONS, 2009
KEREN CYTTER, FOUR SEASONS, 2009
Four Seasons Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne. Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne. 2009 Cytter Keren 4192 4065 4051 4059 11381KEREN CYTTER, FOUR SEASONS, 2009
KEREN CYTTER, UNTITLED, 2009
KEREN CYTTER, UNTITLED, 2009
KEREN CYTTER, UNTITLED, 2009
KEREN CYTTER, UNTITLED, 2009
Untitled Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne. Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne. 2009Das Video Untitled (2009) entspricht der wahren Geschichte eines Jungen, der aus Eifersucht die Geliebte seines Vaters erschoss. Es entstand aber vor allem unter dem direkten Einfluss von John Cassavetes Film Opening Night (1977). Gena Rowlands stellte in diesem Film eine Schauspielerin dar, die sich mit ihrem privaten Leben konfrontiert sieht und die Identität sowohl ihres Bühnencharakters wie auch ihres eigenen Ichs hinterfragt, und Cytter wiederum zum Plot ihres Videos inspirierte. Cytter drehte vor einem Live-Publikum im Hebbel-Theater Berlin entgegen ihrer bis dahin üblichen Low-Budget-Praxis, mit Laiendarstellern zu arbeiten, und in ihrer Berliner Wohnung, in Cafés oder Straßen der Stadt zu drehen. Mit Bernhard Schütz und Carolin Peters treten nun zwei der profiliertesten deutschen Darsteller des psychologisierenden und melodramatischen Schauspiels auf.
Wie Opening Night behandelt Untitled die Verwendung der Bühne im Film und des Films als Bühne, auf der menschliche Beziehungen und der durch die Kamera kreierte Raum thematisiert werden. Die Darstellung auf und hinter der Bühne ist angesichts der Rasanz der Story und der nah an den Darstellern strudelnden Kameraführung nicht mehr unterscheidbar. Die Ambiguität von Realität und Fiktion wird zum Thema, insbesondere wenn das Livepublikum und der Zuschauerraum zum Bestandteil der filmischen Darstellung werden. Dementsprechend wurde Untitled bei der Premiere der von Daniel Birnbaum kuratierten Ausstellung Making Worlds auf der Biennale in Venedig 2009 in einer an den Publikumsraum eines antiken Theaters anspielenden Tribünenarchitektur inszeniert, so als sei der*die Betrachter*in Teil des im Film dargestellten Livepublikums.
Cytters an sich schon komplexe Dialogstrukturen und ihre assoziativ mäandernde Sprache entsprechen den wiederkehrenden Handlungsschleifen, in denen sich die Geschichte ihrem dramatischen Höhepunkt entgegenschraubt. Die Künstlerin setzt den Loop im plötzlichen Wechsel der filmischen Wirklichkeitsebenen entsprechend der rhizomatischen Überschneidungen innerhalb der vielfach verflochtenen Struktur argumentativ ein. Der Plot wird zwei Mal mit jeweils unterschiedlichen Endsequenzen nacheinander eingefügt, wobei erst am Ende der Wiederholung der fatale Schuss fällt. Mit asynchronen Neumontagen von Sätzen und Bildern lässt sie das Zeitkontinuum zersplittern, was dem Film „auf seiner unsichtbaren ‚Rückseite‘ aber der Tonspur einen idealen ‚Auftrittsraum‘ und Aufmerksamkeitsraum bereitet“.1 Es entsteht eine Distanz zwischen Text und Akteuren, deren Sprechen oder Denken wie ein nachhallender innerer Monolog erscheint, während die Figuren die Szene längst verlassen haben. Der häufige Perspektivwechsel der Kamera entspricht der temporeichen Handlung innerhalb der angespannten Atmosphäre und betont so die Zerrüttung der Protagonisten. Simultan reflektiert Cytters Einsatz dieses beinahe brechtschen Verfremdungseffekts eine wie selbstverständlich angenommene medialisierte Realität.2
Anke Volkmer
1 Mirjam Schaub: „Nicht für zu leicht befunden. Keren Cytters Videoarbeiten und der erklärte Versuch, sich nicht taxieren zu lassen“, in: Ars Viva, 08/09, Inszenierung/Mise en Scène. Keren Cytter, Manuel Graf, Simon Dybbroe-Møller, Tris Vonna-Michell. S. 58–65, hrsg. vom Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V., Ostfildern 2008, S. 59.
2 Doris Krystof: „Keren Cytter. Victim“, in: Talking Pictures. Theatralität in zeitgenössischen Film- und Videoarbeiten, hrsg. von Doris Krystof und Barbara J. Scheuermann, Ausst.-Kat. K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Köln 2007, S. 30–44, hier S. 32.
The video UNTITLED (2009) tells the true story of a youngster who shot his father’s lover out of jealousy. But it was above all directly influenced by John Cassavetes’s film Opening Night (1977). In the film, Gena Rowlands played an actress who sees herself confronted with her private life and questions the identity both of her stage character and of her own self—and it is this figure who in turn provides the inspiration for the plot of Cytter’s video. In contrast to her usual low-budget videos, where she works with amateur actors, and shoots scenes in her Berlin apartment, in cafés or streets in the city, Cytter filmed the piece in question in front of a live audience at the Hebbel Theater Berlin. Indeed, the video features Bernhard Schütz and Carolin Peters, two of the best-known German actors when it comes to psychologizing and melodramatic roles. The theme addressed in UNTITLED, as in Opening Night, is the use of the stage in films and the film as a stage on which human relationships and the space created by the camera are themselves staged. Given the speed of the story and the quick close-up camera shots of the actors, it becomes impossible to distinguish what is happening on and behind the stage. The result is to highlight the ambiguous relationship of reality and fiction, especially when the live audience and the auditorium become part of the cinematic depiction. Accordingly, at the premier of the Making Worlds exhibition curated by Daniel Birnbaum at the Venice Biennale in 2009, UNTITLED was presented on a set featuring stands reminiscent of a classical Greek theater as if the visitors were part of the live audience portrayed in the film.
Cytter’s complex dialogue structures and the associative, meandering language she prefers correspond to the recurring plot loops in which the story unwinds toward its dramatic climax. She uses the loop as a rhetorical device, cut against sudden changes in the level of film reality, to emulate rhizomatic overlaps within what is a highly interwoven filmic fabric. The plot plays out twice each time with different final sequences inserted, but it is only at the end of the repetition that the fatal shot falls. With asynchronous new montages of sentences and images Cytter cracks up linear time, creating an “ideal performative space and source of attention on the film’s ‘invisible reverse’ and in the sound track.”1 A distance is created between text and actors, whose speaking or thought seems to echo like some internal monologue after the figures have long since stepped out of the scene. The frequent change in camera angle corresponds to the rapid action within the tense atmosphere and emphasizes how the protagonists gradually break down. Simultaneously, Cytter’s use of this almost Brechtian alienation effect reflects a media-processed reality that is accepted unquestioningly.2
1 Mirjam Schaub, “Not Taken Lightly. Keren Cytter’s Video Works and her Refusal to Be Categorized,” in Ars Viva, 08/09, production/mise en scène, Keren Cytter, Manuel Graf, Simon Dybbroe-Møller, Tris Vonna-Michell, pp. 66–71, ed. by Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. (Ostfildern, 2008), p. 67.
2 Doris Krystof, “Keren Cytter: The Victim,” in Talking Pictures: Theatricality in Contemporary Film and Video Art, ed. by Doris Krystof and Barbara J. Scheuermann, exh. cat. K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Duesseldorf, 18 August–4 November, 2007 (Cologne, 2007), pp. 30–44, here p. 32.
Anke Volkmer
KEREN CYTTER, UNTITLED, 2009
KEREN CYTTER, LES RUISSELLEMENTS DU DIABLE, 2008
KEREN CYTTER, LES RUISSELLEMENTS DU DIABLE, 2008
KEREN CYTTER, LES RUISSELLEMENTS DU DIABLE, 2008
KEREN CYTTER, LES RUISSELLEMENTS DU DIABLE, 2008
Les Ruissellements du Diable Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne. Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne. 2008Les Ruissellements du Diable (2008) ist die französische Übersetzung des Originaltitels der ideengebenden Kurzgeschichte „Las babas del diablo“ des argentinischen Autors Julio Cortázar aus dem Jahr 1958, die auf Englisch „The Devil’s Drool“ heißt. Die Erzählung wurde 1966 von Michelangelo Antonioni in seinem ikonischen Film „Blow-Up“ adaptiert, allerdings mit nicht unwesentlich modifiziertem Plot und ohne die die literarische Vorlage auszeichnende diskontinuierliche Narration aus verschiedenen Erzählerperspektiven. Cytters Video greift in einigen Passagen den Text von Cortázar auf, allerdings nicht ohne die für ihren Stil kennzeichnende Freude an überraschenden Wendungen, Verzweigungen und Verwirrungen. Mit den Worten „My name is Michelle. I’m a translator and in my spare time an amateur photographer“, schlüpft Cytters Darstellerin in die Rolle des literarischen Protagonisten Michel und das Suchspiel um Geschlechterrollen und Identitäten beginnt. Im Fokus steht wie schon bei Cortázar die Lust am reinen Beobachten als distanzierte aber umso leidenschaftlichere Art des sexuellen Begehrens, die Voyeure ausmacht. Cytters Michelle erscheint zunächst medial verfremdet auf dem TV-Schirm, ihr Filmpartner tritt als ihr erregter Zuschauer in Erscheinung. Die wahrheitssuchende Kameraführung von Antonioni, die mit fotografischer Vergrößerung arbeitet, blitzt bei Cytter nur vereinzelt auf. Viel eindringlicher erscheint in ihrem Film Cortázars halluzinatorisch mäandernder Erzählfluss, der zwischen einem beobachtenden Erzähler in der ersten und dritten Person, zwischen aktiv und passiv sowie zwischen einem kollektiven „wir“ abwechselt. Cytter vermittelt damit nicht allein durch sprachliche Dissoziationen splitterhafte Wahrnehmung, sondern visualisiert sie in ihrer filmischen Ästhetik, in der Montage von prägnanten Match-Cuts. Mann und Frau begegnen sich, aber ihre gegenseitige Begierde findet nur in der jeweiligen subjektiven Imagination Erfüllung.
Anke Volkmer
Les Ruissellements du Diable (2008) is the French translation of the original title of the inspiring short story “Las babas del diablo” by the Argentinian author Julio Cortázar from 1958, called “The Devil’s Drool” in English. The story was adapted in 1966 by Michelangelo Antonioni in his iconic film “Blow-Up,” although with a not-insignificantly modified plot, and without the discontinuous narration from different perspectives that marked the literary original. Cytter’s video picks up the text by Cortázar in some passages, however not without the delight for surprising phrases, ramifications, and perplexities that is characteristic of her style. With the words “My name is Michelle. I’m a translator and in my spare time an amateur photographer,” Cytter’s performer slips into the role of the literary protagonist Michel, and the game of gender role and identity hide-and-seek begins. The focus is on the desire, as by Cortázar, for pure observation as a distancing but more passionate kind of sexual lust, typical of voyeurs. Cytter’s Michelle seems initially alienated on the TV screen, her co-performer appearing in the guise of an aroused viewer. Antonioni’s truth-seeking cinematography, which works with photographic enlargement, flashes up only sporadically with Cytter. Cortázar’s hallucinatory, meandering narrative flow—which switches between an observing narrator in the first and third person, between active and passive, as well as among a collective “we”—appears in her film much more forcefully. Through this Cytter conveys not just fragmented perception by means of linguistic dissociations, but visualizes it in her filmic aesthetic, in a montage of succinct match cuts. Man and woman encounter one another, but their mutual desire finds fulfillment only in their respective subjective imaginations.
Anke Volkmer
Cytter Keren 4192 4066 4051 4059 11381KEREN CYTTER, LES RUISSELLEMENTS DU DIABLE, 2008
JEN DENIKE, THE PIMP, 2015
JEN DENIKE, THE PIMP, 2015
JEN DENIKE, THE PIMP, 2015
JEN DENIKE, THE PIMP, 2015
The Pimp Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. 2015 DeNike Jen 4194 4066 4051 4059 11381JEN DENIKE, THE PIMP, 2015
JEN DENIKE, FELL, 2006
JEN DENIKE, FELL, 2006
JEN DENIKE, FELL, 2006
JEN DENIKE, FELL, 2006
Fell Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. 2006 DeNike Jen 4194 4065 4051 4059 11381JEN DENIKE, FELL, 2006
JEN DENIKE, GIRLS LIKE ME, 2006
JEN DENIKE, GIRLS LIKE ME, 2006
JEN DENIKE, GIRLS LIKE ME, 2006
JEN DENIKE, GIRLS LIKE ME, 2006
Girls like me Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. 2006Drei junge Frauen räkeln sich, hingebungsvoll die Füße liebkosend und sich dabei gegenseitig die Zehen leckend und an ihnen nuckelnd, kreuz und quer auf einem Bett. Im Hintergrund singt eine Mädchenband als Intro den titelgebenden Song des Videos Girls like me (2006).
Wie in Wrestling (2002) und Dunking (2003) konzentriert sich Jen DeNike auf die Wiederholung minimaler, jedoch nur scheinbar simpler Handlungen als formales Element, und wiederum ist die erotische Aufladung der Szene ungewiss. Alle auf dieser vermeintlich bukolischen Spielwiese sind mit unschuldigen, weißen Baumwollhemdchen und -höschen bekleidet. Auch die spielerisch, aber dennoch teilnahmslos ausgetauschten Zärtlichkeiten überschreiten nur marginal ein typisches Girlie-Gruppenritual, wie es sich beispielsweise in einer Pyjamaparty oder gegenseitigem Fußnägellackieren äußert. Lediglich der Mund, einerseits als Ursprung des Austauschs von Oralsex, andererseits als Quelle der Befriedigung beim Saugen an der Mutterbrust, verleiht der Aktion ihren doppeldeutigen, zwischen Sexualität und Nestwärme changierenden Reiz.1
Während junge Mädchen oft Hand in Hand durch die Stadt laufen oder sich gegenseitig die Haare frisieren, um ihre Zuneigung zu zeigen, scheint das Sich-Raufen für männliche Jugendliche in seinem Wechselspiel von Selbstbehauptung, Ablehnung und Anerkennung oft die einzige Form zu sein, einander berühren zu dürfen.2 Die Darstellungen des Rollenverhaltens junger Amerikaner*innen und natürlich des Individuums in diesen von Jen DeNike künstlich inszenierten sozialen Interaktionen sind immer Porträts und Archetypen zugleich. Damit dringt die Künstlerin zu essenziellen Fragestellungen nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft und deren sozialen Determinierungen vor.
Anke Volkmer
1 Vgl. Katharina Fichtner, „Jen DeNike“, in: Into Me/Out of Me, Ausst.-Kat. P.S.1 Contemporary Art Center, Long Island City, New York; KW–Institute for Contemporary Art, Berlin, S. 521.
2 Vgl. http://www.art-in-berlin.de/incbmeld.php?id=1123 [abgerufen am 8. Februar 2009].
In Girls like me (2006), three young women loll about every which way on a bed, raptly fondling one another’s feet, and licking and sucking each other’s toes. As an intro, a girl band in the background sings the song from which the video takes its name. As in Wrestling (2002) and Dunking (2003), DeNike concentrates here on the repetition of minimal yet seemingly simple acts as a formal element. Again, the erotic charge of the scene is ambiguous. All the girls who appear in this supposedly bucolic playground are dressed in innocent, white cotton undershirts and panties. The playful, but nevertheless impassively exchanged, endearments they perform only go marginally beyond the typical “girlie” rituals—for example, painting each other’s toenails— that usually occur in situations like pajama parties. Only the involvement of the mouth, which is integral in the act of oral sex on the one hand and yet is the source of the satisfaction that is derived from suckling a mother’s breast on the other, lends the action its ambiguous charm, which oscillates between an atmosphere of sexuality and one of loving security.1
While young girls often stroll through the city holding hands or do each other’s hair to express affection, for young men, fighting one another with a mix of self-assertion, rejection, and recognition seems to be the only way in which they are allowed to touch each other.2 DeNike’s works portray the typological behavioral roles of young Americans as much as they do the individuals chosen to enact the artificially staged social interactions that the films document, thus making these pieces both portraits and archetypes. The artist penetrates into the realm of fundamental questions by addressing the relationship between the individual and society.
Anke Volkmer
1 See Katharina Fichtner, “Jen DeNike,” in Into Me/Out Of Me, exh. cat. P.S.1 Contemporary Art Center, Long Island City, and KW–Institute for Contemporary Art, Berlin (Berlin, 2006), p. 521.
2 See http://www.art-in-berlin.de/incbmeld.php?id=1123 (accessed February 22, 2009).
DeNike Jen 4194 4065 4051 4059 11381JEN DENIKE, GIRLS LIKE ME, 2006
JEN DENIKE, SHIPWRECK, 2005
JEN DENIKE, SHIPWRECK, 2005
JEN DENIKE, SHIPWRECK, 2005
JEN DENIKE, SHIPWRECK, 2005
Shipwreck Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. 2005 DeNike Jen 4194 4065 4051 4059 11381JEN DENIKE, SHIPWRECK, 2005
JEN DENIKE, THE DEADMAN’S FLOAT, 2005
JEN DENIKE, THE DEADMAN’S FLOAT, 2005
JEN DENIKE, THE DEADMAN’S FLOAT, 2005
JEN DENIKE, THE DEADMAN’S FLOAT, 2005
The Deadman’s Float Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. 2005 DeNike Jen 4194 4065 4051 4059 11381JEN DENIKE, THE DEADMAN’S FLOAT, 2005
JEN DENIKE, DUNKING, 2003
JEN DENIKE, DUNKING, 2003
JEN DENIKE, DUNKING, 2003
JEN DENIKE, DUNKING, 2003
Dunking Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. 2003Eine ähnliche ritualisierte Kampfsituation wie Wrestling (2002) zeigt Dunking (2003). Jen DeNike richtet auch hier ihren Blick auf ein männliches Freundschaftsritual von libidinöser Qualität. Bis zur Hüfte in paradiesisch hellgrünem Wasser voller Sonnenreflexe stehend, greifen zwei athletische junge Männer – ein Farbiger und ein Weißer, beide vielleicht Mitte zwanzig – einander an und zwingen sich prustend und spritzend unter Wasser. Hinter einer solchen stilisierten Selbsterprobung entlarvt die Künstlerin vertraute Machtgesten samt der darin implizierten Inszenierungen. Aber in diesem Rivalenspiel um Rang und Prestige findet ein Bruch statt, an dem die authentische Geste endet und das „Posing“ beginnt. Jen DeNike spielt hier verstärkt mit dem voyeuristischen Moment, denn die Betracher- beziehungsweise Kameraposition aus der Vogelperspektive verharrt still, fast wie ein zunächst flüchtiger Blick eines heimlichen Beobachters.
Die Künstlerin, die in New York lebt und arbeitet, dreht mit Laien, die sie nur vage kennt. Die Darsteller von Dunking beispielsweise traf sie während eines Aufenthalts in Louisiana. Dort schoss sie auch an einem Naturwasserbecken das Video.
Anke Volkmer
Dunking (2003) depicts a similarly ritualized fight situation like Wrestling (2002). Here DeNike again focuses her attention on male friendship rituals with a libidinous quality. Standing up to their waists in bright-green, paradisiacal water that is reflecting the rays of the sun, two young, athletic men—one black, the other white, and both in their mid-twenties—throw themselves at each other and attempt with snorts and splashes to dunk the other under the water. Once again, the artist exposes the familiar gestures of power and the stagings implied by them which lay behind such stylized self-testing. However, a break occurs in this game between rivals struggling for status and prestige, one in which authentic actions end and a sort of “posing” begins. DeNike increasingly plays with voyeuristic moments in the work, as the high-angle perspective of her camera, and hence of the viewer, freezes in a manner that suggests the furtive glance of a secret observer.
The artist, who lives and works in New York, makes her films using amateurs with whom she is only vaguely familiar. She met the performers who appear in Dunking, for example, during a stay in Louisiana and filmed them there in a natural water basin.
Anke Volkmer
DeNike Jen 4194 4065 4051 4059 11381JEN DENIKE, DUNKING, 2003
JEN DENIKE, WRESTLING, 2002
JEN DENIKE, WRESTLING, 2002
JEN DENIKE, WRESTLING, 2002
JEN DENIKE, WRESTLING, 2002
Wrestling Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. Courtesy of the artist and Anat Ebgi Gallery, Los Angeles. 2002Keuchend vor lustvoller Angriffswut stürzen zwei Kerle im Teenageralter aufeinander zu, nehmen sich in den Schwitzkasten und wälzen sich durch das Gras einer idyllischen Sommerwiese. Das Kräfteverhältnis zwischen den Kontrahenten ist ausgewogen und man ahnt bereits, dass es hier letztlich nicht um Sieg oder Niederlage geht. Beide sind ständig in Bewegung, kaum kniet der eine auf dem anderen, wird er gleich darauf bezwungen und unterworfen und so fort.
So schwankt die Stimmung in Wrestling (2002) zwischen der latenten Aggression einer schwelenden, unüberwindbaren Rivalität und der Leichtigkeit eines sorgenfreien Sommertags voller verspieltem, jugendlichem Übermut. Obwohl die Jungen lässig mit Jeans und T-Shirt bekleidet sind, hinterlässt ihr Gerangel eine durchaus erotische Vorstellung. Jen DeNike umkreist die Szene zunächst von oben mit der Handkamera, um dann zuweilen die Kämpfer auf dem Rasen auf Augenhöhe zu filmen. So verwischt die Künstlerin subtil die Grenze zwischen Familienschnappschuss und homoerotischem Pin-up und verweist zudem auf die Doppeldeutigkeit und das Transitorische des emotionsgeladenen körperlichen Zustands der Adoleszenz.
Anke Volkmer
Gasping with an almost lustful aggressiveness, two teenage boys rush each other, put a stranglehold on one another, and then writhe about on the grass of an idyllic summer pasture. The strength of the opponents is roughly equal, and the viewer already takes it for granted that this is ultimately not a struggle characterized by the goal of victory or the risk of defeat. The boys are in constant movement; one of them has hardly wrestled the other to the ground with his knees before he himself is overwhelmed and knocked down, and so forth.
The atmosphere of Wrestling (2002) thus oscillates between the latent aggressiveness of a burning, adamant rivalry and the ease of a carefree summer day bursting with the playful enthusiasm of adolescence. Although the boys are casually dressed in jeans and T-shirts, their tussle does have a certain erotic impact. The artist of the work, Jen DeNike, generally films the scene from above with a handheld camera, but she also occasionally records the fight from the ground at normal eye level. By introducing this change in the camera’s perspective now and then, the artist subtly blurs the line that separates a family snapshot-type image from one echoing a homoerotic pinup while simultaneously emphasizing the ambiguity and transitoriness of the emotion-filled physical state of adolescence.
Anke Volkmer
DeNike Jen 4194 4065 4051 4059 11381JEN DENIKE, WRESTLING, 2002
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, THE EXPERIMENT, 2009
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, THE EXPERIMENT, 2009
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, THE EXPERIMENT, 2009
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, THE EXPERIMENT, 2009
The Experiment © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artists and Gió Marconi, Milan. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artists and Gió Marconi, Milan. 2009Die Dreikanal-Videoinstallation The Experiment (2009), bestehend aus den Videos Forest, Cave und Greed, wurde erstmals 2009 auf der 53. Biennale von Venedig präsentiert. Während Greed aufgrund von biblischen Symbolen auf Macht, Gier und sexuelle Gewalt innerhalb der katholischen Kirche anspielt, widmen sich Cave und Forest den Themen Exhibitionismus, Voyeurismus und Sadismus. Auf den ersten Blick suggerieren die schrillbunten Staffagen eine niedliche, belustigende Szenerie. Doch die Idylle trügt: Hinter der Fassade kommt eine Welt zum Vorschein, die jenseits von Gut und Böse zu sein scheint und schonungslos die Abgründe der Gesellschaft offenbart. Die Knetfiguren leben ihre sexuellen Lüste aus oder werden auf brutaler Weise gequält, sodass die Szenen einerseits eine Faszination des Verbotenen und anderseits ein abstoßendes Gefühl auf die Betrachter*innen ausüben.
Anna-Alexandra Pfau
The three-channel video installation The Experiment (2009), which consists of the videos Forest, Cave and Greed, was first screened in 2009 at the 53rd Venice Biennale. While Greed alludes with Biblical symbols to power, greed and sexual violence within the Catholic Church, Cave and Forest focus on issues of exhibitionism, voyeurism and sadism. At first glance, the colorful figures in painted scenery suggest a cute, funny scene. But the idyll is deceptive: Behind the facade, a world seemingly beyond good and evil comes to light, revealing the abysses of society in a brutally honest fashion. The Plasticine figures live out their sexual desires or are tortured with great brutality. In this way the scenes trigger in the viewer both a sense of fascination with something forbidden and at the same time kindle a sense of repugnance.
Anna-Alexandra Pfau
Nathalie Djurberg & Hans Berg Nathalie Djurberg & Hans BergKünstlerduo, bestehend aus:
Artist duo, consisting of:
8982 4065 4051 4049 4059 11381NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, THE EXPERIMENT, 2009
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, IT’S THE MOTHER, 2008
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, IT’S THE MOTHER, 2008
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, IT’S THE MOTHER, 2008
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, IT’S THE MOTHER, 2008
It’s the Mother © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artists and Gió Marconi, Milan. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artists and Gió Marconi, Milan. 2008In It’s the Mother thematisiert sie, ähnlich wie in Family Heart (2007) oder Once Removed on My Mother’s Side (2008), das Verhältnis von Mutter und Kind. Diese besondere, enge Bindung wird in allen drei Werken zur Qual, die emotionale Abhängigkeit zur Tortur. In dem Animationsfilm Once Removed on My Mother’s Side beispielsweise wird die fettleibige und aufgrund dessen pflegebedürftige Mutter kontrastierend von einer viel zu dürren, ausgemergelten Tochter versorgt, die dieser Aufgabe überhaupt nicht gewachsen ist. Die rein äußerliche Diskrepanz der beiden drückt das buchstäbliche Ungleichgewicht in ihrem Verhältnis aus. Schlussendlich legt sich die übermächtige Mutter auf die Tochter, die sich aus dieser Situation nicht befreien kann, und erstickt sie.
Eine Steigerung dieser engen, bedingungslosen Bindung zwischen Mutter und Kind ist in It’s the Mother zu sehen. Die Einstellung zeigt ein karg eingerichtetes Schlafzimmer, eine Frau, die nackt auf dem Bett liegt. Um sie herum fünf halbwüchsige Kinder. Sie bewundern ihren Körper, spielen begierig an ihren runden, großen Brüsten, albern herum. Die Mutter scheint es nicht weiter zu stören.
Doch dann kippt die Stimmung. Die scheinbar harmlose Situation bekommt eine merkwürdige Wende: Aus heiterem Himmel, wie in einem Spiel, versucht eines der Kinder in den Mutterleib zurückzukriechen. Zunächst erschrocken über diese Unverfrorenheit, scheint die Mutter zu schimpfen, lässt das Kind aber unter Schmerzen gewähren. Die Mutter windet sich, Tränen laufen über ihr Gesicht. Dann kriecht das zweite Kind, das dritte, das vierte und schließlich das fünfte Kind in die Vagina und so in ihren Unterleib zurück. Diese gewaltsame Vereinnahmung der Mutter durch die Kinder ist zunächst sehr humorvoll dargestellt. Doch sie erlebt ihren Höhepunkt in dem Moment, in dem die Arme und Beine der Kinder sich ihren Weg aus dem Körper der Mutter herauszusuchen beginnen und die Haut durchstoßen, um sie zu einer mehrarmigen, einer indischen Gottheit ähnlichen Gestalt zu machen. Die Mutter wird zum Monster, das wie ferngesteuert durch den Raum wandert.
Monika Kerkmann
Like Family Heart (2007) and Once Removed on My Mother’s Side (2008), It’s the Mother deals with the relationship between mother and child. This special and particularly close bond, however, turns into anguish in all three works; the emotional dependency becomes torturous.
In the animated film Once Removed on My Mother’s Side, for example, a young woman who is not up to the task cares for her obese mother and is for this reason, by contrast, much too thin and emaciated herself. Even this superficial discrepancy between the two women gives literal expression to the imbalance in their relationship. In the end, the all-powerful mother lies down on and suffocates the daughter, who cannot free herself.
A heightening of this close, unconditional bond between mother and child can be seen in It’s the Mother. The scene depicts a sparsely decorated bedroom and a woman lying naked on a bed. She is surrounded by her five adolescent children. They admire her body and frolic desirously around her large, round breasts. The mother does not seem to mind.
But then the mood suddenly changes. The seemingly harmless situation takes a strange turn: out of the blue, as if it were a game, one of the children attempts to crawl back into the mother’s body. Shocked at first by this impertinence, the mother seems to scold the child, but she nevertheless allows the situation to continue, despite the pain that it causes her. The mother writhes, and tears roll down her face. One by one, the second child, and then the third, the fourth, and finally the fifth all disappear back up their mother’s vagina. At first, this violent misappropriation of the mother by the children is shown humorously, but it reaches an unpleasant climax when the children’s arms and legs attempt to find their way back out of the body, piercing the mother’s skin and turning her into a figure resembling a Hindu deity. The mother thus becomes a monster that wanders through the room as if she were being remote-controlled by someone else.
Monika Kerkmann
Nathalie Djurberg & Hans Berg Nathalie Djurberg & Hans BergKünstlerduo, bestehend aus:
Artist duo, consisting of:
8982 4065 4051 4059 11381NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, IT’S THE MOTHER, 2008
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, WE ARE NOT TWO, WE ARE ONE, 2008
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, WE ARE NOT TWO, WE ARE ONE, 2008
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, WE ARE NOT TWO, WE ARE ONE, 2008
NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, WE ARE NOT TWO, WE ARE ONE, 2008
We are not two, We are one © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artists and Gió Marconi, Milan. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artists and Gió Marconi, Milan. 2008Die Arbeit We are not two, We are one beschreibt die Situation von zwei Individuen, die zu einer Person verschmolzen sind. Ein Mischwesen aus Wolf und kleinem blondem Jungen, der aus dem Rücken des Ersteren herausgewachsen ist, bewegt sich konfus durch eine etwas chaotisch anmutende Küche. Die erste Assoziation, die sich ergeben könnte, ist die an Sergei Prokofjews musikalisches Märchen Peter und der Wolf. Darin verspeist der Wolf eine Ente und Peter beschützt ihn davor, vom Jäger erschossen zu werden. Doch hier ist es der Junge, der gewissermaßen vom Wolf einverleibt wurde und wie ein siamesischer Zwilling mit ihm verwachsen ist. Auch in dieser Erzählung sind Gut und Böse untrennbar miteinander verbunden. Der Wolf symbolisiert das Böse, der blonde Junge die Unschuld. Jedoch bleibt die Handlung reduziert auf wenige Gesten: Die beiden Figuren bereiten das Frühstück, helfen sich scheinbar gegenseitig. Dennoch wird spürbar, dass der Junge die schwächere Position in diesen Rollen einnimmt, nicht nur durch seine geringere Größe. Der Wolf ist gierig, seine sexuellen Lüste werden unter anderem in den Pin-up-Bildern sichtbar, die auf der einen Seite der Küchenwand zu sehen sind. Immer wieder fasst er sich an sein Geschlecht, dessen Spitze rot und erigiert gut zu sehen ist. Er riecht an seinen Fingern, wendet sich angewidert ab, riecht zum Vergleich am Käse, um sich dann wieder seinem Geschlecht zu widmen. Der Junge steht für die Unschuld, seine Küchenwand ist mit Ikonenbildern verhängt. Djurberg inszeniert diese Abhängigkeit von Gut und Böse, die gewissermaßen jeder Mensch in sich trägt, als Mischwesen, in dem beide Seiten untrennbar vereint sind.
Die Art der Animation gibt Djurberg die Chance, grenzenlos zu agieren. Der Einsatz des Knetmaterials ist, wie sie selbst in einem Interview mit Gerald Matt beschreibt, „Mittel zum Zweck“. Dazu gehört auch die Musik, die dazu „dient, die Geschichte voranzutreiben“, und beiträgt, „das Werk auf eine höhere Stufe zu heben“.1
Die Grausamkeit, die ihren Animationen innewohnt, ist für Djurberg ein Weg, sich mit verschiedensten Themen auseinanderzusetzen. Doch hebt Djurberg hervor: „Wenn ich selber so grausam wäre, wie es in meinen Werken den Anschein hat, dann würde ich nicht meine Arbeit machen, sondern die Grausamkeit im wirklichen Leben austoben.“2
Versucht man, Einflüsse für diese Bildsprache zu finden, so kommen zwangsläufig Figuren wie Wallace & Gromit oder Künstler wie Jake and Dinos Chapman in den Sinn. Tatsächlich aber heben sich Djurbergs Arbeiten in ihrer äußerlichen Sprödigkeit davon ab. Hässliche Fratzen, struppige Haare, die Spuren des Herstellungsprozesses sind immer sichtbar und unterstreichen das Moment der Nichtperfektion. Ihre Figuren sprechen nicht, sie bleiben unpersönlich. Trotzdem können sich die Betrachter*innen nicht entziehen, die Dramatik und die Eindringlichkeit ihrer Arbeiten lassen sie nicht kalt.
Monika Kerkmann
1 Nathalie Djurberg im Gespräch mit Gerald Matt, in: Nathalie Djurberg: Denn es ist schön zu leben,hrsg. von Gerald Matt und Angela Stief, Ausst.-Kat. Kunsthalle Wien, project space, Nürnberg 2007, S. 8 f.
2 Ebd., S. 13.
We are not two, We are one (2008) describes the situation of two individuals who have merged into a single person. A chimera comprised of a wolf and a small blond boy who has grown out of the wolf’s back moves confusedly through a seemingly chaotic kitchen. The first association that this image could call to mind is with Sergei Prokofiev’s musical fairy tale Peter and the Wolf, which tells of a wolf devouring a duck and of how Peter protected the animal from being shot by a hunter. In Djurberg’s work, however, it is the boy who has been incorporated into and grown up together with the wolf like a Siamese twin, as it were. In this story, too, good and evil are inextricably connected. The wolf symbolizes evil, and the blond boy, innocence. But the action is condensed into just a few gestures. First, the two figures prepare breakfast, seemingly helping each other in the process. But it soon becomes noticeable that the boy assumes the weaker position in the relationship, something that is not a result of his smaller size. The wolf is greedy, and his sexual desires are demonstrated by the pinup images on his side of the kitchen wall. He regularly touches his own genitals, the red and aroused tip of which is very visible. He smells his own fingers, turns away in disgust, and then smells a piece of cheese as a comparison, only to devote himself to his own genitals once more. The boy represents innocence: he has covered his part of the wall with icons. In this work, Djurberg has staged the interdependency of good and evil, which all of us bear within ourselves to some extent, as a chimera in which both aspects are inseparably united.
Her animation technique gives Djurberg the potential of unrestricted action. “The use of clay is,” as she said in an interview with Gerald Matt, “a means to an end.” The same is true of the music, which serves to “drive the story on” and helps in “raising the work to a higher level.”1
The cruelty inherent in her animations is a way for Djurberg to deal with a wide range of issues. But as the artist has emphasized, “If I were as cruel as my works seem, then I would not make my works. I would vent my cruelty in real life instead.”2
Looking for the influences behind Djurberg’s visual vocabulary, one inevitably thinks of Wallace and Gromit or the work of artists like Jake and Dinos Chapman. But in actual fact, Djurberg’s pieces differ from these in their outer roughness. The traces of the production process—such as ugly grimaces and fuzzy hair—are always visible and underscore the moment of imperfection. Furthermore, her figures do not talk and remain impersonal. And yet viewers are nevertheless drawn to them, and the drama and urgency of Djurberg’s works do not leave them cold.
Monika Kerkmann
1 Translated from Gerald Matt’s interview with Nathalie Djurberg in Gerald Matt and Angela Stief (eds.), Nathalie Djurberg: Denn es ist schön zu leben,exh. cat. project space, Kunsthalle Wien, Vienna (Nuremberg, 2007), pp. 8–9.
2 Ibid., p. 13.
Nathalie Djurberg & Hans Berg Nathalie Djurberg & Hans BergKünstlerduo, bestehend aus:
Artist duo, consisting of:
8982 4065 4051 4059 11381NATHALIE DJURBERG & HANS BERG, WE ARE NOT TWO, WE ARE ONE, 2008
TRACEY EMIN, FEEL YOUR TOUCH, 2016
TRACEY EMIN, FEEL YOUR TOUCH, 2016
TRACEY EMIN, FEEL YOUR TOUCH, 2016
TRACEY EMIN, FEEL YOUR TOUCH, 2016
Feel Your Touch © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. 2016Mit ihrer Arbeit für Daata Editions wollte Tracey Emin etwas sagen, das ihrer Meinung nach gesagt werden musste. In dieser Serie von neuen Arbeiten verleiht der Klang den Dingen eine wesentlich emotionalere und intensivere Wirkung und erspart uns peinliche Tränen.
Through her work for Daata Editions, Tracey Emin wanted to say something that she felt needed to be said. In this series of new works, sounds lends itself to things that can be far more emotive and far more expressive, leaving out the embarrassment of the tears.
Emin Tracey 4206 4066 4046 4059 12509 11381TRACEY EMIN, FEEL YOUR TOUCH, 2016
TRACEY EMIN, I CAN’T LOVE ANYMORE, 2016
TRACEY EMIN, I CAN’T LOVE ANYMORE, 2016
TRACEY EMIN, I CAN’T LOVE ANYMORE, 2016
TRACEY EMIN, I CAN’T LOVE ANYMORE, 2016
I Can’t Love Anymore © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. 2016Mit ihrer Arbeit für Daata Editions wollte Tracey Emin etwas sagen, das ihrer Meinung nach gesagt werden musste. In dieser Serie von neuen Arbeiten verleiht der Klang den Dingen eine wesentlich emotionalere und intensivere Wirkung und erspart uns peinliche Tränen.
Tracey Emin
Through her work for Daata Editions, Tracey Emin wanted to say something that she felt needed to be said. In this series of new works, sounds lends itself to things that can be far more emotive and far more expressive, leaving out the embarrassment of the tears.
Tracey Emin
Emin Tracey 4206 4066 4046 4059 12509 11381TRACEY EMIN, I CAN’T LOVE ANYMORE, 2016
TRACEY EMIN, I LAY HERE, 2016
TRACEY EMIN, I LAY HERE, 2016
TRACEY EMIN, I LAY HERE, 2016
TRACEY EMIN, I LAY HERE, 2016
I Lay Here © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. 2016Mit ihrer Arbeit für Daata Editions wollte Tracey Emin etwas sagen, das ihrer Meinung nach gesagt werden musste. In dieser Serie von neuen Arbeiten verleiht der Klang den Dingen eine wesentlich emotionalere und intensivere Wirkung und erspart uns peinliche Tränen.
Tracey Emin
Through her work for Daata Editions, Tracey Emin wanted to say something that she felt needed to be said. In this series of new works, sounds lends itself to things that can be far more emotive and far more expressive, leaving out the embarrassment of the tears.
Tracey Emin
Emin Tracey 4206 4066 4046 4059 12509 11381TRACEY EMIN, I LAY HERE, 2016
TRACEY EMIN, JUST LET ME LOVE YOU, 2016
TRACEY EMIN, JUST LET ME LOVE YOU, 2016
TRACEY EMIN, JUST LET ME LOVE YOU, 2016
TRACEY EMIN, JUST LET ME LOVE YOU, 2016
Just Let Me Love You © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. 2016Mit ihrer Arbeit für Daata Editions wollte Tracey Emin etwas sagen, das ihrer Meinung nach gesagt werden musste. In dieser Serie von neuen Arbeiten verleiht der Klang den Dingen eine wesentlich emotionalere und intensivere Wirkung und erspart uns peinliche Tränen.
Tracey Emin
Through her work for Daata Editions, Tracey Emin wanted to say something that she felt needed to be said. In this series of new works, sounds lends itself to things that can be far more emotive and far more expressive, leaving out the embarrassment of the tears.
Tracey Emin
Emin Tracey 4206 4066 4046 4059 12509 11381TRACEY EMIN, JUST LET ME LOVE YOU, 2016
TRACEY EMIN, SHE LAY THERE, 2016
TRACEY EMIN, SHE LAY THERE, 2016
TRACEY EMIN, SHE LAY THERE, 2016
TRACEY EMIN, SHE LAY THERE, 2016
She Lay There © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. 2016Mit ihrer Arbeit für Daata Editions wollte Tracey Emin etwas sagen, das ihrer Meinung nach gesagt werden musste. In dieser Serie von neuen Arbeiten verleiht der Klang den Dingen eine wesentlich emotionalere und intensivere Wirkung und erspart uns peinliche Tränen.
Through her work for Daata Editions, Tracey Emin wanted to say something that she felt needed to be said. In this series of new works, sounds lends itself to things that can be far more emotive and far more expressive, leaving out the embarrassment of the tears.
Emin Tracey 4206 4066 4046 4059 12509 11381TRACEY EMIN, SHE LAY THERE, 2016
TRACEY EMIN, YOU MUST HAVE HOPE, 2016
TRACEY EMIN, YOU MUST HAVE HOPE, 2016
TRACEY EMIN, YOU MUST HAVE HOPE, 2016
TRACEY EMIN, YOU MUST HAVE HOPE, 2016
You Must Have Hope © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. All rights reserved. 2016Mit ihrer Arbeit für Daata Editions wollte Tracey Emin etwas sagen, das ihrer Meinung nach gesagt werden musste. In dieser Serie von neuen Arbeiten verleiht der Klang den Dingen eine wesentlich emotionalere und intensivere Wirkung und erspart uns peinliche Tränen.
Through her work for Daata Editions, Tracey Emin wanted to say something that she felt needed to be said. In this series of new works, sounds lends itself to things that can be far more emotive and far more expressive, leaving out the embarrassment of the tears.
Emin Tracey 4206 4066 4046 4059 12509 11381TRACEY EMIN, YOU MUST HAVE HOPE, 2016
TRACEY EMIN, SOMETIMES THE DRESS IS WORTH MORE THAN THE MONEY, 2001
TRACEY EMIN, SOMETIMES THE DRESS IS WORTH MORE THAN THE MONEY, 2001
TRACEY EMIN, SOMETIMES THE DRESS IS WORTH MORE THAN THE MONEY, 2001
TRACEY EMIN, SOMETIMES THE DRESS IS WORTH MORE THAN THE MONEY, 2001
Sometimes the dress is worth more money than the money © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. All rights reserved. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. All rights reserved. 2001 Emin Tracey 4206 4065 4051 4059 11381TRACEY EMIN, SOMETIMES THE DRESS IS WORTH MORE THAN THE MONEY, 2001
LORETTA FAHRENHOLZ, MY THROAT, MY AIR, 2013
LORETTA FAHRENHOLZ, MY THROAT, MY AIR, 2013
LORETTA FAHRENHOLZ, MY THROAT, MY AIR, 2013
LORETTA FAHRENHOLZ, MY THROAT, MY AIR, 2013
My Throat, My Air Courtesy of the artist and Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York. Courtesy of the artist and Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York. 2013Mit: Lovely Brown, Delia Rau, Zion Brown, Tea Brown, Ulli Lommel
Cinematographie: Till Megerle, Schnitt: Loretta Fahrenholz, Steffen Martin, Ton: Steffen Martin, Kostümbild: Inka Meissner, Koordination: Inka Meissner, Betitelung: HIT, Color Grading: Ben Brix, Musik: Ivan Sobolev, Cartoon: Inka Meissner, Tobias Bilgeri, Produktionsmanagement: Leif Magne Tangen, Produktion: Sarah Schipschack & Leif Magne Tangen, vitakuben GmbH
Über voralpenländische Bergketten und Autobahnzubringer wandert der Blick in eine Wohnung im Münchner Westend. Dort beobachtet My Throat, My Air das Familienleben des ehemaligen Fassbinder-Schauspielers, Warhol-Mitarbeiters und Horrorfilm-Regisseurs Ulli Lommel. Statt einer konventionellen Dokumentation des Bohèmien-Haushalts folgt die Kamera den narrativen Impulsen der Familienmitglieder. Die Kinder inszenieren hypnotische Sterbeszenen, während ihre Mutter behauptet, aus einer anderen Dimension zu kommen, wo alles „ätherisch und körperlos“ sei. Die Eltern-Kind-Beziehungen sind spontan improvisiert und werden von den Protagonist*innen immer wieder umgeschrieben. Die Geräusche einer elektrischen Zahnbürste, eines Staubsaugers, eines Klaviers und andere alltägliche Klänge interpunktieren die gedehnte Zeit eines kollektiven Tagtraums.
RS
With: Lovely Brown, Delia Rau, Zion Brown, Tea Brown, Ulli Lommel
Cinematography: Till Megerle, Editing: Loretta Fahrenholz, Steffen Martin, Sound: Steffen Martin, Costumes: Inka Meissner, Coordination: Inka Meissner, Title Design: HIT, Color Grading: Ben Brix, Music: Ivan Sobolev, Cartoon: Inka Meissner, Tobias Bilgeri, Production Manager: Leif Magne Tangen, Production: Sarah Schipschack & Leif Magne Tangen, vitakuben GmbH
Set in Munich’s petty-bourgeois Westend, My Throat, My Air documents life at home with former Fassbinder actor, Warhol collaborator, and horror movie director Ulli Lommel. Rather than a straight documentary portrait of this bohemian household, the camera prefers to follow the narrative impulses of the family members. Lost in serious play, the kids improvise hypnotic death scenes while their mother claims to come from a planet where everything is “ethereal and incorporeal.” As parent-child relations are un-scripted and re-scripted on the fly, the dilated time of a collective daydream is punctuated by the ordinary sounds of an electric toothbrush, vacuum cleaner, and piano.
RS
Fahrenholz Loretta 4211 4066 4051 4059 11381LORETTA FAHRENHOLZ, MY THROAT, MY AIR, 2013
LORETTA FAHRENHOLZ, IMPLOSION, 2011
LORETTA FAHRENHOLZ, IMPLOSION, 2011
LORETTA FAHRENHOLZ, IMPLOSION, 2011
LORETTA FAHRENHOLZ, IMPLOSION, 2011
Implosion Courtesy of the artist and Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York. Courtesy of the artist and Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York. 2011Nach dem Stück Implosion von Kathy Acker, 1983
Mit: Edwin Figueroa, Ryan Lawrence, Robert Macaraeg, Murphy Maxwell, Park McArthur
Kamera: Loretta Fahrenholz, Ton: Travis Houldcroft, Kostümbild: Inka Meissner, Musik: Timo Ellis, Farbkorrektur: Kilian Hirt, Tonmischung: Steffen Martin, Titel: HIT, Produktion: Loretta Fahrenholz
Implosion (2011) lässt sich als Fortführung einer literarischen Geste Kathy Acker lesen, die ihr Drama über die Französische Revolution ins New York der frühen 1980er Jahre, in die Sprache und Körper der Punks, Junkies und Sexarbeiter*innen von Downtown Manhattan verlagert. Loretta Fahrenholz besetzt ihre Adaptation des Stücks mit zeitgenössischen Nicht-Schauspielern – jungen New Yorkern, die im echten Leben ihre Zeit in Fitnessstudios, Clubs oder am iPhone verbringen und ihr Geld mit Grafikdesign, Internetporn und anderen Gelegenheitsjobs verdienen. Das Echo von Kathy Ackers Punk-Stimme aus ihren Mündern aktiviert die Lücke zwischen den beiden New Yorks (von 1983 und 2011), zwischen einer brutalen, transgressiven, nur knapp dem Bankrott entronnenen Stadt und dem vernetzten, reibungslosen New York von heute. Während die Darsteller in einem Hochhausapartment unweit von Ground Zero auf ihren Laptops Chaos und Terror planen, treten ihre Silhouetten gegen postmoderne Glasfassaden und den strahlend blauen Himmel hervor. Das sind die abstrakten Körper des Cyberkapitalismus: schlank, verbunden, zerstreut, und niemand weiß genau, wozu sie fähig sind. Implosion zeigt ein HD-Bild von Beklemmung und Panik der Jetztzeit. Er erlaubt uns, uns selbst aus der Punk-Perspektive einer untergegangenen SM-Bohème neu zu betrachten und scheint zu einem Verrat an der Gegenwart aufzufordern.
RS
Based on the play Implosion by Kathy Acker, 1983
With: Edwin Figueroa, Ryan Lawrence, Robert Macaraeg, Murphy Maxwell, Park McArthur
Camera: Loretta Fahrenholz, Sound: Travis Houldcroft, Costumes: Inka Meissner, Music: Timo Ellis, Color Grading: Kilian Hirt, Sound Mixing: Steffen Martin, Titles: HIT, Production: Loretta Fahrenholz
Implosion (2011) can be seen as a continuation or exacerbation of a literary gesture initiated by Kathy Acker, who set a drama about the French Revolution in early 1980s New York City, transposing this historical content into the language and bodies of downtown punks, drug addicts, and sex workers. The filmic adaptation involves a cast of contemporary non-actors, young men who in real life spend their time in gyms and clubs and on iPhones, some of whom work as graphic designers or online porn actors but are mostly between occupations and in flux. By making Acker’s punk voice return through the channel of these young bodies and in these mouths, Implosion occupies and activates the gap between two New Yorks (1983/2011), between a hard, transgressive, recently bankrupt city swarming with homeless people and the smooth, networked, abstract New York of today.
Shot in a high-rise condominium located near Ground Zero, the film’s actors are seen against vistas of postmodern glass curtain wall architecture and open blue sky, planning chaos and terror on laptops. These are the slim, dispersed, and connected, abstract bodies of cybercapitalism, and we still don’t know what they are capable of. Implosion produces an HD image of the horror and anxiety of the now, allowing us to see ourselves freshly from the punk perspective of a vanished SM bohemia and seeming to urge a betrayal of the present.
RS
Fahrenholz Loretta 4211 4066 4051 4059 11381LORETTA FAHRENHOLZ, IMPLOSION, 2011
CAO FEI, RMB CITY – A SECOND LIFE CITY PLANNING BY CHINA TRACY, 2007
CAO FEI, RMB CITY – A SECOND LIFE CITY PLANNING BY CHINA TRACY, 2007
CAO FEI, RMB CITY – A SECOND LIFE CITY PLANNING BY CHINA TRACY, 2007
CAO FEI, RMB CITY – A SECOND LIFE CITY PLANNING BY CHINA TRACY, 2007
RMB City - A Second Life City Planning by China Tracy Courtesy of the artist and Creative Vitamine Space, Guangzhou. Courtesy of the artist and Creative Vitamine Space, Guangzhou. 2007Zwischen 2007 und 2011 beschäftigte sich Cao Fei mit ihrem bisher aufwendigsten Projekt, das sich dem Phänomen der 2003 gegründeten Online-3-D-Infrastruktur Second Life widmet. Das Paralleluniversum ermöglicht den Anwendern mithilfe eines Avatars – einem digitalen Stellvertreter, der individuell hergerichtet werden kann –, die virtuelle Landschaft zu erforschen, mit anderen Benutzern zu kommunizieren, Geld zu verdienen oder gar eigene Unternehmen aufzubauen. Zur Hochphase der Online-Community verbrachte Cao – vertreten durch ihren Avatar China Tracey – mehrere Jahre in der virtuellen Umgebung. Ihre Abenteuer dokumentierte sie unter anderem in Machinima-Videos, die die 3-D-Grafiken des Second-Life-Rollenspiels in digitale Videoanimationen umwandeln. RMB City – A Second Life City Planning by China Tracy (2007) lotet die kreativen Möglichkeiten der virtuellen Welt aus, in der utopischen Städtevisionen keine Grenzen gesetzt sind.1
Das Video zu RMB City dokumentiert einen rasanten Rundflug durch die farbenfrohe virtuelle Stadt und ist auf der Tonspur mit einer instrumentalen Melodie unterlegt, die an Musik einer Spieluhr erinnert. In der Metropole, auf einer Insel im Meer konstruiert, sind verschiedene Gebäude und eine Ansammlung von historischen und zeitgenössischen chinesischen Nationalsymbolen aufeinandergetürmt. Den Betrachter*innen begegnen sowohl der Pandabär als auch das von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron entworfene Pekinger Nationalstadion. Darüber hinaus tauchen ironische und subversive Zitate auf, wie beispielsweise eine halb im Wasser versunkene riesige Maostatue am Ufer der Insel – eine Anspielung an die New Yorker Freiheitsstatue. Seit der Vollendung der Stadtkonstruktion Ende 2008 konnten die Gebäude der RMB City (www.rmbcity.com) von kulturellen Institutionen erworben oder für Ausstellungen und kulturelle Aktivitäten genutzt werden. RMB City dient somit als Plattform für experimentelle kreative Aktivitäten, auf der die Grenzen zwischen dem virtuellen und real-physischen Leben ausgelotet werden.
Anna-Alexandra Pfau
1 RMB steht für die Abkürzung der chinesischen Währung Renminbi.
Between 2007 and 2011 Cao Fei was busy with her most elaborate project to date, which focuses on the phenomenon of the online 3D infrastructure Second Life, which was set up in 2003. With the help of an avatar – a digital representative that can be individually customised – the parallel universe enables users to explore the virtual landscape, to communicate with other users, to earn money or even to create their own company. During the heyday of the online community Cao – represented by her avatar China Tracey – spent several years in the virtual environment. She documented her adventures in machinima videos, amongst other things, which converted the 3D graphics of the Second Life roleplay into digital video animations. RMB City – A Second Life City Planning by China Tracy (2007) explores the creative possibilities of the virtual world, in which there are no limits to utopian urban visions.1
The video for RMB City documents a rapid flight around the colourful virtual city and is underpinned by an instrumental soundtrack reminiscent of the sounds of a music box. In the metropolis, which is built on an sland in the sea, various buildings and an accumulation of historic and contemporary Chinese national symbols are clustered together. The viewer is confronted with the giant panda as well as the Beijing national stadium, as designed by Swiss architects Herzog & de Meuron. Furthermore, ironic and subversive references appear, for example a giant statue of Mao half-immersed in water on the shore of the island – an allusion to New York’s Statue of Liberty. Since the completion of the city’s construction at the end of 2008, the buildings of the RMB City (www.rmbcity.com) have been acquired by cultural institutions or used for exhibitions and cultural activities. RMB City thus serves as a platform for experimental, creative activities, in which the divisions between virtual and real-physical life are explored.
Anna-Alexandra Pfau
1 RMB is the abbreviation used for the Chinese currency renminbi.
Fei Cao 4212 4065 4051 4059 11381CAO FEI, RMB CITY – A SECOND LIFE CITY PLANNING BY CHINA TRACY, 2007
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, HUNDE, 2003
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, HUNDE, 2003
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, HUNDE, 2003
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, HUNDE, 2003
Hunde Courtesy of Peter Fischli and the Estate of David Weiss. Courtesy of Peter Fischli and the Estate of David Weiss. 2003 Peter Fischli & David Weiss Peter Fischli & David WeissKünstlerduo, gegründet 1979, bestehend aus:
Artist duo, founded 1979, consisting of:
8985 4065 4051 4059 11381PETER FISCHLI & DAVID WEISS, HUNDE, 2003
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, BÜSI, 2001
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, BÜSI, 2001
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, BÜSI, 2001
PETER FISCHLI & DAVID WEISS, BÜSI, 2001
Büsi Courtesy of Peter Fischli and the Estate of David Weiss. Courtesy of Peter Fischli and the Estate of David Weiss. 2001 Peter Fischli & David Weiss Peter Fischli & David WeissKünstlerduo, gegründet 1979, bestehend aus:
Artist duo, founded 1979, consisting of:
8985 4065 4051 4059 11381PETER FISCHLI & DAVID WEISS, BÜSI, 2001
ED FORNIELES, BATHING, 2015
ED FORNIELES, BATHING, 2015
ED FORNIELES, BATHING, 2015
ED FORNIELES, BATHING, 2015
Bathing Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den Videos ist zu sehen, wie Ed Fornieles in Gestalt eines Zeichentrickfuchses vor einem Hintergrund aus weißem Rauschen Berge erklimmt oder durch verpixelte Überwachungsvideos schwimmt. Fornieles kämpft sich durchs Leben und versucht sich einen Weg durch das Minenfeld von Emotionen, Gefühlen und Ängsten zu bahnen. Im Verlauf eines mysteryähnlichen Abenteuers gewinnt er Freunde (eine Ente und eine Katze) und macht sich gelegentlich Feinde.
Ed Fornieles
Throughout the videos, Fornieles (in the form of a cartoon fox) is seen climbing a mountain of static, and swimming though pixelated surveillance footage. Fornieles battles his way through life, attempting to deal with a minefield of emotions, feelings and anxieties. He acquires friends (a duck and a cat), acquaintances and occasional enemies along the way.
Ed Fornieles
Fornieles Ed 4217 4066 4051 4059 12509 11381ED FORNIELES, BATHING, 2015
ED FORNIELES, CLIMBING, 2015
ED FORNIELES, CLIMBING, 2015
ED FORNIELES, CLIMBING, 2015
ED FORNIELES, CLIMBING, 2015
Climbing Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den Videos ist zu sehen, wie Ed Fornieles in Gestalt eines Zeichentrickfuchses vor einem Hintergrund aus weißem Rauschen Berge erklimmt oder durch verpixelte Überwachungsvideos schwimmt. Fornieles kämpft sich durchs Leben und versucht sich einen Weg durch das Minenfeld von Emotionen, Gefühlen und Ängsten zu bahnen. Im Verlauf eines mysteryähnlichen Abenteuers gewinnt er Freunde (eine Ente und eine Katze) und macht sich gelegentlich Feinde.
Ed Fornieles
Throughout the videos, Fornieles (in the form of a cartoon fox) is seen climbing a mountain of static, and swimming though pixelated surveillance footage. Fornieles battles his way through life, attempting to deal with a minefield of emotions, feelings and anxieties. He acquires friends (a duck and a cat), acquaintances and occasional enemies along the way.
Ed Fornieles
Fornieles Ed 4217 4066 4051 4059 12509 11381ED FORNIELES, CLIMBING, 2015
ED FORNIELES, FALLING, 2015
ED FORNIELES, FALLING, 2015
ED FORNIELES, FALLING, 2015
ED FORNIELES, FALLING, 2015
Falling Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den Videos ist zu sehen, wie Ed Fornieles in Gestalt eines Zeichentrickfuchses vor einem Hintergrund aus weißem Rauschen Berge erklimmt oder durch verpixelte Überwachungsvideos schwimmt. Fornieles kämpft sich durchs Leben und versucht sich einen Weg durch das Minenfeld von Emotionen, Gefühlen und Ängsten zu bahnen. Im Verlauf eines mysteryähnlichen Abenteuers gewinnt er Freunde (eine Ente und eine Katze) und macht sich gelegentlich Feinde.
Ed Fornieles
Throughout the videos, Fornieles (in the form of a cartoon fox) is seen climbing a mountain of static, and swimming though pixelated surveillance footage. Fornieles battles his way through life, attempting to deal with a minefield of emotions, feelings and anxieties. He acquires friends (a duck and a cat), acquaintances and occasional enemies along the way.
Ed Fornieles
Fornieles Ed 4217 4066 4051 4059 12509 11381ED FORNIELES, FALLING, 2015
ED FORNIELES, SITTING, 2015
ED FORNIELES, SITTING, 2015
ED FORNIELES, SITTING, 2015
ED FORNIELES, SITTING, 2015
Sitting Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den Videos ist zu sehen, wie Ed Fornieles in Gestalt eines Zeichentrickfuchses vor einem Hintergrund aus weißem Rauschen Berge erklimmt oder durch verpixelte Überwachungsvideos schwimmt. Fornieles kämpft sich durchs Leben und versucht sich einen Weg durch das Minenfeld von Emotionen, Gefühlen und Ängsten zu bahnen. Im Verlauf eines mysteryähnlichen Abenteuers gewinnt er Freunde (eine Ente und eine Katze) und macht sich gelegentlich Feinde.
Throughout the videos, Fornieles (in the form of a cartoon fox) is seen climbing a mountain of static, and swimming though pixelated surveillance footage. Fornieles battles his way through life, attempting to deal with a minefield of emotions, feelings and anxieties. He acquires friends (a duck and a cat), acquaintances and occasional enemies along the way.
Fornieles Ed 4217 4066 4051 4059 12509 11381ED FORNIELES, SITTING, 2015
ED FORNIELES, SLEEPING, 2015
ED FORNIELES, SLEEPING, 2015
ED FORNIELES, SLEEPING, 2015
ED FORNIELES, SLEEPING, 2015
Sleeping Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den Videos ist zu sehen, wie Ed Fornieles in Gestalt eines Zeichentrickfuchses vor einem Hintergrund aus weißem Rauschen Berge erklimmt oder durch verpixelte Überwachungsvideos schwimmt. Fornieles kämpft sich durchs Leben und versucht sich einen Weg durch das Minenfeld von Emotionen, Gefühlen und Ängsten zu bahnen. Im Verlauf eines mysteryähnlichen Abenteuers gewinnt er Freunde (eine Ente und eine Katze) und macht sich gelegentlich Feinde.
Throughout the videos, Fornieles (in the form of a cartoon fox) is seen climbing a mountain of static, and swimming though pixelated surveillance footage. Fornieles battles his way through life, attempting to deal with a minefield of emotions, feelings and anxieties. He acquires friends (a duck and a cat), acquaintances and occasional enemies along the way.
Fornieles Ed 4217 4066 4051 4059 12509 11381ED FORNIELES, SLEEPING, 2015
ED FORNIELES, SWIMMING, 2015
ED FORNIELES, SWIMMING, 2015
ED FORNIELES, SWIMMING, 2015
ED FORNIELES, SWIMMING, 2015
Swimming Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den Videos ist zu sehen, wie Ed Fornieles in Gestalt eines Zeichentrickfuchses vor einem Hintergrund aus weißem Rauschen Berge erklimmt oder durch verpixelte Überwachungsvideos schwimmt. Fornieles kämpft sich durchs Leben und versucht sich einen Weg durch das Minenfeld von Emotionen, Gefühlen und Ängsten zu bahnen. Im Verlauf eines mysteryähnlichen Abenteuers gewinnt er Freunde (eine Ente und eine Katze) und macht sich gelegentlich Feinde.
Throughout the videos, Fornieles (in the form of a cartoon fox) is seen climbing a mountain of static, and swimming though pixelated surveillance footage. Fornieles battles his way through life, attempting to deal with a minefield of emotions, feelings and anxieties. He acquires friends (a duck and a cat), acquaintances and occasional enemies along the way.
Fornieles Ed 4217 4066 4051 4059 12509 11381ED FORNIELES, SWIMMING, 2015
DARA FRIEDMAN, REVOLUTION, 2003
DARA FRIEDMAN, REVOLUTION, 2003
DARA FRIEDMAN, REVOLUTION, 2003
DARA FRIEDMAN, REVOLUTION, 2003
Revolution Courtesy of the artist. Video still. Courtesy of the artist. 2003Der Darsteller in dem 16-mm-Film Revolution der amerikanischen Künstlerin Dara Friedman wird wie ein Passant aus einem vorbeifahrenden Auto aufgenommen. Er geht zielstrebig an „Andy’s Barbershop“ und den Schaufenstern kleiner Geschäfte vorbei, an Supermärkten und den halbtoten Palmen, die auf vakanten Grundstücken oder vor einzelnen Wohnhäusern stehen. In alltäglicher Kleidung läuft er frühmorgens eine noch weitgehend unbelebte Straße Miamis entlang, ohne dabei erkennbare, etwa dem Titel entsprechend zu erwartende, revolutionäre Aktivitäten an den Tag zu legen. Die im Titel angedeutete Umwälzung findet aber tatsächlich statt – unmittelbar durch die Kamera, die sich im Verlauf der gut 9 Minuten dauernden Filmsequenz langsam einmal um die eigene Achse dreht. Diese 360-GradBewegung nimmt die Betrachter*innen mit auf den spin, eine Runde durch die Straßen Miamis, und bringt dabei durch die Rotation des Horizonts die „kosmische Ordnung“, wie die Künstlerin den rechteckigen Rahmen des Filmbilds bezeichnet, durcheinander.
Vom grellen Stil und den spektakulären Szenen der Fernsehserie Miami Vice oder des brutalen Gangsterfilms Scarface von Brian de Palma, die seit den 1980er-Jahren die Wahrnehmung der Stadt prägten, sind die unaufgeregten, dokumentarisch wirkenden Filmbilder der Künstlerin weit entfernt. Für ihren Film inszeniert sie die Realität ihrer Umgebung durch den Blick des Kamera-Auges, entwickelt darin aber weder eine Geschichte noch Referenzen auf die Ästhetik der Bildwelt der Werbung oder gar auf die glamourösen Filmbilder Hollywoods. Stattdessen verweist allein die Choreografie der Bewegung auf Linearität. Schon im Gang des Darstellers liegt eine spürbare Entschlossenheit, mit gleichmäßigen und zügigen Schritten strebt er seinem uns unbekannten Ziel zu. Aber der Loop enttäuscht die Erwartungen der Betrachter*innen. Nach gut 9 Minuten wird offensichtlich, dass es sich um eine Endlosschleife handelt, und erneut geht der Darsteller an „Andy’s Barbershop“ vorbei – er ist, obwohl kontinuierlich geradeaus, dennoch im Kreis gelaufen.
Der geloopte, sich wiederholende Gang zeichnet die fortlaufende Rotation der Kamera nach, im Film kommt der Darsteller nicht weiter, und auch die Kamera dreht sich nur um sich selbst – die Kreisbewegungen überlagern sich zu einer filmischen Reflexion über das Medium Film an sich. Damit nähern sie sich Andy Warhols Filmen, wie Sleep (1963) oder Empire (1964), an, die in unveränderten, stundenlangen Einstellungen jeweils das zeigen, was sie im Titel bereits ankündigen: einen schlafenden Mann oder die Spitze des Empire State Building. Darüber hinaus sind die Filme der Künstlerin in der Nachfolge einer strukturalistischen Tradition des Experimentalfilms zu sehen, wie sie beispielsweise von Kenneth Anger, Jonas Mekas oder ihrem Lehrer an der Frankfurter Städelschule, Peter Kubelka, vertreten wird, der seinen wohl bekanntesten Film, Arnulf Rainer (1960), ausschließlich aus Bildern aus weißem Licht und schwarzem Schatten komponierte.
Auch Dara Friedmans Filme gehen keine Kompromisse ein, mit strenger formaler Klarheit zeigen sie ohne Einleitung direkt das wesentliche kompositorische Element. Für Revolution überspielte die Künstlerin die 16-mm-Bilder auf Video, um ihren Darsteller ohne Ton auf einem Fernsehmonitor rotieren zu lassen. Derart quasi demokratisiert und im Objekt beinahe skulptural geerdet, wirkt der Film wie die Dokumentation eines alltäglichen Ereignisses in dem banalsten aller Medien, dem Fernsehen, und schafft es doch mit souveräner Klarheit, die Logik des Alltags auf nonchalante Weise auf den Kopf zu stellen.
Angela Rosenberg
The actor in the 16mm film by the American artist Dara Friedman is filmed out of a passing car as if he were a pedestrian. Walking with a determined gait, he passes Andy’s Barbershop, the display windows of small stores, supermarkets, and half-dead palm trees standing on vacant lots or in front of individual houses. Dressed in ordinary clothes, he walks down a Miami street, still largely deserted in the early morning, without engaging in any recognizably revolutionary activity, despite the expectations raised by the work’s title. The turnaround implied in the title does, in fact, take place, however—directly through the use of the camera, which revolves around its own axis one complete turn over the course of the just over nine minutes of the film sequence. This 360-degree movement takes the viewer out for a “spin” through the streets of Miami, and through the rotation of the horizon it disrupts the “cosmic order,” the artist’s name for the rectangular frame of the film image.
The tranquil, documentary-like images of the film are a far cry from the lurid style and spectacular scenes of the television series Miami Vice or Brian de Palma’s brutal gangster film Scarface, which have characterized the image of the city since the nineteen-eighties. For her film, the artist depends on the perspective of the cinematic “eye” to stage the reality of her environment. However, in the process she neither develops a story line, nor references the aesthetics or the visual vocabulary of advertising, let alone the glamorous images of Hollywood. Instead, only the choreography of movement points towards a linear development. From the start there is a palpable decisiveness in the pace of the actor; with regular, brisk steps he pushes on towards his destination, which remains unknown to us. However, the loop fails to meet viewers’ expectations: after just over nine minutes, it becomes clear that the video is an infinite repeat, and once again the actor passes by Andy’s Barbershop. Although walking straight ahead, he still comes full circle.
The continuous rotation of the camera follows the looped, repeated walk. In the film, the actor does not get anywhere, and the camera, too, merely rotates upon its own axis—they are parallel, circular movements that coalesce in a filmed reflection upon the medium itself. These motions thus share something with Andy Warhol’s films, for example, Sleep (1963) or Empire (1964), which show just what the titles advertise in single, hour-long shots: a sleeping man and the top of the Empire State Building. In addition, Friedman’s films can be viewed within the lineage of a Structuralist tradition in experimental film, as represented, for example, by Kenneth Anger, Jonas Mekas, and her own teacher at the Frankfurt Städelschule, Peter Kubelka, who composed his most famous film, Arnulf Rainer (1960), solely from images of white light and black shadow. Friedman’s films are similarly uncompromising; with their strict formal clarity, they go directly to the most essential compositional element, without any preface
or introduction. For Revolution, the artist transferred the 16-mm footage to video, in order to allow her actor to make his rotations on a television monitor without sound. This act quasi-democratizes the film and almost sculpturally roots it within an object. The film thus appears to be a documentation of an ordinary event through the most banal of all media, that of television, and still manages with confident clarity to turn the logic of the everyday nonchalantly on its head.
Angela Rosenberg
Friedman Dara 4219 4065 4051 4059 11381DARA FRIEDMAN, REVOLUTION, 2003
KATE GILMORE, MAIN SQUEEZE, 2006
KATE GILMORE, MAIN SQUEEZE, 2006
KATE GILMORE, MAIN SQUEEZE, 2006
KATE GILMORE, MAIN SQUEEZE, 2006
Main Squeeze Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2006Strapaziös ist, was Kate Gilmore in ihren Video-Performances absolviert, und das durchaus auch für den*die Betrachter*in, der*die angesichts der manchmal schmerzhaften, bisweilen bedrohlich wirkenden Situationen Empathie für die Akteurin entwickelt. In ihrem Video Main Squeeze etwa sieht man die Künstlerin, wie sie durch einen langen Tunnel robbt, der so eng ist, dass sie sich mit dem Kopf voran hindurch quetschen muss. Das Geschehen wird von zwei Kameras aufgenommen, die an beiden Enden des Tunnels installiert sind und es dem*der Betrachter*in ermöglichen, ihren Fortschritt genau zu verfolgen, indem beide Perspektiven gleichzeitig auf einem Monitor erscheinen. Dafür wählt Kate Gilmore den ungewöhnlichen Präsentationsmodus des Single-Channel.
Während sich ihre Beine immer weiter von der Kamera entfernen, kommt das Gesicht der Akteurin näher. Dabei wird der Tunnel zunehmend enger, der Weg durch ihn hindurch damit immer beschwerlicher. Sie bleibt hin und wieder an den rohen Brettern hängen, aus denen er gefertigt ist, schabt sich Knie und Ellenbogen auf und muss wiederholt ihr türkisfarbenes Oberteil herunterziehen, das aufgrund der Enge ständig verrutscht. Zwischendurch muss sie verschnaufen, es scheint, als ob sie erwäge, die absurde Aktion aufzugeben, doch dann bäumt sie sich auf und versucht es noch einmal, und schließlich gelingt es ihr mit einer letzten Kraftanstrengung, der klaustrophobischen Enge zu entkommen. Als Betrachter*in meint man die Erleichterung zu spüren, will unwillkürlich in ihr befreites Ausatmen einstimmen, wenn sie sich aus ihrer Klemme befreit hat.
Den Tunnel, der die Künstlerin in Main Squeeze behindert, hat sie ihrem eigenen Körper angepasst, das Drama um sich selbst herum konstruiert. Von daher war ihr klar, dass sie ihr selbst gestecktes Ziel erreichen konnte, wenn auch unter offensichtlicher Anstrengung. Die Dinge entwickeln sich vielleicht nicht immer so, wie sie es erwartet, doch sie fügt sich in ihr Dilemma und reagiert auf die jeweiligen Entwicklungen in Anwesenheit der Kamera. Die Spannung ergibt sich durch die Erzählung, die verhaltenen Emotionen, die sie zeigt. Wie bei einem Puppenspiel wirkt die Situation bei aller Künstlichkeit verbindlich, balancierend auf dem schmalen Grat zwischen Selbstdarstellung und authentischer Spontaneität.
Ungeschönt wirken die Videos, rau und real, kaum redaktionell bearbeitet, kommen sie ohne oder fast ohne Schnitte aus, sind dabei präzise und mit beeindruckender Ökonomie inszeniert. Die kontrollierte und intime Situation in ihrem Atelier, meist alleine oder mit wenigen Assistenten, erlaubt es der Künstlerin, sich völlig auf die selbst auferlegten, ebenso unsinnig wie konstruiert wirkenden komischen wie gewagten Operationen zu konzentrieren und sie auszuführen ohne die Anspannung, die durch die Gegenwart eines Publikum entsteht. Dabei wählt sie durch die Perspektive, die die Kamera bietet, die genaue Position des Betrachters aus, in Main Squeeze initiiert diese beispielsweise eine große Nähe zur Künstlerin und suggeriert auch durch die Präsentation eine „Tunnelperspektive“. Wenn sie sich so auf den*die Betrachter*in zuwindet – und gleichzeitig von ihm fortbewegt –, zeigt sie, welch ungeahntes symbolisches wie emotionales Potenzial in der Wahl der Perspektive liegt, und schafft es so auf mehreren Ebenen, den*die Betrachter*in in die Arbeit einzubeziehen und ihn ihre Mühsal nachempfinden zu lassen.
Doch nicht bei allen Videos der Künstlerin kommt es dabei zu einem positiven Ende. In My love is an anchor (2004) gelingt es ihr während der Laufzeit des Videos nicht, sich zu befreien. Die Arbeit zeigt sie beim Versuch, ihren Fuß freizubekommen, der in einem Eimer mit erhärtetem Gips steckt. Mit einem Hammer schlägt sie in zunehmender Verzweiflung auf den Eimer und ihren darin einzementierten Fuß ein.
Aber dieser erweist sich als verblüffend widerstandsfähig und weigert sich zu zerspringen, sie kratzt Gips heraus, versucht mit dem Fuß zu wackeln und schlägt mit aller Macht zu, doch ohne den gewünschten Erfolg. Die Situation erscheint langsam ausweglos. Und da beginnt das Video erneut.
Die von Gilmores Protagonist*innen in unterschiedlichen Performances erlebte fortwährende Mühsal erinnert an die mythologische Figur des Sisyphos, jedoch in zeitgenössischer, weiblicher Variante. Die Künstlerin agiert vor der Kamera in betont femininer Aufmachung, wobei das für jede Performance sorgfältig ausgewählte Makeup und die auf die Installation abgestimmten Schuhen und Kleidung einen möglichst großen Kontrast zu der Aufgabe konstruieren, die jeweils bewältigt werden muss.
Durch dieses Exponieren der eigenen Verletzlichkeit teilt die Künstlerin etwas über ihre Welt mit, über ihre Erfahrungen als junge Frau, die zwar subjektiv geprägt sind, aber allgemeine, gesellschaftlich geteilte Frustrationen erkennen lassen. Ihre körperliche Anstrengung scheint auch Ausdruck und Reflexion eines inneren Konflikts zu sein, dessen Verdinglichung der Tunnel darstellt. „Es ist die Rolle des Künstlers, die Zähne zu sein, die das kauen [müssen], was die Gesellschaft uns zu schlucken zwingt. Und manchmal muss der Künstler eben derjenige sein, der die ‚wahre‘ Geschichte auskotzt.“1 Doch anders als ihre erklärten Vorbilder, Marina Abramović, Valie Export, Carolee Schneemann oder Kiki Smith, die ihre feministische Agenda kämpferisch in oft stark polarisierenden und provokanten künstlerischen Statements als Rebellion gegen eine repressive und patriarchische Gesellschaft formulierten, ist die „wahre Geschichte“ Kate Gilmores geprägt von einer Art masochistischer Haltung und einem eigenwilligen, subtilen Humor.
Ihr Humor manifestiert sich auch auf sprachlicher Ebene in den Titeln ihrer Arbeiten: Wie Pieter Brueghel d. Ä. inszeniert die Künstlerin oft übertragene Redewendungen. Squeeze heißt auf Englisch drücken, quetschen und auspressen, es bedeutet aber auch einen Engpass. In der amerikanischen Umgangssprache bezeichnet Main Squeeze sinngemäß den*die Lebenspartner*in, beschreibend also die Person, die einen im Arm hält und an sich drückt. Der Tunnel als Engpass bekommt so eine neue Bedeutung, als Modell einer Liebesbeziehung. Ihn zu überwinden stellt einen Liebesbeweis dar, wie die Mühen, im Alltag zum*zur Partner*in durchzudringen. Auch in dem erwähnten Video My love is an anchor wird die vermeintliche Sicherheit des Liebesankers parodiert, die Künstlerin kann den Klotz am Bein nicht loswerden. Zwischen Liebesbeweis und feministischen Aktionen sind die Aufgaben, denen sich die Künstlerin in ihrem Atelier stellt, modellhaft an gelegte Solo-Psychodramen, die die Traumata und Perspektiven des täglichen Lebens einer jungen Frau und Künstlerin erforschen. Als intelligente Kritik des Feminismus mit Seitenhieben auf die Schwierigkeiten des Künstler*innenseins und der Kunstproduktion entwickelt Kate Gilmore ihre ausgetüftelten feministischen Farcen, die eine selbstkritische und humorvolle Auseinandersetzung mit der eigenen Identität in der heutigen Gesellschaft darstellen.
Andreas Schlaegel
1 “… it is the role of the artist to be the teeth who chew what society forces us to swallow”, sagte die Künstlerin einmal in einem Interview, um fortzufahren: “And sometimes it is also the artist who needs to be the one who vomits up the ‘real’ story” Die Künstlerin im Gespräch mit Ana Finel Honigman im Blog der Saatchi Gallery, im Internet unter http:// www.saatchigallery.co.uk/blogon/2006/11/kate_gilmore_in_conversation_w_1.php_
What Kate Gilmore does in her video performances is just as strenuous to do as it is to watch, because the viewer, in the face of the sometimes painful, occasionally even seemingly threatening situations Gilmore devises, develops a certain amount of empathy for the performer. In her video Main Squeeze (2002), for example, one sees the artist crawling through a long tunnel so narrow that she must squeeze her way through it with her head first. The event is recorded by cameras installed at each end of the tunnel that enable the viewer to follow her progress very precisely by showing both perspectives on a monitor. To do this, Gilmore chose the unusual single-channel mode of presentation.
While the artist’s legs gain ever more distance from the camera, the performer’s face comes ever closer to the viewer. In the process the tunnel becomes increasingly narrower and the path through it more and more arduous. Every once in a while, she gets caught on the rough planks of which the tunnel is made, scrapes her knee or elbow, or has to regularly adjust her turquoise-colored top, which constantly gets pulled out of place due to the tunnel’s narrowness. Occasionally, she must catch her breath, and it seems as if she is considering giving up this absurd action. But then she gets ahold of herself and tries again until she finally succeeds in escaping the claustrophobic narrowness with one final burst of strength. The viewer feels her relief and instinctively wants to join in with her last, liberating exhalation of breath when she ultimately frees herself from her tight fix.
The artist adapted the tunnel in Main Squeeze to match her own body, thus constructing the drama around herself. It was therefore clear to her from the beginning that she would be able to accomplish the goal she set for herself, albeit with apparently great exertion. Things might not have developed exactly as she expected them to, but she acquiesces to her dilemma as it unfolds and reacts to each new development in the presence of the camera. The tension viewers feel results from the narrative, the reserved emotions that Gilmore shows. Like in a puppet show, the situation appears authoritative despite its artificiality, balancing itself on the slippery slope between self-representation and authentic spontaneity.
Gilmore’s videos appear unadorned, rough, and real, with hardly any editorial reworkings or cuts, and yet they are precise and staged with impressive economy. The controlled and intimate situation in her studio, where she is usually alone or with just a few assistants, enables the artist to concentrate completely on her self-imposed operations—which are just as absurd as they are construed, just as seemingly funny as they are daring—and to execute them without the pressure that is created by the presence of an audience. In doing so, she chooses the viewer’s exact position by means of the perspective offered by the camera. In Main Squeeze, for example, this chosen viewpoint creates a great proximity to the artist and also suggests a “tunnel perspective” by means of the mode of presentation. As she winds her way towards the viewer—and simultaneously moves away from him or her—she shows what unforeseen symbolic as well as emotional potential lies in the selection of the camera’s perspective and hence succeeds in integrating the viewer into her work on several levels, allowing the viewer to share in her tribulations.
But the artist’s videos do not all end positively. In My love is an anchor (2004—also a part of the Julia Stoschek Collection), Gilmore does not succeed in freeing herself over the course of the video’s duration. The piece shows her attempting to free her foot, which is stuck in a bucket filled with hardened plaster. With increasing desperation she bangs with a hammer on the bucket, but the plaster reveals itself to be surprisingly resistant and refuses to crack. She then scrapes out plaster, tries to wiggle her foot, and hits it with all her might, but without achieving the desired result. The situation slowly appears more and more hopeless. Then the video starts again from the beginning.
The incessant hardships experienced by Gilmore’s protagonists in various performances recall the mythological figure of Sisyphus, but in a contemporary, female variation. The artist acts before the camera in a markedly feminine getup. Her makeup, which is carefully chosen for each performance, and her shoes and clothing, which are also selected with care for each installation, are intended to create as great a contrast as possible with the task that she must overcome in each work.
The artist conveys something about her own world through this exposure of her own vulnerability, and about her experiences as a young woman, which, although subjective, reveal widely shared frustrations in society. Her physical exertions also seem to express and reflect an inner conflict whose objectification is represented in Main Squeeze by the tunnel. Gilmore has said that “it is the role of the artist to be the teeth who chew what society forces us to swallow. And sometimes it is also the artist who needs to be the one who vomits up the ‘real’ story.”1 But unlike her declared models, Marina Abramović, Valie Export, Carolee Schneemann, and Kiki Smith, who formulate their combative feminist agendas in often strikingly polarizing and provocative artistic statements as a rebellion against a repressive patriarchic society, Gilmore’s “true story” is determined by a kind of masochistic attitude and a subtle, idiosyncratic humor.
Her humor manifests itself in her use of language in the titles of her works. As in Pieter Brueghel’s paintings, the artist often stages figurative terms of speech. “Squeeze,” for example, can mean to crush or to press, but it can also indicate a kind of bottleneck-like constriction. In the American vernacular, Main Squeeze is also a term used for a life partner, coming from the idea of holding or embracing that person. The tunnel as a bottleneck is thus given a new meaning as the model of a romantic relationship in Gilmore’s work. Overcoming this obstacle represents, like the efforts required to attain closeness with one’s partner in everyday life, a token of love. In the aforementioned video My Love is an anchor, the supposed security of the love anchor is also parodied as a sort of millstone of which the artist cannot free herself.
The tasks lying somewhere between love tokens and feminist actions that the artist sets herself in her works are model solo psychodramas that explore traumas and perspectives from the daily life of a young woman and artist. Gilmore developed her subtle feminist farces as an intelligent critique of feminism with side blows aimed at the difficulties of being an artist and producing art that represent self-critical and humorous dealings with her own identity in present-day society.
Andreas Schlaegel
1 Gilmore in conversation with Ana Finel Honigman, posted on the Saatchi Gallery blog at http://www.saatchi-gallery.co.uk/blogon/2006/11/kate_gilmore_in_ conversation_w_1.php (accessed August 22, 2008).
Gilmore Kate 4226 4051 11381 4059 4065KATE GILMORE, MAIN SQUEEZE, 2006
KATE GILMORE, MY LOVE IS AN ANCHOR, 2004
KATE GILMORE, MY LOVE IS AN ANCHOR, 2004
KATE GILMORE, MY LOVE IS AN ANCHOR, 2004
KATE GILMORE, MY LOVE IS AN ANCHOR, 2004
My Love is an Anchor Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2004Eine junge Frau sitzt auf dem Boden und versucht verzweifelt, ihr in einem Papierkorb einzementiertes Bein zu befreien. Die Situation scheint völlig grotesk, denn sie trägt ein kleines Schwarzes und feine Nylons. Beherzt greift sie zu einem Hammer und haut äußerst undamenhaft auf den Klotz am Bein ein. Doch vergeblich. Sie flucht, zerreißt die Strümpfe und schlägt mit ihrem Bein den Eimer hart auf den Boden. Zeitweise scheint sie geradezu von einer Panikattacke getrieben. Trotz aller Bemühungen vermag sie sich nicht durch eigene Willens- und Körperkraft zu befreien. Nach gut sieben Minuten Laufzeit beginnt der Videoloop und damit das Martyrium wieder von Neuem.
In ihren simplen und einschneidenden, dabei visuell stimulierenden Psychodramen schafft Kate Gilmore absurde performative Situationen, in denen sie sich in selbst auferlegte potenzielle Gefahren und Leiden begibt. Ostentativ testet sie darin eher ihre psychische als physische Belastbarkeit. Mit diesen beinahe auto-aggressiven, teilweise bis zur Komik überspitzten Aktionen löst sie beim Zuschauer unmittelbare, intensive Reaktionen aus und weckt Empathie durch Affektübertragung. Ausweglosigkeit wie auch verbissene Hartnäckigkeit halten sich in My Love is an Anchor die Waage, jedoch vermittelt der bittersüßschwere Titel der Arbeit von vornherein eine Ahnung von hoffnungslosem Selbstbetrug und Scheitern.
Von besonderer Relevanz ist Kate Gilmores Kostümierung. In ihren Videoarbeiten tritt sie immer sehr feminin zurechtgemacht, zumeist mit Pumps, Schmuck und aufwendiger Frisur auf. Hat man mehr als eine von Kate Gilmores Arbeiten gesehen, begreift man die feinen Nuancen der verschiedensten weiblichen Stereotypen, in die sie schlüpft und deren gesellschaftliche Konnotationen sie durchdekliniert und ironisiert. Außer als Vamp tritt sie ebenso selbstverständlich als die universelle Durchschnittsfrau in biederem Sommerensemble auf wie als das bonbonrosa Fräulein und der modisch subversive Twen. Und jede dieser Aufmachungen erweist sich für ihre Einakter, die voller furios eingesetzter Energie sind, augenzwinkernd als denkbar untauglich und ist als bewusster Bruch kalkuliert. Absätze knicken weg, Strumpfhosen reißen auf, knappe Röcke spannen oder rutschen bedenklich in die Höhe, die Kameraperspektive enthüllt Blicke ins Dekolleté́. Darin liegt ein Seitenhieb der Künstlerin auf den Betrachter. Sie konfrontiert ihn nicht etwa mit seinem Voyeurismus, seiner Betrachtung der Frau als Objekt. Vielmehr setzt sie ihn außer ihrer körperlichen und seelischen Pein, die er unmittelbar nachempfinden kann, auch ihrer pointiert platzierten peinlichen Entblößung und ihrer eigenen Lächerlichkeit aus.
Obwohl man aufgrund ihres Rollenspiels geneigt ist, Parallelen zu Cindy Shermans Selbstinszenierungen zu ziehen, ist doch der Werkansatz Kate Gilmores inhaltlich eher der fotografischen und filmischen Arbeit von Katharina Sieverding verpflichtet und somit eine politische Manifestation. Ähnlich der Düsseldorfer Pionierin lotet die junge Amerikanerin keineswegs persönliche Psychogramme aus oder schafft narzisstische Selbstporträts, sondern sie hinterfragt das komplexe Beziehungsgeflecht von Individuum und Gesellschaft.
Die minimalen und provisorischen Environments in Kate Gilmores Arbeit entfalten hierbei eine zunächst leicht zu übersehende, aber tatsächlich elementare Dimension. In My Love is an Anchor deuten das im Hintergrund angeklebte Herz aus grauem Gaffa-Tape und der kraftvolle Hammerschlag auf den Gipsklotz auf die sinnstiftende Ebene hin, welche die bildhauerische Bearbeitung in ihren Szenarien einnimmt. Sei es das wandgroße Herz aus Sperrholzlatten, das sie in Heart Breaker (2004) hitzig mit einer Axt attackiert, oder der sich intelligent sukzessive zu einem Bild schichtende Turm aus Stühlen in Anything … (2006). Sei es die hindernisreiche Rampe, die sie in Cake Walk (2005) mit Rollerskates unermüdlich zu bezwingen versucht, oder der klaustrophobische Tunnel, durch den sich die Künstlerin gleich einer kathartischen Wiedergeburt in Main Squeeze (2006)1 zwingt: Immer ist der raumbildnerische Bedeutungsträger von gleichwertiger eigenständiger Aussagekraft wie die jeweilige symbolische und performative Komponente ihrer stets sinnbildlich abstrahierenden Aktionen.
Mit Sorgfalt definiert die Künstlerin den jeweiligen Raum als Bühne. Die Wahl des Bildfeldes durch die Kameraperspektive ist für einen konsequenten Bildaufbau erarbeitet, stets inhaltsbezogen und fügt ihrer Arbeit eine wichtige Bedeutungsverdichtung hinzu. Da Kate Gilmore eine Vielzahl ihrer Videos im Atelier aufnimmt,2 rücken Bruce Naumans Metapher des Studios als universelles Bild der Welt und Gustave Courbets Begriff des Ateliers als einer „Allégorie reéelle“3 ins Blickfeld ihrer Aussage.
Offenbar zieht Kate Gilmore in Don-Quijote-ähnlichem Gefecht gegen einen zutiefst klischeebehafteten Teufelskreis von weiblicher Fragilität und Passivität zu Felde. Ihre formalen Zitate verweisen zwar auf die Künstler und Künstlerinnen der Body- und Performance-Art der frühen 1970er-Jahre, sie sind aber keineswegs als deren bloße Fortführung zu lesen. Die Person Kate Gilmore erscheint nicht gleichsam als Subjekt wie auch als Objekt in ihrer Arbeit. Vielmehr drücken ihre Tableaus einerseits eine kritische Auseinandersetzung mit der feministischen Kunst jener Zeit wie andererseits auch eine beißende Parodie auf die Macho-orientierte „Process-Art“ und deren Ikonen (beispielsweise Jackson Pollock) aus. Die gängige Semiotik des kleinen Schwarzen nimmt somit eine überraschende Kehrtwende.
Anke Volkmer
1 Ausführlich dazu Andreas Schlaegel, „Main Squeeze“, in: Number One: Destroy, She Said, Ausst.-Kat. Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, Ostfildern 2008, S. 180.
2 In ihrer jüngsten Videoarbeit Between a Hard Place (2008) verlegt Kate Gilmore den Handlungsort in ihre Galerie in New York. Dort boxt und kickt sie sich ungeachtet ihrer schwarzen Abendhandschuhe und High Heels brutal ihren Weg durch eine über sieben Meter lange Reihe von Trockenbauwänden, um zu ihrem Ziel, einer letzten Wand in exakt dem Zitronengelb ihrer Schuhe zu gelangen.
3 Gustave Courbet, L’Atelier du peintre, allégorie réelle déterminant une phase de sept années de ma vie artistique et morale (1855), Öl auf Leinwand, 361×598 cm, Musée d’Orsay, Paris.
A young woman sits on the ground and desperately attempts to free her leg, which is stuck in a plastic bucket full of hardened plaster. The situation seems completely grotesque because she is wearing a little black dress and fine nylon stockings. She courageously reaches for a hammer and begins pounding on the block encasing her leg in an extremely unladylike fashion, but it is all to no avail. She curses, rips her stockings, and strikes the bucket against the ground. At times she seems to be driven by a panic attack. Despite all her efforts it proves impossible to free herself by means of physical energy and willpower. After about a minute the new video loop begins, and the martyrdom starts all over again.
In her simple and drastic, but always visually stimulating, psycho dramas, Kate Gilmore creates absurd performative situations in which she subjects herself to self-imposed distress and potential danger. In these works, she ostentatiously tests the limits of her own psychological capacities rather than of her physical strength. She triggers direct and intense reactions from the viewer in these almost auto-aggressive, sometimes comically exaggerated performances and generates empathy by means of an affect transfer mechanism. Desperation and dogged tenacity balance each other out in My Love is an Anchor, but the piece’s bittersweet title conveys a sense of helplessness, self-deception, and failure from the very outset.
Gilmore’s costumes are particularly significant. She appears all spruced up in her videos, for she is always dressed in a very feminine manner with high heels, jewelry, and elaborate hairdos. Those familiar with more than one of Gilmore’s pieces immediately recognize the fine nuances of the various female stereotypes she adopts and whose social connotations she methodically plays with using more than a hint of irony. Aside from appearing as a vamp, she also dresses up just as naturally in the staid summer ensemble of the average housewife, or the outfits of tacky, pink-wearing teens or modishly subversive twentysomethings. In her furiously energetic one-act performances, each of these getups proves to be infinitely unsuitable to the situation in which it is worn and is always calculated as a deliberate departure from convention or logic. High heels break off, stockings tear, tight skirts stretch or slide upwards to dangerous heights, and the camera angle reveals glimpses of her cleavage. The artist takes a potshot at the (male) viewer here, but does not confront him with his own voyeurism—for example, his scrutiny of women as objects. Aside from presenting her own physical and emotional anguish, with which he can directly sympathize, she exposes him with unerring accuracy to her own embarrassing exposure and ludicrousness.
Although one might be tempted to draw parallels with Cindy Sherman’s self-stagings because of the role-playing, Gilmore’s work owes more, in fact, to Katharina Sieverding’s photographic and filmic works (see pp. 341–353) in terms of content, and is therefore to be understood as a political manifestation. Like the Düsseldorf pioneer, the young American artist by no means fathoms personal psychograms or creates narcissistic self-portraits. Rather, she questions the complex network of personal and social relationships.
In the process, Gilmore’s minimal and provisional environments unfold an easily overlooked—but actually crucial—dimension. The gray gaffer-tape heart pasted on the wall in My Love is an Anchor and the forceful blows of the hammer on the block of plaster suggest the level of meaning assumed by the sculptural process in her scenarios. Whether it is the wall-sized plywood heart that she fervidly attacks with an axe in Heart Breaker (2004) or the cleverly arranged pile of chairs strung together to form the image of a tower in Anything … (2006), or whether it is the hazardous ramp she unflaggingly attempts to negotiate with her roller skates in Cake Walk (2005) or the claustrophobic tunnel through which she forces herself in a cathartic rebirth in Main Squeeze (2006),1 the sculptural signifiers in Gilmore’s works always have an autonomous validity of equal value to the respective symbolic and performative components of her always emblematically abstracted actions.
The artist carefully defines each space as a stage. As a result, she always chooses the field of view seen through the camera in advance in terms of composition; the view shown is always content-oriented and lends her work a significant density of meaning. Because Gilmore films most of her videos in the studio,2 Bruce Nauman’s metaphor of the studio as a universal image of the world and Gustave Courbet’s concept of the studio as an “allégorie réelle”3 loom over her message.
Gilmore seems to fight against a deeply entrenched, vicious circle abounding in clichés dealing with feminine fragility and passivity in a Quixote-like fashion. In formal terms, she references body art and performance art of the early seventies, but her works are by no means to be seen simply as the contemporary continuation of these. Gilmore does not appear in them as object and subject at the same time. Rather, her tableaus express a critical examination of feminist art from that time on the one hand, and a biting parody of machismo-driven “process art” and its icons (Jackson Pollock, for example) on the other. The conventional semiotics of the little black dress have thus done a surprising about-face.
Anke Volkmer
1 See also Andreas Schlaegel, “Main Squeeze,” in Number One: Destroy, She Said, exh. cat. Julia Stoschek Collection, Düsseldorf (Ostfildern, 2008), p. 180.
2 In her most recent video Between a Hard Place (2008), Gilmore moves the action to her New York gallery. Without regard for her black evening gloves and high heels, she brutally boxes her way through a seven-meter-long series of drywalls in order to reach her destination, the last wall, which has been painted the exact same color as her lemon-yellow shoes.
3 Gustave Courbet, L’Atelier du peintre, allégorie réelle déterminant une phase de sept années de ma vie artistique et morale, 1855, oil on canvas, 361×598 cm; Musée d’Orsay, Paris.
Gilmore Kate 4226 4065 4051 4059 11381KATE GILMORE, MY LOVE IS AN ANCHOR, 2004
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRE, 2006–2010
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRE, 2006–2010
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRE, 2006–2010
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRE, 2006–2010
New Colour Empire © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Studio lost but found. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Studio lost but found. 2006–2010In der Doppel-Videoprojektion New Colour Empire greift Gordon auf einen der bekanntesten Filme Andy Warhols zurück, den über achtstündigen Film Empire (1964). Warhols in Zeitlupe aufgenommener Film zeigt in einer statischen Einstellung die oberen Stockwerke und die Spitze des Empire State Building. Weil sich weder Kamera noch das Motiv bewegen, ist die einzige Veränderung im Film das Licht, das mit ein brechender Dunkelheit abnimmt, bis sich die künstliche, mehrfarbige Beleuchtung einschaltet. Das damals höchste Gebäude der Welt war nur zwei Jahre nach seiner Fertigstellung 1931 bereits im Filmklassiker King Kong zu filmischen Ehren gekommen. Dem Riesenaffen diente das Gebäude als Sockel, und auch in Warhols Film gewinnt das Gebäude selbst, in seiner stillen Monumentalität, eine skulpturale Präsenz.
Diese Qualität hat Douglas Gordon bereits für das Video Bootleg Empire (1998) aufgegriffen, seine Handkamera auf Warhols Film gerichtet und zwei Stunden einer Aufführung von Empire abgefilmt, im Stil eines unautorisierten Mitschnitts. Im Gegensatz zu der statischen, unveränderlichen Einstellung und kontemplativen Ruhe des Schwarz-Weiß-Originals wackelt in Gordons Version die Handkamera, Menschen laufen durchs Bild und verdecken die Projektion, die Wahrnehmung gerät ins Wanken.
Für seine Adaption New Colour Empire filmte Gordon den Wolkenkratzer neu und in Farbe ab und projizierte ihn gleich doppelt in übereinanderliegenden Bildern, die ein flirrendes Abbild ergeben. Die Konturen des Bauwerks scheinen sich aufzulösen, die monumentale Eindeutigkeit Warhols ist einer zitternden, nervös oszillierenden Spannung gewichen. In einer weiteren Version, New Colour Empire Redux (2007), komprimiert der Künstler die Dauer der Projektion auf eine Minute und reduziert Warhols Film auf die Kürze eines Werbeclips.
Douglas Gordons Rekonstruktion von Warhols Film ist eine Hommage an den Künstler, in der er dessen Film Empireum neue Bedeutungsebenen erweitert und das Hochhaus, das seit den tragischen Ereignissen des 11. September 2001 wieder das höchste Gebäude New Yorks ist, zu einem Spiegelbild der Vergänglichkeit werden lässt.
Angela Rosenberg
In the double video projection New Color Empire, Gordon draws on one of Andy Warhol’s best-known films, the over eight-hour-long Empire (1964). Warhol’s static film shot in slow motion depicts the top floors and spire of the Empire State Building. Because neither the camera nor the subject moves, light is the only varying element in the film, for it diminishes with nightfall, until the artificial, multi-colored lighting is switched on. The then tallest building in the world had already been cinematically honored only two years after its completion in the classic 1931 film King Kong. The giant ape used the structure as a pedestal and, in its tranquil monumentality, the building itself achieved a kind of sculptural presence.
Gordon had already seized on this quality in his video Bootleg Empire (1998), in which he pointed his handheld camera at Warhol’s film, filming two hours of a screening of Empire in the manner of an unauthorized bootleg video. Instead of the static, unchanging shot and contemplative calmness of the black and white original, the handheld camera jitters in Gordon’s version, people walk through the image blocking the projection, and perception itself begins to totter.
For his adaptation New Color Empire (2007), Gordon re-filmed the skyscraper in color and projected two overlapping images of it, thereby creating a shimmering illustration. The building’s contours seem to dissolve and Warhol’s monumental unambiguousness is replaced by a quaky, nervously oscillating tension. In a further version, New Color Empire Redux (2007), the artist compressed the duration of the projection down to one minute, thus reducing Warhol’s film to the length of an advertising clip.
Gordon’s reconstruction of Warhol’s film is an homage to the older artist in which he gives new levels of meaning to the film Empire and turns the skyscraper—which has again become New York’s tallest building after the tragic events of September 11, 2001—into a mirror image of temporality.
Angela Rosenberg
Gordon Douglas 4227 4065 4066 4051 4049 4059 11381DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRE, 2006–2010
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRES, 2006–2010
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRES, 2006–2010
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRES, 2006–2010
DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRES, 2006–2010
New Colour Empires © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Studio lost but found. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Studio lost but found. 2006–2010 Gordon Douglas 4227 4065 4066 4051 4059 11381DOUGLAS GORDON, NEW COLOUR EMPIRES, 2006–2010
MANUEL GRAF, ÜBER DIE AUS DER ZUKUNFT FLIESSENDE ZEIT, 2006
MANUEL GRAF, ÜBER DIE AUS DER ZUKUNFT FLIESSENDE ZEIT, 2006
MANUEL GRAF, ÜBER DIE AUS DER ZUKUNFT FLIESSENDE ZEIT, 2006
MANUEL GRAF, ÜBER DIE AUS DER ZUKUNFT FLIESSENDE ZEIT, 2006
Über die aus der Zukunft fließende Zeit Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2006Grafs Arbeiten Über die aus der Zukunft fließende Zeit (2006) und Woher kommt die Kunst? Oder: Über die Blüte des Menschen (2007) beschäftigen sich mit der Idee von Zeit und der Frage, wie Neues in die Welt kommt.
Über die aus der Zukunft fließende Zeit beginnt mit einer abstrahierten Umsetzung von Frank Lloyd Wrights Haus Fallingwater. Der Fluss der Zeit wird durch das schematische Bild einer Brücke dargestellt. Von der einen Seite fließt die Zeit aus der Zukunft, von der anderen aus der Vergangenheit. Beide Zeitstränge treffen sich in der Mitte, wo ein Stück Gegenwart abbricht und in Claude-Nicolas Ledoux’ Schleusenwärterhäuschen stürzt. Kernstück der Arbeit ist ein Vortrag über die Evolutionstheorie nach Otto Heinrich Schindewolf durch Grafs ehemaligen Geschichtslehrer und heutigen Freund Ekkehard Wallat. Derzufolge verläuft die Zeit in zwei Richtungen.
Anke Volkmer
Graf’s works Über die aus der Zukunft fließende Zeit (On the Time Flowing from the Future, 2006) and Woher kommt die Kunst? Oder: Über die Blüte des Menschen (Where Does Art Come From? Or, On the Flower of Man, 2007) deal with the concept of time and the question of how the new comes into the world.
Über die aus der Zukunft fließende Zeit begins with an abstracted transformation of Frank Lloyd Wright’s Fallingwater. The flow of time is represented by the schematic image of a bridge. Time flows from the future on one side and from the past on the other. Both time strands meet up in the middle, where a piece of the present breaks off and crashes into Claude Nicholas Ledoux’s lock-keeper’s house. At the work’s core is a lecture on Otto Heinrich Schindewolf’s theory of evolution, according to which time flows in two directions, given by Graf’s former history teacher and present-day friend, Ekkehard Wallat.
Anke Volkmer
Graf Manuel 4228 4065 4051 4059 11381MANUEL GRAF, ÜBER DIE AUS DER ZUKUNFT FLIESSENDE ZEIT, 2006
MANUEL GRAF, 1000 JAHRE SIND EIN TAG, 2005
MANUEL GRAF, 1000 JAHRE SIND EIN TAG, 2005
MANUEL GRAF, 1000 JAHRE SIND EIN TAG, 2005
MANUEL GRAF, 1000 JAHRE SIND EIN TAG, 2005
1000 Jahre sind ein Tag Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2005In 1000 Jahre sind ein Tag (2005) amalgamiert Manuel Graf das Setting eines Computerspiels mit der Melancholie der Postmoderne. Während Schlagerstar Udo Jürgens 1000 Jahre sind ein Tag singt, drehen sich auf dem Schallplattenspieler ruinenhafte Architekturmodelle vom antiken Tempel bis zum neuzeitlichen Bürogebäude und die psychedelische Traummaschine von Brion Gysin wirft pyramidenförmige Schatten an die Wände von Frank Lloyd Wrights „Playroom“ in Oak Park. Mit der animierten Kamerafahrt über eine postmoderne Platzanlage Düsseldorfs, die an die Ego-Shooter-Perspektive von Videospielen erinnert, schlägt er einen medialen Bogen zur Alltagskultur der Jugend.
Anke Volkmer
In 1000 Jahre sind ein Tag (2005), Manuel Graf merges the setting of a computer game with postmodern melancholy. While pop star Udo Jürgens sings the song 1000 Jahre sind ein Tag,1 ruinlike architectural forms ranging from ancient temples to modern office buildings spin on the record player, and Brion Gysin’s psychedelic dream machine projects pyramid-shaped shadows on the walls of the playroom in Frank Lloyd Wright’s Oak Park home. With his animated tracking shot through a postmodern, open public space in Düsseldorf that recalls the “ego shooter” perspective in video games, Graf forges a medial link to popular youth culture.
Anke Volkmer
1 Here Graf makes use of the theme song from the 1978 French-Japanese animated TV series Once Upon a Time … Man, in which the history of mankind is explained in an easily understandable format designed for children.
Graf Manuel 4228 4065 4051 4059 11381MANUEL GRAF, 1000 JAHRE SIND EIN TAG, 2005
MANUEL GRAF, PING PONG, 2005
MANUEL GRAF, PING PONG, 2005
MANUEL GRAF, PING PONG, 2005
MANUEL GRAF, PING PONG, 2005
Ping Pong Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2005In Grafs Zweikanalinstallation Ping Pong (ebenfalls 2005) wird deutlich, dass seine Anhäufung von Zitaten aus verschiedensten Epochen keinesfalls eine bloße Rückschau auf die Postmoderne bedeutet. Ausgangspunkt ist ein Modell des ersten Goetheanum von Rudolf Steiner, einer Vision der „beseelten“ Architektur. Begleitet vom Stereoeffekt eines springenden Pingpong-Balls, treibt Grafs Kamerablick wie in einem Flugsimulator durch eine Animation des blasenartigen, nie realisierten Endless House von Friedrich Kiesler, das auch als reale Gipsskulptur vor der Projektionswand im Raum positioniert wird. Wie durch einen Zeittunnel schwebt man zum Modell des Arc of the World des kalifornischen Architekten Greg Lynn. Graf übersetzt Lynns biomorphe Architektur in eine imaginierte traditionelle Architektursprache und fliegt zurück durch die Zeitmaschine zu einem verjüngten Goetheanum. Grafs animierte Bilder sind neben dem computergenerierten Entwurf, der animate architecture, auch Hinweis auf den Bereich der bewegten Visualisierung in Naturwissenschaft, Design oder Didaktik. Am Ende hat die Kamerafahrt eine liegende Acht, das Symbol der Unendlichkeit, beschrieben. Zur Orgelorgie der deutschen Progressive-Rock-Band Eloy wird das Modell des Endless House vom Projektorlicht angestrahlt.
Anke Volkmer
In Graf’s two-channel installation Ping Pong, also of 2005, it becomes clear that his accumulation of quotations from very diverse epochs is by no means meant as a simple retrospection of Postmodernism. The starting point is a model of Rudolf Steiner’s first Goetheanum, a vision of “inspirited” architecture. Accompanied by the stereo effects of a bouncing Ping-Pong ball and with the character of a flight simulator, Graf’s camera moves through an animation of Friedrich Kiesler’s bladder-shaped, never constructed Endless House, which is exhibited as an actual plaster sculpture in front of the projection wall. Kiesler’s theory of correalism, which perceives man and his environment as an integrated system of complex interdependencies, manifests itself in the radical reinterpretation of the interior complete with its social dynamics by means of a continuum of individual living situations in the Endless House. One floats as if in a time tunnel to the model of the Arc of the World by the California architect Greg Lynn. Graf translates Lynn’s biomorphic architecture into an imagined, traditional architectural language and flies back through the time tunnel to a rejuvenated Goetheanum. Aside from the computer-generated design, Graf’s animated images also reference the area of moving visualizations in the natural sciences, in design, and in didactics. In the end, the tracking shot describes a figure eight, the symbol of eternity. The model of the Endless House is illuminated by the light of a projector to the organ orgy of the German progressive rock band Eloy.
Anke Volkmer
Graf Manuel 4228 4065 4044 4051 4049 144 4059 11381MANUEL GRAF, PING PONG, 2005
MANUEL GRAF, SHULMANTONIONI, 2004
MANUEL GRAF, SHULMANTONIONI, 2004
MANUEL GRAF, SHULMANTONIONI, 2004
MANUEL GRAF, SHULMANTONIONI, 2004
Shulmantonioni Courtesy of the artist and Van Horn, Düsseldorf. Courtesy of the artist and Van Horn, Düsseldorf. 2004Hauptmotiv der Kunst Manuel Grafs ist die Darstellung klassischer Ideen in zeitgenössischen Bildern. So befragt der 1978 Geborene mit Hilfe von animierten Videos in einer tour d’horizon unsere Kulturgeschichte nach der Koexistenz von Beständigkeit und Innovation. In seinem Video Shulmantonioni schafft er virtuelle Interieurs nach Fotografien von Julius Shulman, um sie dann, zusammen mit der ebenfalls digital animierten Villa aus der finalen Szene von Michelangelo Antonionis Zabriskie Point (1970), in einem Loop ebenso genüsslich wie erbarmungslos zum psychedelischen Soundtrack von Pink Floyd explodieren zu lassen. „Shulman und Antonioni bedienen sich einer verwandten Ästhetik, obwohl sie völlig verschiedene Weltbilder vertreten. Die Räume explodieren, ohne Schaden zu nehmen – ist Revolution möglich, ohne Althergebrachtes zu zerstören?“1, fragt Manuel Graf in seinem Film von 2004.
Der Architekturfotograf Shulman ist mittlerweile zu einem Fixstern unseres Popuniversums aufgestiegen. Durch seine Kamera wurden die zwischen 1945 und 1966 rund um Los Angeles errichteten Case Study Houses, einst als visionäres low cost housing angelegt, zu Ikonen des damaligen Lebensideals. Mittels einer an die Ausleuchtung von Filmsets grenzenden Lichtdramatik erreichte Shulman eine extrem kontrastreiche Interpretation der Durchlässigkeit von Innen und Außenraum. Diese ist auch für die auf seinen Fotografien abgebildete Architektur charakteristisch. Bis heute stehen seine Darstellungen der Häuser der kalifornischen Nachkriegsmoderne, die mit elegantem Designer-Mobiliar und lässig am Pool posierenden Mannequins ausgestattet sind, für absolute Stilsicherheit wie für das befriedigte Lebensgefühl eines kultivierten Ennuis, das seinen Nachhall in der Lounge-Kultur unserer Gegenwart findet. In Antonionis Zabriskie Point ist das Haus in der Wüste ebenfalls ein Ort, in dem nicht wirklich gelebt wird, sondern in dem Meetings abgehalten und an dem ein ganzer Komplex von Modellhäusern geplant wird.2 Sie sind alle nur Spielzeughäuser – Simulacra–, bewohnt von unechten Menschen, von Doubles.3 Auch die Detonation des Gebäudes, in deren Folge sämtliche Konsumgüter und die Spuren bildungsbürgerlicher Lektüre, die Kühlschränke und ihre tiefgefrorenen Hähnchen in die Wüstenlandschaft fliegen, ist nichts weiter als eine allegorische Wunschprojektion der Protestgeneration.
Manuel Graf generiert aus diesen Materialien einen Clip stilisierter, neonbunter Bilder von geradezu orgiastischer Energie. Seine anarchische Dekonstruktion visionärer (Gedanken-)Modelle der Film-, Foto- und Baukunst des 20. Jahrhunderts sprengt die übermächtige Mystifizierung der Moderne buchstäblich in die Luft. Und dies geschieht nicht nur in formaler, sondern auch theoretischer Hinsicht. Er zeigt künstlerische Stile und Perioden als retrospektive Konstrukte. In der digitalen Übertragung in eine unterkühlte, grelle und kantige Computerbildwelt wirken die Szenen wie in die New-Wave-Ära der 1980er-Jahre rückgeführt, die in der aktuellen Alltagsästhetik ein Revival erlebt.
Anke Volkmer
1 Zitiert nach: http://www.van-horn.net/seite2.html (1. Oktober 2007).
2 Die Problematik dieser Reihenhaus Siedlungen als neue Stadtform wurde wenige Jahre zuvor von Dan Graham in seinem Foto-Text-Essay Homes for America (1966), einer Dokumentation und Analyse der Architektur von Vorstädten, reflektiert.
3 Vgl. Sam Rohdie, Antonioni, London 1990, S. 145.
The central motif of Manuel Graf’s art is the re-presentation of classic ideas in contemporary images. In a broad survey, the artist sounds out the coexistence of permanence and innovation in our cultural history by means of animated videos. In his video Shulmantonioni, Graf creates virtual interiors modeled after photographs by Julius Shulman. Pleasurably and without remorse, he lets them explode in a loop together with the likewise digitally animated villa from the final scene of Michelangelo Antonioni’s Zabriskie Point (1970) to Pink Floyd’s psychedelic soundtrack. In his film, Graf asks: “Shulman and Antonioni make use of similar aesthetics although they each represent completely different worldviews. The rooms explode without being damaged—is revolution possible without destroying the time-honored?”1
The architectural photographer Shulman has meanwhile risen to become a fixed star in our firmament of Pop artists. Through his camera, the Case Study houses, once erected as visionary low-cost housing in the vicinity of Los Angeles between 1945 and 1966, became icons of that era’s ideal way of life. His dramatic use of light, which borders on the lighting of film sets, enabled Shulman to attain a characteristic, extremely high-contrast interpretation of the permeability between interior and exterior space that is typical of the buildings depicted in his photographs. Even now, his portrayals of postwar, Modernist California homes, fitted with elegant designer furniture and displaying fashion models languidly posing by the poolside, stand for an absolute sense of style and the satisfied attitude towards life in the cultivated ennui that resonates in our contemporary lounge culture. In Antonioni’s Zabriskie Point, the house in the desert is also a place in which nobody really lives, but where meetings are held and in which an entire complex of model houses are planned.2 They are all, however, only toy houses—simulacra—inhabited by mock people, or doubles.3 The detonation of the building, in which all the consumer products and traces of educated middle-class reading matter, as well as the refrigerators and their frozen chicken, soar off into the landscape, is also nothing more than an allegorical, wishful projection of the protest generation. “What is sure is that the youth of the seventies understood the love scenes as well as the final destruction sequence in Zabriskie Point as a fervent wish, as an evocation. The dreams of the powerless are sweet and beguiling, colorful and violent.”4
From this material, Graf generated a film clip comprising stylized, fluorescent-colored images of nothing less than orgiastic energy. His anarchistic, formal as well as theoretical deconstruction of visionary (thought) models pertaining to twentieth-century film, photography, and architecture literally blows the overpowering mystification of Modernism to pieces. He presents artistic styles and persons as retrospective constructs. The digital translation into a garish and angular world of computer images makes the scenes appear as if they had been transported back to the New Wave era of the nineteen-eighties that is now experiencing a revival in contemporary popular aesthetics.
Anke Volkmer
1 Translated from http://www.van-horn.net/seite2.html (accessed October 1, 2007).
2 Dan Graham reflected on the problem of such housing projects as a new urban form several years earlier in his 1966 photo-text essay “Homes for America,” a documentation and analysis of suburban architecture.
3 See Sam Rohdie, Antonioni (London, 1990), p. 145.
4 Translated from Peter Rosei, “Zu Antonionis ‘Zabriskie Point,’” in Michelangelo Antonioni, Zabriskie Point (Frankfurt a. M., 1985), p. 96.
Graf Manuel 4228 4065 4044 4051 4049 11381MANUEL GRAF, SHULMANTONIONI, 2004
CAO GUIMARÃES, NANOFANIA, 2003
CAO GUIMARÃES, NANOFANIA, 2003
CAO GUIMARÃES, NANOFANIA, 2003
CAO GUIMARÃES, NANOFANIA, 2003
Nanofania Courtesy of the artist and Galeria Nara Roesler, São Paulo/Rio de Janeiro/New York. Courtesy of the artist and Galeria Nara Roesler, São Paulo/Rio de Janeiro/New York. 2003Die Titel beziehen sich in Guimarães’ Werk offenbar auf sein Projekt Gambiarras (2002–07), ein umfassendes Bildarchiv, das improvisierte Konstruktionen und entstandene praktische Lösungen enthält, die er in Form von selbst aufgenommenen oder gelegentlich auch von zur Verfügung gestellten Fotografien zusammenträgt.¹ Der Neologismus Nanofania (2003), mit dem er diesen Kurzfilm betitelt hat, leitet sich vom griechischen Präfix nannos (klein) und dem Wort phainein (zeigen, erscheinen) her, bedeutet also „kleine Erscheinung“. Mit einem vom Duo O Grivo eigens komponierten Soundtrack bildet Nanofania so etwas wie eine Schablone für einen weiteren Film, Inventário das pequenas mortes [sopro] (Bestandsaufnahme kleiner Tode [Hauch]; 2000), den Guimarães gemeinsam mit Rivane Neuenschwander gedreht hat. Doch während der letztgenannte Film nie endende Flugbahnen von Seifenblasen in der Luft vorführt, zeigt Nanofania reihenweise platzende Blasen. Was dort außerhalb des Blickfelds bleibt, wird hier zum Hauptmerkmal. Die Illusion zerbröckelt. Die körnige SchwarzWeiß-Fotografie, die Spiegelungen der ländlichen Gegend in der Seifenblase, die surrende Bremse, die vor der Kamera davonfliegt, die verträumte und zunehmend beunruhigende Musik: Alles ist hier eine potenziell fragile oder vergängliche Gegebenheit, die jederzeit zerbersten kann. Wie am Ende eines Traums kehren wir zurück zur Realität – einer veränderten Realität, die vielleicht realer ist als das Reale. Eine Seifenblase zum Platzen zu bringen, nachdem man sie sorgsam geschaffen hat, ist vielleicht das einzige Abenteuer, das es wert ist, dafür jeden Preis zu zahlen.
Rodrigo Moura
¹ Zu einer ersten Deutung von Guimarães’ Gambiarras siehe Rodrigo Moura, Photographing on the Leg, übersetzt von Izabel Murat Burbridge, São Paulo: Galeria Nara Roesler, 2006.
In Guimarães’s oeuvre these titles seem to relate to his ongoing project titled Gambiarras (2002–07), a comprehensive image archive featuring improvised constructions and informal practical solutions that he collects in the form of photographs taken by himself or by occasional contributors.¹ Nanofania (2003), the neologism with which he titled one of his short films, comes from the Greek prefix nannos (small) and the word phainiein (to show, to appear), meaning “small apparition”. With a soundtrack especially composed by the duo O Grivo, Nanofania (Nanophany; 2003) is in fact a negative of another film, one that Guimarães co-authored with Rivane Neuenschwander, titled Inventário das pequenas mortes [sopro] (Inventory of Small Deaths [Blow]; 2000). Yet, whereas that film depicts never-ending trajectories of soap bubbles in the air, Nanofania shows successions of bursting bubbles. That which is out of sight in the first footage here becomes the most important feature. Illusionism crumbles. The grainy black-and-white photography, the reflections of the rural landscape on the soap bubble, the buzzing horsefly that escapes the camera, the prickly music: everything here is a potentially fragile or transitory condition that bursts inside us. But a rare evening drive yields a grace, ever so deep inside. Just as at the end of a dream, the residence exchange is taken apart, the kidnapping comes to a close, the fly gets away and we return to reality – an altered reality that possibly is more real than the real. To burst a soap bubble after having ingeniously built it seems to be the only adventure for which it is worth paying any price.
Rodrigo Moura
¹ For a first reading of Guimarães’s Gambiarras, see Rodrigo Moura, Photographing on the Leg, trans. Izabel Murat Burbridge (São Paulo: Galeria Nara Roesler, 2006).
Guimarães Cao 4230 4065 138 4051 4059 11381CAO GUIMARÃES, NANOFANIA, 2003
BARBARA HAMMER, SANCTUS, 1990
BARBARA HAMMER, SANCTUS, 1990
BARBARA HAMMER, SANCTUS, 1990
BARBARA HAMMER, SANCTUS, 1990
Sanctus Musik von Neil B. Rolnick. Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. Sound by Neil B. Rolnick. Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. 1990 Hammer Barbara 4234 4064 4055 4051 4059 11381BARBARA HAMMER, SANCTUS, 1990
BARBARA HAMMER, DOUBLE STRENGTH, 1978
BARBARA HAMMER, DOUBLE STRENGTH, 1978
BARBARA HAMMER, DOUBLE STRENGTH, 1978
BARBARA HAMMER, DOUBLE STRENGTH, 1978
Double Strength Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. 1978Ein sinnliches und poetisches Porträt über Hammers Liebesbeziehung zu der Trapezkünstlerin und Choreografin Terry Sendgraff stellt der 16-mm-Film Double Strength (1978) dar.
Der Film führt die Betrachter*innen durch die verschiedenen Phasen der Beziehung: beginnend mit den intensiven erotischen Anfängen, dem Aufbau von gegenseitigem Vertrauen, ihrem Vergnügen und ihrer Verspieltheit am Trapez bis hin zum Ende der Beziehung mit Gefühlen der Entfremdung, Schmerz, Wut sowie Kontaktverlust und schließlich dem Übergang in eine dauerhafte Freundschaft. Akrobatische Aufnahmen, in denen das Liebespaar nackt am Trapez durch die Lüfte schwebt oder einen Baum hochklettert, sind sowohl mit Musik als auch mit Voiceovers von Hammer und Sendgraff unterlegt, die abwechselnd von ihrer Beziehung berichten. Dazu werden im Laufe des Werkes immer häufiger private Fotografien eingebunden, alternierend zwischen beiden Frauen. Bilder von großer Direktheit, Einfachheit und Intensität treffen auf ungewöhnlichere Kompositionen, in denen eine der Frauen sowohl in Schwarz-Weiß als auch in Farbe auf der Leinwand verdoppelt wird, sodass die beiden Protagonistinnen fast wie Doppelgängerinnen oder Spiegelbilder wirken, wenn sie den Verlauf ihrer Beziehung heraufbeschwören.
Double Strength entfaltet nicht nur einen aktiven, teilnehmenden und leidenschaftlichen Blick auf lesbische Identität, sondern kann auch als Hommage an den weiblichen Körper gesehen werden, der hier befreit von allen Zwängen im Einklang mit den Performerinnen ist.
Anna-Alexandra Pfau
The 16mm film Double Strength (1978) is a sensual and poetic portrait about Hammer’s love affair with the trapeze artist and choreographer Terry Sendgraff.
The film presents the different phrases of the relationship: from the intensely erotic beginnings, establishing mutual trust, and their pleasure and playfulness on the trapeze to the end of the relationship with feelings of alienation, pain, rage, and loss of contact, and ultimately the transition to a long-term friendship. Acrobatic shots of the naked couple flying through the air on a trapeze or climbing a tree are accompanied by music and voiceovers by Hammer and Sendgraff, who take turns telling about their relationship. More and more private photographs are integrated in the course of the work, alternating between both women. Images of great directness, simplicity, and intensity meet even more unusual compositions in which doubles of one of the women appear on the screen both in black-and-white and color, so that both protagonists seem almost like doppelgänger or mirror images as they evoke the story of their relationship.
Double Strength not only takes an active, compassionate, and passionate look at lesbian identity; it can also be seen as an homage to the female body, which is liberated here of all constraints, in harmony with the performers.
Anna-Alexandra Pfau
BARBARA HAMMER, DOUBLE STRENGTH, 1978
BARBARA HAMMER, X, 1975
BARBARA HAMMER, X, 1975
BARBARA HAMMER, X, 1975
BARBARA HAMMER, X, 1975
X Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. 1975X (1975) ist ein sehr persönlicher, kraftvoller und tiefgreifender Film, der für Hammers eigenes Coming-out und für ihre sexuelle Befreiung als lesbische Frau steht. Als Grundlage für den 16-mm-Film dienten Zeilen, die Hammer in dieser Umbruchphase ihres Lebens in ihr Tagebuch schrieb: „This is my exhibitionism. This is my anger. This is my pain. This is my transportation. These are the children I’m happy not to have (…).“ Diese deklarierenden Aussagen werden auf der Tonspur des Films – ergänzt durch weitere Wörter oder Sätze – wieder und wieder repetiert.
Die Tonspur bildet die Vorlage für die Handlung im Film und treibt die Schnelligkeit des Filmschnitts an. Dabei tritt Hammer selbst als Protagonistin ihrer Verzweiflung oder Wut auf: Sie erscheint beispielsweise nackt mit einer Stahlkette in den Händen als Sinnbild für ihren Exhibitionismus, aber auch als Referenz und Revolte gegen das männliche Filmestablishment (als Anspielung auf Anthony Quinn in La Strada, der als Zampanò vermeintlich Eisenketten sprengt). Zusammen mit der rhythmischen Repetition der Identitätsgesänge reifen die filmischen Szenen so zu einem Selbstheilungsprozess und Befreiungsschlag für die Künstlerin.
Anna-Alexandra Pfau
X (1975) is a very personal, powerful, and profound film that stands for Hammer’s own coming-out and sexual liberation as a lesbian woman. The 16mm film is based on a passage that Hammer wrote in her diary during this phase of personal upheaval: “This is my exhibitionism. This is my anger. This is my pain. This is my transportation. These are the children I’m happy not to have . . . .” In the film soundtrack these statements are repeated over and over and complimented by other words and sentences.
The film’s plot is based on the soundtrack, which also determines the speed of the cuts. Hammer always appears as the protagonist of her despair or rage: for example, she is shown naked with a steel chain in her hands as a symbol of her exhibitionism, but also referencing and protesting against the male-dominated film establishment (alluding to Anthony Quinn, who allegedly breaks iron chains as Zampanò in La Strada). Along with the rhythmic repetition of the identity chant, the film scenes become a self-healing process and a liberation for the artist.
Anna-Alexandra Pfau
BARBARA HAMMER, X, 1975
BARBARA HAMMER, I WAS/I AM, 1973
BARBARA HAMMER, I WAS/I AM, 1973
BARBARA HAMMER, I WAS/I AM, 1973
BARBARA HAMMER, I WAS/I AM, 1973
I Was/I Am Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. Courtesy of the Estate of Barbara Hammer and KOW, Berlin/Madrid. 1973Der 16-mm-Film I Was / I am (1973) gilt als Hommage an die US-amerikanische Experimentalfilmemacherin Maya Deren (1917–1961), die einen starken Einfluss auf Hammers frühes künstlerisches Werk hatte. Als Re- ferenz diente hier Derens avantgardistischer Film Meshes of the Afternoon (1943), der in Zusammenarbeit mit Alexander Hammid entstanden war. Hammer griff als direkte Zitate nicht nur verschiedene Motive und Symbole aus der Vorlage auf – wie einen Schlüssel, einen Spiegel, im Wind wehender weißer Stoff oder eine schwarz gekleidete, geheimnisvolle Gestalt–, sondern orientierte sich vor allem an der ungewöhnlichen Erzählweise, die anstelle einer traditionellen narrativen, linearen Handlungsabfolge trat. Durch den Einsatz der vertikalen Montage, in der der Schnitt innerhalb eines bestimmten Bewegungsablaufes gesetzt wird, gehen verschiedenste Szenen homogen ineinander über. Einzelne Momente werden so zu einem poetischen Konstrukt vertikal verdichtet und damit emotional erfasst. Durch den zusätzlichen Einsatz von schnellen Schnitten sowie das mehrmalige Wiederholen von Szenen scheinen Traum und Wirklichkeit zu einem surrealen Ganzen zu verschwimmen: Die Künstlerin selbst verwandelt sich im Film von einer unschuldigen Prinzessin im weißen Kleid und Diadem in eine lesbische Kämpferin in schwarzer Ledermontur mit Pistole, auf einem Motorrad fahrend.
I Was / I am ist der erste Teil einer Trilogie von 16-mm-Filmen, zu der auch X (1975) und Psychosynthesis (1975) gehören, in der Hammer eine Vielzahl von verschiedenen weiblichen Typen verkörpert.
Anna-Alexandra Pfau
The 16mm film I Was / I am (1973) is considered an homage to the American experimental filmmaker Maya Deren (1917–1961) who had a strong influence on Hammer’s early artistic work. It makes reference to Deren’s avant-garde film Meshes of the Afternoon (1943), which was made in collaboration with Alexander Hammid. Hammer did not only use various motifs and symbols from this work as direct quotes—such as a key, a mirror, a white cloth billowing in the wind, or a mysterious figure dressed in black; she was also particularly aligned with the unusual narrative structure that was used instead of a traditional linear sequence of events. By using vertical montage, in which cuts are made during a certain sequence of movements, a variety of scenes are homogeneously combined. In this way, individual moments are vertically condensed into a poetic construction and thus emotionally enhanced. By additionally employing quick cuts as well as multiple repetition of scenes, dream and reality are blurred into a surreal whole: in the film the artist is transformed from an innocent princess wearing a white dress and tiara into a lesbian warrior in a black leather outfit with a gun riding on a motorcycle.
I Was / I am is the first part of a trilogy of 16mm films that includes X (1975) and Psychosynthesis (1975), in which Hammer embodies many different female types.
Anna-Alexandra Pfau
BARBARA HAMMER, I WAS/I AM, 1973
ARTHUR JAFA, LOVE IS THE MESSAGE, THE MESSAGE IS DEATH, 2016
ARTHUR JAFA, LOVE IS THE MESSAGE, THE MESSAGE IS DEATH, 2016
ARTHUR JAFA, LOVE IS THE MESSAGE, THE MESSAGE IS DEATH, 2016
ARTHUR JAFA, LOVE IS THE MESSAGE, THE MESSAGE IS DEATH, 2016
Love Is The Message, The Message Is Death Videostill. Courtesy of the artist and Gavin Brown’s Enterprise, New York/Rome. Video still. Courtesy of the artist and Gavin Brown’s Enterprise, New York/Rome. 2016Auf Drängen von Freunden habe ich Love is the Message, the Message is Death (2016) zum ersten Mal 2016 gesehen, Uptown in Harlem. Ich hatte von Anfang an ein mulmiges Gefühl im Bauch, und beim ersten Durchgang musste ich weinen. Der Raum war groß und schwarz, überall Säulen, keine Stühle, mit dem Rücken an der Wand, die Säulen wie Zähne gereiht, ein klaffender Mund. Weder die Decke noch die Wand, auf die das Video projiziert wurde, vermittelten räumliche Tiefe, und in der trüben, aquarellartigen Farbigkeit der von der Projektion vergifteten Schwärze setzten sie sich für mich einfach endlos fort. Beim zweiten Durchgang habe ich schon nicht mehr geweint, und beim dritten, als der Bass immer heftiger an meinen Schulterblättern rüttelte, wurde ich wütend. Als ich es schließlich zum vierten Mal sah, im Hessel Museum in Upstate New York im darauffolgenden Jahr – in einer weit weniger idealen Atmosphäre, umgeben von anderen Arbeiten, jungen Bäumen, Gras, das ich wegen der Lyme-Borreliose übertragenden Zecken nicht betrat, war ich abgehärtet und gefestigt. Ich habe es nicht zu Ende angeschaut. Jetzt, vier Jahre später, auf meinem Sofa in Berlin, ausgestattet mit all den Annehmlichkeiten und Freuden, ein Schwarzer Amerikaner in einem anderen Land zu sein (siehe Anonymität, siehe anderswo, siehe Fetisch), kehren die Erinnerungen zurück.
Was war das? Allein die Verwendung von Kanye Wests Ultralight Beam als Soundtrack würde eine eigene wissenschaftliche Abhandlung legitimieren. We’re on an ultralight beam, this is a god dream. This is everything. Die Tatsache, dass alle Bilder Found Footage sind, kombiniert, organisiert, geschnitten, durchkämmt, viral gegangen und vertraut: Everything. Und alle anderen Fragen: Love is the message [Liebe ist die Botschaft]? And the message is death [Und die Botschaft ist der Tod]? Wessen Tod genau? An wen ist diese Botschaft gerichtet? Und was hates mit dieser großen, Gas verbrennenden Sonne auf sich? Ist diese ambivalente Masse ihrerseits eine Botschaft, die als Würdigung Schwarzer gedacht ist? Drückt sie jene Komplexität an Empfindungen aus, die damit einhergeht, ein Schwarzer Amerikaner zu sein? Die höchsten aller Hochgefühle und diese angstbesetzten bodenlosen Tiefs, und immer beides zugleich? Sollte der gepeinigte Schwarze amerikanische Körper von denen gesehen werden, die solchen Schmerz nicht kennen? Führt Gewalt zu mehr Gewalt? Wer schickt so eine Botschaft heute noch? Warum hinterlassen weiße Lichtblitze immer diese schwarzen Flecken im Sichtfeld?
Es wird mit einer Verschiebung gearbeitet: Für die meisten Fälle, in denen die Augen Weißer (womöglich deine) auf die Körper Schwarzer gerichtet sind, lässt sich sagen, dass das, was sie zu sehen glauben, nicht dem entspricht, was tatsächlich zu sehen ist, und dass sie also nicht aus den gleichen Gründen applaudieren, aus denen ich applaudiere – aber warte, applaudiere ich denn? Ist dieser Text ein Applaus? (Ich nicke grundsätzlich anderen Schwarzen Männern auf der Straße zu.) Sind Darstellungen von Körpern Schwarzer wirklich notwendig, wenn man kritisieren will, wie mit Schwarzen umgegangen wird? Anders gefragt: Sollte der Schatten (das Schwarze Selbst, der Schwarze Körper) derart verkauft werden? Und sollte der Schatten von ebendiesem Schatten selbst verkauft werden? Verliert er dadurch womöglich an Kontur? An wen genau ist das Werk gerichtet? An mich? Will ich das? Ich glaube, das verstörendste an dieser Arbeit ist, dass sie immer wieder gesehen werden will und dass man selbst sie wieder und wieder sehen will. Und so stehen wir schon wieder zwischen zwei Botschaften.
Rindon Johnson
At the behest of everyone I knew, I first saw Love is the Message, The Message is Death (2016) in 2016, uptown in Harlem. Already uncomfortable, I cried the first go around, the space all large and black, filled with pillars, no chairs, my back against the wall, the pillars coming together like teeth, a gaping mouth. Neither the ceiling nor the wall the video was projected on had any real depth as they continued forever in a murky, watercolor wash of projection-polluted blackness in my mind. The second go around, I did not cry and by the third, as the sub rattled my shoulder bones harder still, I grew angry. By the time I saw it a fourth time, at the Hessel Museum in upstate New York the following year—in a far less ideal atmosphere, surrounded by other work, young trees, grass I could not set foot on given the Lyme-disease-carrying ticks—I had hardened, solidified. I didn’t finish it. Now, four years later, on my sofa in Berlin with all the comforts and spoils of being a Black American man in another country (see anonymity, see elsewhere, see fetish), I am remembering.
What was that? Kanye West’s Ultralight Beam as the soundtrack could necessitate its own dissertation. We’re on an ultralight beam, this is a god dream. This is everything. The fact that this video’s contents are found, amalgamated, organized, edited, sifted through, viralized, familiar: Everything. The rest of the questions mount: Love is the message? And the message is death? Death to whom exactly? Who is this message for? What about that big gas-burning sun? Is that multivalent mass itself a message of Black celebration? Of the manifold sensations of being a Black American? Those high-high-highs and fear-low-lows; always both at once? Should the Black American body in pain be seen by those who have not experienced said pain? Does violence beget violence? Who bothers to send a message like this these days? Why do flashes of white light always result in long lingering black spots in the eyes?
Implicit in the work is a sleight of hand: More often than not white eyes (insert your whites here) on Black bodies mean that what they think they are seeing is not what they are actually seeing and in this circumstance, they are not applauding for the same reasons that I am applauding—wait, am I applauding? Is this text applause? (I always nod to other Black men on the street.) Are depictions of the Black body really necessary to critique the treatment of Black bodies? Or another way: should the shadow (the Black self, the Black body) be sold? And should the shadow be sold by the shadow himself? Does that then take away his outline? Who exactly is the piece for? If it is for me? Do I want it? I suppose the most disturbing part of the work is that it continues to be desired to be seen, and people continue to desire to see it. Here we are again, between two messages.
Rindon Johnson
Jafa Arthur 4244 4066 4044 4051 4049 4059ARTHUR JAFA, LOVE IS THE MESSAGE, THE MESSAGE IS DEATH, 2016
CHRISTIAN JANKOWSKI, 16 MM MYSTERY, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, 16 MM MYSTERY, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, 16 MM MYSTERY, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, 16 MM MYSTERY, 2004
16 mm Mystery Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. 200416 mm Mystery spielt mit den Erwartungen des Publikums unter Verwendung einer narrativen Bildstruktur und der Bildwelt eines Hollywood-Thrillers der 1970er-Jahre. Unterlegt mit einem Spannung erzeugenden Soundtrack, zeigt der kurze Film einen Mann, den Künstler selbst, in geheimnisvoller Mission. Mit einem Koffer ausgestattet, der im Rahmen der Suggestion des Films wie eine Waffentasche wirkt, geht er strammen Schrittes über die Straßen von Los Angeles und auf das Dach eines Parkhauses, um sein Werkzeug zu installieren. Untermalt werden die in unterkühltem Blau gehaltenen Bilder von der Komposition Ruthless Gravity (rücksichtslose Schwerkraft) des Filmkomponisten Craig Armstrong, der auch die Musik für Oliver Stones Film World Trade Center (2006) schrieb. Dort werden die Anschläge vom 11. September 2001 behandelt. In wirkungsvollem Kontrast zu einem abgehackten, elektronischen Loop evoziert gefühlvoll gespielte Streichmusik das Thriller-Genre und bauen eine Spannung auf, als ob ein Anschlag oder ein Attentat bevorstünde. Auf dem Dach schließlich stellt sich heraus, dass das Gepäck nicht aus Waffen, sondern einem 16-mm-Projektor samt Filmleinwand besteht, auf die der Künstler einen Film projiziert, der für den*die Betrachter*in nicht einsehbar ist. Als er den Bildausschnitt verlässt, geschieht etwas gänzlich Unerwartetes: Nach einem kurzen Moment bricht während der Projektion das höchste der gegenüberliegenden Hochhäuser bis auf das Skelett in sich zusammen. Nachdem die Staubwolken verflogen sind, packt der Künstler Projektor und Filmleinwand wieder ein und verlässt die mittlerweile verdüsterte Kulisse.
Das hoch symbolische Motiv des Hochhauszusammenbruchs erinnert an die Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 und ist vom Kontext der aktuellen Terrorismusdebatte kaum zu trennen. Nie zuvor war eine Katastrophe derart medial präsent und hat dazu beigetragen, das kollektive Bewusstsein so nachhaltig zu traumatisieren. Aber wie können Filmbilder eine vergleichbar erschütternde Wirkung haben?
Die Faszination für die unheimliche Macht der Bilder geht weit über das Medienzeitalter hinaus. So überrascht es nicht, dass die Idee für Jankowskis Film ursprünglich einem Barockgemälde entstammt. In Retrato milagroso de San Francisco de Paula von Lucas Valdés (1661–1725) bringt allein ein bei einer Prozession mitgeführtes Bild die umliegenden Häuser zum Einsturz. Die Wirkungsmacht dieses „Bildes im Bild“ überträgt Jankowski auf den „Film im Film“ und erzeugt mit Hilfe einer Computeranimation sein modernes Katastrophenszenario. Für die professionelle Umsetzung seines Konzepts gab der Künstler die Verantwortung an die Brüder Greg und Colin Strause ab, die sich nicht nur als Virtuosen digitaler Tricktechnik in Katastrophenfilmen wie Titanic (1997) oder The Day after Tomorrow (2003) einen Namen machten, sondern auch als Regisseure tätig sind, wie in dem für 2008 angekündigten Horrorfilm Alien vs Predator: Requiem. Sie wurden vom Künstler dazu eingeladen, den digitalen Bildeffekt zu entwickeln und darüber hinaus den Drehort festzulegen.
Mit der Einbindung verdienter Hollywood-Veteranen bleibt Jankowski seinem Ansatz eines Outsourcing der kunsthandwerklichen Umsetzung seiner künstlerischen Konzepte treu, so auch etwa in Telemistica (1999), bei dem er sich bei Fernseh-Hellsehern nach seinen Aussichten für seine erfolgreiche Teilnahme an der Biennale von Venedig erkundigte. Die Trennung von Konzeption und Umsetzung gestattet dem Künstler, bei seinen umfangreichen und komplexen Kooperationen mit auf Film, Fernsehen oder Print-Publikationen spezialisierten Produktionsfirmen eine humorvolle, bisweilen subversive Distanz zu wahren und so die Einfühlungsästhetik des Spielfilms gegen die aufgeklärte Auseinandersetzung mit der Kunst auszuspielen. […]
In 16 mm Mystery ist der Unterschied zwischen digitalem Bildeffekt und real Abgefilmtem nebensächlich, da sich die Handlung von Anfang an, wie durch die Filmmusik deutlich gemacht, auf der fiktiven Ebene eines Kinofilms bewegt. Der Weg der Filmbilder – von der Kamera über das Labor in den Computer, wo der Effekt des einstürzenden Wolkenkratzers hinzugefügt wurde – spiegelt das „Bild-im-Bild“-Motiv wieder, kann aber zugleich als Verweis darauf verstanden werden, dass, egal welchen Formates, auch dem künstlerischen Bild mitunter ein machtvolles Geheimnis innewohnt. Der nicht sichtbar werdende unbekannte Film, der in 16 mm Mystery ausgestrahlt wird – als Wiedergänger von Valdés Wunderbild –, wirkt in der heutigen Zeit umso mächtiger, nicht zuletzt wegen der offensichtlichen Bezüge zum einstürzenden World Trade Center. Jankowski kehrt jedoch Ursache und Wirkung um; in seinem Film entstehen die Bilder nicht durch die Katastrophe, die Macht der Bilder selbst löst sie aus. Die virtuelle Zerstörung wird so zum ganz realen Sinnbild für die Macht der künstlerischen Idee.
Angela Rosenberg
16 mm Mystery (2004) plays with the expectations of the public by implementing the narrative sequence of images and visual vocabulary of a Hollywood thriller from the seventies. Accompanied by a suspense-heightening soundtrack, the short film shows a man, the artist himself, on a secret mission. Equipped with a suitcase, which within the suggestive framework of the film appears to be a weapons case, he walks briskly through the streets of Los Angeles and up to the roof of a parking garage to install his instrument. Kept to a chilly blue, the images are accentuated by the musical composition Ruthless Gravity by the film composer Craig Armstrong, who also wrote the music for Oliver Stone’s film World Trade Center (2006), which dealt with the terrorist attacks of September 11, 2001. In a striking contrast to a clipped, electronic loop, emotive strings evoke the atmosphere of the thriller genre and create the kind of suspense that leads up to an attack or an assassination. Up on the roof it then becomes clear that the suitcase did not contain weapons, but a 16-mm film projector and screen, which the artist uses to project a film that cannot be seen by the viewer. As he exits the frame, something unexpected happens: after a brief moment, the highest of the buildings across from the garage caves in on itself and only the skeleton is left behind. Once the clouds of dust have cleared, the artist packs up the projector and the screen again and leaves the now darkened scene.
The highly symbolic motif of the collapsing building calls to mind the attack on the World Trade Center of 2001, and it is automatically seen in context with the contemporary debate surrounding terrorism. Never before had a catastrophe been experienced with such immediacy as a media event, nor had any event traumatized the collective consciousness so deeply. But how can cinematic images have a comparably shocking effect?
A fascination with the uncanny power of images dates back long before the age of modern media. Thus, it is not surprising that the idea for Jankowski’s film originally came from a Baroque painting. In Retrato milagroso de San Francisco de Paula by Lucas Valdés (1661–1725), a painting carried about in a procession causes the surrounding buildings to collapse. Jankowski transfers the powerful effect of this “painting within a painting” to a “film within a film,” and with the help of computer animation he creates his modern catastrophe scenario. He entrusted the professional realization of his concept to two brothers, Greg and Colin Strause, who have not only made a name for themselves as virtuosos of digital technology in disaster films such as Titanic (1997) or The Day after Tomorrow (2003), but also work as directors, as for the horror film Alien vs. Predator: Requiem due out in 2008. They were invited by the artist to develop the digital effects and also to select the shooting location. […]
In 16 mm Mystery the difference between digital effects and documentary shots is secondary, since both the plot and the film music operate on the fictional level of a feature film. In the exhibition, the work is viewed in wide-screen format as if in the black box of a cinema—with black walls, Dolby surround sound, and a screen hovering in front of a curtain—using a video projection of a film originally shot in 35 mm, which itself depicts the projection of a 16-mm film. The “picture in a picture” motif reflects the path of the film images from the camera to the laboratory and into the computer, where the effect of the collapsing skyscraper was added. This can also be understood as a reference to the idea that the artificial image, regardless of its format, carries a powerful secret within. Remaining unseen, the unknown film projected in 16 mm Mystery—a revenant of Valdés’s miraculous painting—today seems all the more powerful, largely due to the work’s apparent reference to the collapsing World Trade Center. However, Jankowski inverts cause and effect. In his film the images are not the result of catastrophe; rather, it is the force of images themselves that triggers disaster. Virtual destruction acts as a very real symbol for the power of artistic ideas.
Angela Rosenberg
Jankowski Christian 4245 4065 4054 4051 4059 11381CHRISTIAN JANKOWSKI, 16 MM MYSTERY, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, HOLLYWOODSCHNEE, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, HOLLYWOODSCHNEE, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, HOLLYWOODSCHNEE, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, HOLLYWOODSCHNEE, 2004
Hollywoodschnee Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. 2004In Hollywoodschnee (2004) zeigt der Film in dokumentarisch inszenierten Episoden Menschen, die hinter den Kulissen an den Schnittstellen der Filmproduktion sitzen, als Produzent*innen, Kritiker*innen oder Förder*innen. Sie erläutern ihre individuelle Vision einer „idealen Filmszene“ und werden scheinbar zufällig durch klassische Filmeffekte überrascht, wie einsetzenden Schnee oder Regen, plötzliche Schüsse oder Explosionen. Während die Darsteller*innen ihre persönliche Idealvorstellung entwickeln, tragen sie nur vermeintlich zur Transparenz der Produktionsbedingungen bei, die durch die Inszenierung der eingeschmuggelten Action-Momente sofort wieder unterwandert wird. Das Nebeneinander von der authentischen Überraschung der Protagonisten, die von den meisten Filmprofis souverän überspielt wird, und der Künstlichkeit der inszenierten Bilder stellt die Glaubwürdigkeit des Films sowohl als Aufklärungsinstrument als auch als Illusionsmaschine infrage.
Angela Rosenberg
The film Hollywoodschnee (2004) shows people in a documentary setup who work behind the scenes on different aspects of film production such as producers, critics, or sponsors. They each describe their individual vision of an “ideal” film scene and, while they do so, seem to be suddenly surprised by random yet classic film effects, such as the fall of rain or snow, sudden gunfire, or explosions. As the protagonists develop their personal ideal scenario, they seem to be making the condition of production more transparent. However, the “ambush” action inserted into the scene then immediately subverts this impression. The juxtaposition of authentic surprise on the part of the individuals, which is confidently glossed over by most of the film professionals, and the artificiality of the staged images questions the authenticity of film both as an educational tool and as an illusion machine.
Angela Rosenberg
Jankowski Christian 4245 4065 4055 4051 4059 11381CHRISTIAN JANKOWSKI, HOLLYWOODSCHNEE, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, WHAT REMAINS, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, WHAT REMAINS, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, WHAT REMAINS, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, WHAT REMAINS, 2004
What Remains Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. 2004Für What Remains positionierte Jankowski einen Kleintransporter einen Abend lang vor verschiedene New Yorker Lichtspielhäuser. Der Künstler lud Besucher*innen, die das Kino gerade verließen, in seinen Bus ein, um den just gesehenen Kinofilm Revue passieren zu lassen, und filmte sie währenddessen. Im Endresultat geben 25 Kinogänger*innen, die vom Alter und von ihrer ethnischen Herkunft verschiedener nicht sein könnten, ihre bleibenden Eindrücke der gesehenen Filme wieder. Sie erzählen über das, was bei ihnen vom Film in ihrer Erinnerung – wie der Werktitel bereits suggeriert – „geblieben ist“. Von einem Scheinwerfer vor schwarzem Hintergrund in Szene gesetzt, berichten die Befragten in der Gegenwart, ohne dabei den jeweiligen Filmtitel zu benennen. So ruft ein Film bei einer reiferen Dame leidenschaftliche und patriotische Emotionen auf, wenn sie als die „glücklichste Person, die in den USA lebt“, in den Filmszenen Eltern mit ihren Kindern jubeln und Flaggen schwenken sieht. In einem weiteren Erlebnisbericht erzählt ein Mädchen euphorisch, dass sie den Film besonders mag, da er dazu anregt, immer im Jetzt zu leben und nicht in einer Fantasiewelt. Ein Herr mittleren Alters wirkt hingegen sehr nachdenklich. Er berichtet, dass die Filmmusik aus den 1960er-Jahren stammt, was ihn nostalgisch auf diesen Abschnitt seines Lebens zurückblicken lässt. Ein weiteres Mädchen kichert sehr laut und findet den Film, den sie gesehen hat, sehr lustig. Eine weibliche Person äußert sich nur sehr knapp über den von ihr erlebten Film. Dieser sei überhaupt nicht sehenswert. Eine ca. dreißigjährige Frau ist von Schmerz erfüllt, als sie die Geschichte Revue passieren lässt. Sie ist selbst Mutter und kann das Leiden der „armen Frau“ im Film nachempfinden, die ihre beiden Kinder verloren hat.
Es bleibt vollkommen unklar, welchen Film die jeweiligen Personen gesehen haben. Stattdessen bieten die kurzen Statements eine Collage aus abstrakten, allgemeingültigen und facettenreichen Impressionen. Jeder Mensch lässt sich auf das Gesehene anders ein, durch die Auslassung des Ortes und des Films, über den gesprochen wird, entsteht ein emotionales und humorvolles Porträt aus individuellen Möglichkeiten, die aber wiederum durch die Wegnahme von Details auf andere Situationen angewendet werden könnten.
Anna-Alexandra Pfau
Jankowski repeatedly uses different methods from film to investigate the tools and effects of cinema. In order to capture feelings that are not readily visible and are perceived only on a subliminal level, Jankowski asks moviegoers to report for the camera on the film they just saw without naming the movie’s title or referring to its plot in his work What Remains (2004). In a subjective attempt to understand the characters in the film, the viewers try to allow the lingering emotional continuum of cinematic fiction to permeate the reality of their own lives.
Angela Rosenberg
Jankowski Christian 4245 4065 4055 4051 4059 11381CHRISTIAN JANKOWSKI, WHAT REMAINS, 2004
CHRISTIAN JANKOWSKI, DIE JAGD, 1992/1997
CHRISTIAN JANKOWSKI, DIE JAGD, 1992/1997
CHRISTIAN JANKOWSKI, DIE JAGD, 1992/1997
CHRISTIAN JANKOWSKI, DIE JAGD, 1992/1997
Die Jagd Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. Courtesy of the artist and Helga Maria Klosterfelde, Berlin. 1992/1997 Jankowski Christian 4245 4064 4051 4059 11381CHRISTIAN JANKOWSKI, DIE JAGD, 1992/1997
RINDON JOHNSON, I FIRST YOU (11/11), 2018
RINDON JOHNSON, I FIRST YOU (11/11), 2018
RINDON JOHNSON, I FIRST YOU (11/11), 2018
RINDON JOHNSON, I FIRST YOU (11/11), 2018
I First you (11/11) Courtesy of the artist and Daata, London. Ton von Milo McBride. Courtesy of the artist and Daata, London. Sound by Milo McBride. 2018Ein alter Romantiker berichtet aus dem Off von Erinnerungen an eine andere Zeit, während der*die Betrachter*in von einer gläsernen Insel aus auf ein sich drehendes Szenario von kleinen Monumenten in einem sanften, hügeligen Ozean blickt.
An old romantic recounts memories of another time as the viewer spins through a glass island inhabited by little monuments in a placid, hilly sea.
Johnson Rindon 8882 4066 4051 4059 12509 11381RINDON JOHNSON, I FIRST YOU (11/11), 2018
JESPER JUST, SOMETHING TO LOVE, 2005
JESPER JUST, SOMETHING TO LOVE, 2005
JESPER JUST, SOMETHING TO LOVE, 2005
JESPER JUST, SOMETHING TO LOVE, 2005
Something to Love Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2005Something to Love (2005) beginnt mit der entschleunigten Fahrt einer schwarzen Limousine durch eine leere Tiefgarage. Die Kamera richtet sich in Großaufnahme auf einen weinenden, hinter dem Steuer des Fahrzeugs sitzenden älteren Mann. Davon scheinbar unberührt, blickt ein junger Mann auf der Rückbank gedankenversunken aus dem Fenster. Das Fehlen von jeglicher Kommunikation zwischen den beiden Protagonisten erzeugt ein Gefühl der Anspannung. Diese Stimmung wird durch dramatische Musik verstärkt, die mit ihren sphärischen, sanft-langgezogenen Klängen an elektronische Ambient-Musik erinnert. Plötzlich hält der Wagen, die Musik stoppt. Der Fahrer schaltet den Motor ab, steigt aus und öffnet dem jungen Mann die Autotür. Unter Beobachtung des Fahrers gleitet er (als würde er schweben) zielstrebig auf einen Ausgang zu. Der ältere Mann zögert zuerst, stürzt aber dann hinterher. Der junge Mann ist bereits im Aufzug verschwunden, der ältere folgt ihm hektisch durch das Treppenhaus und öffnet schließlich die Aufzugstür auf der übernächsten Etage. Im Fahrstuhl steht der junge Mann und küsst innig eine junge, schöne Blondine. Als hätte das Paar die Welt vergessen, dreht es sich, den Figuren einer mechanischen Spieluhr gleich, zu einer ebensolchen Melodie im Aufzug. Diese Kussszene berührt den Mann, und wieder beginnt er lautlos zu weinen. Als die Frau seiner gewahr wird, reagieren sie und der junge Mann erschrocken, der sich daraufhin jedoch von der Frau abwendet, dem älteren Mann langsam nähert und ihn an die Hand zu nehmen scheint. In der nächsten Szene sieht man sie mit geringem Abstand zurück zum Wagen gehen und davonfahren.
Die Inszenierung – Just arbeitet stets mit professionellen Schauspielern und einem Filmteam – entspricht in ihrer Perfektion der eines Kinofilms. Just folgt dabei der Ästhetik der Nouvelle Vague, der Tradition des Film Noir und den Filmtechniken von David Lynch und Alfred Hitchcock. Die visuell klare Filmsprache steht im Gegensatz zur unbestimmten, rätselhaften Spannung zwischen den verschiedenen Charakteren und erzeugt in Kombination mit der musikalischen Untermalung ein Gefühl von Vertrautheit. „Ich möchte mich einer satten filmischen Sprache bedienen und sie in andere Richtungen wenden, als man es erwarten würde. Hoffentlich fragt sich der Zuschauer dann, was er da tatsächlich sieht“1, so Just.
Handelt Something to Love von einer tragischen Dreiecksbeziehung, einer unerwiderten homosexuellen Liebe oder versucht der jüngere Protagonist seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen? Vermutungen dieser Art kann der Betrachter jedoch lediglich aufgrund der Gefühlsausbrüche und der reduzierten Gestik der Protagonisten anstellen und eventuell an der eigenen Erlebniswelt spiegeln.
Anna-Alexandra Pfau
1 Faye Hirsch, „Cinematic Crises: Q + A with Jesper Just“, in: Art in America, September 2010.
Something to Love (2005) begins with a black sedan slowly driving through an empty underground garage. The camera shows a close-up of an older man crying behind the steering wheel of the vehicle. Apparently unperturbed by this, a young man in the back seat looks out the window, lost in thought. The absence of any communication between the two protagonists creates a feeling of tension. This mood is amplified by the dramatic soundtrack, whose atmospheric, gently elongated tones are reminiscent of electronic ambient music. Suddenly the car comes to a stop; the music ceases. The driver turns off the engine, gets out, and opens the car door for the young man. While the driver watches, he glides (as if floating) determinedly toward an exit. The older man hesitates at first, but then rushes after him. The young man has already disappeared into an elevator. The older man follows him frantically via the stairwell and finally opens the elevator door two floors above. The young man is standing in the elevator and is passionately kissing a young, beautiful, blond-haired woman. As if the couple has forgotten the world, they turn like the figures in a mechanical music box, complete with a corresponding melody. The sight of the couple kissing moves the man, and he begins again to cry silently. When the woman notices him, she and the young man react in fright; however, the young man turns away from the woman, slowly approaches the older man and appears to take him by the hand. In the following scene they are shown at a short distance from one another as they walk back to the car and drive away.
The polished production is comparable to that of a feature film; indeed, Just always works with professional actors and a film crew. In his work, Just follows the aesthetic of the nouvelle vague, the tradition of film noir, and the film techniques of David Lynch and Alfred Hitchcock. The visually clear cinematic language contrasts with the undefined, puzzling tension between the various characters and creates a feeling of familiarity in combination with the background music. “I want to use the luscious cinematic language and turn it in different directions than you might expect. Hopefully you’ll ask yourself what it is you’re really watching,”1 Just says.
Is Something to Love about a tragic love triangle, an unrequited homosexual love, or is the younger protagonist attempting to prove his masculinity? The viewer can only make such conjectures based on the outbursts of emotion and the reduced gestures of the protagonists, and perhaps mirror them in his or her own world of experience.
Anna-Alexandra Pfau
1 Faye Hirsch, “Cinematic Crises: Q + A with Jesper Just,” in: Art in America (September 2010).
Just Jesper 4250 4065 4055 4051 4059 11381JESPER JUST, SOMETHING TO LOVE, 2005
JESPER JUST, BLISS AND HEAVEN, 2004
JESPER JUST, BLISS AND HEAVEN, 2004
JESPER JUST, BLISS AND HEAVEN, 2004
JESPER JUST, BLISS AND HEAVEN, 2004
Bliss and Heaven Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2004 Just Jesper 4250 4065 4055 4051 4059 11381JESPER JUST, BLISS AND HEAVEN, 2004
JESPER JUST, THE LONELY VILLA, 2004
JESPER JUST, THE LONELY VILLA, 2004
JESPER JUST, THE LONELY VILLA, 2004
JESPER JUST, THE LONELY VILLA, 2004
The Lonely Villa Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2004 Just Jesper 4250 4065 4055 4051 4059 11381JESPER JUST, THE LONELY VILLA, 2004
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X REMAKE, 2005
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X REMAKE, 2005
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X REMAKE, 2005
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X REMAKE, 2005
Projektion X Remake Videostill. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. Video still. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. 2005 Knoebel Imi 4259 4065 4051 4059 11381IMI KNOEBEL, PROJEKTION X REMAKE, 2005
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X, 1972
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X, 1972
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X, 1972
IMI KNOEBEL, PROJEKTION X, 1972
Projektion X © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. 1972 Knoebel Imi 4259 4062 4051 4059 11381IMI KNOEBEL, PROJEKTION X, 1972
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 1, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 1, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 1, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 1, 2015
Hunky Bluff ACT 1 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hunky Bluff Act 1–6 (2015) besteht aus den Audiomitschnitten einer Opernperformance in sechs Akten, die 2014 in der Serpentine Gallery in London aufgeführt wurde. Für diese Arbeit hat die Künstlerin zusammen mit dreizehn anderen Vokalistinnen mit einer tiefen, „maskulin“ klingenden Stimme eine Reihe von Arien eingesungen, die ursprünglich für „Kastratenstimmen“ geschrieben wurden. Diese hohe Stimmlage erreichte in den italienischen Opern des 18. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Zu dieser Zeit war es üblich, junge Knaben mit einem außergewöhnlichem Gesangstalent zu kastrieren, um zu verhindern, dass diese in den Stimmbruch kommen. Kastratenstimmen waren begehrt, weil sie kraftvoller als Falsetto-Stimmen klangen und weil Frauen, die häufig dieselben Stimmlagen erreichen konnten, das Singen in der Kirche nach Paulus untersagt war: „mulieres in ecclesiis taceant“ oder „die Frau schweige in der Gemeinde“.
Für Hunky Bluff Act 1–6 hat Lapelyté historische Arien dekonstruiert und in kurze musikalische Fassungen übertragen. Ihr zufolge unterliegt unser Verständnis der Stimme traditionellen Vorstellungen von Gender-Identitäten, die sie durch ihre Soundarbeiten aufzubrechen sucht. Weil die Tonaufnahmen am Abend der eigentlichen Aufführung aufgenommen wurden – und nicht im Studio –, bleibt der Live-Charakter erhalten, der ein wichtiges Element von Lapelytės vornehmlich Event-basierter Praxis ist. Harfen, Akkordeons und Synthesizer untermalen die Stimme der Sängerin, während das Summen des Publikums die Lücken zwischen den Liedzeilen füllt.
Rachel Vera Steinberg
Hunky Bluff Act 1–6 (2015) is a series of recordings from an operatic performance in six acts, originally staged at the Serpentine Galleries in London. For this work, the artist performed a series of arias originally written for castrati voices, along with thirteen other female vocalists with low, “masculine”-sounding voices. The high-pitched castrato vocal range, which reached the peak of its popularity in eighteenth-century Italian operas, was once achieved by castrating young boys who exhibited exceptional singing talent, in order to prevent their voices from maturing. They were sought after because their voices were more powerful at higher registers than a falsetto, and because women, whose voices could often achieve the same vocal range, were forbidden from singing in churches, in keeping with the Pauline dictum “mulieres in ecclesiis taceant,” or “let women be silent in the churches.”
For Hunky Bluff Act 1–6, Lapelytė deconstructed and edited historic arias into short musical gestalts. She acknowledges the history and power of the voice as a subject of aesthetic judgment and subjugation, and uses sound to shift expectations regarding historically entrenched gender roles. Because the audio recordings were recorded live, rather than in a studio, the work retains a feeling of “liveness,” which is an important element of Lapelytė’s primarily event-based practice. Harps, accordions, and synthesizers guide the singers’ voices, while the hum of the audience fills the gaps between the acts and lines.
Rachel Vera Steinberg
Lapelytė Lina 4263 4066 4046 4059 12509 11381LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 1, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 2, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 2, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 2, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 2, 2015
Hunky Bluff ACT 2 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hunky Bluff Act 1–6 (2015) besteht aus den Audiomitschnitten einer Opernperformance in sechs Akten, die 2014 in der Serpentine Gallery in London aufgeführt wurde. Für diese Arbeit hat die Künstlerin zusammen mit dreizehn anderen Vokalistinnen mit einer tiefen, „maskulin“ klingenden Stimme eine Reihe von Arien eingesungen, die ursprünglich für „Kastratenstimmen“ geschrieben wurden. Diese hohe Stimmlage erreichte in den italienischen Opern des 18. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Zu dieser Zeit war es üblich, junge Knaben mit einem außergewöhnlichem Gesangstalent zu kastrieren, um zu verhindern, dass diese in den Stimmbruch kommen. Kastratenstimmen waren begehrt, weil sie kraftvoller als Falsetto-Stimmen klangen und weil Frauen, die häufig dieselben Stimmlagen erreichen konnten, das Singen in der Kirche nach Paulus untersagt war: „mulieres in ecclesiis taceant“ oder „die Frau schweige in der Gemeinde“.
Für Hunky Bluff Act 1–6 hat Lapelyté historische Arien dekonstruiert und in kurze musikalische Fassungen übertragen. Ihr zufolge unterliegt unser Verständnis der Stimme traditionellen Vorstellungen von Gender-Identitäten, die sie durch ihre Soundarbeiten aufzubrechen sucht. Weil die Tonaufnahmen am Abend der eigentlichen Aufführung aufgenommen wurden – und nicht im Studio –, bleibt der Live-Charakter erhalten, der ein wichtiges Element von Lapelytės vornehmlich Event-basierter Praxis ist. Harfen, Akkordeons und Synthesizer untermalen die Stimme der Sängerin, während das Summen des Publikums die Lücken zwischen den Liedzeilen füllt.
Rachel Vera Steinberg
Hunky Bluff Act 1–6 (2015) is a series of recordings from an operatic performance in six acts, originally staged at the Serpentine Galleries in London. For this work, the artist performed a series of arias originally written for castrati voices, along with thirteen other female vocalists with low, “masculine”-sounding voices. The high-pitched castrato vocal range, which reached the peak of its popularity in eighteenth-century Italian operas, was once achieved by castrating young boys who exhibited exceptional singing talent, in order to prevent their voices from maturing. They were sought after because their voices were more powerful at higher registers than a falsetto, and because women, whose voices could often achieve the same vocal range, were forbidden from singing in churches, in keeping with the Pauline dictum “mulieres in ecclesiis taceant,” or “let women be silent in the churches.”
For Hunky Bluff Act 1–6, Lapelytė deconstructed and edited historic arias into short musical gestalts. She acknowledges the history and power of the voice as a subject of aesthetic judgment and subjugation, and uses sound to shift expectations regarding historically entrenched gender roles. Because the audio recordings were recorded live, rather than in a studio, the work retains a feeling of “liveness,” which is an important element of Lapelytė’s primarily event-based practice. Harps, accordions, and synthesizers guide the singers’ voices, while the hum of the audience fills the gaps between the acts and lines.
Rachel Vera Steinberg
Lapelytė Lina 4263 4066 4046 4059 12509 11381LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 2, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 3, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 3, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 3, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 3, 2015
Hunky Bluff ACT 3 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hunky Bluff Act 1–6 (2015) besteht aus den Audiomitschnitten einer Opernperformance in sechs Akten, die 2014 in der Serpentine Gallery in London aufgeführt wurde. Für diese Arbeit hat die Künstlerin zusammen mit dreizehn anderen Vokalistinnen mit einer tiefen, „maskulin“ klingenden Stimme eine Reihe von Arien eingesungen, die ursprünglich für „Kastratenstimmen“ geschrieben wurden. Diese hohe Stimmlage erreichte in den italienischen Opern des 18. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Zu dieser Zeit war es üblich, junge Knaben mit einem außergewöhnlichem Gesangstalent zu kastrieren, um zu verhindern, dass diese in den Stimmbruch kommen. Kastratenstimmen waren begehrt, weil sie kraftvoller als Falsetto-Stimmen klangen und weil Frauen, die häufig dieselben Stimmlagen erreichen konnten, das Singen in der Kirche nach Paulus untersagt war: „mulieres in ecclesiis taceant“ oder „die Frau schweige in der Gemeinde“.
Für Hunky Bluff Act 1–6 hat Lapelyté historische Arien dekonstruiert und in kurze musikalische Fassungen übertragen. Ihr zufolge unterliegt unser Verständnis der Stimme traditionellen Vorstellungen von Gender-Identitäten, die sie durch ihre Soundarbeiten aufzubrechen sucht. Weil die Tonaufnahmen am Abend der eigentlichen Aufführung aufgenommen wurden – und nicht im Studio –, bleibt der Live-Charakter erhalten, der ein wichtiges Element von Lapelytės vornehmlich Event-basierter Praxis ist. Harfen, Akkordeons und Synthesizer untermalen die Stimme der Sängerin, während das Summen des Publikums die Lücken zwischen den Liedzeilen füllt.
Rachel Vera Steinberg
Hunky Bluff Act 1–6 (2015) is a series of recordings from an operatic performance in six acts, originally staged at the Serpentine Galleries in London. For this work, the artist performed a series of arias originally written for castrati voices, along with thirteen other female vocalists with low, “masculine”-sounding voices. The high-pitched castrato vocal range, which reached the peak of its popularity in eighteenth-century Italian operas, was once achieved by castrating young boys who exhibited exceptional singing talent, in order to prevent their voices from maturing. They were sought after because their voices were more powerful at higher registers than a falsetto, and because women, whose voices could often achieve the same vocal range, were forbidden from singing in churches, in keeping with the Pauline dictum “mulieres in ecclesiis taceant,” or “let women be silent in the churches.”
For Hunky Bluff Act 1–6, Lapelytė deconstructed and edited historic arias into short musical gestalts. She acknowledges the history and power of the voice as a subject of aesthetic judgment and subjugation, and uses sound to shift expectations regarding historically entrenched gender roles. Because the audio recordings were recorded live, rather than in a studio, the work retains a feeling of “liveness,” which is an important element of Lapelytė’s primarily event-based practice. Harps, accordions, and synthesizers guide the singers’ voices, while the hum of the audience fills the gaps between the acts and lines.
Rachel Vera Steinberg
Lapelytė Lina 4263 4066 4046 4059 12509 11381LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 3, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 4, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 4, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 4, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 4, 2015
Hunky Bluff ACT 4 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hunky Bluff Act 1–6 (2015) besteht aus den Audiomitschnitten einer Opernperformance in sechs Akten, die 2014 in der Serpentine Gallery in London aufgeführt wurde. Für diese Arbeit hat die Künstlerin zusammen mit dreizehn anderen Vokalistinnen mit einer tiefen, „maskulin“ klingenden Stimme eine Reihe von Arien eingesungen, die ursprünglich für „Kastratenstimmen“ geschrieben wurden. Diese hohe Stimmlage erreichte in den italienischen Opern des 18. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Zu dieser Zeit war es üblich, junge Knaben mit einem außergewöhnlichem Gesangstalent zu kastrieren, um zu verhindern, dass diese in den Stimmbruch kommen. Kastratenstimmen waren begehrt, weil sie kraftvoller als Falsetto-Stimmen klangen und weil Frauen, die häufig dieselben Stimmlagen erreichen konnten, das Singen in der Kirche nach Paulus untersagt war: „mulieres in ecclesiis taceant“ oder „die Frau schweige in der Gemeinde“.
Für Hunky Bluff Act 1–6 hat Lapelyté historische Arien dekonstruiert und in kurze musikalische Fassungen übertragen. Ihr zufolge unterliegt unser Verständnis der Stimme traditionellen Vorstellungen von Gender-Identitäten, die sie durch ihre Soundarbeiten aufzubrechen sucht. Weil die Tonaufnahmen am Abend der eigentlichen Aufführung aufgenommen wurden – und nicht im Studio –, bleibt der Live-Charakter erhalten, der ein wichtiges Element von Lapelytės vornehmlich Event-basierter Praxis ist. Harfen, Akkordeons und Synthesizer untermalen die Stimme der Sängerin, während das Summen des Publikums die Lücken zwischen den Liedzeilen füllt.
Rachel Vera Steinberg
Hunky Bluff Act 1–6 (2015) is a series of recordings from an operatic performance in six acts, originally staged at the Serpentine Galleries in London. For this work, the artist performed a series of arias originally written for castrati voices, along with thirteen other female vocalists with low, “masculine”-sounding voices. The high-pitched castrato vocal range, which reached the peak of its popularity in eighteenth-century Italian operas, was once achieved by castrating young boys who exhibited exceptional singing talent, in order to prevent their voices from maturing. They were sought after because their voices were more powerful at higher registers than a falsetto, and because women, whose voices could often achieve the same vocal range, were forbidden from singing in churches, in keeping with the Pauline dictum “mulieres in ecclesiis taceant,” or “let women be silent in the churches.”
For Hunky Bluff Act 1–6, Lapelytė deconstructed and edited historic arias into short musical gestalts. She acknowledges the history and power of the voice as a subject of aesthetic judgment and subjugation, and uses sound to shift expectations regarding historically entrenched gender roles. Because the audio recordings were recorded live, rather than in a studio, the work retains a feeling of “liveness,” which is an important element of Lapelytė’s primarily event-based practice. Harps, accordions, and synthesizers guide the singers’ voices, while the hum of the audience fills the gaps between the acts and lines.
Rachel Vera Steinberg
Lapelytė Lina 4263 4066 4046 4059 12509 11381LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 4, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 5, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 5, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 5, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 5, 2015
Hunky Bluff ACT 5 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hunky Bluff Act 1–6 (2015) besteht aus den Audiomitschnitten einer Opernperformance in sechs Akten, die 2014 in der Serpentine Gallery in London aufgeführt wurde. Für diese Arbeit hat die Künstlerin zusammen mit dreizehn anderen Vokalistinnen mit einer tiefen, „maskulin“ klingenden Stimme eine Reihe von Arien eingesungen, die ursprünglich für „Kastratenstimmen“ geschrieben wurden. Diese hohe Stimmlage erreichte in den italienischen Opern des 18. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Zu dieser Zeit war es üblich, junge Knaben mit einem außergewöhnlichem Gesangstalent zu kastrieren, um zu verhindern, dass diese in den Stimmbruch kommen. Kastratenstimmen waren begehrt, weil sie kraftvoller als Falsetto-Stimmen klangen und weil Frauen, die häufig dieselben Stimmlagen erreichen konnten, das Singen in der Kirche nach Paulus untersagt war: „mulieres in ecclesiis taceant“ oder „die Frau schweige in der Gemeinde“.
Für Hunky Bluff Act 1–6 hat Lapelyté historische Arien dekonstruiert und in kurze musikalische Fassungen übertragen. Ihr zufolge unterliegt unser Verständnis der Stimme traditionellen Vorstellungen von Gender-Identitäten, die sie durch ihre Soundarbeiten aufzubrechen sucht. Weil die Tonaufnahmen am Abend der eigentlichen Aufführung aufgenommen wurden – und nicht im Studio –, bleibt der Live-Charakter erhalten, der ein wichtiges Element von Lapelytės vornehmlich Event-basierter Praxis ist. Harfen, Akkordeons und Synthesizer untermalen die Stimme der Sängerin, während das Summen des Publikums die Lücken zwischen den Liedzeilen füllt.
Rachel Vera Steinberg
Hunky Bluff Act 1–6 (2015) is a series of recordings from an operatic performance in six acts, originally staged at the Serpentine Galleries in London. For this work, the artist performed a series of arias originally written for castrati voices, along with thirteen other female vocalists with low, “masculine”-sounding voices. The high-pitched castrato vocal range, which reached the peak of its popularity in eighteenth-century Italian operas, was once achieved by castrating young boys who exhibited exceptional singing talent, in order to prevent their voices from maturing. They were sought after because their voices were more powerful at higher registers than a falsetto, and because women, whose voices could often achieve the same vocal range, were forbidden from singing in churches, in keeping with the Pauline dictum “mulieres in ecclesiis taceant,” or “let women be silent in the churches.”
For Hunky Bluff Act 1–6, Lapelytė deconstructed and edited historic arias into short musical gestalts. She acknowledges the history and power of the voice as a subject of aesthetic judgment and subjugation, and uses sound to shift expectations regarding historically entrenched gender roles. Because the audio recordings were recorded live, rather than in a studio, the work retains a feeling of “liveness,” which is an important element of Lapelytė’s primarily event-based practice. Harps, accordions, and synthesizers guide the singers’ voices, while the hum of the audience fills the gaps between the acts and lines.
Rachel Vera Steinberg
Lapelytė Lina 4263 4066 4046 4059 12509 11381LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 5, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 6, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 6, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 6, 2015
LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 6, 2015
Hunky Bluff ACT 6 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hunky Bluff Act 1–6 (2015) besteht aus den Audiomitschnitten einer Opernperformance in sechs Akten, die 2014 in der Serpentine Gallery in London aufgeführt wurde. Für diese Arbeit hat die Künstlerin zusammen mit dreizehn anderen Vokalistinnen mit einer tiefen, „maskulin“ klingenden Stimme eine Reihe von Arien eingesungen, die ursprünglich für „Kastratenstimmen“ geschrieben wurden. Diese hohe Stimmlage erreichte in den italienischen Opern des 18. Jahrhunderts den Höhepunkt ihrer Beliebtheit. Zu dieser Zeit war es üblich, junge Knaben mit einem außergewöhnlichem Gesangstalent zu kastrieren, um zu verhindern, dass diese in den Stimmbruch kommen. Kastratenstimmen waren begehrt, weil sie kraftvoller als Falsetto-Stimmen klangen und weil Frauen, die häufig dieselben Stimmlagen erreichen konnten, das Singen in der Kirche nach Paulus untersagt war: „mulieres in ecclesiis taceant“ oder „die Frau schweige in der Gemeinde“.
Für Hunky Bluff Act 1–6 hat Lapelyté historische Arien dekonstruiert und in kurze musikalische Fassungen übertragen. Ihr zufolge unterliegt unser Verständnis der Stimme traditionellen Vorstellungen von Gender-Identitäten, die sie durch ihre Soundarbeiten aufzubrechen sucht. Weil die Tonaufnahmen am Abend der eigentlichen Aufführung aufgenommen wurden – und nicht im Studio –, bleibt der Live-Charakter erhalten, der ein wichtiges Element von Lapelytės vornehmlich Event-basierter Praxis ist. Harfen, Akkordeons und Synthesizer untermalen die Stimme der Sängerin, während das Summen des Publikums die Lücken zwischen den Liedzeilen füllt.
Rachel Vera Steinberg
Hunky Bluff Act 1–6 (2015) is a series of recordings from an operatic performance in six acts, originally staged at the Serpentine Galleries in London. For this work, the artist performed a series of arias originally written for castrati voices, along with thirteen other female vocalists with low, “masculine”-sounding voices. The high-pitched castrato vocal range, which reached the peak of its popularity in eighteenth-century Italian operas, was once achieved by castrating young boys who exhibited exceptional singing talent, in order to prevent their voices from maturing. They were sought after because their voices were more powerful at higher registers than a falsetto, and because women, whose voices could often achieve the same vocal range, were forbidden from singing in churches, in keeping with the Pauline dictum “mulieres in ecclesiis taceant,” or “let women be silent in the churches.”
For Hunky Bluff Act 1–6, Lapelytė deconstructed and edited historic arias into short musical gestalts. She acknowledges the history and power of the voice as a subject of aesthetic judgment and subjugation, and uses sound to shift expectations regarding historically entrenched gender roles. Because the audio recordings were recorded live, rather than in a studio, the work retains a feeling of “liveness,” which is an important element of Lapelytė’s primarily event-based practice. Harps, accordions, and synthesizers guide the singers’ voices, while the hum of the audience fills the gaps between the acts and lines.
Rachel Vera Steinberg
Lapelytė Lina 4263 4066 4046 4059 12509 11381LINA LAPELYTĖ, HUNKY BLUFF ACT 6, 2015
LEO GABIN, AIN’T GON DO IT, 2015
LEO GABIN, AIN’T GON DO IT, 2015
LEO GABIN, AIN’T GON DO IT, 2015
LEO GABIN, AIN’T GON DO IT, 2015
Ain’t Gon Do It Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Mittels einer Reihe von sechs Videos wurden verschiedene Formen von Youtube-Videos gescannt und zu einer Collage aus individuellen Bekenntnissen, Tänzen und Performances, welche die Akteur*innen für sich selbst und gleichzeitig auch für den Rest der Welt aufführen, zusammengestellt.
Leo Gabin
Throughout a series of 6 videos, Leo Gabin scan through various genres of Youtube videos edited to create a collage of individuals confessing, dancing, and performing for themselves – to the rest of the world.
Leo Gabin
Leo Gabin Leo GabinKünstlerkollektiv, gegründet 2000, bestehend aus:
Artist collective, founded 2000, consisting of:
8986 4066 4051 4059 12509 11381LEO GABIN, AIN’T GON DO IT, 2015
LEO GABIN, ALIENS, 2015
LEO GABIN, ALIENS, 2015
LEO GABIN, ALIENS, 2015
LEO GABIN, ALIENS, 2015
Aliens Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015In 6 Soundtracks sampelt Leo Gabin Audio aus Amateur-Tutorials und Bekenntnisvideos, die auf Youtube zu finden sind. Winzige, aber charakteristische Momente, wie das Schmatzen der Lippen, werden wiederholt und als Beats abgespielt. Überlagert wird das Ganze von DJ- und Audio-Eingabeaufforderungen und Effekten.
Across 6 sound tracks, Leo Gabin samples audio from amateur tutorial and confessional videos found on Youtube. Minute but signature moments such as the smacking of lips, are repeated and played as beats. Overlayed are stock DJ and audio editing prompts and effects.
Gabin Leo 18962 4066 4046 4059 12509 11381LEO GABIN, ALIENS, 2015
LEO GABIN, AWESOME, 2015
LEO GABIN, AWESOME, 2015
LEO GABIN, AWESOME, 2015
LEO GABIN, AWESOME, 2015
Awesome Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015In 6 Soundtracks sampelt Leo Gabin Audio aus Amateur-Tutorials und Bekenntnisvideos, die auf Youtube zu finden sind. Winzige, aber charakteristische Momente, wie das Schmatzen der Lippen, werden wiederholt und als Beats abgespielt. Überlagert wird das Ganze von DJ- und Audio-Eingabeaufforderungen und Effekten.
Across 6 sound tracks, Leo Gabin samples audio from amateur tutorial and confessional videos found on Youtube. Minute but signature moments such as the smacking of lips, are repeated and played as beats. Overlayed are stock DJ and audio editing prompts and effects.
Gabin Leo 18962 4066 4046 4059 12509 11381LEO GABIN, AWESOME, 2015
LEO GABIN, BREAK UP, 2015
LEO GABIN, BREAK UP, 2015
LEO GABIN, BREAK UP, 2015
LEO GABIN, BREAK UP, 2015
Break Up Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015In 6 Soundtracks sampelt Leo Gabin Audio aus Amateur-Tutorials und Bekenntnisvideos, die auf Youtube zu finden sind. Winzige, aber charakteristische Momente, wie das Schmatzen der Lippen, werden wiederholt und als Beats abgespielt. Überlagert wird das Ganze von DJ- und Audio-Eingabeaufforderungen und Effekten.
Across 6 sound tracks, Leo Gabin samples audio from amateur tutorial and confessional videos found on Youtube. Minute but signature moments such as the smacking of lips, are repeated and played as beats. Overlayed are stock DJ and audio editing prompts and effects.
Gabin Leo 18962 4066 4046 4059 12509 11381LEO GABIN, BREAK UP, 2015
LEO GABIN, DATE YOURSELF, 2015
LEO GABIN, DATE YOURSELF, 2015
LEO GABIN, DATE YOURSELF, 2015
LEO GABIN, DATE YOURSELF, 2015
Date Yourself Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Mittels einer Reihe von sechs Videos wurden verschiedene Formen von Youtube-Videos gescannt und zu einer Collage aus individuellen Bekenntnissen, Tänzen und Performances, welche die Akteur*innen für sich selbst und gleichzeitig auch für den Rest der Welt aufführen, zusammengestellt.
Leo Gabin
Throughout a series of 6 videos, Leo Gabin scan through various genres of Youtube videos edited to create a collage of individuals confessing, dancing, and performing for themselves – to the rest of the world.
Leo Gabin
Gabin Leo 18962 4066 4051 4059 12509 11381LEO GABIN, DATE YOURSELF, 2015
LEO GABIN, FAST LOST BY HO HO CLICK, 2015
LEO GABIN, FAST LOST BY HO HO CLICK, 2015
LEO GABIN, FAST LOST BY HO HO CLICK, 2015
LEO GABIN, FAST LOST BY HO HO CLICK, 2015
Fast Lost by Ho Ho Click Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Mittels einer Reihe von sechs Videos wurden verschiedene Formen von Youtube-Videos gescannt und zu einer Collage aus individuellen Bekenntnissen, Tänzen und Performances, welche die Akteur*innen für sich selbst und gleichzeitig auch für den Rest der Welt aufführen, zusammengestellt.
Leo Gabin
Throughout a series of 6 videos, Leo Gabin scan through various genres of Youtube videos edited to create a collage of individuals confessing, dancing, and performing for themselves – to the rest of the world.
Leo Gabin
Gabin Leo 18962 4066 4051 4059 12509 11381LEO GABIN, FAST LOST BY HO HO CLICK, 2015
LEO GABIN, GIRLHOOD, 2015
LEO GABIN, GIRLHOOD, 2015
LEO GABIN, GIRLHOOD, 2015
LEO GABIN, GIRLHOOD, 2015
Girlhood Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Mittels einer Reihe von sechs Videos wurden verschiedene Formen von Youtube-Videos gescannt und zu einer Collage aus individuellen Bekenntnissen, Tänzen und Performances, welche die Akteur*innen für sich selbst und gleichzeitig auch für den Rest der Welt aufführen, zusammengestellt.
Throughout a series of 6 videos, Leo Gabin scan through various genres of Youtube videos edited to create a collage of individuals confessing, dancing, and performing for themselves – to the rest of the world.
Gabin Leo 18962 4066 4051 4059 12509 11381LEO GABIN, GIRLHOOD, 2015
LEO GABIN, LIPS, 2015
LEO GABIN, LIPS, 2015
LEO GABIN, LIPS, 2015
LEO GABIN, LIPS, 2015
Lips Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015In 6 Soundtracks sampelt Leo Gabin Audio aus Amateur-Tutorials und Bekenntnisvideos, die auf Youtube zu finden sind. Winzige, aber charakteristische Momente, wie das Schmatzen der Lippen, werden wiederholt und als Beats abgespielt. Überlagert wird das Ganze von DJ- und Audio-Eingabeaufforderungen und Effekten.
Across 6 sound tracks, Leo Gabin samples audio from amateur tutorial and confessional videos found on Youtube. Minute but signature moments such as the smacking of lips, are repeated and played as beats. Overlayed are stock DJ and audio editing prompts and effects.
Gabin Leo 18962 4066 4046 4059 12509 11381LEO GABIN, LIPS, 2015
LEO GABIN, SURFER HO REMIX, 2015
LEO GABIN, SURFER HO REMIX, 2015
LEO GABIN, SURFER HO REMIX, 2015
LEO GABIN, SURFER HO REMIX, 2015
Surfer Ho Remix Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015In 6 Soundtracks sampelt Leo Gabin Audio aus Amateur-Tutorials und Bekenntnisvideos, die auf Youtube zu finden sind. Winzige, aber charakteristische Momente, wie das Schmatzen der Lippen, werden wiederholt und als Beats abgespielt. Überlagert wird das Ganze von DJ- und Audio-Eingabeaufforderungen und Effekten.
Across 6 sound tracks, Leo Gabin samples audio from amateur tutorial and confessional videos found on Youtube. Minute but signature moments such as the smacking of lips, are repeated and played as beats. Overlayed are stock DJ and audio editing prompts and effects.
Gabin Leo 18962 4066 4046 4059 12509 11381LEO GABIN, SURFER HO REMIX, 2015
LEO GABIN, THE CONCEPT, 2015
LEO GABIN, THE CONCEPT, 2015
LEO GABIN, THE CONCEPT, 2015
LEO GABIN, THE CONCEPT, 2015
The Concept Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Mittels einer Reihe von sechs Videos wurden verschiedene Formen von Youtube-Videos gescannt und zu einer Collage aus individuellen Bekenntnissen, Tänzen und Performances, welche die Akteur*innen für sich selbst und gleichzeitig auch für den Rest der Welt aufführen, zusammengestellt.
Leo Gabin
Throughout a series of 6 videos, Leo Gabin scan through various genres of Youtube videos edited to create a collage of individuals confessing, dancing, and performing for themselves – to the rest of the world.
Leo Gabin
Gabin Leo 18962 4066 4051 4059 12509 11381LEO GABIN, THE CONCEPT, 2015
LEO GABIN, THE HEART WANTS, 2015
LEO GABIN, THE HEART WANTS, 2015
LEO GABIN, THE HEART WANTS, 2015
LEO GABIN, THE HEART WANTS, 2015
The Heart Wants Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015In 6 Soundtracks sampelt Leo Gabin Audio aus Amateur-Tutorials und Bekenntnisvideos, die auf Youtube zu finden sind. Winzige, aber charakteristische Momente, wie das Schmatzen der Lippen, werden wiederholt und als Beats abgespielt. Überlagert wird das Ganze von DJ- und Audio-Eingabeaufforderungen und Effekten.
Across 6 sound tracks, Leo Gabin samples audio from amateur tutorial and confessional videos found on Youtube. Minute but signature moments such as the smacking of lips, are repeated and played as beats. Overlayed are stock DJ and audio editing prompts and effects.
Gabin Leo 18962 4066 4046 4059 12509 11381LEO GABIN, THE HEART WANTS, 2015
LEO GABIN, WRITE YOUR NAME, 2015
LEO GABIN, WRITE YOUR NAME, 2015
LEO GABIN, WRITE YOUR NAME, 2015
LEO GABIN, WRITE YOUR NAME, 2015
Write your name Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Mittels einer Reihe von sechs Videos wurden verschiedene Formen von Youtube-Videos gescannt und zu einer Collage aus individuellen Bekenntnissen, Tänzen und Performances, welche die Akteur*innen für sich selbst und gleichzeitig auch für den Rest der Welt aufführen, zusammengestellt.
Throughout a series of 6 videos, Leo Gabin scan through various genres of Youtube videos edited to create a collage of individuals confessing, dancing, and performing for themselves – to the rest of the world.
Gabin Leo 18962 4066 4051 4059 12509 11381LEO GABIN, WRITE YOUR NAME, 2015
KLARA LIDÉN, GROUNDING, 2018
KLARA LIDÉN, GROUNDING, 2018
KLARA LIDÉN, GROUNDING, 2018
KLARA LIDÉN, GROUNDING, 2018
Grounding Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. 2018Inspiriert von dem Musikvideo Unfinished Sympathy von Massive Attack (1991), begleitet die Kamera die Künstlerin in Grounding (2018) auf ihrem Gang durch die Straßen des Finanzdistrikts von New York City. Im Kontrast zu dem Original-Musikvideo, in dem die Sängerin Shara Nelson durch die Straßen von Los Angeles schreitet, stolpert und stürzt Lidén immer wieder, während sie an zahlreichen ikonischen Wahrzeichen des Kapitalismus in Lower Manhattan vorübergeht. Ein Mann in Security-Uniform wendet sich ihr zu, um zu helfen, macht aber einen Rückzieher, als er die Kamera erblickt. Er hat die Performance als solche entschlüsselt. In diesem Moment trifft die Realität, wie sie den urbanen Passant*innen erscheint, auf die Fiktion, die durch eine Videoaufnahme erzeugt wird. Das Video wird musikalisch von einem Instrumental untermalt, während Lidén darin fortfährt, das zu demonstrieren, was Helen Molesworth eine „verkörperte Stille“ nennt.
In Grounding inszeniert Lidén wiederholt ein Grundprinzip von Slapstick-Komödien: das Stolpern, das Ausrutschen, das gespielte Hinfallen, allerdings ohne den üblichen komödiantischen Effekt zu erzielen. Der Reiz des Videos liegt zwischen einem voyeuristischen Unbehagen und einem Vergnügen an der Komik. Die zügellosen Bewegungen der Künstlerin wirken umso irritierender, als dass sie mit unausgesprochenen sozialen Codes statt mit einem klar umrissenen Regelwerk brechen. Grounding verstärkt die Anspannung, die durch die Frage entsteht, wie man sich innerhalb des in Privatbesitz befindlichen öffentlichen Raums des New Yorker Finanzdistrikts bewegen soll.
Rachel Vera Steinberg
Inspired by the 1991 music video for Massive Attack’s “Unfinished Sympathy,” Grounding (2018) follows the artist as she walks through the streets of New York City’s Financial District. In contrast to the original music video, featuring vocalist Shara Nelson strutting through the streets of Los Angeles, Lidén continually trips and falls to the ground as she passes by a number of iconic capitalist landmarks in Lower Manhattan. One man in a public safety uniform turns to her as if to help, but pulls back when he notices the camera. He has discovered the performance. In this moment, reality as-it-would-seem to the urban passersby meets the fiction created through the artifice of video. The backing music is wordless, as Lidén continues to channel what Helen Molesworth has called an “embodied silence.”
In Grounding, Lidén repeatedly enacts basic tenets of physical comedy—the trip, the slip, the pratfall—without attempting comedic effect. The allure of this video derives both from a certain voyeuristic discomfort and the pleasure of viewing the comedic trope as it is enacted by the artist. The movements of the artist’s body are alarming because they are ungovernable, breaking with unarticulated social codes rather than a set of defined rules. Grounding heightens the tensions that direct how one is expected to move within the privately-owned public space of New York City’s Financial District.
Rachel Vera Steinberg
Lidén Klara 4265 4066 4051 4059 11381KLARA LIDÉN, GROUNDING, 2018
KLARA LIDÉN, UNTITLED (TRASHCAN), 2011
KLARA LIDÉN, UNTITLED (TRASHCAN), 2011
KLARA LIDÉN, UNTITLED (TRASHCAN), 2011
KLARA LIDÉN, UNTITLED (TRASHCAN), 2011
Untitled (Trashcan) Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. 2011An einem Schreibtisch sitzend, befindet sich Lidén in einem leeren Atelierraum. Der Arbeitsplatz liegt in San Antonio, Texas, wo sie im Jahr 2010 an einem Artist in Residence-Programm teilgenommen hat.1 Als die Künstlerin bemerkt, dass eine Kamera zur Innenüberwachung als Präventionsmaßnahme gegen Einbrüche in ihrem Werkraum angebracht ist, lässt sie in ihrer Videoarbeit Untitled (Trashcan) die Betrachter*innen die Position der Videokamera einnehmen. Unter Beobachtung stehend, performt Lidén unter dem Blick der Voyeur*innen eine simple Choreografie, die sich auf die Bewegung zwischen ihrem Arbeitstisch und einem Abfalleimer beschränkt. Sie erhebt sich von ihrem Platz, geht fast statisch auf den Behälter zu und stürzt sich kopfüber hinein, um letztlich vollständig in ihm zu verschwinden. Lidéns Bewegungen suchen nach ihren eigenen und den kulturellen Beschränkungen, die uns umgeben, indem sie sich vor der Öffentlichkeit versteckt und vollends abtaucht. Begleitet wird diese verzweifelt und resignierend anmutende Handlung von Neil Youngs Song Helpless (1970), gesungen von Patti Smith, gefolgt von dem apokalyptischen Lied Gimme Shelter (1969) von den Rolling Stones. Von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Verwüstung, Vergewaltigung und Mord handelnd, verbreiten die Lieder eine depressive Atmosphäre, die sich zu einer klaustrophobischen Endzeitstimmung ausweitet.
Marlen Lienkamp
1 Vgl. Klara Lidén. Rumpfflächen und Plündererbanden, hg. von Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Bielefeld, Leipzig, Berlin 2010.
Sitting at a desk Lidén is situated in an empty studio, which is located in San Antonio, Texas, where she participated in an artist-in-residence program in 2010.1 Having noticed a surveillance camera installed in her work room as a preventative measure against break-ins, she places the viewer in the position of the video camera in her work Untitled (Trashcan). Under surveillance, Lidén performs before the eyes of the voyeur a simple choreography that is limited to the movement between her desk and a trashcan. She stands up from her seat, goes almost statically to the container, and lunges in head first, and finally completely disappears inside. Lidén’s movements are in search of limitations, both her own and those of the culture, that enclose us, in which she hides herself from the public and completely disappears. This despairing and resigned-seeming action is accompanied by the Neil Young song Helpless (1970) sung by Patti Smith, followed by the apocalyptic song Gimme Shelter (1969) by the Rolling Stones. Dealing with helplessness, powerlessness, destruction, rape, and murder, the songs spread a depressive mood that widens into a claustrophobic atmosphere of end times.
Marlen Lienkamp
1 See Klara Lidén. Rumpfflächen und Plündererbanden, ed. by Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (Bielefeld, Leipzig, Berlin 2010).
Lidén Klara 4265 4066 4051 4059 11381KLARA LIDÉN, UNTITLED (TRASHCAN), 2011
KLARA LIDÉN, KASTA MACKA, 2009
KLARA LIDÉN, KASTA MACKA, 2009
KLARA LIDÉN, KASTA MACKA, 2009
KLARA LIDÉN, KASTA MACKA, 2009
Kasta Macka Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. 2009Der Stein, in Form einer Ellipse, springt mit einer Drehbewegung mehrfach über die Wasseroberfläche, bis er schließlich in den Tiefen des Flusses versinkt. Kein schlechter Wurf. Es ist früh am Morgen am Ufer des East Rivers nahe der Williamsburg Bridge in New York. Langsam bricht der Tag an. Die Silhouette einer Frau, in Jeans und Kapuzensweatshirt gekleidet, zeichnet sich in der Dämmerung ab. Ihr Gesicht bleibt unkenntlich. Gelegentlich zieht sie an einer Zigarette und streicht sich das Haar hinter ihr Ohr. Immer wieder lässt sie Steine auf dem kalten grauen Fluss hüpfen. Sukzessiv werden die Kiesel durch größere und schwerere Materialien wie Treibholz, Betonbrocken oder Stahlträger ersetzt, die zu massig sind, um die Wasseroberfläche mehrmals flüchtig zu berühren. Die zum Zeitvertreib oder zur Kontemplation dienende Handlung wird ihrem ursprünglichen Sinn beraubt und entwickelt sich ohne erkennbares Ziel zu einem kraftvollen Akt der Arbeit. Akteurin ist die schwedische Installations-, Performance- und Videokünstlerin Klara Lidén, die in der performancebasierten Sequenz Kasta Macka (2009) – was auf Schwedisch so viel wie Steinehüpfen heißt – agiert. Mit Bedacht findet eine Verschiebung der Erwartungen der Betrachter*innen statt. Die simple Aktion ist ein tragikomischer Widerstand gegen die Routine des Alltags und eine physische Erforschung des urbanen Raums. Lidén nutzt das kreative Potenzial von Regelübertretungen, um soziale Normen und Verhaltensregeln zu hinterfragen. Dabei werden Konditionierungen durchbrochen und bestehende Verhältnisse umgekehrt. Der hypnotische, minimalistische Song Hong Kong des schwedischen Duos Tvillingarna von 2009 untermalt die dynamische Dekonstruktion der Zerstreuungshandlung und den präzisen Rhythmus der Videoarbeit. Der Aktionsradius der zur Architektin ausgebildeten Klara Lidén ist die architektonische Gestaltung des öffentlichen und privaten Raums. Der Einsatz des Körpers eröffnet in der spezifischen Umgebung neue Wahrnehmungsmodalitäten der multimedialen Auslotung der physischen, sozialen und räumlichen Grenzen.
Marlen Lienkamp
The stone, in the form of an ellipse, leaps with a turning motion several times over the surface of the water until it finally sinks into the depths of the river. Not a bad throw. It is early in the morning on a bank of the East River near the Williamsburg Bridge in New York City. Slowly the day breaks. The silhouette of a woman wearing jeans and a hooded sweatshirt stands out in the dawning light. Her face remains unrecognizable. From time to time she puffs on a cigarette and pushes her hair back behind her ears. She continues skipping stones over the cold gray river. In succession the pebbles are replaced by larger and heavier things like driftwood, chunks of concrete, or steel girders that are too massive to fleetingly and repeatedly touch the water’s surface. The time-wasting or contemplative action is robbed of its original sense and grows into a powerful act of labor with no recognizable objective. The performer is the Swedish installation, performance, and video artist Klara Lidén, who acts out the performance-based sequence Kasta Macka (2009)—which essentially means stone-skipping in Swedish. A deliberate shifting of the viewer’s expectations takes place. The simple action is a tragicomic resistance against the routine of the everyday and a physical exploration of urban space. Lidén uses the creative potential of rule-breaking to question social norms and behavioral rules, thus breaking through social conditioning and reversing existing circumstances. The hypnotic, minimalistic song Hong Kong of the Swedish duo Tvillingarna from 2009 accentuates the dynamic deconstruction of the diversionary activity and the precise rhythm of the video work. Educated as an architect, Klara Lidén’s sphere of activity is the architectural design of public and private space. In a specific setting the use of the body initiates new perceptive modes of multimedia exploration of physical, social, and spatial boundaries.
Marlen Lienkamp
Lidén Klara 4265 4065 4051 4059 11381KLARA LIDÉN, KASTA MACKA, 2009
KLARA LIDÉN, 550, 2004
KLARA LIDÉN, 550, 2004
KLARA LIDÉN, 550, 2004
KLARA LIDÉN, 550, 2004
550 Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. 2004 Lidén Klara 4265 4065 4051 4059 11381KLARA LIDÉN, 550, 2004
KLARA LIDÉN, PARALYZED, 2003
KLARA LIDÉN, PARALYZED, 2003
KLARA LIDÉN, PARALYZED, 2003
KLARA LIDÉN, PARALYZED, 2003
Paralyzed Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. Courtesy of the artist, Reena Spaulings Fine Art, New York and Galerie Neu, Berlin. 2003Die Situation ist recht alltäglich: Man sitzt in der S-Bahn, gelangweilt, schweigend zwischen Fremden, in die Lektüre einer Zeitung vertieft. Da beginnt plötzlich ein anderer Passagier, sich merkwürdig aufzuführen. Was bleibt einem zu tun, als die Zeitung, oder wenigstens die vor der Brust verschränkten Arme, zum Bollwerk zu machen und den betont gelangweilten Blick aus dem Fenster zu richten, um Augenkontakt zu vermeiden und so zu verhindern, in das möglicherweise unwürdige Geschehen hineingezogen zu werden.
Eben solch eine Situation zeigt die junge schwedische Künstlerin Klara Lidén in ihrem Video Paralyzed (2003), das fast nur aus einer einzigen Einstellung besteht und den Amateurvideos ähnelt, die zu Tausenden im Internet gepostet werden. Es kommt vollkommen ohne jeden technischen Schnickschnack aus, ist mit wackliger Handkamera aufgenommen und zeichnet sich durch große Ökonomie und schnörkellose Do-it-Yourself-Ästhetik aus.
Zunächst sieht man die Künstlerin in einer S-Bahn, einzelne Zeitungsblätter liegen verstreut auf dem fleckigen Boden. In geflickten Jeans und Parka, den Kopf unter der Kapuze und die Arme vor der Brust verschränkt, wirkt sie wie ein gewöhnlicher Fahrgast, der den Blick auf die vorbeirasende Landschaft richtet, die von Baugerüsten durchsetzt ist. Aber plötzlich bricht sie mit ihrer Passivität, erhebt sich, breitet die Arme wie Flügel aus und beginnt unter vollem Körpereinsatz einen ebenso intensiven wie eklektischen Tanz.
Zur einsetzenden aufgeregten und inkohärenten Musik von Paralyzed, einem legendären Song des Kult-Country-Rockers „Legendary Stardust Cowboy“ aus dem Jahre 1968,1 wirbelt sie an den Haltestangen der S-Bahn herum und hüpft, als wolle sie einen Squaredance oder einen irischen Volkstanz aufführen. Dabei wirft sie ihren Parka ab, schwingt an den Haltestangen, macht einen Purzelbaum im Gang, verliert ihre Mütze, lässt sich auf den Rücken rollen, knöpft ihre Jeans auf und wirbelt um eine Stange. Das alles wirkt wie eine Parodie auf eine aus dem Häuschen geratene Tänzerin in einem Strip-Club. Schließlich streift sie ihre Jeans völlig ab, um einen weiteren Purzelbaum über eine Absperrung zwischen den Abteilen zu schlagen, nur noch im blassrosa Hemd und hellblauen, lose schlackernden Unterhosen. Sie krabbelt auf die Gepäckablage, robbt dort entlang und lässt sich wieder herausfallen, um mit langen Sätzen durch den Gang zu springen, halb entfesselte Ballerina, halb Punk-Walküre. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigt vorbeirasende schwarze Baumstämme und Schnee, dann sieht man plötzlich durch die Fenster in den S-Bahn-Wagen, wo die Künstlerin weitertanzt, während der Zug sich langsam in Bewegung setzt. Sie bewegt sich völlig unbeirrt von den Passagier*innen im voll besetzten Wagen. Im Vergleich zu ihr ist deren Verhalten zuverlässig berechenbar: Wie verschanzt hinter ihrer Geste der Nichtbeteiligung, wirken sie geradezu paralysiert, weniger unwillig als unfähig zu irgendeiner Reaktion, sind sie in dieser Situation als soziale Körper auf die Wahrung der gesellschaftlichen Konvention konzentriert.
Aber das Video stellt die Passagier*innen im Zugwagen weder bloß, noch ist die hemmungslose Aufführung lediglich ein befreiender exhibitionistischer Akt. Vielmehr gelingt es Lidén, den Nicht-Ort der Pendler zum öffentlichen Raum zu machen, zu einem Theater, das den Alltag des Pendelns zum Hintergrund reduziert, der nichts weiter ist als ein Transfer einer Arbeitskraft zur Arbeitsstätte und zurück. Losgelöst vom alltäglichen Funktionieren und Selbstverständnis der anderen Passagier*innen, handelt sie als Künstlerin einerseits exzentrisch, ungestüm und lächerlich, aber zugleich drückt ihr mit sublimer Aggressivität und Sensibilität vorgetragener Tanz eine Revolte gegen diesen Alltag und das darin praktizierte Verhalten aus.
Rau und ungebärdig drücken sich in ihrem Tanz unterdrückte Wut, grollende Angst, wortlose Hilflosigkeit und ein stoischer Ernst aus. Ebenso könnte darin die Welt der Tänzerin wiedergegeben sein, aber auch die Emotionen, die aus den leicht verunsicherten Blicken der Passagier*innen sprechen, die ungefragt und unverhofft zu Mitspieler*innen in ihrem Video werden. In ihrem Tanz drückt sich eine Rebellion gegen die Bigotterie des guten Benehmens aus und gegen eine dumpfe Anpassung an den Status quo. Dabei äußert sich die Künstlerin nicht moralisch, auch bemüht sie sich nicht um eine Rechtfertigung. Stattdessen setzt sie sich selbst als Beispiel und demonstriert ihre Weigerung, sich in diese Gesellschaft eingliedern zu lassen – trotz des letztendlich doch noch aufbrausenden Applauses vom Band.
Angela Rosenberg
1 Der Song inspirierte auch David Bowie zu seiner Figur des Ziggy Stardust.
The situation is a pretty routine one: someone is sitting on a commuter train, bored, closemouthed among strangers, and immersed in reading a newspaper. Then one of the other passengers suddenly starts to behave in a peculiar fashion. What is left for you to do but to use your newspaper as a stronghold, or at least to cross your arms in front of your chest protectively and cast your emphatically bored glance out of the window to avoid eye contact, thus preventing you from being drawn into a potentially distasteful interaction.
The young Swedish artist Klara Lidén presents precisely such a situation in her video Paralyzed (2003), which is essentially comprised of a single shot and thus recalls the thousands of amateur videos posted on the Internet. The video, which does entirely without technical gimmicks, and which was recorded with a shaky, handheld camera, is characterized by a great economy and a straightforward do-it-yourself aesthetic.
At first, one sees the artist traveling on a commuter train. Several sheets of newspaper lay strewn about on the stained floor. Wearing patched jeans and an anorak, her head hidden within her hood and her arms folded in front of her chest, she appears like a normal passenger watching the landscape punctuated by construction scaffolds hurrying past the window. All of a sudden, however, her passivity comes to an end, and she stands up and spreads her arms like wings and begins an intense, eclectic dance with great energy.
When the keyed-up and incoherent music of Paralyzed begins, a legendary 1968 song by the cult country rock singer Legendary Stardust Cowboy,1 the artist starts whirling around the train’s support rail and hops about as if she wants to perform a square dance or an Irish folk dance. In the process, she throws off her anorak, swings from the support rail, turns a somersault in the aisle, loses her cap, rolls about on her back, unbuttons her jeans, and twirls around a pole. All of this gives the impression of a parody of a dancer in a strip club who is beside herself with joy. Lidén eventually removes her jeans completely and, wearing only a pale pink shirt and loose-fitting, light-blue underwear, she executes another somersault over the barrier between the train compartments. She then scrambles about on the luggage rack, crawls along it, and lets herself fall down again only to then jump through the aisle in leaps and bounds—one part unleashed ballerina, one part punk Valkyrie. A quick look through the window reveals black tree trunks and snow rushing by, and then the viewer is suddenly looking through the windows from outside into the train car, where the artist can be seen continuing to dance as the train slowly sets off in motion. She moves about completely unperturbed by the passengers in the fully occupied car. Compared to hers, their behavior is totally predictable. They seem as if they are virtually paralyzed, sitting entrenched behind gestures of nonparticipation; they are more incapable of demonstrating any sort of reaction than they are unwilling to do so, for they are all concentrated on the preservation of social conventions.
The video, however, does not expose the passengers in the train compartment, and the unbridled performance it presents is not merely a liberating act of exhibitionism. Instead, Lidén succeeds in transforming the non-place of the commuter train into a public space, a theater that reduces the everyday routine of commuting into a backdrop that is nothing more than the transportation of a workforce to and from its places of employment. Detached from the routine activities and self-conception of the other passengers, she acts eccentrically as an artist, boisterous and ludicrous, but at the same time her dance, carried out with sublime aggressiveness and sensibility, expresses a revolt against this routine and the behavior it engenders.
In Paralyzed, Lidén’s coarse and unruly dance expresses suppressed anger, bitter fear, wordless helplessness, and stoic seriousness. It portrays not only the dancer’s world, but also the emotions expressed by the bewildered looks of the passengers, who—without being asked and unexpectedly—became participants in her video. Her dance expresses a rebellion against well-mannered bigotry and a hollow acceptance of the status quo. With her performance, the artist does not make moral judgments, nor does she attempt to present a justification of her actions. Instead, she makes her herself an example by demonstrating her refusal to allow herself to be integrated into this society—despite the thundering taped applause spliced into the video at the end.
Angela Rosenberg
1 The song also inspired David Bowie’s Ziggy Stardust figure.
Lidén Klara 4265 4065 4051 4059 11381KLARA LIDÉN, PARALYZED, 2003
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 1, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 1, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 1, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 1, 2015
Let It Go - Part 1 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Let it Go – Part 1–6 (2015) ist eine sechsteilige Videoarbeit zum Mitsingen, die sich mit Themen wie Klassenzugehörigkeit, Erwartungen und Kindheit beschäftigt. Sechs bemitleidenswerte Figuren mit weit aufgerissenen Augen, die alle von Maclean dargestellt werden, agieren zu Dialogen, die aus Youtube-Videos stammen. Mimisch ahmen sie die von Kindern gesungenen Cover des Disneysongs Let it Go nach. Diese Sequenzen wurden mit leidenschaftlichen Bekenntnissen von Hunger, Wut, Leid und Unsicherheit zusammengeschnitten. Alle Videos spielen in einer trostlosen urbanen Umgebung, der die Anmutung einer animierten Grußkartenvignette verliehen wurde.
Comprised of six videos, Let it Go – Part 1–6 (2015) is a sing-along video piece, exploring themes of class, aspiration and childhood. 6 wide-eyed pauper characters (all played by Maclean) mime to dialogue sourced from Youtube videos. The characters re-enact a series of covers by children of the Disney song Let it Go. These segments are spliced together with passionate confessions of hunger, rage, suffering and insecurity. Each video is set in a bleak urban landscape, turned into an animated greeting card vignette.
Maclean Rachel 4269 4066 4051 4059 12509 11381RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 1, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 2, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 2, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 2, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 2, 2015
Let It Go - Part 2 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Let it Go – Part 1–6 (2015) ist eine sechsteilige Videoarbeit zum Mitsingen, die sich mit Themen wie Klassenzugehörigkeit, Erwartungen und Kindheit beschäftigt. Sechs bemitleidenswerte Figuren mit weit aufgerissenen Augen, die alle von Maclean dargestellt werden, agieren zu Dialogen, die aus Youtube-Videos stammen. Mimisch ahmen sie die von Kindern gesungenen Cover des Disneysongs Let it Go nach. Diese Sequenzen wurden mit leidenschaftlichen Bekenntnissen von Hunger, Wut, Leid und Unsicherheit zusammengeschnitten. Alle Videos spielen in einer trostlosen urbanen Umgebung, der die Anmutung einer animierten Grußkartenvignette verliehen wurde.
Comprised of six videos, Let it Go – Part 1–6 (2015) is a sing-along video piece, exploring themes of class, aspiration and childhood. 6 wide-eyed pauper characters (all played by Maclean) mime to dialogue sourced from Youtube videos. The characters re-enact a series of covers by children of the Disney song Let it Go. These segments are spliced together with passionate confessions of hunger, rage, suffering and insecurity. Each video is set in a bleak urban landscape, turned into an animated greeting card vignette.
Maclean Rachel 4269 4066 4051 4059 12509 11381RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 2, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 3, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 3, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 3, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 3, 2015
Let It Go - Part 3 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Let it Go – Part 1–6 (2015) ist eine sechsteilige Videoarbeit zum Mitsingen, die sich mit Themen wie Klassenzugehörigkeit, Erwartungen und Kindheit beschäftigt. Sechs bemitleidenswerte Figuren mit weit aufgerissenen Augen, die alle von Maclean dargestellt werden, agieren zu Dialogen, die aus Youtube-Videos stammen. Mimisch ahmen sie die von Kindern gesungenen Cover des Disneysongs Let it Go nach. Diese Sequenzen wurden mit leidenschaftlichen Bekenntnissen von Hunger, Wut, Leid und Unsicherheit zusammengeschnitten. Alle Videos spielen in einer trostlosen urbanen Umgebung, der die Anmutung einer animierten Grußkartenvignette verliehen wurde.
Comprised of six videos, Let it Go – Part 1–6 (2015) is a sing-along video piece, exploring themes of class, aspiration and childhood. 6 wide-eyed pauper characters (all played by Maclean) mime to dialogue sourced from Youtube videos. The characters re-enact a series of covers by children of the Disney song Let it Go. These segments are spliced together with passionate confessions of hunger, rage, suffering and insecurity. Each video is set in a bleak urban landscape, turned into an animated greeting card vignette.
Maclean Rachel 4269 4066 4051 4059 12509 11381RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 3, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 4, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 4, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 4, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 4, 2015
Let It Go - Part 4 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Let it Go – Part 1–6 (2015) ist eine sechsteilige Videoarbeit zum Mitsingen, die sich mit Themen wie Klassenzugehörigkeit, Erwartungen und Kindheit beschäftigt. Sechs bemitleidenswerte Figuren mit weit aufgerissenen Augen, die alle von Maclean dargestellt werden, agieren zu Dialogen, die aus Youtube-Videos stammen. Mimisch ahmen sie die von Kindern gesungenen Cover des Disneysongs Let it Go nach. Diese Sequenzen wurden mit leidenschaftlichen Bekenntnissen von Hunger, Wut, Leid und Unsicherheit zusammengeschnitten. Alle Videos spielen in einer trostlosen urbanen Umgebung, der die Anmutung einer animierten Grußkartenvignette verliehen wurde.
Comprised of six videos, Let it Go – Part 1–6 (2015) is a sing-along video piece, exploring themes of class, aspiration and childhood. 6 wide-eyed pauper characters (all played by Maclean) mime to dialogue sourced from Youtube videos. The characters re-enact a series of covers by children of the Disney song Let it Go. These segments are spliced together with passionate confessions of hunger, rage, suffering and insecurity. Each video is set in a bleak urban landscape, turned into an animated greeting card vignette.
Maclean Rachel 4269 4066 4051 4059 12509 11381RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 4, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 5, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 5, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 5, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 5, 2015
Let It Go - Part 5 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Let it Go – Part 1–6 (2015) ist eine sechsteilige Videoarbeit zum Mitsingen, die sich mit Themen wie Klassenzugehörigkeit, Erwartungen und Kindheit beschäftigt. Sechs bemitleidenswerte Figuren mit weit aufgerissenen Augen, die alle von Maclean dargestellt werden, agieren zu Dialogen, die aus Youtube-Videos stammen. Mimisch ahmen sie die von Kindern gesungenen Cover des Disneysongs Let it Go nach. Diese Sequenzen wurden mit leidenschaftlichen Bekenntnissen von Hunger, Wut, Leid und Unsicherheit zusammengeschnitten. Alle Videos spielen in einer trostlosen urbanen Umgebung, der die Anmutung einer animierten Grußkartenvignette verliehen wurde.
Comprised of six videos, Let it Go – Part 1–6 (2015) is a sing-along video piece, exploring themes of class, aspiration and childhood. 6 wide-eyed pauper characters (all played by Maclean) mime to dialogue sourced from Youtube videos. The characters re-enact a series of covers by children of the Disney song Let it Go. These segments are spliced together with passionate confessions of hunger, rage, suffering and insecurity. Each video is set in a bleak urban landscape, turned into an animated greeting card vignette.
Maclean Rachel 4269 4066 4051 4059 12509 11381RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 5, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 6, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 6, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 6, 2015
RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 6, 2015
Let It Go - Part 6 Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Let it Go – Part 1–6 (2015) ist eine sechsteilige Videoarbeit zum Mitsingen, die sich mit Themen wie Klassenzugehörigkeit, Erwartungen und Kindheit beschäftigt. Sechs bemitleidenswerte Figuren mit weit aufgerissenen Augen, die alle von Maclean dargestellt werden, agieren zu Dialogen, die aus Youtube-Videos stammen. Mimisch ahmen sie die von Kindern gesungenen Cover des Disneysongs Let it Go nach. Diese Sequenzen wurden mit leidenschaftlichen Bekenntnissen von Hunger, Wut, Leid und Unsicherheit zusammengeschnitten. Alle Videos spielen in einer trostlosen urbanen Umgebung, der die Anmutung einer animierten Grußkartenvignette verliehen wurde.
Comprised of six videos, Let it Go – Part 1–6 (2015) is a sing-along video piece, exploring themes of class, aspiration and childhood. 6 wide-eyed pauper characters (all played by Maclean) mime to dialogue sourced from Youtube videos. The characters re-enact a series of covers by children of the Disney song Let it Go. These segments are spliced together with passionate confessions of hunger, rage, suffering and insecurity. Each video is set in a bleak urban landscape, turned into an animated greeting card vignette.
Maclean Rachel 4269 4066 4051 4059 12509 11381RACHEL MACLEAN, LET IT GO – PART 6, 2015
HELEN MARTEN, EVIAN DISEASE, 2012
HELEN MARTEN, EVIAN DISEASE, 2012
HELEN MARTEN, EVIAN DISEASE, 2012
HELEN MARTEN, EVIAN DISEASE, 2012
Evian Disease Courtesy of the artist and König Galerie, Berlin. Courtesy of the artist and König Galerie, Berlin. 2012Evian Disease (2012) ist eine Unterhaltung aus sechs verschiedenen, nicht zuzuordnenden Erzählerstimmen. Die Stimmen aus dem Off werden mit einer Abfolge von technisch perfekten, computergenerierten Szenen kombiniert: Langsam schwebt die Kamera durch ein Apartment, vorbei an einem glänzendem Edelstahlherd, um dann durch ein Fotostudio zu rasen und schließlich eine kriechende Schnecke in Großaufnahme zu fokussieren. Es folgt ein harter Schnitt mit Nahaufnahmen von Zitronen, Bohnen und anderem Gemüse auf einem Küchenbrett. In der nächsten Szene streift die Kamera haarscharf am linken Ohr eines monumentalen Säuglings vorbei und richtet sich im Anschluss auf einen Billardtisch, auf dem sich neben Billardkugeln Lebensmittel wie Steak und Sushi befinden. Marten isoliert das Gezeigte und fügt es in einen neuen Zusammenhang. Die ursprüngliche Funktion und Bedeutung der Gegenstände wird ad absurdum geführt und somit wird auch ihr gebräuchliches Schema der Konsumkultur zur Disposition gestellt. Die Erzählstimmen halten derweil voneinander unabhängige Monologe: von Stilfragen zu Mode und Inneneinrichtung bis hin zu Betrachtungen des Menschen als Kulturwesen, der sich mehr und mehr von seiner natürlichen Umgebung entfremdet.
Anna-Alexandra Pfau
Evian Disease (2012) is a conversation between six different indeterminate narrators. The disembodied voices are combined with a series of technically perfect, computer-animated scenes: the camera slowly floats through an apartment and past a gleaming stainless-steel stove before racing through a photo studio and finally focusing on a close-up of a crawling snail. This is followed by an abrupt cut to close-ups of lemons, beans, and other vegetables on a cutting board. In the next scene, the camera grazes the left ear of an enormous infant and then settles on a pool table on top of which are billiard balls as well as food products such as steak and sushi. Marten isolates these items and inserts them into a new context. The original function and significance of the objects is shown to be absurd, thus also making their conventional schema available to consumer culture. In the meantime, the narrators hold independent monologues on subjects from stylistic questions concerning fashion and interior design to views of humans as cultural beings who are becoming increasingly alienated from their natural environment.
Anna-Alexandra Pfau
Marten Helen 4272 4066 4051 4059 11381HELEN MARTEN, EVIAN DISEASE, 2012
HELEN MARTEN, DUST AND PIRANHAS, 2011
HELEN MARTEN, DUST AND PIRANHAS, 2011
HELEN MARTEN, DUST AND PIRANHAS, 2011
HELEN MARTEN, DUST AND PIRANHAS, 2011
Dust and Piranhas Courtesy of the artist and König Galerie, Berlin. Courtesy of the artist and König Galerie, Berlin. 2011In der digitalen Videoanimation Dust and Piranhas (2011) trifft eine hölzerne Säule, die einem postmodernen Entwurf des Architekten Robert Venturi entsprungen zu sein scheint, auf eine antike Säule, die die Fähigkeit besitzt, in wechselnden Farben zu erröten. In ihrem absurd anmutenden Dialog über stereotype Stil- und Designentscheidungen schöpft das ungleiche Paar all seine Inspiration aus Venturis postmodernen Architekturvorstellungen von tagtäglichen Lebensräumen bis hin ins heutige digitale Zeitalter der Konsum- und Populärkultur.
Anna-Alexandra Pfau
In the digital video animation Dust and Piranhas (2011), a wooden column that appears to come from a postmodern design by the architect Robert Venturi encounters an ancient column that is capable of blushing in various colors. In their absurd-sounding dialogue about stereotypical stylistic and design decisions, this unlikely couple draws all its inspiration from Venturi’s postmodern architectural ideas, ranging from everyday living spaces to today’s digital age of consumer and popular culture.
Anna-Alexandra Pfau
Marten Helen 4272 4066 4051 4059 11381HELEN MARTEN, DUST AND PIRANHAS, 2011
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 4, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 4, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 4, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 4, 2015
Exitscape 4 Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Die sechsteilige Videoreihe Exitscape 1–6 (2015) wurde von Martti Kalliala und Daniel Keller in Zusammenarbeit mit einem Team aus Animator*innen produziert, die mit der Videospiel-Engine CryEngine arbeiten. Auf der Basis vielfältiger Quellen- und Originalmaterialien blickt der*die Betrachter*in aus der Vogelperspektive auf eine spekulative „Patchwork“-Landschaft in Endlosschleife. Die Landschafts-Renderings zeigen eine neo-feudale Gesellschaft aus konkurrierenden Stadtstaaten, die zu Land und zu Wasser gegeneinander antreten. Exitscape 1–6 beruht auf einer aus Neil Stephensons Diamond Age bekannten Idee, die der neo-reaktionäre Blogger Mencius Moldbug in Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith in Polystate und Patri Friedman mit dem Seasteading Institute weiterentwickelten. Die Entstehung dieses Szenarios ist stark von der Idee einer „dynamischen Geografie“ von Staaten und anderen politischen Instanzen inspiriert, welche eine fließende räumliche Beziehung zueinander besitzen, die entweder durch Wasser mobilisiert wird oder auf einer gedachten modularen Mobilität beruht.
The 6 part video series Exitscape 1–6 (2015) is produced by Martti Kalliala and Daniel Keller, in collaboration with a team of animators working in the video game engine CryEngine. Using a variety of sourced and original material, the videos join together to form a continuously looping aerial view of a speculative ‘patchwork’ landscape. The landscape renderings depict a neo-feudal society of competing experimental city-states, forced to compete at land and at sea. Exitscape 1–6 follows an idea popularized in Neil Stephenson’s Diamond Age and elaborated on in neoreactionary blogger Mencius Moldbug’s Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith’s Polystate and Patri Friedman’s Seasteading Institute. The formation of this scenario is informed heavily by the idea of ‘dynamic geography’, and states along with other political entities which possess a fluid spatial relationship, either mobilised by water or designed with modular mobility in mind.
Martti Kalliala & Daniel Keller Martti Kalliala & Daniel KellerKünstlerkollaboration, bestehend aus:
Artist collaboration, consisting of:
8989 4066 4051 4059 12509 11381MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 4, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 1, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 1, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 1, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 1, 2015
Exitscape 1 Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Die sechsteilige Videoreihe Exitscape 1–6 (2015) wurde von Martti Kalliala und Daniel Keller in Zusammenarbeit mit einem Team aus Animator*innen produziert, die mit der Videospiel-Engine CryEngine arbeiten. Auf der Basis vielfältiger Quellen- und Originalmaterialien blickt der*die Betrachter*in aus der Vogelperspektive auf eine spekulative „Patchwork“-Landschaft in Endlosschleife. Die Landschafts-Renderings zeigen eine neo-feudale Gesellschaft aus konkurrierenden Stadtstaaten, die zu Land und zu Wasser gegeneinander antreten. Exitscape 1–6 beruht auf einer aus Neil Stephensons Diamond Age bekannten Idee, die der neo-reaktionäre Blogger Mencius Moldbug in Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith in Polystate und Patri Friedman mit dem Seasteading Institute weiterentwickelten. Die Entstehung dieses Szenarios ist stark von der Idee einer „dynamischen Geografie“ von Staaten und anderen politischen Instanzen inspiriert, welche eine fließende räumliche Beziehung zueinander besitzen, die entweder durch Wasser mobilisiert wird oder auf einer gedachten modularen Mobilität beruht.
The 6 part video series Exitscape 1–6 (2015) is produced by Martti Kalliala and Daniel Keller, in collaboration with a team of animators working in the video game engine CryEngine. Using a variety of sourced and original material, the videos join together to form a continuously looping aerial view of a speculative ‘patchwork’ landscape. The landscape renderings depict a neo-feudal society of competing experimental city-states, forced to compete at land and at sea. Exitscape 1–6 follows an idea popularized in Neil Stephenson’s Diamond Age and elaborated on in neoreactionary blogger Mencius Moldbug’s Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith’s Polystate and Patri Friedman’s Seasteading Institute. The formation of this scenario is informed heavily by the idea of ‘dynamic geography’, and states along with other political entities which possess a fluid spatial relationship, either mobilised by water or designed with modular mobility in mind.
Martti Kalliala & Daniel Keller Martti Kalliala & Daniel KellerKünstlerkollaboration, bestehend aus:
Artist collaboration, consisting of:
8989 4066 4051 4059 12509 11381MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 1, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 2, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 2, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 2, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 2, 2015
Exitscape 2 Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Die sechsteilige Videoreihe Exitscape 1–6 (2015) wurde von Martti Kalliala und Daniel Keller in Zusammenarbeit mit einem Team aus Animator*innen produziert, die mit der Videospiel-Engine CryEngine arbeiten. Auf der Basis vielfältiger Quellen- und Originalmaterialien blickt der*die Betrachter*in aus der Vogelperspektive auf eine spekulative „Patchwork“-Landschaft in Endlosschleife. Die Landschafts-Renderings zeigen eine neo-feudale Gesellschaft aus konkurrierenden Stadtstaaten, die zu Land und zu Wasser gegeneinander antreten. Exitscape 1–6 beruht auf einer aus Neil Stephensons Diamond Age bekannten Idee, die der neo-reaktionäre Blogger Mencius Moldbug in Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith in Polystate und Patri Friedman mit dem Seasteading Institute weiterentwickelten. Die Entstehung dieses Szenarios ist stark von der Idee einer „dynamischen Geografie“ von Staaten und anderen politischen Instanzen inspiriert, welche eine fließende räumliche Beziehung zueinander besitzen, die entweder durch Wasser mobilisiert wird oder auf einer gedachten modularen Mobilität beruht.
The 6 part video series Exitscape 1–6 (2015) is produced by Martti Kalliala and Daniel Keller, in collaboration with a team of animators working in the video game engine CryEngine. Using a variety of sourced and original material, the videos join together to form a continuously looping aerial view of a speculative ‘patchwork’ landscape. The landscape renderings depict a neo-feudal society of competing experimental city-states, forced to compete at land and at sea. Exitscape 1–6 follows an idea popularized in Neil Stephenson’s Diamond Age and elaborated on in neoreactionary blogger Mencius Moldbug’s Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith’s Polystate and Patri Friedman’s Seasteading Institute. The formation of this scenario is informed heavily by the idea of ‘dynamic geography’, and states along with other political entities which possess a fluid spatial relationship, either mobilised by water or designed with modular mobility in mind.
Martti Kalliala & Daniel Keller Martti Kalliala & Daniel KellerKünstlerkollaboration, bestehend aus:
Artist collaboration, consisting of:
8989 4066 4051 4059 12509 11381MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 2, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 3, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 3, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 3, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 3, 2015
Exitscape 3 Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Die sechsteilige Videoreihe Exitscape 1–6 (2015) wurde von Martti Kalliala und Daniel Keller in Zusammenarbeit mit einem Team aus Animator*innen produziert, die mit der Videospiel-Engine CryEngine arbeiten. Auf der Basis vielfältiger Quellen- und Originalmaterialien blickt der*die Betrachter*in aus der Vogelperspektive auf eine spekulative „Patchwork“-Landschaft in Endlosschleife. Die Landschafts-Renderings zeigen eine neo-feudale Gesellschaft aus konkurrierenden Stadtstaaten, die zu Land und zu Wasser gegeneinander antreten. Exitscape 1–6 beruht auf einer aus Neil Stephensons Diamond Age bekannten Idee, die der neo-reaktionäre Blogger Mencius Moldbug in Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith in Polystate und Patri Friedman mit dem Seasteading Institute weiterentwickelten. Die Entstehung dieses Szenarios ist stark von der Idee einer „dynamischen Geografie“ von Staaten und anderen politischen Instanzen inspiriert, welche eine fließende räumliche Beziehung zueinander besitzen, die entweder durch Wasser mobilisiert wird oder auf einer gedachten modularen Mobilität beruht.
The 6 part video series Exitscape 1–6 (2015) is produced by Martti Kalliala and Daniel Keller, in collaboration with a team of animators working in the video game engine CryEngine. Using a variety of sourced and original material, the videos join together to form a continuously looping aerial view of a speculative ‘patchwork’ landscape. The landscape renderings depict a neo-feudal society of competing experimental city-states, forced to compete at land and at sea. Exitscape 1–6 follows an idea popularized in Neil Stephenson’s Diamond Age and elaborated on in neoreactionary blogger Mencius Moldbug’s Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith’s Polystate and Patri Friedman’s Seasteading Institute. The formation of this scenario is informed heavily by the idea of ‘dynamic geography’, and states along with other political entities which possess a fluid spatial relationship, either mobilised by water or designed with modular mobility in mind.
Martti Kalliala & Daniel Keller Martti Kalliala & Daniel KellerKünstlerkollaboration, bestehend aus:
Artist collaboration, consisting of:
8989 4066 4051 4059 12509 11381MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 3, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 5, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 5, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 5, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 5, 2015
Exitscape 5 Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Die sechsteilige Videoreihe Exitscape 1–6 (2015) wurde von Martti Kalliala und Daniel Keller in Zusammenarbeit mit einem Team aus Animator*innen produziert, die mit der Videospiel-Engine CryEngine arbeiten. Auf der Basis vielfältiger Quellen- und Originalmaterialien blickt der*die Betrachter*in aus der Vogelperspektive auf eine spekulative „Patchwork“-Landschaft in Endlosschleife. Die Landschafts-Renderings zeigen eine neo-feudale Gesellschaft aus konkurrierenden Stadtstaaten, die zu Land und zu Wasser gegeneinander antreten. Exitscape 1–6 beruht auf einer aus Neil Stephensons Diamond Age bekannten Idee, die der neo-reaktionäre Blogger Mencius Moldbug in Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith in Polystate und Patri Friedman mit dem Seasteading Institute weiterentwickelten. Die Entstehung dieses Szenarios ist stark von der Idee einer „dynamischen Geografie“ von Staaten und anderen politischen Instanzen inspiriert, welche eine fließende räumliche Beziehung zueinander besitzen, die entweder durch Wasser mobilisiert wird oder auf einer gedachten modularen Mobilität beruht.
The 6 part video series Exitscape 1–6 (2015) is produced by Martti Kalliala and Daniel Keller, in collaboration with a team of animators working in the video game engine CryEngine. Using a variety of sourced and original material, the videos join together to form a continuously looping aerial view of a speculative ‘patchwork’ landscape. The landscape renderings depict a neo-feudal society of competing experimental city-states, forced to compete at land and at sea. Exitscape 1–6 follows an idea popularized in Neil Stephenson’s Diamond Age and elaborated on in neoreactionary blogger Mencius Moldbug’s Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith’s Polystate and Patri Friedman’s Seasteading Institute. The formation of this scenario is informed heavily by the idea of ‘dynamic geography’, and states along with other political entities which possess a fluid spatial relationship, either mobilised by water or designed with modular mobility in mind.
Martti Kalliala & Daniel Keller Martti Kalliala & Daniel KellerKünstlerkollaboration, bestehend aus:
Artist collaboration, consisting of:
8989 4066 4051 4059 12509 11381MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 5, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 6, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 6, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 6, 2015
MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 6, 2015
Exitscape 6 Courtesy of the artists and Daata, London. Courtesy of the artists and Daata, London. 2015Die sechsteilige Videoreihe Exitscape 1–6 (2015) wurde von Martti Kalliala und Daniel Keller in Zusammenarbeit mit einem Team aus Animator*innen produziert, die mit der Videospiel-Engine CryEngine arbeiten. Auf der Basis vielfältiger Quellen- und Originalmaterialien blickt der*die Betrachter*in aus der Vogelperspektive auf eine spekulative „Patchwork“-Landschaft in Endlosschleife. Die Landschafts-Renderings zeigen eine neo-feudale Gesellschaft aus konkurrierenden Stadtstaaten, die zu Land und zu Wasser gegeneinander antreten. Exitscape 1–6 beruht auf einer aus Neil Stephensons Diamond Age bekannten Idee, die der neo-reaktionäre Blogger Mencius Moldbug in Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith in Polystate und Patri Friedman mit dem Seasteading Institute weiterentwickelten. Die Entstehung dieses Szenarios ist stark von der Idee einer „dynamischen Geografie“ von Staaten und anderen politischen Instanzen inspiriert, welche eine fließende räumliche Beziehung zueinander besitzen, die entweder durch Wasser mobilisiert wird oder auf einer gedachten modularen Mobilität beruht.
The 6 part video series Exitscape 1–6 (2015) is produced by Martti Kalliala and Daniel Keller, in collaboration with a team of animators working in the video game engine CryEngine. Using a variety of sourced and original material, the videos join together to form a continuously looping aerial view of a speculative ‘patchwork’ landscape. The landscape renderings depict a neo-feudal society of competing experimental city-states, forced to compete at land and at sea. Exitscape 1–6 follows an idea popularized in Neil Stephenson’s Diamond Age and elaborated on in neoreactionary blogger Mencius Moldbug’s Patchwork: a positive vision, Zach Weinersmith’s Polystate and Patri Friedman’s Seasteading Institute. The formation of this scenario is informed heavily by the idea of ‘dynamic geography’, and states along with other political entities which possess a fluid spatial relationship, either mobilised by water or designed with modular mobility in mind.
Martti Kalliala & Daniel Keller Martti Kalliala & Daniel KellerKünstlerkollaboration, bestehend aus:
Artist collaboration, consisting of:
8989 4066 4051 4059 12509 11381MARTTI KALLIALA & DANIEL KELLER, EXITSCAPE 6, 2015
FLORIAN MEISENBERG, HIHIHIHIHIHIHIHIHIHIHIH, 2015
FLORIAN MEISENBERG, HIHIHIHIHIHIHIHIHIHIHIH, 2015
FLORIAN MEISENBERG, HIHIHIHIHIHIHIHIHIHIHIH, 2015
FLORIAN MEISENBERG, HIHIHIHIHIHIHIHIHIHIHIH, 2015
hihihihihihihihihihihih Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos von Florian Meisenberg beruhen auf Bildschirmaufnahmen, die die Echtzeitmanipulation des digitalen Quellcodes von verschiedenen aus dem Internet ausgewählten JPEGs zeigen. Auf jedem Screen-Shot-Video ist der Bildschirm in ein Fenster mit dem in einem TextEdit-Fenster geöffneten Quellcode und einer Vorschau auf das JPEG-Bild unterteilt, welches sich mit der Abwandlung des Quellcodes entsprechend verändert. Begleitend dazu sind Tipp- und Umgebungsgeräusche zu hören. Viele Veränderungen am Code umfassen Auszüge und Zitate aus philosophischen und historischen Texten wie Søren Kierkegaards Die Krankheit zum Tode, J.P. Sartres Tagebücher 1939–40 oder dem Manifest der Kommunistischen Partei von Engels and Marx. Das Einfügen dieser Texte in den Code bewirkt eine visuelle Veränderung der Oberfläche der Bilder und stellt die Vorstellung des Originalautors bzw. des authentischen Bildes in Frage.
Florian Meisenberg’s six videos consist of screen-captures depicting the real time manipulation of the digital source-code of different JPGs chosen from the internet. In each screen-capture video, the screen is divided into the source code, opened in TextEdit window, and a preview of the output JPG image, which changes according to the alteration of the source-code. This is accompanied by the sound of typing and the surrounding ambient sound. The alterations in the code include excerpts and quotes from philosophical and historical texts–such as Søren Kierkegaard’s Sickness unto Death, J.P. Sartre’s War Diaries: Notebooks from a Phoney War 1939-40, or The Communist Manifesto by Engels and Marx. The insertion of these texts into the code causes a change in the visual surface of the images, questioning the notion of an original author or authentic image.
Meisenberg Florian 4279 4066 4051 4059 12509 11381FLORIAN MEISENBERG, HIHIHIHIHIHIHIHIHIHIHIH, 2015
FLORIAN MEISENBERG, SOMEWHERE_SIDEWAYS, 2015
FLORIAN MEISENBERG, SOMEWHERE_SIDEWAYS, 2015
FLORIAN MEISENBERG, SOMEWHERE_SIDEWAYS, 2015
FLORIAN MEISENBERG, SOMEWHERE_SIDEWAYS, 2015
somewhere_sideways Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos von Florian Meisenberg beruhen auf Bildschirmaufnahmen, die die Echtzeitmanipulation des digitalen Quellcodes von verschiedenen aus dem Internet ausgewählten JPEGs zeigen. Auf jedem Screen-Shot-Video ist der Bildschirm in ein Fenster mit dem in einem TextEdit-Fenster geöffneten Quellcode und einer Vorschau auf das JPEG-Bild unterteilt, welches sich mit der Abwandlung des Quellcodes entsprechend verändert. Begleitend dazu sind Tipp- und Umgebungsgeräusche zu hören. Viele Veränderungen am Code umfassen Auszüge und Zitate aus philosophischen und historischen Texten wie Søren Kierkegaards Die Krankheit zum Tode, J.P. Sartres Tagebücher 1939–40 oder dem Manifest der Kommunistischen Partei von Engels and Marx. Das Einfügen dieser Texte in den Code bewirkt eine visuelle Veränderung der Oberfläche der Bilder und stellt die Vorstellung des Originalautors bzw. des authentischen Bildes in Frage.
Florian Meisenberg’s six videos consist of screen-captures depicting the real time manipulation of the digital source-code of different JPGs chosen from the internet. In each screen-capture video, the screen is divided into the source code, opened in TextEdit window, and a preview of the output JPG image, which changes according to the alteration of the source-code. This is accompanied by the sound of typing and the surrounding ambient sound. The alterations in the code include excerpts and quotes from philosophical and historical texts–such as Søren Kierkegaard’s Sickness unto Death, J.P. Sartre’s War Diaries: Notebooks from a Phoney War 1939-40, or The Communist Manifesto by Engels and Marx. The insertion of these texts into the code causes a change in the visual surface of the images, questioning the notion of an original author or authentic image.
Meisenberg Florian 4279 4066 4051 4059 12509 11381FLORIAN MEISENBERG, SOMEWHERE_SIDEWAYS, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_ANCIETY_OF_INFLUENCE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_ANCIETY_OF_INFLUENCE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_ANCIETY_OF_INFLUENCE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_ANCIETY_OF_INFLUENCE, 2015
the_anciety_of_influence Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos von Florian Meisenberg beruhen auf Bildschirmaufnahmen, die die Echtzeitmanipulation des digitalen Quellcodes von verschiedenen aus dem Internet ausgewählten JPEGs zeigen. Auf jedem Screen-Shot-Video ist der Bildschirm in ein Fenster mit dem in einem TextEdit-Fenster geöffneten Quellcode und einer Vorschau auf das JPEG-Bild unterteilt, welches sich mit der Abwandlung des Quellcodes entsprechend verändert. Begleitend dazu sind Tipp- und Umgebungsgeräusche zu hören. Viele Veränderungen am Code umfassen Auszüge und Zitate aus philosophischen und historischen Texten wie Søren Kierkegaards Die Krankheit zum Tode, J.P. Sartres Tagebücher 1939–40 oder dem Manifest der Kommunistischen Partei von Engels and Marx. Das Einfügen dieser Texte in den Code bewirkt eine visuelle Veränderung der Oberfläche der Bilder und stellt die Vorstellung des Originalautors bzw. des authentischen Bildes in Frage.
Florian Meisenberg’s six videos consist of screen-captures depicting the real time manipulation of the digital source-code of different JPGs chosen from the internet. In each screen-capture video, the screen is divided into the source code, opened in TextEdit window, and a preview of the output JPG image, which changes according to the alteration of the source-code. This is accompanied by the sound of typing and the surrounding ambient sound. The alterations in the code include excerpts and quotes from philosophical and historical texts–such as Søren Kierkegaard’s Sickness unto Death, J.P. Sartre’s War Diaries: Notebooks from a Phoney War 1939-40, or The Communist Manifesto by Engels and Marx. The insertion of these texts into the code causes a change in the visual surface of the images, questioning the notion of an original author or authentic image.
Meisenberg Florian 4279 4066 4051 4059 12509 11381FLORIAN MEISENBERG, THE_ANCIETY_OF_INFLUENCE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_TACIT_ONE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_TACIT_ONE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_TACIT_ONE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, THE_TACIT_ONE, 2015
the_tacit_one Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos von Florian Meisenberg beruhen auf Bildschirmaufnahmen, die die Echtzeitmanipulation des digitalen Quellcodes von verschiedenen aus dem Internet ausgewählten JPEGs zeigen. Auf jedem Screen-Shot-Video ist der Bildschirm in ein Fenster mit dem in einem TextEdit-Fenster geöffneten Quellcode und einer Vorschau auf das JPEG-Bild unterteilt, welches sich mit der Abwandlung des Quellcodes entsprechend verändert. Begleitend dazu sind Tipp- und Umgebungsgeräusche zu hören. Viele Veränderungen am Code umfassen Auszüge und Zitate aus philosophischen und historischen Texten wie Søren Kierkegaards Die Krankheit zum Tode, J.P. Sartres Tagebücher 1939–40 oder dem Manifest der Kommunistischen Partei von Engels and Marx. Das Einfügen dieser Texte in den Code bewirkt eine visuelle Veränderung der Oberfläche der Bilder und stellt die Vorstellung des Originalautors bzw. des authentischen Bildes in Frage.
Florian Meisenberg’s six videos consist of screen-captures depicting the real time manipulation of the digital source-code of different JPGs chosen from the internet. In each screen-capture video, the screen is divided into the source code, opened in TextEdit window, and a preview of the output JPG image, which changes according to the alteration of the source-code. This is accompanied by the sound of typing and the surrounding ambient sound. The alterations in the code include excerpts and quotes from philosophical and historical texts–such as Søren Kierkegaard’s Sickness unto Death, J.P. Sartre’s War Diaries: Notebooks from a Phoney War 1939-40, or The Communist Manifesto by Engels and Marx. The insertion of these texts into the code causes a change in the visual surface of the images, questioning the notion of an original author or authentic image.
Meisenberg Florian 4279 4066 4051 4059 12509 11381FLORIAN MEISENBERG, THE_TACIT_ONE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, TOWARDS_A_NEW_ARCHITECTURE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, TOWARDS_A_NEW_ARCHITECTURE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, TOWARDS_A_NEW_ARCHITECTURE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, TOWARDS_A_NEW_ARCHITECTURE, 2015
towards_a_new_architecture Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos von Florian Meisenberg beruhen auf Bildschirmaufnahmen, die die Echtzeitmanipulation des digitalen Quellcodes von verschiedenen aus dem Internet ausgewählten JPEGs zeigen. Auf jedem Screen-Shot-Video ist der Bildschirm in ein Fenster mit dem in einem TextEdit-Fenster geöffneten Quellcode und einer Vorschau auf das JPEG-Bild unterteilt, welches sich mit der Abwandlung des Quellcodes entsprechend verändert. Begleitend dazu sind Tipp- und Umgebungsgeräusche zu hören. Viele Veränderungen am Code umfassen Auszüge und Zitate aus philosophischen und historischen Texten wie Søren Kierkegaards Die Krankheit zum Tode, J.P. Sartres Tagebücher 1939–40 oder dem Manifest der Kommunistischen Partei von Engels and Marx. Das Einfügen dieser Texte in den Code bewirkt eine visuelle Veränderung der Oberfläche der Bilder und stellt die Vorstellung des Originalautors bzw. des authentischen Bildes in Frage.
Florian Meisenberg’s six videos consist of screen-captures depicting the real time manipulation of the digital source-code of different JPGs chosen from the internet. In each screen-capture video, the screen is divided into the source code, opened in TextEdit window, and a preview of the output JPG image, which changes according to the alteration of the source-code. This is accompanied by the sound of typing and the surrounding ambient sound. The alterations in the code include excerpts and quotes from philosophical and historical texts–such as Søren Kierkegaard’s Sickness unto Death, J.P. Sartre’s War Diaries: Notebooks from a Phoney War 1939-40, or The Communist Manifesto by Engels and Marx. The insertion of these texts into the code causes a change in the visual surface of the images, questioning the notion of an original author or authentic image.
Meisenberg Florian 4279 4066 4051 4059 12509 11381FLORIAN MEISENBERG, TOWARDS_A_NEW_ARCHITECTURE, 2015
FLORIAN MEISENBERG, RGHWORI, 2015
FLORIAN MEISENBERG, RGHWORI, 2015
FLORIAN MEISENBERG, RGHWORI, 2015
FLORIAN MEISENBERG, RGHWORI, 2015
rghwori Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos von Florian Meisenberg beruhen auf Bildschirmaufnahmen, die die Echtzeitmanipulation des digitalen Quellcodes von verschiedenen aus dem Internet ausgewählten JPEGs zeigen. Auf jedem Screen-Shot-Video ist der Bildschirm in ein Fenster mit dem in einem TextEdit-Fenster geöffneten Quellcode und einer Vorschau auf das JPEG-Bild unterteilt, welches sich mit der Abwandlung des Quellcodes entsprechend verändert. Begleitend dazu sind Tipp- und Umgebungsgeräusche zu hören. Viele Veränderungen am Code umfassen Auszüge und Zitate aus philosophischen und historischen Texten wie Søren Kierkegaards Die Krankheit zum Tode, J.P. Sartres Tagebücher 1939–40 oder dem Manifest der Kommunistischen Partei von Engels and Marx. Das Einfügen dieser Texte in den Code bewirkt eine visuelle Veränderung der Oberfläche der Bilder und stellt die Vorstellung des Originalautors bzw. des authentischen Bildes in Frage.
Florian Meisenberg’s six videos consist of screen-captures depicting the real time manipulation of the digital source-code of different JPGs chosen from the internet. In each screen-capture video, the screen is divided into the source code, opened in TextEdit window, and a preview of the output JPG image, which changes according to the alteration of the source-code. This is accompanied by the sound of typing and the surrounding ambient sound. The alterations in the code include excerpts and quotes from philosophical and historical texts–such as Søren Kierkegaard’s Sickness unto Death, J.P. Sartre’s War Diaries: Notebooks from a Phoney War 1939-40, or The Communist Manifesto by Engels and Marx. The insertion of these texts into the code causes a change in the visual surface of the images, questioning the notion of an original author or authentic image.
Meisenberg Florian 4279 4066 4051 4059 12509 11381FLORIAN MEISENBERG, RGHWORI, 2015
LUTZ MOMMARTZ, ALS WÄR’S VON BECKETT, 1975
LUTZ MOMMARTZ, ALS WÄR’S VON BECKETT, 1975
LUTZ MOMMARTZ, ALS WÄR’S VON BECKETT, 1975
LUTZ MOMMARTZ, ALS WÄR’S VON BECKETT, 1975
Als wär’s von Beckett Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 1975 Mommartz Lutz 4285 4062 4055 4051 4059 11381LUTZ MOMMARTZ, ALS WÄR’S VON BECKETT, 1975
LUTZ MOMMARTZ, SOZIALE PLASTIK, 1969
LUTZ MOMMARTZ, SOZIALE PLASTIK, 1969
LUTZ MOMMARTZ, SOZIALE PLASTIK, 1969
LUTZ MOMMARTZ, SOZIALE PLASTIK, 1969
Soziale Plastik Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 1969Mommartz’ radikale experimentelle Haltung führte ihn weder in die Abstraktion noch ins streng Konzeptuelle. Sein Ausgangspunkt war und ist die Interaktion mit der Kamera, die Beschäftigung mit dem Medium und den Menschen. Als Filmer begibt er sich stets in eine Konstellation, stellt sich eine Aufgabe und konzentriert sich auf eine einzige Idee. So auch in seinem Film Soziale Plastik. Die Dreharbeiten hierfür fanden 1969 in der Düsseldorfer Wohnung des Filmemachers statt. Im 16-mm-Film 400 m iFF1 (1969) verarbeitet Mommartz die Vorbereitungen für den Filmdreh mit Joseph Beuys: Als unerwartet die Freunde Otto Kellner und Norbert Stratmann in der Wohnung erscheinen, werden sie als Erste vor die Kamera gesetzt, es gibt keinerlei Handlungsanleitungen, die Kamera ist und bleibt statisch, es gibt keinen Schnitt, und am Anfang fällt ungeplant der Ton aus. Insgesamt laufen 400 m IFF-Agfa-Filmmaterial durch, was dem Film seinen Titel gibt.
Als Betrachter*innen werden wir Zeug*innen eines „Scheiterns“, während der Vorgänge auf der Leinwand wird der Zuschauer zum Teilnehmer, da er nicht um die Frage herumkommt, wie er sich in derselben Situation verhalten hätte. Schließlich erscheint Beuys, und die Aufnahme von Soziale Plastik beginnt. Der Stummfilm zeigt das Close-up von Beuys, dessen Hutkrempe einen Bildabschluss am oberen Rand der Mise en Scène bildet. „Joseph Beuys übernimmt den Auftrag, sich dem anonymen Zuschauer gegenüber zu verhalten“, heißt es im vorangehenden Textinsert nach der Titeleinblendung. Während der elfminütigen Laufzeit bleibt die Einstellung unverändert, es findet nur ein (unmerklicher) Schnitt statt, bedingt durch den Wechsel der Filmrolle. Zu diesem Verzicht auf die Montage als manipulatives Mittel des Films kann der Filmemacher Ole John zitiert werden: „Schneiden ist vorbei. Man soll das Filmen, was man sehen will. Und das ist gut.“2 Im Hintergrund von Soziale Plastik erkennt man den Vorhang eines deutschen Wirtschaftswunder-Wohnzimmers. Der Muffigkeit und Enge in der Bundesrepublik Deutschland der Nachkriegszeit halten Beuys und Mommartz hier die eigene Erfahrung, Aufrichtigkeit, Öffnung und Offenheit im „Dialog“ mit dem Gegenüber entgegen. Die Erstaufführung des Films fand 1986 statt, dem Todesjahr von Beuys.
Der Künstler und Aktivist Beuys setzte sich wie ein Modell auf einen Holzsessel und ließ sich vom Filmer Mommartz aufnehmen, indem er nicht mehr und nicht weniger tat, als seinen Blick auf die Kamera zu fokussieren. Er ist durchweg konzentriert, das macht die Rezeption des 16-mm-Films beinahe zu einer „körperlichen“ Erfahrung. Der Zuschauer wird unweigerlich zum Akteur in dieser ungeklärten Subjekt-Objekt-Beziehung. Das mag berührend sein, auch anstrengend – aber es ist fortwährend intensiv. Gleichzeitig ist der Film entrückt, da er ohne jeglichen Ton ist. Joseph Beuys, der von 1961 bis 1972 eine Professur für Bildhauerei an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf innehatte, stellt sich der Herausforderung des stummen Zwiegesprächs mit dem anonymen Zuschauer. Er will alle erreichen, jeden einzelnen, der sich auf die Situation einlässt – eine Herkulesleistung? Ist das Scheitern vorprogrammiert? Fast scheint es, als würden verschiedene Stadien einer imaginären Diskussion durchlaufen: Resignation, Öffnung für die Ideen und Worte des Gegenübers und Erkenntnis. Es gilt, den Blick zu ertragen, auszuhalten.
Man sieht Beuys, und er steht als Signum für einen „erweiterten Kunstbegriff“ gleichermaßen wie für eine gesamtgesellschaftliche und politische Bewegung. Beuys wird zur Projektionsfläche, jedoch ist er hierbei „nur“ auslösendes Moment – primär geht es um das Ausloten, wie sich der Einzelne in Situationen verhält, in denen er nicht auf den Bereich seiner Erfahrungen zurückgreifen kann. Das deckt sich mit Beuys’ Ansatz der „Sozialen Plastik“: Im Gegensatz zu einem rein formalästhetischen Kunstbegriff umfasst die „Soziale Plastik“ als ein anthropologischer Kunstbegriff jegliche kreative menschliche Tätigkeit. Mit allem, was der Mensch gestaltet und somit als eine geistige Leistung schöpferisch hervorbringt, gilt der Einzelne als gesellschaftsverändernd aktiv.3 Im Film Soziale Plastik offenbart sich das Authentische als Kunst: Das Godard’sche Bonmot vom Filmen als „Wahrheit 24-mal in der Sekunde“ hat Mommartz in seinen Filmen wie kaum ein anderer bewusst gemacht.4
Elke Kania
1 IFF ist die Bezeichnung des zur Verfügung stehenden, 15 bis 20 Jahre überlagerten schwarz-weißen Filmmaterials, von dem ca. 400 m für diesen Film und der Rest für Soziale Plastik verwendet wurden. (Lutz Mommartz in einem Gespräch am 1. November 2008 in Berlin).
2 Hartmut Kaminski im Interview mit Ole John, in: Christof Kohlhöfer und Lutz Mommartz (Hrsg.), Film Kritisch, Katalog anlässlich einer Gruppenausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf, Düsseldorf 1971 (Eigenverlag), unpaginiert.
3 Vgl. auch weiterführend den Lexikoneintrag „Soziale Plastik“ von Barbara Lange, in: Hubertus Butin (Hrsg.), DuMonts Begriffslexikon zur zeitgenössischen Kunst, Köln 2002, S. 276–279.
4 Wilfried Reichart in einem Artikel im Kölner Stadtanzeiger vom 4. Januar 1968, siehe: www.mommartzfilm.de [abgerufen am 20. Februar 2009].
Mommartz’s radical experimental approach did not lead him to abstraction or strict conceptualism. His point of departure was, and still is, his interaction with the camera, as well as a preoccupation with film itself as a medium and with people. As a filmmaker he consistently submits himself to a specific set of circumstances; he poses a task for himself and concentrates on a single idea. This is also the case in Soziale Plastik (Social Sculpture) of 1969. The film was made in Mommartz’s Düsseldorf apartment. He first dealt with the preparations for making a film with Joseph Beuys in his 16-mm film 400 m iFF (1969).1 When his friends Otto Kellner and Norbert Stratmann unexpectedly showed up at his apartment, they were immediately made to sit down in front of the camera. No instructions of any kind were given, and the camera remained completely static. No cuts were made, and there was an initial unexpected malfunction of the sound. A total of 400 meters of IFF Agfa film ran through the camera during filming, which is how the piece got its name.
As viewers, we become witnesses to a “failure.” While the goings-on are shown on the screen, viewers become participants insofar as they cannot avoid asking themselves how they would have behaved in the same situation. When Beuys finally arrived that day, the filming of Soziale Plastik commenced. The silent film shows a close-up of Beuys; the brim of his hat forms the upper perimeter of the mise-en-scène. After the title overlay, the film itself is preceded by a text insert reading “Joseph Beuys assumes the task of behaving with the anonymous viewer.” The camera does not move during the entire eleven-minute duration of the film, and there is only one (hardly noticeable) cut, which was necessitated by the need to change the film reel. As far as Mommartz’s doing without the use of montages as a manipulative cinematic means is concerned, the filmmaker could quote Ole John: “Cutting is passé. You should film what you want to see. And that is good.”2 In the background of Soziale Plastik one can recognize curtains from a typical West German apartment in the period of the postwar economic miracle. Beuys and Mommartz contrast their own experience of sincerity, tolerance, and openness towards a counterpart in a “dialogue” with the stuffiness and constrictions of society in the Federal Republic of Germany during the fifties. The film’s premiere took place in 1986, the year of Beuys’s death.
Beuys the artist and activist is shown sitting like a model on a wooden armchair and he had Mommartz film him doing nothing more and nothing less than focusing his gaze on the camera’s lens. He is utterly concentrated, which makes watching the 16-mm film something like a “physical” experience. The viewer unavoidably becomes a player in this unresolved subject-object relationship. This might sound touching or even strenuous, but it is always intense. The film also has something otherworldly about it, because it has no sound whatsoever. Beuys, who was a professor of sculpture from 1961 to 1972 at the State Art Academy in Düsseldorf, accepted the challenge of entering into a silent dialogue with the anonymous viewer. He wants to reach everyone—each and every individual who is willing to submit him or herself to this situation. Is it a Herculean effort? Or a recipe for failure? It almost seems as if Beuys and his anonymous conversation partner pass through different stages of an imaginary discussion: resignation, tolerance for each other’s ideas and words, and cognition. It is necessary to endure the other’s glance, to bear it.
One sees Beuys, who emblematically represents an “expanded concept of art” as well as a social and political movement. Beuys becomes a surface for projections, but he only sets the situation in motion.
The piece deals primarily with examining how an individual behaves in circumstances in which he or she cannot draw upon the reservoir of his or her experiences. This corresponds to Beuys’s approach to “social sculpture.” As opposed to a purely aesthetic and formal concept of art, “social sculpture,” as an anthropological art concept, encompasses each and every creative human activity. The individual is considered to be active in changing society, with everything he creates and creatively brings forth, as an intellectual accomplishment.3 In Soziale Plastik, the authentic is revealed as art: more than almost any other filmmaker, Mommartz took Jean-Luc Godard’s witticism “film is truth at twenty-four frames per second” to heart in his films.4
Elke Kania
1 As Lutz Mommartz explained in a conversation with the author (November 1, 2008, Berlin), IFF is the designation he gave to the black-and-white film material that he had stored for fifteen to twenty years beyond its expiration date before using it; about 400 meters of this was used for this film and the rest was employed in filming Soziale Plastik.
2 Translated from Ole John interviewed by Hartmut Kaminski in the unpaginated self-published catalogue Film Kritisch (Christof Kohlhöfer and Lutz Mommartz, eds.) that was produced in conjunction with a group exhibition held at the Kunsthalle Düsseldorf in 1971.
3 On the concept of “social sculpture,” see, most recently, Mark Rosenthal, Joseph Beuys: Actions, Vitrines, Environments, exh. cat. Tate Modern, London (London, 2005).
4 Translated from Wilfried Reichart in the Kölner Stadtanzeiger, January 4, 1968; see www.mommartzfilm.de (accessed on February 20, 2009).
LUTZ MOMMARTZ, SOZIALE PLASTIK, 1969
LUTZ MOMMARTZ, WEG ZUM NACHBARN, 1968
LUTZ MOMMARTZ, WEG ZUM NACHBARN, 1968
LUTZ MOMMARTZ, WEG ZUM NACHBARN, 1968
LUTZ MOMMARTZ, WEG ZUM NACHBARN, 1968
Weg zum Nachbarn Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 1968Im zehnminütigen Kurzfilm Weg zum Nachbarn von 1968 sieht man Gesicht und Oberkörper einer jungen, attraktiven Frau (dargestellt von Renate Meves). Sie bewegt sich rhythmisch auf und ab, man weiß nicht, was für eine Handlung sie vollzieht, aber sie bereitet ihr augenscheinlich Genuss. Die Frau ist leicht bekleidet, ihr Lächeln wirkt entrückt, der Mund ist sinnlich geöffnet. Auf der Tonspur hört man ihr an- und abschwellendes Atmen, zeitweise unterlegt mit sanfter Klaviermusik und Quietschgeräuschen. Der 16-mm-Film ist als Plansequenz in statischer Halbnah-Kadrierung angelegt, unsichtbare Schnitte finden durch Überblendungen statt. Weg zum Nachbarn ist eine Demonstration von sinnlicher Liebe für die Kamera, ein Experiment, das die Möglichkeit der lustvollen Manipulation mit Film verdeutlicht. Der Blick der Frau adressiert den/die Filmbetrachter*in, der/die durch den Akt des Betrachtens Partizipant*in wird. Mommartz präsentiert hier eine heitere und kluge Studie über Kino im Kopf, über Spannungshöhepunkte im Film und über den voyeuristischen Aspekt des Filmsehens. Nicht zuletzt handelt es sich um ein Plädoyer für weibliche Selbstbestimmung und Lustbejahung. Zum Verzicht auf die Montage als konstituierendes Mittel des Films kann der Filmemacher Ole John zitiert werden: „Schneiden ist vorbei. Man soll das filmen, was man sehen will. Und das ist gut.“
Elke Kania
Mommartz Lutz 4285 4061 4055 4051 4059 11381LUTZ MOMMARTZ, WEG ZUM NACHBARN, 1968
LUTZ MOMMARTZ, DIE TREPPE, 1967
LUTZ MOMMARTZ, DIE TREPPE, 1967
LUTZ MOMMARTZ, DIE TREPPE, 1967
LUTZ MOMMARTZ, DIE TREPPE, 1967
Die Treppe Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 1967 Mommartz Lutz 4285 4061 4055 4051 4059 11381LUTZ MOMMARTZ, DIE TREPPE, 1967
LUTZ MOMMARTZ, SELBSTSCHÜSSE, 1967
LUTZ MOMMARTZ, SELBSTSCHÜSSE, 1967
LUTZ MOMMARTZ, SELBSTSCHÜSSE, 1967
LUTZ MOMMARTZ, SELBSTSCHÜSSE, 1967
Selbstschüsse Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 1967Gegen Ende der 1960er Jahre entstand – auch angeregt durch das New American Cinema – in der Bundesrepublik Deutschland unter dem Namen „Das andere Kino“ eine unabhängige Experimentalfilm-Bewegung. Zu deren wichtigsten Vertretern zählen neben Lutz Mommartz unter anderen Werner Nekes, W+B Hein und Klaus Wyborny. Der experimentelle Film dieser Zeit erforschte auf avantgardistische Weise neue Ausdrucksmöglichkeiten. In seinem Kurzfilm Selbstschüsse (1967) beispielsweise wirft Mommartz die 16-mm-Kamera immer wieder in die Luft und fängt sie auf, rast über die Wiesen, filmt seine Bewegungen, sein Gesicht und seine Hände und demonstriert damit sein abenteuerliches Verhältnis zur Kamera. Die mediale Selbstreferenzialität wird zur eigentlichen Aktion, ebenso wie das Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers an Narration oder visuelle Konventionen filmischer Bildsprache.
Elke Kania
Mommartz Lutz 4285 4061 4055 4051 4059 11381LUTZ MOMMARTZ, SELBSTSCHÜSSE, 1967
TAKESHI MURATA, OM MAKING IT RAIN, 2015
TAKESHI MURATA, OM MAKING IT RAIN, 2015
TAKESHI MURATA, OM MAKING IT RAIN, 2015
TAKESHI MURATA, OM MAKING IT RAIN, 2015
OM Making it Rain Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den 3D-animierten Episoden der sechs Videos von Takeshi Murata treten u.a. ein alter aggressiver Mann in einem weißen Anzug, der es „regnen lässt“, ein stillschweigend zynischer Popeye und eine Hexenfigur auf. Letztere ist eine Art Hybride aus einem Bösewicht, der einem Kabuki-Theaterstück entsprungen sein scheint, und einer typischen Disney-Hexe, die misstrauisch die Ohren spitzt. Die kurzen und gestischen Episoden entspringen einer Kombination verschiedener Archetypen aus Fernsehen, Film und Märchen. Der Sound stammt von Robert Beatty.
Takeshi Murata
Murata’s 6 videos are 3D animated vignettes of an old man in a white suit aggressively “making it rain”, A silently cynical Popeye and a witch character–a hybrid of a Kabuki theatre villain and a generic Disney witch–gesturing its fingers as if scheming and cupping its ear listening suspiciously. Each are short and a gestural vignette of various combined TV, film and fairy tale archetypes. The sound is by Robert Beatty.
Takeshi Murata
Murata Takeshi 4289 4066 4051 4059 12509 11381TAKESHI MURATA, OM MAKING IT RAIN, 2015
TAKESHI MURATA, OM PASSENGER, 2015
TAKESHI MURATA, OM PASSENGER, 2015
TAKESHI MURATA, OM PASSENGER, 2015
TAKESHI MURATA, OM PASSENGER, 2015
OM Passenger Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den 3D-animierten Episoden der sechs Videos von Takeshi Murata treten u.a. ein alter aggressiver Mann in einem weißen Anzug, der es „regnen lässt“, ein stillschweigend zynischer Popeye und eine Hexenfigur auf. Letztere ist eine Art Hybride aus einem Bösewicht, der einem Kabuki-Theaterstück entsprungen sein scheint, und einer typischen Disney-Hexe, die misstrauisch die Ohren spitzt. Die kurzen und gestischen Episoden entspringen einer Kombination verschiedener Archetypen aus Fernsehen, Film und Märchen. Der Sound stammt von Robert Beatty.
Takeshi Murata
Murata’s 6 videos are 3D animated vignettes of an old man in a white suit aggressively “making it rain”, A silently cynical Popeye and a witch character–a hybrid of a Kabuki theatre villain and a generic Disney witch–gesturing its fingers as if scheming and cupping its ear listening suspiciously. Each are short and a gestural vignette of various combined TV, film and fairy tale archetypes. The sound is by Robert Beatty.
Takeshi Murata
Murata Takeshi 4289 4066 4051 4059 12509 11381TAKESHI MURATA, OM PASSENGER, 2015
TAKESHI MURATA, PLANT WHISPERER, 2015
TAKESHI MURATA, PLANT WHISPERER, 2015
TAKESHI MURATA, PLANT WHISPERER, 2015
TAKESHI MURATA, PLANT WHISPERER, 2015
Plant Whisperer Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den 3D-animierten Episoden der sechs Videos von Takeshi Murata treten u.a. ein alter aggressiver Mann in einem weißen Anzug, der es „regnen lässt“, ein stillschweigend zynischer Popeye und eine Hexenfigur auf. Letztere ist eine Art Hybride aus einem Bösewicht, der einem Kabuki-Theaterstück entsprungen sein scheint, und einer typischen Disney-Hexe, die misstrauisch die Ohren spitzt. Die kurzen und gestischen Episoden entspringen einer Kombination verschiedener Archetypen aus Fernsehen, Film und Märchen. Der Sound stammt von Robert Beatty.
Murata’s 6 videos are 3D animated vignettes of an old man in a white suit aggressively “making it rain”, A silently cynical Popeye and a witch character–a hybrid of a Kabuki theatre villain and a generic Disney witch–gesturing its fingers as if scheming and cupping its ear listening suspiciously. Each are short and a gestural vignette of various combined TV, film and fairy tale archetypes. The sound is by Robert Beatty.
Murata Takeshi 4289 4066 4051 4059 12509 11381TAKESHI MURATA, PLANT WHISPERER, 2015
TAKESHI MURATA, PUMPJACK POPEYE, 2015
TAKESHI MURATA, PUMPJACK POPEYE, 2015
TAKESHI MURATA, PUMPJACK POPEYE, 2015
TAKESHI MURATA, PUMPJACK POPEYE, 2015
Pumpjack Popeye Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den 3D-animierten Episoden der sechs Videos von Takeshi Murata treten u.a. ein alter aggressiver Mann in einem weißen Anzug, der es „regnen lässt“, ein stillschweigend zynischer Popeye und eine Hexenfigur auf. Letztere ist eine Art Hybride aus einem Bösewicht, der einem Kabuki-Theaterstück entsprungen sein scheint, und einer typischen Disney-Hexe, die misstrauisch die Ohren spitzt. Die kurzen und gestischen Episoden entspringen einer Kombination verschiedener Archetypen aus Fernsehen, Film und Märchen. Der Sound stammt von Robert Beatty.
Murata’s 6 videos are 3D animated vignettes of an old man in a white suit aggressively “making it rain”, A silently cynical Popeye and a witch character–a hybrid of a Kabuki theatre villain and a generic Disney witch–gesturing its fingers as if scheming and cupping its ear listening suspiciously. Each are short and a gestural vignette of various combined TV, film and fairy tale archetypes. The sound is by Robert Beatty.
Murata Takeshi 4289 4066 4051 4059 12509 11381TAKESHI MURATA, PUMPJACK POPEYE, 2015
TAKESHI MURATA, TENNIS, 2015
TAKESHI MURATA, TENNIS, 2015
TAKESHI MURATA, TENNIS, 2015
TAKESHI MURATA, TENNIS, 2015
Tennis Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den 3D-animierten Episoden der sechs Videos von Takeshi Murata treten u.a. ein alter aggressiver Mann in einem weißen Anzug, der es „regnen lässt“, ein stillschweigend zynischer Popeye und eine Hexenfigur auf. Letztere ist eine Art Hybride aus einem Bösewicht, der einem Kabuki-Theaterstück entsprungen sein scheint, und einer typischen Disney-Hexe, die misstrauisch die Ohren spitzt. Die kurzen und gestischen Episoden entspringen einer Kombination verschiedener Archetypen aus Fernsehen, Film und Märchen. Der Sound stammt von Robert Beatty.
Murata’s 6 videos are 3D animated vignettes of an old man in a white suit aggressively “making it rain”, A silently cynical Popeye and a witch character–a hybrid of a Kabuki theatre villain and a generic Disney witch–gesturing its fingers as if scheming and cupping its ear listening suspiciously. Each are short and a gestural vignette of various combined TV, film and fairy tale archetypes. The sound is by Robert Beatty.
Murata Takeshi 4289 4066 4051 4059 12509 11381TAKESHI MURATA, TENNIS, 2015
TAKESHI MURATA, WITCH RISES, 2015
TAKESHI MURATA, WITCH RISES, 2015
TAKESHI MURATA, WITCH RISES, 2015
TAKESHI MURATA, WITCH RISES, 2015
Witch Rises Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In den 3D-animierten Episoden der sechs Videos von Takeshi Murata treten u.a. ein alter aggressiver Mann in einem weißen Anzug, der es „regnen lässt“, ein stillschweigend zynischer Popeye und eine Hexenfigur auf. Letztere ist eine Art Hybride aus einem Bösewicht, der einem Kabuki-Theaterstück entsprungen sein scheint, und einer typischen Disney-Hexe, die misstrauisch die Ohren spitzt. Die kurzen und gestischen Episoden entspringen einer Kombination verschiedener Archetypen aus Fernsehen, Film und Märchen. Der Sound stammt von Robert Beatty.
Murata’s 6 videos are 3D animated vignettes of an old man in a white suit aggressively “making it rain”, A silently cynical Popeye and a witch character–a hybrid of a Kabuki theatre villain and a generic Disney witch–gesturing its fingers as if scheming and cupping its ear listening suspiciously. Each are short and a gestural vignette of various combined TV, film and fairy tale archetypes. The sound is by Robert Beatty.
Murata Takeshi 4289 4066 4051 4059 12509 11381TAKESHI MURATA, WITCH RISES, 2015
P. STAFF, PURE MEANS, 2021
P. STAFF, PURE MEANS, 2021
P. STAFF, PURE MEANS, 2021
P. STAFF, PURE MEANS, 2021
Pure Means Videostill. Courtesy of the artist and Commonwealth and Council. Video still. Courtesy of the artist and Commonwealth and Council. 2021 Staff P. 13647 12492 4051 4059P. STAFF, PURE MEANS, 2021
HANNAH PERRY, AAHHHHHH, 2015
HANNAH PERRY, AAHHHHHH, 2015
HANNAH PERRY, AAHHHHHH, 2015
HANNAH PERRY, AAHHHHHH, 2015
aahhhhhh Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die Reihe von Videos mit dem gemeinsamen Titel SPLIT SECOND (2015) ist eine Zusammenstellung von kurzen, miteinander verbundenen Episoden. Jedes der Videos, für die Perry ihr eigenes und gefundenes Bildmaterial zusammenschneidet, sind kurze Momentaufnahmen. In SPLIT SECOND richtet Perry das Augenmerk auf winzige und subtile Momente des Übergangs, der Wiederholung, Rhythmen und Zyklen, die den analogen Prozessen gleichen, die in der Musikproduktion zum Einsatz kommen, wie Sampling und Loops.
Hannah Perry
The series of videos collectively titled SPLIT SECOND (2015) is a compilation of short interconnected episodes. Montaging her own footage with found footage, each video portrays brief moments in time. Within SPLIT SECOND, Perry focuses on minute and subtle transitional moments, repetition, rhythms and cycles, which are analogous to techniques used within music production, such as sampling and loops.
Hannah Perry
Perry Hannah 4299 4066 4051 4059 12509 11381HANNAH PERRY, AAHHHHHH, 2015
HANNAH PERRY, KEEP THE PEACE, 2015
HANNAH PERRY, KEEP THE PEACE, 2015
HANNAH PERRY, KEEP THE PEACE, 2015
HANNAH PERRY, KEEP THE PEACE, 2015
keep the peace Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hannah Perrys sechs Klangarbeiten sind eine Wiederholung von Themen, die in ihren jüngsten Video-, Skulptur- und Installationsarbeiten vermittelt werden. In diesen Arbeiten sind die medialen Produktionsprozesse sowohl Ausdruck einer bewussten Bearbeitung und Interpretation von Alltagserfahrungen als auch eine Reflexion über die materiellen Qualitäten der Aufnahme. Sie experimentiert mit einer Reihe von Stilen, wobei sie die Stimmung eines im Raum gesprochenen Textes einfängt und sich auf die Veränderung des Tons in einem Gespräch, bei überhörten Geräuschen durch eine Wand, Rauschen, Verzerrer, Nachhall und Qualitätsverlust konzentriert.
Hannah Perry
Perry’s 6 sound works are iterative of themes conveyed in her recent video, sculpture and installation works. In these tracks, media production processes are both representative of conscious editing and interpretation of everyday experience, as well as a reflection on the material qualities of recording. She manoeuvres through a range of styles, isolating the mood of text spoken within a space, focusing on the shifting in tone in a conversation, overheard sounds though a wall, static, fuzz, reverberation and deterioration.
Hannah Perry
Perry Hannah 4299 4066 4046 4059 12509 11381HANNAH PERRY, KEEP THE PEACE, 2015
HANNAH PERRY, LET GO BEAT, 2015
HANNAH PERRY, LET GO BEAT, 2015
HANNAH PERRY, LET GO BEAT, 2015
HANNAH PERRY, LET GO BEAT, 2015
let go beat Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hannah Perrys sechs Klangarbeiten sind eine Wiederholung von Themen, die in ihren jüngsten Video-, Skulptur- und Installationsarbeiten vermittelt werden. In diesen Arbeiten sind die medialen Produktionsprozesse sowohl Ausdruck einer bewussten Bearbeitung und Interpretation von Alltagserfahrungen als auch eine Reflexion über die materiellen Qualitäten der Aufnahme. Sie experimentiert mit einer Reihe von Stilen, wobei sie die Stimmung eines im Raum gesprochenen Textes einfängt und sich auf die Veränderung des Tons in einem Gespräch, bei überhörten Geräuschen durch eine Wand, Rauschen, Verzerrer, Nachhall und Qualitätsverlust konzentriert.
Perry’s 6 sound works are iterative of themes conveyed in her recent video, sculpture and installation works. In these tracks, media production processes are both representative of conscious editing and interpretation of everyday experience, as well as a reflection on the material qualities of recording. She manoeuvres through a range of styles, isolating the mood of text spoken within a space, focusing on the shifting in tone in a conversation, overheard sounds though a wall, static, fuzz, reverberation and deterioration.
Perry Hannah 4299 4066 4046 4059 12509 11381HANNAH PERRY, LET GO BEAT, 2015
HANNAH PERRY, PRINCESS & PRINCESSES, 2015
HANNAH PERRY, PRINCESS & PRINCESSES, 2015
HANNAH PERRY, PRINCESS & PRINCESSES, 2015
HANNAH PERRY, PRINCESS & PRINCESSES, 2015
Princess & princesses Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hannah Perrys sechs Klangarbeiten sind eine Wiederholung von Themen, die in ihren jüngsten Video-, Skulptur- und Installationsarbeiten vermittelt werden. In diesen Arbeiten sind die medialen Produktionsprozesse sowohl Ausdruck einer bewussten Bearbeitung und Interpretation von Alltagserfahrungen als auch eine Reflexion über die materiellen Qualitäten der Aufnahme. Sie experimentiert mit einer Reihe von Stilen, wobei sie die Stimmung eines im Raum gesprochenen Textes einfängt und sich auf die Veränderung des Tons in einem Gespräch, bei überhörten Geräuschen durch eine Wand, Rauschen, Verzerrer, Nachhall und Qualitätsverlust konzentriert.
Perry’s 6 sound works are iterative of themes conveyed in her recent video, sculpture and installation works. In these tracks, media production processes are both representative of conscious editing and interpretation of everyday experience, as well as a reflection on the material qualities of recording. She manoeuvres through a range of styles, isolating the mood of text spoken within a space, focusing on the shifting in tone in a conversation, overheard sounds though a wall, static, fuzz, reverberation and deterioration.
Perry Hannah 4299 4066 4046 4059 12509 11381HANNAH PERRY, PRINCESS & PRINCESSES, 2015
HANNAH PERRY, SICK OFF SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, SICK OFF SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, SICK OFF SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, SICK OFF SMOKE, 2015
sick off smoke Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hannah Perrys sechs Klangarbeiten sind eine Wiederholung von Themen, die in ihren jüngsten Video-, Skulptur- und Installationsarbeiten vermittelt werden. In diesen Arbeiten sind die medialen Produktionsprozesse sowohl Ausdruck einer bewussten Bearbeitung und Interpretation von Alltagserfahrungen als auch eine Reflexion über die materiellen Qualitäten der Aufnahme. Sie experimentiert mit einer Reihe von Stilen, wobei sie die Stimmung eines im Raum gesprochenen Textes einfängt und sich auf die Veränderung des Tons in einem Gespräch, bei überhörten Geräuschen durch eine Wand, Rauschen, Verzerrer, Nachhall und Qualitätsverlust konzentriert.
Perry’s 6 sound works are iterative of themes conveyed in her recent video, sculpture and installation works. In these tracks, media production processes are both representative of conscious editing and interpretation of everyday experience, as well as a reflection on the material qualities of recording. She manoeuvres through a range of styles, isolating the mood of text spoken within a space, focusing on the shifting in tone in a conversation, overheard sounds though a wall, static, fuzz, reverberation and deterioration.
Perry Hannah 4299 4066 4046 4059 12509 11381HANNAH PERRY, SICK OFF SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, SMOKE, 2015
smoke Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hannah Perrys sechs Klangarbeiten sind eine Wiederholung von Themen, die in ihren jüngsten Video-, Skulptur- und Installationsarbeiten vermittelt werden. In diesen Arbeiten sind die medialen Produktionsprozesse sowohl Ausdruck einer bewussten Bearbeitung und Interpretation von Alltagserfahrungen als auch eine Reflexion über die materiellen Qualitäten der Aufnahme. Sie experimentiert mit einer Reihe von Stilen, wobei sie die Stimmung eines im Raum gesprochenen Textes einfängt und sich auf die Veränderung des Tons in einem Gespräch, bei überhörten Geräuschen durch eine Wand, Rauschen, Verzerrer, Nachhall und Qualitätsverlust konzentriert.
Perry’s 6 sound works are iterative of themes conveyed in her recent video, sculpture and installation works. In these tracks, media production processes are both representative of conscious editing and interpretation of everyday experience, as well as a reflection on the material qualities of recording. She manoeuvres through a range of styles, isolating the mood of text spoken within a space, focusing on the shifting in tone in a conversation, overheard sounds though a wall, static, fuzz, reverberation and deterioration.
Perry Hannah 4299 4066 4046 4059 12509 11381HANNAH PERRY, SMOKE, 2015
HANNAH PERRY, THE WORSE YOU FEEL THE BETTER I LOOK, 2015
HANNAH PERRY, THE WORSE YOU FEEL THE BETTER I LOOK, 2015
HANNAH PERRY, THE WORSE YOU FEEL THE BETTER I LOOK, 2015
HANNAH PERRY, THE WORSE YOU FEEL THE BETTER I LOOK, 2015
The worse you feel the better I look Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die Reihe von Videos mit dem gemeinsamen Titel SPLIT SECOND (2015) ist eine Zusammenstellung von kurzen, miteinander verbundenen Episoden. Jedes der Videos, für die Perry ihr eigenes und gefundenes Bildmaterial zusammenschneidet, sind kurze Momentaufnahmen. In SPLIT SECOND richtet Perry das Augenmerk auf winzige und subtile Momente des Übergangs, der Wiederholung, Rhythmen und Zyklen, die den analogen Prozessen gleichen, die in der Musikproduktion zum Einsatz kommen, wie Sampling und Loops.
The series of videos collectively titled SPLIT SECOND (2015) is a compilation of short interconnected episodes. Montaging her own footage with found footage, each video portrays brief moments in time. Within SPLIT SECOND, Perry focuses on minute and subtle transitional moments, repetition, rhythms and cycles, which are analogous to techniques used within music production, such as sampling and loops.
Perry Hannah 4299 4066 4051 4059 12509 11381HANNAH PERRY, THE WORSE YOU FEEL THE BETTER I LOOK, 2015
HANNAH PERRY, TO SAY YOU FEEL SOMETHING, 2015
HANNAH PERRY, TO SAY YOU FEEL SOMETHING, 2015
HANNAH PERRY, TO SAY YOU FEEL SOMETHING, 2015
HANNAH PERRY, TO SAY YOU FEEL SOMETHING, 2015
To say you feel something Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die Reihe von Videos mit dem gemeinsamen Titel SPLIT SECOND (2015) ist eine Zusammenstellung von kurzen, miteinander verbundenen Episoden. Jedes der Videos, für die Perry ihr eigenes und gefundenes Bildmaterial zusammenschneidet, sind kurze Momentaufnahmen. In SPLIT SECOND richtet Perry das Augenmerk auf winzige und subtile Momente des Übergangs, der Wiederholung, Rhythmen und Zyklen, die den analogen Prozessen gleichen, die in der Musikproduktion zum Einsatz kommen, wie Sampling und Loops.
The series of videos collectively titled SPLIT SECOND (2015) is a compilation of short interconnected episodes. Montaging her own footage with found footage, each video portrays brief moments in time. Within SPLIT SECOND, Perry focuses on minute and subtle transitional moments, repetition, rhythms and cycles, which are analogous to techniques used within music production, such as sampling and loops.
Perry Hannah 4299 4066 4051 4059 12509 11381HANNAH PERRY, TO SAY YOU FEEL SOMETHING, 2015
HANNAH PERRY, TOO LOUD AND TOO WAVY, 2015
HANNAH PERRY, TOO LOUD AND TOO WAVY, 2015
HANNAH PERRY, TOO LOUD AND TOO WAVY, 2015
HANNAH PERRY, TOO LOUD AND TOO WAVY, 2015
too loud and too wavy Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Hannah Perrys sechs Klangarbeiten sind eine Wiederholung von Themen, die in ihren jüngsten Video-, Skulptur- und Installationsarbeiten vermittelt werden. In diesen Arbeiten sind die medialen Produktionsprozesse sowohl Ausdruck einer bewussten Bearbeitung und Interpretation von Alltagserfahrungen als auch eine Reflexion über die materiellen Qualitäten der Aufnahme. Sie experimentiert mit einer Reihe von Stilen, wobei sie die Stimmung eines im Raum gesprochenen Textes einfängt und sich auf die Veränderung des Tons in einem Gespräch, bei überhörten Geräuschen durch eine Wand, Rauschen, Verzerrer, Nachhall und Qualitätsverlust konzentriert.
Perry’s 6 sound works are iterative of themes conveyed in her recent video, sculpture and installation works. In these tracks, media production processes are both representative of conscious editing and interpretation of everyday experience, as well as a reflection on the material qualities of recording. She manoeuvres through a range of styles, isolating the mood of text spoken within a space, focusing on the shifting in tone in a conversation, overheard sounds though a wall, static, fuzz, reverberation and deterioration.
Perry Hannah 4299 4066 4046 4059 12509 11381HANNAH PERRY, TOO LOUD AND TOO WAVY, 2015
HANNAH PERRY, USELESS, 2015
HANNAH PERRY, USELESS, 2015
HANNAH PERRY, USELESS, 2015
HANNAH PERRY, USELESS, 2015
Useless Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die Reihe von Videos mit dem gemeinsamen Titel SPLIT SECOND (2015) ist eine Zusammenstellung von kurzen, miteinander verbundenen Episoden. Jedes der Videos, für die Perry ihr eigenes und gefundenes Bildmaterial zusammenschneidet, sind kurze Momentaufnahmen. In SPLIT SECOND richtet Perry das Augenmerk auf winzige und subtile Momente des Übergangs, der Wiederholung, Rhythmen und Zyklen, die den analogen Prozessen gleichen, die in der Musikproduktion zum Einsatz kommen, wie Sampling und Loops.
The series of videos collectively titled SPLIT SECOND (2015) is a compilation of short interconnected episodes. Montaging her own footage with found footage, each video portrays brief moments in time. Within SPLIT SECOND, Perry focuses on minute and subtle transitional moments, repetition, rhythms and cycles, which are analogous to techniques used within music production, such as sampling and loops.
Perry Hannah 4299 4066 4051 4059 12509 11381HANNAH PERRY, USELESS, 2015
HANNAH PERRY, WAITING HERE, 2015
HANNAH PERRY, WAITING HERE, 2015
HANNAH PERRY, WAITING HERE, 2015
HANNAH PERRY, WAITING HERE, 2015
Waiting here Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die Reihe von Videos mit dem gemeinsamen Titel SPLIT SECOND (2015) ist eine Zusammenstellung von kurzen, miteinander verbundenen Episoden. Jedes der Videos, für die Perry ihr eigenes und gefundenes Bildmaterial zusammenschneidet, sind kurze Momentaufnahmen. In SPLIT SECOND richtet Perry das Augenmerk auf winzige und subtile Momente des Übergangs, der Wiederholung, Rhythmen und Zyklen, die den analogen Prozessen gleichen, die in der Musikproduktion zum Einsatz kommen, wie Sampling und Loops.
The series of videos collectively titled SPLIT SECOND (2015) is a compilation of short interconnected episodes. Montaging her own footage with found footage, each video portrays brief moments in time. Within SPLIT SECOND, Perry focuses on minute and subtle transitional moments, repetition, rhythms and cycles, which are analogous to techniques used within music production, such as sampling and loops.
Perry Hannah 4299 4066 4051 4059 12509 11381HANNAH PERRY, WAITING HERE, 2015
HANNAH PERRY, WHAT ARE YOU THINKING ABOUT, 2015
HANNAH PERRY, WHAT ARE YOU THINKING ABOUT, 2015
HANNAH PERRY, WHAT ARE YOU THINKING ABOUT, 2015
HANNAH PERRY, WHAT ARE YOU THINKING ABOUT, 2015
What are you thinking about Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die Reihe von Videos mit dem gemeinsamen Titel SPLIT SECOND (2015) ist eine Zusammenstellung von kurzen, miteinander verbundenen Episoden. Jedes der Videos, für die Perry ihr eigenes und gefundenes Bildmaterial zusammenschneidet, sind kurze Momentaufnahmen. In SPLIT SECOND richtet Perry das Augenmerk auf winzige und subtile Momente des Übergangs, der Wiederholung, Rhythmen und Zyklen, die den analogen Prozessen gleichen, die in der Musikproduktion zum Einsatz kommen, wie Sampling und Loops.
Hannah Perry
The series of videos collectively titled SPLIT SECOND (2015) is a compilation of short interconnected episodes. Montaging her own footage with found footage, each video portrays brief moments in time. Within SPLIT SECOND, Perry focuses on minute and subtle transitional moments, repetition, rhythms and cycles, which are analogous to techniques used within music production, such as sampling and loops.
Hannah Perry
Perry Hannah 4299 4066 4051 4059 12509 11381HANNAH PERRY, WHAT ARE YOU THINKING ABOUT, 2015
ELIZABETH PRICE, SUNLIGHT, 2013
ELIZABETH PRICE, SUNLIGHT, 2013
ELIZABETH PRICE, SUNLIGHT, 2013
ELIZABETH PRICE, SUNLIGHT, 2013
Sunlight Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2013Im narrativen Kontext der Zweikanal-Videoinstallation ‘illuminiert’ das Sonnenlicht das Geschehen von oben, während sich der minimalistische Handlungsort horizontal über beide Bildschirme ausbreitet.
Nur wenige Requisiten statten dieses Schauspiel aus. Analog zu den Glasplattenaufnahmen der Sonne erscheinen sie manchmal als Negativ, manchmal als Positiv; dazu erklingt zeitweilig ein musikalischer Soundtrack, sowohl vorwärts als auch rückwärts abgespielt. Auch die Farben der Arbeit sind begrenzt: auf Gelb oder dessen Komplementärfarbe Blau.
Jede Requisite tritt mit einem kommerziellen Logo, Markennamen oder Bild in Verbindung und stellt jeweils einen flüchtigen Bezug zu den Glasplatten her. Jene dienen wiederum dazu, um im narrativen Verlauf die Künstlichkeit, Unbeständigkeit und Erbarmungslosigkeit der Sonne erzählerisch einzuführen und zu entwickeln. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang eine Reihe von Fotos von Strumpfwarenverpackungen: Sie zeigen junge Frauen in überaus expressiven und stilisierten Posen, die ihre Augen jeweils mit der Hand abschirmen, offensichtlich vor der Kamera und/oder dem Licht. Diese Frauen sind die Protagonisten der filmischen Erzählung, ihre Lichtscheuheit ist offenbar eine Reaktion auf den unerbittlich grellen Sonnenschein.
In der Schlusssequenz des Videos werden diese Fotos auf die exakt gleiche Weise animiert wie die Sonnenbilder, sodass ein ruckartiger, immer wieder ins Stocken geratender tänzerischer Rhythmus entsteht. Die Musik, zu der sie tanzen, ist das gleiche Lied, das wir seit Beginn der Arbeit gehört haben, nun aber gesampelt, in die Länge gezogen und rückwärts abgespielt: Am Ende sehen wir die Sängerin in seltsamer Übereinstimmung mit den Strumpfhosenmodels tanzen.
Monika Kerkmann
Sunlight (2013) features an archive of glass-plate photographs of the sun, made on a daily basis from the late 19th until the mid 20th century. These have been digitally captured by the artist and edited together in chronological order, to create a rapid animation. During the eight minutes of the video’s duration over fifty years of sunlight is streamed.
Within the narrative of the two-screen video, this stream of sunlight ‘illuminates’ a drama from above, while the horizontal expanse below it, stretching across both screens, provides the sparse location.
Only a very few props furnish this drama. Like the glass plates of the sun, they appear sometimes in positive, sometimes in negative, whilst a musical soundtrack intermittently plays, both forwards and backwards. The colours of the work are also limited: to yellow or its chromatic opposite, blue.
Every prop features a commercial logo, brand-name or image, each with a different tangential relationship to the glass plates. This is then used to establish and elaborate upon the artificiality, volatility and violence of the sun, within the unfolding drama. The most significant of these is a series of photographs, taken from hosiery packaging, which feature young women in highly expressive, stylised poses, all shielding their eyes; apparently, from the camera and/or the lights. These women are claimed as the protagonists of the drama, and their photophobic attitudes suggested as gestures of response to the sun’s own relentless glare.
In the final moments of the video, these photographs are animated in exactly the same way as the sun images, to create a jagged, faltering dance. The music they dance to, is the same song we have heard throughout the work, now sampled, stretched, reversed: and finally we see the singer, who dances too, in strange concert with the hosiery models.
Monika Kerkmann
Price Elizabeth 4302 4066 4051 4049 4059 11381ELIZABETH PRICE, SUNLIGHT, 2013
ELIZABETH PRICE, THE WOOLWORTHS CHOIR OF 1979, 2012
ELIZABETH PRICE, THE WOOLWORTHS CHOIR OF 1979, 2012
ELIZABETH PRICE, THE WOOLWORTHS CHOIR OF 1979, 2012
ELIZABETH PRICE, THE WOOLWORTHS CHOIR OF 1979, 2012
The Woolworths Choir of 1979 Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2012The Woolworths Choir of 1979 (2012), eine Arbeit, für die Price im selben Jahr den Turner Prize erhielt, ist in drei sich überschneidenden filmischen Episoden angelegt.
Im ersten Teil werden Archivfotografien von gotischen Kirchen, 3-D-Animationen und Bildunterschriften aus kunsthistorischen Dokumenten gezeigt, um den sogenannten Chor einer Kirche filmisch zu skizzieren: ein abgetrennter Bereich mit einem mit Schnitzereien versehenen Gestühl.
Es folgt ein musikalisches Interludium, für das vielfältige Archivmaterialien zum Einsatz kommen. Über das Internet gestreamtes Videomaterial in niedriger Auflösung und Filmaufzeichnungen von Musikaufführungen sind so zusammengeschnitten, dass eine einzelne fließende Choreografie aus verschiedenartigen Tänzen und Gesten entsteht. Auf diese Weise formt sich eine Gruppe von Sängern – ein menschlicher Chor –, um den bereits eingeführten architektonischen Chorraum symbolisch zu besetzen.
Der architektonische Chor und der musikalische Chor sind miteinander verwandt; beide entspringen dem Chorus des klassischen griechischen Theaters, dem Kreis aus Sängern und Tänzern, die ein Ereignis aufführen. Diese Bedeutungen bilden die Grundstruktur der gesamten Arbeit: In der Abfolge der drei Episoden wird ein Auditorium konstruiert, ein Chorus zusammengestellt und schließlich eine Tragödie erzählt.
Der dritte Teil zeigt die Ereignisse rund um ein verhängnisvolles Feuer in einem Kaufhaus in Manchester, wobei Dokumente Verwendung finden, die im Zusammenhang mit dem Brand entstanden sind. Dazu gehören Nachrichtenfilmmaterial, Augenzeugenberichte, Aussagen aus Gerichtsprozessen sowie gefilmte Rekonstruktionen des Geschehens.
Ein einzelnes Bild verbindet alle drei Teile: Die Geste einer Hand, das Handgelenk abgewinkelt, ist im kunstvoll geschnitzten gotischen Chor ebenso zu entdecken wie beim sinnlichen Tanz der musikalischen Darsteller sowie in den Gesten der traumatisierten Zeugen und derjenigen, die dem Woolworth-Feuer entkommen sind. Dieses verdrehte Handgelenk spielt überdies auf den künstlerischen Gestus der ganzen Arbeit an, eine Adaption und Kombination der disparaten historischen Materialien zu einer dissonanten Komposition mittels digitaler Filmtechnik.
Marlen Lienkamp
The Woolworths Choir of 1979 (2012), for which Price won the Turner Prize of the same year, is structured as three overlapping episodes.
The first part features archival photographs of Gothic churches, 3D-animations and captions from art-historical documents, used to outline a particular area within the church known as the choir: a partial enclosure furnished with carved pews.
A musical interlude follows, in which very different archival materials are employed. Low-resolution, internet-streamed video and film recordings of musical performances are edited together, to create a single flowing choreography from disparate dances and gestures. In this way, a group of singers – a human choir – is constituted, to figuratively occupy the architectural choir already established.
The architectural choir and the musical choir are related forms, both derive from the chorus of classical Greek theatre: a circle of singers and dancers who narrate the action. These meanings underpin the structure of the whole work: in the sequence of the three episodes, an auditorium is constructed, a chorus assembled, and finally, a tragedy is narrated. The third part proceeds to unfold the events of a fatal fire in a Manchester department store, using all the documents that were produced in its aftermath. These include news footage, witness statements, inquest testimony, and filmed reconstructions.
A single image is used to connect the parts, that of a hand gesture: a twisting wrist found in the funerary art of the gothic choir, in the sensuous dances of the musical performers, and in the traumatised gestures of the witnesses and escapees of the Woolworths fire. This twisting wrist also alludes to the artistic gesture of the whole work, a flexing and binding of the disparate historical materials themselves, into a dissonant composition, through digital moving image technologies.
Marlen Lienkamp
Price Elizabeth 4302 4066 4051 4059 11381ELIZABETH PRICE, THE WOOLWORTHS CHOIR OF 1979, 2012
ELIZABETH PRICE, AT THE HOUSE OF MR. X, 2007
ELIZABETH PRICE, AT THE HOUSE OF MR. X, 2007
ELIZABETH PRICE, AT THE HOUSE OF MR. X, 2007
ELIZABETH PRICE, AT THE HOUSE OF MR. X, 2007
At the House of Mr. X Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2007AT THE HOUSE OF MR X (2007) zeigt ein modernistisches, in den späten 1960er-Jahren erbautes Haus in einem wohlhabenden Vorort von London. Es wurde im Auftrag des Kosmetikherstellers und Kunstsammlers Stanley Picker als Wohnhaus errichtet – jedoch nur kurze Zeit bewohnt.
Das Video zeigt einen langsamen Rundgang durch das Gebäude. Wir sehen den Eingang und den Empfangsbereich, das Esszimmer und den Salon und zu gegebener Zeit auch das Schlafzimmer. Die Kunstwerke, die im ganzen Haus ausgestellt sind, liefern uns die einzigen bildlichen Hinweise auf menschliche Figuren. Die Kamera verweilt in Naheinstellung auf den verschiedenen Oberflächenmaterialien der Einrichtung. Diese Erkundung wird begleitet von eingeblendeten Textzeilen eines stillen Erzählers. Die Informationen stammen aus unterschiedlichen im Haus befindlichen Archiven, zu denen architektonische Erläuterungen, kuratorische Bestandsaufnahmen der Kunstwerke und Designobjekte sowie eine Sammlung von Geschäftspapieren mit Werbeanzeigen für die bekannten Kosmetikmarken „Mary Quant“, „Miners“ und „Outdoor Girl“ gehören.
Während wir uns durch das Haus bewegen, durchwandern wir auch diese verschiedenen archivarischen Materialien, deren deskriptive Mittel zur Beschreibung der vielfältigen, sichtbar gemachten Oberflächen eingesetzt werden. Die flüssige, geschmeidige und pudrige Materialität des Make-ups in der Werbeanzeige verweist auf die Möglichkeit sozialer und sexueller Wandlungsfähigkeit. Diese Ideen werden wiederum mit den schimmernden Oberflächen des Hauses selbst assoziiert.
Während die Videoarbeit keinerlei menschliche Handlung zeigt, treibt ein Soundtrack aus Fingerschnipsen, Stampfen und einem weiblichen Chor das filmische Geschehen voran und lässt den Eindruck entstehen, als ob eine körperlose psychische Kraft das Haus bewohne und uns hindurchführe.
Anna-Alexandra Pfau
AT THE HOUSE OF MR X (2007), features a modernist house built in the late 60’s in an affluent suburb of London. It was commissioned as a residence by cosmetics manufacturer and art collector Stanley Picker – but only briefly inhabited.
The video provides a slow tour of the building. We are shown the entrance and the reception areas, the dining area, the lounge, and in due course the bedrooms. Artworks are on display throughout the house, and in these, we find the only images of the human figure. The camera lingers in close-up on the varied material surfaces of the furnishings, and the narration – a silent, motion-graphic – identifies them. This information stems from various archives located at the house, which include the architectural specification, a curatorial inventory of the art and design works, and a collection of business papers featuring advertising copy for popular make-up brands, ‘Mary Quant’, ‘Miners’ and ‘Outdoor Girl’.
As we proceed through the house, we also migrate through these archival materials, and their different descriptive languages are employed to account for the varied surfaces we see. In the advertising copy, the liquid, slippery, powdery materiality of make-up is related to the possibility of social and sexual mutability. So, in turn, these ideas are connected to shimmering surfaces of the house itself.
Whilst there is no visible human action throughout the work, a soundtrack of handclaps, finger clicks, stamping and choral music in female voice drives the edit, and gives some sense of a disembodied psychological force, occupying the house, guiding us through it.
Anna-Alexandra Pfau
Price Elizabeth 4302 4065 4051 4059 11381ELIZABETH PRICE, AT THE HOUSE OF MR. X, 2007
JON RAFMAN, BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN), 2015
JON RAFMAN, BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN), 2015
JON RAFMAN, BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN), 2015
JON RAFMAN, BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN), 2015
Betamale Trilogy (Glass Cabin) Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2015Das Eintauchen in die Werke von Jon Rafman ähnelt unserer medialen Kultur. Diese Zonen, unheimlich, befremdlich und irritierend, sind Biotope, die in den unerforschten Winkeln des Internets blühen. Das Web 2.0, das längst zu einem Bollwerk von privaten Obsessionen und sonderlichen Manien geworden ist, bildet die hauptsächliche Inspirationsquelle von Rafman. Bevor er sie in überladenen Clips zusammenwebt, entnimmt er seine Motive aus den Untiefen des Dark Web, also aus jenen Teilen des Netzes, die von herkömmlichen Suchmaschinen nicht erfasst werden. Dort tobt das – aus bürgerlicher Sicht betrachtet – Abnormale, Krankhafte und Perverse; und es tobt nicht nur, sondern es kommuniziert und organisiert sich. Rafman extrahiert dreckige Perlen aus diesen Unterschichten und bringt sie ans Tageslicht. Indem er sie in begehbare Installationen einbettet, verleiht er seinen digitalen Collagen zudem einen festen Körper.
Auch in der BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN) (2015) ist das Eintauchen wortwörtlich gemeint. Die Arbeit wird in einem gläsernen Container präsentiert, in dem der/die Betrachter*innen Platz nimmt. Wie oft bei Rafman entsteht somit eine immersive Situation, die, trotz der Durchsichtigkeit der Scheiben, eine klaustrophobische Atmosphäre schafft und die Rezeption intensiviert. Die drei Videos bestehen aus verschiedenen Sequenzen und legen so motivische Schwerpunkte.
In Teil eins der Trilogie STILL LIFE (BETAMALE) (2013) – im Nerd-Jargon ist der Beta Male übrigens die Antithese des Alphamännchens, ein scheuer, vorsichtiger und unauffälliger Mann – wechseln sich verwahrloste Zimmer von extremen Internetnutzern mit Anime-Figuren und Furries (Menschen in Plüschtierkostümen) ab, wobei Letztere zwei charakteristische Emanationen der Netzkultur sind. Formen und Bilder vermengen sich in einem chaotischen Crescendo, bis die krude Fetisch-Pornografie und die Gewaltexzesse einen Höhepunkt erreichen. In MAINSQUEEZE (2014), dem zweiten Teil der Trilogie, reihen sich typische Internet-Memes aneinander – ausgewählte Funny Drunk Pictures, Hentai, virale Videos und kurze Clips in 4Chan-Manier. Eine Hauptsequenz bildet dabei das grausame Zerdrücken einer lebendigen Riesengarnele – das Internet bietet massenhaft solcher enthemmten und pubertären Amateurfilme als Materialgrundlage. ERYSICHTHON (2015) – der Name stammt von einem König der griechischen Mythologie, der, von einer unersättlichen Fressgier geplagt, sich selbst aufaß – ist der komplexeste Film der Trilogie und bildet eine abschließende Synthese. Er geht einerseits auf das Phänomen der Rekursivität im Internet ein, ein sich selbst generierendes System, das, wie die alchemistische Schlange, in sich geschlossen ist und sich selbst frisst. Anderseits kommentiert eine mal männliche, mal weibliche Off-Stimme den Einfluss des World Wide Web auf unsere psychische Struktur und den Sog der Leere, der angesichts dieser Informationsflut entstehen mag. Mit BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN) öffnet Rafman die Büchse der digitalen Pandora und konfrontiert uns mit der dunklen Seite unserer technologischen Kultur.
Dr. Emmanuel Mir
Delving into the works of Jon Rafman is not dissimilar to an unbroken fall into the obscure zones of our media culture. These zones, sinister, alienating and confusing, are biotopes that flourish in the unexplored corners of the Internet. Web 2.0, which has long since become a bastion of private obsessions and particular manias, forms the primary source of inspiration for Rafman. He finds his subjects in the depths of the Dark Web, i.e. from those parts of the network that are not covered by conventional search engines, before interweaving these into clips laid on top of one other. In these depths lurks – seen from a civilized perspective – the abnormal, the pathological and the perverse; and not only does it lurk, but indeed it communicates and becomes organised too. Rafman extracts grubby pearls from these sublayers and brings them to light. By embedding these in walk-in installations, he also gives his digital collages a firm physicality.
In the BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN) (2015) “immersion” in the work is meant quite literally. The work is presented in a glazed container in which the observer takes a seat. As frequently in Rafman’s case, an immersive situation develops which, despite the transparency of the panes, creates a claustrophobic atmosphere and intensifies the reception. The three videos consist of various sequences and thus create motivic areas of focus.
In part one of the trilogy STILL LIFE (BETAMALE) (2013) – in “nerd” jargon the Beta Male is the antithesis of the alpha male, a shy, cautious and inconspicuous man – the scene alternates between different squalid rooms belonging to extreme Internet users and anime figures and “furries” (people in furry animal costumes), whereby the latter are two characteristic emanations of the Internet culture. Forms and images intermingle in a chaotic crescendo, until the crude fetish pornography and the excess of violence reach a climax. In MAINSQUEEZE (2014), the second part of the trilogy, typical Internet memes follow one after the other – selected funny drunk pictures, hentai, viral videos and short clips in the style of 4chan. Here a primary sequence is formed by the gruesome crushing of a live giant prawn – the Internet offers a wealth of such disinhibited and puerile amateur films as a material basis. ERYSICHTHON (2015) – the name comes from a king in Greek mythology who, plagued by an insatiable gluttony, ends up eating himself – is the most complex film in the trilogy and forms a concluding synthesis. On the one hand, it examines the phenomenon of recursiveness in the Internet, a self-generating system which, like the alchemistic snake, is closed within itself and thus devours itself. On the other hand, a sometimes male, sometimes female off-screen voice comments on the influence of the World Wide Web on our psychic structure and the undertow of emptiness that may ensue in light of this flood of information. With BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN) Rafman opens up the digital Pandora’s Box, confronting us with the dark side of our technological culture.
Dr. Emmanuel Mir
JON RAFMAN, BETAMALE TRILOGY (GLASS CABIN), 2015
JON RAFMAN, ERYSICHTHON, 2015
JON RAFMAN, ERYSICHTHON, 2015
JON RAFMAN, ERYSICHTHON, 2015
JON RAFMAN, ERYSICHTHON, 2015
Erysichthon Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2015Erysichthon (2015) – der Name stammt von einem König der griechischen Mythologie, der, von einer unersättlichen Fressgier geplagt, sich selbst aufaß – ist der komplexeste Film der Trilogie und bildet eine abschließende Synthese. Er geht einerseits auf das Phänomen der Rekursivität im Internet ein, ein sich selbst generierendes System, das, wie die alchemistische Schlange, in sich geschlossen ist und sich selbst frisst. Anderseits kommentiert eine mal männliche, mal weibliche Off-Stimme den Einfluss des World Wide Web auf unsere psychische Struktur und den Sog der Leere, der angesichts dieser Informationsflut entstehen mag.
Dr. Emmanuel Mir
Erysichthon (2015) – the name comes from a king in Greek mythology who, plagued by an insatiable gluttony, ends up eating himself – is the most complex film in the trilogy and forms a concluding synthesis. On the one hand, it examines the phenomenon of recursiveness in the Internet, a self-generating system which, like the alchemistic snake, is closed within itself and thus devours itself. On the other hand, a sometimes male, sometimes female off-screen voice comments on the influence of the World Wide Web on our psychic structure and the undertow of emptiness that may ensue in light of this flood of information.
Dr. Emmanuel Mir
Rafman Jon 4308 4066 4051 4059 11381JON RAFMAN, ERYSICHTHON, 2015
JON RAFMAN, OH THE HUMANITY, 2015
JON RAFMAN, OH THE HUMANITY, 2015
JON RAFMAN, OH THE HUMANITY, 2015
JON RAFMAN, OH THE HUMANITY, 2015
Oh the humanity Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Oh the Humanity (2015) ist ein Video von Jon Rafman, das eine animierte Welle aus Menschen zeigt, deren Schwimmreifen sich dicht an dicht in einem völlig überfüllten Ozean berühren. Der Soundtrack beinhaltet entspannungsfördernde Geräusche.
Oh the Humanity (2015) is a video by Jon Rafman depicting an animated wave of people, packed inner tube to inner tube, in an overpopulated ocean. The soundtrack features relaxation-inducing sounds.
Rafman Jon 4308 4066 4051 4059 12509 11381JON RAFMAN, OH THE HUMANITY, 2015
JON RAFMAN, MAINSQUEEZE, 2014
JON RAFMAN, MAINSQUEEZE, 2014
JON RAFMAN, MAINSQUEEZE, 2014
JON RAFMAN, MAINSQUEEZE, 2014
Mainsqueeze Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2014In Mainsqueeze (2014), dem zweiten Teil der Trilogie, reihen sich typische Internet-Memes aneinander – ausgewählte Funny Drunk Pictures, Hentai, virale Videos und kurze Clips in 4Chan-Manier. Eine Hauptsequenz bildet dabei das grausame Zerdrücken einer lebendigen Riesengarnele – das Internet bietet massenhaft solcher enthemmten und pubertären Amateurfilme als Materialgrundlage.
Dr. Emmanuel Mir
In Mainsqueeze (2014), the second part of the trilogy, typical Internet memes follow one after the other – selected funny drunk pictures, hentai, viral videos and short clips in the style of 4chan. Here a primary sequence is formed by the gruesome crushing of a live giant prawn – the Internet offers a wealth of such disinhibited and puerile amateur films as a material basis.
Dr. Emmanuel Mir
Rafman Jon 4308 4066 4051 4059 11381
JON RAFMAN, MAINSQUEEZE, 2014
JON RAFMAN, STILL LIFE (BETAMALE), 2013
JON RAFMAN, STILL LIFE (BETAMALE), 2013
JON RAFMAN, STILL LIFE (BETAMALE), 2013
JON RAFMAN, STILL LIFE (BETAMALE), 2013
Still Life (Betamale) Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2013In Teil eins der Trilogie Still Life (Betamale) (2013) – im Nerd-Jargon ist der Beta Male übrigens die Antithese des Alphamännchens, ein scheuer, vorsichtiger und unauffälliger Mann – wechseln sich verwahrloste Zimmer von extremen Internetnutzern mit Anime-Figuren und Furries (Menschen in Plüschtierkostümen) ab, wobei Letztere zwei charakteristische Emanationen der Netzkultur sind. Formen und Bilder vermengen sich in einem chaotischen Crescendo, bis die krude Fetisch-Pornografie und die Gewaltexzesse einen Höhepunkt erreichen.
Dr. Emmanuel Mir
In part one of the trilogy Still Life (Betamale) (2013) – in “nerd” jargon the Beta Male is the antithesis of the alpha male, a shy, cautious and inconspicuous man – the scene alternates between different squalid rooms belonging to extreme Internet users and anime figures and “furries” (people in furry animal costumes), whereby the latter are two characteristic emanations of the Internet culture. Forms and images intermingle in a chaotic crescendo, until the crude fetish pornography and the excess of violence reach a climax.
Dr. Emmanuel Mir
Rafman Jon 4308 4066 4051 4059 11381JON RAFMAN, STILL LIFE (BETAMALE), 2013
CHARLES RICHARDSON, 27TH MARCH, 2015
CHARLES RICHARDSON, 27TH MARCH, 2015
CHARLES RICHARDSON, 27TH MARCH, 2015
CHARLES RICHARDSON, 27TH MARCH, 2015
27th March Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesem Video erkundet Charles Richardson die Absurditäten in zeitgenössischen Darstellungsformen. Die animierten 3D-Büsten sind provisorische Hybriden aus einem menschlichen Kopf mit daran fixierten alltäglichen Abfällen, die wie kunstvoll geschmückte Figuren oder Heilige präsentiert werden. Die schwebenden Büsten werden vor einem anachronistischen Setting einer alten 16-mm-Projektionsfläche inszeniert. Die Tonspur im Hintergrund besteht aus gefundenen und selbst produzierten Tönen.
In this 6 video, Charles Richardson investigates the absurdities within contemporary forms of representation. The animated 3D busts are provisional hybrids made up of a human head bound in everyday detritus, presented as ornate figures or saints. The floating busts are staged in front of the anachronistic setting of an old 16mm projection space with background audio of found and self-produced sound.
Richardson Charles 4314 4066 4051 4059 12509 11381CHARLES RICHARDSON, 27TH MARCH, 2015
CHARLES RICHARDSON, CARRAMESH, 2015
CHARLES RICHARDSON, CARRAMESH, 2015
CHARLES RICHARDSON, CARRAMESH, 2015
CHARLES RICHARDSON, CARRAMESH, 2015
Carramesh Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesem Video erkundet Charles Richardson die Absurditäten in zeitgenössischen Darstellungsformen. Die animierten 3D-Büsten sind provisorische Hybriden aus einem menschlichen Kopf mit daran fixierten alltäglichen Abfällen, die wie kunstvoll geschmückte Figuren oder Heilige präsentiert werden. Die schwebenden Büsten werden vor einem anachronistischen Setting einer alten 16-mm-Projektionsfläche inszeniert. Die Tonspur im Hintergrund besteht aus gefundenen und selbst produzierten Tönen.
Charles Richardson
In this video, Charles Richardson investigates the absurdities within contemporary forms of representation. The animated 3D busts are provisional hybrids made up of a human head bound in everyday detritus, presented as ornate figures or saints. The floating busts are staged in front of the anachronistic setting of an old 16mm projection space with background audio of found and self-produced sound.
Charles Richardson
Richardson Charles 4314 4066 4051 4059 12509 11381CHARLES RICHARDSON, CARRAMESH, 2015
CHARLES RICHARDSON, EXTRA, 2015
CHARLES RICHARDSON, EXTRA, 2015
CHARLES RICHARDSON, EXTRA, 2015
CHARLES RICHARDSON, EXTRA, 2015
Extra Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesem Video erkundet Charles Richardson die Absurditäten in zeitgenössischen Darstellungsformen. Die animierten 3D-Büsten sind provisorische Hybriden aus einem menschlichen Kopf mit daran fixierten alltäglichen Abfällen, die wie kunstvoll geschmückte Figuren oder Heilige präsentiert werden. Die schwebenden Büsten werden vor einem anachronistischen Setting einer alten 16-mm-Projektionsfläche inszeniert. Die Tonspur im Hintergrund besteht aus gefundenen und selbst produzierten Tönen.
In this video, Charles Richardson investigates the absurdities within contemporary forms of representation. The animated 3D busts are provisional hybrids made up of a human head bound in everyday detritus, presented as ornate figures or saints. The floating busts are staged in front of the anachronistic setting of an old 16mm projection space with background audio of found and self-produced sound.
Richardson Charles 4314 4066 4051 4059 12509 11381CHARLES RICHARDSON, EXTRA, 2015
CHARLES RICHARDSON, FRIEND, 2015
CHARLES RICHARDSON, FRIEND, 2015
CHARLES RICHARDSON, FRIEND, 2015
CHARLES RICHARDSON, FRIEND, 2015
Friend Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesem Video erkundet Charles Richardson die Absurditäten in zeitgenössischen Darstellungsformen. Die animierten 3D-Büsten sind provisorische Hybriden aus einem menschlichen Kopf mit daran fixierten alltäglichen Abfällen, die wie kunstvoll geschmückte Figuren oder Heilige präsentiert werden. Die schwebenden Büsten werden vor einem anachronistischen Setting einer alten 16-mm-Projektionsfläche inszeniert. Die Tonspur im Hintergrund besteht aus gefundenen und selbst produzierten Tönen.
Charles Richardson
In this video, Charles Richardson investigates the absurdities within contemporary forms of representation. The animated 3D busts are provisional hybrids made up of a human head bound in everyday detritus, presented as ornate figures or saints. The floating busts are staged in front of the anachronistic setting of an old 16mm projection space with background audio of found and self-produced sound.
Charles Richardson
Richardson Charles 4314 4066 4051 4059 12509 11381CHARLES RICHARDSON, FRIEND, 2015
CHARLES RICHARDSON, NEEDLES, 2015
CHARLES RICHARDSON, NEEDLES, 2015
CHARLES RICHARDSON, NEEDLES, 2015
CHARLES RICHARDSON, NEEDLES, 2015
Needles Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesem Video erkundet Charles Richardson die Absurditäten in zeitgenössischen Darstellungsformen. Die animierten 3D-Büsten sind provisorische Hybriden aus einem menschlichen Kopf mit daran fixierten alltäglichen Abfällen, die wie kunstvoll geschmückte Figuren oder Heilige präsentiert werden. Die schwebenden Büsten werden vor einem anachronistischen Setting einer alten 16-mm-Projektionsfläche inszeniert. Die Tonspur im Hintergrund besteht aus gefundenen und selbst produzierten Tönen.
In this 6 video, Charles Richardson investigates the absurdities within contemporary forms of representation. The animated 3D busts are provisional hybrids made up of a human head bound in everyday detritus, presented as ornate figures or saints. The floating busts are staged in front of the anachronistic setting of an old 16mm projection space with background audio of found and self-produced sound.
Richardson Charles 4314 4066 4051 4059 12509 11381CHARLES RICHARDSON, NEEDLES, 2015
CHARLES RICHARDSON, VANISH, 2015
CHARLES RICHARDSON, VANISH, 2015
CHARLES RICHARDSON, VANISH, 2015
CHARLES RICHARDSON, VANISH, 2015
Vanish Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015In diesem Video erkundet Charles Richardson die Absurditäten in zeitgenössischen Darstellungsformen. Die animierten 3D-Büsten sind provisorische Hybriden aus einem menschlichen Kopf mit daran fixierten alltäglichen Abfällen, die wie kunstvoll geschmückte Figuren oder Heilige präsentiert werden. Die schwebenden Büsten werden vor einem anachronistischen Setting einer alten 16-mm-Projektionsfläche inszeniert. Die Tonspur im Hintergrund besteht aus gefundenen und selbst produzierten Tönen.
In this video, Charles Richardson investigates the absurdities within contemporary forms of representation. The animated 3D busts are provisional hybrids made up of a human head bound in everyday detritus, presented as ornate figures or saints. The floating busts are staged in front of the anachronistic setting of an old 16mm projection space with background audio of found and self-produced sound.
Richardson Charles 4314 4066 4051 4059 12509 11381CHARLES RICHARDSON, VANISH, 2015
PIPILOTTI RIST, BLUTCLIP, 1993
PIPILOTTI RIST, BLUTCLIP, 1993
PIPILOTTI RIST, BLUTCLIP, 1993
PIPILOTTI RIST, BLUTCLIP, 1993
Blutclip Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. 1993Sophisticated Boom Boom1 hieß die Züricher Band, die mit ihrem unbeschwert im Stil der Girlgroups der 1960er-Jahre dahinrumpelnden Song Yeah Yeah Yeah den Soundtrack zu einem Video lieferte, dessen Titel eher wie der eines Splatter-Films klingt: Im Blutclip (1993) der ebenfalls aus Zürich stammenden Künstlerin Pipilotti Rist fließt tatsächlich Blut, nur hat dieses Blut eine völlig andere Bedeutung als gemeinhin im Kinofilm. „Wir sehen Blut gewöhnlich im Zusammenhang mit Verletzungen. Aber wenn wir Frauen bluten, dann ist das ein Zeichen von Gesundheit.“2
Im Blutclip liegt die Künstlerin im Gras, ihr Körper ist vom Kopf bis zu den Füßen mit bunten Glassteinen geschmückt. Die Kamera schwebt nur knapp über dem Körper und tastet ihn ab. Ein plötzlicher Perspektivwechsel, und man sieht Blut, das an einem Bein hinunterläuft. Im Hintergrund erscheint der Weltraum mit Sternen, Mond und Erde – als sei der weibliche Körper sein eigener Planet. Doch trägt er statt Monden oder Ringen wie andere Planeten eine Unterhose mit leuchtend rotem Fleck um die Unterschenkel. Die fröhlich-energetische Leichtigkeit der Musik findet eine Entsprechung im spielerischen Umgang der Schweizer Künstlerin mit dem Medium Video. Dies hebt sie von ernsten, formal strengen und performativ orientierten Videos von Marina Abramović oder Patty Chang ab. Das erzählerische Potenzial von Pipilotti Rists Videos tritt in den Vordergrund, suggestive Blickwinkel und Videoeffekte lenken den Blick der Betrachter*innen auf die selbstbewusste Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper. Sie setzt Sinnlichkeit, Lust und Sexualität ein, um gesellschaftliche Ordnungen und Moralvorstellungen zu reflektieren.
Das Motiv der im Wald liegenden Frau ist nicht die Darstellung eines weiblichen Opfers, wie Rotkäppchen im Märchen eines ist, sondern die Darstellung einer utopischen Einheit mit der Natur. Entstanden im Zusammenhang mit einer Fernsehsendung zum Thema Menstruation, ist das Video nicht nur ein unpathetisches Bekenntnis zur körperlichen Eigenverantwortlichkeit, sondern auch eine Aufforderung an junge Frauen, selbstbewusst mit ihrer Sexualität umzugehen. Damit zelebriert Rist den weiblichen Körper und seine reproduktiven Funktionen – im Kontrast zum naiv bis ironisch kitschigen Körperschmuck mit bunten Glasperlen – mit dem Thema Menstruation, das immer noch in weiten Teilen der Welt als Tabu betrachtet wird. „Blut, in einem anderen Zusammenhang dargestellt und nicht immer nur in Verbindung mit Verletzung oder Tod, hat visuell eine tiefere Wirkung als 20 geschriebene Seiten darüber, dass Menstruation keine Unreinheit ist. Bilder prägen uns stärker als Worte.“3 In den knapp drei Minuten des Videos gelingt es der Künstlerin, die fantasievollen Bilder mit einer feministischen Agenda zu verbinden und eine positive Deutung des weiblichen Körpers zu initiieren.
Andreas Schlaegel
1 Der Name der Band bezieht sich auf einen Song der amerikanischen Girlgroup
The Shangri La’s, die sich als „böse Mädchen“ inszenierten und sich in Rebellen und tragische Helden verliebten.
2 Vgl. http://www.stadtkunst.ch/0/5/22/82/.
3 Vgl. http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/16/28a.htm.
Sophisticated Boom Boom1—this was the name of the Zurich band whose song Yeah Yeah Yeah, which rumbles along lightheartedly in that 1960s girl-group style, provided the soundtrack to a video whose title sounds more like that of a splatter film: in Blutclip (Blood Clip) (1993) by artist Pipilotti Rist, who likewise hails from Zurich, blood does actually flow—only Blutclip’s blood has a completely different significance than blood generally does in the movies. In the artist’s words, “We usually see blood in the context of injuries. But when women bleed, then it is a sign of health.”2
In Blutclip the artist lies in the grass, her body decorated from head to toe with colored gemstones. The camera floats just above her body, scanning across it. A sudden change in perspective then occurs, and blood is seen running down one leg. Outer space appears in the background—stars, the moon, the earth—as if the female body were a planet of its own. But in place of the moons or rings of other planets, the female body sports a pair of panties pulled down around her lower legs that displays a bright red stain. The cheerful, energetic lightness of the music that accompanies this scene finds an equivalent in the Swiss artist’s playful handling of the video medium. This characteristic of her work sets it apart from the serious, formally strict, performance-oriented videos of Marina Abramović and Patty Chang. The narrative potential of Rist’s videos takes center stage: suggestive angles and video effects steer the viewer’s gaze toward the self-confident examination of the female body. Rist employs sensuality, lust, and sexuality in order to reflect on the social order and moral standards.
The motif of the woman lying in the woods represents not the “female victim,” the way Little Red Riding Hood does in the fairy tale, but a utopian unity with nature. Made in connection with a television program on the subject of menstruation, the video is not only an unemotional avowal of bodily autonomy; it is also an exhortation to young women to approach their sexuality with self-assuredness. Rist celebrates the female body and its reproductive functions—in contrast to the naively, almost ironically kitschy, multicolored body decoration of glass beads—through the subject of menstruation, a subject that is still regarded as taboo in many parts of the world. In Rist’s words, “When depicted in another context and not always just in connection with injury or death, blood has a more profound visual effect than twenty pages of text about menstruation and how it is not unclean. Images have a far more lasting impact on us than words do.”3 In the just under three minutes of this video, the artist succeeds in linking its fanciful images with a feminist agenda and in initiating a positive interpretation of the female body.
Andreas Schlaegel
1 The name of the band refers to a song by the American girl group The Shangri-Las, who portrayed themselves as “bad girls” who fell in love with rebels and tragic heroes.
2 See http://www.stadtkunst.ch/0/5/22/82/.
3 Rist’s comment was translated from the German interview at http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/16/28a.htm.
Rist Pipilotti 4315 4064 4051 4059 11381PIPILOTTI RIST, BLUTCLIP, 1993
PIPILOTTI RIST, ALS DER BRUDER MEINER MUTTER GEBOREN WURDE, DUFTETE ES NACH WILDEN BIRNENBLÜTEN VOR DEM BRAUNGEBRANNTEN SIMS, 1992
PIPILOTTI RIST, ALS DER BRUDER MEINER MUTTER GEBOREN WURDE, DUFTETE ES NACH WILDEN BIRNENBLÜTEN VOR DEM BRAUNGEBRANNTEN SIMS, 1992
PIPILOTTI RIST, ALS DER BRUDER MEINER MUTTER GEBOREN WURDE, DUFTETE ES NACH WILDEN BIRNENBLÜTEN VOR DEM BRAUNGEBRANNTEN SIMS, 1992
PIPILOTTI RIST, ALS DER BRUDER MEINER MUTTER GEBOREN WURDE, DUFTETE ES NACH WILDEN BIRNENBLÜTEN VOR DEM BRAUNGEBRANNTEN SIMS, 1992
Als der Bruder meiner Mutter geboren wurde, duftete es nach wilden Birnenblüten vor dem braungebrannten Sims Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. 1992 Rist Pipilotti 4315 4064 4051 4059 11381PIPILOTTI RIST, ALS DER BRUDER MEINER MUTTER GEBOREN WURDE, DUFTETE ES NACH WILDEN BIRNENBLÜTEN VOR DEM BRAUNGEBRANNTEN SIMS, 1992
PIPILOTTI RIST, PICKELPORNO, 1992
PIPILOTTI RIST, PICKELPORNO, 1992
PIPILOTTI RIST, PICKELPORNO, 1992
PIPILOTTI RIST, PICKELPORNO, 1992
Pickelporno Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. 1992„Frauen sind an Erotik und Sexualität interessiert, also wollte ich meine Energie benutzen, um Bilder dazu vorzuschlagen“1, erklärte die Künstlerin im Kontext ihrer Arbeit Pickelporno (1992). Auch hier geht es um nackte Körper, diesmal in einer ebenso leidenschaftlichen wie humorvollen Visualisierung von sexueller Erregung. Es beginnt mit einer Szene wie aus einem Erotik-Thriller der späten 1980er-Jahre: Füße balancieren in eleganten Damenschuhen mit spitzen Absätzen die Strebe eines Gitterbodens entlang. Die Stimme der Künstlerin erklingt im Singsang eines Kinderreims: „Mein kleiner Junge/Jetzt komm ich heim/Sei dann mein.“ Statt eines kleinen Jungen sieht man einen Mann in einem Loft, er wendet den Betrachter*innen den Rücken zu, dreht sich dann mit dramatischem Schwung um und zeigt sein Gesicht – er ist Asiate. Mit der Begrüßung des Paares wird ein vollkommen anderes Erscheinungsbild des Videos eingeleitet, erste elektronische Manipulationen erscheinen, eine Blume wird überreicht. Dann ändert sich die Perspektive dramatisch: Die Kamera überfliegt mit beinahe mikroskopischem Blick die Hautoberfläche der beiden Darsteller*innen und verzerrt mit ihrer Fisheye-Optik die Ansicht von deren Körpern so bis an die Grenze der Wiedererkennbarkeit. In extremen Nahaufnahmen sieht man Hände über die Haut gleiten, tastend Körperformen wie unbekannte Landschaften erforschen, in denen wie Wildwuchs plötzlich widerspenstige Körperbehaarung auftaucht. Dazu ist ein entspannter Groove zu hören, und Atmen. In tranceartigen Bildern tauchen einzelne Körperteile auf, Zehen, Fingerkuppen, Fußsohlen, die mit ihren Falten und Furchen die Metapher der unbekannten Territorien vertiefen. Dazwischen eingestreut sind kurze Bildsequenzen von sanften Hügeln, Blumen und Gras. Die Kamera umkreist stetig die nackten Körper, die zunehmend eine labyrinthische Qualität annehmen. Die Mondoberfläche erscheint, eine Raumkapsel fliegt über sie dahin, als sei sie kurz vor der Landung, und Wolken ballen sich im Zeitraffer am Himmel.
„Ich habe Augen nur für dich“, wispert die weibliche Stimme. Da sitzen Orangen in den Kniekehlen, dann füllt eine Brustwarze den Bildschirm wie eine Sonne aus, und es rasen computergenerierte Landschaften wie aus Stanley Kubrick’s 2001 – Odyssee im Weltraum (1968) vorbei. Zwischen den Beinen der Darstellerin taucht ein kleiner Globus auf. Es scheint, als habe die Künstlerin hier das lange von seinen Besitzern versteckte, legendäre Gemälde Der Ursprung der Welt, das Gustave Courbet 1866 für den ägyptischen Kunstsammler Khalil Bey angefertigt hatte und das nur die weibliche Scham zeigt, neu und wortwörtlich als Geburt der Weltkugel umgesetzt.
Die Kamera verschwindet in ihrem Schamhaar der Frau. Das Atmen wird heftiger, auch die Bildverfremdungen nehmen an Intensität und Dauer zu, als Echo des immer stärker aufflammenden Begehrens. Vogelsilhouetten fliegen über die streichelnden Finger. Dann sieht man Blumen, Sterne, Wasser, exotische Früchte im raschen Wechsel mit den Körperbildern – die ein hypnotischer Beat, der an Herzschläge erinnert, begleitet – und Bildern aus dem Inneren des Körpers.
„Ich mach’s dir bunt, ich leck dich wund“, sagt eine atemlose Stimme. Ein erigierter Penis taucht auf, Fischschwärme, ein Finger bohrt sich in das rote Fruchtfleisch einer Melone. Der Höhepunkt wird durch anschwellendes Flussrauschen angekündigt, dann prasselt eine wahre Bilderflut auf die Betrachter*innen ein, die mit einem den Bildschirm ausfüllenden Vulkanausbruch endet.
Den Porno, der im Titel der Arbeit angekündigt wird, bekommt man nicht zu sehen. Statt der Polarisierung der Geschlechter und einem mechanischen Akt zeigt die Künstlerin eine kaleidoskopische Chronik eines rauschhaften körperlichen Erlebnisses, bei dem die Grenzen der beiden Körper sich verlieren und der Blick sowohl der Betrachter*innen als auch der Darsteller*innen mit dem gezeigten Bild verschmelzen.
Andreas Schlaegel
1 Pipilotti Rist im Interview mit Christine Ross in: Afterimage, November 2000, in: http://findarticles.com/p/articles/mi_m2479/is_3_28/ai_68660257 [abgerufen am 29. November 2008].
“Women are interested in erotics and sexuality, so I want to use my energy to propose images about that,”1 the artist explained when talking about her work Pickelporno (Pimple Porno) (1992). This video involves naked bodies also, although this time they appear in the context of a visualization of sexual arousal that is as passionate as it is humorous. It begins with a scene reminiscent of something from an erotic thriller of the late eighties: feet in fashionable stilettos balance their way along the brace of a grate floor. The artist’s voice is engaged in the singsong of a nursery rhyme: “Mein kleiner Junge / Jetzt komm ich heim / Sei dann mein” (My little boy / I’m coming home now / Be mine). Instead of a little boy, however, a man in a loft with his back to the viewer appears. In a single dramatic motion, he turns around and shows his face—he is Asian. The man and woman greet one another, and a completely different look is introduced into the video. First, electronic manipulations appear, and a flower is presented. Then the perspective changes dramatically: the camera flies over the surface of the performers’ skin, providing a nearly microscopic view, and with its fisheye lens it distorts the image of their bodies almost beyond the limits of recognizability. In extreme close-ups, hands are seen gliding over skin, exploring the forms of the body by feel, as if it were an unknown landscape in which unruly body hair crops up out of nowhere like rank growth. A relaxed beat is heard. And breathing. Individual body parts emerge in trancelike images—toes, fingertips, the soles of feet—and with their folds and furrows they extend the metaphor of unknown territories. Short picture sequences of gentle hills, flowers, and grass are interspersed among these images. The camera circles around and around the naked bodies, which acquire an increasingly labyrinthine character. The surface of the moon appears; a space capsule flies along it as if about to land; clouds gather in the sky, shown in time-lapse photography.
“Ich habe Augen nur für dich” (I only have eyes for you), whispers the female voice. Oranges in the hollows of knees, a nipple filling up the screen like a sun, and computer-generated landscapes reminiscent of Stanley Kubrick’s 2001: A Space Odyssey (1968) race by. A small globe emerges between the legs of the female performer: it is as if the artist has taken the legendary painting The Origin of the World—a painting long hidden by its owners which Gustave Courbet executed in 1866 for the Egyptian art collector Khalil Bey and which is confined to the image of female genitals—and provided it with a new and literal rendering as the birth of the globe.
In Pickelporno, the camera disappears into the woman’s pubic hair. The breathing heard becomes heavier and the pictorial defamiliarizations increase in intensity and duration as echoes of the intensifying, burning desire. Silhouettes of birds fly over stroking fingers. Alternating with images of the body, taken from both outside and inside, flowers, stars, water, and exotic fruits are seen in quick succession accompanied by a hypnotic pulse that recalls a heartbeat. A breathless voice says, “Ich mach’s dir bunt, ich leck dich wund” (I’ll do you colorfully, I’ll lick you sore). An erect penis, shoals of fish, and a finger digging into the red flesh of a melon appear. The final climax is heralded by the sounds of a swelling, rushing river—and a veritable flood of images comes pouring down on the viewer, concluding with a volcanic eruption that fills the screen. The viewer does not get to see the porn advertised in the title of the work. Instead of showing a polarizing of the sexes and a mechanical sexual act, the artist depicts a kaleidoscopic chronicle of an ecstatic carnal experience in which the borders of the two bodies disappear and the gaze, both of the viewer and of the performers, merges with the image shown.
Andreas Schlaegel
1 Rist in an interview with Christine Ross, “Fantasy and Distraction: An Interview with Pipilotti Rist,” in afterimage (November 2000); see http://findarticles.com/p/articles/ mi_m2479/is_3_28/ai_68660257 (accessed March 10, 2008).
Rist Pipilotti 4315 4064 4051 4059 11381PIPILOTTI RIST, PICKELPORNO, 1992
PIPILOTTI RIST, YOU CALLED ME JACKY, 1990
PIPILOTTI RIST, YOU CALLED ME JACKY, 1990
PIPILOTTI RIST, YOU CALLED ME JACKY, 1990
PIPILOTTI RIST, YOU CALLED ME JACKY, 1990
You Called Me Jacky Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. Video still. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. 1990 Rist Pipilotti 4315 4064 4051 4059 11381PIPILOTTI RIST, YOU CALLED ME JACKY, 1990
PIPILOTTI RIST, (ENTLASTUNGEN) PIPILOTTIS FEHLER, 1988
PIPILOTTI RIST, (ENTLASTUNGEN) PIPILOTTIS FEHLER, 1988
PIPILOTTI RIST, (ENTLASTUNGEN) PIPILOTTIS FEHLER, 1988
PIPILOTTI RIST, (ENTLASTUNGEN) PIPILOTTIS FEHLER, 1988
(Entlastungen) Pipilottis Fehler Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. 1988 Rist Pipilotti 4315 4063 4051 4059 11381PIPILOTTI RIST, (ENTLASTUNGEN) PIPILOTTIS FEHLER, 1988
PIPILOTTI RIST, SEXY SAD I, 1987
PIPILOTTI RIST, SEXY SAD I, 1987
PIPILOTTI RIST, SEXY SAD I, 1987
PIPILOTTI RIST, SEXY SAD I, 1987
Sexy Sad I Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. Courtesy of the artist and Electronic Arts Intermix, New York. 1987 Rist Pipilotti 4315 4063 4051 4059 11381PIPILOTTI RIST, SEXY SAD I, 1987
JACOLBY SATTERWHITE, 1-8. EN PLEIN AIR ABSTRACTION (FULL LENGTH FEATURE), 2018
JACOLBY SATTERWHITE, 1-8. EN PLEIN AIR ABSTRACTION (FULL LENGTH FEATURE), 2018
JACOLBY SATTERWHITE, 1-8. EN PLEIN AIR ABSTRACTION (FULL LENGTH FEATURE), 2018
JACOLBY SATTERWHITE, 1-8. EN PLEIN AIR ABSTRACTION (FULL LENGTH FEATURE), 2018
1–8. En Plein Air Abstraction (full length feature) Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 20181–8. En Plein Air: Abstraction ist eine Reihe von acht kurzen Videos, die sich auf Satterwhites Arbeit En Plein Air: Music of Objective Romance von 2015 beziehen. Es handelt sich bei Letzterem um ein visuelles Album, das in Zusammenarbeit mit Nick Weiss (Teengirl Fantasy) entstanden ist. Als Ausgangsmaterial dienten die frühen A-capella-Alben von Satterwhites Mutter, anhand derer eine Virtual-Reality-Traumlandschaft geschaffen wurde. En Plein Air: Abstraction verwendet Bilder und Musik der einflussreichen Rapperin Trina aus Miami, deren Arbeit sich auf materielle und immaterielle Objekte der Begierde konzentriert. In Satterwhites hochgradig ästhetisierten Science-Fiction-Landschaften steht die Präsenz der Musikerin stellvertretend für die Erzeugung und Erfüllung von Verlangen. Trinas multiple Gesichter gleiten in schwebenden Kutschen über futuristische Architekturen und Luftbilder von Katastrophengebieten. Ein Großteil der utopischen Maschinen und Gebäude sind 3D-gerenderte Adaptionen von Zeichnungen der Mutter des Künstlers.
Satterwhite ist ausgebildeter Maler, hat diese Praxis aber zugunsten neuer Medien und Performance aufgegeben, deren Geschichte in den Augen des Künstlers weniger belastet ist. Der Titel En Plein Air verweist auf die Landschaftsmalerei unter freiem Himmel, womit Satterwhites digital animierte Environments auf die gleiche Ebene wie die nicht-digitale Realität gestellt werden. Der Titel deutet darauf hin, dass das Erscheinungsbild von Landschaften in den bildenden Künsten stets durch Technologien des Sehens vermittelt ist. Mit Trina als Muse wird mit 1–8. En Plein Air: Abstraction ein Erleben von Fantasie ermöglicht, das an die Grenzen dessen stößt, was realistisch darstellbar ist.
Rachel Vera Steinberg
1–8. En Plein Air: Abstraction is a series of eight short videos that draw from Satterwhite’s 2015 work En Plein Air: Music of Objective Romance, a visual album made in collaboration with Nick Weiss (of Teengirl Fantasy). The album sourced sound from his mother’s early a cappella albums to create a virtual reality dreamscape. En Plein Air: Abstraction also features images and music from the influential Miami rapper Trina, whose work has focused on material and immaterial objects of desire. In Satterwhite’s highly aestheticized science-fiction landscapes, Trina’s presence serves as a proxy for desire’s creation and fulfillment. She assumes multiple forms as she rides in floating chariots over futuristic architectural structures and aerial images of disaster zones. Many of the utopian machines and architectures are 3D-rendered interpretations of drawings made by the artist’s mother.
Satterwhite trained as a painter but abandoned this practice in favor of pursuing new media and performance, exploring narratives and ideas that felt less weighed down by the history of their medium. The title En Plein Air refers to the practice of painting “en plein air,” i.e., painting an outdoor landscape in situ, and suggests that digitally constructed environments are much like those observed. The title is a reminder that the appearance of landscapes in fine arts has always been mediated by technologies of seeing. With Trina as its muse, 1–8. En Plein Air: Abstraction presents an experience of fantasy pushed to the limits of what is realistically representable.
Rachel Vera Steinberg
Satterwhite Jacolby 8888 4066 4051 4059 12509 11381JACOLBY SATTERWHITE, 1-8. EN PLEIN AIR ABSTRACTION (FULL LENGTH FEATURE), 2018
CAULEEN SMITH, PILGRIM, 2017
CAULEEN SMITH, PILGRIM, 2017
CAULEEN SMITH, PILGRIM, 2017
CAULEEN SMITH, PILGRIM, 2017
Pilgrim 2017Eine bestimmte Art von Licht scheint durch das Werk von Cauleen Smith. Es ist phy- sikalisches Phänomen und Metapher zugleich, trägt den Inhalt ihrer Filme und beschreibt den Horizont, anhand dessen wir uns in ihren Welten zurechtfinden. Das Licht wirkt kosmisch und spirituell, als sei es von und jenseits dieser Welt. Es lockt uns, leitet uns, gibt uns Orientierung. Es ist der Schimmer des Möglichen, ein Leuchten in den Augen – es bekundet Hoffnung.
Leidenschaftliche Forschung und ein starker Instinkt sind es, die Smith immer wie- der historische Figuren in ihren Arbeiten platzieren lassen, sodass diese Individuen und die von ihnen aufgebauten Communitys als Blaupause für die Gegenwart wie die Zukunft dienen. Sowohl Pilgrim als auch Sky Learn Sky rufen Erinnerungen an Alice Coltrane (die später unter ihrem Sanskrit Namen als Swamini Turiyasangitananda bekannt war) wach. So setzt Pilgrim mit einem dankbaren, würdigenden Ton ein: Ein Publikum applaudiert der Stimme Coltranes, diese bedankt sich. Ein leuchtend blauer Himmel wird zum Hintergrund für Coltranes One for the Father (1978), ein Song, den sie ihrem verstorbenen Ehemann John Coltrane widmete. Ihre Trauer hat die Musikerin letztlich auf ihre spirituelle Reise geführt, und es ist Smiths Reaktion auf die die Ungerechtigkeit und das Leid, die wir alle überall sehen, die sie veranlasst haben, Coltranes Vermächtnis in das Zentrum dieser Arbeiten zu rücken.
Die Kamera, geführt von Arthur Jafa, nimmt uns mit durch die Räume des 1983 von Coltrane gegründete Sai-Anantam-Ashram, der 2018 den kalifornischen Waldbränden zum Opfer fiel. Die Aufnahmen zeigen die Relikte einer Gemeinschaft, eingefroren in der Zeit. Eine Vitrine umschließt Coltranes Klavier, Pfosten umsäumen Gebetsflächen. Wir sehen ein Muse- um, wo sich einst eine Gemeinde zum Gottesdienst versammelte. Coltranes Stimme und ihre Musik beschreiben einen leeren, heiligen Raum. Der Titel der Arbeit, Pilgrim, verweist sowohl auf Coltranes spirituelle Reise nach dem Verlust ihres Partners als auch auf Smiths Projekt, im Zuge dessen sie Menschen und Orte aufsucht, die die Fähigkeit haben, etwas Heiliges in unsere Gegenwart zu überliefern. Die Arbeit beschwört die Widerstandskraft, das Suchen und Finden, samt allem, was dies beinhaltet und dazu nötig ist. Engagiert birgt Smith Frieden und Schönheit aus den Trümmern, macht das Publikum somit zu Zeug*innen von Transzendenz.
Der Bildausschnitt füllt sich mit träumerisch anmutenden 16-mm-Filmaufnahmen, die Smith rund um die Watts Towers in Los Angeles, den Shaker Friedhof und Grünanlagen in Watervliet, nahe Albany im Bundesstaat New York aufgenommen hat. Wie Coltranes Ashram würdigen auch die beiden letztgenannten Orte Communitys, die um ihr Überleben in dieser Welt gekämpft haben. Beides sind Stätten, die von Menschen erbaut wurden, die auf der Suche nach Freiheit und Asyl in die USA immigrierten. Die Watts Towers wurden zwischen 1921 und 1954 von einem italienischen Immigranten namens Simon Rodia unter Mithilfe seiner Nachbar*innen errichtet. Sie stehen noch immer als Denkmal für Widerstandskraft und das Bestreben, das Land zu verschönern; ein so wichtiger Ort in Jahren des Aufruhrs, die die Bewohner*innen von Watts vor und nach 1965 erlebten.
Allen drei Orten liegt Überlebenskampf wie Generosität zugrunde; sie stellen alle- samt eine radikale Abkehr von den traditionellen Formen von Besitz, davon, wie wir zu anderen in Beziehung stehen und der Kultivierung von Land und Geist dar. Ekstatische, zittrige Kamera- bewegungen fangen die gemeinschaftlichen Gärten und Grünanlagen ein: Orte, dazu angelegt, die Sorgfalt und Pflege, die in sie investiert wurde, zu mehren und zurückzugeben. Die Ländereien wurden von den Shakern erschlossen, einer christlichen Freikirche, die in England gegründet wurde, jedoch in den 1780er-Jahren in den USA Zulauf erfuhr. Sie praktizierten gemeinschaftli- chen Landbesitz, die Gleichstellung von Mann und Frau und Pazifismus. Die Shaker übten ihren Glauben unter anderem in Form eines Tanzes aus, mittels dessen sie sich ihrer Sünden entledigen wollten: Das starke Schütteln ihrer Körper intendierte eine direkte Kommunikation mit Gott. Für Smith sind die Shaker ein Vorbild, von denen wir lernen können, wie wir uns zusammenfinden und zueinander in Beziehung setzen können.
—Amber Esseiva
There is a certain light that shines through the work of Cauleen Smith. This light is 35 both literal and metaphorical; it holds the content of her films and describes the horizon by which we orient ourselves to their worlds. This light feels cosmic and spiritual, both of this world and otherworldly. It lures you in, and it provides guidance. It is the glimmer of possibility and the glint in the eye, evincing a persistent hope.
Affectionate research and profound instinct place historical figures throughout Smith’s work, allowing individuals and the communities they built to serve as blueprints for the present and future. Pilgrim invoke the memory of Alice Coltrane (later known by her Sanskrit name Swamini Turiyasangitananda). Pilgrim begins with both veneration and gratitude: an applauding crowd greets the voice of Coltrane and she responds with thanks. A vibrant blue sky becomes the background for Coltrane’s “One for the Father” (1978), a song dedicated to her late husband John Coltrane. It was Alice’s grief that led her on her spiritual journey, and it is Smith’s response to injustice and suffering all around us that motivates her to center Coltrane’s legacy in these works.
The camera, with cinematography by the artist Arthur Jafa, continues to guide us through Coltrane’s Sai Anantam Ashram, founded in 1983 (and lost to California wildfires in 2018). What remains in the footage are the remnants of a community, frozen in time. A vitrine encases Coltrane’s piano; stanchions surround prayer surfaces. There is a museum where a worshiping congregation once was. Coltrane’s voice and music narrate a vacant sacred space. The work’s title, Pilgrim, refers both to Alice’s spiritual journey following the loss of her partner and to Smith’s project of locating people and sites that have the capacity to pass on something sacred to us today. The work evokes the power of resilience, searching and finding by any means necessary. Smith is committed to excavating peace and beauty among rubble, turning the viewer into a witness to transcendence.
As Pilgrim continues, the frame is then filled with dreamy 16mm footage taken by Smith at the Watts Towers in Los Angeles and at the Shaker cemetery and grounds in Watervliet in upstate New York. Like Coltrane’s ashram, these two sites pay homage to communities who fought to survive in the world. Both were built by people who immigrated to the United States in search of freedom and sanctuary. The Watts Towers were constructed by Italian immigrant Simon Rodia with the help of his neighbors between 1921 and 1954. They continue to stand today as a monument for resilience and land beautification, a necessary site through the years of turmoil and racial violence that the residents of Watts experienced before and after the Watts Rebellion of 1965.
All three sites were built through an emphasis on survival and generosity, and were radical departures from customary forms of relating to others, to ownership, and to the cultivation of land and spirit. In the footage of Watervliet, ecstatic shaky camera motions capture community gardens and lush grounds: spaces cultivated to return and amplify the care invested in them. These lands were developed by the Shakers, a Christian sect that was founded in England but gained strength in the US in the 1780s. They practiced communal land ownership, equality between men and women, and pacifism. The Shakers embodied their worship, the shudder of their bodies intending a communication with God, a dance that bid riddance to their sins. For Smith, the Shakers are a model from which we can learn how to assemble and relate.
—Amber Esseiva
CAULEEN SMITH, PILGRIM, 2017
FRANCES STARK, NOTHING IS ENOUGH, 2012
FRANCES STARK, NOTHING IS ENOUGH, 2012
FRANCES STARK, NOTHING IS ENOUGH, 2012
FRANCES STARK, NOTHING IS ENOUGH, 2012
Nothing is enough Courtesy of the artist and Gavin Brown’s enterprise, New York/Rome. Courtesy of the artist and Gavin Brown’s enterprise, New York/Rome. 2012Die Videoarbeit Nothing is enough (2012) basiert auf selbstreflexiven Skype-Gesprächen mit Männern, die die Künstlerin zufällig im Internet kennengelernt hat. Frances Stark transkribiert ihre lustvollen Begegnungen mit einem italienischen Architekten und inszeniert diese zu den Klängen einer langsamen, leisen Klavierimprovisation. Durch den Verzicht auf eine physische Bildsprache hört man lediglich zwei Stimmen, deren Dialog in unterschiedlichen Schriftbildern im Video dargestellt werden. Die Künstlerin und der Architekt hinterfragen ihre körperliche und intellektuelle Involviertheit und widmen sich ferner dem Thema, inwiefern das Internet ihr Leben verändert hat, auch in Bezug auf die heikle Frage, ob ihr Verhalten moralisch verwerflich ist oder nicht. Der Soundtrack zum Video wurde von einer anderen männlichen Online-Bekanntschaft komponiert und gespielt – einer der Figuren in Starks Video My Best Thing (2011). Stark vergütete ihren Chatpartner und Komponisten für die Nutzung der Musik, um ihrer Beziehung so den Charakter einer Zusammenarbeit zu geben.
Anke Volkmer
In her video work Nothing is enough (2012), Frances Stark draws from self-reflective Skype conversations with random men met online. She transcribes her libidinous encounters with an Italian architect, and sets them to a score of a slow piano improvisation. Lacking physical imagery, only two voices appear in the piece, depicted by different fonts. The artist and the architect question their own physical and intellectual engagement as well as how the Internet has changed their lives, raising the delicate moral issue of whether their behavior is bad or not. The video’s soundtrack is performed by yet another man she met online—one of the characters in My Best Thing (2011), a video also on view in this exhibition. Stark paid her chat partner-cum-composer for the use of his music, formalizing the collaborative nature of their relationship.
Anke Volkmer
Stark Frances 4342 4066 4051 4059 11381FRANCES STARK, NOTHING IS ENOUGH, 2012
FRANCES STARK, MY BEST THING, 2011
FRANCES STARK, MY BEST THING, 2011
FRANCES STARK, MY BEST THING, 2011
FRANCES STARK, MY BEST THING, 2011
My Best Thing Courtesy of the artist and Gladstone Gallery, Brussels/New York. Courtesy of the artist and Gladstone Gallery, Brussels/New York. 2011In My Best Thing, Starks Beitrag zur 54. Biennale in Venedig 2011, gewinnt auf unmerkliche Weise die sprachliche Ebene die Oberhand über die visuelle Darstellung. Stark stellt in zehn Episoden ihren Online-Sexchat mit zwei jungen italienischen Männern nach, die von computergenerierten 3-D-Playmobilpüppchen vertreten werden. Formal erinnert das Video an eine Fernsehserie, da nach jeder Episode das Gesagte in einer musikalisch unterlegten Texteinblendung zusammengefasst wird. Die Stimmen der Figuren sind mittels eines Animationsprogramms erzeugt, das in der Lage ist, Text in Sprache zu übersetzen. Während zu Anfang die formelhafte technologische Darstellung entfremdend wirkt, wird der*die Betrachter*in nach und nach Teil eines intimen, teils tiefgründigen Gesprächs. Sexuelle Themen treten regelmäßig in den Hintergrund, und die Charaktere entdecken ein gemeinsames Interesse an existenziellen Fragen, an den Herausforderungen kreativen Schaffens in der Literatur, im Film und der Kunst und ganz konkret an Schriftstellern wie beispielsweise Robert Walser oder Thomas Bernhard. Die Figuren erzählen sich ihre persönliche Geschichte und enthüllen schließlich ihre Identität und Profession, ein durchaus unübliches Verhalten beim Online-Chat. An einer Stelle vergleicht die Künstlerin ihren Gesprächspartner, Sohn eines bekannten Dokumentarfilmers, mit einer Figur aus dem Roman Infinite Jest von David Foster Wallace.
Bewusst weicht Stark also immer wieder die Grenze zwischen realer Person und fiktivem Charakter auf. In diesem Sinne reflektiert My Best Thing auf selbst offenbarende Weise die Effekte moderner Onlinekommunikation auf unser Selbstverständnis und unser Beziehungsverhalten.
Kathrin Jentjens
In My Best Thing, Stark’s contribution to the 54th Biennale in Venice in 2011, the linguistic level imperceptibly gains the upper hand over the visual presentation. In ten episodes, Stark recreates her online sex chat with two young Italian men, who are represented by computer-generated 3D Playmobil dolls. In terms of form, the video is reminiscent of a television series, since after each episode what has been said is summarized in fade-in text accompanied by music. The voices of the figures are created using an animation program, which translates text into language. Whilst the formulaic technological presentation of the figures initially appears alienating, bit by bit you become part of an intimate, sometimes profound discussion. Sexual themes regularly arise in the background, and the characters discover a shared interest in existential questions, in the challenges of creativity in literature, in film and art and more specifically in writers such as Robert Walser or Thomas Bernhard, for example. The figures tell their personal stories and ultimately reveal their identity and profession, thoroughly unusual behavior for an online chat. At one point the artist compares her conversation partner, the son of a well-known documentary filmmaker, to a figure from the novel Infinite Jest by David Foster Wallace.
Stark thus deliberately and repeatedly blurs the divisions between the real person and fictional character. In this sense, My Best Thing reflects the effects of modern online communication on our self-understanding and our behavior in relationships in a self-revealing way.
Kathrin Jentjens
Stark Frances 4342 4066 4051 4059 11381FRANCES STARK, MY BEST THING, 2011
YOUNG-JUN TAK, WISH YOU A LOVELY SUNDAY, 2021
YOUNG-JUN TAK, WISH YOU A LOVELY SUNDAY, 2021
YOUNG-JUN TAK, WISH YOU A LOVELY SUNDAY, 2021
YOUNG-JUN TAK, WISH YOU A LOVELY SUNDAY, 2021
Wish You a Lovely Sunday 2021Wish You a Lovely Sunday (2021) kontrastiert zwei Orte in Berlin: die Kirche am Südstern und den queeren Club SchwuZ. Der Künstler lud zwei Choreograf*innen und zwei Tänzer*innen ein, um paarweise Choreografien für diese beiden Räume zu entwickeln. Zudem ordnete er jedem Team ein anderes Bach-Stück für vierhändiges Klavier zu. Als die Choreografien nach mehreren Probetagen fertig entwickelt waren, vertauschte Tak die ursprünglich zugeordneten Räume für die Filmaufnahmen, sodass die Teilnehmenden gezwungen waren, ihre Choreografien spontan an die architektonischen Besonderheiten und die Atmosphäre des jeweils anderen Raums anzupassen. Ein Dialog zwischen den zwei Orten entsteht, und Religion und Clubkultur finden sich – so unwahrscheinlich es scheint – in unmittelbarer Nachbarschaft.
Die Gemeinsamkeiten zwischen Kirche und Club interessiert Tak insofern, als in beiden spezifische Rituale, Verhaltensnormen und Attitüden am Werk sind, die eng an den jeweiligen Raum und dessen Funktion gebunden sind. Im Verlauf von Wish You a Lovely Sunday beginnt die körperliche Anwesenheit der Teilnehmenden und die Art und Weise, auf die sie sich in ihrer jeweiligen Umgebung zurechtfinden, die Bedeutung des jeweiligen Raums zu verändern. Sichtbar werden so letztlich Spannungen, die auf den ersten Blick nicht wahrzunehmen sind. So drückt sich etwa in der Kirche im Spiel gegenseitigen Anblickens und Wegschauens zwischen den beiden um die Säulen und den Altar streifenden Protagonist*innen unweigerlich ein Gefühl von Sehnsucht und Verlangen, Verweigerung und Verbot aus.
Wish You a Lovely Sunday (2021) juxtaposes two locations in Berlin: the church Kirche am Südstern and the queer club SchwuZ. Invited by the artist, two choreographers and two dancers were paired to create a new choreography for each space and assigned a different Bach piano piece for four hands. After days of rehearsals and once the choreography was complete, their originally designated venues were swapped for the filming. The participants therefore had to adapt their choreographies spontaneously according to the architectural features and atmosphere of the other space. By setting these two sites in dialogue, Tak proposes an improbable coexistence of religious practice and club culture.
Tak is intrigued by the similarities between churches and clubs because they both involve specific rituals, behavioral norms, and attitudes closely linked to the space and its role. Over the course of Wish You a Lovely Sunday, the combination of the characters’ bodily presence and their navigation of their respective surroundings starts to shift the meaning of each location, eventually revealing tensions that were not apparent on the surface. In the church, the pair’s game of looking or not looking at one another while roaming around the columns and altar expresses unmistakable sensations of longing and desire, denial and prohibition.
YOUNG-JUN TAK, WISH YOU A LOVELY SUNDAY, 2021
BRITTA THIE, „MALL-E“, 2016
BRITTA THIE, „MALL-E“, 2016
BRITTA THIE, „MALL-E“, 2016
BRITTA THIE, „MALL-E“, 2016
„MALL-E“ © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. 2016 Thie Britta 4346 4066 4052 4059 11381BRITTA THIE, „MALL-E“, 2016
BRITTA THIE, „THREE INFOMERCIALS“, 2016
BRITTA THIE, „THREE INFOMERCIALS“, 2016
BRITTA THIE, „THREE INFOMERCIALS“, 2016
BRITTA THIE, „THREE INFOMERCIALS“, 2016
„Three Infomercials“ © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist. 2016Die drei kurzen Clips der Dreikanal-HD-Videoinstallation „Three Infomercials“ (2016) greifen profanes Begehren, Selbstdiffusion sowie -erfüllung junger Großstadtbewohner auf. Gleichzeitig fordert Thie Überschneidungen von Fiktion und Realität, denn die drei Werbegesichter haben zu ihrer jeweiligen Rolle oder dem Produkt auch in der non-digitalen Wirklichkeit einen Bezug.
Neben ihrer künstlerischen Arbeit ist Thie als Model tätig und taucht in „Swiss Trotte – Dry Shampoo“ (2015)– einem der drei Clips – als Testimonial für ein Haarpflegeprodukt auf. Das Trockenshampoo prophezeit eine schnelle und oberflächliche Verbesserung der Haarpracht, aber auch des Wohlbefindens des Konsumenten. „Is your hair lifeless, stringy or flat? Oh so was I … and my hair, too! But then I discovered: SWISSS TROTTE“ (dt. „Ist Ihr Haar leblos, dünn oder zu platt? So erging es mir … und meinem Haar auch! Dann entdeckte ich SWISSS TROTTE“).
In weiteren Clips verspricht ein Charakter namens Ben-There-Done-That eine einfache Entwicklung der eigenen Domain. Im Instagram-Zeitalter scheint Selbstvermarktung via soziale Netzwerke nicht mehr auszureichen. Eine eigene Selbstpromotions-Kampagne muss her! Des Weiteren taucht die Schriftstellerin Julia Zange wie ein Avatar in Pastelltönen gekleidet und mit blau geschminkten Lippen auf und wirbt für Deutschkurse einer Online-Sprachschule mit Klassikern und Analysen der deutschen Literatur- und Kunstgeschichte.
Der schnelle Wechsel der drei Werbefilme, deren Ästhetik und Sprache zielen auf die Seh- und Sprachgewohnheiten einer bestimmten Zielgruppe ab. Ironisch nimmt Thie allgegenwärtige Werbedialoge auf, die auf Gefühlslagen junger und hipper Metropolenbewohner ansprechen möchten.
Lena Katharina Reuter
The three short clips of the three-channel HD video installation “Three Infomercials” (2016) pick up on the mundane desires, self-diffusion and self-fulfillment of young big-city dwellers. At the same time Thie forces the overlapping of fiction and reality, since the three faces in the advertisement make reference to their relevant role or the product in the non-digital reality, too. Alongside her artistic work, Thie also works as a model and appears in “Swiss Trotte – Dry Shampoo” (2015) – one of the three clips – as part of a testimonial for a haircare product. The dry shampoo predicts a rapid and superficial improvement in the lusciousness of the hair, but also in the consumer’s own wellbeing. “Is your hair lifeless, stringy or flat? Oh so was I … and my hair, too! But then I discovered: SWISSS TROTTE.“
In other clips a character called Ben-There-Done- That promises the simple development of an individual’s own domain. In the Instagram age, self-marketing via social networks no longer seems to be enough. What is needed is a self-promotion campaign of one’s own! Furthermore, the writer Julia Zange appears like an avatar, dressed in pastel colors and wearing blue lipstick, to advertise German courses offered by an online language school with classics and analyses of German literary and art history.
The three commercial films, the aesthetic and language of which are aimed at the viewing and linguistic habits of a particular target group, follow in quick succession. Thie ironically exploits the ubiquitous advertising young, fashionable metropolis-dwellers.
Lena Katharina Reuter
Thie Britta 4346 4066 4051 4049 4059 11381BRITTA THIE, „THREE INFOMERCIALS“, 2016
WOLFGANG TILLMANS, HEARTBEAT/ARMPIT, 2003
WOLFGANG TILLMANS, HEARTBEAT/ARMPIT, 2003
WOLFGANG TILLMANS, HEARTBEAT/ARMPIT, 2003
WOLFGANG TILLMANS, HEARTBEAT/ARMPIT, 2003
Heartbeat/Armpit Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2003Heartbeat/Armpit (2003) ist ein knapp zweieinhalbminütiges, gelooptes digitales Video ohne Ton, ein seltenes Format im künstlerischen Spektrum Tillmans. Auf den ersten Blick wirkt diese Arbeit aufgrund ihrer strengen Komposition und scheinbaren Ruhe zunächst wie eine Fotografie. Zu sehen ist ein von schräg oben aufgenommener Ausschnitt eines auf einem Teppich mit nacktem Oberkörper liegenden jungen Mannes. Seine Identität bleibt verborgen, da der Bildausschnitt am Bartansatz des Liegenden endet. Der am linken unteren Bildrand einsetzende, ausgestreckte linke Arm verlängert sich über Schulter und Hals zur rechten oberen Ecke des Ausschnitts zu einer aufsteigenden Bilddiagonalen. Entgegengesetzt dazu verläuft von der linken oberen Ecke des Frames entlang der Linie des Oberkörpers und dem persischen Muster des farbigen Teppichs im Bildhintergrund eine absteigende Bilddiagonale. Dort, wo beide Linien ein X bilden, befindet sich links von der Bildmitte die Achselhöhle des Liegenden. Innerhalb dieser harmonischen Komposition werden bei genauem Betrachten kleinste Bewegungen sichtbar. Atmung und Herzschlag des jungen Mannes, die sich über die Hebung und Absenkung des Oberkörpers und den pulsierenden Hals bis in die Achselhöhle fortsetzen, werden als minimale Bewegungen zum Zeugnis seiner Lebendigkeit.
In motivischer Hinsicht erinnert Heartbeat/Armpit an frühe Fotoarbeiten Tillmans aus dem Jahr 1992, die im Kontext der Clubszene entstanden. Im Close-up sind hier Ausschnitte erhitzter Körper von anonymen Tanzenden und Feiernden zu sehen. Armpit (1992) zeigt unmittelbar eine verschwitzte männliche Achselhöhle. Auch bei der Serie, die 2000 im Londoner Underground entstand, finden sich mit Bakerloo Line und Circle Line sowohl eine männliche als auch eine weibliche Achselhöhle von unkenntlich bleibenden Reisenden in der Tube. Gemeinhin über den Ausstoß von Schweiß an der Regulierung der Körpertemperatur beteiligt kommt der Achselhöhle in Tillmans’ Werk aber auch eine erotisch-sexuelle Bedeutung zu. Bei Heartbeat/Armpit wird das Zusammenspiel von Herzschlag und Achselhöhle allein schon durch die unmittelbare körperliche Nähe der Aufnahme zu einer intimen Erfahrung. Subtil lässt sich auch eine sexuelle Spannung empfinden, die sich zwischen dem begehrenden Blick Tillmans und der hingebungsvollen Körperhaltung seines Gegenübers aufzubauen scheint.
Dieser spezifische Moment der körperlichen Annäherung ist von kurzer Dauer und wird durch den Rhythmus des Herzschlags bestimmt. Roland Barthes spricht in seinem Buch Die helle Kammer (1980) an einer Stelle, die sich mit den Unterschieden zwischen erotischer und pornografischer Fotografie beschäftigt, vom „Kairos des Verlangens“.1 Zur Illustration fügt er die Fotografie Junger Mann mit ausgestrecktem Arm (1975), ein Selbstporträt Robert Mapplethorpes, an und sieht es exemplarisch als „genau im richtigen Grad des Sich-Öffnens, in der Intensität der Hingabe festgehalten“.2 Auch wenn Barthes dabei stärker an die Haltung der ausgestreckten Hand denkt, ist bei Mapplethorpes Fotografie eine einsehbare Achselhöhle ebenfalls zentraler Bestandteil einer hingebungsvollen Körperhaltung. Tillmans gelingt es mit Heartbeat/Armpit, diesen von Barthes beschriebenen fotografischen Augenblick zu einem filmischen Moment zu verlängern. So entsteht zwischen körperlicher Hingabe und Begierde ein lebendiges Bild vergänglicher Schönheit.
Philipp Fürnkäs
1 Roland Barthes, Die helle Kammer, Frankfurt am Main 1985, S. 68 ff.
2 Ebd.
Heartbeat/Armpit (2003) is a looped digital video just under two and a half minutes long and with no sound, a rare format in Tillmans’s artistic world. At first glance, this piece with its stringent composition and seeming calm seems to resemble a photograph. What we see is a cropped section of an angled overhead shot of a young man lying bare chested on a carpet. We cannot guess his identity, as the cropped section comes to an end where his beard begins. His outstretched left arm, which starts at the bottom left edge of the picture, creates a diagonal line that extends across his shoulder and neck to the right upper corner of the cropped section. There is a countervailing line running from the left upper corner of the frame along the line of his torso and the pattern of the colored Persian carpet in the background. The man’s armpit is where the two lines form an X, to the left of the center of the image. On closer inspection minimal movements can be discerned within this harmonious composition. These minute movements attest to the fact that he is alive: we intuit his breath and heartbeat from the fact that his chest rises and falls gently, and the artery in his neck pulsates.
In terms of theme, Heartbeat/Armpit is reminiscent of Tillmans’s early photographs of the club scene in 1992. Here, we see close-ups of cropped sections of the anonymous sweaty bodies of the dancers and people partying. Armpit (1992) shows a direct shot of a sweaty male armpit.
The series of images taken in 2000 in the London Underground includes as Bakerloo Line and Circle Line both a male and a female armpit of respectively anonymous travelers on the Tube. Whereas the armpit is mainly associated with body temperature regulation through the excretion of sweat, in Tillmans’s oeuvre it has an erotic-sexual meaning. In Heartbeat/Armpit the interaction of heartbeat and armpit in itself becomes an intimate experience owing to the immediate physical proximity suggested by the shot. We can sense a subtle sexual tension that seems to arise between Tillmans’s desirous eye and the abandoned physical stance of the person he is photographing. This specific moment of physical intimacy is of only brief duration and is defined by the rhythm of the heartbeat. Roland Barthes speaks at one point in his book Camera lucida (1980) on the differences between erotic and pornographic photography, of the “kairos of desire”.1 By way of illustration he includes the photograph Young Man with arm extended (1975), a self-portrait by Robert Mapplethorpe and considers it a perfect example of “the hand at the right degree of openness, the right density of abandonment.”2 Even if Barthes is thinking more strongly of the position of the outstretched hand, in Mapplethorpe’s photograph there is a clearly visible armpit that likewise functions as a central element of the abandonment innate in the pose. Tillmans manages with Heartbeat/Armpit to extend the photographic instant Barthes describes to form a filmic moment. In this way, a vibrant image of transient beauty arises from this mixture of physical abandonment and desire.
Philipp Fürnkäs
1 Roland Barthes, Camera Lucida, tr. R. Howard (Jonathan Cape, London, 1982), p. 70.
2 Ibid p. 68.
Tillmans Wolfgang 4349 4065 4051 4059 11381WOLFGANG TILLMANS, HEARTBEAT/ARMPIT, 2003
WOLFGANG TILLMANS, PEAS, 2003
WOLFGANG TILLMANS, PEAS, 2003
WOLFGANG TILLMANS, PEAS, 2003
WOLFGANG TILLMANS, PEAS, 2003
Peas Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2003Peas zeigt eine fast dreiminütige Studie schäumend kochender Erbsen als bildschirmfüllende Aufnahme. Im Point-of-View-Shot verharrt die subjektive Einstellung still auf dem Szenario der tanzenden grünen Kügelchen. Sowohl in der Frische der Farbe als auch in der Alltäglichkeit des Motivs (Gibt es etwas Englischeres als Erbsen?) ist Peastypisch für die Ästhetik von Wolfgang Tillmans, der als Deutscher seit langem in London lebt. Das gilt auch für den direkten Akt der Beobachtung. Der Umgang mit dem bewegten Bild und dem Medium Video sind dagegen atypisch für seine Arbeitsweise. In Peas setzt Tillmans die Videokamera ein, um Bewegung, Ton und Flüchtigkeit der Zeit einzufangen und darzustellen, was ihm mit den Mitteln der Fotokamera in dieser Unmittelbarkeit versagt bliebe.
Zunächst ist das blubbernde Kochen der Erbsen visuell und akustisch vorherrschend, fast einlullend. Sobald jedoch das Brodeln abebbt, schleicht sich langsam ein Bruch in die scheinbare Einfalt und heile Welt ein. Aus dem Off – man vermutet einen nebenbei laufenden Fernseher – schwillt eine geistliche Predigt zu einem erregten Crescendo an, euphorisch gehuldigt von einer entbrannten Gemeinde. Bei den Betrachter*innen steigt deutliches Unbehagen auf, wenn Skandierungen wie „You are never in danger!“ das Sprudeln übertönen und der Fokus sich auf die immer dominanter werdenden Stimmen von religiöser Intoleranz und ideologischer Reaktion verlagert, während sich im Bild zeitgleich die Wogen im Kochtopf zu einer sanften Ruhe glätten.
Durch subversive Synchronisierung lenkt Tillmans die Aufmerksamkeit weg vom Bild und richtet sie auf das nicht bildlich Dargestellte, den außerhalb des gezeigten Ausschnitts stattfindenden Moment. Sein Bewusstsein für das große Ganze lässt ihn Objekte sowohl in ihrer Eigenständigkeit wie auch als Teil eines Gesamtkontextes wahrnehmen. Diese Technik, in der die Darstellungsweise und die Rezeption des Bildes eine Verbindung eingehen, wendet er in Peas auf der Ebene der Konstituierung der Welt und des Selbsts innerhalb ihrer Erscheinung im Massenmedium Fernsehen an.
Anke Volkmer
Tillmans Wolfgang 4349 4065 4051 4059 11381WOLFGANG TILLMANS, PEAS, 2003
RYAN TRECARTIN, K-COREAINC.K (SECTION A), 2009
RYAN TRECARTIN, K-COREAINC.K (SECTION A), 2009
RYAN TRECARTIN, K-COREAINC.K (SECTION A), 2009
RYAN TRECARTIN, K-COREAINC.K (SECTION A), 2009
K-CoreaINC.K (section a) Courtesy of the artist and Elizabeth Dee Gallery, New York. Courtesy of the artist and Elizabeth Dee Gallery, New York. 2009Trill-ogy Comp besteht aus den drei eigenständigen Videos P.opular S.ky (section ish), Sibling Topics (section a) und K-CoreaINC.K (section a). Die einzelnen Videos stehen in einem schnellen Wechselspiel zueinander und folgen einer strukturalistischen Einheit von Form und Inhalt. Die formale Logik wird selbstreflexiv durch erzählerische Abstraktionen aufgebaut und dargestellt. Schon der Titel Trill-ogy Comp verweist auf eine in den Videos herrschende Korrelation. Der Triller (engl. trill) beschreibt die Abfolge von zwei benachbarten Tönen, die abwechselnd, schnell hintereinander mehrmalig wiederholt werden. Als Laut trifft hier ein gerolltes R auf die Abkürzung „comp“, wie in „komplementieren“, „Komplexität“ und „Komposition“ – interessant im Hinblick auf die musikalische Zusammenstellung oder auf den Prozess des digitalen Schneidens. Letzterer deutet auf Trecartins Arbeitsweise in der Nachproduktionsphase hin, in der der Künstler die Videoaufnahmen neu „komponiert“, indem er sie schneidet, die Stimmen der Akteur*innen verzerrt und visuelle Effekte einbaut.1
K-CoreaINC.K (section a) wird mit weißen Büromöbeln präsentiert und befasst sich mit der Unternehmenskultur in Zeiten der Globalisierung. Zwischen sterilen weißen Wänden steht ein runder Konferenztisch mit sieben Plagiaten des berühmten Bürodrehstuhls EA 119 von Charles und Ray Eames. Im Video treten einzelne Mitarbeiter*innen einer koreanischen Firma in wechselnden Konferenzschaltungen per Mobiltelefon oder Computer im Büro oder in einer Flugzeugattrappe in den Vordergrund. Sie sind einheitlich, um der Unternehmensidentität zu entsprechen, als „Koreaner*innen“ kostümiert, tragen blonde Perücken, legere Bürokleidung und haben ein weiß gepudertes Gesicht. Die Namen der Angestellten sind an die bilateralen Handelsbeziehungen des Unternehmens zu anderen Nationen angelehnt, beispielsweise „North America Korea“ oder „Mexico Korea“. Unterbrochen werden die einzelnen Sequenzen durch eine nicht enden wollende partyähnliche Besprechung der gesamten Belegschaft. Die Konferenz findet auf einem Parkplatz und in einem Wohnmobil statt, wobei die Chefin „Global Korea“ Anweisungen gibt, was zu tun ist. Die Gespräche der Mitarbeiter*innen sind von Fachwörtern aus der Geschäftswelt und ironischem oder polemischem Vokabular durchzogen. So fordern die Angestellten ihre Chefin dazu auf, eine Kollegin zu „feuern“. Doch statt die Mitarbeiterin zu entlassen, übergießen ihre Kolleg*innen sie mit Benzin und zünden sie an.
Anna-Alexandra Pfau
1 Vgl. Kevin McGarry, „Ryan Trecartin“, in: Fast Forward 2. The Power of Motion, Ausst.-Kat. Media Art Sammlung Goetz, ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe, Ostfildern 2010, S. 238.
Trill-ogy Comp consists of three independent videos: P.opular S.ky (section ish), Sibling Topics (section a), and K-CoreaINC.K (section a). The individual videos relate to each other in a rapid interplay, following a unified structure of form and content. Narrative abstractions construct and present the formal logic in a self-reflective way. The title Trill-ogy Comp refers to a correlation prevalent in the videos: the “trill” is a progression of two similar tones that are rapidly and repeatedly alternated. A trilled “r” is joined to the abbreviation “comp,” as in “complimentary,” “complexity,” and “composition”—interesting in reference to musical composition or to the process of digital editing. The latter referring to Trecartin’s working methods in the post-production phase, when the artist recomposes the video recordings through editing, distorting the actors’ voices, and adding visual effects.1
K-CoreaINC.K (section a) is presented with white office furniture, and deals with contemporary corporate culture in the age of globalization. Surrounded by sterile white walls, a round conference table stands with seven plagiarized copies of the famous swiveling office chair EA 119 by Charles and Ray Eames. In the video various employees of a Korean company appear in the foreground as part of alternating conference calls by cell phone or via computer in the office or in a mockup of an airplane. Their appearance is uniform, in accordance with their “corporate identity”; they are costumed as “Koreans” and wear blonde wigs and casual office clothes, and their faces are covered in white powder. The names of the employees are based on the company’s bilateral trade negotiations with other nations—for example, “North America Korea” or “Mexico Korea.” Individual sequences are interrupted by a cyclical, never-ending party-like meeting of all the employees. Meetings take place in a parking lot and in a trailer, where the boss “Global Korea” gives instructions about what has to be done. The conversations are littered with jargon from the business world and ironic or polemic vocabulary. When the employees request that their boss “fire” a colleague, instead of dismissing the employee from her job, the colleagues douse her in gasoline and set her on fire.
Anna-Alexandra Pfau
1 See Kevin McGarry, “Ryan Trecartin,” in: Fast Forward 2. The Power of Motion, exh. cat. Media Art Sammlung Goetz, ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe (Ostfildern, 2010), p. 238.
Trecartin Ryan 4350 4065 4051 4059 11381RYAN TRECARTIN, K-COREAINC.K (SECTION A), 2009
RYAN TRECARTIN, P.OPULAR S.KY (SECTION ISH), 2009
RYAN TRECARTIN, P.OPULAR S.KY (SECTION ISH), 2009
RYAN TRECARTIN, P.OPULAR S.KY (SECTION ISH), 2009
RYAN TRECARTIN, P.OPULAR S.KY (SECTION ISH), 2009
P.opular S.ky (section ish) Courtesy of the artist and Elizabeth Dee Gallery, New York. Courtesy of the artist and Elizabeth Dee Gallery, New York. 2009Trill-ogy Comp besteht aus den drei eigenständigen Videos P.opular S.ky (section ish), Sibling Topics (section a) und K-CoreaINC.K (section a). Die einzelnen Videos stehen in einem schnellen Wechselspiel zueinander und folgen einer strukturalistischen Einheit von Form und Inhalt. Die formale Logik wird selbstreflexiv durch erzählerische Abstraktionen aufgebaut und dargestellt. Schon der Titel Trill-ogy Comp verweist auf eine in den Videos herrschende Korrelation. Der Triller (engl. trill) beschreibt die Abfolge von zwei benachbarten Tönen, die abwechselnd, schnell hintereinander mehrmalig wiederholt werden. Als Laut trifft hier ein gerolltes R auf die Abkürzung „comp“, wie in „komplementieren“, „Komplexität“ und „Komposition“ – interessant im Hinblick auf die musikalische Zusammenstellung oder auf den Prozess des digitalen Schneidens. Letzterer deutet auf Trecartins Arbeitsweise in der Nachproduktionsphase hin, in der der Künstler die Videoaufnahmen neu „komponiert“, indem er sie schneidet, die Stimmen der Akteur*innen verzerrt und visuelle Effekte einbaut.1
P.opular S.ky (section ish) ist zwischen den beiden anderen Videos der Trilogie, vor braunrosafarbenen Wänden und zwei Picknicktischen mit dazugehörigen Bänken, installiert. Das Video setzt sich zu einer bildreichen digitalen Collage aus Videosequenzen mit Schauspieler*innen und grafischen Animationen zusammen. Ein linearer Handlungsbogen wird vermieden, stattdessen treten die aus den beiden anderen Videos bekannten Charaktere in finalen Situationen auf, die vorher schon angelegt wurden. Beispielsweise werden die Protagonist*innen aus Sibling Topics (section a) in einer Art Rückblende in ihre Kindheit versetzt und entsprechend von Kindern dargestellt. In einer anderen Szene bietet die Chefin „Global Korea“ aus K-CoreaINC.K (section a) ihren Mitarbeiter*innen an, aus der Rolle der Arbeitsgemeinschaft in die eines Freundeskreises zu wechseln, um sich gemeinsam zu amüsieren.
Anna-Alexandra Pfau
1 Vgl. Kevin McGarry, „Ryan Trecartin“, in: Fast Forward 2. The Power of Motion, Ausst.-Kat. Media Art Sammlung Goetz, ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe, Ostfildern 2010, S. 238.
Trill-ogy Comp consists of three independent videos: P.opular S.ky (section ish), Sibling Topics (section a), and K-CoreaINC.K (section a). The individual videos relate to each other in a rapid interplay, following a unified structure of form and content. Narrative abstractions construct and present the formal logic in a self-reflective way. The title Trill-ogy Comp refers to a correlation prevalent in the videos: the “trill” is a progression of two similar tones that are rapidly and repeatedly alternated. A trilled “r” is joined to the abbreviation “comp,” as in “complimentary,” “complexity,” and “composition”—interesting in reference to musical composition or to the process of digital editing. The latter referring to Trecartin’s working methods in the post-production phase, when the artist recomposes the video recordings through editing, distorting the actors’ voices, and adding visual effects.1
P.opular S.ky (section ish) is installed between the two other videos in the trilogy; the walls are brownish-pink and the space contains two picnic tables with integrated benches. The video is composed of a rich digital collage of video sequences of actors and graphic animation. A linear narrative arc is avoided, and instead familiar characters from the other two videos appear in final situations that have already been set up. For example, the protagonists of Sibling Topics (section a), played by child actors, go back to their childhoods in a kind of flashback. In another scene the boss of “Global Korea” in K-CoreaINC.K (section a) asks her co-workers if they want to make their work team into a friend group, so they can have fun together.
Anna-Alexandra Pfau
1 See Kevin McGarry, “Ryan Trecartin,” in: Fast Forward 2. The Power of Motion, exh. cat. Media Art Sammlung Goetz, ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe (Ostfildern, 2010), p. 238.
Trecartin Ryan 4350 4065 4051 4059 11381RYAN TRECARTIN, P.OPULAR S.KY (SECTION ISH), 2009
RYAN TRECARTIN, SIBLING TOPICS (SECTION A), 2009
RYAN TRECARTIN, SIBLING TOPICS (SECTION A), 2009
RYAN TRECARTIN, SIBLING TOPICS (SECTION A), 2009
RYAN TRECARTIN, SIBLING TOPICS (SECTION A), 2009
Sibling Topics (section a) Courtesy of the artist and Elizabeth Dee Gallery, New York. Courtesy of the artist and Elizabeth Dee Gallery, New York. 2009Trill-ogy Comp besteht aus den drei eigenständigen Videos P.opular S.ky (section ish), Sibling Topics (section a) und K-CoreaINC.K (section a). Die einzelnen Videos stehen in einem schnellen Wechselspiel zueinander und folgen einer strukturalistischen Einheit von Form und Inhalt. Die formale Logik wird selbstreflexiv durch erzählerische Abstraktionen aufgebaut und dargestellt. Schon der Titel Trill-ogy Comp verweist auf eine in den Videos herrschende Korrelation. Der Triller (engl. trill) beschreibt die Abfolge von zwei benachbarten Tönen, die abwechselnd, schnell hintereinander mehrmalig wiederholt werden. Als Laut trifft hier ein gerolltes R auf die Abkürzung „comp“, wie in „komplementieren“, „Komplexität“ und „Komposition“ – interessant im Hinblick auf die musikalische Zusammenstellung oder auf den Prozess des digitalen Schneidens. Letzterer deutet auf Trecartins Arbeitsweise in der Nachproduktionsphase hin, in der der Künstler die Videoaufnahmen neu „komponiert“, indem er sie schneidet, die Stimmen der Akteur*innen verzerrt und visuelle Effekte einbaut.1
Sibling Topics (section a) wird im Umfeld von dunkeltürkisen Wänden und Flugzeugsesseln präsentiert. Das Video übertragt die Themen Gemeinschaft, Identität und Zugehörigkeit, die bereits in K-CoreaINC.K (section a) im ökonomischen Kontext auftreten, auf den familiären Bereich. Wie der Titel bereits suggeriert, handelt das Video von vier Schwestern: Ceader, Britt, Adobe und Deno, deren Namen auf Computersoftwarebezeichnungen zurückzuführen sind. Die Geschwister, die von Trecartin selbst gespielt werden, erleben in einzelnen Episoden verschiedene Abenteuer, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielen, aber in eine lineare Handlungsstruktur eingebettet sind. Sibling Topics (section a) beginnt mit Babygeschrei und einer Ansprache einer Schwangeren, die Yogaübungen ausübt. Jenseits der biologischen Realität ist sie bereits im elften Monat schwanger. Die werdende Mutter spricht zwei Tage bevor sie sterben wird und siebenundzwanzig Jahre bevor die Vierlinge die Videoansprache ihrer Mutter sehen werden zu ihren ungeborenen Kindern. Mit dem Satz „Warum sollte ich an etwas arbeiten, von dem ich schon weiß, dass es passieren wird?“, beendet sie ihren Monolog und verweist zugleich auf die in der fortlaufenden Handlung angelegte „Prämissen“-Struktur (engl. premise). Diverse Situationen werden von den Akteur*innen vorausgesehen und in den darauf folgenden Sequenzen von den Protagonist*innen genauso ausgeführt. In der Art eines Reality-TV-Formats reagieren die vier Schwestern, direkt in die Kamera sprechend, auf die Videobotschaften ihrer Mutter oder die ihrer Geschwister. Thematisch drehen sich die Gespräche der Familienmitglieder um ihre Beziehungen zueinander sowie um die Idee der „Familie als Unternehmen“. So sagt Ceader: „Ich bin diese gemeinnützigen Familienangelegenheiten so leid. Sie sind kränkend, jedoch lebensbejahend. Danke, Mama. Du hast mir sehr geholfen. Ich wollte aufgeben – mich zu kümmern.“ Im Verlauf der Handlung verschwimmen die Grenzen zwischen den vier Charakteren immer mehr, sodass sie sich am Ende nicht darüber im Klaren sind, wie sich ihre eigene Identität von der ihrer Schwestern unterscheidet.
Anna-Alexandra Pfau
1 Vgl. Kevin McGarry, „Ryan Trecartin“, in: Fast Forward 2. The Power of Motion, Ausst.-Kat. Media Art Sammlung Goetz, ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe, Ostfildern 2010, S. 238.
Trill-ogy Comp consists of three independent videos: P.opular S.ky (section ish), Sibling Topics (section a), and K-CoreaINC.K (section a). The individual videos relate to each other in a rapid interplay, following a unified structure of form and content. Narrative abstractions construct and present the formal logic in a self-reflective way. The title Trill-ogy Comp refers to a correlation prevalent in the videos: the “trill” is a progression of two similar tones that are rapidly and repeatedly alternated. A trilled “r” is joined to the abbreviation “comp,” as in “complimentary,” “complexity,” and “composition”—interesting in reference to musical composition or to the process of digital editing. The latter referring to Trecartin’s working methods in the post-production phase, when the artist recomposes the video recordings through editing, distorting the actors’ voices, and adding visual effects.1
Sibling Topics (section a) is presented in an environment of dark turquoise walls and airplane seats. The video transposes the themes of community, identity, and affiliation that have already appeared in the economic context of K-CoreaINC.K (section a) to the familial territory. As the title suggests the video is about four sisters: Ceader, Britt, Adobe, and Deno, whose names can be traced back to types of computer software. The sisters, all of whom are played by Trecartin himself, experience a variety of adventures in individual episodes, which play out in different time frames, but are embedded in a linear plot structure. Sibling Topics (section a) starts with a baby crying and a speech given by a pregnant woman who is practicing yoga. Beyond biological reality, she is eleven months pregnant. The mother-to-be speaks to her as-yet unborn children two days before she herself will die, and twenty-seven years before the quadruplets will see the video of their mother. She ends her monologue with the sentence, “Why work on something I already know is happening?”, while at the same time referring to the premise set up in the rest of the plot. Predetermined situations are predicted by the actors and in the ensuing sequences they are carried out by the protagonists precisely as described. In a kind of reality-TV format, the four sisters, speaking directly to the camera, react to the video messages from their mother or each other. Thematically, the conversations of the family members turn on their relationships to each other as well as the idea of the “family as company.” As Ceader says: “I am so sick of my non-profit family matter. Offended—it’s life-affirming. Thanks, Mom. You helped me. I wanted to quit— caring.” Over the course of the narrative the boundaries between the four characters become increasingly blurred, so that ultimately no one is sure any more about where her own identity ends and those of her sisters’ begin.
Anna-Alexandra Pfau
1 See Kevin McGarry, “Ryan Trecartin,” in: Fast Forward 2. The Power of Motion, exh. cat. Media Art Sammlung Goetz, ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe (Ostfildern, 2010), p. 238.
Trecartin Ryan 4350 4065 4051 4059 11381RYAN TRECARTIN, SIBLING TOPICS (SECTION A), 2009
STEPHEN VITIELLO, IN THE WOODS, 2015
STEPHEN VITIELLO, IN THE WOODS, 2015
STEPHEN VITIELLO, IN THE WOODS, 2015
STEPHEN VITIELLO, IN THE WOODS, 2015
In The Woods Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Im Verlauf jeder der sechs Klangarbeiten von Vitiello wird vom Künstler ein Auszug aus einem Roman verlesen und durch einen modularen Synthesizer verarbeitet. Für jeden Text ist auf dem Synthesizer ein bestimmter Patch vorgesehen. Die sich daraus ergebende Klangkomposition gibt den Klang der Verarbeitung wieder, sodass die ursprüngliche menschliche Stimme überdeckt wird und eine abstrakte Klangarbeit der wesentlichen Merkmale des Originaltextes, ohne die eigentlichen Wörter, übrigbleibt. Gelesen wird unter anderem aus Die Wellen von Virgina Woolf, In meinen Taschen die Sterne wie Staub von Samuel Delaney sowie Ratner’s Star von Don Delillo.
Stephen Vitiello
Throughout each of Vitiello’s 6 sound pieces, an excerpt from a novel is read by the artist and processed through a modular synthesizer. A unique patch on the synthesizer is created for each text. The resulting sound composition presents the sound of the processing, so that the original human voice is obliterated, leaving an abstract sound work of an essence of the original text, without the actual words. Readings include excerpts from Virginia Woolf’s The Waves, Samuel Delaney’s Stars In My Pocket, Like Grains of Sand and Don Delillo’s Ratner’s Star.
Stephen Vitiello
Vitiello Stephen 4359 4066 4046 4059 12509 11381STEPHEN VITIELLO, IN THE WOODS, 2015
STEPHEN VITIELLO, RATNER’S STAR, 2015
STEPHEN VITIELLO, RATNER’S STAR, 2015
STEPHEN VITIELLO, RATNER’S STAR, 2015
STEPHEN VITIELLO, RATNER’S STAR, 2015
Ratner’s Star Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Im Verlauf jeder der sechs Klangarbeiten von Vitiello wird vom Künstler ein Auszug aus einem Roman verlesen und durch einen modularen Synthesizer verarbeitet. Für jeden Text ist auf dem Synthesizer ein bestimmter Patch vorgesehen. Die sich daraus ergebende Klangkomposition gibt den Klang der Verarbeitung wieder, sodass die ursprüngliche menschliche Stimme überdeckt wird und eine abstrakte Klangarbeit der wesentlichen Merkmale des Originaltextes, ohne die eigentlichen Wörter, übrigbleibt. Gelesen wird unter anderem aus Die Wellen von Virgina Woolf, In meinen Taschen die Sterne wie Staub von Samuel Delaney sowie Ratner’s Star von Don Delillo.
Throughout each of Vitiello’s 6 sound pieces, an excerpt from a novel is read by the artist and processed through a modular synthesizer. A unique patch on the synthesizer is created for each text. The resulting sound composition presents the sound of the processing, so that the original human voice is obliterated, leaving an abstract sound work of an essence of the original text, without the actual words. Readings include excerpts from Virginia Woolf’s The Waves, Samuel Delaney’s Stars In My Pocket, Like Grains of Sand and Don Delillo’s Ratner’s Star.
Vitiello Stephen 4359 4066 4046 4059 12509 11381STEPHEN VITIELLO, RATNER’S STAR, 2015
STEPHEN VITIELLO, STARS IN MY POCKET LIKE GRAINS OF SAND, 2015
STEPHEN VITIELLO, STARS IN MY POCKET LIKE GRAINS OF SAND, 2015
STEPHEN VITIELLO, STARS IN MY POCKET LIKE GRAINS OF SAND, 2015
STEPHEN VITIELLO, STARS IN MY POCKET LIKE GRAINS OF SAND, 2015
Stars In My Pockets Like Grains Of Sand Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Im Verlauf jeder der sechs Klangarbeiten von Vitiello wird vom Künstler ein Auszug aus einem Roman verlesen und durch einen modularen Synthesizer verarbeitet. Für jeden Text ist auf dem Synthesizer ein bestimmter Patch vorgesehen. Die sich daraus ergebende Klangkomposition gibt den Klang der Verarbeitung wieder, sodass die ursprüngliche menschliche Stimme überdeckt wird und eine abstrakte Klangarbeit der wesentlichen Merkmale des Originaltextes, ohne die eigentlichen Wörter, übrigbleibt. Gelesen wird unter anderem aus Die Wellen von Virgina Woolf, In meinen Taschen die Sterne wie Staub von Samuel Delaney sowie Ratner’s Star von Don Delillo.
Throughout each of Vitiello’s 6 sound pieces, an excerpt from a novel is read by the artist and processed through a modular synthesizer. A unique patch on the synthesizer is created for each text. The resulting sound composition presents the sound of the processing, so that the original human voice is obliterated, leaving an abstract sound work of an essence of the original text, without the actual words. Readings include excerpts from Virginia Woolf’s The Waves, Samuel Delaney’s Stars In My Pocket, Like Grains of Sand and Don Delillo’s Ratner’s Star.
Vitiello Stephen 4359 4066 4046 4059 12509 11381STEPHEN VITIELLO, STARS IN MY POCKET LIKE GRAINS OF SAND, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE BONE CLOCKS, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE BONE CLOCKS, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE BONE CLOCKS, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE BONE CLOCKS, 2015
The Bone Clocks Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Im Verlauf jeder der sechs Klangarbeiten von Vitiello wird vom Künstler ein Auszug aus einem Roman verlesen und durch einen modularen Synthesizer verarbeitet. Für jeden Text ist auf dem Synthesizer ein bestimmter Patch vorgesehen. Die sich daraus ergebende Klangkomposition gibt den Klang der Verarbeitung wieder, sodass die ursprüngliche menschliche Stimme überdeckt wird und eine abstrakte Klangarbeit der wesentlichen Merkmale des Originaltextes, ohne die eigentlichen Wörter, übrigbleibt. Gelesen wird unter anderem aus Die Wellen von Virgina Woolf, In meinen Taschen die Sterne wie Staub von Samuel Delaney sowie Ratner’s Star von Don Delillo.
Throughout each of Vitiello’s 6 sound pieces, an excerpt from a novel is read by the artist and processed through a modular synthesizer. A unique patch on the synthesizer is created for each text. The resulting sound composition presents the sound of the processing, so that the original human voice is obliterated, leaving an abstract sound work of an essence of the original text, without the actual words. Readings include excerpts from Virginia Woolf’s The Waves, Samuel Delaney’s Stars In My Pocket, Like Grains of Sand and Don Delillo’s Ratner’s Star.
Vitiello Stephen 4359 4066 4046 4059 12509 11381STEPHEN VITIELLO, THE BONE CLOCKS, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WAVES, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WAVES, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WAVES, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WAVES, 2015
The Waves Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Im Verlauf jeder der sechs Klangarbeiten von Vitiello wird vom Künstler ein Auszug aus einem Roman verlesen und durch einen modularen Synthesizer verarbeitet. Für jeden Text ist auf dem Synthesizer ein bestimmter Patch vorgesehen. Die sich daraus ergebende Klangkomposition gibt den Klang der Verarbeitung wieder, sodass die ursprüngliche menschliche Stimme überdeckt wird und eine abstrakte Klangarbeit der wesentlichen Merkmale des Originaltextes, ohne die eigentlichen Wörter, übrigbleibt. Gelesen wird unter anderem aus Die Wellen von Virgina Woolf, In meinen Taschen die Sterne wie Staub von Samuel Delaney sowie Ratner’s Star von Don Delillo.
Throughout each of Vitiello’s 6 sound pieces, an excerpt from a novel is read by the artist and processed through a modular synthesizer. A unique patch on the synthesizer is created for each text. The resulting sound composition presents the sound of the processing, so that the original human voice is obliterated, leaving an abstract sound work of an essence of the original text, without the actual words. Readings include excerpts from Virginia Woolf’s The Waves, Samuel Delaney’s Stars In My Pocket, Like Grains of Sand and Don Delillo’s Ratner’s Star.
Vitiello Stephen 4359 4059 4046 4066 12509 11381STEPHEN VITIELLO, THE WAVES, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WRATH OF ANGELS, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WRATH OF ANGELS, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WRATH OF ANGELS, 2015
STEPHEN VITIELLO, THE WRATH OF ANGELS, 2015
The Wrath of Angels Courtesy of the artist and Daata, London. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Im Verlauf jeder der sechs Klangarbeiten von Vitiello wird vom Künstler ein Auszug aus einem Roman verlesen und durch einen modularen Synthesizer verarbeitet. Für jeden Text ist auf dem Synthesizer ein bestimmter Patch vorgesehen. Die sich daraus ergebende Klangkomposition gibt den Klang der Verarbeitung wieder, sodass die ursprüngliche menschliche Stimme überdeckt wird und eine abstrakte Klangarbeit der wesentlichen Merkmale des Originaltextes, ohne die eigentlichen Wörter, übrigbleibt. Gelesen wird unter anderem aus Die Wellen von Virgina Woolf, In meinen Taschen die Sterne wie Staub von Samuel Delaney sowie Ratner’s Star von Don Delillo.
Throughout each of Vitiello’s 6 sound pieces, an excerpt from a novel is read by the artist and processed through a modular synthesizer. A unique patch on the synthesizer is created for each text. The resulting sound composition presents the sound of the processing, so that the original human voice is obliterated, leaving an abstract sound work of an essence of the original text, without the actual words. Readings include excerpts from Virginia Woolf’s The Waves, Samuel Delaney’s Stars In My Pocket, Like Grains of Sand and Don Delillo’s Ratner’s Star.
Vitiello Stephen 4359 4066 4046 4059 12509 11381STEPHEN VITIELLO, THE WRATH OF ANGELS, 2015
WANGSHUI, FROM ITS MOUTH CAME A RIVER OF HIGH-END RESIDENTIAL APPLIANCES, 2018
WANGSHUI, FROM ITS MOUTH CAME A RIVER OF HIGH-END RESIDENTIAL APPLIANCES, 2018
WANGSHUI, FROM ITS MOUTH CAME A RIVER OF HIGH-END RESIDENTIAL APPLIANCES, 2018
WANGSHUI, FROM ITS MOUTH CAME A RIVER OF HIGH-END RESIDENTIAL APPLIANCES, 2018
From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2018From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2018) nutzt persönliche und kollektive Mythologien, um die Fluidität von identitätsbasiertem Wissen zu erforschen. Für das Video engagierte WangShui eine*n Drohnenpilot*in, der*die architektonische Interventionen in Wohnhäusern im Stadtteil Bel-Air in Hong Kong aufnahm. Entsprechend der Lehre des Feng Shui verfügt jedes der luxuriösen Hochhäuser über einen Hohlraum im Zentrum des Gebäudes, der es Drachen ermöglicht zum Fluss zu gelangen, um zu trinken. Mit den Löchern, so merkt der*die Künstler*in an, wird der Mythologie und dem ästhetischen Empfinden Vorrang gegeben gegenüber der Rentabilität – in einer Gegend, in der Wohnungen zu Preisen von bis zu 200.000 $ pro Quadratmeter gehandelt werden. Die Leerstellen sind materialisierte Akte des ideologischen Widerstands gegen die Rationalität und den Autoritarismus der chinesischen Regierung auf einem Territorium, das bis vor Kurzem noch über ein gewisses Maß an politischer Autonomie gegenüber Festlandchina verfügte. Die langsamen Aufnahmen stammen von einer Drohne, während die begleitende Erzählung, die die Vorgeschichte des Videos vermittelt, von dem*der Künstler*in eingesprochen worden ist. Im Verlauf des Videos lässt WangShui die eigene veränderliche Subjektivität und die persönliche Mythologie über die Figur des gestaltwandlerischen Drachens Shen in zunehmendem Maße in die Erzählung einfließen. Der Drache, der durch die Löcher in den Gebäuden fliegt, ist die Drohne, aber auch die Kamera, die Linse und der*die Künstler*in selbst.
Rachel Vera Steinberg
From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2018) uses personal and cultural mythologies to explore the fluidity of identity-based knowledge. For the production of this video, WangShui hired a drone pilot to film architectural interventions in “Residence Bel-Air,” a luxury apartment complex along the Repulse Bay waterfront in Hong Kong. In accordance with the principles of feng shui, each of the luxury high-rises contains an empty space in the building’s center so as to allow dragons to pass through and drink from the river. These holes, the artist notes, privilege mythology and aesthetic pleasure over profitability in an area where apartments are sold at $200,000 per square foot. They thereby serve as a physical form of ideological resistance to the rationality and authoritarianism of the Chinese government in a territory that, until very recently, retained some degree of political autonomy from mainland China. The slow-moving footage was filmed with a drone and narrated by the artist, who details the events that led to the filming. Throughout the video, the artist increasingly inserts their own shifting subjectivity into the narrative. They weave their own mythology into the story of the shapeshifting Shen dragon, which can take the form of animals, humans, or objects. The dragon passing through the holes in the building is the drone, but it is also the camera, the lens, and the artist themself.
Rachel Vera Steinberg
WangShui 11282 4051 4066 11381WANGSHUI, FROM ITS MOUTH CAME A RIVER OF HIGH-END RESIDENTIAL APPLIANCES, 2018
ANDRO WEKUA, NEVER SLEEP WITH A STRAWBERRY IN YOUR MOUTH, 2010
ANDRO WEKUA, NEVER SLEEP WITH A STRAWBERRY IN YOUR MOUTH, 2010
ANDRO WEKUA, NEVER SLEEP WITH A STRAWBERRY IN YOUR MOUTH, 2010
ANDRO WEKUA, NEVER SLEEP WITH A STRAWBERRY IN YOUR MOUTH, 2010
Never Sleep with a Strawberry in Your Mouth Courtesy of the artist and Gladstone Gallery, New York/Brussels and Sprüth Magers, Berlin/London/Los Angeles. Courtesy of the artist and Gladstone Gallery, New York/Brussels and Sprüth Magers, Berlin/London/Los Angeles. 2010Die Kamera bleibt an einer einsamen Gestalt hängen. Eine zarte Maske aus Wachs überzieht das Gesicht und verbirgt die Gesichtszüge. Es handelt sich um einen Jungen, der auf dem Balkon eines großen Gebäudes steht und verträumt auf das Meer blickt. Wir folgen ihm ins Innere. Sphärisch-dissonante Klänge ertönen. Versonnen erkundet er einzelne Räume des Hauses: ein Esszimmer mit weißem Piano, ein schmaler Gang und eine holzvertäfelte Kammer mit Schaukelstuhl. Er lässt sich vor dem Klavier nieder und stimmt eine eingängige Melodie an. Plötzlich verselbstständigen sich die Töne. Angst, Schrecken, Verstörung; puppenhafte Figuren bedrängen ihn. Gefangen in Raum und Zeit, scheint eine Flucht unmöglich, das Vertraute wendet sich ins Unheimliche. Die Situation nimmt albtraumhafte Züge an. Resigniert fügt sich dieser wundersame Junge in sein Schicksal. Ein Wesen, aus einer fremden Welt stammend, lässt alle Figuren verschwinden und nimmt den Platz der Protagonisten ein. Ebenso plötzlich, wie das Horrorszenario entstanden ist, löst es sich wieder auf.
Wie lassen sich die Bilder geistig fassen, die vor unserem Auge sichtbar werden? Auf der Schwelle zwischen Schlaf und Erwachen folgt der Film samt seines rätselhaften Titels Never Sleep with a Strawberry in Your Mouth (2010) einer Traumlogik. Teils Realität, teils Fiktion, verbindet Andro Wekua in seinen Installationen, Collagen und Filmen persönliche und traumatische Erinnerungen seiner Kindheit mit realhistorischen Kontexten. Aufgewachsen in der damaligen sowjetischen Republik Georgien, wurde Wekua im Zuge des Bürgerkriegs1 aus dem einstigen Urlaubsparadies Sochumi am Schwarzen Meer vertrieben. Können wir uns gänzlich von traumatischen Erlebnissen befreien? Reduziert man Wekuas Œuvre auf autobiografische Referenzen und die Traumatisierung durch die Schrecken seiner Kindheit, so unterliegt man einer Vereinfachung, die nicht nur der Künstler für sich selbst verneint, sondern die überdies auch eine Beschränkung und nicht zutreffende Deutung wäre.2 Vielmehr folgt die Bildsprache des Künstlers einer narrativen Struktur, in der beklemmende Szenarien aus Träumen, Erinnerungen, Sehnsüchten und Ängsten sich mit Elementen des Horrorfilms, des Surrealen und der Science-Fiction zu einer hyperrealen Ästhetik manifestieren. Ähnlich seiner Collagen fügt er einzelne Teile zusammen, kreiert Neues und schafft mit Elementen der Virtual-Reality in seiner filmischen Arbeit Never Sleep with a Strawberry in Your Mouth eine neue Wirklichkeit.
Wekuas Kunst ist nicht ganz Wirklichkeit, nicht ganz Fiktion, will sich nicht festlegen, sondern deutet nur an, lässt Raum für Interpretationen und bleibt rätselhaft.
Marlen Lienkamp
1 Viele Einwohner Georgiens waren in den 90er Jahren zur Flucht gezwungen, als am 27. September 1993 ein Bürgerkrieg und die damit verbundene „ethnische Säuberung“ über die georgische Zivilbevölkerung Abchasiens in der Hauptstadt Sochumi hereinbrach.
2 Vgl. Andro Wekua: If there ever was one, hrsg. von Sandra Gianfreda, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Winterthur, Zürich 2006.
The camera lingers on a solitary figure. A delicate wax mask covers the face, concealing the features. It is a boy, standing on the balcony of a large house looking dreamily at the sea. We follow him inside the building. We hear ethereal yet dissonant sounds. Lost in thought he explores individual rooms of the house: a dining room with a white piano, a narrow hallway, and a wood-paneled room with a rocking chair. He sits at the piano and plays a catchy melody. Suddenly the sounds take on a life of their own. Fear, terror, distraction; doll-like figures crowd around the protagonist. Trapped in time and space, it seems escape is impossible; the familiar turns sinister. The situation takes on nightmarish characteristics. Resigned, this wondrous boy submits to his fate. A creature from another world banishes all of the characters and assumes the role of protagonist. And just as suddenly as the horror scenario appeared, it completely vanishes again.
How are we to interpret the images we see? On the threshold between sleep and awakening, the film, along with its enigmatic title Never Sleep with a Strawberry in Your Mouth (2010), follows a dream-logic. Part reality, part fiction, Andro Wekua’s installations, collages, and films combine personal, traumatic memories from his childhood with present-day contexts. Having grown up in the former Soviet republic of Georgia, Andro Wekua was driven out of Sukhumi, a former vacation destination on the Black Sea, in the course of the civil war.1 Can we ever entirely liberate ourselves from traumatic experiences? Reducing his oeuvre to autobiographical references and traumatization due to the horrors of his childhood is a gross simplification, which the artist himself denies, and moreover would also be a limiting and inaccurate interpretation.2 Rather, the artist’s visual vocabulary follows a narrative structure in which frightening scenarios from dreams, memories, desires, and fears blend with elements of the horror movie, the surreal, and sci-fi to create a hyperreal aesthetic. Similar to his collages, in his film work Never Sleep with a Strawberry in Your Mouth Andro Wekua pieces together individual components, creating and shaping a new reality using elements of virtual reality.
Wekua’s art is not entirely reality and not entirely fiction. It does not want to decide, but rather simply gives hints, leaves room for interpretation and remains enigmatic.
Marlen Lienkamp
1 Many Georgians were forced to flee during the conflict in the 1990s. On September 27, 1993 the city was taken and “ethnic cleansing” befell the civilian Georgian population of Abkhazia in the capital Sukhumi.
2 See Andro Wekua: If there ever was one, ed. by Sandra Gianfreda, exh. cat. Kunstmuseum Winterthur (Zurich, 2006).
Wekua Andro 4367 4066 4051 4059 11381ANDRO WEKUA, NEVER SLEEP WITH A STRAWBERRY IN YOUR MOUTH, 2010
CHLOE WISE, DO YOU REALLY THINK HE FINGERED HER, 2015
CHLOE WISE, DO YOU REALLY THINK HE FINGERED HER, 2015
CHLOE WISE, DO YOU REALLY THINK HE FINGERED HER, 2015
CHLOE WISE, DO YOU REALLY THINK HE FINGERED HER, 2015
do you really think he fingered her © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos mit dem gemeinsamen Titel Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015) von Chloe Wise spielen alle in Boca Raton, Florida. Hierin tritt Robin Fox, eine Freundin der Künstlerin, als Hauptdarstellerin auf. Fox trägt die Kleidung von Wise und rezitiert zufällig mitgehörte Satzfetzen, die Wise während eines einwöchigen Aufenthalts auf der Art Basel Miami Beach sammelte und persönlichen Gesprächen von Freund*innen der Künstlerin entnommen wurden. Fox verkörpert auf bravouröse Weise eine Symbiose der verschiedenen Rollen und agiert als Medium, in dem multiple Identitäten zusammenlaufen.
Chloe Wise
Set in Boca Raton, Florida, Chloe Wise’s 6 videos, collectively titled Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015), stars hired actress and friend of the artist, Robin Fox. Fox, dressed in Wise’s attire, recites overheard phrases taken from Wise’s week at Art Basel Miami Beach, pillaging from personal conversations between the artist’s friends. Fox gallantly performs a symbiosis of personas, acting as a medium for the convergence of multiple identities.
Chloe Wise
Wise Chloe 4371 4066 4051 4059 12509 11381CHLOE WISE, DO YOU REALLY THINK HE FINGERED HER, 2015
CHLOE WISE, SHE’S SO TALENTED, 2015
CHLOE WISE, SHE’S SO TALENTED, 2015
CHLOE WISE, SHE’S SO TALENTED, 2015
CHLOE WISE, SHE’S SO TALENTED, 2015
she’s so talented © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos mit dem gemeinsamen Titel Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015) von Chloe Wise spielen alle in Boca Raton, Florida. Hierin tritt Robin Fox, eine Freundin der Künstlerin, als Hauptdarstellerin auf. Fox trägt die Kleidung von Wise und rezitiert zufällig mitgehörte Satzfetzen, die Wise während eines einwöchigen Aufenthalts auf der Art Basel Miami Beach sammelte und persönlichen Gesprächen von Freund*innen der Künstlerin entnommen wurden. Fox verkörpert auf bravouröse Weise eine Symbiose der verschiedenen Rollen und agiert als Medium, in dem multiple Identitäten zusammenlaufen.
Set in Boca Raton, Florida, Chloe Wise’s 6 videos, collectively titled Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015), stars hired actress and friend of the artist, Robin Fox. Fox, dressed in Wise’s attire, recites overheard phrases taken from Wise’s week at Art Basel Miami Beach, pillaging from personal conversations between the artist’s friends. Fox gallantly performs a symbiosis of personas, acting as a medium for the convergence of multiple identities.
Wise Chloe 4371 4066 4051 4059 12509 11381CHLOE WISE, SHE’S SO TALENTED, 2015
CHLOE WISE, SHOULD I ADD AN EMOJI, 2015
CHLOE WISE, SHOULD I ADD AN EMOJI, 2015
CHLOE WISE, SHOULD I ADD AN EMOJI, 2015
CHLOE WISE, SHOULD I ADD AN EMOJI, 2015
should I add an emoji © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos mit dem gemeinsamen Titel Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015) von Chloe Wise spielen alle in Boca Raton, Florida. Hierin tritt Robin Fox, eine Freundin der Künstlerin, als Hauptdarstellerin auf. Fox trägt die Kleidung von Wise und rezitiert zufällig mitgehörte Satzfetzen, die Wise während eines einwöchigen Aufenthalts auf der Art Basel Miami Beach sammelte und persönlichen Gesprächen von Freund*innen der Künstlerin entnommen wurden. Fox verkörpert auf bravouröse Weise eine Symbiose der verschiedenen Rollen und agiert als Medium, in dem multiple Identitäten zusammenlaufen.
Set in Boca Raton, Florida, Chloe Wise’s 6 videos, collectively titled Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015), stars hired actress and friend of the artist, Robin Fox. Fox, dressed in Wise’s attire, recites overheard phrases taken from Wise’s week at Art Basel Miami Beach, pillaging from personal conversations between the artist’s friends. Fox gallantly performs a symbiosis of personas, acting as a medium for the convergence of multiple identities.
Wise Chloe 4371 4066 4051 4059 12509 11381CHLOE WISE, SHOULD I ADD AN EMOJI, 2015
CHLOE WISE, THE HOTEL GAVE US WINE, 2015
CHLOE WISE, THE HOTEL GAVE US WINE, 2015
CHLOE WISE, THE HOTEL GAVE US WINE, 2015
CHLOE WISE, THE HOTEL GAVE US WINE, 2015
the hotel gave us wine © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos mit dem gemeinsamen Titel Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015) von Chloe Wise spielen alle in Boca Raton, Florida. Hierin tritt Robin Fox, eine Freundin der Künstlerin, als Hauptdarstellerin auf. Fox trägt die Kleidung von Wise und rezitiert zufällig mitgehörte Satzfetzen, die Wise während eines einwöchigen Aufenthalts auf der Art Basel Miami Beach sammelte und persönlichen Gesprächen von Freund*innen der Künstlerin entnommen wurden. Fox verkörpert auf bravouröse Weise eine Symbiose der verschiedenen Rollen und agiert als Medium, in dem multiple Identitäten zusammenlaufen.
Set in Boca Raton, Florida, Chloe Wise’s 6 videos, collectively titled Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015), stars hired actress and friend of the artist, Robin Fox. Fox, dressed in Wise’s attire, recites overheard phrases taken from Wise’s week at Art Basel Miami Beach, pillaging from personal conversations between the artist’s friends. Fox gallantly performs a symbiosis of personas, acting as a medium for the convergence of multiple identities.
Wise Chloe 4371 4051 4066 4059 12509 11381CHLOE WISE, THE HOTEL GAVE US WINE, 2015
CHLOE WISE, WE HAD A TRAUMATIC THREEWAY, 2015
CHLOE WISE, WE HAD A TRAUMATIC THREEWAY, 2015
CHLOE WISE, WE HAD A TRAUMATIC THREEWAY, 2015
CHLOE WISE, WE HAD A TRAUMATIC THREEWAY, 2015
we had a traumatic threeway © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos mit dem gemeinsamen Titel Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015) von Chloe Wise spielen alle in Boca Raton, Florida. Hierin tritt Robin Fox, eine Freundin der Künstlerin, als Hauptdarstellerin auf. Fox trägt die Kleidung von Wise und rezitiert zufällig mitgehörte Satzfetzen, die Wise während eines einwöchigen Aufenthalts auf der Art Basel Miami Beach sammelte und persönlichen Gesprächen von Freund*innen der Künstlerin entnommen wurden. Fox verkörpert auf bravouröse Weise eine Symbiose der verschiedenen Rollen und agiert als Medium, in dem multiple Identitäten zusammenlaufen.
Set in Boca Raton, Florida, Chloe Wise’s 6 videos, collectively titled Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015), stars hired actress and friend of the artist, Robin Fox. Fox, dressed in Wise’s attire, recites overheard phrases taken from Wise’s week at Art Basel Miami Beach, pillaging from personal conversations between the artist’s friends. Fox gallantly performs a symbiosis of personas, acting as a medium for the convergence of multiple identities.
Wise Chloe 4371 4066 4051 4059 12509 11381CHLOE WISE, WE HAD A TRAUMATIC THREEWAY, 2015
CHLOE WISE, WE’VE BEEN DRINKING SINCE NOON, 2015
CHLOE WISE, WE’VE BEEN DRINKING SINCE NOON, 2015
CHLOE WISE, WE’VE BEEN DRINKING SINCE NOON, 2015
CHLOE WISE, WE’VE BEEN DRINKING SINCE NOON, 2015
we’ve been drinking since noon © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. © VG Bild-Kunst, Bonn 2021. Courtesy of the artist and Daata, London. 2015Die sechs Videos mit dem gemeinsamen Titel Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015) von Chloe Wise spielen alle in Boca Raton, Florida. Hierin tritt Robin Fox, eine Freundin der Künstlerin, als Hauptdarstellerin auf. Fox trägt die Kleidung von Wise und rezitiert zufällig mitgehörte Satzfetzen, die Wise während eines einwöchigen Aufenthalts auf der Art Basel Miami Beach sammelte und persönlichen Gesprächen von Freund*innen der Künstlerin entnommen wurden. Fox verkörpert auf bravouröse Weise eine Symbiose der verschiedenen Rollen und agiert als Medium, in dem multiple Identitäten zusammenlaufen.
Set in Boca Raton, Florida, Chloe Wise’s 6 videos, collectively titled Do You Really Think He Fingered Her: Miami (2015), stars hired actress and friend of the artist, Robin Fox. Fox, dressed in Wise’s attire, recites overheard phrases taken from Wise’s week at Art Basel Miami Beach, pillaging from personal conversations between the artist’s friends. Fox gallantly performs a symbiosis of personas, acting as a medium for the convergence of multiple identities.
Wise Chloe 4371 4051 4066 4059 12509 11381CHLOE WISE, WE’VE BEEN DRINKING SINCE NOON, 2015
AMIR YATZIV, HAUSBAUMASCHINE, 2013
AMIR YATZIV, HAUSBAUMASCHINE, 2013
AMIR YATZIV, HAUSBAUMASCHINE, 2013
AMIR YATZIV, HAUSBAUMASCHINE, 2013
Hausbaumaschine Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2013In dem knapp achtminütigen Video Hausbaumaschine (2013) spricht ein Schauspieler Originaltext in deutscher Sprache von Ernst Neufert aus dessen Buch Bauordnungslehre (BOL) von 1943.1 Der Architekt Neufert – ein enger Mitarbeiter Albert Speers, der als Herausgeber auch das Vorwort zum Buch schrieb – erläutert darin akribisch die Funktionsweise einer von ihm konzipierten, gigantischen Maschine zum automatisierten Bau von Reihen-Wohnhäusern. Auf fortlaufenden Schienen sollte die modulare Hausbaumaschine vorwärtsrollen und betongegossenen Zeilenbau hinterlassen, um möglichst schnell Wohnraum zu schaffen. Im Stil heutiger High-Tech-Werbepräsentationen werden im Video auf einem futuristisch anmutenden Smartphone- Screen erläuternd kurze Animations-Sequenzen eingespielt, die aus den Zeichnungen zur Hausbaumaschine entstanden sind. Eine gesichtslose Arbeiterschaft agiert darin emsig im Dienste des vermeintlichen automatisierten und gleichgeschalteten Fortschritts. Der digitale Close-up der Zeichentrick-Animation rückt immer näher an die gerasterten Arbeiter heran und löst die Striche bisweilen in Abstraktion auf.
Die Maschine kam in realiter nicht über das Zeichenbrett hinaus – doch Neufert, einer der ersten Studierenden des Weimarer Bauhauses, legte mit seinen Schriften wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Deutschen Normenwerks (DIN-Normen), wodurch Bauen prinzipiell einem Regelwerk unterstellt wird. Ein utopischer Entwurf, als Zukunftsszenario mit Optimierungsbestreben im Video Hausbaumaschine angelegt, wirft somit ein bestechendes Licht auf Ideologien und ihren Transport in die Bauästhetik der Gegenwart – und vielleicht auch der Zukunft.
Die Platzierung eines Modells von Neuferts Maschine – als filigrane Struktur aus hellem Nylon-Kunststoff in 3-D-Druck von Yatziv gefertigt – auf einem Sockel zusammen im selben Raum mit dem Buch, ebenfalls auf einem Sockel, und dem auf einem Flatscreen laufenden Video verankert das Projekt zudem suggestiv in der Lebenswirklichkeit.
Elke Kania
1 Zur Inszenierung von Yatziv im Ausstellungsraum gehört eine Original-Erstausgabe dieses Buches.
In the video Hausbaumaschine (2013), which runs just short of eight minutes, an actor reads the original text in German written by Ernst Neufert for his 1943 book Bauordnungslehre (BOL).1 Neufert was an architect, a close colleague of Albert Speer, who as the editor also provided the preface to the book. In the passage he carefully describes how a gigantic machine he had developed functioned to automatically construct terrace houses. The idea was for the modular house-building machine to roll along continuous tracks laying a trail of cast-concrete interconnected houses and in this way erecting new homes as quickly as possible. In the video, in the style of current high-tech ads, a seemingly futuristic Smartphone screen appears where short animation sequences pop up to explain the system – they are derived from drawings of the house-building machine. In them, faceless workers busily devote themselves to the cause of the purportedly automated progress in which difference has ceased to exist. The digital close-up in the cartoon animation zooms in ever more on the pixelated workers such that the lines at some point become an abstract image.
In reality, the machine never got beyond the drawing board – but Neufert, one of the first Weimar Bauhaus students, paved the way in his writings for the development of the German industrial standard, the DIN, which assumes that construction can in principle be rules-based. A utopian project, presented as a future scenario with a zest for optimization in the Hausbaumaschine video, thus casts sharp light on ideologies and how they can be transposed into the construction aesthetic of today – and perhaps the future, too.
A model of Neufert’s machine – a refined structure Yatziv has made as a 3D print using bright nylon – stands on a plinth in the same space as the book, which is likewise on a plinth, while the video runs on a flatscreen – in this way the project is anchored in the reality of life today and any number of associations triggered.
Elke Kania
1 The staging Yatziv chose for the exhibition space includes an original first edition of the book.
Yatziv Amir 4375 4044 4049 4066 4051 11381AMIR YATZIV, HAUSBAUMASCHINE, 2013
AMIR YATZIV, THE NATIONAL PARK, 2015
AMIR YATZIV, THE NATIONAL PARK, 2015
AMIR YATZIV, THE NATIONAL PARK, 2015
AMIR YATZIV, THE NATIONAL PARK, 2015
The National Park Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2015Im Video The National Park (2015) erlebt der*die Betrachter*in eine nahtlose digitale Kamerafahrt in Ego-Shooter-Perspektive durch eine hybride Gewölbearchitektur. Unter Einsatz von wissenschaftlicher 3-D-Scanning-Technologie wurde in 15 vermeintlichen und als solche zugeschriebenen Kreuzritter-Festungen in Israel gefilmt, die Aufnahmen animiert und digital aneinander montiert. Uniforme, stereotype Ritter hacken darin kraftvoll mit Lanzen auf den Boden, woraus im Verlauf ein rhythmisches Sound-Arrangement entsteht. Die Räume in The National Park reflektieren formal wie inhaltlich sowohl alte als auch neue Religions- und Kulturgeschichte: Die Gebäude wurden mit Gründung des Staates Israel entvölkert und verweisen als Ikonen auf die kritische Situation der Archäologie im Israel nach 1948.
Elke Kania
In his video The National Park (2015) you experience a seamless digital camera tracking shot taken from an ego-shooter perspective through a hybrid set of architectural vaults. Using scientific 3D scanning technology, the film was shot in 15 fortresses in Israel that are purportedly attributable to the Crusaders; the footage was then animated and digitally assembled as a sequence. Uniform, stereotype knights hack away forcefully with their lances on the ground, such that as the video progresses a rhythmic soundtrack arises. The spaces in The National Park reflect in both formal and substantive terms the ancient and contemporary history of religion and culture: The buildings were depopulated when the State of Israel was founded and as icons reference the critical situation of archaeology in Israel after 1948.
Elke Kania
Yatziv Amir 4375 4066 4051 4059 11381AMIR YATZIV, THE NATIONAL PARK, 2015
AARON YOUNG, FREEDOM FRIES, 2005
AARON YOUNG, FREEDOM FRIES, 2005
AARON YOUNG, FREEDOM FRIES, 2005
AARON YOUNG, FREEDOM FRIES, 2005
Freedom Fries Courtesy of the artist and Gladstone Gallery, New York. Courtesy of the artist and Gladstone Gallery, New York. 2005 Young Aaron 4379 4065 4059 4051 11381AARON YOUNG, FREEDOM FRIES, 2005
AARON YOUNG, WHITE CONS, 2003
AARON YOUNG, WHITE CONS, 2003
AARON YOUNG, WHITE CONS, 2003
AARON YOUNG, WHITE CONS, 2003
White Cons Courtesy of the artist and Harris Lieberman, New York. Courtesy of the artist and Harris Lieberman, New York. 2003 Young Aaron 4379 4059 4051 4065 11381AARON YOUNG, WHITE CONS, 2003
AARON YOUNG, GOOD BOY, 2001
AARON YOUNG, GOOD BOY, 2001
AARON YOUNG, GOOD BOY, 2001
AARON YOUNG, GOOD BOY, 2001
Good Boy Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2001„Guter Junge, guter Junge, du kriegst es“, sagt die Stimme fordernd und anspornend aus dem Off. Dazu hört man das Klirren der Kette und die Geräusche des Hundes, der unter starker körperlicher Anspannung wimmert, knurrt und ächzt. Kein Wunder, der Pitbull-Terrier halt sich allein durch die beeindruckende Kraft seiner Kiefer an einem Maulstück fest und hängt an einem Seil knapp über dem Erdboden. Mit den Bewegungen der Beine und unter vollem Körpereinsatz versucht das Tier gegen die Schwerkraft anzurudern und dreht sich dabei baumelnd um die eigene Achse. Irgendwann muss sich die Kraft des Hundes erschöpfen, er wird loslassen müssen und sich und den unsichtbaren Zurufer enttäuschen. Mit dieser Sicherheit zieht das Video Aaron Youngs den*die Betrachter*in unweigerlich in seinen Bann und nötigt Respekt ab vor der Kraft, Zähigkeit und Entschlossenheit des Hundes.
Das Video blendet nach zwei Minuten aus, um sogleich von Neuem zu beginnen. Der Künstler versucht nicht die Zeit aufzuheben, indem er den Loop unendlich ausdehnt, vielmehr gönnt er dem*der Betrachter*in einen kurzen Moment der Erleichterung. Doch schon hängt das Tier wieder am Seil, wie ein Fisch an der Angel. Die Anspannung erinnert an ein Boxtraining am Sandsack, bei dem der Kämpfer seinen Gegner in einem schweren schlaffen Sack imaginiert und diesem mit grimmiger Entschlossenheit zusetzt. Aber die Rollen von aktivem Kämpfer und passivem Opfer sind vertauscht: Der Hund hängt selbst da wie ein lebender Sandsack. Von der eigenen Anspannung in Bewegung versetzt, ist der Hund gefangen, wie durch unsichtbare Schläge angefeuert durch den unsichtbaren, zunehmend unheimlich werdenden Trainer. Die Übung wirkt bestialisch und die Beziehung zwischen Hund und Herrchen wie die zwischen Folterknecht und Opfer. Eine von Aggressivität und Macht geprägte Atmosphäre bestimmt das Bild, das mit zunehmender Anspannung die bedrohliche Vorahnung einer bevorstehenden gewaltigen Entladung entwickelt. Hilflos ist der sogenannte Pitbull dem eigenen Beißreflex ausgeliefert. Er kann aufgrund seiner Prädisposition das Maulstück als vermeintliches Jagdgut kaum loslassen.
Die Wahrnehmung dieser spezifischen Rasse und ihrer charakteristischen Eigenschaften ist durch medial verbreitete Horrormeldungen geprägt, beispielsweise über Unfälle, in denen insbesondere Kinder von Pitbull-Terriern angegriffen wurden. Obwohl eine Untersuchung der Universität Kiel von 1977 keine rassenspezifische Aggressivität feststellen konnte, gelten die Tiere als unberechenbar und aggressiv, ihre Haltung unterliegt in Deutschland strengen Regeln, im Schweizer Kanton Zürich ist sie sogar grundsätzlich verboten. Ursprünglich zur Rattenjagd gezüchtet, waren Pitbull-Terrier durch ihre Kraft und die gedrungene Körperform nahezu perfekt für Hundekämpfe geeignet. Das spiegelt sich in ihrer Bezeichnung wider: „Pit“ steht für die Grube, in der die Hunde aufeinandergehetzt wurden, so lange, bis nur einer von ihnen überlebte. Trotz populären, betont kinderfreundlich dargestellten Pitbulls (wie Pete, dem Sympathieträger in der Stummfilmserie The Little Rascals [1959], den Kleinen Strolchen) setzte sich das Image des rücksichtslosen Kampfhundes durch und trug maßgeblich zur Beliebtheit der Rasse nicht nur im Gangstermilieu bei. Besonders im ständigen Ringen um street credibility in der Hip-Hop-Kultur wurden die Tiere zum modischen Accessoire von Gangsta-Rappern stilisiert: ein Vierbeiner mit der Ausstrahlung einer stets geladenen Waffe. Heute trägt der Pitbull einen Nimbus als Haustier von sozial Benachteiligten, die diese Hunderasse als Statussymbol einer kriminellen Subkultur schätzen. Dies wird hier durch Youngs zur Schau gestelltes, sadistisch getöntes Spektakel verstärkt. Es erinnert nicht zufällig an ausbeuterische Fernsehprogramme über gesellschaftlich marginalisierte Menschen, die den*die Betrachter*in in die Rolle des Komplizen einer sozialen Entwürdigung drängen.
Young greift in seinen Arbeiten oft auf spektakuläre Gesten zurück und ästhetisiert Aktionen, die an den Rändern dessen angesiedelt sind, was gemeinhin unter Kultur verstanden wird.
Mit solchen Strategien hinterfragt der Künstler nicht nur Verhaltensnormen und gesellschaftliche Konventionen, sondern weist auf die Brüchigkeit kultureller Konditionierungen hin. Über die Interaktion mit unsichtbaren oder maskierten Protagonisten, die mit Subkulturen assoziiert werden (Gangster, Biker oder Diebe), produziert der Künstler seine Werke in provokanter Manier. Sie zwingen den*die Betrachter*in dazu, die eigene gesellschaftliche Rolle in diesem Bezugssystem zu hinterfragen. Good Boy spielt mit den Ideen von Aktivität und Passivität, von Opfer und Täter, aber auch mit der Angst, nicht nur vor dem Hund oder dem unsichtbaren Halter, sondern insbesondere vor der Kultur, die mit der Aufspaltung der Gesellschaft in Klassen genau diese Angst erzeugt.
Angela Rosenberg
In a demanding, inciting tone, the off-camera voice says, “Good boy, get it! Get it!” The jangling of a chain is also heard, as are the sounds of a dog, which whimpers, growls, and moans from intense physical exertion. It is no wonder: the pit bull terrier hangs on a rope just above the ground, holding on to a mouthpiece with only the impressive strength of its jaw. Through the movements of its legs and by utilizing all its physical strength, the animal tries to propel itself upward against the force of gravity, all the while swinging and rotating on its own axis. At some point the dog’s strength will run out, and it will have to let go, disappointing both itself and the unseen person urging it on. Through this certainty, the video draws the viewer inevitably into its spell and commands respect for the dog’s vigor, tenacity, and determination.
The video fades out after two minutes only to start up again immediately. The artist responsible for the work, Aaron Young, is not interested in overcoming time by means of a continuous, infinite loop; rather, he grants the viewer a brief moment of relief. But the dog is soon seen hanging on the rope again, like a fish dangling from a fishing rod. The exertion recalls the image of a boxer training by pounding a heavy, limp bag that stands in for his opponent. But in Young’s video, the roles of active fighter and passive victim have been reversed: the dog itself is suspended like a living punching bag. Set in motion by its own strained efforts, the dog seems to be caught by invisible punches that are being spurred on by the unseen trainer, who becomes increasingly creepy and uncanny as the video continues. The exercise seems brutal, and the relationship between dog and master resembles that between a torturer and his victim. An atmosphere of aggression and power dominates the image, which, as the dog’s exertion increases, ominously anticipates an imminent violent eruption. The pit bull is helplessly at the mercy of its own bite reflex, and this predisposition makes it difficult for it to release the mouthpiece, its would-be prey.
The perception of this specific breed of dog and its characteristic traits has been influenced by horror reports disseminated by the media. For example, news items often recount incidents in which people, children in particular, have been attacked by pit bull terriers. Although a 1977 study carried out at the University of Kiel was unable to establish the existence of breed-specific aggressiveness, these dogs are nonetheless considered particularly unpredictable and hostile. The keeping of pit bulls is subject to stringent regulations in Germany, and in the Swiss canton of Zurich it is actually forbidden. Originally bred to hunt rats, pit bull terriers, due to their strength and stockiness, were nearly ideally suited for dog fights. This is reflected in their name: “pit” stands for the pit in which the dogs fought one another until only one was left alive. Despite popular pit bulls pointedly portrayed as child-friendly (such as Pete, the likeable dog in the silent film series entitled The Little Rascals [1959]), the image of the ruthless fighting dog has prevailed and contributed decisively to the popularity of the breed, and not just in a criminal milieu. In particular, in the constant struggle for “street credibility” that characterizes hip-hop culture, the pit bull has been stylized as a trendy accessory for “gangsta” rappers: a four-legged friend with the personality of a loaded gun. Today the pit bull has the aura of being the pet of the socially disadvantaged, who in turn have come to value this breed of dog as a criminal subculture status symbol. This idea is reinforced in Young’s sadistically-tinged spectacle—which, not coincidentally, recalls exploitative television programs about socially marginalized people in which the viewer is pressured into playing the roll of accomplice to an act of social debasement.
In his works Young often falls back on spectacular gestures and aestheticizes actions located at the margins of what is commonly understood by mainstream culture.
With these strategies, the artist not only calls into question behavioral norms and social conventions, but also references the fragility of our cultural conditioning. Via interaction with unseen or disguised protagonists associated with subcultures (such as those of criminals, bikers, or thieves), Young produces works that provoke; they force the viewer to question his or her own social role within this reference system. Good Boy plays with the ideas of activity and passivity, and victim and perpetrator, but also with fear—fear not just of the dog or its unseen owner, but above all of the culture that splits society into classes and is thus the very cause of this fear.
Angela Rosenberg
Young Aaron 4379 4051 4065 4059 11381AARON YOUNG, GOOD BOY, 2001
AARON YOUNG, HIGH PERFORMANCE, 2000
AARON YOUNG, HIGH PERFORMANCE, 2000
AARON YOUNG, HIGH PERFORMANCE, 2000
AARON YOUNG, HIGH PERFORMANCE, 2000
High Performance Courtesy of the artist. Courtesy of the artist. 2000In High Peformance tilgt Young das Bild, das die Betrachter*innen im Blick haben, und belegt den Ausstellungsraum mit störendem Lärm. In Tender Buttons wird das Publikum mit mächtigen Suchscheinwerfern und Motorgeräuschen von draußen überfallen. In Freedom Fries zerpurzelt jedes für kurze Zeit aufscheinende Bild in wildes Durcheinander, bis die letzten ums Überleben kämpfenden digitalen Farbklötzchen verschwunden sind. Auch wenn das Werk oft in Gestalt von Video und Fotografie auftritt, setzen sich letztlich Youngs „unorthodoxe“ Techniken durch, indem sie die inhärenten Grenzen solcher Medienleistungen verraten.
High Peformance ist nur teilweise beschreibbar als Motorradfahrer, der in jenem Atelier in San Francisco, das dem Vernehmen nach einst dem bekannten mexikanischen Muralisten Diego Rivera gehörte, die Reifen „abfackelt“, denn der durch die mechanische Aktion dieses Hochleistungsmotorrads verursachte Rauch liefert nicht bloß einen dramatischen Zusatzeffekt zu einer narrativen oder inszenatorischen Performance, die ansonsten „zu sehen und zu hören“ wäre. Vielmehr ist das Atelier derart rauchgeschwängert, dass die Kamera nur ein verdunkeltes beziehungsweise recht buchstäblich vernebeltes Bild einfängt.
Young macht es der Performance unmöglich, einfach im Beisein des Publikums und für dieses abzulaufen, sondern baut das, was bleibt, gerade so in die Dramaturgie ein wie ein Ereignis oder irgendein von diesem erzeugtes Bild oder Geräusch. Young antizipiert und manipuliert die Überraschung und Verwirrung der Betrachter*innen und macht sie zum integralen Bestandteil der Wirkung seines Werks.
Insofern verwendet High Peformance eine Vielzahl an Mitteln, um ein Szenario aufzubauen – es zugleich aber auch zu unterlaufen –, in dessen Grenzen sich bildende Kunst definiert. Eine Kamera filmt und produziert das Dokument, das fortan ein betiteltes Werk ist, doch die darin aufgezeichnete Handlung kennt weder ein Drehbuch, noch ist sie zur Gänze präsent. Ein erfahrener Rennfahrer – kein Zeichner oder Künstler – zieht eine minimalistische Bremsspur, die eine Kreisform auf dem Boden hinterlässt. Doch sobald der hierdurch erzeugte Abrieb wirklich intensiv wird, gibt es nichts mehr zu sehen außer dem Rauch selbst. So wie der*die Betrachter*in in Verblüffung darüber gerät, was da vor seinen*ihren eigenen Augen verschwindet, kann auch der Motorradfahrer den Raum nicht mehr sehen, den er und seine Maschine einnehmen, und das Crescendo des aufheulenden Motors spielt gegen Ende der Aktion eine immer markantere Rolle. Von derart durchdringendem und aggressivem Dauerlärm umgeben, bleibt den Betrachter*innen nichts anderes übrig, als das Medium zur Kenntnis zu nehmen, das immer schon da gewesen ist.
Cay Sophie Rabinowitz
In High Peformance, Young removes the image upon which the viewer is focused and inserts disruptive sound into the exhibition space. In Tender Buttons the public is assaulted with powerful searchlight beams and rotor sounds from outside. In Freedom Fries every momentary pause of the frame gets thrown into frantic disarray until the last struggling squares of digital color disappear. Even though video and photography often become the exhibited work, Young’s “unorthodox” techniques ultimately succeed by revealing the very limits of such media’s capacities.
High Peformance could only partially be described as a biker doing tire “burnouts” in the San Francisco studio space rumored to have once belonged to Diego Rivera, for the smoke produced by this high-performance motorcycle’s mechanical action does not merely add dramatic effect to support an otherwise “to be seen and heard” narrative or staged performance. The studio becomes so engulfed in smoke that the camera captures only an obscured image, or, quite literally, an image of quelling smoke.
Young denies performance the possibility of happening merely with and for his audience; he lets what remains be as much a part of the dramaturgy as an event or any image or sound produced by that event; Young anticipates and manipulates viewers’ surprise and confusion, making it an integral part of the work’s effect.
Thus, High Peformance employs a multitude of means to make, but also to disqualify, a scenario in which visual art is defined and delimited. A camera records and produces the document, which is now a titled work, but the activity recorded therein is neither scripted nor even entirely there. An expert raceway driver—not a draftsman or an artist—lays down a minimalist skid mark forming the shape of a circle onto the floor. But once the exhaust produced thereby becomes truly intense, nothing can be viewed except the smoke itself. As the viewer becomes transfixed by what disappears before his or her very eyes, the motorcycle driver can no longer see the space he and his machine occupy, and revving motor sounds crescendo to assume a more prominent role in the final action. Surrounded by such a dominant, recurring, and aggressive sound, spectators are left to take notice of the medium, which was always already there.
This performative encounter with material versus immaterial phenomena does recall significant art-historical precedents. Just like the work of Bruce Nauman in his time, Young’s work responds to the socialized conditions of artistic production and identity with a need to challenge the terms of engagement. In the 1968 black-and-white video Bouncing in the Corner I, Nauman placed the camera in a position so that he, the artist-actor, appears horizontal and cropped from his feet to the lower part of his face. Nauman repeatedly slams his shoulders into the wall and then out toward the camera for sixty minutes. It is painful to observe. By activating the (video’s) gray field of view with the physical activity of his own body, Nauman demonstrates that the most important decision an artist makes is what to do and what to make happen.
Cay Sophie Rabinowitz
Young Aaron 4379 136 4059 4051 4065 11381AARON YOUNG, HIGH PERFORMANCE, 2000
TOBIAS ZIELONY, MASKIROVKA, 2017
TOBIAS ZIELONY, MASKIROVKA, 2017
TOBIAS ZIELONY, MASKIROVKA, 2017
TOBIAS ZIELONY, MASKIROVKA, 2017
Maskirovka Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. 2017In Maskirovka (2017) hat Zielony mittels Stop-Motion-Technik über 5400 Einzelfotografien zu einem Video zusammengefügt, die im Zuge der gleichnamigen fotografischen Werkreihe über die Techno- und queere Szene in Kiew während des andauernden Ukraine-Konflikts entstanden sind. Das Video kombiniert Aufnahmen von Protagonist*innen der jungen LGBTQI-Community in Clubs und in den Straßen Kiews mit Medienberichterstattungen über die Euromaidan-Proteste. Der Titel der Arbeit verweist auf die gleichnamige Tradition der russischen Kriegsführung, die durch Maßnahmen wie Täuschung, Tarnung, Leugnung sowie Desinformation geprägt ist. Maskierungen dienten auch den Demonstrant*innen der Maidan-Bewegung als Mittel zur Identitätsverschleierung, in der Kiewer Partyszene sind sie ein beliebtes Verkleidungsmittel. In stroboskopartigem Flackern schafft Zielony eine Gegenwartserzählung über die unkonventionellen Zufluchtsorte der queeren Identitäten der Kiewer Techno-Szene, inmitten einer von Gewalt, Repression und Umbruch geprägten Öffentlichkeit – der Ukraine im Bürgerkrieg.
Anna-Alexandra Pfau
In Maskirovka (2017) Zielony has used stop motion to assemble a video using 5,400 single photographs that were taken in the context of the series bearing the same title on the techno and queer scene in Kiev during the prolonged Ukraine conflict. The video combines shots of protagonists of the young LGBTQI community in clubs and in the streets of Kiev with news reports on the Euromaidan Protests. The title of the series refers to the Russian tradition of waging war that is characterized by deception, camouflage, renunciation, and disinformation. Masks were also used by the protesters of the Maidan movement as a way to hide their identity, and in the Kiev party scene they are a favorite way of dressing up. In stroboscopic flickering Zielony creates a contemporary narrative on the unconventional havens for queer identities of the Kiev techno scene, surrounded by a public that is characterized by violence, repression, and upheaval—the Ukraine in civil war.
Anna-Alexandra Pfau
Zielony Tobias 4380 4066 4059 4051 11381TOBIAS ZIELONY, MASKIROVKA, 2017
TOBIAS ZIELONY, DER BRIEF (THE LETTER), 2013
TOBIAS ZIELONY, DER BRIEF (THE LETTER), 2013
TOBIAS ZIELONY, DER BRIEF (THE LETTER), 2013
TOBIAS ZIELONY, DER BRIEF (THE LETTER), 2013
Der Brief (The Letter) Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. 2013 Zielony Tobias 4380 4066 4051 4059 11381TOBIAS ZIELONY, DER BRIEF (THE LETTER), 2013
TOBIAS ZIELONY, THE STREET (C.P.A.), 2013
TOBIAS ZIELONY, THE STREET (C.P.A.), 2013
TOBIAS ZIELONY, THE STREET (C.P.A.), 2013
TOBIAS ZIELONY, THE STREET (C.P.A.), 2013
The Street (C.P.A.) Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. 2013Die Protagonisten des Fotoanimationsvideos The Street (C.P.A.) (2013) sind minderjährige Jugendliche, die ohne ihre Eltern – überwiegend aus Bangladesch – nach Italien gekommen sind. Zielony porträtiert sie sowohl in Tag- als auch in Nachtaufnahmen entlang der Via Sant’Alessio in Borghesiana, einem ländlich gelegenen Viertel im Norden Roms. Die Straße verbindet das Flüchtlingslager, in dem die jungen Männer aufgenommen wurden, mit der Innenstadt Roms, wo sie blinkende Neon- und Laserspielzeuge sowie Sonnenbrillen an Tourist*innen verkaufen. Die blitzenden Lichtquellen dienen ihnen nicht nur dazu, sich und ihre Verkaufsgegenstände für die potenzielle Käuferschaft insbesondere in der Dunkelheit prominent in Szene zu setzen, sondern auch dazu, sich als Protagonisten im Video zu inszenieren. Dadurch wird der Blick der Betrachter*innen auf die jungen Migranten gelenkt, die mit schwierigen sozialen und rechtlichen Herausforderungen in ihrer neuen Heimat konfrontiert werden, in der sie versuchen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Anna-Alexandra Pfau
The protagonists of the animation video The Street (C.P.A.) (2013) are minors who came to Italy—mostly from Bangladesh—without their parents. Zielony photographs them by day and night in portraits taken along Via Sant’Alessio in Borghesiana, a rural neighborhood in the north of Rome. The street links the refugee camp that took in the young men with the city center of Rome, where they sell blinking neon and laser toys and sunglasses to tourists. The sparkling lights not only serve to call attention to themselves and their items for sale among their potential customers, they also serve to stage them as protagonists in the video. In this way the viewer’s gaze is directed to the young refugees who are confronted with difficult social and legal challenges in their new home, where they try to find their place in society.
Anna-Alexandra Pfau
Zielony Tobias 4380 4066 4059 4051 11381TOBIAS ZIELONY, THE STREET (C.P.A.), 2013
TOBIAS ZIELONY, LE VELE DI SCAMPIA, 2009
TOBIAS ZIELONY, LE VELE DI SCAMPIA, 2009
TOBIAS ZIELONY, LE VELE DI SCAMPIA, 2009
TOBIAS ZIELONY, LE VELE DI SCAMPIA, 2009
Le Vele di Scampia Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. Courtesy of the artist and KOW, Berlin/Madrid. 2009In der digitalen Fotoanimation Le Vele di Scampia (2009), die aus 7000 mit einer digitalen Spiegelreflexkamera aufgenommenen Einzelbildern montiert wurde, begegnet der*die Betrachter*in einem monumentalen Wohnkomplex. Aus der Froschperspektive aufgenommen, ragt das Gebäude verlassen und geheimnisvoll in den dunklen Nachthimmel empor. Der braungraue Sichtbetonbau, der aus zwei Gebäudetrakten besteht, die sich gegenüber stehen und durch Treppen- und Brückengänge miteinander verbunden sind, scheint in die Jahre gekommen zu sein. Die Fassade ist in sich geschlossen, gibt kaum Einblicke in die Wohnungen der Bewohner frei und tritt in den oberen Geschossen terrassenartig zurück. Lediglich einzelne in künstliches Licht gehüllte Balkone, die Neonbeleuchtung im Bereich der Treppenaufgänge, auf Leinen trocknende Wäsche oder italienische Flaggen an einem Balkon angebracht deuten auf menschliches Dasein hin.
Der Titel Le Vele di Scampia verweist auf einen Vorort nördlich von Neapel. „Le Vele“ (die Segel) ist der Spitzname des Häuserblocks, der in seiner Seitenansicht der dreieckigen Form der Kontur von Segeln ähnelt. Zwischen 1962 und 1975 nach Entwürfen von Francesco di Salvo errichtet, orientierte sich der italienische Architekt an Le Corbusiers Unité d’Habitation.1 Die ‚vertikale‘ Hochhaussiedlung sollte einer breiten Masse durch die Integration verschiedener Einrichtungen des alltäglichen Bedarfs einen erhöhten Wohnkomfort ermöglichen. Die Ideale waren allerdings innerhalb kurzer Zeit zum Scheitern verurteilt, denn „Le Vele“ entwickelte sich zur sozialen Problemzone und zum Inkubator von Kriminalität. Die Camorra, die neapolitanische Mafia, nutzte das Viertel als Ausgangspunkt ihrer kriminellen Machenschaften. 2008 erlangte der Gebäudekomplex als Kulisse für Matteo Garrones Spielfilm Gomorra (2008), benannt nach dem gleichnamigen Roman von Roberto Saviano, Berühmtheit.
Gemeinsam folgt der*die Rezipient*in Tobias Zielony durch den Blick der Fotokamera vom äußeren Umfeld der „Vele“ ins Innere. Dabei verlaufen die einzelnen Sequenzen manchmal langsamer oder schneller. Ein hektischer Rhythmus entfaltet sich, der zusammen mit dem Fehlen jeglichen Tons an Stummfilme erinnert. Vor den Treppenaufgängen lagern zurückgelassene Elektrogeräte und anderer Sperrmüll. Die Aufgänge selbst entpuppen sich als kompliziertes Treppenlabyrinth, das an die Architekturfantasien Giovanni Battista Piranesis erinnert. Im Treppenaufgang tauchen einzelne Bewohner auf, die sich nicht von der Anwesenheit des Künstlers stören lassen. Im Inneren einer Wohnung erscheinen neben privaten Fotografien Fanartikel der italienischen Fußballmannschaft SSC Neapel – auf einem Plakat ist der ehemalige Ministerpräsident Italiens Silvio Berlusconi wiedergegeben – sowie Poster mit Pin-up-Girls. Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen hat sich an einem der Treppenaufgänge, dessen Wände mit Graffiti und Liebesbekundungen bedeckt sind, versammelt. Der Blick auf die Jugendlichen wirkt nicht voyeuristisch, sondern ist in der Tradition der Street Photography oder der Dokumentarfotografie verhaftet. Während einige Jugendliche mit ihrem Mobiltelefon beschäftigt sind, posen zwei Jungen vor der Kamera. Bekleidet mit einem Plagiat eines Gucci-Huts und glitzernden Ohrsteckern verharren sie einerseits in machohaften Posen, indem sie breitbeinig mit den Händen in den Hosentaschen umherlaufen, während sie andererseits in ein unsicheres Lachen verfallen. Die Aufnahmen spiegeln ihre Zuversicht wider, von der Gruppe akzeptiert zu werden. Gleichzeitig reflektieren die Aufnahmen ihre Bedenken, die eigene Selbstinszenierung, die sie sich von ihren Vorbildern aus Modezeitschriften, Musikvideos oder Filmen abgeschaut haben, nicht glaubwürdig genug darzustellen. In ihrem sozialen Umfeld, das aus dem Relikt einer gescheiterten städtebaulichen Utopie besteht, hoffen sie auf einen Lebensweg, der ihren Wunschbildern entspricht.
Anna-Alexandra Pfau
1 Vgl. Giacomo Rici: „Le Vele di Scampia. Dalle matrici culturali del progetto alla realizzazione“, in: Gaetano Fusco: Francesco di Salvo opere e progetti, Neapel 2003, S. 69–82.
In the digital photo animation Le Vele di Scampia (2009), made up of 7,000 individual photos taken with a digital SLR camera, viewers are confronted with a monumental housing complex. Seen from a worm’s-eye view, the building towers up into the dark night sky, as desolate as it is mysterious. The bare brownish-gray, concrete structure, consisting of two buildings facing each other and connected by steps and walkways, has seemingly seen better days. The façade is sealed off, allows barely a glimpse of the apartments behind it and recedes like a terrace on the upper stories. The only things signaling human habitation are the odd balcony bathed in artificial light, neon lighting in the stairwells, laundry drying on clothes lines and Italian flags hung on a balcony.
The title Le Vele di Scampia refers to a neighborhood in the north of Naples. “Le Vele” (the sails) is the nickname of a triangular apartment block that from the side resembles the shape of a ship’s sails. Designed by Italian architect Francesco di Salvo and built between 1962 and 1975, it borrows from Le Corbusier’s Unité d’Habitation.1 The idea behind the ‘vertical’ high-rise development was to offer the community greater living comfort by integrating various facilities required on a daily basis. Yet the lofty ideals were soon doomed to failure, as “Le Vele” became a social problem area and crime hotspot. The Camorra, the Neapolitan Mafia, used the district as a base for its criminal machinations. In 2008, the complex gained fame as the backdrop for Matteo Garrone’s movie Gomorra (2008), named after Roberto Saviano’s eponymous novel.
The viewer follows Tobias Zielony, via the camera’s gaze, from the surrounding area of the “Vele” inside. The individual sequences vary in speed, some being slower and some faster. A hectic rhythm unfolds, which in the absence of all sound calls to mind silent movies. Old electronic devices and other trash lay discarded at the bottom of stairwells. The stairwells themselves turn out to be a complicated labyrinth resembling the architectural fantasies of one Giovanni Battista Piranesi. The odd resident appears on the stairways, not bothered by the artist’s presence. Inside an apartment, we see next to personal photographs fan memorabilia of the Italian football team SSC Napoli. There is a poster of Italy’s former prime minister Silvio Berlusconi, as well as posters of pin-up girls. A group of children and youths has gathered on one of the stairways, whose walls are covered with graffiti and declarations of love. The youths are not seen from a voyeuristic angle, but more from a perspective in the tradition of street or documentary photography. While some are busy with their cell phones, two boys pose for the camera. On the one hand, with their fake Gucci hat and glittering ear studs, they strike macho poses, walking around with their legs wide apart and their hands in their pockets, while on the other they lapse into nervous laughter. The photos reflect their confidence that they are part of the in-group, but at the same time they reveal their misgivings that they may not be putting on this show—copied from their role models in fashion magazines, music videos or movies—credibly enough. In their social environment, which consists of the ruins of a failed urban-development utopia, they hope for a path in life that lives up to their ideals.
Anna-Alexandra Pfau
1 See Giacomo Rici, “Le Vele di Scampia: Dalle matrici culturali del progetto alla realizzazione,” in: Gaetano Fusco, Francesco di Salvo opere e progetti (Naples, 2003), pp. 69–82.
Zielony Tobias 4380 4065 4051 4059 11381TOBIAS ZIELONY, LE VELE DI SCAMPIA, 2009
JETZT ONLINE IN DER JSC VIDEO LOUNGE: ÜBER 220 ZEITBASIERTE MEDIENKUNSTWERKE VON ÜBER 60 KÜNSTLER*INNEN AUS DER JULIA STOSCHEK COLLECTION
WATCH MORE THAN 220 TIME-BASED MEDIA ARTWORKS BY OVER 60 ARTISTS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION ONLINE AT JSC VIDEO LOUNGE
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DIGITAL DIARIES
JSF Düsseldorf, 11. Februar – 2. Dezember 2025
DIGITAL DIARIES
JSF Düsseldorf, 11 February – 2 December 2025
DIGITAL DIARIES
JSF Düsseldorf, 11. Februar – 2. Dezember 2025
DIGITAL DIARIES
JSF Düsseldorf, 11 February – 2 December 2025
DIGITAL DIARIES
DIGITAL DIARIES
duesseldorfDie Gruppenausstellung „Digital Diaries” untersucht, wie Künstler*innen seit den 1970er-Jahren bis heute mit persönlichen Aufzeichnungen experimentiert haben. Inspiriert von der Sechs-Kanal-Installation The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), die parallel in der JSF Düsseldorf zu sehen ist, versammelt „Digital Diaries“ Videos, Fotografien, Videoskulpturen und Mixed-Media-Arbeiten, die sich mit intimen Erfahrungen von Künstler*innen auseinandersetzen. Die Ausstellung stellt Werke aus der Sammlung in Dialog mit Leihgaben und kombiniert frühe Videos von Sophie Calle und Hannah Wilke mit zeitgenössischen Arbeiten von Alex Ayed, Sophie Gogl, Hannah Perry, Tromarama und anderen.
Durch das Verflechten von Bildern, persönlichen Texten und digitalen Technologien kreieren die Künstler*innen Darstellungen ihrer selbst und ihres Privatlebens. Selfies, in den eigenen vier Wänden aufgenommene Videos, Kurznachrichten und Chatroom-Unterhaltungen: Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten bedienen sich dieser Elementen und bewegen sich zwischen intimen Momenten des Alltags wie bei Wolfgang Tillmans und Ken Okiishi und größeren gesellschaftspolitischen Fragen wie bei Rindon Johnson. Dabei steht oftmals die Frage im Mittelpunkt, wie sich die verwendeten Medien – Film, Video und Fotografie – auf die Konstruktion von sozialem Geschlecht und Identität auswirken, und wie wir diese öffentlich performen.
Darüber hinaus prägen feministische Ansätze und Praktiken einen großen Teil der gezeigten Arbeiten: In Werken aus den späten 1970er- bis in die 1990er-Jahren richten Künstlerinnen wie Sophie Calle und Hannah Wilke die Kamera auf ihren eigenen Körper und zeichnen gleichzeitig private Gespräche mit Freunden und Liebhaber*innen auf. Dabei gehen diese Videotagebücher weit über die eigene Person hinaus und kehren spielerisch den normativen Blick um, der Frauen im Film objektiviert. Ab den späten 1990er- und den 2000er-Jahren fokussieren Künstler*innen wie Kristin Lucas, Sarah Lucas, Frances Stark diesen performativen Aspekt weiter und stellen Geschlechterrollen insbesondere im Kontext romantischer Beziehungen infrage.
In den vergangenen fünfzehn Jahren hat das Aufkommen der sozialen Medien die Möglichkeiten des Erzählens grundlegend erweitert. In „Digital Diaries“ fangen die Künstlerinnen Jota Mombaça und Martine Syms mit einer gewissen Ironie den bekenntnishaften Tonfall von Online-Postings ein und stellen die Frage: Wie viel Selbstdarstellung und Offenbarung sind angesichts der überwältigenden Flut an Bildern eigentlich zu viel?
Mit ihren Arbeiten erschaffen die Künstler*innen in „Digital Diaries“ selbstbestimmt Räume für ihre intimen Erfahrungen, um Fragen von Performativität kritisch zu reflektieren. Sie durchbrechen somit die glatte Oberfläche eben jenes Bildes, das wir der Welt als unser Selbst medial präsentieren.
Curator: Line Ajan
The group exhibition “Digital Diaries” looks at how artists have experimented with diaristic forms in video and digital art from the 1970s to today. Inspired by the iconic work The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), which is simultaneously on view, “Digital Diaries” gathers videos, photographs, video sculptures and mixed-media works that record artists’ intimate experiences. Placing works from the collection in dialogue with loaned pieces, the exhibition combines early videos by Sophie Calle and Hannah Wilke with contemporary works by Alex Ayed, Sophie Gogl, Hannah Perry, and Tromarama, among others.
Intertwining images and personal writing, these artists use storytelling and digital technologies to craft images of themselves and reveal their private lives. From self-portraiture and home videos to phone messages and chatroom conversations, the works move from the intimacy of daily life, as in a photograph by Wolfgang Tillmans and a video by Ken Okiishi, to a wider sociopolitical view, like in Rindon Johnson’s video. Drawing on the evolution of film, video, and photography, as well as on our communication tools, the artists reflect on the impact technologies have had on the construction and performance of gender and identity.
Feminism informs many of the early diaristic practices on view. In the late 1970s to the 1990s, Sophie Calle and Hannah Wilke directed the camera toward their own bodies and simultaneously recorded private conversations with friends and lovers. Yet their video diaries extend beyond the self, playfully reversing a normative gaze that objectified women in film. At the end of the 1990s and throughout the 2000s, works by Kristin Lucas, Sarah Lucas, and Frances Stark accentuate this performative aspect and question gender roles, particularly within romantic relationships. More recent videos further deconstruct identities and move beyond the gender binary.
With the advent of social media, over the past fifteen years, artists have pushed the limits of storytelling through mediated images. With a hint of irony, Jota Mombaça and Martine Syms capture the confessional tone of online posting, to ask: Amid the constant and overwhelming stream of images, how much self-representation and public disclosure is too much? While carving a space for their intimate and situated experiences, the artists in “Digital Diaries” critically reflect on performativity, and disrupt the slickness of the image we present as our self to the world.
Curator: Line Ajan
Broschüre Brochure Alex AyedCalle Sophie Gogl Sophie Johnson Rindon Kristin LucasLucas Sarah Jota Mombaça Ken OkiishiPerry Hannah Stark Frances Martine SymsTillmans Wolfgang TromaramaWilke Hannah Tillmans Wolfgang 4349 Johnson Rindon 8882 Lucas Kristin 4267 Stark Frances 4342 Gogl Sophie 15199 Wilke Hannah 4370 Calle Sophie 4180 Lucas Sarah 4385 Perry Hannah 4299DIGITAL DIARIES
JSF Düsseldorf, 11 February – 2 December 2025
LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
JSF Düsseldorf, 11. Februar – 2. Dezember 2025
LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
JSF Düsseldorf, 11 February – 2 December 2025
LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
JSF Düsseldorf, 11. Februar – 2. Dezember 2025
LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
JSF Düsseldorf, 11 February – 2 December 2025
LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
duesseldorfDie Julia Stoschek Foundation freut sich, mit LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS? die erste Einzelausstellung der renommierten Medienkunst-Pionierin in Düsseldorf zu zeigen. Die Ausstellung erstreckt sich über die gesamte zweite Etage der JSF Düsseldorf und präsentiert Videos, Fotocollagen sowie interaktive und Mixed-Media-Installationen, die einen Einblick in die bahnbrechende Praxis der Künstlerin geben.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die epochale Sechs-Kanal-Videoinstallation The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), die ihr vierzigjähriges Jubiläum feiert. In dem Werk setzt sich die Künstlerin mit persönlichen Erfahrungen von Missbrauch und Krankheit sowie mit der Beziehung zwischen Technologie und Individuum auseinander. Gleichzeitig zieht sie immer wieder Bezüge zur Lage der Weltpolitik. In dem wir als Betrachter*innen zwischen verschiedenen Zeiträumen und Perspektiven hin und her springen, entdecken wir mehrere, manchmal widersprüchliche Persönlichkeiten der Künstlerin. Diese Identitäten, die uns zu entgleiten scheinen, drängen uns die Frage auf, wie viel von dem, was wir auf unseren Bildschirmen sehen, der Wahrheit entspricht. Sie offenbaren eine Kluft zwischen der Realität und unserem medialen Bild von ihr. Mit Blick auf die gegenwärtige Medienlandschaft erscheint Hershman Leesons Werk wichtiger denn je.
Seit den 1960er-Jahren prägt Lynn Hershman Leeson die künstlerischen Diskurse über Performance, Interaktivität, Cyborgs, Überwachung, künstliche Intelligenz und Biogenetik. Ihre Arbeit hat nachfolgende Generationen geprägt. Sie hat mit den bedeutendsten Wissenschaftler*innen unserer Zeit zusammengearbeitet und einen komplexen Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft angestoßen. Als Professorin und Kritikerin hat Hershman Leeson ausführlich zu Themen aus Kunst, Medien und Politik publiziert. Zwischen 1974 und 1978 beauftragte sie im Rahmen des Floating Museum mehr als 300 Künstler*innen damit, ihre Kunstwerke an öffentlichen Orten auszustellen. Dieses temporäre Museum wurde als Plattform von ihr gegründet, um Künstler*innen zu unterstützen, deren Arbeiten zu dieser Zeit nicht in den traditionellen Institutionen gezeigt wurden. Hershman Leeson ist zudem Regisseurin und hat sechs Spielfilme und Dokumentationen veröffentlicht. Einige dieser Filme werden im Begleitprogramm zur Ausstellung in der JSF Düsseldorf gezeigt, unter anderem Conceiving Ada (1998), Teknolust (2002) und !Women Art Revolution (2010).
Kuratorin: Lisa Long
Assistenzkuratorin: Line Ajan
The Julia Stoschek Foundation is excited to present LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?, the first solo exhibition by the renowned artist and media pioneer in Düsseldorf. Spanning the entire second floor of the foundation, the exhibition features videos, photo-collages, and interactive and mixed-media installations that delve into the artist’s groundbreaking practice.
2024 marks the fortieth anniversary of the epic video installation, The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), which forms the centerpiece of the exhibition. Hershman Leeson examines her personal experiences of abuse and illness and the relationship between technology and self, amid the global political context. As the work shifts between time frames and perspectives, viewers encounter the evolution of multiple, sometimes contradictory personas that represent the artist. These slipping identities lead us to question how much of what we see on our screens is true, revealing a gap between reality and our mediated images of it. Set against the contemporary media landscape, Hershman Leeson’s work rings truer than ever.
Since the 1960s, Lynn Hershman Leeson has shaped artistic discourses on performance, interactivity, cyborgs, surveillance, artificial intelligence, and biogenetics, paving a path that many generations would follow. She has worked with some of the most significant scientists of our time, bringing art into a complex dialogue with science. As a professor and critic, Hershman Leeson has written extensively on art, media, and politics. Between 1974 and 1978, she commissioned over 300 artists to present artworks in public spaces as part of The Floating Museum, which she founded as a platform for artists excluded from institutions at the time. Alongside her art-making, Hershman Leeson has written and directed six feature films and documentaries, a selection of which will be shown as part of the public program accompanying the exhibition. The screenings at JSF Düsseldorf include Conceiving Ada (1997), Teknolust (2002), and !Women Art Revolution (2010).
Curator: Lisa Long
Assistant Curator: Line Ajan
LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?
JSF Düsseldorf, 11 February – 2 December 2025
DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI
JSF Berlin, 6. Januar – 28. April 2024
DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI
JSF Berlin, 6 January – 28 April 2024
DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI
JSF Berlin, 6. Januar – 28. April 2024
DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI
JSF Berlin, 6 January – 28 April 2024
DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI
DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI
berlinSeit September 2023 präsentiert die Julia Stoschek Foundation mit DOUBLE FEATURE eine Reihe von Einzelpräsentationen junger Künstler*innen, die in Berlin und Düsseldorf gleichzeitig zu sehen ist.
Die zweite Präsentation von Double Feature stellt drei Filme des französischen Künstlers und Dichters Tarek Lakhrissi in den Mittelpunkt. Durch das spekulative Potential seiner Arbeiten in den Medien Text, Film, Installation erforscht Lakhrissi soziopolitische Narrative, die sich auf die Erfahrung der Diaspora und des Queer-Seins in Europa beziehen. Lakhrissi siedelt seine Arbeiten häufig in surrealistischen Umgebungen an, denen er magischen Eigenschaften verleiht, um den Blick auf unsere Realität zu verändern.
DOUBLE FEATURE ist kuratiert von Line Ajan und Lisa Long. Die Reihe wird unterstützt von Team Global.
Since September 2023, the Julia Stoschek Foundation presents a series of solo presentations by emerging artists called DOUBLE FEATURE, which takes place across JSF Berlin and Düsseldorf simultaneously.
For the second iteration of Double Feature, three films by French artist and poet Tarek Lakhrissi will take center stage. Through text, film, installation, and performance imbued with speculative potential, Lakhrissi explores sociopolitical narratives that relate to diasporic and queer embodied experience in Europe. Lakhrissi often sets his work in surrealist environments and gives them magical attributes, with an approach that seeks to transform situations.
DOUBLE FEATURE is curated by Line Ajan & Lisa Long and supported by Team Global.
Broschüre Brochure Tarek LakhrissiDOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI
JSF Berlin, 6 January – 28 April 2024
UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE
JSF Berlin, 14. September 2023 – 28. Juli 2024
UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE
JSF Berlin, 14 September 2023 – 28 July 2024
UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE
JSF Berlin, 14. September 2023 – 28. Juli 2024
UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE
JSF Berlin, 14 September 2023 – 28 July 2024
UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE
UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE
berlin
Die Gruppenausstellung UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE widmet sich der Frage, wie sich Künstler*innen zu unterschiedlichen Zeiten mit dem Körper in Bezug auf die Kamera auseinandergesetzt und dabei Ideologien der Unterdrückung zurückgewiesen, historische Narrative durchbrochen oder Vorstellungen von Identität erschüttert haben. Die Ausstellung, die Arbeiten aus der Julia Stoschek Collection mit Leihgaben in Dialog bringt, zeichnet verschiedene Schnittstellen von Performance und Videokunst seit den 1960er-Jahren und bis in die Gegenwart nach und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf Formen des Risses, des Bruchs und der Pause.
Im Gegensatz zu Peggy Phelans Definition von Performance als einer Live-Kunstform, die von ihrem sofortigen Verschwinden charakterisiert ist, stellt UNBOUND die Verwendung der Kamera und des dazugehörigen Apparats zum Zweck der Aufnahme und als beeinflussendes Element der Performance selbst in den Mittelpunkt. Die gezeigten Künstler*innen hinterfragen mithilfe einer bewusst herbeigeführten Verschmelzung der Präsenz der Performance mit der Virtualität des Bildes ein grundlegendes Paradox – eine Repräsentationskluft, wenn man so will, die sich zwischen dem performenden Subjekt, dessen komplexe Identität nie voll dargestellt werden kann, und der Kamera als einem gewaltvollen Werkzeug auftut, das versucht, die Dargestellten einzufangen, einzuhegen und zu klassifizieren. Viele der präsentierten Arbeiten zeigen und verhandeln dabei einen von der Kamera fortgeschriebenen kolonialen Blick und setzen zugleich doch auf genau jene zeitbasierte Technologie, um Verbindungen über Raum und Zeit hinweg zu etablieren, die ohne sie unmöglich wären. Neben Performancedokumentationen und Performances für die Kamera beschäftigen sich jüngere Arbeiten in der Ausstellung mit zeitgenössischen Bildökonomien und richten den Blick unter anderem darauf, wie Körper sich durch physische und digitale Räume bewegen.
Mitte des 20. Jahrhunderts führte die aufkommende Performancekunst dank ihrer Verwischung der Grenzen von Kunstobjekt, Künstler*in und Aktion einen Bruch ins westliche Kunstverständnis ein. Die damit einhergehende Befreiung der Kunst durch den Körper (und umgekehrt) findet sich als gemeinsamer Antrieb hinter den unterschiedlichen Ansätzen der ausgestellten Werke. Etwa zur gleichen Zeit prägte die junge Videotechnologie einen entscheidenden Wandel in der Art und Weise, wie wir Bewegung aufzeichnen, bearbeiten, abspielen und präsentieren – ein Wandel, der die frühen Video-Experimente mit unserer heutigen Nutzung in sozialen Medien und darüber hinaus verbindet. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Geschichten entwickelt sich ein Dialog zwischen historischen Arbeiten von Eleanor Antin, peter campus, VALIE EXPORT, Sanja Iveković, Ulysses Jenkins, Joan Jonas, Lutz Mommartz, Senga Nengudi, Howardena Pindell, Pope.L und Katharina Sieverding und Werken einer jüngeren Generation von Künstler*innen, darunter Panteha Abareshi, Ufuoma Essi, Shuruq Harb, Tarek Lakhrissi, mandla & Graham Clayton-Chance, Lydia Ourahmane, Sondra Perry, Akeem Smith und P.Staff.
Zu UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE erscheint eine Publikation mit einer allgemeinen Einführung sowie Kurztexten, in denen die einzelnen Kunstwerke in Beziehung zu den Themen der Ausstellung gesetzt werden (bei Besuch der Ausstellung kostenlos). Darüber hinaus werden ein öffentliches Gesprächs- und Screening-Programm sowie ein Podcast die Ideen der Ausstellung weiter beleuchten und ergänzen.
Bitte beachten Sie, dass die Ausstellung für Kinder unter 16 Jahren nicht geeignet ist.
Kuratorin: Lisa Long
Assistenzkuratorin: Line Ajan
Mit Beiträgen von Line Ajan, June Drevet, Nora Kovacs, Lisa Long und Julia Stoschek.
With contributions by Line Ajan, June Drevet, Nora Kovacs, Lisa Long, and Julia Stoschek.
Panteha AbareshiAntin Eleanor Salim BayriNao BustamanteCalderwood Matt Campus Peter Chang Patty Julien CreuzetVaginal DavisUfuoma EssiEXPORT VALIE Guimarães Cao Shuruq HarbSanja IvekovićJenkins Ulysses Jonas Joan Stanya KahnVerena KyselkaTarek LakhrissiLidén Klara mandlaGraham Clayton-ChanceMommartz Lutz Senga NengudiMame-Diarra NiangLydia OurahmaneChristelle OyiriStaff P. Pernice Manfred Perry Sondra Howardena PindellPope.LRist Pipilotti Sieverding Katharina Akeem SmithThomas GwennUNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE
JSF Berlin, 14 September 2023 – 28 July 2024
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION
JSF Berlin, 11. Februar – 30. Juli 2023
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION
JSF Berlin, 11 February – 30 July 2023
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION
JSF Berlin, 11. Februar – 30. Juli 2023
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION
JSF Berlin, 11 February – 30 July 2023
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION
berlinULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION ist die erste Retrospektive des wegweisenden Video- und Performancekünstlers Ulysses Jenkins (geb. 1946 in Los Angeles), dessen Werk ein wichtiger und zugleich bis heute oft übersehener Einfluss auf die zeitgenössische Kunst der letzten fünfzig Jahre ist. Seine Video- und Medienarbeiten zeigen, wie die Darstellung marginalisierter Gruppen durch medial vermittelte Bilder, Sound und (pop)kulturelle Bildsprachen beeinflusst wird.
Jenkins greift auf Archivaufnahmen, Fotografien, Bildbearbeitungsprozesse und Soundtracks zurück, um Fragestellungen zu Race und Gender in Bezug auf Ritualität, Geschichtsschreibung und die Macht des Staates zu hinterfragen. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler – während der auch das umfangreiche Archiv und Gespräche mit Jenkins und dessen Wegbegleiter*innen erstmals digitalisiert wurden – entstand eine Ausstellung, die über 15 Videoarbeiten und insgesamt mehr als 60 Werke umfasst und Einblick in die Vielseitigkeit seines künstlerischen Schaffens gibt. Darüber hinaus sind in der Ausstellung auch in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen wie Senga Nengudi, David Hammons oder Kerry James Marshall entstandene Arbeiten, dokumentarisches Material von Jenkins’ frühen Wandmalereien und Performances sowie Fotografien zu sehen.
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION wurde gemeinsam vom Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania, Philadelphia, und dem Hammer Museum, Los Angeles, organisiert und von Erin Christovale, Kuratorin, Hammer Museum, und Meg Onli, unabhängige Kuratorin, kuratiert. Die Ausstellung eröffnete 2021 erstmals am ICA Philadelphia und wurde im Jahr 2022 im Hammer Museum, Los Angeles, gezeigt. Die Präsentation der Julia Stoschek Foundation wurde von Lisa Long organisiert, mit kuratorischer Assistenz von Savannah Jade Thümler.
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION wurde maßgeblich vom Pew Center for Arts & Heritage gefördert, mit zusätzlicher Unterstützung von Pamela J. Joyner und Alfred J. Giuffrida sowie Lyndon J. Barrois und Janine Sherman Barrois. Die kuratorische Forschung wurde von der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts und der Robert Rauschenberg Foundation unterstützt. Die Wiederveröffentlichung von Ulysses Jenkins‘ Doggerel Life: Stories of a Los Angeles Griot wird durch die Getty Foundation ermöglicht.
Kurator*innen: Erin Christovale, Meg Onli
Kuratorische Assistenz: Ikechúkwú Onyewuenyi
The Julia Stoschek Foundation presents the European premiere of ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION, the first major retrospective of the work of groundbreaking video and performance artist Ulysses Jenkins (b. 1946 in Los Angeles). A pivotal influence on contemporary art for over fifty years, Jenkins has produced video and media work that conjures vital expressions of how image, sound, and cultural iconography inform representation.
Using archival footage, photographs, image processing, and soundtracks, Jenkins interrogates questions of race and gender as they relate to ritual, history, and the power of the state. Organized closely with the artist—including the digitization of a sprawling archive and conversations with Ulysses Jenkins and his collaborators—the exhibition encompasses a broad range of over fifteen videos and almost sixty works in total that showcase his collaborations, mural paintings, photography, and performances, revealing the scope of Jenkins’s practice.
ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION was co-organized by the Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania, Philadelphia and the Hammer Museum, Los Angeles, and curated by Erin Christovale, Curator, Hammer Museum, and Meg Onli, Independent Curator, where the exhibition was previously on view. The Julia Stoschek Foundation presentation was organized by Lisa Long with curatorial assistance by Savannah Jade Thümler.
Major support for ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION has been provided by The Pew Center for Arts & Heritage, with additional support from Pamela J. Joyner and Alfred J. Giuffrida, and Lyndon J. Barrois and Janine Sherman Barrois. Support for curatorial research has been provided by The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts and the Robert Rauschenberg Foundation. The republication of Ulysses Jenkins’s Doggerel Life: Stories of a Los Angeles Griot is made possible with support from the Getty.
Curators: Erin Christovale, Meg Onli
Curatorial Assistant: Ikechúkwú Onyewuenyi
Mit Essays von Erin Christovale, Aria Dean und Meg Onli.
With essays by Erin Christovale, Aria Dean, and Meg Onli.
Jenkins Ulysses Maren HassingerSenga NengudiFranklin ParkerJenkins Ulysses 16869ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION
JSF Berlin, 11 February – 30 July 2023
WORLDBUILDING: VIDEOSPIELE UND KUNST IM DIGITALEN ZEITALTER
JSF Düsseldorf, 5. Juni 2022 – 10. Dezember 2023
WORLDBUILDING: GAMING AND ART IN THE DIGITAL AGE
JSF Düsseldorf, 5 June 2022 – 10 December 2023
WORLDBUILDING: VIDEOSPIELE UND KUNST IM DIGITALEN ZEITALTER
JSF Düsseldorf, 5. Juni 2022 – 10. Dezember 2023
WORLDBUILDING: GAMING AND ART IN THE DIGITAL AGE
JSF Düsseldorf, 5 June 2022 – 10 December 2023
WORLDBUILDING
VIDEOSPIELE UND KUNST IM DIGITALEN ZEITALTER
WORLDBUILDING
GAMING AND ART IN THE DIGITAL AGE
SONDERÖFFNUNGSZEITEN AB JANUAR 2024
Samstag und Sonntag, 11–18 Uhr (Eintritt frei)
Führung buchen
ABSCHLUSSPROGRAMM
20. Januar 2024, 21:15 Uhr:
Orgelkonzert mir Cory Arcangel und Hampus Lindwall, St. Antonius Kirche am Barbarossaplatz (ohne Reservierung)
21. Januar 2024, 14 Uhr:
Screeningprogramm und Talk mit Cory Arcangel moderiert von Kathrin Jentjens, JSF Düsseldorf
27. Januar 2024, 14–18 Uhr
Workshop: “The Art of Control” für Jugendliche ab 14 Jahren
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4. Februar 2024, 15 Uhr:
Finissage mit einem „Blick hinter die Kulissen“ von Adèle Koechlin, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Hans-Urich Obrist, und Sammlungsdirektorin Anna-Alexandra Pfau, JSF Düsseldorf
Im Juni 2022 feiert die JULIA STOSCHEK COLLECTION ihr 15-jähriges Jubiläum. 2007 eröffnete der Düsseldorfer Standort für die Öffentlichkeit; 2016 folgte die Eröffnung der Berliner Räumlichkeiten.
Als eine der weltweit größten Privatsammlungen für zeitbasierte Kunst richtete die JULIA STOSCHEK COLLECTION bis heute über vierzig Ausstellungen und internationale Kooperationsprojekte aus, die der öffentlichen Präsentation, Konservierung und der wissenschaftlichen Aufarbeitung medialer und performativer künstlerischer Praktiken von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart gewidmet sind.
Kuratiert von Hans Ulrich Obrist, eröffnet in diesem Juni die Gruppenausstellung WORLDBUILDING: Videospiele und Kunst im digitalen Zeitalter in Düsseldorf, um das 15-jährige Bestehen der JULIA STOSCHEK COLLECTION zu feiern.
WORLDBUILDING untersucht die Beziehungen zwischen Gaming und zeitbasierter Medienkunst; die Ausstellung bildet die jüngsten Entwicklungen der Bewegtbild-Kunst ab und zeigt auf wie Künstler*innen sich mit Computerspielen auseinandersetzen und diese zur Kunstform machen. Kurator Hans Ulrich Obrist formuliert es so: „2021 haben 2,8 Milliarden Menschen Videospiele gespielt – nahezu ein Drittel der Weltbevölkerung – und machten damit eine Freizeitbeschäftigung, die lange in der Nische existierte, zu einem der größten Massenphänomene unserer Zeit. Viele Menschen verbringen täglich Stunden in einer Parallelwelt und leben dort verschiedene Leben. Videospiele sind für das 21. Jahrhundert, was Kinofilme für das 20. Jahrhundert und Romane für das 19. Jahrhundert waren.“
Die Ästhetik des Gamings hielt bereits vor Jahrzehnten Einzug in die Kunst, als Künstler*innen begannen, die visuelle Sprache von Videospielen in die eigene Praxis zu integrieren, sie zu modifizieren und zu unterminieren – unter anderem um wichtige Fragen aufzuwerfen, die unsere Existenz in virtuellen Welten hinterfragt. Einige Künstler*innen äußern ihre Kritik aus dem Innern des Systems heraus und schärfen unseren Blick für die diskriminierenden Aspekte und stereotypischen Darstellungen, wie sie im kommerziellen Bereich und von der Gaming-Industrie bisweilen reproduziert werden. In jüngster Zeit gehen Künstler*innen vermehrt dazu über, die immense Popularität des Gamings affirmativ zu nutzen, um über neue Formen der Auseinandersetzung zu kommunizieren und verstärkt ins Bewusstsein der gigantischen Öffentlichkeit vorzudringen, die diese unermessliche, globale Industrie erreicht.
Von Einkanal-Videoarbeiten bis hin zu ortsspezifischen, immersiven und interaktiven Environments umfasst WORLDBUILDING mehr als dreißig Kunstwerke, die seit Mitte der 1990er-Jahre entstanden und bis hin zur Gegenwart reichen. Neben Werken aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION – darunter einige, die speziell für die Ausstellung adaptiert wurden – werden eine Reihe neu in Auftrag gegebener Arbeiten zu sehen sein. Ein Großteil der Arbeiten, u. a. Video, Virtual Reality (VR), künstliche Intelligenz (KI) und gamebasierte Projekte, sind interaktiv und laden die Besucher*innen gezielt ein, in die Vielzahl der von den Künstler*innen realisierten alternativen Realitäten einzutauchen,deren Spektrum Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umspannt.
WORLDBUILDING bringt Wegbereiter*innen wie JODI, Peggy Ahwesh, Cory Arcangel und Sturtevant zusammen, die bereits seit den 1990er-Jahren kommerzielle Video- und Computerspiele für ihre eigenen Werke modifizieren. Ihnen gegenüber stellt die Ausstellung interaktive Arbeiten von Pionierinnen wie Suzanne Treister oder Rebecca Allen, die vor dem Hintergrund ihrer Zusammenarbeit mit der Band Kraftwerk eine besondere Verbindung zur Stadt Düsseldorf hat. Groß angelegte, gamebasierte Installationen ermöglichen dem Publikum eine Begegnung mit Werken von Künstler*innen einer jüngeren Generation, wie etwa Danielle Brathwaite-Shirley, Keiken, LuYang, Lawrence Lek, Gabriel Massan oder dem Institute of Queer Ecology, die sich in ihren utopischen Visionen und zukünftigen Welten kritisch mit gesellschaftlich-identitären Fragen auseinandersetzen. Andere laden direkt zur Interaktion ein und heben die Grenzen zwischen Kunstwerk und der gesellschaftlichen Dimension von Videospielen oder dem Metaversum auf. Darunter finden sich Arbeiten von Lual Mayen, Cao Fei, Frances Stark, Angela Washko und LaTurbo Avedon, letztere*r ist sowohl Avatar als auch anonyme*r Künstler*in. Ästhetische Elemente, die der Entwicklung von Videospielen entnommen sind, wie etwa 3-D oder VR, spielen eine zentrale Rolle in den Beispielen zeitbasierter Medienkunst von Ed Atkins, Meriem Bennani, Ed Fornieles, Rindon Johnson und Jakob Kudsk Steensen, während die narrativ geprägten Videoarbeiten von Harun Farocki, Larry Achiampong & David Blandy und Sondra Perry Einblicke in andere Aspekte der Gaming-Industrie eröffnen.
Zum Konzept der Ausstellung gehört die stetige Erweiterung durch zusätzliche Werke. Die fortlaufende Forschung zur Beziehung zwischen Gaming und zeitbasierter Medienkunst steht dabei im Mittelpunkt. „WORLDBUILDING präsentiert eine evolutive Ausstellung. Viele Videospiele werden als eine Version veröffentlicht und verändern sich über die Zeit. So hat auch die Ausstellung als eine Version begonnen und entwickelt sich stetig durch Feedback und Recherche, zu der Atelierbesuche mit Kunstschaffenden auf allen Kontinenten gehören. So wächst und verändert sich die Ausstellung zu einer erweiterten Version von sich selbst“, sagt Kurator Hans-Ulrich Obrist. Nachdem bereits CHAMNAWANA (2018) von Koo Jeong A in die Ausstellung integriert wurde, folgen ab dem 5. März 2023 Werke von Ericka Beckman, Porpentine Charity Heartscape und Pierre Huyghe. Im Juni und September 2023 wird WORLDBUILDING in zwei weiteren Schritten um zusätzliche Werke ergänzt.
Eine Broschüre sowie ein umfangreicher Ausstellungskatalog wird unterschiedliche Perspektiven zum Phänomen Gaming reflektieren. Die Ausstellungsbroschüre umfasst Beiträge von Rahel Aima, Kathrin Beßen & Agnieszka Skolimowska, Giampaolo Bianconi, Sasha Bonét, Irene Bretscher, Sophie Cavoulacos, Tamar Clarke-Brown, Mike Connor, Raphaëlle Cormier, Travis Diehl, Rebecca Edwards, Marion Eisele, Mary Flanagan, Richard Grayson, Tamara Hart, Kathrin Jentjens, Rindon Johnson, Adèle Koechlin, Aude Launay, Malte Lin-Kröger, Toke Lykkeberg, Aïcha Mehrez, Anika Meier, Christiane Paul, Anna-Alexandra Pfau, Sarah Rifky, Tina Rivers Ryan, Elisa Schaar, Elena Vogman und Joni Zhu. Der Katalog, der 2023 erscheint, enthält Essays und Interviews mit den Künstler*innen über das Konzept des Gamings.
Die Ausstellung wird von Juni 2023 bis Januar 2024 ebenfalls im Centre Pompidou-Metz zu sehen sein.
Kurator:
Hans Ulrich Obrist (*1968, Zürich) ist künstlerischer Leiter der Serpentine Galleries in London, Senior Advisor bei LUMA Arles und Senior Artistic Advisor bei The Shed in New York. Zuvor war er Kurator des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. Seit seiner ersten Ausstellung World Soup (The Kitchen Show) im Jahr 1991 hat er mehr als 350 Ausstellungen kuratiert.
SPECIAL OPENING HOURS FROM 2024
Saturday and Sunday, 11 a.m. – 6 p.m. (free admission)
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CLOSING PROGRAM
20 January 2024, 9:15 p.m.:
Organ concert with Cory Arcangel and Hampus Lindwall, St. Antonius Church at Barbarossaplatz (no reservation required)
21 January 2024, 2 p.m.:
Screening program and talk with Cory Arcangel, JSF Düsseldorf
27 January 2024, 2–6 p.m.
Workshop: “The Art of Control” for teens from 14 years (in German)
Register
4 February 2024, 3 p.m.:
Finissage with a “look behind the scenes” by Adèle Koechlin, research assistant to Hans-Urich Obrist, and Collection Director Anna-Alexandra Pfau, JSF Düsseldorf
2022 marks fifteen years since the opening to the public of the first exhibition space of the JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf, which was followed by the opening of the Berlin space in 2016.
As one of the world’s most comprehensive private collections with a focus on time-based art, the JULIA STOSCHEK COLLECTION has organized more than forty exhibitions as well as additional activities and international collaborative projects devoted to the public presentation, conservation, and research of artworks from the 1960s to the present.
Curated by Hans Ulrich Obrist to celebrate the fifteenth anniversary of the JULIA STOSCHEK COLLECTION, the group exhibition WORLDBUILDING: Gaming and Art in the Digital Age opens in Düsseldorf this June.
WORLDBUILDING examines the relationship between gaming and time-based media art with a journey through various ways in which artists have interacted with video games and made them into an art form. In the words of the curator Hans Ulrich Obrist: “In 2021 2.8 billion people—almost a third of the world’s population—played video games, making a niche pastime into the biggest mass phenomenon of our time. Many people spend hours every day in a parallel world and live a multitude of different lives. Video games are to the twenty-first century what movies were to the twentieth century and novels to the nineteenth century.”
The aesthetics of games entered artistic practice decades ago, when artists began to integrate, modify, and subvert the visual language of video games to address issues of our existence within virtual worlds. Some artists have also brought to light a critique of games from within the system itself by highlighting discriminatory and stereotypical aspects of commercial and gaming logics. More recently, artists have begun to harness the mainstream power of gaming to communicate new forms of engagement that reach the massive audience of this borderless global industry. From single-channel video works to site-specific, immersive, and interactive environments, WORLDBUILDING encompasses over thirty artworks from the mid-1990s to the present. Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION—some of them especially adapted for the exhibition— will be joined by newly commissioned works. Including video, virtual reality (VR), artificial intelligence (AI), and game-based works, most of the works are interactive and openly invite visitors to immerse themselves in the multitude of alternative realities created by artists, spanning past, present, and future.
WORLDBUILDING will bring together pioneers of artistic processes such as JODI, Peggy Ahwesh, Cory Arcangel, and Sturtevant, who have modified existing video and computer games for their own works since the 1990s, and more specifically interactive works by pioneers Suzanne Treister and Rebecca Allen, who has a special bond with the city of Düsseldorf due to her collaboration with the band Kraftwerk. Large-scale, game-based installations will immerse the visitors in the work of younger generation artists such as Danielle Brathwaite-Shirley, Keiken, LuYang, Lawrence Lek, Gabriel Massan, and the Institute of Queer Ecology, who critically reflect on socio-identitarian issues with utopian visions and future worlds, while others point to a direct interaction where the boundaries between artwork and social dimension of video games or the metaverse merge, as in the work of Lual Mayen, Cao Fei, Frances Stark, Angela Washko, and LaTurbo Avedon, who is both an avatar and an anonymous artist. Aesthetic components that come directly from the world of game programming, including 3-D and VR, will find a special place in the time-based media art works of Ed Atkins, Meriem Bennani, Ed Fornieles, Rindon Johnson, and Jakob Kudsk Steensen, while video works with a distinctly more narrative emphasis by Harun Farocki, Larry Achiampong & David Blandy, and Sondra Perry will offer insight into other aspects of the games industry.
Central to the concept of the exhibition is to constantly augment it with new works. The focus of the ongoing investigation is the relationship between gaming and time-based media art. In the words of curator Hans Ulrich Obrist, “WORLDBUILDING is an evolutive notion of what an exhibition can be. Like many games themselves, the exhibition started as one version of itself, and through feedback, our research—which includes studio visits with artists on all continents—it grows and changes into an altered and expanded version.” Following Koo Jeong A’s CHAMNAWANA (2018), the first piece to be integrated into the exhibition, works by Ericka Beckman, Porpentine Charity Heartscape, and Pierre Huyghe will be added on 5 March 2023. WORLDBUILDING will be further expanded with additional works in two stages in June and September 2023.
The exhibition will be accompanied by a varied program, both online and on site, as well as a booklet and a comprehensive exhibition catalog that will investigate various perspectives on the phenomenon of gaming. The exhibition booklet will include contributions by Rahel Aima, Kathrin Beßen & Agnieszka Skolimowska, Giampaolo Bianconi, Sasha Bonét, Irene Bretscher, Sophie Cavoulacos, Tamar Clarke-Brown, Mike Connor, Raphaëlle Cormier, Travis Diehl, Rebecca Edwards, Marion Eisele, Mary Flanagan, Richard Grayson, Tamara Hart, Kathrin Jentjens, Rindon Johnson, Adèle Koechlin, Aude Launay, Malte Lin-Kröger, Toke Lykkeberg, Aïcha Mehrez, Anika Meier, Christiane Paul, Anna-Alexandra Pfau, Sarah Rifky, Tina Rivers Ryan, Elisa Schaar, Elena Vogman, and Joni Zhu. The catalog, which will be released in 2023, will include essays and Q&As with the artists on the concept of gaming.
The exhibition will travel to the Centre Pompidou-Metz from June 2023 to January 2024.
Curator:
Hans Ulrich Obrist (b. 1968 in Zurich, Switzerland) is Artistic Director of the Serpentine Galleries in London, Senior Advisor at LUMA Arles, and Senior Artistic Advisor at The Shed in New York. Prior to this, he was the Curator of the Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. Since his first show World Soup (The Kitchen Show) in 1991, he has curated more than 350 shows.
AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE EXHIBITION BOOKLETDie Broschüre begleitend zur Ausstellung können Sie hier downloaden.
You can download the booklet accompanying the exhibition here.
Larry Achiampong & David BlandyAhwesh Peggy Rebecca AllenArcangel Cory Atkins Ed LaTurbo AvedonBalenciagaEricka BeckmanNeïl Beloufa & EBBBennani Meriem Danielle Brathwaite-ShirleyFei Cao Cheng Ian Debbie DingHarun FarockiBasmah FelembanFornieles Ed Sarah FriendDominique Gonzalez-FoersterPorpentine Charity HeartscapePierre HuygheThe Institute of Queer EcologyKoo Jeong AJODIJohnson Rindon KAWSKeikenKim HeecheonHarmony KorineLawrence LekLuYangGabriel MassanLual MayenDavid OReillyPhilippe ParrenoPerry Sondra Sahej RahalSatterwhite Jacolby Afrah ShafiqStark Frances Jakob Kudsk SteensenSturtevant TransmodernaSuzanne TreisterTheo TriantafyllidisAngela WashkoThomas WebbAhwesh Peggy 4128 Atkins Ed 4142 Bennani Meriem 13580 Fei Cao 4212 Cheng Ian 4184 Fornieles Ed 4217 Johnson Rindon 8882 Satterwhite Jacolby 8888 Stark Frances 4342 Sturtevant 4345WORLDBUILDING: GAMING AND ART IN THE DIGITAL AGE
JSF Düsseldorf, 5 June 2022 – 10 December 2023
AT DAWN
JSC Berlin, 28. April – 4. Dezember 2022
AT DAWN
JSC Berlin, 28 April – 4 December 2022
AT DAWN
JSC Berlin, 28. April – 4. Dezember 2022
AT DAWN
JSC Berlin, 28 April – 4 December 2022
at dawn
at dawn
berlinERÖFFNUNG
27. April 2022, 16:00 – 22:00 Uhr
Die Gruppenausstellung at dawn verknüpft Prozesse der Bildproduktion mit einem sozialen und politischen Streben nach möglichen Alternativen zu unserer „toxischen und insolventen“ Gegenwart, wie der kubanisch-amerikanische Denker José Esteban Muñoz sie beschrieben hat. Dabei soll ein Gefühl für das utopische Potenzial der Kunst, für einen utopischen Horizont vermittelt werden: Die Kunst als generativer Raum zum Experimentieren, in dem sich verschiedene Bedürfnisse und Verlangen formulieren, queere Beziehungen und Verflechtungen entfalten können. Ein Raum im Einklang mit dem, was der Autor als „ekstatische Zeit“ bezeichnete.
Die 30 präsentierten Arbeiten reichen von Performance-Videos, der filmischen Dokumentation von Land-Art-Projekten zu Video-Skulpturen und Bewegtbild-Installationen bis hin zu Film- und Fotoarbeiten sowie lyrischen Werken. Historische Arbeiten wie die von Nancy Holt (sowie Holt gemeinsam mit Robert Smithson), Joan Jonas, Mary Lucier und Anthony McCall, in denen der Fokus auf Materialität und Prozess liegt, setzen das Formale mit konzeptuellen Überlegungen jüngerer Werke von Künstler*innen wie Heike Baranowsky, Rosa Barba, Carol Bove und Jeppe Hein in Bezug. Diese treten wiederum in Dialog mit den Arbeiten von DIS, Barbara Hammer sowie Wolfgang Tillmans, aber auch A. K. Burns und A. L. Steiners, die sich um Fragen zu Identität und Begehren drehen. In seiner bislang umfangreichsten Präsentation in Europa werden vier große Videoinstallationen von Jacolby Satterwhite zu sehen sein, in denen er seine Performance-Praxis mit CGI-Traumlandschaften fusioniert und queeres Ritual sowie das politische Potenzial von Software erforscht. Als Vorreiter zu Satterwhites Bilderflut können zwei Videoskulpturen von Nam June Paik gelesen werden.
Die Ausstellung umfasst darüber hinaus eine Neuauflage des Leseraums des Verlages Cassandra Press, der bereits seit 2021 in der JSC Berlin installiert ist. Es handelt sich um einen diskursiven Raum, in dem Besucher*innen sich mit Schwarzer Forschung und Wissenschaft zu Themenfeldern, Konzepten und Prozessen wie doppeltes Bewusstsein, Performativität und Reparationen vertraut machen und ihre Kenntnisse vertiefen können. Precious Okoyomons Gedichte haben sich in der Außenhülle des Gebäudes eingenistet, sind im Außenraum als Audioaufzeichnungen zu hören. Cauleen Smith ist mit einer Videoarbeit in der Ausstellung sowie mit der Installation Sky Learn Sky (2022) vertreten, die sich über die gesamten Fensterfronten sowohl in den Innen- als auch in den Außenraum erstreckt und somit das Gebäude in eine Art Bewegtbild-Installation verwandelt. Wie der von Smith gewählte Titel ist auch der Ausstellungstitel den Worten Alice Coltranes entlehnt, die in ihrem spirituellen Leben unter dem Namen Swamini Turiyasangitananda bekannt war: „At dawn, sit at the feet of action. At noon, be at the hand of might. At eventide, be so big that sky will learn sky“ [In der Morgendämmerung sitze der Tat zu Füßen. Am Mittag sei der allmächtigen Kraft zur Hand. Zur Abendstunde sei so groß, dass der Himmel Himmel zu sein lernt].
Wie und wo verorten wir das Utopische im Alltag und in der Kunst? Warum ist es wichtig, sich andere mögliche Lebensweisen zu vergegenwärtigen, eine andere Zeitlichkeit, andere Räume, auch wenn dies angesichts der Gewalt, die den Status quo bestimmt, manchmal naiv erscheinen mag? at dawn zeigt beispielhaft wie Künstler*innen spirituelle, psychologische und physische Enklaven für sich beanspruchen, die darauf drängen, dass etwas Anderes, etwas Besseres, in einer neuen Zeit bevorsteht.
Kurator*innen: Lisa Long with Julia Stoschek
Kuratorische Assistenz: Eugene Yiu Nam Cheung
OPENING
27 April 2022, 4:00 – 10:00 p.m.
The group exhibition at dawn draws connections between techniques of image production and the social and political work that goes into imagining alternatives to what the late Cuban American thinker José Esteban Muñoz called our “poisonous and insolvent” present. The show seeks to express a sense of art’s utopian horizon—a generative space of desire, experimentation, and queer relationality aligned with what he described as “ecstatic time.”
The thirty works on view range from performance videos, film, photography, video sculptures, and Land art documentation to moving-image installations and poetry. Historical works foregrounding materiality and process by Nancy Holt (and Holt with Robert Smithson), Joan Jonas, Mary Lucier, and Anthony McCall connect to the formal and conceptual concerns of more recent pieces by artists including Heike Baranowsky, Rosa Barba, Carol Bove, and Jeppe Hein. These are set in dialogue with questions of desire and identity in works by the collective DIS, Barbara Hammer, and Wolfgang Tillmans, as well as in A.K. Burns and A.L. Steiner’s sixty-nine-minute ode to queer sexuality in Community Action Center (2010). In what will be the biggest European presentation of the artist’s work to date, four large video installations by Jacolby Satterwhite fuse the artist’s own performance practice with a CGI dreamscape to explore queer ritual and the political potential of software. Two video sculptures by Nam June Paik can be seen as precursors to Satterwhite’s animated image overload.
The show also includes an update of the reading room by Cassandra Press installed at JSC Berlin since 2021, a discursive space in which visitors can delve into Black scholarship on subjects such as double consciousness, performativity, and reparations. Audio recordings of poems from Precious Okoyomon are nestled into the building’s exterior, while Cauleen Smith contributes not only a video but also an installation, Sky Learn Sky (2022), turning the building into a durational artwork. Like that of the exhibition, the installation’s title is borrowed from a saying by Alice Coltrane, known in her spiritual life as Swamini Turiyasangitananda: “At dawn, sit at the feet of action. At noon, be at the hand of might. At eventide, be so big that sky will learn sky.”
How and where do we locate the utopian in everyday life and in art? Why is it important to keep envisioning other ways of being, other temporalities, other spaces, even if it seems naïve to do so considering the violence that defines the status quo? at dawn offers examples of how artists carve out spiritual, psychological, and physical enclaves that call for “something else, something better, something dawning.”
Curators: Lisa Long with Julia Stoschek
Curatorial Assistant: Eugene Yiu Nam Cheung
Mit Beiträgen von hannah baer, Hera Chan, Eugene Yiu Nam Cheung, Sarah Davachi, Amber J. Esseiva, Olamiju Fajemisin, Leo Goldsmith, Sanja Grozdanić, Gracie Hadland, Erich Kessel Jr., Dana Kopel, Andrea Lissoni, Trisha Low, Cauleen Smith, Gloria Sutton, Maxi Wallenhorst und Simon Wu.
With contributions by hannah baer, Hera Chan, Eugene Yiu Nam Cheung, Sarah Davachi, Amber J. Esseiva, Olamiju Fajemisin, Leo Goldsmith, Sanja Grozdanić, Gracie Hadland, Erich Kessel Jr., Dana Kopel, Andrea Lissoni, Trisha Low, Cauleen Smith, Gloria Sutton, Maxi Wallenhorst, and Simon Wu.
Baranowsky Heike Rosa BarbaBove Carol A.K. Burns & A.L. Steiner A.K. Burns & A.L. Steiner Cassandra PressDISHammer Barbara Hein Jeppe Nancy Holt & Robert Smithson Nancy Holt & Robert Smithson Jonas Joan Lucier Mary McCall Anthony Precious OkoyomonPaik Nam June Satterwhite Jacolby Cauleen SmithTillmans Wolfgang Tillmans Wolfgang 4349 Baranowsky Heike 4151 Satterwhite Jacolby 8888 Jonas Joan 4247 Hein Jeppe 4235 Paik Nam June 4296 Bove Carol 4169 Burns A.K 13640 Steiner A.L. 13641 Hammer Barbara 4234 McCall Anthony 4274 Holt Nancy 4240 Smithson Robert 4340 Lucier Mary 4268AT DAWN
JSC Berlin, 28 April – 4 December 2022
STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?
JSC Berlin, 28. April – 4. Dezember 2022
STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?
JSC Berlin, 28 April – 4 December 2022
STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?
JSC Berlin, 28. April – 4. Dezember 2022
STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?
JSC Berlin, 28 April – 4 December 2022
STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?
STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?
ARTIST TALK & FINISSAGE
Im Rahmen ihrer Ausstellung „Piña, Why is the Sky Blue?” in der JSC Berlin sprechen die Künstler*innen Stephanie Comilang und Simon Speiser am 2. Dezember, 20 Uhr, mit der Kuratorin Lisa Long über ihre Arbeit.
Piña, Why is the Sky Blue? ist die techno-feministische Vision einer Zukunft, in der überliefertes Wissen und neue Technologien zusammengeführt werden. Im Zentrum der Ausstellung steht die gleichnamige Video- / Virtual-Reality-Installation (2021), die die Geschichte eines spirituellen Mediums namens Piña in Form einer spekulativen Dokumentation erzählt. Als eine Art künstliche Intelligenz besitzt Piña die Fähigkeit, angestammtes Wissen sowie Botschaften und Träume von Menschen aus der ganzen Welt zu empfangen, um sie für die Zukunft zu sichern. Die neu angekaufte Installation ist Teil der ersten institutionellen Einzelausstellung der in Berlin lebenden Künstler*innen Stephanie Comilang und Simon Speiser in Deutschland.
Das Videomaterial wurde auf den Philippinen und in Ecuador an Orten gefilmt, die mit den Familiengeschichten der Künstler*innen eng verbunden sind. Zu sehen sind Interviews mit Aktivist*innen und Heiler*innen lokaler Organisationen wie dem indigenen feministischen Kollektiv Cyber-Amazonas in Puyo oder der Las Martinas de Piedras Negras in Quito, beide in Ecuador, sowie mit einer Schamanin, einer sogenannten Babaylan, aus der Provinz Palawan auf den Philippinen. Diese Sequenzen werden durch Aufnahmen von Agrarlandschaften, verlassenen Gebäuden inmitten üppiger Wälder, und der Darstellung ritueller Handlungen der Gesprächspartnerinnen unterbrochen. Der inhaltliche Fokus auf matriarchalische Strukturen und deren Überlieferung zeigt, wie vorkoloniale Lebensweisen trotz andauernder gewaltsamer Unterdrückung bis in die heutige Zeit überlebt haben.
In der Videoarbeit bleibt Piña unsichtbar. Lediglich die Stimme evoziert während wiederkehrender Drohnenaufnahmen eine körperlose Präsenz: „Ich bin für euch da. Aus euch allen zusammengesetzt. Aus der Welt hervorgegangen, die ihr verloren habt. Als alles vernichtet wurde und alles in Flammen aufging. Irgendwie gelang es mir zu überleben. Und nun habt ihr mich gefunden.“ In der VR-Komponente der Installation begegnet uns das Medium hingegen in menschlicher Gestalt. Als Betrachter*innen folgen wir Piña zunächst bei der Verrichtung alltäglicher Aufgaben, bevor wir in ihre Traumwelt eintreten, bestehend aus den Daten, die dem Medium übermittelt wurden.
Neben der Installation sind in der Ausstellung Textilcollagen aus gewebten Ananasfasern zu sehen, die aus einer Vielzahl von Stoffquadraten per Hand zusammengenäht wurden. Als eine der ersten Waren aus der sogenannten Neuen Welt wurde die Ananas (piña) von den spanischen Kolonialisten auf den Philippinen eingeführt, wo sie für den europäischen Luxusmarkt angebaut und vor Ort als Nahrungsmittel und Faser verwendet wurde. Die einzelnen Quadrate sind mittels eines 3-D-Druckers entweder mit traditionellen ecuadorianischen und philippinischen Mustern oder mit Neuentwürfen bedruckt, die von den Künstler*innen sowie einem selbstlernenden Algorithmus generiert wurden. Es entsteht ein Amalgam verschiedener Muster, Verfahren und Traditionen, wodurch das Material zu einem Informationsträger wird, der die physische mit der virtuellen Welt, die Vergangenheit mit der Gegenwart, verbindet.
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Publikation, die u. a. ein Gespräch zwischen den Künstler*innen und der Kuratorin Lisa Long sowie einen Essay von der in London lebenden Autorin Alex Quicho enthält.
Piña, Why is the Sky Blue? begründet ein neues Ausstellungsformat in der JSC Berlin, das sich der Präsentation von Neuerwerbungen der Arbeiten von jüngeren Künstler*innen widmet. Unterstützt von Team Global.
STEPHANIE COMILANG ist Künstlerin und lebt in Toronto und Berlin. Ihre dokumentarischen Arbeiten schaffen Erzählungen, die sich damit auseinandersetzen, wie unser Verständnis von Mobilität, Kapital und Arbeit auf globaler Ebene von unterschiedlichen kulturellen und sozialen Faktoren geprägt wird. Ihre Arbeiten wurden u.a. auf der Transmediale Berlin, Ghost:2561 Bangkok Video & Performance Triennale, Hamburger Bahnhof, Tai Kwun Hong Kong, International Film Festival Rotterdam und Asia Art Archive in America, New York, gezeigt. 2019 wurde sie mit dem Sobey Art Award ausgezeichnet, Kanadas prestigeträchtigstem Kunstpreis für Künstler bis 40 Jahre.
SIMON SPEISER ist ein Künstler, der fiktive Konzepte entwirft, die Natur und Technologie miteinander verbinden. Indem er eine Vielzahl von Medien und Disziplinen miteinander in Beziehung setzt – vom Schreiben über die Bildhauerei und den Druck bis hin zu Video- und VR-Installationen – erweitert Speiser in seinen Arbeiten die Möglichkeiten zwischen Kunst und Science-Fiction. Er hat u.a. im Frankfurter Kunstverein, MMK Frankfurt, CAC Quito, Oracle Berlin, Croy Nielsen, MMCA Seoul und Robert Grunenberg Berlin ausgestellt.
Kuratorin: Lisa Long
Kuratorische Assistenz: Eugene Yiu Nam Cheung
ARTIST TALK & CLOSING
In celebration of the exhibition “Piña, Why is the Sky Blue?” artists Stephanie Comilang and Simon Speiser will be in conversation with the curator Lisa Long on Friday, 2 December 2022, 8:00 p.m.
Piña, Why is the Sky Blue? is an affirming techno-feminist vision of a future in which ancestral knowledge and new technologies converge. The centerpiece of the exhibition is a video/virtual-reality installation (2021) of the same title, a speculative documentary that narrates the story of a spiritual medium known as Piña. As a form of artificial intelligence, Piña is able to receive and collect inherited knowledge, messages, and dreams from people around the world in order to secure their survival. The show featuring this newly acquired installation marks the first institutional solo exhibition in Germany of Berlin-based artists Stephanie Comilang and Simon Speiser.
Piña, Why is the Sky Blue? features footage shot in the Philippines and Ecuador, where Comilang and Speiser, respectively, have family histories. Its video component includes interviews with activists and healers from local organizations such as the Indigenous feminist collective Cyber Amazonas in Puyo, and Las Martinas de Piedras Negras in Quito, both in Ecuador; as well as with a shaman or Babaylan, in Palawan, Philippines. These are interspersed with footage of agricultural landscapes, abandoned buildings amid lush forests, and documentation of ritual activities carried out by the interviewees. Through an emphasis on matriarchal lineages and their modes of knowledge transmission, the artists consider how precolonial ways of being have survived into the present in spite of their ongoing violent oppression.
The spirit Piña remains invisible in the video, but they speak in voiceover over drone footage, which conjures their disembodied presence. “I am here for you,” they say. “Made out of all of you. Made out of your lost world. When all was being destroyed. And it was all burning. Somehow I survived. And now you’ve found me.” In the VR component, by contrast, Piña can be seen in human form. Initially viewers see Piña carrying out everyday activities, before they enter Piña’s inner world, a fragmentary rendered dreamscape made up of all the data transmitted to them.
In addition to the installation, the exhibition features textile collages made of woven pineapple-cloth swatches sewn together by hand. One of the first commodities from the so-called New World, pineapple (piña) was introduced to the Philippines by Spanish colonialists, where it was grown for the European luxury market as well as used locally as food and fiber. On the individual squares, Comilang and Speiser have 3D-printed an amalgamation of traditional Ecuadorian and Filipino patterns along with new designs generated either by the artists or by a self-learning algorithm. Via the resulting amalgam of various patterns, techniques, and traditions, the material becomes a carrier of information, one that connects the physical and virtual worlds as well as the past and present.
The exhibition is accompanied by a publication featuring an interview between the artists and curator Lisa Long and an essay by London-based writer Alex Quicho.
Piña, Why is the Sky Blue? is part of a new initiative at JSC Berlin: a dedicated space for the presentation of a recent acquisition of work by emerging artists. Supported by Team Global.
STEPHANIE COMILANG is an artist living and working between Toronto and Berlin. Her documentary based works create narratives that look at how our understandings of mobility, capital and labour on a global scale are shaped through various cultural and social factors. Her work has been shown at Transmediale Berlin, Ghost:2561 Bangkok Video & Performance Triennale, Hamburger Bahnhof, Tai Kwun Hong Kong, International Film Festival Rotterdam, and Asia Art Archive in America, New York. She was awarded the 2019 Sobey Art Award, Canada’s most prestigious art prize for artists 40 years and younger.
SIMON SPEISER is an artist who conjures fictional concepts that merge nature with technology. Placing a variety of media and disciplines in dialogue with one another—ranging from writing, sculpture, and printing to video and VR installations—Speiser’s work expands the possibilities between art and science fiction. He has exhibited at the Frankfurter Kunstverein, MMK Frankfurt, CAC Quito, Oracle Berlin, Croy Nielsen, MMCA Seoul, and Robert Grunenberg Berlin, among others.
Curator: Lisa Long
Curatorial assistant: Eugene Yiu Nam Cheung
Mit einem Vorwort von Julia Stoschek, einem Gespräch zwischen den Künstler*innen und der Kuratorin Lisa Long sowie einem Essay von Alex Quicho.
Featuring a foreword by Julia Stoschek, an interview between the artists and curator Lisa Long, and an essay by London-based writer Alex Quicho.
Stephanie Comilang & Simon SpeiserSTEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?
JSC Berlin, 28 April – 4 December 2022
A FIRE IN MY BELLY
JSC Berlin, 6. Februar – 12. Dezember 2021
A FIRE IN MY BELLY
JSC Berlin, 6 February – 12 December 2021
A FIRE IN MY BELLY
JSC Berlin, 6. Februar – 12. Dezember 2021
A FIRE IN MY BELLY
JSC Berlin, 6 February – 12 December 2021
A FIRE IN MY BELLY
A FIRE IN MY BELLY
berlinDie neue umfangreiche Sammlungspräsentation A FIRE IN MY BELLY zeigt Arbeiten von über dreißig Künstler*innen verschiedener Generationen, in denen Gewalt- und Verlusterfahrungen inszeniert, erlebt und verarbeitet werden. Ausgehend von den unterschiedlichen Kontexten der Werke, untersucht die Ausstellung, wie Künstler*innen diese Erfahrungen in Gesten von Protest und Widerstand ausdrücken. Film- und Videoarbeiten seit den 1960er Jahre werden ergänzt durch Malerei, Skulptur und Performance, die sich zwischen Momenten großer Anspannung, Poesie und Befreiung bewegen. Viele Neuankäufe der letzten drei Jahre sind erstmals in der JSC Berlin zu sehen, darunter Arbeiten von Sophia Al-Maria, Cyprien Gaillard, Leila Hekmat, Barbara Hammer und David Wojnarowicz.
Der Titel der Ausstellung geht auf den unvollendeten Film A Fire In My Belly (Film In Progress) and A Fire In My Belly (Excerpt) (1986-87) des amerikanischen Künstlers und Aktivisten David Wojnarowicz zurück. Angesichts einer Gesellschaft, die auf individueller und struktureller Ebene von sozialer Ungerechtigkeit und Unterdrückung durchdrungen war, reagierte Wojnarowicz auf die polarisierte und aufgeheizte gesellschaftliche Lage in den USA der 1980er Jahre, in der die AIDS-Epidemie und die „Culture Wars“ das Leben des Künstlers prägten.
Sowohl die Ausstellung als auch das Begleitprogramm, bestehend aus Screenings, Talks und Workshops, bietet die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Fragen rund um die Zirkulation und Fortsetzung von Gewaltdarstellungen. Zudem wird verhandelt, welche Rolle wir als Betrachter*innen einnehmen; wie und wann wir selber als Zeug*innen oder Kompliz*innen auftreten.
Zur Ausstellung erscheint ein Printmagazin mit Texten von internationalen Autor*innen, Künstler*innen und Theoretiker*innen.
Kuratorinnen: Lisa Long und Julia Stoschek
Kuratorische Assistenz: Eugene Yiu Nam Cheung
A FIRE IN MY BELLY is a large collection exhibition, featuring over thirty artists from different generations and backgrounds, who in a variety of mediums and contexts examine the ways in which experiences of violence and loss are enacted, witnessed, and transformed. Comprising film, video, photography, painting, sculpture, and poetry, the exhibition explores how artists negotiate and transcend these experiences through personal and political gestures of protest and resistance. The works included in A FIRE IN MY BELLY thus alternate between moments of tension, poetry, and release.
The title of the exhibition stems from the unfinished film A Fire In My Belly (Film In Progress) and A Fire In My Belly (Excerpt) (1986–87) by American artist and activist David Wojnarowicz. In the face of a society permeated by social injustices and oppression on both an individual and structural level, Wojnarowicz’s film distils his anger and anguish at the polarized and violent milieu of the 1980s, specifically in the United States, where the AIDS epidemic and the so-called Culture Wars were decisive in the artist’s life.
Through a range of public programs consisting of screenings, talks, and workshops, JSC Berlin will establish a platform to engage with various aspects of the multifaceted works on view. These will address, among other things, representations of violence and how they circulate, as well as the role of viewers as witnesses who may or may not be complicit themselves. A FIRE IN MY BELLY also features many new acquisitions from the past three years, including works by Sophia Al-Maria, Cyprien Gaillard, Leila Hekmat, Barbara Hammer, and David Wojnarowicz.
The exhibition will be accompanied by a printed exhibition magazine with texts by a wide range of international writers, artists, and theorists.
Curators: Lisa Long and Julia Stoschek
Curatorial Assistant: Eugene Yiu Nam Cheung
Mit Beiträgen von: Ayreen Anastas, Daniel Baumann, Alessandro Bava, Harry Burke, Evan Calder Williams, Wilfred Chan, Alexander Chee, Eugene Yiu Nam Cheung, Lucille Clifton, Orit Gat, Nikki Giovanni, Anna Gritz, Amelia Groom, Diana Hamilton, Calla Henkel, Karl Holmqvist, Lizzie Homersham, Rindon Johnson, Eliel Jones, Dean Kissick, Elise Lammer, Mason Leaver-Yap, Huw Lemmey, Lisa Long, Geoffrey Mak, Vijay Masharani, Pádraic E. Moore, Serubiri Moses, Ella Plevin, Rachael Rakes, Naomi Riddle, Bassem Saad, Robert Schulte, Alexander Scrimgeour, Julia Stoschek, Snack Syndicate, McKenzie Wark, Eleanor Ivory Weber, David Wojnarowicz
With contributions by: Ayreen Anastas, Daniel Baumann, Alessandro Bava, Harry Burke, Evan Calder Williams, Wilfred Chan, Alexander Chee, Eugene Yiu Nam Cheung, Lucille Clifton, Orit Gat, Nikki Giovanni, Anna Gritz, Amelia Groom, Diana Hamilton, Calla Henkel, Karl Holmqvist, Lizzie Homersham, Rindon Johnson, Eliel Jones, Dean Kissick, Elise Lammer, Mason Leaver-Yap, Huw Lemmey, Lisa Long, Geoffrey Mak, Vijay Masharani, Pádraic E. Moore, Serubiri Moses, Ella Plevin, Rachael Rakes, Naomi Riddle, Bassem Saad, Robert Schulte, Alexander Scrimgeour, Julia Stoschek, Snack Syndicate, McKenzie Wark, Eleanor Ivory Weber, David Wojnarowicz
Al-Maria Sophia Ahwesh Peggy Bonvicini Monica Bernadette Corporation Bernadette Corporation Chan Paul Demand Thomas Dewes Maria Anna Diefenbach Karl Wilhelm Dzama Marcel Donnelly Trisha Emin Tracey Enright Brock Gaillard Cyprien Hammer Barbara Hekmat Leila Imhof Anne Jafa Arthur Johnson Rindon Zoe LeonardLidén Klara McEwen Adam Mendieta Ana Mendizabal Asier Montgomery Colin Mntambo Nandipha Adrian PiperProuvost Laure Pruitt Rob Rhode Robin Rogers Bunny Marianna SimnettSmith Jack Staff P. caner tekerWilliams Kandis Wojnarowicz David Al-Maria Sophia 13575 Ahwesh Peggy 4128 Bonvicini Monica 4167 Bernadette Corporation Bernadette CorporationKünstlerkollektiv, gegründet 1993 in New York, NY, USA, bestehend aus:
Artist collective, founded 1993 in New York, NY, USA, consisting of:
8965 Chan Paul 4182 Demand Thomas 4193 Dewes Maria Anna 4196 Diefenbach Karl Wilhelm 8881 Dzama Marcel 4202 Donnelly Trisha 4199 Emin Tracey 4206 Enright Brock 4207 Gaillard Cyprien 4220 Hammer Barbara 4234 Hekmat Leila 12340 Imhof Anne 4243 Jafa Arthur 4244 Johnson Rindon 8882 Lidén Klara 4265 McEwen Adam 4276 Mendieta Ana 4280 Mendizabal Asier 4281 Montgomery Colin 4287 Mntambo Nandipha 4283 Prouvost Laure 11569 Pruitt Rob 4304 Rhode Robin 4312 Rogers Bunny 4319 Smith Jack 4339 Staff P. 13647 Williams Kandis 13718 Wojnarowicz David 12420A FIRE IN MY BELLY
JSC Berlin, 6 February – 12 December 2021
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE
JSC Düsseldorf, 25. April – 19. Dezember 2021
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE
JSC Düsseldorf, 25 April – 19 December 2021
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE
JSC Düsseldorf, 25. April – 19. Dezember 2021
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE
JSC Düsseldorf, 25 April – 19 December 2021
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF
MESSAGE IN A BOTTLE
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF
MESSAGE IN A BOTTLE
Christoph Schlingensief (1960–2010) war einer der wichtigsten deutschsprachigen Künstler seiner Zeit. Mit seinen politisch subversiven, oft extremen Aktionen und Projekten hob er die Grenzen zwischen Theater, Film, Fernsehen, Literatur und bildender Kunst auf. Mit dem Tod des Künstlers im Jahr 2010 entstand eine künstlerische Leerstelle, die weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bis heute zu spüren ist.
Im Frühjahr 2021 widmen sich gleich drei Düsseldorfer Institutionen in einer übergreifenden Kooperation dem Werk Christoph Schlingensiefs: Während die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Christoph Schlingensief. Kaprow City zeigt, präsentiert das Filmmuseum eine Schlingensief-Filmreihe sowie Fotos von Eckhard Kuchenbecker, seinem Tonmeister und Vertrauten. Die Ausstellung CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE in der JSC Düsseldorf vereint erstmalig Schlingensiefs Werke aus dem Sammlungsbestand von Julia Stoschek in einer Präsentation. Die gezeigten Fotoprints, Videos und Mixed-Media-Installationen entstanden zwischen 2003 und 2008. Es sind Fragmente aus Schlingensiefs Performances und Inszenierungen, die von Julia Stoschek mäzenatisch unterstützt wurden. „Christoph Schlingensief steht für mich in einer Reihe mit großen deutschen Künstlerfiguren wie Beuys und Kippenberger. Dabei ist es ihm immer gelungen, durch seine Kunst direkten Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. Seine Arbeiten reflektieren ihre Gegenwart ohne jede Zurückhaltung und in voller Konsequenz“, sagt Julia Stoschek.
Das Düsseldorfer Kooperationsprojekt lädt zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung ein und macht die komplexen Bezüge zwischen den Werken Schlingensiefs erlebbar. „Schlingensief fehlt heute schmerzlich. Deshalb bin ich sehr glücklich darüber, dass wir gemeinsam mit der Kunstsammlung NRW und dem Filmmuseum dazu beitragen können, dass sein Werk über zehn Jahre nach seinem Tod nun endlich eine größere institutionelle Anerkennung erfährt“, so Julia Stoschek.
Christoph Schlingensief und Julia Stoschek verband eine langjährige und enge Freundschaft, die von einem intensiven Austausch über Schlingensiefs Projekte begleitet wurde. 2003 lernten sich beide kennen. Ein Jahr später begleitete Julia Stoschek Christoph Schlingensief auf den Proben zu den Bayreuther Festspielen, wo Schlingensief Parsifal inszenierte. „Uns hat eine tiefe Freundschaft verbunden“, sagt Julia Stoschek heute. „Die vier Jahre in Bayreuth waren für uns beide sehr prägend. In dieser Zeit ist Christoph Teil meiner Familie geworden.“
Später unterstützte die Sammlerin mehrere seiner Projekte, darunter sein Langzeitprojekt Der Animatograph (2005–07), eine begehbare Drehbühnenkonstruktion, die Aktions- und Projektionsfläche zugleich ist und in verschiedenen Variationen, u. a. in Reykjavík, Lüderitz in Namibia und Neuhardenberg, präsentiert wurde. Bestandteile dieser Installation waren die Videos I want to destroy (2005) und Affenführer (2005) sowie die Fotografien Affenbilder (2005), die heute alle in der JULIA STOSCHEK COLLECTION sind.
Spätestens mit Förderung der Aktion Diana II – What happened to Allan Kaprow? (2006) durch Julia Stoschek zeigte sich, dass die Unterstützung von Schlingensiefs Arbeit auch ideellen Wert hatte: Ursprünglich plante der Künstler eine Performance, die während der Londoner Kunstmesse Frieze aufgeführt werden sollte. Sie war als Fortführung der raumgreifenden, multimedialen Installation Kaprow City (2006) gedacht und wird nun vom 24. April bis 17. Oktober 2021 im K20 der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf präsentiert. Allerdings wurde die Aufführung verhindert, weil das Thema von Schlingensiefs Performance – der Unfalltod von Lady Diana – in Kombination mit der Ästhetik von B-Horror-Movies zu provokativ erschien. Daraufhin änderte Schlingensief sein Konzept und überführte Diana II – What happened to Allan Kaprow? in den Londoner Stadtraum. Mit einem aus der katholischen Liturgie entlehnten Tragaltar steuerte Schlingensief Orte an, die mit der Princess of Wales und Allan Kaprow, einem Mitbegründer der Aktionskunst, in Verbindung stehen. Als die Mittel durch den Ausschluss vom offiziellen Projekt der Messe knapp wurden und auch der Glaube daran abnahm, konnte Julia Stoschek helfen, wie eine Widmung Schlingensiefs dokumentiert: „Ohne Dich wäre Diana II nicht entstanden. Du warst die Einzige, die nicht abgeraten hat, sondern einfach Kraft gegeben hat.“ Der Diana Altar (2006) fand im selben Jahr Eingang in die Sammlung.
Ein weiterer persönlicher Bezug lässt sich zu der geheimnisvollen Arbeit Message in a Bottle (2008) herstellen. Das Objekt war ein Geschenk Christoph Schlingensiefs an Julia Stoschek anlässlich ihrer zweiten großen Sammlungspräsentation NUMBER TWO: FRAGILE im Jahr 2008.
Das Objekt besteht aus einem groben Holzrahmen und darauf verschraubten Plexiglasplatten, zwischen denen sich eine kleine Postsendung befindet. Der Brief ist an Schlingensief adressiert, frankiert und abgestempelt und erinnert dadurch an die Konzeptkunst und Mail Art der 1960er-Jahre. Zugleich zitiert Schlingensief hier das Kunstverständnis der Fluxus-Bewegung, welche Gegenstände des Alltags zu mysteriösen, auratisch aufgeladenen Kunstobjekten erhebt.
Der Weg des Objektes und der Inhalt der darin enthaltenen Briefsendung lassen sich nicht gesichert nachvollziehen. Es bleibt ungewiss, welche Information die Flaschenpost enthält. Um mehr zu erfahren, müsste das Objekt aufgebrochen und damit zerstört werden. Der Künstler und die Sammlerin gehen hier eine direkte Beziehung miteinander ein: Sie beruht auf den miteinander vereinbarten Regeln im Umgang mit Kunst, die sicherstellen, dass die Nachricht im Schutz des Kunstobjektes verharrt. Auf persönlicher Ebene dreht sich alles um Vertrauen – ein Vertrauen, das aushält, dass Dinge unausgesprochen bleiben.
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF IN DÜSSELDORF
Parallel zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im K20 die Installation Kaprow City (24.4. – 17.10.2021). Das Filmmuseum Düsseldorf präsentiert innerhalb der Ausstellung Christoph Schlingensief: Projektionen eine Filmreihe und Fotos von Eckhard Kuchenbecker (24.4. – 31.8.2021).
Weitere Infos unter:
Christoph Schlingensief (1960–2010) was one of the leading German-speaking artists of his time. He eliminated the borders between theater, film, television, literature, and visual arts with his politically subversive and often extreme happenings and projects. His death in 2010 left an artistic void that is still felt today, even outside of the German-speaking world.
Three institutions in Düsseldorf will join forces to feature Schlingensief’s work in the spring of 2021. The Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen will present Christoph Schlingensief. Kaprow City, and the Filmmuseum will mount a Schlingensief film series and display photographs by his sound engineer and close friend Eckhard Kuchenbecker. The exhibition CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE at JSC Düsseldorf will, for the first time, bring together Schlingensief’s works from the Julia Stoschek Collection. The photo prints, videos, and mixed-media installations on display were created between 2003 and 2008. These works are fragments from Schlingensief’s performances and stagings that Julia Stoschek supported as a patron. “For me, Christoph Schlingensief is in line with great German artists like Beuys and Kippenberger. He always succeeded in directly influencing society. His works consistently and relentlessly reflect the contemporary,” the collector notes.
The cooperative project in Düsseldorf invites visitors to engage in an in-depth examination of Schlingensief’s art and makes it possible to experience the complex interdependencies of the works. “The loss of Schlingensief is painfully noticeable today. That is why it makes me very happy that more than ten years after his death we—along with the Kunstsammlung NRW and the Filmmuseum—are able to help his work receive greater recognition from institutions,” Stoschek states.
Christoph Schlingensief and Julia Stoschek had a long and close friendship that was accompanied by a lively exchange concerning his projects. They met in 2003 for the first time. One year later Stoschek attended rehearsals for the Bayreuth Festival with Schlingensief, who was staging the opera Parsifal. “Our friendship was deep,” Stoschek says today. “The four years in Bayreuth were quite formative for both of us. During that period Christoph became a member of my family.”
The collector later funded a number of his projects, including the long-term project The Animatograph (2005–07), a revolving stage construction that simultaneously provided a surface for action and projections. Variations of this project were shown at venues including Reykjavík, Iceland; Lüderitz, Namibia; and Neuhardenberg, Germany amongst others. The immersive installation consisted of the videos I want to destroy (2005) and Affenführer (Monkey Führer, 2005) and the photographs Affenbilder (Monkey Pictures, 2005), which are today part of the JULIA STOSCHEK COLLECTION.
Stoschek’s support of the happening Diana II—What Happened to Allan Kaprow? (2006) demonstrates that her backing of Schlingensief’s work was also based on idealistic support. The artist had originally planned a performance that was to take place during Frieze Art Fair in London. It was conceived as a continuation of the immersive multimedia installation Kaprow City (2006), which will be presented at K20 of the Kunstsammlung NRW from 24th April to 17th October 2021 in Dusseldorf. However, the performance was prevented due to the provocative nature of the subject, the death of the Lady Diana in a car accident—particularly provocative in combination with Schlingensief’s B-horror movie aesthetics. At that point he changed the concept of Diana II—What Happened to Allan Kaprow? With the aid of a portable altar taken from Catholic liturgy, Schlingensief visited sites around London that were associated with the Princess of Wales and Allan Kaprow, one of the pioneers of performance art. When funds ran low due to the project’s exclusion from the official part of the fair and belief in the project also waned, Julia Stoschek was able to help, as is documented by his dedication: “Diana II would not have been possible without your help. You were the only one who did not discourage me and instead gave me strength.” Diana Altar (2006) entered the collection the same year.
The mysterious work Message in a Bottle (2008) also has a personal connection. The object was a present from Christoph Schlingensief to Julia Stoschek in conjunction with the second major presentation of her collection—NUMBER TWO: FRAGILE—in 2008. The object consists of a rough wooden frame with two Plexiglas panels screwed onto it, between which there is a small package. Addressed to Schlingensief and bearing a canceled stamp, the package is reminiscent of Conceptual Art and Mail Art of the 1960s. Schlingensief was making reference to the approach of the Fluxus movement, which elevates everyday items to art objects imbued with an aura of mystery.
The story of the journey taken by this object, its contents, and the frame is clearly inherent I the art object. However, it cannot be grasped in concrete terms. It remains uncertain what information is actually contained in the message in the bottle. To find out more, the object would have to be broken open and destroyed. The artist and the collector engage in a direct relationship with each other that depends on mutual agreement on rules concerning the handling of art in general, making sure the message remains protected by its frame. On a personal level, it is about trust—accepting that things are left unsaid.
CHRISTOPH SCHLINGENSIEF IN DÜSSELDORF
In parallel, the Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen shows the installation Kaprow City at K20 (24.4. – 17.10.2021). The Filmmuseum Düsseldorf presents within the exhibition Christoph Schlingensief: Projektionen a film series and photographs by Eckhard Kuchenbecker (24.4. – 31.8.2021).
More information:
AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE EXHIBITION BOOKLETDie Broschüre begleitend zur Ausstellung können Sie hier downloaden.
You can download the booklet accompanying the exhibition here.
Schlingensief Christoph Schlingensief Christoph 4329CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE
JSC Düsseldorf, 25 April – 19 December 2021
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 17. Januar – 19. Dezember 2021
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 17 January – 19 December 2021
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 17. Januar – 19. Dezember 2021
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 17 January – 19 December 2021
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION
Was wir als Wahrheit begreifen, vermittelt sich in hohem Maße durch Bewegtbilder. Dies machen sich verschiedene Mächte zunutze, um Einfluss zu nehmen. Vor diesem Hintergrund zeigt die Ausstellung, dass zeitbasierte Medien im Stande sind, politische Ideologien mit dem Verlangen zu verknüpfen, sich eine eigene private Welt zu erschaffen. Die Arbeiten bedienen sich unterschiedlicher kultureller Narrative und vermitteln einen Eindruck davon, in welchem Sinn sie ein Inkubator für soziale Mythologien sein können.
Traditionelle Mythen sind Geschichten über Gottheiten, die Schöpfung und das Heilige, die sich durch ihre weite Verbreitung sowie ihr ambivalentes Verhältnis zur Wahrheit auszeichnen. Sie erzählen von unumstößlichen Wahrheiten. Gleichzeitig unterhalten und erziehen sie das Publikum, indem sie einfache Charaktere zu Archetypen stilisieren. In JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS wird das Spannungsfeld zwischen Fakten und Fiktionen in den Blick genommen, das durch persönliche sowie kollektive Narrative hervorgebracht wird. Die in der Ausstellung vertretenen Arbeiten interpretieren Mythologien neu, konterkarieren etablierte Verhaltensmuster und imaginieren darüber hinaus außergewöhnliche visuelle und akustische Welten. Allen Arbeiten ist gemein, dass sie die Grenzen zwischen Mythos, Fakt und Fantasie – mal bewusst, mal unbewusst – verschwimmen lassen. Durch alltägliche Handlungen des Spielens, des Übertreibens, des Performens, werden folgende Fragen aufgeworfen: Wenn wir noch auf etwas vertrauen könnten, worauf wäre das? Wie wird in diesen Geschichten Bedeutung generiert? Von wem werden solche Mythen heute erschaffen? Und welchen Narrativen wird man auch in Zukunft noch Glauben schenken?
Wu Tsangs Videoarbeit Wildness (2012) und Mark Leckeys Videoarbeiten Fiorucci Made Me Hardcore (1999) und Parade (2003) drücken den Wunsch nach einem Zugehörigkeitsgefühl innerhalb kultureller Bewegungen und Szenen aus. Die Arbeiten dokumentieren unterschiedliche Subkulturen und beleuchten die kollektiven Phantasien, die in diesen Kontexten als verbindende Elemente fungieren. Mike Kelleys jahrzehntelanges Projekt Extracurricular Activity Projective Reconstruction #36 (Vice Anglais) (2011) unterwandert popkulturelle amerikanische Medientropen durch albtraumhafte Performances, in denen kulturelle Archetypen auf verstörende Weise miteinander interagieren.
Sowohl die Guerrilla Girls als auch Natascha Sadr Haghighian greifen in ihren jeweiligen Arbeiten bestimmte Kunstwelt-Mythen auf, indem sie ihre persönlichen Narrative und ihre Identitäten fiktionalisieren. Klara Lidén setzt ihren ambivalent gegenderten, weißen Körper in ihren Videoarbeiten Paralyzed (2003) und Grounding (2018) als Mittel ein, um traditionelle Genderrollen in Frage zu stellen.
Lina Lapelytės Hunky Bluff Act 1–6 (2015) und Jamie Crewes Pastoral Drama (2018) adaptieren Mythologien und Opernarien, um kulturelle Narrative und Gendernormen aufzubrechen. Ähnlich verhält es sich mit Mika Rottenbergs Chasing Waterfalls. Ihre Videoarbeit The Rise and Fall of the Amazing Seven Sutherland Sisters (2006) sowie WangShuis From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2018) nutzen Fabeln, Werbeformate und zeitgenössische Architektur, um Fragen zur Konstruktion von Identität aufzuwerfen. Laure Prouvosts Videoarbeit They Parlaient Idéale (2019), die für den französischen Pavillon auf der 58. Biennale in Venedig entstand, etabliert eine eigene Mythologie, indem die Künstlerin Sprache, Bild und Bewegung miteinander verschränkt. Jacolby Satterwhites opulente digitaleTableaus geben Einblick in utopische Science-Fiction-Welten, die neuartige Beziehungen und Hierarchien generieren.
Text: Rachel Vera Steinberg
Die dritte Ausgabe von JSC ON VIEW präsentiert Video- und Soundinstallationen von zwölf Künstler*innen der JULIA STOSCHEK COLLECTION. Einige davon sind erstmalig in der JSC Düsseldorf zu sehen.
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS wird kuratiert von Rachel Vera Steinberg, Stipendiatin des JSC Curatorial & Research Residency Programs (CRRP) 2019–2020.
Perceptions of truth are widely mediated through moving images. While they can be used by those in authority to exert influence, this exhibition explores the ways in which time-based media can connect political ideologies with the desire to create a world of one’s own. Borrowing from various cultural narratives, the works expound on their potential to serve as an incubator for social mythologies.
Traditionally understood as narrations about gods, creation, and sanctity, myths are stories that are widely shared and factually ambiguous. They tell unverified truths, educate and entertain at the same time, and create archetypes from simple characters. JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS addresses the tensions created between facts and fictions through the production of personal as well as collective narratives. The works each grapple with various mythologies by reinterpreting histories, disrupting established behaviors, and imagining new visual and sonic worlds. What binds them together is that the limits between myth, fact, and fantasy are unclear—whether or not by the artist’s own making. Through everyday acts of pretending and performing, the works ask: What—if anything—can be trusted? How is meaning assigned to these stories? Who creates these myths and which ones will be carried into the future?
Wu Tsang’s video Wildness (2012), along with Mark Leckey’s works Fiorucci Made Me Hardcore (1999) and Parade (2003), examines the desire for a sense of belonging within cultural movements and subcultures. These works document particular milieus while examining the collective fantasies that drive their construction. Mike Kelley’s decade-long project, Extracurricular Activity Projective Reconstruction #36 (Vice Anglais) (2011), probes and subverts popular American media tropes through nightmarish performances and relationships between cultural archetypes.
Through very different mediums and contexts, the enduring projects by the Guerrilla Girls and the work of Natascha Sadr Haghighian foreground myths specific to the art world through fictionalizing their own personal narratives and participation. In Klara Lidén’s videos Paralyzed (2003) and Grounding (2018), the artist uses her own ambiguously gendered white body to challenge and confuse established codes of behavior.
Lina Lapelytė’s Hunky Bluff Act 1–6 (2015) and Jamie Crewe’s Pastoral Drama (2018) borrow from historic mythologies as well as operatic arias to examine deeply entrenched narratives and gender roles. Similarly, Mika Rottenberg’s Chasing Waterfalls. The Rise and Fall of the Amazing Seven Sutherland Sisters (2006) and WangShui’s From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2018) use fables, commercial formats, and contemporary architecture as catalysts to open up questions around the production of identity. Laure Prouvost’s video work They Parlaient Idéale (2019), created for the French pavilion at the 58th Venice Biennale, established its own set of mythologies through the connection between language, image, and movement. Finally, Jacolby Satterwhite’s opulent digital tableaux present utopian science-fiction worlds that forge new relationships and hierarchies.
Text: Rachel Vera Steinberg
The third edition of JSC ON VIEW presents video and sound installations from twelve artists in the JULIA STOSCHEK COLLECTION, some of whom are being exhibited at JSC Düsseldorf for the first time.
JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS is curated by Rachel Vera Steinberg, fellow of the JSC Curatorial & Research Residency Program (CRRP) 2019–2020.
Booklet BookletBegleitend zur Ausstellung ist ein kostenloses Begleitheft erschienen, das hier als Download erhältlich ist.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
Crewe Jamie Guerrilla Girls Guerrilla Girls Kelley Mike Lapelytė Lina Leckey Mark Lidén Klara Prouvost Laure Rottenberg Mika Sadr Haghighian Natascha Satterwhite Jacolby Tsang Wu WangShui Crewe Jamie 4191 Guerrilla Girls Guerrilla GirlsDie Guerrilla Girls sind ein anonymes Künstler*innen-Kollektiv, das sich 1985 in New York City gründete – in einer Zeit, als Frauen verstärkt aus Kunstausstellungen, dem künstlerischen Diskurs und dem Kunstmarkt ausgegrenzt wurden. Sie gestalten Poster, Bücher und Werbetafeln, führen öffentliche Interventionen durch und kuratieren Ausstellungen, wobei sie Statistiken und Culture-Jamming-Taktiken auf humorvolle Weise einsetzen. Ihr Anliegen ist es sexistische und rassistische Diskriminierungen in der Kunstwelt offenzulegen. Seit Jahren agieren die Guerrilla Girls als „Hüter*innen“ über Galerien, Museen und Sammler*innen und beanspruchen für sich das „Gewissen der Kunstwelt“ zu sein.
Um ihre individuelle Identität zu schützen, tragen sie in der Öffentlichkeit Gorilla- Masken – beruhend auf dem phonetischen Wortspiel mit ihrem Namen. Durch die Anonymität entgehen sie Anfeindungen, die der Karriere und dem Ansehen der individuellen Mitglieder schaden könnten. Für ihre Präsentationen greifen sie auf bewährte Medien wie Werbeanzeigen zurück, um fiktionale Strukturen der Verantwortlichkeit innerhalb der Hierarchien der Kunstwelt offenzulegen.
Rachel Vera Steinberg
The Guerrilla Girls is a collective of anonymous artists and activists that formed in New York City in 1985, at the height of the exclusion of women from the art industry. By way of posters, books, billboards, public appearances, and exhibitions, they have used various „culture jamming” tactics, often both humorous and statistics-oriented, to expose gender and racial inequalities in the art world. Over the years, the Guerrilla Girls have acted as watchdogs for galleries, museums, and collectors, claiming to be the “conscience of the art world.” Their members wear gorilla masks in public—a pun on their name—in order to conceal their individual identities. This anonymity has enabled them to avoid backlash that could otherwise harm their careers and reputations. Their methods borrow from well-known forms, such as report cards, advertisements, and pop quizzes, in order to introduce fictional structures of accountability to the otherwise unchecked power structures of the art world.
Rachel Vera Steinberg
9752 Kelley Mike 4253 Lapelytė Lina 4263 Leckey Mark 4264 Lidén Klara 4265 Prouvost Laure 11569 Rottenberg Mika 4324 Sadr Haghighian Natascha 4327 Satterwhite Jacolby 8888 Tsang Wu 4353 WangShui 11282JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 17 January – 19 December 2021
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Düsseldorf, 17. Januar – 19. Dezember 2021
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Düsseldorf, 17 January – 19 December 2021
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Düsseldorf, 17. Januar – 19. Dezember 2021
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Düsseldorf, 17 January – 19 December 2021
JEREMY SHAW
QUANTIFICATION TRILOGY
JEREMY SHAW
QUANTIFICATION TRILOGY
Jeremy Shaws Quantification Trilogy umfasst die drei parafiktionalen Kurzfilme Quickeners (2014), Liminals (2017) und I Can See Forever (2018). Die thematisch und zeitlich verwobenen Arbeiten erzählen von marginalisierten Gemeinschaften in einer Zukunft nach „The Quantification“. Durch eine wissenschaftliche Entdeckung sind sämtliche Parameter transzendentaler Erfahrung empirisch erfasst worden. Shaw greift für diese Vision auf Ästhetik und Bildmedien des 20. Jahrhunderts zurück und führt Stilelemente des Cinéma vérité, ethnographischen Films, von Konzeptkunst und Musikvideogenre zusammen, um den Betrachter*innen die Echtheit des Gesehenen nahezulegen und kritische Perspektiven auf Machtsysteme zu eröffnen. Die Quantification Trilogy entfaltet sich entlang der Bereiche Gegenkultur, Evolutionstheorien, virtuelle Realität, Neurotheologie, Esoterik, Tanz, der Repräsentation des Erhabenen und Vorstellungen von Transzendenz.
Quickeners, dessen Erzählung 500 Jahre in der Zukunft angesiedelt ist, zeigt die Handlungen und Berichte einer kleinen Gruppe von „Quantenmenschen“, die Symptome des „Human Atavism Syndrome“ [Atavistisches Menschensyndrom] aufweisen. Die Aktivierung eines latenten Gens weckt in den Betroffenen den Wunsch, die in Vergessenheit geratene Spiritualität ihrer menschlichen Ahnen aufzuspüren. Als drahtlos mit einer Entität namens „The Hive“ verbundene Spezies, hat der Quantenmensch durch sein rein rationales Handeln Unsterblichkeit erlangt. Für die Schilderung der unheimlichen Renaissance eines altertümlichen Glaubenssystems, verwendet Shaw in Quickeners akribisch aufbereitetes dokumentarisches Archivmaterial von christlichen Schlangenbeschwörern der Pfingstbewegung. Im Verlauf der Arbeit kommentiert ein Quantenmensch-Erzähler in sachlichem Ton, was sich vor den Augen der Betrachter*innen abspielt: unverständliche Zeug*innenberichte, Predigten, Gebete, Konvulsionstänze, Zungenreden, Schlangenbändigung sowie ekstatische Zustände, die „Quickenings“ genannt werden.
Liminals ist als wiedergefundene Episode einer Dokumentarserie über Randgesellschaften („Periphery Altruist Cultures“) inszeniert, die auf den weit verbreiteten Verlust der Fähigkeit zu glauben reagieren. Drei Generationen nach der Gegenwart ist die Menschheit aufgrund dieser Entwicklung vom Aussterben bedroht. Eine Gruppe namens „The Liminals“ ist überzeugt, durch die Injektion von Maschinen-DNA und die Wiederaufnahme einst aufgegebener spiritueller Rituale Zugang zu einem „Paraspace“ zwischen dem physischen und dem virtuellen Raum zu erhalten, um von dort aus eine neue Phase menschlicher Evolution einzuleiten. Im Stil des Cinéma vérité der 1970er-Jahre begleitet Liminals die Mitglieder der Gruppe bei ihren verschiedenen kathartischen Praktiken – von Herumwirbeln und Kundalini-Yoga bis zu Modern Dance und Headbangen. Sie sind der Versuch, ihre gegenwärtige Realität zu durchbrechen und die Menschheit zu retten.
I Can See Forever ist als Fernsehdokumentarserie über „The Singularity Project“ angelegt – ein gescheitertes Regierungsexperiment, das auf die Erschaffung einer harmonischen Synthese von Mensch und Maschine abzielte. Der Film spielt etwa 40 Jahre in der Zukunft und verwendet Fly-on-the-wall-VHS Filmmaterial der 1990er-Jahre, um die Geschichte des 27-jährigen Roderick Dale, dem einzig bekannten Überlebenden des Projekts, aufzudecken. Obwohl Dales Erbmaterial zu 8,7 Prozent aus Maschinen-DNA besteht, interessiert er sich nicht für die Virtual-Reality-Möglichkeiten seiner Zeit und widmet sein Leben dem Tanz. Dale behauptet, während seiner einzigartig virtuosen Tänze in der Lage zu sein, „Für Immer zu Sehen“ – eine vielschichtige und fragwürdige Redewendung seiner Zeit, die er als die Fähigkeit definiert, eine digitale Ebene vollkommener Transzendenz zu erreichen und dabei die leibliche Präsenz zu bewahren.
Die Trilogie wird ergänzt durch Shaws Fotoserie Towards Universal Pattern Recognition (2016–2020). Die gerahmten Archivaufnahmen zeigen Personen in Zuständen spiritueller, hedonistischer oder technologischer Katharsis. Die Fotografien sind in Prismenglas gefasst, das mehrfach gebrochene Bilder eines bestimmten Elements erzeugt. Diese Darstellungsform der Fotografien scheint nicht nur dem veränderten Bewusstseinszustand der fotografierten Subjekte zu entsprechen, sie lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Perspektive der Kamera sowie die Überzeugungen und Wertevorstellungen von Fotograf*in und Betrachter*in.
Maxwell Stephens
Die Quantification Trilogy ist Teil der JULIA STOSCHEK COLLECTION und in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein in Hamburg und der Esker Foundation in Calgary, Kanada sowie mit Unterstützung der KÖNIG GALERIE und dem Canada Council for the Arts entstanden. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation.
Jeremy Shaw’s Quantification Trilogy consists of three parafictional short films: Quickeners (2014), Liminals (2017), and I Can See Forever (2018). The works are set in the future and explore how marginalized societies confront life after a scientific discovery has mapped and determined all parameters of transcendental spiritual experience. This is known as “The Quantification.” Employing aesthetics and outmoded media of the 20th century to depict the future, Shaw’s alchemical combination of cinema verité, ethnographic film, conceptual art, and music video invites the viewer to suspend their disbelief in the story, and provides a series of critical perspectives on systems of power. The Quantification Trilogy examines fringe culture, theories of evolution, virtual reality, neurotheology, esotericism, dance, the representation of the sublime, as well as the notion of transcendence itself.
Set five hundred years in the future, Quickeners presents the activities and testimonies of a small group of “Quantum Humans,” exhibiting symptoms of “Human Atavism Syndrome” (HAS)—a dormant genetic expression that awakens desire in the affected to seek out the abandoned spiritual meaning of their human predecessors. A species wirelessly interconnected to “The Hive,” Quantum Humans have evolved to operate on purely rational thought, thereby achieving immortality. In the video, Shaw meticulously reworks archival documentary footage of Pentecostal Christian snake handlers to depict the uncanny return of an outmoded system of belief. As the story unfolds, an authoritative Quantum Human narrator reports on what we witness: indecipherable testimonials, sermons, prayers, convulsive dancing, speaking-in-tongues, serpent handling, and ecstatic states known as “Quickenings.”
Liminals is presented as a recovered episode of a documentary series on marginal societies (Periphery Altruist Cultures) who respond to a widespread loss of ability for faith that threatens the extinction of the human species. A group named “The Liminals” believe that by injecting themselves with machine DNA and re-engaging abandoned spiritual rituals, they will be able to access a paraspace between the physical and the virtual where humanity can enter a new phase of evolution. Taking place three generations from the present and using a 1970s cinema verité aesthetic, Liminals depicts members of the group as they engage in varying cathartic behaviours—from whirling and kundalini yoga to modern dance and headbanging—in an effort to rupture their current reality and save humanity.
I Can See Forever is conceived as a television documentary series about “The Singularity Project,” a failed government experiment that aimed to create a harmonious synthesis of human and machine. Set approximately 40 years from today, the video employs mid-1990s fly-on-the-wall VHS footage to expose the story of 27-year-old Roderick Dale, the project’s only known survivor. Born with an 8.7% machine DNA biology, yet uninterested in the virtual-reality trappings of his time, Dale has committed himself to a life immersed in dance. It is during his unique virtuosic activities that he claims to be able to “See Forever”—a multilayered and contentious term that he defines as the ability to transcend to a digital plane of total unity while maintaining a corporeal physical presence.
The exhibition also presents a selection from Shaw’s series of reframed archival photographs: Towards Universal Pattern Recognition (2016–20). These photographs feature subjects experiencing states of spiritual, hedonistic, or technological catharsis. They are framed under precisely faceted prismatic lenses designed by the artist to create multiple refracted images around a specific element within the picture. This mediation of the presented image not only appears to approximate the altered state of consciousness of the photographic subject, it heightens an awareness of the perspective of the camera, the beliefs or values of the original photographer, and those of viewer of the artwork.
Maxwell Stephens
Quantification Trilogy is part of the JULIA STOSCHEK COLLECTION and produced in cooperation with the Kunstverein in Hamburg, the Esker Foundation in Calgary, Canada, and with the support of KÖNIG GALERIE and the Canada Council for the Arts. An extensive publication will be released in conjunction with the show.
QUANTIFICATION TRILOGY READER & BOOKLET QUANTIFICATION TRILOGY READER & BOOKLETHrsg. von Kunstverein in Hamburg, Esker Foundation und JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V.
Texte von Nora Khan, Maxwell Stephens, Jeremy Shaw, Bettina Steinbrügge, Naomi Potter und Julia Stoschek
Erschienen im Information Office Verlag, Vancouver.
ISBN: 978-1-9888-6004-6
Museumsausgabe: 42 €
Jeremy Shaws Quantification Trilogy Reader ist eine Erweiterung des künstlerischen Projekts und der Installation. Das Buch gibt die Erzählungen der Filme durch vollfarbige Videostills im Originalausschnitt wieder, um eine immersive visuelle Erfahrung hervorzurufen. Die Publikation beinhaltet zudem die Voiceover-Transkripte und essayistische Texte zu den Themen der Arbeiten.
Begleitend zur Ausstellung ist ein kostenloses Begleitheft erschienen, das hier als Download erhältlich ist.
Edited by Kunstverein in Hamburg, Esker Foundation and JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V.
Texts by Nora Khan, Maxwell Stephens, Jeremy Shaw, Bettina Steinbrügge, Naomi Potter, and Julia Stoschek
Published by Information Office Verlag, Vancouver.
ISBN: 978-1-9888-6004-6
Museum edition: 42 €
Jeremy Shaws publication Quantification Trilogy Reader operates as an extension of the artist project and installation. It renders the narratives of the films through full-colour, full-bleed stills, which become immersive visual experiences. Each narrative is followed by the original voiceover transcripts, as well as critical texts exploring the questions the project provokes.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
Shaw Jeremy Shaw Jeremy 4333JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Düsseldorf, 17 January – 19 December 2021
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Berlin, 5. September – 29. November 2020
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Berlin, 5 September – 29 November 2020
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Berlin, 5. September – 29. November 2020
JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Berlin, 5 September – 29 November 2020
JEREMY SHAW
QUANTIFICATION TRILOGY
JEREMY SHAW
QUANTIFICATION TRILOGY
OPENING
3. September 2020, 16 –21 Uhr
Jeremy Shaws Quantification Trilogy umfasst die drei parafiktionalen Kurzfilme Quickeners (2014), Liminals (2017) und I Can See Forever (2018). Die thematisch und zeitlich verwobenen Arbeiten erzählen von marginalisierten Gemeinschaften in einer Zukunft nach „The Quantification“. Durch eine wissenschaftliche Entdeckung sind sämtliche Parameter transzendentaler Erfahrung empirisch erfasst worden. Shaw greift für diese Vision auf Ästhetik und Bildmedien des 20. Jahrhunderts zurück und führt Stilelemente des Cinéma vérité, ethnographischen Films, von Konzeptkunst und Musikvideogenre zusammen, um den Betrachter*innen die Echtheit des Gesehenen nahezulegen und kritische Perspektiven auf Machtsysteme zu eröffnen. Die Quantification Trilogy entfaltet sich entlang der Bereiche Gegenkultur, Evolutionstheorien, virtuelle Realität, Neurotheologie, Esoterik, Tanz, der Repräsentation des Erhabenen und Vorstellungen von Transzendenz.
Quickeners, dessen Erzählung 500 Jahre in der Zukunft angesiedelt ist, zeigt die Handlungen und Berichte einer kleinen Gruppe von „Quantenmenschen“, die Symptome des „Human Atavism Syndrome“ [Atavistisches Menschensyndrom] aufweisen. Die Aktivierung eines latenten Gens weckt in den Betroffenen den Wunsch, die in Vergessenheit geratene Spiritualität ihrer menschlichen Ahnen aufzuspüren. Als drahtlos mit einer Entität namens „The Hive“ verbundene Spezies, hat der Quantenmensch durch sein rein rationales Handeln Unsterblichkeit erlangt. Für die Schilderung der unheimlichen Renaissance eines altertümlichen Glaubenssystems, verwendet Shaw in Quickeners akribisch aufbereitetes dokumentarisches Archivmaterial von christlichen Schlangenbeschwörern der Pfingstbewegung. Im Verlauf der Arbeit kommentiert ein Quantenmensch-Erzähler in sachlichem Ton, was sich vor den Augen der Betrachter*innen abspielt: unverständliche Zeug*innenberichte, Predigten, Gebete, Konvulsionstänze, Zungenreden, Schlangenbändigung sowie ekstatische Zustände, die „Quickenings“ genannt werden.
Liminals ist als wiedergefundene Episode einer Dokumentarserie über Randgesellschaften („Periphery Altruist Cultures“) inszeniert, die auf den weit verbreiteten Verlust der Fähigkeit zu glauben reagieren. Drei Generationen nach der Gegenwart ist die Menschheit aufgrund dieser Entwicklung vom Aussterben bedroht. Eine Gruppe namens „The Liminals“ ist überzeugt, durch die Injektion von Maschinen-DNA und die Wiederaufnahme einst aufgegebener spiritueller Rituale Zugang zu einem „Paraspace“ zwischen dem physischen und dem virtuellen Raum zu erhalten, um von dort aus eine neue Phase menschlicher Evolution einzuleiten. Im Stil des Cinéma vérité der 1970er-Jahre begleitet Liminals die Mitglieder der Gruppe bei ihren verschiedenen kathartischen Praktiken – von Herumwirbeln und Kundalini-Yoga bis zu Modern Dance und Headbangen. Sie sind der Versuch, ihre gegenwärtige Realität zu durchbrechen und die Menschheit zu retten.
I Can See Forever ist als Fernsehdokumentarserie über „The Singularity Project“ angelegt – ein gescheitertes Regierungsexperiment, das auf die Erschaffung einer harmonischen Synthese von Mensch und Maschine abzielte. Der Film spielt etwa 40 Jahre in der Zukunft und verwendet Fly-on-the-wall-VHS Filmmaterial der 1990er-Jahre, um die Geschichte des 27-jährigen Roderick Dale, dem einzig bekannten Überlebenden des Projekts, aufzudecken. Obwohl Dales Erbmaterial zu 8,7 Prozent aus Maschinen-DNA besteht, interessiert er sich nicht für die Virtual-Reality-Möglichkeiten seiner Zeit und widmet sein Leben dem Tanz. Dale behauptet, während seiner einzigartig virtuosen Tänze in der Lage zu sein, „Für Immer zu Sehen“ – eine vielschichtige und fragwürdige Redewendung seiner Zeit, die er als die Fähigkeit definiert, eine digitale Ebene vollkommener Transzendenz zu erreichen und dabei die leibliche Präsenz zu bewahren.
Die Trilogie wird ergänzt durch Shaws Fotoserie Towards Universal Pattern Recognition (2016–2020). Die gerahmten Archivaufnahmen zeigen Personen in Zuständen spiritueller, hedonistischer oder technologischer Katharsis. Die Fotografien sind in Prismenglas gefasst, das mehrfach gebrochene Bilder eines bestimmten Elements erzeugt. Diese Darstellungsform der Fotografien scheint nicht nur dem veränderten Bewusstseinszustand der fotografierten Subjekte zu entsprechen, sie lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Perspektive der Kamera sowie die Überzeugungen und Wertevorstellungen von Fotograf*in und Betrachter*in.
Maxwell Stephens
Die Quantification Trilogy ist Teil der JULIA STOSCHEK COLLECTION und in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein in Hamburg und der Esker Foundation in Calgary, Kanada, entstanden. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation.
OPENING
3 September 2020, 4:00–9:00 P.M.
Jeremy Shaw’s Quantification Trilogy consists of three parafictional short films: Quickeners (2014), Liminals (2017), and I Can See Forever (2018). The works are set in the future and explore how marginalized societies confront life after a scientific discovery has mapped and determined all parameters of transcendental spiritual experience. This is known as “The Quantification.” Employing aesthetics and outmoded media of the 20th century to depict the future, Shaw’s alchemical combination of cinema verité, ethnographic film, conceptual art, and music video invites the viewer to suspend their disbelief in the story, and provides a series of critical perspectives on systems of power. The Quantification Trilogy examines fringe culture, theories of evolution, virtual reality, neurotheology, esotericism, dance, the representation of the sublime, as well as the notion of transcendence itself.
Set five hundred years in the future, Quickeners presents the activities and testimonies of a small group of “Quantum Humans,” exhibiting symptoms of “Human Atavism Syndrome” (HAS)—a dormant genetic expression that awakens desire in the affected to seek out the abandoned spiritual meaning of their human predecessors. A species wirelessly interconnected to “The Hive,” Quantum Humans have evolved to operate on purely rational thought, thereby achieving immortality. In the video, Shaw meticulously reworks archival documentary footage of Pentecostal Christian snake handlers to depict the uncanny return of an outmoded system of belief. As the story unfolds, an authoritative Quantum Human narrator reports on what we witness: indecipherable testimonials, sermons, prayers, convulsive dancing, speaking-in-tongues, serpent handling, and ecstatic states known as “Quickenings.”
Liminals is presented as a recovered episode of a documentary series on marginal societies (Periphery Altruist Cultures) who respond to a widespread loss of ability for faith that threatens the extinction of the human species. A group named “The Liminals” believe that by injecting themselves with machine DNA and re-engaging abandoned spiritual rituals, they will be able to access a paraspace between the physical and the virtual where humanity can enter a new phase of evolution. Taking place three generations from the present and using a 1970s cinema verité aesthetic, Liminals depicts members of the group as they engage in varying cathartic behaviours—from whirling and kundalini yoga to modern dance and headbanging—in an effort to rupture their current reality and save humanity.
I Can See Forever is conceived as a television documentary series about “The Singularity Project,” a failed government experiment that aimed to create a harmonious synthesis of human and machine. Set approximately 40 years from today, the video employs mid-1990s fly-on-the-wall VHS footage to expose the story of 27-year-old Roderick Dale, the project’s only known survivor. Born with an 8.7% machine DNA biology, yet uninterested in the virtual-reality trappings of his time, Dale has committed himself to a life immersed in dance. It is during his unique virtuosic activities that he claims to be able to “See Forever”—a multilayered and contentious term that he defines as the ability to transcend to a digital plane of total unity while maintaining a corporeal physical presence.
The exhibition also presents a selection from Shaw’s series of reframed archival photographs: Towards Universal Pattern Recognition (2016–20). These photographs feature subjects experiencing states of spiritual, hedonistic, or technological catharsis. They are framed under precisely faceted prismatic lenses designed by the artist to create multiple refracted images around a specific element within the picture. This mediation of the presented image not only appears to approximate the altered state of consciousness of the photographic subject, it heightens an awareness of the perspective of the camera, the beliefs or values of the original photographer, and those of viewer of the artwork.
Maxwell Stephens
Quantification Trilogy is part of the JULIA STOSCHEK COLLECTION and produced in cooperation with the Kunstverein in Hamburg and the Esker Foundation in Calgary, Canada. An extensive publication will be released in conjunction with the show.
QUANTIFICATION TRILOGY READER QUANTIFICATION TRILOGY READERJeremy Shaws Quantification Trilogy Reader ist eine Erweiterung des künstlerischen Projekts und der Installation. Das Buch gibt die Erzählungen der Filme durch vollfarbige Videostills im Originalausschnitt wieder, um eine immersive visuelle Erfahrung hervorzurufen. Die Publikation beinhaltet zudem die Voiceover-Transkripte und essayistische Texte zu den Themen der Arbeiten.
Jeremy Shaws publication Quantification Trilogy Reader operates as an extension of the artist project and installation. It renders the narratives of the films through full-colour, full-bleed stills, which become immersive visual experiences. Each narrative is followed by the original voiceover transcripts, as well as critical texts exploring the questions the project provokes.
Shaw Jeremy Shaw Jeremy 4333JEREMY SHAW: QUANTIFICATION TRILOGY
JSC Berlin, 5 September – 29 November 2020
SOPHIA AL-MARIA, BITCH OMEGA
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 8. März – 6. Dezember 2020
SOPHIA AL-MARIA, BITCH OMEGA
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 8 March – 6 December 2020
SOPHIA AL-MARIA, BITCH OMEGA
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 8. März – 6. Dezember 2020
SOPHIA AL-MARIA, BITCH OMEGA
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 8 March – 6 December 2020
HORIZONTAL VERTIGO:
SOPHIA AL-MARIA
BITCH OMEGA
HORIZONTAL VERTIGO:
SOPHIA AL-MARIA
BITCH OMEGA
BITCH OMEGA, Sophia Al-Marias erste Einzelausstellung in Deutschland, zeigt eine Auswahl von Film- und Videoarbeiten, die Geschichtsschreibung und Mythenbildung über unser Verhältnis zu Kamera und Screen hinterfragen. In ihren Arbeiten und Texten untersucht die katarisch-amerikanische Künstlerin, wie Erzählungen und Geschichte über Revision und Neuinterpretation umgeschrieben werden können, um unterdrückte und nicht gehörte Stimmen Raum zu geben. Auf dem undurchsichtigen Gelände zwischen postkolonialer Identität, Repräsentation und Begehren behandeln die Arbeiten in der Ausstellung die Gewalt, die mit jeder Erzählung, jedem Blick, jeder (Kamera-)Perspektive und der Zirkulation von Bildern einhergeht.
Die Ausstellung BITCH OMEGA zeigt erstmalig den gleichnamigen Videoessay von Sophia Al-Maria (2020). Der Titel bezieht sich auf den rangniedrigsten Wolf eines Rudels, den Omega-Wolf. In seinem nach unten gerichteten und demütigen Blick erkennt Al-Maria eine hypersubjektive Sicht auf die Welt, die sie der Perspektive des allwissenden Erzählers gegenüberstellt. Für Al-Maria ist der Omega-Wolf ein Beobachter der Geschichte am sogenannten „Omega-Punkt“, der einen spekulativen End- oder Zielpunkt in der fernsten Zukunft des Universums beschreibt, an dem alles zusammenläuft. Die neue Videoarbeit ergründet vor dem Hintergrund der extremen kulturellen, politischen und ökologischen Verschiebungen unserer Gegenwart, welchen Unterschied es macht, als Zeug*in oder Teilnehmer*in verwickelt zu sein. Das mehrteilige Video, in dem Smartphone-Bildmaterial, Found Footage und Videos aus Al-Marias Kindheit collagenartig zusammengefügt sind, wird sich im Laufe der Ausstellung weiterentwickeln und erst zum Ende vollständig zu sehen sein.
Neben Bitch Omega präsentiert die Ausstellung Al-Marias zentrale Videoarbeit Beast Type Song (2019), die im September 2019 erstmals in der Tate Britain gezeigt wurde. Beast Type Song basiert auf Etel Adnans Buch The Arab Apocalypse (1989) und spielt in der Zeit eines post-apokalyptischen „Sonnenkriegs“. Die Arbeit, in der die Künstler*in boychild und die Schauspieler*innen Yumna Marwan und Elizabeth Peace die Hauptrollen übernehmen, ist durchzogen von unterschiedlichen Referenzen zu Literatur, Film- und Popkultur: So werden die Figuren Caliban und Sycorax aus Shakespeares Der Sturmoder die Schriften von Michelle Cliff und Mohamed Choukri mehrfach zitiert. Beast Type Song ist ein Film im Film, der seine eigene Entstehung reflektiert: Als Erzählerin der Geschichte dekonstruiert Al-Maria das Drehbuch, indem sie Aufbau und Struktur thematisiert.
Mit Major Motions und White Man’s Bible (Revenge Porn) sind darüber hinaus zwei Arbeiten aus dem Jahr 2018 mit der chinesischen Schauspielerin Bai Ling als Protagonistin zu sehen. Im Videoloop Major Motions verkörpert Bai in Anlehnung an das Logo der Filmproduktionsfirma Columbia Pictures die sogenannte „Torch-Lady“ (Die Frau mit der Fackel). Im Original ist eine weiße Frau im antik-römischen Gewand zu sehen, die als Symbol der Aufklärung eine leuchtende Fackel hält und der frühen weiblichen Personifizierung Amerikas, Columbia, nachempfunden ist. Al-Maria ersetzt die Fackel durch einen Vibrator und stellt Bai vor einen immer wieder aufgehenden Mond, unterlegt von einem verzerrten Soundtrack. So verwandelt die Künstlerin eines der ikonischsten Logos der Filmgeschichte in ein spielerisches Symbol weiblicher Ermächtigung und Lust. Bai taucht auch in der Videoinstallation White Man’s Bible (Revenge Porn) wieder auf, die aus 59 gestapelten Exemplaren des Playboy-Magazins – eines davon mit Bai auf dem Titelbild – und einem iPhone als Videoplayer besteht. Im Jahr 2005 war sie die erste Asiatin auf dem Cover der amerikanischen Ausgabe des Magazins. Der Auftritt kostete sie ihre Rolle in einem Star Wars-Film, aus dem sie in der Postproduktion herausgeschnitten wurde. In einem Interview, das in der Videoinstallation zu sehen ist, berichtet sie über dieses Erlebnis.
Ausgehend von Al-Marias persönlichen Erfahrungen aus ihrer Zeit als Drehbuchautorin in Kairo, beziehen sich die Arbeiten Rape Gaze, Torturous Journey und Class A (alle 2014) auf ein Filmprojekt, das unrealisiert blieb. Das Drehbuch für Berettawar von sogenannten Revengeporn-Filmen inspiriert und handelte von einer stummen Frau, die sich an ihren Tätern rächen will. Al-Maria verwendet in diesen Arbeiten Teile des Projekts, um die misogynen und rassistischen Strukturen der Filmindustrie aufzudecken, die Beretta einst verhinderten. Zu sehen sind etwa Aufnahmen vom Vorsprechen und Interviews mit der Hauptdarstellerin sowie Fragmente ägyptischer Filmplakate aus den 1970er und 80er Jahren, die den von Al-Maria als „rape gaze“ bezeichneten „Vergewaltigungsblick“ verdeutlichen.
In der Ausstellung BITCH OMEGA führt Sophia Al-Maria verschiedene Erzählungen zusammen, die ihre Praxis im letzten Jahrzehnt bestimmt haben. Ihre kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Schreiben und der Darstellung von Geschichte durch die mediale Verbreitung von Bildern in Film, Print und sozialen Medien, stellt die Idee des allwissenden Erzählers infrage und kritisiert die fest etablierten Grundlagen westlicher Ideologien und Machtstrukturen. Diesen stellt sie eine nach innen gerichtete, hypersubjektive Perspektive gegenüber. „Um die Begegnung mit der Wirklichkeit zu verarbeiten“, sagt Al-Maria, „verdichtet und verzerrt unser Gehirn die Ereignisse in der äußeren Umgebung zu einer verständlichen Einheit – einer eigenen Wahrnehmung, die eine Ansammlung, ein Stückchen eines platonischen Ideals der ,Wahrheit‘ ist.“ Die Frage bleibt: Wessen Wahrheit?
BITCH OMEGA ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.
Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.
BITCH OMEGA, Sophia Al-Maria’s first solo exhibition in Germany, brings together a selection of moving-image works concerning the writing and imaging of history and myth via our relationship to the camera and the screen. In her work, the Qatari-American artist explores forms of redress and revision, engaging with writing and drawing as a way of rejecting speechlessness and acknowledging untold histories and lives that have been suppressed, silenced, or have gone unwritten. Delving into the murky terrain of post-colonial identity, representation, and desire, the works featured in the exhibition reflect and resist the deeply ingrained forms of violence perpetuated by the imposition of narratives, the gaze or the camera, and the circulation of images in both a public and interior sphere.
BITCH OMEGA includes a new diaristic video essay (2020) of the same name, which takes the downcast gaze of the omega wolf as a poetic position of hyper-subjectivity. For Al-Maria, the omega wolf—the lowest ranked member of a pack—is an observer of history at the “omega point”—the idea that everything in the universe is spiraling toward a final unification. The film explores point of view and the difference between being a witness and a participant in historical events at a time of extreme cultural, political, and environmental change. Conceptualized as a film in multiple parts, the work will change over the course of the exhibition; only at the end will the whole work be available in the space. Bitch Omega is comprised of written text, phone footage, found images, and childhood videos.
The exhibition also presents Beast Type Song (2019), Al-Maria’s most ambitious film to date, featuring performances by the artist boychild and actors Yumna Marwan and Elizabeth Peace. First shown at Tate Britain in September 2019, the film is set in a post-apocalyptic future during a time of solar war and is inspired by Etel Adnan’s 1989 book The Arab Apocalypse. Other references include Caliban and Sycorax from Shakespeare’s The Tempest and the writings of Michelle Cliff and Mohamed Choukri, among others. Beast Type Song is a film-within-a-film that lays bare the production of its own making: as it unfolds, one of the narrators, played by the artist herself, discloses the various devices and plot structures used to construct the storyline. Together with the cast, Al-Maria reflects on the physical and psychological consequences of colonialism, on what it means to not be in charge of one’s own narrative, to be defined as “Other” from an outside position.
Also featured in the show are two works from 2018, Major Motions and White Man’s Bible (Revenge Porn), both featuring Chinese actress Bai Ling. In the single-channel video loop Major Motions she impersonates the Torch Lady from the logo of Columbia Pictures, a Grecian style white woman holding up a shining torch as a symbol of enlightenment modeled after the early female personification of America known as Columbia. Al-Maria substitutes the torch with a vibrator and places Bai in front of an ever-rising moon accompanied by a distorted and vertiginous soundtrack. In doing so, the artist turns one of cinema’s most iconic logos into a playful symbol of female empowerment and desire. Bai is also the protagonist of the video installation White Man’s Bible(Revenge Porn), which consists of 59 stacked copies of Playboy magazine, including Bai’s cover issue and a video playing on an iPhone. In 2005, Bai became the first Asian woman to be featured on the cover of the magazine, which cost her a role in Star Wars, whose producers subsequently cut her scenes from the final edit of the movie. The installation includes an interview with the actress about this experience.
Drawing on Al-Maria’s personal experiences from a time she lived in Cairo and worked as a screenwriter, the painting Rape Gaze (2014) and the videos Torturous Journey and Class A (both 2014) all relate to a film project titled Beretta, which Al-Maria never produced due to rights issues and censorship. The script for Beretta was inspired by rape-revenge movies and portrayed a young mute woman out to avenge her perpetrators. The remnants of this project highlight the on- and off-screen misogyny and racism that brought production to a halt, utilizing footage from auditions, interviews with the lead actress, and fragments of 1970s and 80s Egyptian movie posters depicting what Al-Maria calls “the rape gaze.”
In BITCH OMEGA, the artist brings together various threads that have defined her practice for the past decade. Her ongoing engagement with writing and the imaging of history through broadcast television, print advertising, and social media challenges the perspective of the omniscient narrator, rattling at the foundations of Western ideologies and power. Instead, she turns inward—toward the hypersubjective—asking how the personal affects our understanding of the world. “In order to process the encounter with reality,” says Al-Maria, “our minds compress and distort events in the external environment into a comprehensible rendering—perception is an assemblage, a sliver of some platonic ideal of ‘the truth.’” The question remains: Whose truth?
BITCH OMEGA is part of HORIZONTAL VERTIGO, a polyvocal program at the JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf and Berlin, curated by Lisa Long.
Supported by the Cultural Office of the City of Düsseldorf.
Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.
It’s Time for Storytellers to Go to Battle, ein Gespräch mit Sophia Al-Maria, ist hier downloadbar.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
It’s Time for Storytellers to Go to Battle, a conversation with Sophia Al-Maria, can be downloaded here.
Al-Maria Sophia Al-Maria Sophia 13575SOPHIA AL-MARIA, BITCH OMEGA
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 8 March – 6 December 2020
JSC ON VIEW: BASEL ABBAS & RUANNE ABOU-RAHME, THOMAS DEMAND, BEATRICE GIBSON, ARTHUR JAFA, SIGALIT LANDAU, ADAM MCEWEN, COLIN MONTGOMERY, TARYN SIMON, HITO STEYERL, TOBIAS ZIELONY
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 9. Februar – 6. Dezember 2020
JSC ON VIEW: BASEL ABBAS & RUANNE ABOU-RAHME, THOMAS DEMAND, BEATRICE GIBSON, ARTHUR JAFA, SIGALIT LANDAU, ADAM MCEWEN, COLIN MONTGOMERY, TARYN SIMON, HITO STEYERL, TOBIAS ZIELONY
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 9 February – 6 December 2020
JSC ON VIEW: BASEL ABBAS & RUANNE ABOU-RAHME, THOMAS DEMAND, BEATRICE GIBSON, ARTHUR JAFA, SIGALIT LANDAU, ADAM MCEWEN, COLIN MONTGOMERY, TARYN SIMON, HITO STEYERL, TOBIAS ZIELONY
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 9. Februar – 6. Dezember 2020
JSC ON VIEW: BASEL ABBAS & RUANNE ABOU-RAHME, THOMAS DEMAND, BEATRICE GIBSON, ARTHUR JAFA, SIGALIT LANDAU, ADAM MCEWEN, COLIN MONTGOMERY, TARYN SIMON, HITO STEYERL, TOBIAS ZIELONY
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 9 February – 6 December 2020
JSC ON VIEW II
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC ON VIEW II
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION
Im Fokus der aktuellen Ausgabe von JSC ON VIEW stehen Werke aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION, die sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Die Ausstellung zeigt sieben Video- und Filmarbeiten und acht Fotografien von elf internationalen Künstler*innen im Düsseldorfer Sammlungsgebäude. Der Schwerpunkt liegt dabei – neben zeitbasierter Kunst – auf dem ebenfalls stark in der Sammlung vertretenen Genre der Fotografie.
In unserer Gegenwart, die von politischer Instabilität und gewaltsamen Konflikten geprägt ist, blicken die ausgewählten Arbeiten thematisch nicht nur auf vergangene politische und geschichtsträchtige Orte sowie gesellschaftsrelevante Ereignisse zurück, sondern dokumentieren aktuelle Formen von territorialen Machtmechanismen und individuellem politischen Widerstand. Einzelne Personen und Gruppen, die mit Aus- und Abgrenzung konfrontiert sind, werden dabei in den Mittelpunkt der Arbeiten gestellt und in ihrer Vielfalt und Differenz sichtbar. Zudem stellen die Werke Alternativen und unkonventionelle Zufluchtsorte vor, um mit den politischen und sozialen Unsicherheiten unserer Zeit umzugehen.
Reflektiert wird in den Werken darüber hinaus stets das Medium selbst – der Authentizitätsanspruch von Bildern im digitalisierten und globalisierten Zeitalter. Die fotografischen und zeitbasierten Werke verdeutlichen, wie Bilder manipuliert, inszeniert und über das Internet und die Massenmedien verbreitet werden. Sie decken somit auf, wie die Grenzen von Fakt und Fiktion verschwimmen, Bilder zu Ikonen avancieren und Eintritt ins kollektive Bildgedächtnis finden.
So ist Thomas Demands wohl bekannteste Fotografie Badezimmer (Bathroom) (1997), die auf das Magazincover des Stern zum Fall „Uwe Barschel“ zurückgeht (1987), eine zentrale Arbeit der Ausstellung. Während in der Originalfotografie der Leichnam des Politikers zu sehen ist, fehlt dieser in Demands aufwendig hergestelltem Papiermodell des Badezimmers, das er anschließend abfotografierte. Demands Interesse gilt weniger der Affäre selbst, als der Tatsache, dass diese durch das Medium Fotografie bestimmt wurde: Mit den Fotos des Reporters, der den leblosen Politiker fand und ablichtete, wurde zum ersten Mal ein vermeintlicher Selbstmord auf der Titelseite des Stern abgebildet. Dadurch wurden sie zu ikonischen Bildern, die sich in das kollektive deutsche Bildgedächtnis einbrannten.
In APEX (2013) lässt Arthur Jafa bekannte Motive aus der Jazz- und Popkultur und Bilder marginalisierter Kulturformen gegeneinander laufen. Die Videoarbeit ist eine rasante Abfolge von Found-Footage-Material, stark rhythmisiert und synchronisiert zu elektronischen Techno-Beats des Detroiter DJs Robert Hood. Der Künstler kombiniert u. a. Bilder von Musikikonen wie Jimi Hendrix oder Bob Marley, von Kunstfiguren wie Mickey Mouse oder Felix the Cat mit verstörenden Aufnahmen von Mord, Sklaverei und Diskriminierung von Schwarzen Menschen. APEX thematisiert die Geschichte und Gegenwart Schwarzer Kultur und den Versuch, die „Kraft, Schönheit und Verfremdung“ (Arthur Jafa) der afroamerikanischen Musik auf den Film zu übertragen.
In November (2004) folgt Hito Steyerl den verschiedenen Lebensphasen ihrer Freundin Andrea Wolf, die sich als Revolutionärin der PKK anschloss und 1998 im Kampf gegen die türkische Regierung ums Leben kam. Anhand der Biografie von Wolf untersucht November (2004) die vielfältigen Verflechtungen zwischen territorialer Machtpolitik und individuellen Formen von Widerstand sowie das zunehmende Verwischen der Grenzen zwischen Fakt und Fiktion im globalisierten Zeitalter.
Ebenfalls um Realität und ihre Inszenierung geht es in der Fotoserie The Innocents (2002) von Taryn Simon. Die Künstlerin porträtierte zu Unrecht verurteilte Gewalttäter, deren Unschuld nachträglich durch DNA-Tests bewiesen wurde, an Orten, die mit ihrem Fall in Verbindung stehen. In Abkehr vom fotografischen Realismus spielt Simon in ihren aufwendig inszenierten Bildern mit den verschiebbaren Grenzen von Wahrheit und Konstruktion, die sowohl in Strafprozessen zwischen Anklage und Verteidigung als auch in der Fotografie, in der selbst das genaueste Abbild nie der Realität entspricht, unsere Urteile begründen. Zugleich wirft die Künstlerin über die Geschichten der Individuen Schlaglichter auf ein fragwürdiges rechtsstaatliches System, in dem soziale Unterschiede ungleiche Bedingungen bedeuten.
Tobias Zielonys Fotoanimationsvideo Maskirovka (2017) stellt mit seinen Protagonist*innen wiederum die junge LGBTQI-Community Kiews in den Mittelpunkt, und kombiniert ihre Aufnahmen mit der Medienberichterstattung über die Euromaidan-Proteste. Der Titel der Arbeit verweist auf die gleichnamige Tradition der russischen Kriegsführung, die durch Maßnahmen wie Täuschung, Tarnung, Leugnung und Desinformation geprägt ist. Maskierungen dienten auch den Demonstrant*innen der Maidan-Bewegung als Mittel zur Identitätsverschleierung, in der Kiewer Partyszene sind sie eine beliebte Verkleidung. In dieser Verbindung ist Zielonys Arbeit eine Gegenwartserzählung über die Zufluchtsorte der queeren Identitäten der Kiewer Techno-Szene inmitten einer von Gewalt, Repression und Umbruch geprägten Öffentlichkeit – der Ukraine im Bürgerkrieg.
The focus of this edition of JSC ON VIEW is on works from the JULIA STOCHEK COLLECTION that engage with sociopolitical topics. The exhibition in the Düsseldorf collection building presents seven video and film works and eight photographs by eleven international artists. In addition to time-based art, the emphasis is on the genre of photography, which is also well-represented in the collection.
The selected works not only look back thematically at past, political, and historical locations but also socially relevant events in the present age, which is characterized by political instability and violent conflicts. They also document current forms of territorial mechanisms of power and individual political resistance. Individuals and groups who are confronted with exclusion and separation take center stage in these works and are empowered through their diversity and differences. The works also present alternatives and unconventional havens for grappling with the political and social uncertainties of our time.
In addition, the works reflect on the medium itself: photography’s claim to authenticity in the digital and global age. The photographic and time-based works illustrate how images can be manipulated, staged, and distributed on the internet and through mass media. They thus reveal how the borders between fact and fiction blur, and how images become icons and find their way into our collective memory of images.
Badezimmer (Bathroom) (1997), which is probably Thomas Demand’s most well-known photograph, is a central work in the exhibition. Based on an image that was used on the cover of the German weekly magazine Stern for a feature on the suicide of the German politician Uwe Barschel in 1987, the body of the politician is absent in Demand’s photograph of his elaborately constructed paper model of the bathroom. Demand was less interested in the actual affair than he was in the fact that the case was determined by the medium of photography: the picture taken by the reporter who found the dead politician was reproduced on the cover of Stern to illustrate the alleged suicide for the first time. The photographs thus became icons that have been burned into the collective memory of Germans.
In APEX (2013) Arthur Jafa juxtaposes known images from jazz and pop culture with shots of marginalized culture. The video is a rapid sequence of found footage, starkly rhythmic and synchronized with the electronic techno beats of the Detroit DJ Robert Hood. The artist combines images of music icons such as Jimi Hendrix and Bob Marley as well as fictional characters such as Mickey Mouse or Felix the Cat with disconcerting shots of murders, slavery, and discrimination of blacks. APEX addresses the history and present situation of black culture and the attempt to transfer the “power, beauty, and alienation”—in the words of the artist—of African-American music to film.
In November (2004) Hito Steyerl follows the various life phases of her friend Andrea Wolf, who joined the Kurdistan Worker’s Party (PKK) as a revolutionary and was killed fighting against the Turkish government in 1998. Using Wolf’s biography, November examines the diverse interrelations between territorial power politics and individual forms of resistance as well as the increasingly blurred border between fact and fiction in the global age.
Taryn Simon also examines reality and staging in her photo series The Innocents (2002). She created portraits of wrongly convicted perpetrators of violent crimes whose innocence was later proven by DNA tests; the portraits show them at the scene of the crime that was associated with their case. Turning away from photographic realism, Simon plays with the fluid borders between truth and construction, which are the basis of our verdicts in criminal trials—from the accusation to the defense—as well as in photography, in which even the most detailed likeness is never equivalent to reality. By focusing on the individual stories, the artist highlights the problematic constitutional system in which social differences result in inequality.
Tobias Zielony’s stop-motion video Maskirovka (2017) focuses on the protagonists of the young LGBTQI community in Kiev, combining these images with news reports on the Euromaidan Protests. The title of the series refers to the Russian tradition of waging war that is characterized by deception, camouflage, renunciation, and disinformation. Masks were also used by the protesters of the Maidan movement as a way to hide their identity, and in the Kiev party scene they are a favorite way of dressing up. In this way, Zielony’s piece creates a contemporary narrative based on the unconventional havens for queer identities of the Kiev techno scene, surrounded by a public that is characterized by violence, repression, and upheaval—the Ukraine in civil war.
Booklet BookletBegleitend zur Ausstellung ist ein kostenloses Begleitheft erschienen, das hier als Download erhältlich ist.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme Demand Thomas Gibson Beatrice Jafa Arthur Landau Sigalit McEwen Adam Montgomery Colin Simon Taryn Zielony Tobias Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme Basel Abbas & Ruanne Abou-RahmeDie palästinensischen Künstler*innen Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme befassen sich in ihrem Œuvre mit den Themen Politik und Kultur, mit Fragen zu Begehren, Desaster, Subjektivität und Absurditäten aktueller Machtpraktiken. Sie kreieren audio-visuelle Live-Performances und interdisziplinäre Installationen, um Optionen der Gegenwart neu zu gestalten. In ihren Arbeiten stellen die Künstler*innen bereits vorhandenes und selbst produziertes Material in Form von Musik, Sound, Bild, Text, Installation und performativen Praktiken zusammen. Mittels fiktiver, realer, teils historischer Erzählungen, Figuren, Objekten, Gesten und Orten entwickeln Abbas und Abou-Rahme neue, fragmentarische „Skripte“, die Realität und Imagination in Bezug zueinander setzen.
Jasmin Klumpp
Künstlerduo, bestehend aus:
Palestinian artists Basel Abbas and Ruanne Abou-Rahme examine the subjects of politics and culture, and questions of desire, disaster, subjectivity, and absurdities of current approaches to power in their work. They create audiovisual live performances and interdisciplinary installations to rethink options for the present. In their works, the artists present found footage and material that they have produced themselves in the form of music, sound, images, texts, installations, and performative approaches. Using fictitious, real, and partly historical narratives, figures, objects, gestures, and places, Abbas and Abou-Rahme develop new fragmentary “scripts” that link reality and imagination to each other.
Jasmin Klumpp
Artist duo, consisting of:
8878 Demand Thomas 4193 Gibson Beatrice 4224 Jafa Arthur 4244 Landau Sigalit 9958 McEwen Adam 4276 Montgomery Colin 4287 Simon Taryn 4338 Zielony Tobias 4380JSC ON VIEW: BASEL ABBAS & RUANNE ABOU-RAHME, THOMAS DEMAND, BEATRICE GIBSON, ARTHUR JAFA, SIGALIT LANDAU, ADAM MCEWEN, COLIN MONTGOMERY, TARYN SIMON, HITO STEYERL, TOBIAS ZIELONY
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 9 February – 6 December 2020
MERIEM BENNANI, PARTY ON THE CAPS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 25. Januar – 29. November 2020
MERIEM BENNANI, PARTY ON THE CAPS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 25 January – 29 November 2020
MERIEM BENNANI, PARTY ON THE CAPS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 25. Januar – 29. November 2020
MERIEM BENNANI, PARTY ON THE CAPS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 25 January – 29 November 2020
HORIZONTAL VERTIGO:
MERIEM BENNANI
PARTY ON THE CAPS
HORIZONTAL VERTIGO:
MERIEM BENNANI
PARTY ON THE CAPS
ERÖFFNUNG
24. Januar 2020, 19–22 Uhr
KÜNSTLERINGESPRÄCH
mit Meriem Bennani, 24. Januar 2020, 18 Uhr
Meriem Bennanis erste Einzelausstellung in Deutschland zeigt Party on the CAPS (2018), eine Achtkanal-Videoinstallation, in der es um Vertreibung, psychische Widerstandsfähigkeit und die Beziehung zwischen Orten und Identität geht. Party on the CAPS ist ein fiktiver Dokumentarfilm in einer spekulativen Zukunft über den Alltag auf CAPS, einer Insel mitten im Atlantik, auf der Migranten festgehalten werden, und die sich im Laufe der Zeit zu einer Megacity entwickelt hat. Der scheinbare Realismus wird übersteigert durch Spezialeffekte und Humor. Bennanis ungewöhnliche Bildsprache mischt Einflüsse von Reality-TV, YouTube, Dokumentarfilm, Social Media und Animation und erkundet so die Grenzen dessen, was wir als vertraut und seltsam, real und virtuell betrachten. Für die Ausstellung in der JULIA STOSCHEK COLLECTION wurden die Projektionsflächen und installativen Elemente so an den Ausstellungsraum angepasst, dass eine großflächige und immersive Umgebung entstanden ist.
In der zukünftigen Welt, in der die Insel CAPS (Kurzform von „capsule“, deutsch: Kapsel) existiert, hat die Teleportation andere Formen des Reisens ersetzt, sodass Körper physische und nationale Grenzen leicht überqueren können. CAPS wurde als temporärer Aufenthaltsort für illegale Migrant*innen eingerichtet, die während der Teleportation in die USA abgefangen wurden. Die Insel ist von einem Magnetfeld umgeben, wird von US-Truppen kontrolliert und unterliegt einer totalen Überwachung, die es beinahe unmöglich macht, sie zu verlassen. Bennanis Doku-Story beginnt zwei Generationen nach der Einrichtung von CAPS: Abgeschnitten vom Rest der Welt, haben sich eine eigene Logik, Währung, Infrastruktur, Küche sowie eigene Medien entwickelt. CAPS ist ein Ort kultureller Hybridität, die in den unzähligen Identitäten der Bevölkerung, ihrer behelfsmäßigen Lebenssituation und der Dominanz digitaler Technologien gründet. Die Insel wird von cyborgartigen, oft verletzten Körpern bewohnt, die sich an die repressive Umgebung der Insel und die Folgen der Teleportation anpassen und damit umgehen lernen.
Die Idee für CAPS hatte die in New York lebende und arbeitende marokkanische Künstlerin im Jahr 2017, als sie sich mit subatomarer Teleportation beschäftigte und Donald Trump ein US-Einreiseverbot für Menschen aus einigen mehrheitlich muslimischen Ländern verhängte. Party on the CAPS leistet einen scharfsinnigen politischen Kommentar zur westlichen Einwanderungs- und Überwachungspolitik und ruft eine dystopische Welt hervor, die sich kaum mehr von unserer unterscheidet. In ihrer Arbeit würdigt Bennani aber auch die psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz), Differenz und Hybridität vertriebener und in der Diaspora lebender Menschen, indem sie sich essentialistischen Vorstellungen von Identität und Kultur widersetzt. Als Zuschauer*innen werden wir Zeug*innen einer Feier – oder Party – von Gemeinschaftlichkeit und Familie.
PARTY ON THE CAPS ist Teil des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.
PRESSETERMIN
Ein gemeinsamer Pressetermin zur Ausstellung von Meriem Benannt und zur Präsentation der VR-Arbeit von Nathalie Djurberg & Hans Berg findet am Donnerstag, 23. Januar 2020 um 11 Uhr in der JSC Berlin statt. Meriem Bennanii und die Kuratorin der Ausstellung Party on the CAPS, Lisa Long, werden anwesend sein. Es erwartet Sie außerdem Daniel Birnbaum, Direktor von Acute Art, zur Präsentation der VR-Arbeit von Nathalie Djurberg & Hans Berg. Anmeldung bitte unter: [email protected]
OPENING
24 January 2020, 7:00–10:00 p.m.
ARTIST TALK
with Meriem Bennani, 24 January 2020, 6:00 p.m.
Meriem Bennani’s first solo exhibition in Germany will present Party on the CAPS (2018), an eight-channel video installation exploring displacement, resilience, and the relationship between identity and place. Conceived as a documentary set in a speculative future about daily life on CAPS, an island turned megacity in the middle of the Atlantic, where migrants are detained, the work amplifies reality through special effects and humor. Party on the CAPS highlights Bennani’s playful and unique visual language inspired by reality TV, YouTube, documentary, social media, and animation, examining the boundaries of what we regard as familiar and strange, real and virtual. For the exhibition at JULIA STOSCHEK COLLECTION, the screens and sculptural elements that make up Party on the CAPS have been adapted to the gallery space to create a large-scale and wholly immersive environment.
In the future world in which the island of CAPS (short for capsule) exists, teleportation has replaced other forms of travel, enabling bodies to easily move from one place to another. CAPS was established as a temporary holding area for illegal migrants intercepted mid-teleportation on their way to the US. The island is surrounded by a magnetic field, guarded by US troops, and subject to total surveillance, making it almost impossible to leave. Bennani’s docunarrative begins two generations after the establishment of CAPS: cut off from the rest of the world, the island has developed its own internal logic, currency, infrastructure, traditions, cuisine, and media. CAPS is characterized by a mélange of hybrid cultures—growing out of the myriad identities of its inhabitants, their makeshift living situation, and the dominance of digital technologies—and is populated by cyborgian, often injured, bodies adapting to and coping with the island’s oppressive environment and the aftereffects of teleportation.
Bennani, a Moroccan artist based in New York, conceptualized CAPS in 2017 while researching subatomic teleportation and in response to Donald Trump’s US travel ban. The work offers an acute political commentary on Western immigration and surveillance policies, summoning a dystopian reality only slightly different from our own. In the work, Bennani also pays tribute to human resilience, to difference, and hybridity by resisting essentialist notions of identity and culture, instead addressing the in-between and multiple states of life in the diaspora. As viewers we are witness to a celebration—or party—of collectivity and family.
PARTY ON THE CAPS is part of HORIZONTAL VERTIGO, a year-long program at the JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf and Berlin, curated by Lisa Long.
PRESS PREVIEW
A press preview of the exhibition by Meriem Bennani as well as of the presentation of the VR work by Nathalie Djurberg & Hans Berg will take place on Thursday, 23 January 2020, 11:00 a.m. at JSC Berlin. Meriem Bennani and the curator of the exhibition Party on the CAPS, Lisa Long, will be present. Daniel Birnbaum, director of Acute Art, will also present the VR work by Nathalie Djurberg & Hans Berg. Please register at: [email protected]
MERIEM BENNANI, PARTY ON THE CAPS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 25 January – 29 November 2020
STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK
JSC Berlin, 1. November 2019 – 29. März 2020
STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK
JSC Berlin, 1 November 2019 – 29 March 2020
STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK
JSC Berlin, 1. November 2019 – 29. März 2020
STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK
JSC Berlin, 1 November 2019 – 29 March 2020
STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK
STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK
berlinERÖFFNUNG
30. Oktober 2019, 19 Uhr
KÜNSTLERGESPRÄCH
1. November 2019, 18 Uhr
Die JULIA STOSCHEK COLLECTION freut sich, eine Ausstellung des renommierten kanadischen Künstlers Stan Douglas (*1960, Vancouver) in Berlin zu präsentieren.
Seit den späten 1980er Jahren arbeitet Stan Douglas in den Bereichen Film, Fotografie und Installation und lotet die Parameter der jeweiligen Medien aus. Der Künstler befragt in seinen Werken die Vergangenheit, durchbricht traditionelle Erzählstrukturen und verwischt Fakt und Fiktion.
Die Ausstellung SPLICING BLOCK widmet sich der Beziehung zwischen Musik und Gesellschaft und ist zugleich eine Reflexion über die Medien Film und Fotografie. Die Werke rekonstruieren und imaginieren die 1960er und 70er Jahre – eine Zeit zwischen (De-)Kolonisierung und Migration, eine Zeit, in der Jazz, Underground Disco und Afrobeat musikalisch prägend waren.
Zu sehen sind die frühe Zwei-Kanal Videoinstallation Hors-champs (1992), das sechsstündige Video Luanda-Kinshasa (2013) sowie großformatige Fotografien aus der Serie Disco Angola (2012). Luanda-Kinshasa hat der Künstler in einem dem legendären New Yorker Musikstudio „The Church“ nachempfundenen Raum aufgezeichnet; Hors-champs in einem Pariser Fernsehstudio. Die Fotografien der Serie Disco Angola zeigen inszenierte „Kostüm-Dramen in Fragmenten“ (Stan Douglas) aus dem postindustriellen New York und dem postkolonialen Angola – aufgenommen in Kalifornien.
Ein „splicing block“ ist ein Werkzeug zum Schneiden und wieder Zusammensetzen von analogem Bild- und Tonmaterial. Die Präzision des Vorgangs hängt von den Fähigkeiten des Cutters ab – einmal geschnitten, kann der Vorgang nicht rückgängig gemacht werden. Stan Douglas beherrscht das Handwerk, verschiedene Orte und Zeiten spurlos zu verbinden. Es ist nicht nur die minutiöse Inszenierung beim Filmen bzw. Fotografieren, sondern vor allem die akribische Konstruktion im Schneideraum, welche die Betrachter*innen mühelos durch Raum und Zeit transportiert. Der Titel SPLICING BLOCK steht somit sinnbildlich für Stan Douglas’ Arbeitsmethode.
Stan Douglas gilt als einer der bedeutendsten Vertreter zeitbasierter Medienkunst. Seine Werke sind erstmals seit 2001 wieder in einer Einzelausstellung in Berlin zu sehen.
Kuratiert von Paola Malavassi, Leitung JSC Berlin.
Die Ausstellung STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK ist Teil des Kulturprogramms im Rahmen von Kanadas Gastauftritt bei der Frankfurter Buchmesse 2020. Sie wird unterstützt durch das Canada Council for the Arts und die kanadische Regierung, vertreten durch die Botschaft von Kanada, Berlin.
OPENING
30 October 2019, 7:00 p.m.
ARTIST TALK
1 November 2019, 6:00 p.m.
The JULIA STOSCHEK COLLECTION is pleased to present an exhibition of works by the renowned Canadian artist Stan Douglas (*1960, Vancouver) in Berlin.
Since the late 1980s, Stan Douglas has been creating films, photographs, and installations, as well as recently venturing into theater productions and other multidisciplinary projects, exploring the parameters of their respective mediums. The artist queries the past in his works, breaking through traditional narrative structures to blur fact and fiction.
The exhibition SPLICING BLOCK examines the relationship between music and society, and is at the same time a reflection on the media of film and photography. The works reconstruct and imagine the 1960s and 70s—an era distinguished by (de-)colonization and migration, but one equally permeated by jazz, underground disco, and Afrobeat.
On view are the early two-channel video installation Hors-champs (1992), the six-hour video Luanda-Kinshasa (2013), as well as large-format photographs from the series Disco Angola (2012). The artist shot Luanda-Kinshasa in a space modelled on the legendary New York recording studio The Church, while Hors-champs was filmed in a Parisian television studio. The photographs from the series Disco Angola stage “a costume drama in fragments” (Stan Douglas), set in post-industrial New York and post-colonial Angola, but shot in California.
A splicing block is a tool for the cutting and splicing, that is the joining, of both analog film and audio material. The precision of its operation is subject to the abilities of the actual cutter—once cut, the process cannot be undone. Stan Douglas is a master of such work, creating imperceptible transitions between different times and places. It is not just the attentive staging of the filming and photography, but above all the meticulous construction in the editing room, which effortlessly conveys the viewer through space and time. The title SPLICING BLOCK is therefore a metaphor for Stan Douglas’ particular working methods.
Stan Douglas is widely regarded as one of the most important representatives of time-based media art. His works are again being shown in a solo exhibition in Berlin for the first time since 2001.
Curated by Paola Malavassi, Head of JSC Berlin.
The exhibition STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK is part of the Culture Program accompanying Canada’s Guest of Honour presentation at the Frankfurt Book Fair 2020. We acknowledge the support of the Canada Council for the Arts and the Government of Canada represented by the Embassy of Canada, Berlin.
Stan DouglasDouglas Stan 13719STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK
JSC Berlin, 1 November 2019 – 29 March 2020
WANGSHUI
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 12. September – 15. Dezember 2019
WANGSHUI
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 12 September – 15 December 2019
WANGSHUI
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 12. September – 15. Dezember 2019
WANGSHUI
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 12 September – 15 December 2019
HORIZONTAL VERTIGO:
WANGSHUI
HORIZONTAL VERTIGO:
WANGSHUI
In WangShuis erster Einzelausstellung in Europa präsentiert die JULIA STOSCHEK COLLECTION drei Bewegtbild-Installationen, die zwischen 2016 und 2019 entstanden sind und persönliche Transformationsprozesse untersuchen. WangShuis Arbeiten, die stets von subjektiven Überlegungen und Erfahrungen ausgehen, greifen oft in die umliegenden Architekturen ein und gestalten diese neu. Dabei integriert WangShui lebende Subjekte und Reste des Alltags. Es entstehen halluzinatorische Räume, die zwischen Bild und Objekt, Körper und Projektionsfläche, Herkunft und Diaspora changieren.
In der Live-Videoinstallation Gardens of Perfect Exposure (2016–2018) begegnen wir einer auf mehreren Ebenen angelegten, modellgroßen Architektur. Die aus Badezimmerarmaturen konstruierte Anlage wird zu einem Spa-ähnlichen Biotop für dutzende sich verpuppender Seidenraupen, die im Verlauf der Ausstellung eine körperliche Metamorphose vollziehen. Dieser Transformationsprozess wird von drei Kameras erfasst und in Echtzeit auf die Galeriewände projiziert. Die Live-Videoübertragung übt eine desorientierende Wirkung aus, unsere Aufmerksamkeit verlagert sich von der Arbeit in ihrer materiellen Präsenz hin zu ihrem medial vermittelten Bild.
In der Videoarbeit From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2017–2019) zeigen stark verlangsamte Drohnenaufnahmen eine Reihe von Wolkenkratzern am Südchinesischen Meer, in denen große Durchlässe erkennbar sind. Solche in Hongkong verbreiteten Öffnungen werden Drachentore genannt und dienen, so der Mythos, Drachen auf ihrem Flug von den Bergen zum Meer als Durchschlupf. Diese Öffnungen sollen auch den nötigen Energiefluss zwischen der Natur und der von Menschen gebauten Umwelt gewährleisten. Für den*die Erzähler*in im Film sind die Drachentore Anlass zu einer sowohl formalen als auch ideologischen „Gestaltwandlung“ sowie eine ausgedehnte soziopolitische Kritik von Gender, dem Kino und dem westlichen Denken insgesamt.
In der Ausstellung erstmals präsentiert wird außerdem eine neue Dreikanal-Videoinstallation, die im Auftrag der JULIA STOSCHEK COLLECTION produziert wurde. Als letzten Teil der Werkfolge suggeriert diese neue Arbeit einen Ort, der sowohl Ankunft als auch Verschwinden, Präsenz und zugleich Abwesenheit symbolisiert. Das Werk verwendet gewebte, lichtdurchlässige LED-Systeme, wie sie für großflächige Werbungen auf Häuserfassaden zum Einsatz kommen. Die Installation ist so konzipiert, dass der ideale Betrachtungsabstand etliche Zentimeter jenseits der Ausstellungswände liegt.
Die projizierten Bilder rücken somit an den Rand dessen, was für uns gerade noch wahrnehmbar ist. Nähert man sich ihnen weiter an, löst sich der Bezug zwischen Bild und Träger auf, und die Betrachter*innen finden sich in einen Zustand zwischen totaler Abstraktion und Kathexis (was in der Psychoanalyse die Konzentration von Energie auf eine bestimmte, nicht anwesende Person oder Idee bezeichnet) versetzt.
WANGSHUI ist Teil des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.
For their first solo presentation in Europe, WangShui will exhibit three moving-image installations produced between 2016 and 2019 that explore intimate modes of transformation. Restaging architecture, live subjects, and everyday detritus, WangShui’s diaristic works activate the hallucinatory spaces between image and object, body and screen, diaspora and descent.
In the live video installation Gardens of Perfect Exposure (2016–18), a tiered architecture made of bath fixtures serves as a spa-like habitat for dozens of pupating silkworms. Over the course of the exhibition, the silkworms undergo a slow material metamorphosis, feeding, defecating, and spinning silk cocoons (inside which they resurface their bodies). This transformation is captured by three cameras and livestreamed on the gallery walls. The live video feedback loop creates a disorienting shift between the material presence of the work and its mediated image.
In the film From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2017–19), long establishing drone shots slowly approach gaping holes in skyscrapers along the South China Sea. Called “dragon gates,” they are said to be designed as passages for dragons to fly from the mountains to the sea, sustaining the proper flow of energy between the natural and built environments. Locating these dragon gates as portals for formal and ideological therianthropy (shapeshifting) in the film, the narrator embarks on a sprawling sociopolitical critique of gender, cinema, and Western thought.
The exhibition will also premiere a new three-channel moving-image work commissioned by the JULIA STOSCHEK COLLECTION. Presented as the final installment in this body of work, this piece is both a place of arrival and a site of disappearance, a presence and an absence. Consisting of woven fragments of translucent LED screens used for skyline advertisements, the work is installed in a way that the ideal viewing distance lies inches beyond the gallery walls, situating the onscreen images at the edge of perception. As one approaches, both image and object begin to dematerialize, entrapping the viewer in a state between cathexis and abstraction.
WANGSHUI is part of HORIZONTAL VERTIGO, a year-long program at the JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf and Berlin, curated by Lisa Long.
BEGLEITHEFT BOOKLETBegleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
WangShui WangShui 11282WANGSHUI
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 12 September – 15 December 2019
A.K. BURNS, NEGATIVE SPACE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 6. September 2019 – 2. Februar 2020
A.K. BURNS, NEGATIVE SPACE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 6 September 2019 – 2 February 2020
A.K. BURNS, NEGATIVE SPACE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 6. September 2019 – 2. Februar 2020
A.K. BURNS, NEGATIVE SPACE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 6 September 2019 – 2 February 2020
HORIZONTAL VERTIGO:
A.K. BURNS
NEGATIVE SPACE
HORIZONTAL VERTIGO:
A.K. BURNS
NEGATIVE SPACE
Ausgangspunkt von A.K. Burns interdisziplinärer Praxis ist der Körper, der vor dem Hintergrund des Neuen Materialismus sowie aktueller queerer und feministischer Theorien zum kontrovers umkämpften Schauplatz soziopolitischer Verhandlungen wird. Burns setzt sich tiefgehend mit Fragen von Materialität und (Re)produktion auseinander und untersucht, wie die Ausübung von Macht mit dem Körper – seinen Funktionen, physiologischen Prozessen, Empfindungen und Freuden – verbunden ist. Der Körper ist für Burns kein Objekt mit festgelegten Grenzen und Eigenschaften; er ist stattdessen multivalent und porös, dringt in seine Umwelt vor und ist im Gegenzug von ihr durchdrungen.
NEGATIVE SPACE, A.K. Burns’ erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland, besteht aus drei Mehrkanal-Videoinstallationen, die Teil eines fortlaufenden Zyklus desselben Namens sind. Die Serie ist als nichtlineare, vielschichtige Erzählung konzipiert. Wie in der Science-Fiction üblich erforscht die Künstlerin auf spielerische Art und Weise den Raum zwischen Politik und Fantasie, wodurch eigenwillige allegorische Bilder entstehen.
In der Serie spielt Burns mit alternativen Welten, in denen hierarchische Beziehungen nicht festgefahren sind, sondern sich stetig verändern. Diese Welten sind bewusst in eine spekulative Gegenwart eingebettet, die vom Müll und Dreck unserer Zeit gekennzeichnet ist. Burns hinterfragt dabei, wie Werte in Bezug auf Ressourcen, Umwelt und marginalisierte Körper entstehen und geteilt werden. In atemberaubenden, weithin bekannten Landschaften, wie der Wüstenregion im Südwesten der USA, manövriert NEGATIVE SPACE durch ein Spannungsfeld, in dem utopische Vorstellungen von Gemeinschaft auf apokalyptische Ängste aufeinandertreffen.
Die Ausstellung NEGATIVE SPACE besteht aus drei groß angelegten Mehrkanal-Videoinstallationen, die Teil eines fortlaufenden Zyklus mit demselben Titel sind. Es handelt sich um die bislang umfangreichste Präsentation der Serie. Neben A Smeary Spot (Negative Space 0) (2015) und Living Room (Negative Space 00) (2017) umfasst die Ausstellung auch Leave No Trace (Negative Space 000) (2019), ein neues Werk, das erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Ausstellung wird ergänzt durch Zeichnungen sowie durch einen Film, der dem Phänomen der totalen Sonnenfinsternis nachgeht, und einer experimentellen Soundarbeit, die als Schallplatte präsentiert wird.
NEGATIVE SPACE ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.
Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.
BEGLEITPROGRAMM
SCREENING
A.K. Burns & A.L. Steiner, Community Action Center (2010), 15.–17. November 2019, jeweils um 11 / 12:30 / 14 / 15:30 & 17 Uhr im Kino der JSC Düsseldorf (zweites Obergeschoss)
ARTIST TALK
A.K. Burns im Gespräch mit der Kuratorin Lisa Long, 16. November 2019, 15 Uhr
STUDIO 54 FILMPROGRAMM
Werkauswahl von A.K. Burns, 12. Dezember 2019, 19:30 Uhr, Kino der JSC Düsseldorf
NEGATIVE SPACE, A.K. Burns’s first institutional solo exhibition in Germany, is comprised of three multi-channel video installations that are a part of an ongoing cycle of works by the same name. Conceived as a non-linear and layered narrative, this series envisions a world wherein boundaries are fluid and hierarchical relations permute. This cycle of works playfully corrupts science-fiction tropes exploring the intersection of politics and fantasy to build idiosyncraticallegorical imagery.
Burns deliberately locates the work in a speculative present filled with the detritus of everyday life. Filmed in stunning but familiar landscapes, like the desert of the Southwest United States, the Negative Space series exposes the tension between utopian proposals of sociality and apocalyptic anxieties. The works challenge long-standing assumptions about social orders, marshaling familiar images and objects to ask how value is assigned to resources, how marginalized bodies navigate a fraught social reality, and how different forms of matter come to matter.
At JSC Düsseldorf, Burns will restage two video installations A Smeary Spot (Negative Space 0) (2015) and Living Room (Negative Space 00) (2017), and premiere a new episode entitled Leave No Trace (Negative Space 000) (2019). In addition, the exhibition will include twenty-one collages related to the series, a new film observing a total solar eclipse, and an experimental sound work presented as a vinyl record.
NEGATIVE SPACE is part of HORIZONTAL VERTIGO, a polyvocal program at the JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf and Berlin, curated by Lisa Long.
Supported by the Cultural Office of the City of Düsseldorf.
PUBLIC PROGRAM
A.K. Burns & A.L. Steiner, Community Action Center (2010), 15–17 November 2019, 11:00 a.m. / 12:30 p.m. / 2:00 p.m. / 3:30 p.m. & 5:00 p.m. at the cinema of the JSC Düsseldorf (second floor)
ARTIST TALK
A talk with A.K. Burns and curator Lisa Long, 16 November 2019, 3:00 p.m.
STUDIO 54 FILM PROGRAM
Works selected by A.K. Burns, 12 December 2019, 7:30 p.m., Cinema of the JSC Düsseldorf
BEGLEITHEFT BOOKLETBegleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
Burns A.K Burns A.K 13640A.K. BURNS, NEGATIVE SPACE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 6 September 2019 – 2 February 2020
JSC ON VIEW: LUTZ BACHER, BARBARA HAMMER, CAROLEE SCHNEEMANN
Works from the Julia Stoschek Collection
JSC Düsseldorf, 21. Juli – 22. Dezember 2019
JSC ON VIEW: LUTZ BACHER, BARBARA HAMMER, CAROLEE SCHNEEMANN
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 21 July – 22 December 2019
JSC ON VIEW: LUTZ BACHER, BARBARA HAMMER, CAROLEE SCHNEEMANN
Works from the Julia Stoschek Collection
JSC Düsseldorf, 21. Juli – 22. Dezember 2019
JSC ON VIEW: LUTZ BACHER, BARBARA HAMMER, CAROLEE SCHNEEMANN
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 21 July – 22 December 2019
JSC ON VIEW I
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC ON VIEW I
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION
Mit JSC ON VIEW startet eine neue Serie von Ausstellungen, die den Sammlungsbestand der JULIA STOSCHEK COLLECTION explizit in den Fokus rückt. Den Auftakt bildet die Würdigung von drei Künstlerinnen, die kürzlich verstorben sind: Lutz Bacher, Barbara Hammer und Carolee Schneemann.
Die Präsentation wird das gesamte Erdgeschoss der JSC Düsseldorf einnehmen und neben zentralen Video- und Filmarbeiten aus dem Schaffen der jeweiligen Künstlerin auch die großformatige Fotoserie Sex with Strangers (1986), einem frühen Schlüsselwerk Lutz Bachers, umfassen.
Die US-amerikanische Künstlerin Lutz Bacher, die ihre Identität seit den 1970er Jahren hinter einem männlichen Pseudonym verbarg, nimmt in ihrer oftmals parodistischen Kunst bewusst eine abwehrende Haltung gegen die Einordnung ihres Werkes in einen feministischen Kontext ein. Für ihre Objekte und zeitbasierten Arbeiten verwendet sie Bild- oder Textmaterial aus der Populärkultur, welches durch Dekonstruktion oder Verfremdung zentrale Fragen nach Autorschaft, Macht und dem Einfluss von Massenmedien auf die Gesellschaft aufwirft.
Für die bisher noch nicht in der JULIA STOSCHEK COLLECTION präsentierte neunteilige Fotografieserie Sex with Strangers, hat sie Fotografien von illustrierten Seiten und Bildunterschriften aus einem Buch vergrößert, das sich als informativ soziologische Studie über die weibliche Psychologie und abweichendes Sexualverhalten ausweist. Tatsächlich aber sind harte pornografische Aufnahmen abgebildet und verwehren auch hier den Betrachter*innen eine konkrete Zuordnung.
Die Filmemacherin Barbara Hammer zählt zu den Vorreiterinnen des Queer Cinema. Ihre Experimentalfilme entstanden aus der Vorstellung, dass der konventionelle, narrative Film zu begrenzt ist, um ihre lesbische Realität im Speziellen und die von Homosexualität im Allgemeinen sichtbar zu machen. Ihre Dokumentar- und Experimentalfilme gelten als eine der frühesten und umfangreichsten Darstellungen lesbischer Identität, Liebe und Sexualität. Die Arbeit Double Strength (1978), eine von insgesamt drei Werken Hammers innerhalb der Ausstellung, ist eine poetische Studie über die verschiedenen Stadien einer lesbischen Liebesbeziehung zwischen Hammer selbst und ihrer damaligen Lebenspartnerin, der Choreografin und Trapez-Artistin Terry Sandgreff. In einer Montage aus Filmausschnitten, in denen beide Frauen am Trapez schweben und Sandgreff akrobatische Tanzfiguren performt, sowie privaten Fotografien, erzählt der Film von den intensiven Anfängen bis zur Entfremdung und dem Ende dieser Liebe. Hammers Werk zeichnet sich durch physische Präsenz und Expressivität aus. Die Kamera geht dabei eine Beziehung mit der Umgebung ein. Raum und Zeit verschwimmen und geben stattdessen den Blick auf Hammers ganz persönlichen Erfahrungsraum frei.
Carolee Schneemann öffnete noch vor vielen ihrer Künstlerkolleginnen mit ihrer performativen, kinetischen Malerei und experimentellen Praxis den gesellschaftlichen Diskurs zu Körperlichkeit und Geschlechterrollen. Sie gilt als eine der radikalsten Vertreterinnen dieses Genres und hat sich in ihrer Praxis, wie sie selbst sagte, immer als eine „Malerin“ verstanden, „die die Leinwand verlassen hat, um den Raum der Gegenwart und gelebte Zeit zu aktivieren.“
Schneemanns Video Up to and Including Her Limits von 1975 ist als direkte Antwort auf Jackson Pollocks physisch geprägten Malprozess zu deuten: „Ich bin in einem Baumpflegergurt an einem 3/4-Zoll-Manila-Seil aufgehängt, das ich manuell anheben oder absenken kann, um eine gewisse Zeit des Ziehens zu überstehen. Mein ausgestreckter Arm hält Buntstifte, die über die umgebenden Wände streichen und ein Netz aus farbigen Markierungen entstehen lassen. Mein ganzer Körper wird zum Werkzeug für visuelle Spuren, ein Überbleibsel der Energie des Körpers in Bewegung“.
Eines ihrer zentralen Werke Fuses von 1964–67 ist über mehrere Jahre entstanden und zeigt Schneemann mit ihrem Partner, dem Komponisten James Tenney bei ihren intimen sexuellen Aktivitäten. Der Akt, der von ihr selbst gefilmt wurde, wird mit Farbüberlagerungen oder Brandspuren collagiert, die sich im Laufe der Zeit in den Film eingeschrieben haben. Fuses ist der erste Teil ihrer Autobiographical Trilogy und entstand aus der Fragestellung, wie und ob sich der sexuelle Akt von Pornografie oder klassischer Kunst unterscheidet.
Alle drei Künstlerinnen waren Pionierinnen in ihrem Bereich. Alle drei sind in diesem Jahr in ihren 70ern gestorben. Die JULIA STOSCHEK COLLECTION nimmt dies zum Anlass, einen Einblick in das Werk dieser drei Künstlerinnen und ihrer gegensätzlichen Interpretation zu bieten.
JSC ON VIEW is the title of a new series of exhibitions focusing explicitly on the inventory of works in the JULIA STOSCHEK COLLECTION. The series is being introduced by a tribute to three female artists who have recently passed away: Lutz Bacher, Barbara Hammer, and Carolee Schneemann.
The presentation will cover the entire ground floor of JSC Düsseldorf, comprising six key video works from the artists’ respective oeuvres, as well as the large-format photographic series Sex with Strangers (1986), one of Lutz Bacher’s key early works.
The U.S. American artist Lutz Bacher who, since the 1970s, had concealed her identity behind a male pseudonym used a deliberately unaccommodating approach in her frequently parodic art to forego it being categorized within a feminist context. She employs imagery and text from popular culture in her objects and time-based work, which by means of deconstruction and alienation broaches central questions concerning authorship, power, and the influence of mass media on society.
For the nine-part photographic series Sex with Strangers that, to date, has not been presented at the JULIA STOSCHEK COLLECTION, she enlarged photographs of pages with illustrations together with captions from a book presenting itself as an informative sociological study of female psychology and deviant sexual behavior. However, it is in fact hard pornographic imagery that is on display, once again denying the viewer the opportunity of ascribing any specific classification to the work.
The filmmaker Barbara Hammer is one of the pioneers of queer cinema. Her experimental films evolved from the notion that conventional narrative film is too limited to be capable of representing homosexual reality in general and her lesbian one in particular. Her documentary and experimental films are regarded as one of the earliest and most wide-ranging representations of lesbian identity, love, and sexuality. The work Double Strength (1978), one of three works by Hammer in the exhibition, is a poetic study of the different stages of a lesbian love affair between Hammer herself and her then partner, the choreographer and female trapeze artist Terry Sandgreff. In a montage comprising film footage of both women swinging on the trapeze, Sandgreff performing acrobatic dance moves, and also including private photographs, the film traces the relationship from its intense beginnings, via alienation to the eventual end of their love. Hammer’s work is distinguished by its physical presence and expressivity, in which the camera enters into a relationship with its surroundings. Space and time become blurred, providing instead an insight into Hammer’s very personal experiential space.
Carolee Schneemann, in her performative, kinetic painting and experimental practice, opened the social discourse around physicality and gender roles earlier than many other female artists. She is considered as one of the most radical representatives of such a genre and, as she has stated herself, has always considered her practice to be that of a “painter who has left the canvas to activate actual space and lived time.”
Schneemann’s video Up to and Including Her Limits of 1975 is regarded as a direct response to Jackson Pollock’s physicalized painting process. “I am suspended in a tree surgeon’s harness on a three-quarter-inch manila rope, a rope which I can raise or lower manually to sustain an entranced period of drawing – my extended arm holds crayons which stroke the surrounding walls, accumulating a web of colored marks. My entire body becomes the agency of visual traces, vestige of the body’s energy in motion.”
One of her central works, Fuses from 1964-67, was created over several years, showing Schneemann with her partner, the composer James Tenney engaging in intimate sexual activities. The act, which she filmed herself, has been collaged with color overlays and burn marks that have been inscribed into the film over time. Fuses is the first part of her Autobiographical Trilogy and was based on the question of how and whether the sexual act itself differs from pornography and traditional art.
All three artists were pioneers in their respective fields. All three died this year, in their seventies. The JULIA STOSCHEK COLLECTION is proud to be able to offer an insight into the work of these three artists and their disparate interpretation.
BEGLEITHEFT BOOKLETBegleitend zur Ausstellung ist eine kostenlose Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
Bacher Lutz Hammer Barbara Schneemann Carolee Bacher Lutz 4146 Hammer Barbara 4234 Schneemann Carolee 4330JSC ON VIEW: LUTZ BACHER, BARBARA HAMMER, CAROLEE SCHNEEMANN
Works from the JULIA STOSCHEK COLLECTION
JSC Düsseldorf, 21 July – 22 December 2019
PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ, ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 26. April – 28. Juli 2019
PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ, ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 26 April – 28 July 2019
PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ, ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 26. April – 28. Juli 2019
PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ, ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 26 April – 28 July 2019
HORIZONTAL VERTIGO:
PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ
ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS
HORIZONTAL VERTIGO:
PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ
ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS
ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS ist die bislang umfangreichste Präsentation des Künstlerinnen-Duos Pauline Boudry / Renate Lorenz. Die Ausstellung besteht aus vier raumgreifenden Bewegtbild-Installationen sowie Licht- und Bühnenelementen und skulpturalen Objekten, die im Erdgeschoss und dem Kino der JSC Berlin präsentiert werden.
Pauline Boudry und Renate Lorenz stehen in einem kontinuierlichen Austausch über Themen wie Performance und Performativität, Freundschaft und Widerstand. In ihrer kollaborativen Praxis fördern sie solche Momente und Gesten in der Geschichte zutage, die bisher ein Schattendasein führten, und stellen die Allgemeingültigkeit weithin akzeptierter Erzählweisen sowie binäre Kategorien von Identitäten und Bedeutung infrage.
Die in der Ausstellung präsentierten Videoarbeiten – Telepathic Improvisation (2017), Silent (2016), I Want (2015) und To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation (2013) – gründen auf Notationen, Skripts oder öffentlichen Äußerungen, die von Performer*innen adaptiert und interpretiert werden. Gemeinsam mit diesen gehen die Künstler*innen den potenziellen politischen und sexuellen Dimensionen des jeweiligen Werkes auf den Grund und loten die Machtverhältnisse aus, die nicht nur im Miteinander der Akteur*innen sondern auch in der Interaktion zwischen Performer*innen und Publikum zu beobachten sind.
Boudry / Lorenz reflektieren in ihrer Kameraarbeit die durchweg mit Gewalt verbundene Geschichte des Sichtbarmachens und hinterfragen, wer oder was eigentlich gesehen und im Umkehrschluss ungesehen und ungehört bleibt. Die Ausstellung bezieht unterschiedliche Bühnenszenarios und Objekte aus den Filmen des Künstler*innen-Duos mit ein, sodass die Grenzen zwischen dem digitalen Repräsentationsraum des Filmes und den realen Räumen der Galerie zunehmend verwischen. Diese Phänomene auf der Projektionsfläche und jenseits davon erforschen die Grenzen musikalischer und filmischer Mittel als Formen des Protests und des Widerstandes und beschwören eine inständig erhoffte Zukunft herauf.
ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS ist Teil des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.
BEGLEITPROGRAMM
KÜNSTLERINNENGESPRÄCH
mit Pauline Boudry / Renate Lorenz, Irene Revell und Lisa Long, 27. Juli 2019, 18.30 Uhr
ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS is Pauline Boudry / Renate Lorenz’s most comprehensive exhibition to date. Spanning the ground floor and first-floor cinema of the collection’s Berlin gallery, the show comprises four large-scale moving-image installations, stage elements, lights, and sculptural objects.
In their collaborative practice, driven by ongoing conversations about the subjects of performance and performativity, companionship, and resistance, Boudry / Lorenz excavate unrepresented moments and gestures in history, challenging accepted narratives and binary categories of identity and meaning. The moving-image works featured in the exhibition—Telepathic Improvisation (2017), Silent (2016), I Want (2015), and To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation (2013)—all draw on musical scores, scripts, and speeches, adapted and interpreted by performers. Collectively, the artists and performers explore the works’ various political and sexual potentials, examining power relations among themselves and with the viewers.
Through their camera work, Boudry / Lorenz reflect the violent history of visualization, questioning who or what is seen and in return goes unseen or unheard. By including various stages and objects from their films in the gallery, the boundaries between the representational space of the film and the actual space of the gallery begin to dissolve. These on- and off-screen human and non-human encounters examine the limits of musical and filmic forms as protest and resistance, calling for an urgently desired future.
ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS is part of HORIZONTAL VERTIGO, a year-long program at the JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf and Berlin, curated by Lisa Long.
PUBLIC PROGRAM
ARTIST TALK
Pauline Boudry / Renate Lorenz with Irene Revell and Lisa Long, 27 July 2019, 6:30 p.m.
BEGLEITHEFT BOOKLETBegleitend zur Ausstellung ist eine kostenlose Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
Pauline BoudryRenate LorenzPauline Boudry / Renate Lorenz Pauline Boudry / Renate Lorenz 13720PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ, ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Berlin, 26 April – 28 July 2019
RINDON JOHNSON, CIRCUMSCRIBE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 31. März – 28. Juli 2019
RINDON JOHNSON, CIRCUMSCRIBE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 31 March – 28 July 2019
RINDON JOHNSON, CIRCUMSCRIBE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 31. März – 28. Juli 2019
RINDON JOHNSON, CIRCUMSCRIBE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 31 March – 28 July 2019
HORIZONTAL VERTIGO:
RINDON JOHNSON
CIRCUMSCRIBE
HORIZONTAL VERTIGO:
RINDON JOHNSON
CIRCUMSCRIBE
In CIRCUMSCRIBE, Rindon Johnsons erster institutioneller Einzelausstellung in Europa, untersucht der Künstler materielle und konzeptuelle Formen der Zirkulation und des Eingeschlossenseins in Bezug auf Kapital und Konsum sowie Sprache, Bilder, Körper und neue Technologien. Neben bekannten Werken umfasst die Ausstellung neue Video- und Virtual Reality-Arbeiten, eine ortsspezifische Livestream-Installation sowie einen in Kooperation mit Milo McBride produzierten Soundtrack.
Das englische Verb to circumscribe hat unterschiedliche Bedeutungen. Es heißt zum einen „einschränken“ oder „eingrenzen“ und wird in Verbindung mit dem Errichten oder Einhalten von Grenzen gebraucht. Zum anderen bedeutet es „kennzeichnen“ oder „einfassen“ im Sinne von „umranden“ und beschreibt so auch den Umkreis in der Geometrie. Beide Definitionen implizieren jedoch eine räumliche Grenzziehung, die je nach Kontext oder dem jeweiligen Blickwinkel als fürsorglicher Akt oder gewaltsame Maßnahme erachtet werden kann.
Johnsons Untersuchungen, die stets mit Sprache beginnen, kehren am Ende auch immer wieder durch die Titel der Werke zu ihr zurück. Jedes einzelne entsteht aus einem konstanten Dreiecksverhältnis aus Lyrik, Video oder Objekt sowie dem oder der Betrachter*in. Für Johnson ist Sprache keine nachträgliche Ergänzung, sondern ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Werkes – sie ist eines der zahlreichen Materialien, die er findet, sich aneignet, in neuen Kombinationen zusammensetzt und benutzt, um Fragen hinsichtlich Autonomie und Macht aufzuwerfen. In Johnsons Arbeiten ist es die Sprache, die die Autarkie des Kunstwerks testet, in dem sie nahelegt, dass das skulpturale Objekt und das Geschriebene gleichwertig sind.
In diesem Aufeinanderprallen von Sprache, Objekt und Rezipient*innen erforscht Johnson die komplexen Hierarchien, auf denen unsere Gesellschaften gegründet sind, und stellt deren Legitimität und Lesbarkeit auf den Prüfstand. Er tut dies, indem er sich für einen radikal subjektiven und persönlichen Standpunkt entscheidet und in seinen Arbeiten auch solchen Momenten Raum gewährt, die unbestimmt bleiben und mehrdeutig sind. Mithilfe der Sprache richtet Johnson unser Augenmerk auf die oft unterschwellige, gleichwohl tiefgreifende Gewalt, wie sie nicht nur seine eigene Lebenswelt, sondern auch die tagtäglich gelebten Erfahrungen einer und eines jeden von uns prägt. Bedeutungen werden in seiner Arbeit jedoch verschleiert oder zurückgewiesen, sodass jede Äußerung zugleich ein Akt der Ablehnung ist – eine Weigerung, sich den Regeln zu unterwerfen, und andererseits auch eine Weigerung, kommentarlos zu verschwinden. Stattdessen finden wir uns mit einer Sehnsucht konfrontiert, die einengenden Zustände, all die unterschiedlichen Käfige und Kategorisierungen, die unser Hier und Jetzt bestimmen, zu überwinden.
CIRCUMSCRIBE ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.
Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.
BEGLEITPROGRAMM
ARTIST TALK
mit Rindon Johnson, Eduardo Williams und Lisa Long, 31. März 2019, 15 Uhr (in englischer Sprache)
STUDIO 54
Werkauswahl von Rindon Johnson, 17. April 2019, 19:30 Uhr
Künstler*innen: Aria Dean, Sara Magenheimer, Eduardo Restrepo Castaño, Diamond Stingily, Jordan Strafer und Marina Xenofontos
LESUNG
von Rindon Johnson, Hannah Black & Shiv Kotecha, 14. Juli 2019, 15 Uhr
In CIRCUMSCRIBE, Rindon Johnson’s first institutional solo show in Europe, the artist examines material and conceptual forms of circulation and containment in relation to capital and consumption, privileging language, images, bodies, and technologies. Alongside existing paintings and sculptures, the exhibition features new videos and virtual reality works, a site-specific livestream installation, and a soundtrack produced in collaboration with Milo McBride.
The meaning of the verb “to circumscribe” is manifold: it refers to restriction, to setting limits and keeping within bounds, as well as marking and framing, or to drawing a figure around another touching it at points. Both definitions imply spatial demarcation—gestures whose benevolence and violence depend on context and point of view.
Johnson’s inquiries begin with language and return to it through the titles of his works, each of which emerges through the constant triangulation of poetry, the video or object, and the viewer. For Johnson, language is not supplemental but an integral part of each piece—it is just one of the many found, appropriated, recombined, and composed materials he uses to ask questions about agency and power. In this collision of language, object, and viewer, Johnson explores complex hierarchies that structure our societies, challenging their legitimacy and legibility. He does so by introducing radical subjectivity and intimacy to the work and by indulging in moments of ambiguity and ambivalence. Through language, Johnson draws attention to the often invisible but acute violence that permeates his—and our—lived experience. Meaning, however, is obscured and continually deferred; each articulation is thereby also an act of refusal: a refusal to comply and a refusal to disappear. Instead there is a desire to overcome the binding states, the containers, and categories that define our current moment.
CIRCUMSCRIBE is part of HORIZONTAL VERTIGO, a polyvocal program at the JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf and Berlin, curated by Lisa Long.
Supported by the Cultural Office of the City of Düsseldorf.
PUBLIC PROGRAM
ARTIST TALK
with Rindon Johnson, Eduardo Williams & Lisa Long, 31 March 2019, 3:00 p.m.
STUDIO 54
Works selected by Rindon Johnson, 17 April 2019, 7:30 p.m.
Artists: Aria Dean, Sara Magenheimer, Eduardo Restrepo Castaño, Diamond Stingily, Jordan Strafer and Marina Xenofontos
READING
by Rindon Johnson, Hannah Black & Shiv Kotecha, 14 July 2019, 3:00 p.m.
BEGLEITHEFT BOOKLETBegleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.
A free booklet accompanied the exhibition, which is here as download available.
Johnson Rindon Milo McBrideJohnson Rindon 8882 McBride Milo 13723RINDON JOHNSON, CIRCUMSCRIBE
HORIZONTAL VERTIGO
JSC Düsseldorf, 31 March – 28 July 2019
TIME KILLS (O TEMPO MATA)
Secs Avenida Paulista, São Paulo, 21. März – 16. Juni 2019
TIME KILLS (O TEMPO MATA)
Secs Avenida Paulista, São Paulo, 21 March – 16 June 2019
TIME KILLS (O TEMPO MATA)
Secs Avenida Paulista, São Paulo, 21. März – 16. Juni 2019
TIME KILLS (O TEMPO MATA)
Secs Avenida Paulista, São Paulo, 21 March – 16 June 2019
TIME KILLS
SESC, SÃO PAULO, BRASILIEN
TIME KILLS
SESC, SÃO PAULO, BRAZIL
TIME KILLS – MOVING IMAGE FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION präsentiert eine Auswahl von Arbeiten aus einer der bedeutendsten Sammlungen zeitbasierter Kunst in Düsseldorf und Berlin, die die Sammlerin Julia Stoschek seit 2007 zusammengetragen hat.
Die Ausstellung versammelt Film- und Videoarbeiten von siebzehn Künstlern und umfasst über sechs Jahrzehnte audiovisueller Produktionen zu Aspekten der Kulturgeschichte, ethnischen Fragen, Geschlechteridentität, Verbreitung von Bildern in den Medien und der Rolle des Künstlers in der heutigen Gesellschaft. Zwei mögliche thematische Komplexe sind zum einen die Selbstdarstellung und ihre Methoden wie beispielsweise das Selbstporträt und die Fiktionalisierung des Lebens, die als potenzieller roter Faden dienen und die einzelnen Arbeiten der Ausstellung vereinen, sowie das Thema Aneignung, das Sammeln und die Montage von Bildern aus anderen Quellen. Sie bilden eine konzeptionelle Grundlage für das Verständnis der Ausstellung, allerdings beschränken sich die möglichen Lesarten und die Bezüge der Werke zueinander nicht darauf.
Der Titel TIME KILLS ist einer Äußerung von Chris Burden aus einer Fernsehwerbung der 1970er Jahre entlehnt, ein Gemeinplatz, der jedoch eine unbestreitbare Wahrheit beschreibt. „Zeit tötet,“ da sie vergeht, der Wahrheitsgehalt dieser Äußerung lässt sich kaum leugnen. Dennoch werden durch sie im Kontext dieser Ausstellung auch andere Wahrnehmungsebenen aktiviert. Zeitbasierte Kunst bezieht sich auf Werke aus den Bereichen Video, Film, Audio oder Computertechnologie, die sich dem Betrachter über eine zeitliche Dauer hinweg eröffnen und nicht etwa wie bei der Malerei und der Skulptur als vornehmlich räumliche Erfahrung (obwohl der Zeitraum auch bei diesen zwei- oder dreidimensionalen Kunstformen eine Rolle spielt). Um zeitbasierte Kunst zu sammeln, muss Zeit in analogen und digitalen Medien komprimiert werden. Ihre Präsentation in einer Ausstellung erfordert insofern eine Dekomprimierung dieser Zeiträume und die Herstellung verschiedener Formen von Verräumlichung mit Darbietungen verschiedener Länge, die in einer Gruppenausstellung zeitgleich gezeigt werden. Im Falle dieser Ausstellung ergeben sich zusammengezählt zehn Stunden, einunddreißig Minuten und vierzig Sekunden (die die Betrachter nach Belieben aufteilen und neu kombinieren können).
Historisch gesehen tritt die Entwicklung von Videoarbeiten als Kunstform gemeinsam mit der Verbreitung des elektronischen Bildes und seiner Verflechtung mit dem täglichen Leben in Erscheinung, wodurch unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum unwiderruflich verändert wurde. Die Künstlerin Hermine Freed hat das Phänomen bereits in den 1970er Jahren mit folgenden Worten beschrieben: „Wir können zwar die Qualität des Fernsehens in Frage stellen, aber wir können nicht leugnen, dass es unser Verständnis von Zeit und Raum verändert hat.“ Mit anderen Worten, die Auswirkungen von elektronischen Medien auf unser Leben gehen über unsere Bewertung dieser Medien hinaus. Und dies umso mehr in einem Kontext, in dem sie einem fortwährenden Wandel unterliegen, mit dem wir mithalten müssen und der die Art und Weise, wie der Kapitalismus unsere Konsumwünsche und -triebe steuert, unmittelbar beeinflusst. Die Virtualisierung unserer Welterfahrung und die zunehmende zeitliche (daher subjektive) Verdichtung bilden den Hintergrund, vor dem der Künstler seine Arbeit erschaffen muss. Insofern tötet Zeit nicht nur passiv, sondern jede Sekunde auch ein bisschen mehr.
Die Ausstellung umfasst drei Räume für großformatige Installationen im fünften Stockwerk mit Arbeiten von Arthur Jafa, Rachel Rose und Monica Bonvicini. Sie ermöglichen ein immersives, zeitbasiertes Erlebnis in einer abgeschirmten Umgebung. Diese drei Arbeiten, die trotz ihrer markanten Unterschiede gewissermaßen den „Ankerpunkt“ des ersten Teils der Ausstellung darstellen, entspringen alle einem spezifischen kulturellen Kontext. Jafa hat auf der Basis der Visualität afroamerikanischer Kultur eine epische Collage komponiert; Rose hingegen hat die Chronologie einer Region und ihre Verbindung mit verschiedenen historischen Ebenen erkundet; und Bonvicini hat eine Doppelprojektion choreografiert, die Aspekte von Geschlecht und Nostalgie heraufbeschwört. Die Präsentation der Werke in den umgebenden Ausstellungsräumen eröffnet neue Bezüge der Arbeiten untereinander. Zwei Aufzeichnungen von Performances aus den 1970er Jahren von Eleanor Antin und Hannah Wilke, die beide das Gesicht der Künstlerin als Bühne komplexer Ereignisse inszenieren, werden spiegelbildlich einander gegenübergestellt. In zwei deckungsgleichen Räumen erkunden Hito Steyerl und Ryan Gander das Potenzial ihrer eigenen Bilder als Material für die Herstellung ihrer Arbeiten. Die Beiträge von Ulay und Lutz Bacher sind dem Thema gestohlener Bilder und angeeigneter Fotografien gewidmet und verleihen Ikonen der Kunstgeschichte und der Massenkultur neue Bedeutungen.
Im sechsten Stockwerk werden Werke von Douglas Gordon und Cyprien Gaillard in einer Art Diptychon präsentiert, ein Verweis auf die das Gebäude umgebende Unternehmensarchitektur und auf die narzisstische Bedeutung von Bildern bei der Errichtung urbaner Ikonen. Um den Zeithorizont der Ausstellung etwas flexibler zu gestalten, sind für die Eingangshalle vier Projektionsflächen mit Filmen von Barbara Hammer, Charles Atlas, Dan Graham, and Jack Smith vorgesehen, eine Art historische und speziell für diese Ausstellung geschaffene Filmbibliothek. Auf der Fassade des Gebäudes präsentiert sich zur Stadt hin das Video von Fischli & Weiss und lässt die Passanten der Avenida Paulista mit ihrer Schnelllebigkeit kurz innehalten.
Die Manipulation von Zeit ist eine der Vorgehensweisen der Künstler im Umgang mit Bildern, angefangen von Aufzeichnungen und Projektionen bis natürlich auch zum Schnitt des Materials. Der Kurator, der diese Werke ausstellt, genießt das gleiche Privileg, wenn er sie im Raum, und in der Zeit arrangiert.
Kuratiert von Rodrigo Moura.
TIME KILLS – MOVING IMAGE FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION features a selection of works from one of the most important collections of time-based art, started in 2007 by the collector Julia Stoschek and based in Berlin and Düsseldorf, Germany.
The exhibition brings together works in film and video by seventeen artists, spanning over six decades of audiovisual production focused on themes such as cultural history, race, gender identity, circulation of images in the media, and the role of artists in contemporary society. Self-representation and its strategies, such as self-portrait and the fictionalization of life, emerge in various works, functioning as a potential guiding thread and uniting productions in the exhibition, as well as appropriation, collection, and montage of images from other sources. These are two possible thematic trends running through the exhibit, serving as useful conceptual cores to navigate it, but which do not exhaust the possibilities of interpreting the works displayed and the relationships between them.
Borrowed for the title from one of the phrases aired by Chris Burden in a 1970s TV commercial, “time kills” is a truism, a phrase that states an undeniable truth. Time kills simply by passing, and there is nothing we can do about that or the veracity of the phrase. Nevertheless, it serves to activate other senses in the context of the exhibition. Time-based art relates to works of art produced in video, film, audio, or computerized technologies that unfold to viewers over time, with duration rather than space as their main dimension, unlike painting and sculpture (although duration is also an element of those two- or three-dimensional art forms). To collect time-based artworks, one must compress time in analog and digital media. Therefore, exhibiting them requires decompressing those time frames and creating different forms of spatialization, generating displaysof different lengths occurring simultaneously in a group show. In the case of this exhibit, adding up to ten hours, thirty-one and forty seconds (which viewers break down and recombine at will).
Historically, the development of video as an art form occurs in tandem with the spread of the electronic image and its interlacing with everyday life, irreversibly altering our perception of time and space. As early as the 1970s, the artist Hermine Freed described the phenomenon in the following terms: “We may question the quality of the TV product, but not dispute that it has changed our knowledge of time and space.” In other words, the impact of electronic media on our lives goes beyond how we judge it. Even more so in a context in which it is continuously changing, making us anxious to keep up and directly influencing the way capitalism affects our consumer desires and drives. The virtualization of our world experience and increasing temporal (hence subjective) compres