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Close-Up – Werk der Woche
Aktuelles

FORSCHUNGSRAUM ERÖFFNET IN BERLIN

Die Sammlung umfasst Werke aus den 1960er Jahren, darunter Arbeiten von Bruce Nauman, Carolee Schneemann, Jack Smith und VALIE EXPORT, bis hin zu zeitgenössischen Arbeiten von Arthur Jafa, Anne Imhof und Kandis Williams. Die Präsenzbibliothek bietet zentrale Publikationen zu Künstler:innen der Sammlung sowie kunsttheoretische Texte zu Philosophie und Ästhetik.

Rund 35 Prozent der fast 1000 Werke von 300 Künstler*innen sind online auf unserer Website sowie an den Sammlungsstandorten in Düsseldorf und Berlin zugänglich. Nach der Eröffnung des Research Room in Düsseldorf im Jahr 2021 haben registrierte Besucher:innen in Berlin nun Zugang zu den gesamten Beständen der Sammlung, einschließlich der Werke, die derzeit nicht öffentlich ausgestellt sind.

Geöffnet von Montag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr (nur nach vorheriger Terminvereinbarung, mindestens eine Woche im Voraus). Um sich anzumelden, senden Sie bitte eine E-Mail an [email protected] mit den folgenden Informationen:

– Name
– Institution oder Profession (optional)
– Eine kurze Beschreibung Ihres Forschungsprojekts und des Zwecks Ihres Besuchs
– Datum und Uhrzeit


AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: AFTER IMAGES

AFTER IMAGES präsentiert über 30 Werke, darunter sechs Neuproduktionen und Interventionen, die eine erweiterte Definition von zeitbasierter Kunst beinhalten.

Die Gruppenausstellung AFTER IMAGES beschäftigt sich mit einer Neujustierung unseres Verhältnisses zur zeitgenössischen Bildkultur. Anstatt visuelle Medien wie Film oder Video, für die die Julia Stoschek Foundation vor allem bekannt ist, in den Mittelpunkt zu stellen, spielen haptische und multisensorische Erfahrungen eine wichtige Rolle. Damit einher geht eine Verschiebung vom Raum des Bildschirms hin zum verkörperten und erfahrungsbasierten Empfinden der Betrachter*innen. Die gezeigten Arbeiten stehen für eine weiter gefasste Definition zeitbasierter Kunst, zu der hier ebenso kinetische Skulpturen, Klang- und Lichtinstallationen, filmbasierte Installationen, Geruchsinterventionen und Extended Reality gerechnet werden.  

Künslter*innenliste: Jo Baer, Rosa Barba, Theresa Baumgartner, Paul Chan, Trisha Donnelly, Laurel Halo, Lotus L. Kang, LABOUR (Farahnaz Hatam & Colin Hacklander), Ghislaine Leung, David Medalla, Carsten Nicolai, Norbert Pape & Simon Speiser, Giovanna Repetto, Chaveli Sifre, Jesse Stecklow, Anicka Yi

MEHR ERFAHREN

MAGDALENA MITTERHOFER & SHADE THERET: GAIA'S CORNER

PERFORMANCE
28. August 2024, 19:30 Uhr

ORT
Grabbeplatz 5 (Eingang Museum K20), 40213 Düsseldorf

Die Julia Stoschek Foundation freut sich, mit Gaia’s Corner (2024) eine neue ortsspezifische Arbeit von Magdalena Mitterhofer und Shade Théret anlässlich der DC Open zu präsentieren.

Die Performance findet um das Wasserbecken vor dem Haupteingang des K20 auf dem Düsseldorfer Grabbeplatz statt und wird von Live-Musik begleitet. Gaia’s Corner verweist auf den Mythos der griechischen Göttin Gaia, der Mutter allen Lebens, und auf die Frage, wie architektonische Räume und urbane Strukturen unsere Wahrnehmung von Natur und Künstlichkeit beeinflussen.

Gaia’s Corner wird organisiert von Tabea Marschall im Rahmen der Ausstellungen Lynn Hershmann Leeson: Are Our Eyes Targets? und Digital Diaries, die aktuell in der JSF Düsseldorf zu sehen sind, und ist im Auftrag der Julia Stoschek Foundation entstanden.

Im Anschluss an die Performance gibt es Drinks und Musik von Arnold Trautwein im Salon des Amateurs.


NEUER PODCAST ZU DEN THEMEN PERFORMANCE UND VIDEOKUNST

Ein Podcast der Julia Stoschek Foundation, verfügbar auf Soundcloud, Apple Podcasts und Spotify. 

Die Julia Stoschek Foundation freut sich, den Start von UNBOUND, einer Podcast-Mini-Serie, bekannt zu geben. Diese Serie erweitert die Themen und Fragen der Ausstellung “Unbound: Performance as Rupture”. Begleiten Sie uns auf dieser Audio-Reise, moderiert von den Kurator*innen der Ausstellung, Line Ajan und Lisa Long, um die faszinierenden Theorien, Geschichten und Kunstwerke zu entdecken, die die Geschichte der Performance- und Videokunst von Bedeutung sind. In Fortführung der Themen der Ausstellung bietet der Podcast einen umfassenden Blick auf die Zusammenhänge zwischen Bildtechnologien und Performance-Kunst von den späten 1960er Jahren bis heute sowie auf die Art und Weise, wie Künstler*innen ihren Körper in Bezug auf die Kamera eingesetzt haben, um Brüche zu erzeugen.    

In den verschiedenen Episoden werden Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Autor*innen zu Wort kommen, um die verschiedenen Themen der Sendung zu vertiefen. Zu den Sprecher*innen gehören Salim Bayri, Marilena Borriello, Nao Bustamante, Peter Campus, Greg de Cuir Jr., Ulysses Jenkins, Amelia Jones, Stanya Kahn, Tarek Lakhrissi, Uri McMillan, mandla, Peggy Phelan und Howardena Pindell.   

Jetzt hören

Sommerfest und Booklaunch in Düsseldorf

25. Juli 2024
18–22 Uhr

Mit Lesungen von Lou Ferrand, Kat Kitay, Günseli Yalcinkaya aus der Publikation zur Ausstellung „Digital Diaries”, Musik von Jan Schulte,
Drinks und Essen.


AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG: LYNN HERSHMAN LEESON + DIGITAL DIARIES

ERÖFFNUNG
9. April 2024, 18–22 Uhr

KÜNSTLERINGESPRÄCH:
9. April 2024, 18:30 Uhr

Mit LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS? richtet die Julia Stoschek Collection die erste Einzelausstellung der Medienpionierin Lynn Hershman Leeson in Düsseldorf aus und präsentiert die Künstlerin erstmals im Rahmen der Sammlung.

Zeitgleich präsentiert die Julia Stoschek Foundation mit DIGITAL DIARIES eine Gruppenausstellung mit Arbeiten von zwölf Künstler*innen sowie eines Kollektivs, die sich allesamt mit Formen der persönlichen Aufzeichnung in unterschiedlichen Medien seit den 1970er-Jahren auseinandersetzen.

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DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI

Ab 6. Januar in Berlin and Düsseldorf.

Seit September 2023 präsentiert die Julia Stoschek Foundation mit DOUBLE FEATURE eine Reihe von Einzelpräsentationen junger Künstler*innen, die in Berlin und Düsseldorf gleichzeitig zu sehen ist.

Die zweite Präsentation von Double Feature stellt drei Filme des französischen Künstlers und Dichters Tarek Lakhrissi in den Mittelpunkt. Durch das spekulative Potential seiner Arbeiten in den Medien Text, Film, Installation erforscht Lakhrissi soziopolitische Narrative, die sich auf die Erfahrung der Diaspora und des Queer-Seins in Europa beziehen. Lakhrissi siedelt seine Arbeiten häufig in surrealistischen Umgebungen an, denen er magischen Eigenschaften verleiht, um den Blick auf unsere Realität zu verändern.


ARTIST TALK: YOUNG-JUN TAK

Beginn: 19:30 Uhr
Freier Eintritt. Begrenzte Plätze. Keine Anmeldung nötig.

Seit September 2023 präsentiert in der Julia Stoschek Foundation unter dem Namen DOUBLE FEATURE eine neue Reihe von Einzelpräsentationen junger Künstler*innen, die in Berlin und Düsseldorf gleichzeitig zu sehen sein wird.

Die erste Ausstellung zeigt mit Wish You a Lovely Sunday (2021) und Wohin? (2022) aktuelle Filme des in Berlin lebenden Künstlers Young-jun Tak. Beide Arbeiten sind in Berlin entstanden und beschäftigen sich mit der Frage, wie Ort, Architektur, Bewegung und Glauben Kategorien wie Gemeinschaft und Queerness informieren.

Im Gespräch mit Lisa Long, Künstlerische Leitung der JSF, spricht Young-jun Tak über seine Arbeit.

JSF BERLIN

KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF X JULIA STOSCHEK FOUNDATION

Die Kunstakademie Düsseldorf und die Julia Stoschek Foundation geben langfristige Kooperation bekannt.

Im Rahmen des 250-jährigen Jubiläums der Kunstakademie Düsseldorf geben die beiden Institutionen, initiiert durch die Klassenprojekte der 250-Jahre und durch Robert Fleck, der die Studierendenprojekte mitbetreut, eine längerfristig angedachte Kooperation in verschiedenen Bereichen bekannt.

Den Auftakt bildet ein Screeningprogramm, das drei anlässlich des Kunstakademie-Jubiläums realisierte Projekte von Studierenden der Kunstakademie Düsseldorf im Kino der JSF vorstellt.

SCREENINGPROGRAMM

WORLDBUILDING: NEUE WERKE VON NEÏL BELOUFA & EBB, DEBBIE DING, DOMINIQUE GONZALEZ-FOERSTER, HARMONY KORINE, GABRIEL MASSAN

Ab 2. September 2023, 11–18 Uhr
JSF Düsseldorf

Die Julia Stoschek Foundation präsentiert die dritte Erweiterung der Ausstellung WORLDBUILDING, eine fortlaufende Untersuchung der Beziehung zwischen Videospielen und zeitbasierter Kunst, kuratiert von Hans Ulrich Obrist. Ab dem 2. September 2023 werden anlässlich des Galerienfestivals DC Open in der letzten Erweiterung von WORLDBUILDING Werke von Neïl Beloufa & EBB, Debbie Ding, Dominique Gonzalez-Foerster, Harmony Korine und Gabriel Massan präsentiert.

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SCREENING: FARAH AL QASIMI

In Kooperation mit C/O Berlin

Einlass ab 18:30 Uhr
Freier Eintritt. Begrenzte Plätze. Keine Anmeldung nötig.

Anlässlich von Farah Al Qasimis Ausstellung POLTERGEIST im C/O Berlin präsentiert die Julia Stoschek Foundation eine Auswahl ihrer Videoarbeiten.

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ABSCHLUSSPROGRAMM | ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION

Um das Ende der ersten Einzelausstellung des wegweisenden Video- und Performancekünstlers Ulysses Jenkins in Europa zu feiern, freut sich die Julia Stoschek Foundation, zwei aufeinanderfolgende Abende in Berlin am 26. und 27. Juli 2023 von jeweils 19 bis 21 Uhr anzukündigen.

26. Juli 2023
Vortrag & Talk mit Kuratorin Erin Christovale und Greg de Cuir jr.

27. Juli 2023
Julia Stoschek Foundation & Panthertainment präsentieren SYNERGIE

INFO & ZEITPLAN

WORLDBUILDING: NEUE ARBEITEN VON DAVID OREILLY, PHILIPPE PARRENO, SAHEJ RAHAL, AFRAH SHAFIQ

Ab 4. Juni 2023, 11 – 18 Uhr

JSF Düsseldorf

Nach einer ersten Erweiterung von WORLDBUILDING um Arbeiten der Künstler*innen Koo Jeong A, Ericka Beckman, Porpentine Charity Heartscape und Pierre Huyghe, werden ab dem 4. Juni 2023 erstmals Werke von David OReilly, Philippe Parreno, Sahej Rahal und Afrah Shafiq in der Ausstellung zu sehen sein.

David OReilly begann seine künstlerische Laufbahn als Animator und ist vor allem für seine Kurzfilme bekannt. Darüber hinaus hat OReilly Drehbücher für Fernsehserien (u.a. South Park) geschrieben und für Spike Jonzes oscarprämiertem Film Her fiktive Videospiele konzipiert. In der JSF Düsseldorf wird das Computerspiel Everything (2017) zu sehen sein, in dem Spieler*innen durchs Universum reisen und in die Rolle verschiedener Tiere, Pflanzen und sonstiger Dinge schlüpfen können, worüber sie die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und zwischen verschiedenen Mikro- und Makrokosmos wechseln können.

Ausgangspunkt für die Videospielinstallation Nobody Knows for Certain (2023) der indischen Künstlerin Afrah Shafiq ist der historische kulturelle Austausch zwischen der ehemaligen UdSSR und der Region Südasien. Slawische Märchen und sowjetische Erzählungen bilden einen wichtigen Teil der Kindheitserinnerungen für die Generation, die zwischen den 1960er- und Mitte der 1980er-Jahre in Indien aufwuchs. Shafiq schöpft aus diesen Geschichten für Nobody Knows for Certain das Material für eine einzigartige Erzählung, in der die folkloristischen Märchen kritisch reflektiert und aus der Gegenwart heraus sowohl philosophisch als auch politisch befragt werden.

In der audioreaktiven KI-Installation Anhad (2023) von Sahej Rahal nimmt eine empfindsame Künstliche Intelligenz in der Form eines unbekannten Wesens die Klangreize der Außenwelt auf und reagiert z.B. auf Geräusche der Besucher*innen der Ausstellung. Dabei scheint der Organismus keiner nachvollziehbaren Hierarchie zu gehorchen und ohne Wertung auf die Informationen zu reagieren, die er erhält – ein Vorgehen, das dem Menschen nicht möglich ist.

1999 kauften Pierre Huyghe und Philippe Parreno die Rechte an einem virtuellen Avatar, der ursprünglich für Computerspiele entwickelt wurde. Sie gaben ihm den Namen AnnLee mit dem Ziel, ihr leeres „Wesen“ gemeinsam mit anderen Künstler*innen mit Geschichten und Ideen zu füllen und dem Avatar somit Identität und ein eigenes Leben zu geben. Nachdem in der Ausstellung bereits Huyghes Version gezeigt wurde, folgt nun mit Philippe Parrenos Animationsfilm ein weiteres „Kapitel“ im Leben von AnnLee.

Im September 2023 wird WORLDBUILDING um zusätzliche Werke ergänzt. Ein umfangreicher Ausstellungskatalog wird das Forschungsprojekt sowie unterschiedliche Perspektiven zum Phänomen Gaming reflektieren.

ÜBER DIE AUSSTELLUNG

ERÖFFNUNG: (LA)HORDE

Wir freuen uns auf Ihren Besuch bei der Eröffnung der ersten institutionellen Einzelausstellung zeigt das Kollektiv (LA)HORDE eine Auswahl an Videoarbeiten, deren choreografischer Ansatz sich mit Ritualität, dem klassischen Tanz, Subkulturen und dem Alltag auseinandersetzt. Während der Eröffnung zeigt das Kollektiv mit To Da Bone eine seiner einflussreichsten Performances, wodurch die Räume der Julia Stoschek Foundation Berlin sowohl als Bühne als auch als Ausstellungsraum fungieren.

OPENING
26. April 2023, 18 – 22 Uhr

PERFORMANCES
26 und 27 April 2023, 18 – 22 Uhr

MEHR

WORLDBUILDING:
ERWEITERUNG ERICKA BECKMAN, PORPENTINE CHARITY HEARTSCAPE, PIERRE HUYGHE

Ab 5. März 2023, 11 – 18 Uhr

JSF Düsseldorf

Erstmalig zeigt die JULIA STOSCHEK FOUNDATION mit WORLDBUILDING eine Ausstellung über eine Zeitspanne von 18 Monaten. Zum Konzept der Ausstellung, die seit Juni 2022 läuft, gehört die stetige Erweiterung durch zusätzliche Werke. Die fortlaufende Forschung zur Beziehung zwischen Gaming und zeitbasierter Medienkunst steht dabei im Mittelpunkt. „WORLDBUILDING präsentiert eine evolutive Ausstellung. Viele Videospiele werden als eine Version veröffentlicht und verändern sich über die Zeit. So hat auch die Ausstellung als eine Version begonnen und entwickelt sich stetig durch Feedback und Recherche, zu der Atelierbesuche mit Kunstschaffenden auf allen Kontinenten gehören. So wächst und verändert sich die Ausstellung zu einer erweiterten Version von sich selbst“, sagt Kurator Hans-Ulrich Obrist.

Nachdem bereits CHAMNAWANA (2018) von Koo Jeong A in die Ausstellung integriert wurde, folgen ab dem 5. März 2023 Werke von Ericka Beckman, Porpentine Charity Heartscape und Pierre Huyghe. Die Zwei-Kanal-Filminstallation Hiatus (1999/2015) von Ericka Beckman ist eine experimentelle Erzählung über die junge Frau Madi, die das „interaktive“ Computerspiel „Hiatus“ spielt und dabei auf eine Reihe von Spielidentitäten trifft, die sie austricksen und verwirren. Im Videospiel almanac of girlswampwar territory (2018) von Porpentine Charity Heartscape versucht die Künstler*in die Gefühle der Videospiele ihrer frühen Kindheit wieder aufleben zu lassen, indem Heartscape ein Mädchen durch eine unscharfe, pixelige Traumwelt mit Kindersoldaten und essbaren Ponys vagabundieren lässt. Der Animationsfilm Two Minutes Out Of Time (2000) von Pierre Huyghe geht auf das Multi-Künstler*innenprojekt No Ghost Just A Shell (1999–2002) zurück. 1999 kauften Pierre Huyghe und Philippe Parreno die Rechte an einem virtuellen Avatar, der ursprünglich für Computerspiele entwickelt wurde. Sie gaben ihm den Namen AnnLee mit dem Ziel ihr leeres „Wesen“ gemeinsam mit anderen Künstler*innen mit Geschichten und Ideen zu füllen und dem Avatar somit eine Identität und ein eigenes Leben zu geben. Huyghes Animatiosfilm, der ab sofort in der Ausstellung zu sehen ist, ist dabei ein „Kapitel“ in der sich entwickelnden Erzählung.

Im Juni und September 2023 wird WORLDBUILDING in zwei weiteren Schritten um zusätzliche Werke ergänzt. Ein umfangreicher Ausstellungskatalog wird das Forschungsprojekt sowie unterschiedliche Perspektiven zum Phänomen Gaming reflektieren.

ÜBER DIE AUSSTELLUNG
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LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?

11. APRIL 2024 – 2. FEBRUAR 2025

Die Julia Stoschek Foundation freut sich, mit LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS? die erste Einzelausstellung der renommierten Medienkunst-Pionierin in Düsseldorf zu zeigen. Die Ausstellung erstreckt sich über die gesamte zweite Etage der JSF Düsseldorf und präsentiert Videos, Fotocollagen sowie interaktive und Mixed-Media-Installationen, die einen Einblick in die bahnbrechende Praxis der Künstlerin geben.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die epochale Sechs-Kanal-Videoinstallation The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), die ihr vierzigjähriges Jubiläum feiert. In dem Werk setzt sich die Künstlerin mit persönlichen Erfahrungen von Missbrauch und Krankheit sowie mit der Beziehung zwischen Technologie und Individuum auseinander. Gleichzeitig zieht sie immer wieder Bezüge zur Lage der Weltpolitik. In dem wir als Betrachter*innen zwischen verschiedenen Zeiträumen und Perspektiven hin und her springen, entdecken wir mehrere, manchmal widersprüchliche Persönlichkeiten der Künstlerin. Diese Identitäten, die uns zu entgleiten scheinen, drängen uns die Frage auf, wie viel von dem, was wir auf unseren Bildschirmen sehen, der Wahrheit entspricht. Sie offenbaren eine Kluft zwischen der Realität und unserem medialen Bild von ihr. Mit Blick auf die gegenwärtige Medienlandschaft erscheint Hershman Leesons Werk wichtiger denn je.

Seit den 1960er-Jahren prägt Lynn Hershman Leeson die künstlerischen Diskurse über Performance, Interaktivität, Cyborgs, Überwachung, künstliche Intelligenz und Biogenetik. Ihre Arbeit hat nachfolgende Generationen geprägt. Sie hat mit den bedeutendsten Wissenschaftler*innen unserer Zeit zusammengearbeitet und einen komplexen Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft angestoßen. Als Professorin und Kritikerin hat Hershman Leeson ausführlich zu Themen aus Kunst, Medien und Politik publiziert. Zwischen 1974 und 1978 beauftragte sie im Rahmen des Floating Museum mehr als 300 Künstler*innen damit, ihre Kunstwerke an öffentlichen Orten auszustellen. Dieses temporäre Museum wurde als Plattform von ihr gegründet, um Künstler*innen zu unterstützen, deren Arbeiten zu dieser Zeit nicht in den traditionellen Institutionen gezeigt wurden. Hershman Leeson ist zudem Regisseurin und hat sechs Spielfilme und Dokumentationen veröffentlicht. Einige dieser Filme werden im Begleitprogramm zur Ausstellung in der JSF Düsseldorf gezeigt, unter anderem Conceiving Ada (1998), Teknolust (2002) und !Women Art Revolution (2010).

Kuratorin: Lisa Long
Assistenzkuratorin: Line Ajan

KÜNSTLER*INNENLISTE

Lynn Hershman Leeson

Broschüre

Düsseldorf

Aktuell

  • LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?


    11. APRIL 2024 – 2. FEBRUAR 2025
  • DIGITAL DIARIES


    11. APRIL 2024 – 2. FEBRUAR 2025
  • DOUBLE FEATURE: THEODOULOS POLYVIOU


    1. SEPTEMBER 2024 – 2. FEBRUAR 2025

Rückblick

  • MAGDALENA MITTERHOFER & SHADE THÉRET:
    GAIA’S CORNER


    28. AUGUST 2024 – 28. AUGUST 2024
  • DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI


    6. JANUAR 2024 – 4. FEBRUAR 2024
  • KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF X JULIA STOSCHEK FOUNDATION


    12. OKTOBER 2023 – 29. OKTOBER 2023
  • DOUBLE FEATURE: YOUNG-JUN TAK


    2. SEPTEMBER 2023 – 17. DEZEMBER 2023
  • OUT OF SPACE: DUSSELDORF VARIATION


    31. AUGUST 2022 – 4. SEPTEMBER 2022
  • WORLDBUILDING
    VIDEOSPIELE UND KUNST IM DIGITALEN ZEITALTER


    5. JUNI 2022 – 4. FEBRUAR 2024
  • SCREENING: LAURE PROUVOST


    14. MAI 2022 – 29. MAI 2022
  • SCREENING: MARK LECKEY


    9. JANUAR 2022 – 10. APRIL 2022
  • CHRISTOPH SCHLINGENSIEF
    MESSAGE IN A BOTTLE


    25. APRIL 2021 – 10. APRIL 2022
  • BEUYS 2021:
    LUTZ MOMMARTZ
    SOZIALE PLASTIK
    SCREENING


    17. JANUAR 2021 – 12. DEZEMBER 2021
  • BEUYS 2021:
    JAN BONNY & ALEX WISSEL
    JUPP, WATT HAMWER JEMAHT?
    SCREENING


    17. JANUAR 2021 – 12. DEZEMBER 2021
  • JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
    WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION


    17. JANUAR 2021 – 10. APRIL 2022
  • JEREMY SHAW
    QUANTIFICATION TRILOGY


    17. JANUAR 2021 – 10. APRIL 2022
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY DOROTA GAWĘDA AND EGLĖ KULBOKAITĖ
    SCREENING


    7. JUNI 2020 – 6. DEZEMBER 2020
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY MOREHSHIN ALLAHYARI
    SCREENING


    8. MäRZ 2020 – 3. MAI 2020
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    SOPHIA AL-MARIA
    BITCH OMEGA


    8. MäRZ 2020 – 6. DEZEMBER 2020
  • JSC ON VIEW II
    WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION


    9. FEBRUAR 2020 – 6. DEZEMBER 2020
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY TRINH T. MINH-HA
    SCREENING


    28. NOVEMBER 2019 – 2. FEBRUAR 2020
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY ANNA ZETT
    SCREENING


    17. OKTOBER 2019 – 24. NOVEMBER 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY SKY HOPINKA
    SCREENING


    6. SEPTEMBER 2019 – 13. OKTOBER 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    A.K. BURNS
    NEGATIVE SPACE


    6. SEPTEMBER 2019 – 2. FEBRUAR 2020
  • JSC ON VIEW I
    WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION


    21. JULI 2019 – 22. DEZEMBER 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY CHELSEA KNIGHT &
    SHANE ASLAN SELZER
    SCREENING


    30. JUNI 2019 – 28. JULI 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY ARJUNA NEUMAN &
    DENISE FERREIRA DA SILVA
    SCREENING


    15. MAI 2019 – 23. JUNI 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    FILMS BY EDUARDO WILLIAMS
    SCREENING


    31. MäRZ 2019 – 5. MAI 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    RINDON JOHNSON
    CIRCUMSCRIBE


    31. MäRZ 2019 – 28. JULI 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO
    JSC DÜSSELDORF / BERLIN


    31. MäRZ 2019 – 6. DEZEMBER 2020
  • NEW METALLURGISTS


    7. OKTOBER 2018 – 28. APRIL 2019
  • GENERATION LOSS
    10 YEARS JULIA STOSCHEK COLLECTION


    10. JUNI 2017 – 9. SEPTEMBER 2018
  • NUMBER THIRTEEN:
    FACTORY OF THE SUN /
    MISSED CONNECTIONS


    15. OKTOBER 2016 – 26. FEBRUAR 2017
  • NUMBER TWELVE:
    HELLO BOYS


    13. FEBRUAR 2016 – 31. JULI 2016
  • NUMBER ELEVEN:
    CYPRIEN GAILLARD


    26. SEPTEMBER 2015 – 31. JULI 2016
  • WU TSANG
    A DAY IN THE LIFE OF BLISS


    15. APRIL 2015 – 2. AUGUST 2015
  • NUMBER TEN:
    TRISHA DONNELLY


    7. FEBRUAR 2015 – 31. JANUAR 2016
  • NUMBER NINE:
    ELIZABETH PRICE


    6. SEPTEMBER 2014 – 1. FEBRUAR 2015
  • NATHALIE DJURBERG & HANS BERG
    THE EXPERIMENT


    8. APRIL 2014 – 1. JUNI 2014
  • NUMBER EIGHT:
    STURTEVANT


    5. APRIL 2014 – 10. NOVEMBER 2014
  • NUMBER SEVEN:
    ED ATKINS / FRANCES STARK


    7. SEPTEMBER 2013 – 22. FEBRUAR 2014
  • NUMBER SIX:
    FLAMING CREATURES


    8. SEPTEMBER 2012 – 29. JUNI 2013
  • NUMBER FIVE:
    CITIES OF GOLD AND MIRRORS


    2. JULI 2011 – 30. JUNI 2012
  • NUMBER FOUR:
    DEREK JARMAN
    SUPER8


    11. SEPTEMBER 2010 – 26. FEBRUAR 2011
  • NUMBER THREE:
    HERE AND NOW


    27. OKTOBER 2009 – 29. JULI 2010
  • 100 YEARS
    (VERSION #1, DUESSELDORF)


    10. OKTOBER 2009 – 29. JULI 2010
  • OUT OF SPACE 1:
    CAO FEI
    WHOSE UTOPIA


    25. APRIL 2009 – 27. JUNI 2009
  • NUMBER TWO:
    FRAGILE


    11. OKTOBER 2008 – 1. AUGUST 2009
  • NUMBER ONE:
    DESTROY, SHE SAID


    18. JUNI 2007 – 2. AUGUST 2008

Berlin

Aktuell

  • DOUBLE FEATURE: THEODOULOS POLYVIOU


    12. SEPTEMBER 2024 – 27. APRIL 2025
  • AFTER IMAGES


    12. SEPTEMBER 2024 – 27. APRIL 2025

Rückblick

  • ANT FARM & T.R. UTHCO
    THE ETERNAL FRAME


    29. JUNI 2024 – 28. JULI 2024
  • DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI


    6. JANUAR 2024 – 28. APRIL 2024
  • DOUBLE FEATURE: YOUNG-JUN TAK


    14. SEPTEMBER 2023 – 17. DEZEMBER 2023
  • UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE


    14. SEPTEMBER 2023 – 28. JULI 2024
  • (LA)HORDE


    27. APRIL 2023 – 30. JULI 2023
  • ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION


    11. FEBRUAR 2023 – 30. JULI 2023
  • PERFORMANCE:
    JSC X REIF PRÄSENTIEREN EVENTIDE VON FA‘ PAWAKA & LABOUR


    15. SEPTEMBER 2022 – 16. SEPTEMBER 2022
  • PERFORMANCE DINNER:
    TROPICAL ANTHOLOGY, A SINGING DINNER


    28. APRIL 2022 – 28. APRIL 2022
  • STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
    PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?


    28. APRIL 2022 – 4. DEZEMBER 2022
  • at dawn


    28. APRIL 2022 – 4. DEZEMBER 2022
  • SCREENING: STEVE REINKE & JAMES RICHARDS


    11. MäRZ 2022 – 13. MäRZ 2022
  • PERFORMANCE: CANER TEKER
    KIRKPINAR


    20. OKTOBER 2021 – 21. OKTOBER 2021
  • A FIRE IN MY BELLY


    6. FEBRUAR 2021 – 30. JANUAR 2022
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    MERIEM BENNANI
    PARTY ON THE CAPS


    5. SEPTEMBER 2020 – 29. NOVEMBER 2020
  • JEREMY SHAW
    QUANTIFICATION TRILOGY


    5. SEPTEMBER 2020 – 29. NOVEMBER 2020
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    MARTINE SYMS –
    INCENSE SWEATERS & ICE
    ONLINE-SCREENING


    25. APRIL 2020 – 26. APRIL 2020
  • STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK


    1. NOVEMBER 2019 – 29. MäRZ 2020
  • ACUTE ART AT JSC:
    BJARNE MELGAARD / KOO JEONG A


    12. OKTOBER 2019 – 12. JANUAR 2020
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    WANGSHUI


    12. SEPTEMBER 2019 – 15. DEZEMBER 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    COLIN SELF
    SUBTEXT
    PERFORMANCE


    31. MAI 2019 – 1. JUNI 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO:
    PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ
    ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS


    26. APRIL 2019 – 28. JULI 2019
  • HORIZONTAL VERTIGO
    JSC DÜSSELDORF / BERLIN


    31. MäRZ 2019 – 6. DEZEMBER 2020
  • KW PRODUCTION SERIES
    BEATRICE GIBSON & JAMIE CREWE


    27. SEPTEMBER 2018 – 25. NOVEMBER 2018
  • IAN CHENG
    EMISSARIES


    27. APRIL 2018 – 1. JULI 2018
  • ARTHUR JAFA
    A SERIES OF UTTERLY IMPROBABLE,
    YET EXTRAORDINARY RENDITIONS


    11. FEBRUAR 2018 – 25. NOVEMBER 2018
  • JAGUARS AND ELECTRIC EELS


    5. FEBRUAR 2017 – 26. NOVEMBER 2017
  • WELT AM DRAHT


    2. JUNI 2016 – 13. NOVEMBER 2016

Rückblick

  • KLARA LIDÉN: PARALYZED


    12. OKTOBER 2024 – 13. NOVEMBER 2024
  • ANTI-MONUMENTS
    ARTMONTE-CARLO


    13. JULI 2022 – 16. JULI 2022
  • MERIEM BENNANI
    MISSION TEENS: FRENCH SCHOOL IN MOROCCO


    18. JUNI 2022 – 25. SEPTEMBER 2022
  • JSC X EYE FILMMUSEUM


    14. MAI 2022 – 14. MAI 2022
  • KLARA LIDÉN
    KASTA MACKA
    LOOP FESTIVAL, BARCELONA-PAVILLON, SPANIEN


    16. NOVEMBER 2019 – 24. NOVEMBER 2019
  • RHINELAND INDEPENDENT
    ART DÜSSELDORF


    15. NOVEMBER 2019 – 17. NOVEMBER 2019
  • SAMSUNG x JSC
    ART DÜSSELDORF


    15. NOVEMBER 2019 – 17. NOVEMBER 2019
  • TIME KILLS
    SESC, SÃO PAULO, BRASILIEN


    21. MäRZ 2019 – 16. JUNI 2019
  • TURN ON
    ZEITBASIERTE MEDIENKUNST AUS DER JULIA STOSCHEK COLLECTION
    TEL AVIV MUSEUM OF ART, TEL AVIV, ISRAEL


    31. MäRZ 2015 – 29. AUGUST 2015
  • THE NEW HUMAN
    MODERNA MUSEET, MALMÖ, SCHWEDEN
    MODERNA MUSEET, STOCKHOLM, SCHWEDEN


    14. MäRZ 2015 – 4. DEZEMBER 2016
  • HIGH PERFORMANCE
    ZEITBASIERTE MEDIENKUNST SEIT 1996
    ZKM | ZENTRUM FÜR KUNST UND MEDIEN, KARLSRUHE, DEUTSCHLAND


    16. MäRZ 2014 – 22. JUNI 2014
  • I WANT TO SEE HOW YOU SEE
    DEICHTORHALLEN, HAMBURG, DEUTSCHLAND


    16. APRIL 2010 – 25. JULI 2010
  • RHINE ON THE DNIPRO
    JULIA STOSCHEK COLLECTION/ANDREAS GURSKY
    PINCHUK ART CENTRE, KIEW, UKRAINE


    28. SEPTEMBER 2008 – 14. DEZEMBER 2008
  • VIDEO KOOP
    KIT – KUNST IM TUNNEL, DÜSSELDORF, DEUTSCHLAND


    3. MAI 2008 – 27. JULI 2008

Die JULIA STOSCHEK FOUNDATION hat schon immer eng mit anderen Museen und Kunstinstitutionen zusammengearbeitet, sowohl lokal, als auch international. Ebenso wie zeitbasierte Medien an sich, entwickelt sich die Sammlung dank solcher Kooperationen stetig weiter, die Kooperationspartner machen sich die Sammlung zu eigen, sie begreifen sie neu und sie funktionieren sie um. So entstehen aufregende neue Perspektiven und die unterschiedlichsten historischen Aspekte, sowie neue Themenkomplexe werden sichtbar.

In den vergangenen Jahren hat es in großen Museen und Kunstinstitutionen in ganz Deutschland, sowie auch im Ausland, großangelegte Ausstellungen der JULIA STOSCHEK FOUNDATION gegeben. Eine der ersten wichtigen Kollaborationen fand im Jahr 2010 in den Deichtorhallen in Hamburg statt. Die Ausstellung lieh sich den Titel von Pipilotti Rists Arbeit I WANT TO SEE HOW YOU SEE. Bezugnehmend auf die FIRE, EARTH, WATER, AIR Ausstellung, die im Jahr 1993 in den Deichtorhallen stattgefunden hatte, stellte I WANT TO SEE HOW YOU SEE wegweisende Filme und Videos aus den frühen Schaffensperioden von Künstler/innen wie Marina Abramović, Vito Acconci, und Chris Burden späteren Arbeiten von Heike Baranowsky, Monica Bonvicini, Nathalie Djurberg und anderen gegenüber.

Im Jahr 2014 entstand in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst & Medien in Karlsruhe eine Ausstellung mit dem Titel HIGH PERFORMANCE. Zeitbasierte Medienkunst seit 1996, die sich mit dem Video als einer Form der szenischen Kunst, die vom sogenannten Performativen Turn, der sich sowohl in den Geisteswissenschaften als auch gesellschaftlich und in der Kunst abzeichnete, starke Impulse erhalten hatte, auseinandersetzte. Die von Bernhard Serexhe und Julia Stoschek kuratierte Ausstellung wurde in verschiedene Bereiche unterteilt, innerhalb derer Begriffe wie Körper und Seele, Öffentlicher Raum, Umwelt und Virtuelle Realität mithilfe unterschiedlicher künstlerischer Positionen beleuchtetet wurden. Es handelte sich hierbei um eines der größten Projekte außerhalb der Räume der JULIA STOSCHEK FOUNDATION und es wurden Werke von mehr als 25 Künstlern*innen gezeigt, darunter Doug Aitken, Francis Alÿs, Allora & Calzadilla, Trisha Baga, John Bock, Paul Chan, Keren Cytter, Simon Denny, Cyprien Gaillard, Christian Jankowski, Mike Kelley, Klara Liden, Helen Marten, Mika Rottenberg, Ryan Trecartin, Andro Wekua, Tobias Zielony, und viele weitere.

Weitere maßgebliche Kooperationen umfassen die Ausstellungen TURN ON im Tel Aviv Museum of Art, Israel, im Jahr 2015, THE NEW HUMAN im Moderna Museet, Malmö, Schweden, im Jahr 2015, und TIME KILLS im Sesc São Paulo, Brasilien, im Jahr 2019.

LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?

11. APRIL 2024 – 2. FEBRUAR 2025

Die Julia Stoschek Foundation freut sich, mit LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS? die erste Einzelausstellung der renommierten Medienkunst-Pionierin in Düsseldorf zu zeigen. Die Ausstellung erstreckt sich über die gesamte zweite Etage der JSF Düsseldorf und präsentiert Videos, Fotocollagen sowie interaktive und Mixed-Media-Installationen, die einen Einblick in die bahnbrechende Praxis der Künstlerin geben.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die epochale Sechs-Kanal-Videoinstallation The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), die ihr vierzigjähriges Jubiläum feiert. In dem Werk setzt sich die Künstlerin mit persönlichen Erfahrungen von Missbrauch und Krankheit sowie mit der Beziehung zwischen Technologie und Individuum auseinander. Gleichzeitig zieht sie immer wieder Bezüge zur Lage der Weltpolitik. In dem wir als Betrachter*innen zwischen verschiedenen Zeiträumen und Perspektiven hin und her springen, entdecken wir mehrere, manchmal widersprüchliche Persönlichkeiten der Künstlerin. Diese Identitäten, die uns zu entgleiten scheinen, drängen uns die Frage auf, wie viel von dem, was wir auf unseren Bildschirmen sehen, der Wahrheit entspricht. Sie offenbaren eine Kluft zwischen der Realität und unserem medialen Bild von ihr. Mit Blick auf die gegenwärtige Medienlandschaft erscheint Hershman Leesons Werk wichtiger denn je.

Seit den 1960er-Jahren prägt Lynn Hershman Leeson die künstlerischen Diskurse über Performance, Interaktivität, Cyborgs, Überwachung, künstliche Intelligenz und Biogenetik. Ihre Arbeit hat nachfolgende Generationen geprägt. Sie hat mit den bedeutendsten Wissenschaftler*innen unserer Zeit zusammengearbeitet und einen komplexen Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft angestoßen. Als Professorin und Kritikerin hat Hershman Leeson ausführlich zu Themen aus Kunst, Medien und Politik publiziert. Zwischen 1974 und 1978 beauftragte sie im Rahmen des Floating Museum mehr als 300 Künstler*innen damit, ihre Kunstwerke an öffentlichen Orten auszustellen. Dieses temporäre Museum wurde als Plattform von ihr gegründet, um Künstler*innen zu unterstützen, deren Arbeiten zu dieser Zeit nicht in den traditionellen Institutionen gezeigt wurden. Hershman Leeson ist zudem Regisseurin und hat sechs Spielfilme und Dokumentationen veröffentlicht. Einige dieser Filme werden im Begleitprogramm zur Ausstellung in der JSF Düsseldorf gezeigt, unter anderem Conceiving Ada (1998), Teknolust (2002) und !Women Art Revolution (2010).

Kuratorin: Lisa Long
Assistenzkuratorin: Line Ajan

KÜNSTLER*INNENLISTE

Lynn Hershman Leeson

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DIGITAL DIARIES

11. APRIL 2024 – 2. FEBRUAR 2025

Die Gruppenausstellung „Digital Diaries” untersucht, wie Künstler*innen seit den 1970er-Jahren bis heute mit persönlichen Aufzeichnungen experimentiert haben. Inspiriert von der Sechs-Kanal-Installation The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019 (1984–2019), die parallel in der JSF Düsseldorf zu sehen ist, versammelt „Digital Diaries“ Videos, Fotografien, Videoskulpturen und Mixed-Media-Arbeiten, die sich mit intimen Erfahrungen von Künstler*innen auseinandersetzen. Die Ausstellung stellt Werke aus der Sammlung in Dialog mit Leihgaben und kombiniert frühe Videos von Sophie Calle und Hannah Wilke mit zeitgenössischen Arbeiten von Alex Ayed, Sophie Gogl, Hannah Perry, Tromarama und anderen.  

Durch das Verflechten von Bildern, persönlichen Texten und digitalen Technologien kreieren die Künstler*innen Darstellungen ihrer selbst und ihres Privatlebens. Selfies, in den eigenen vier Wänden aufgenommene Videos, Kurznachrichten und Chatroom-Unterhaltungen: Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten bedienen sich dieser Elementen und bewegen sich zwischen intimen Momenten des Alltags wie bei Wolfgang Tillmans und Ken Okiishi und größeren gesellschaftspolitischen Fragen wie bei Rindon Johnson. Dabei steht oftmals die Frage im Mittelpunkt, wie sich die verwendeten Medien – Film, Video und Fotografie – auf die Konstruktion von sozialem Geschlecht und Identität auswirken, und wie wir diese öffentlich performen.  

Darüber hinaus prägen feministische Ansätze und Praktiken einen großen Teil der gezeigten Arbeiten: In Werken aus den späten 1970er- bis in die 1990er-Jahren richten Künstlerinnen wie Sophie Calle und Hannah Wilke die Kamera auf ihren eigenen Körper und zeichnen gleichzeitig private Gespräche mit Freunden und Liebhaber*innen auf. Dabei gehen diese Videotagebücher weit über die eigene Person hinaus und kehren spielerisch den normativen Blick um, der Frauen im Film objektiviert. Ab den späten 1990er- und den 2000er-Jahren fokussieren Künstler*innen wie Kristin Lucas, Sarah Lucas, Frances Stark diesen performativen Aspekt weiter und stellen Geschlechterrollen insbesondere im Kontext romantischer Beziehungen infrage.  

In den vergangenen fünfzehn Jahren hat das Aufkommen der sozialen Medien die Möglichkeiten des Erzählens grundlegend erweitert. In „Digital Diaries“ fangen die Künstlerinnen Jota Mombaça und Martine Syms mit einer gewissen Ironie den bekenntnishaften Tonfall von Online-Postings ein und stellen die Frage: Wie viel Selbstdarstellung und Offenbarung sind angesichts der überwältigenden Flut an Bildern eigentlich zu viel? 

Mit ihren Arbeiten erschaffen die Künstler*innen in „Digital Diaries“ selbstbestimmt Räume für ihre intimen Erfahrungen, um Fragen von Performativität kritisch zu reflektieren. Sie durchbrechen somit die glatte Oberfläche eben jenes Bildes, das wir der Welt als unser Selbst medial präsentieren.

Kuratorin: Line Ajan

KÜNSTLER*INNENLISTE

Alex Ayed, Sophie Calle, Sophie Gogl, Rindon Johnson, Kristin Lucas, Sarah Lucas, Jota Mombaça, Ken Okiishi, Hannah Perry, Frances Stark, Martine Syms, Wolfgang Tillmans, Tromarama, Hannah Wilke

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DOUBLE FEATURE: THEODOULOS POLYVIOU

1. SEPTEMBER 2024 – 2. FEBRUAR 2025

ERÖFFNUNG
31. August 2024, 12–18 Uhr (Eintritt frei)

15 Uhr Artist Talk mit Theodoulos Polyviou

Die dritte Auflage der Reihe DOUBLE FEATURE umfasst Video, Skulptur, Archivobjekte, Fotografie und Druckgrafik des zypriotischen Künstlers Theodoulos Polyviou und zeigt das dritte Kapitel seiner Serie Transmundane Economies (2022 – fortlaufend) erstmals in Deutschland. Der Künstler untersucht darin mittels virtueller Realität und CGI (Computer Generated Imagery) das kulturelle Erbe Zyperns: Mit dieser Rekonstruktion versucht er, die Lücke zu schließen, die die offizielle Geschichtsschreibung offenbart. Sein spekulativer Ansatz umgeht nationalistische Denkweisen, indem er alternative Wege aufzeigt, die historische Komplexität der Insel und deren Gründung als Nationalstaat besser zu verstehen und sich die Zukunft des Inselstaats auszumalen.

Die in Zusammenarbeit mit dem Entwurfsarchitekten und Designer Loukis Menelaou entstandene ortsspezifische Videoinstallation A Palace in Exile (2024) steht im Zentrum der beiden Ausstellungen in Berlin und Düsseldorf und markiert den Höhepunkt Polyvious langjähriger Forschung. Das Video besteht ausschließlich aus computergenerierten Bildern, die zwischen zwei Orten und Epochen hin und her springen: die Julia Stoschek Foundation in der Gegenwart und Zypern in den 1950er-Jahren; ein Jahrzehnt, das von ethnischen und nationalistischen Spannungen geprägt war, während die Insel um ihre Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft rang.

Das Video dreht sich um den ersten Architekturwettbewerb, der in den 1950er-Jahren in der Region ausgelobt wurde und das Ziel hatte, einen neuen Palast für den Erzbischof von Zypern zu errichten. In der Presse wurde das Thema heftig diskutiert, was die überaus wichtige Rolle, die der Architektur bei der Gestaltung einer nationalen Identität der Insel zukam, verdeutlicht. Diese Debatten werden anhand von Zeitungsartikeln aus den 1950er- und 60er-Jahren wiedergegeben, die in Auszügen aus dem Off vorgelesen werden. Der neue Palast wurde letztlich in einem neobyzantinischen Stil errichtet, nachdem die drei Entwürfe der Endauswahl von Seiten der Kirche sowie anderen konservativen Kräften als zu modern eingestuft worden waren.

In dem Video stellen Polyviou und Menelaou ihren virtuellen Wettbewerbsbeitrag vor, der reale und spekulative Geschichte in Dialog setzt. Ihr Entwurf schöpft aus den Lehren und Zeichnungen von Daskalos, einem zypriotischen Mystiker und Heiler, der von den 1950er- bis in die 90er-Jahre tätig war und dessen esoterische Praxis einen Gegenpol zur hegemonialen Identität von Kirche und Staat darstellt. Neben der Videoinstallation ist auch ein Druck des Entwurfs für den Palast von Polyviou und Menelaou in den Ausstellungsräumen zu sehen.

Die Ausstellung eröffnet ein zentrales Thema in Polyvious künstlerischer Praxis: Wie kann das Zusammenspiel aus Architektur und Technologie rituelle und sakrale Erfahrungen – eine Art „Techno-Spiritualität“ – erzeugen? Polyviou gestaltet virtuelle Räume innerhalb vorhandener Architektur und lädt uns ein, diese hybriden Welten zu betreten, die unser Verständnis von Identität und Zugehörigkeit erweitern und in denen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinanderprallen.

A Palace in Exile wurde von der Fondazione Elpis in Mailand produziert, wo es im Frühjahr 2023 uraufgeführt wurde. Die Videoinstallation ist eine Zusammenarbeit mit dem Entwurfsarchitekten und Designer Loukis Menelaou, mit Soundproduktion von x.ypno.

THEODOULOS POLYVIOU (geb. 1989, Zypern) lebt und arbeitet in Berlin. In seiner Praxis, die Expanded Media und immersive Formate umfasst, untersucht er die Rolle von Körpern, insbesondere queeren Körpern, in institutionellen Räumen, in kulturellen und politischen Narrativen und im Bereich des Digitalen. Für sein fortlaufendes Projekt Transmundane Economies nutzt Polyviou Virtualität und damit verbundene digitale Technologien wie Extended Reality (XR) und künstliche Intelligenz, um ortsspezifische Arbeiten zu erschaffen, die einen spekulativen Ansatz zu Geschichte und Archäologie verfolgen. Sie laden die Betrachter*innen ein, über den materiellen und ideologischen Wert historischer Artefakte und die damit verbundene Frage nach den Besitzverhältnissen nachzudenken. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten, die uns die digitalen Medien bereitstellen, um uns auf neue Weise mit Geschichte auseinanderzusetzen.

2020 war Polyviou Ko-Kurator von „School of Waters“, der 19. Ausgabe der Mediterranea Biennial in San Marino. Der Künstler präsentierte seine Arbeiten in Einzelausstellungen u.a. im Bode Museum, Berlin; Künstlerhaus Bethanien, Berlin; ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe sowie in einer Reihe von Gruppenausstellungen, u. a. 2021 im zypriotischen Pavillon der Architekturbiennale Venedig.

DOUBLE FEATURE ist eine Reihe von Einzelausstellungen, die parallel in der JSF Berlin und Düsseldorf stattfindet, wird von Line Ajan und Lisa Long kuratiert und von Team Global unterstützt.

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MAGDALENA MITTERHOFER & SHADE THÉRET:
GAIA’S CORNER

28. AUGUST 2024 – 28. AUGUST 2024

PERFORMANCE
28. August 2024, 19:30 Uhr

ORT
Grabbeplatz 5 (Eingang Museum K20)
40213 Düsseldorf

EINTRITT
frei

Die Julia Stoschek Foundation freut sich, mit Gaia’s Corner (2024) eine neue ortsspezifische Arbeit von Magdalena Mitterhofer und Shade Théret zu präsentieren. Die Performance mit Musik von Nan Shen findet um das Wasserbecken vor dem Haupteingang des K20 auf dem Düsseldorfer Grabbeplatz statt. Gaia’s Corner verweist auf den Mythos der griechischen Göttin Gaia, der Mutter allen Lebens, und auf die Frage, wie architektonische Räume und urbane Strukturen unsere Wahrnehmung von Natur und Künstlichkeit beeinflussen.

In ihren Kollaborationen bewegen sich Magdalena Mitterhofer und Shade Théret an der Schnittstelle von Theater, Film, Performance und bildender Kunst. Oft durchbrechen sie dabei die vierte Wand der Inszenierung, indem sie die Bühne in den öffentlichen Raum verlagern und die Illusion des Theaters auflösen. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Tanzquartier Wien, Kunstverein München, Volksbühne Berlin, Longtang (Zürich), KW Institut für Zeitgenössische Kunst (Berlin), 3hd Festival (Berlin), M.I. glissé (Berlin), Centrale Fies (Trient, Italien), Festspiele am Plötzensee (Berlin) und FUTURA (Prag) gezeigt. Seit 2021 produzieren und kuratieren Théret und Mitterhofer Lament.tv, eine ortsspezifische und nomadische Performance- und Videoserie in Berlin.

Gaia’s Corner wird organisiert von Tabea Marschall im Rahmen der Ausstellungen „Lynn Hershman Leeson: Are Our Eyes Targets?” und „Digital Diaries”, die aktuell in der JSF Düsseldorf zu sehen sind, und ist im Auftrag der Julia Stoschek Foundation entstanden.

Im Anschluss an die Performance gibt es Drinks und Musik von Arnold Trautwein im Salon des Amateurs, Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf.

Kostüm: Rudolfs A. Packevics
Sound: Antonia Alessia Virginia Beeskow
Skulpturen von Rochelle Goldberg (Wand, 2024, Skulptur; Aluminium, Maße variabel)

 

DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI

6. JANUAR 2024 – 4. FEBRUAR 2024

Seit September 2023 präsentiert die Julia Stoschek Foundation mit DOUBLE FEATURE eine Reihe von Einzelpräsentationen junger Künstler*innen, die in Berlin und Düsseldorf gleichzeitig zu sehen ist.

Die zweite Präsentation von Double Feature stellt drei Filme des französischen Künstlers und Dichters Tarek Lakhrissi in den Mittelpunkt. Durch das spekulative Potential seiner Arbeiten in den Medien Text, Film, Installation erforscht Lakhrissi soziopolitische Narrative, die sich auf die Erfahrung der Diaspora und des Queer-Seins in Europa beziehen. Lakhrissi siedelt seine Arbeiten häufig in surrealistischen Umgebungen an, denen er magischen Eigenschaften verleiht, um den Blick auf unsere Realität zu verändern.

DOUBLE FEATURE ist kuratiert von Line Ajan und Lisa Long. Die Reihe wird unterstützt von Team Global.

 

KÜNSTLER*INNENLISTE

Tarek Lakhrissi

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KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF X JULIA STOSCHEK FOUNDATION

12. OKTOBER 2023 – 29. OKTOBER 2023

DIE KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF UND DIE JULIA STOSCHEK FOUNDATION GEBEN LANGFRISTIGE KOOPERATION BEKANNT.

Im Rahmen des 250-jährigen Jubiläums der Kunstakademie Düsseldorf geben die beiden Institutionen, initiiert durch die Klassenprojekte der 250-Jahre und durch Robert Fleck, der die Studierendenprojekte mitbetreut, eine längerfristig angedachte Kooperation in verschiedenen Bereichen bekannt.

Die Kooperation bildet den Rahmen für einen engen Austausch zwischen der Kunstakademie und der JSF: Die Klassen der Kunstakademie erhalten für Präsentations-, Forschungs- und Lehrzwecke temporär Zugang zur Infrastruktur der JSF Düsseldorf, darunter die Kinos sowie der JSF Forschungsraum samt umfangreicher Bibliothek mit einem Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst. Darüber hinaus haben die Klassen außerhalb der Öffnungszeiten fortlaufend Zugang zum Ausstellungsprogramm. Regelmäßige, in Zusammenarbeit konzipierte, Workshops mit dem Fokus auf zeitbasierter Medienkunst sind ab 2024 geplant. Die Kooperation hat zum Ziel, den Austausch zwischen den Studierenden und der JSF als international agierender Kunstinstitution anzuregen und darüber beiden Partner*innen einen Mehrwert zu bieten.

Den Auftakt bildet ein Screeningprogramm, das drei anlässlich des Kunstakademie-Jubiläums realisierte Projekte von Studierenden der Kunstakademie Düsseldorf im Kino der JSF vorstellt:

12.–15. Oktober 2023, 11–18 Uhr, Screening
12. Oktober 2023, 16 Uhr, Eröffnung und Einführung von den Studierenden

 

THEARTOFCELEBRATION PLAYLIST  

Arbeitsgruppe „Mediale Realität & Performance“ unter Leitung von Susanna Schoenberg

Mit dem Konzept THEARTOFCELEBRATION präsentieren die Studierenden Text-, Bild- und Tonaufzeichnungen von Gesprächen, Aktionen und Happenings aus einem über Monate erweiterten gemeinschaftlichen Archiv. Die hier gezeigte Arbeit THEARTOFCELEBRATION PLAYLIST versammelt eine mögliche Auswahl dieses Materials und nähert sich der Frage What’s to celebrate?. So setzt sich THEARTOFCELEBRATION PLAYLIST kritisch mit veranstalteten Happenings und deren Inszenierung auseinander. Das Video eröffnet neue Perspektiven und lässt verschiedene Stimmen hörbar werden.

19.–22. Oktober 2023, 11–18 Uhr, Screening
21. Oktober 2023, 16 Uhr, Talk mit den Studierenden

 

ROM.ROM?ROM!
Video- und Filmklasse Prof.in Danica Dakić

Die Stadt Rom war und ist ein europäischer Sehnsuchtsort, der auch für die Entstehungsgeschichte der Kunstakademie Düsseldorf von großer Bedeutung war. Anlässlich des 250-jährigen Jubiläums der Kunstakademie Düsseldorf begaben sich die Studierenden der Klasse für Film und Video auf eine zugleich reale und imaginäre Rom-Reise. In unterschiedlichen künstlerischen Formen und Medien, einzeln und in Gruppen, setzten sie sich mit den Bedingungen von Natur und Kultur in einer globalisierten Welt auseinander.

Für die Präsentation im Kino der Julia Stoschek Foundation wurden zehn Videoarbeiten gemeinsam mit Daniela Kinateder kuratiert, die stellvertretend für das Projekt stehen.

26.–29. Oktober 2023, 11–18 Uhr, Screening
29. Oktober 2023, 16 Uhr, Talk mit den Studierenden

 

DER WUNSCH ZU VEGETIEREN
Malereiklasse Prof.in Ellen Gronemeyer

DER WUNSCH ZU VEGETIEREN, ein kollektives Projekt der Klasse Ellen Gronemeyer, untersucht Zugänge zu pflanzlichem Leben durch naive menschliche Praktiken des Nachahmens und Anpassens.

In einem durch die Kultivierung von Nutzpflanzen geprägten Brandenburger Garten loten die Protagonist*innen ihr Verhältnis zur Pflanze aus. In Anlehnung an den nach dem antiken Helden Akademos benannten Garten, in dem Platon seine Schüler zu philosophischen Gesprächen versammelte, dokumentiert die Arbeit Prozesse spielerischen Ausprobierens, um innerhalb eines geschützten Umfeldes zu verweilen und zu wachsen. Das Scheitern der Nachahmung der pflanzlichen Lebensformen steht im Mittelpunkt von DER WUNSCH ZU VEGETIEREN und macht auf diese Weise unerreichbare Ziele sichtbar. „Man wird keine Pflanze, indem man einen Garten baut,“ ist die Conclusio des Projekts.

 

Anlässlich des Screening-Programms läuft ab dem 1. Oktober 2023 täglich von 19:30 Uhr bis 23:00 Uhr ein von Till Bödeker und Stephanie Passul gestalteter Videotrailer auf dem großformatigen Videodisplay des von Christoph Ingenhoven geplanten Kö-Bogen II.

PROJEKTLEITUNG JSF:
Anna-Alexandra Pfau, Sammlungsdirektorin
Tabea Marschall, Sammlungsassistenz

DOUBLE FEATURE: YOUNG-JUN TAK

2. SEPTEMBER 2023 – 17. DEZEMBER 2023

4. November 2023, 19.30 Uhr
Künstlergespräch mit Lisa Long
JSF Berlin

Im September 2023 beginnt in der Julia Stoschek Foundation unter dem namen DOUBLE FEATURE eine neue Reihe von Einzelpräsentationen junger Künstler*innen, die in Berlin und Düsseldorf gleichzeitig zu sehen sein wird.

Die erste Ausstellung zeigt mit Wish You a Lovely Sunday (2021) und Wohin? (2022) aktuelle Filme des in Berlin lebenden Künstlers Young-jun Tak. Beide Arbeiten sind in Berlin entstanden und beschäftigen sich mit der Frage, wie Ort, Architektur, Bewegung und Glauben Kategorien wie Gemeinschaft und Queerness informieren.

Wish You a Lovely Sunday (2021) kontrastiert zwei Orte in Berlin: die Kirche am Südstern und den queeren Club SchwuZ. Der Künstler lud zwei Choreograf*innen und zwei Tänzer*innen ein, um paarweise Choreografien für diese beiden Räume zu entwickeln. Zudem ordnete er jedem Team ein anderes Bach-Stück für vierhändiges Klavier zu. Als die Choreografien nach mehreren Probetagen fertig entwickelt waren, vertauschte Tak die ursprünglich zugeordneten Räume für die Filmaufnahmen, sodass die Teilnehmenden gezwungen waren, ihre Choreografien spontan an die architektonischen Besonderheiten und die Atmosphäre des jeweils anderen Raums anzupassen. Ein Dialog zwischen den zwei Orten entsteht, und Religion und Clubkultur finden sich – so unwahrscheinlich es scheint – in unmittelbarer Nachbarschaft.

Die Gemeinsamkeiten zwischen Kirche und Club interessiert Tak insofern, als in beiden spezifische Rituale, Verhaltensnormen und Attitüden am Werk sind, die eng an den jeweiligen Raum und dessen Funktion gebunden sind. Im Verlauf von Wish You a Lovely Sunday beginnt die körperliche Anwesenheit der Teilnehmenden und die Art und Weise, auf die sie sich in ihrer jeweiligen Umgebung zurechtfinden, die Bedeutung des jeweiligen Raums zu verändern. Sichtbar werden so letztlich Spannungen, die auf den ersten Blick nicht wahrzunehmen sind. So drückt sich etwa in der Kirche im Spiel gegenseitigen Anblickens und Wegschauens zwischen den beiden um die Säulen und den Altar streifenden Protagonist*innen unweigerlich ein Gefühl von Sehnsucht und Verlangen, Verweigerung und Verbot aus.

Im Film Wohin? konzentriert sich die Kamera auf die Rückspiegel von Autos, die rund um Berlin über die Autobahn fahren. Im Verlauf des Films rücken verschiedene, von den Spiegeln baumelnde Objekte in den Bildausschnitt, seien es christliche Rosenkränze, buddhistische Gebetsperlenketten oder der typisch deutsche Raumduftspender, der Wunderbaum. Die Rückspiegel selbst zeigen dazu die Situation auf den Rücksitzen: ein Mann blickt aus dem Fenster, checkt sein Telefon oder döst weg; zwei weitere Männer küssen sich verliebt. Vor den Aufnahmen hatte sich Tak mit seinen Darstellern über die unterschiedlichen Aspekte der deutschen Autobahn unterhalten – ein ideologisches Projekt des Dritten Reichs, das typisch für die nationale Infrastruktur ist, ebenso aber ein Spielplatz für Projektionen von Hypermaskulinität sowie ein bedeutender Ort für schwules Cruising. Der Soundtrack, für den der Organist Andreas Sieling aus dem Berliner Dom und der britische Countertenor Tim Morgan Kraftwerks legendäres Stück „Autobahn“ von 1974 neu interpretieren, unterstreicht diese verschiedenen Facetten zusätzlich. Während Sieling die Register seiner riesigen Orgel mit über 7.000 bis zu 13 Meter langen Pfeifen zieht, wiederholt Morgan den simplen Text „Autobahn“ in fließendem Vortrag und hoher Tonlage – ganz im Gegensatz zu den mechanischen und militaristischen Rhythmen der Orgel.

DOUBLE FEATURE ist kuratiert von Line Ajan und Lisa Long. Die Reihe wird unterstützt von Team Global.

 

ÜBER DEN KÜNSTLER

Young-jun Tak (geb. 1989 in Seoul, Südkorea) beschäftigt sich mit den soziokulturellen und psychologischen Mechanismen, die Glaubenssystemen zugrunde liegen. Tak mischt unterschiedliche Medien, Techniken und Themen und setzt Verschleierung als Kritik ein. In seinen Videos, Skulpturen und Installationen zeigt er den menschlichen Körper oft im Kontext polarisierender Normen und Konventionen. Einzelausstellungen von Tak waren bei Wanås Konst (Knislinge, Schweden, 2023), O—Overgaden (Kopenhagen, 2023), Efremidis (Berlin, 2022), SOX (Berlin, 2022) und Fragment (Moskau, 2021) zu sehen. Tak hat an internationalen Ausstellungen wie etwa der Lyon Biennale (2022), der Berlin Biennale (2020) oder der Istanbul Biennial (2017) teilgenommen. Gegenwärtig lebt und arbeitet er in Berlin.

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OUT OF SPACE: DUSSELDORF VARIATION

31. AUGUST 2022 – 4. SEPTEMBER 2022

ERÖFFNUNG MIT SOMMERFEST:

31. August 2022, 18 – 23 Uhr

JSC Düsseldorf

OUT OF SPACE: DUSSELDORF VARIATION ist eine fünftägige Kunstintervention im Düsseldorfer Stadtraum. Kuratiert von den Stipendiatinnen des 2021/22 Curatorial & Research Residency Program Junni Chen und Sophia Scherer, verlässt die zeitbasierte Medienkunst während der Laufzeit den konventionellen Rahmen des Ausstellungshauses, um die künstlerischen Arbeiten in einen Dialog mit ausgewählten Orten der Stadt zu bringen.

OUT OF SPACE präsentiert über 20 Werke aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION, u.a. von Heike Baranowsky, Hannah Black, Tracey Emin, Cyprien Gaillard, Ana Mendieta, Tony Oursler und Kandis Williams an Orten wie dem Bilker Bunker, der Buchhandlung Walther König, dem Dreischeibenhaus, La Tête/der Handelsblatt Media Group GmbH & Co KG, dem HafenKunstKino, Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, Hotel Nikko Düsseldorf und den Ando Future Studios wie auch im und am Gebäude der JULIA STOSCHEK COLLECTION selbst.

Die dezentral konzipierte Ausstellung widmet sich der Frage, wie urbane Topologien wahrgenommen, genutzt und mit anderen geteilt werden. Wie können öffentliche Räume für einen großen Querschnitt der Gesellschaft zugänglicher sein und auf welche Weise erfolgt ein Ausschluss bestimmter Gruppen vom öffentlichen Leben? Die präsentierten Arbeiten spiegeln eine Bandbreite von Positionen wider – u.a. aus feministischer und migrantischer Perspektive oder aus Sichtweisen von Black Communities werden Bedürfnisse in gemeinschaftlich genutzten Lebensräumen identifiziert und einer Neubewertung unterzogen. Dabei werden Machtdynamiken und daraus resultierende gesellschaftliche Mechanismen der Exklusion verhandelt.  

Viele der ausgewählten Werke sind erstmalig in Düsseldorf ausgestellt: Kandis Williams’ Zweikanal-Videoinstallation Eurydice (2018), die die Unsichtbarkeit Schwarzer Körper in der Gesellschaft thematisiert, wird auf dem Gelände der Ando Future Studios präsentiert, das aktuell das größte Zwischennutzungsprojekt Deutschlands ist und dem ein umfassendes Bauvorhaben des Architekten Tadao Ando folgen wird. Die Videoarbeit Untitled (The Wave) (2020) von Anne Imhof, die eine melancholische Beziehung zwischen Mensch, Natur und Dynamiken von Gewalt umreißt, wird im Bilker Bunker präsentiert, der vor über 85 Jahren als Luftschutzbunker errichtet wurde und heute als gemeinnützige Kulturinstitution fungiert. Im „post-futuristischen“ Hotel Nikko Düsseldorf wird die Arbeit Bodybuilding (2015) von Hannah Black gezeigt, in der es um die Relation zwischen Körperkult und der Ökonomisierung von Städten geht. Auf der Fassade des Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen wird Cyprien Gaillards Videoarbeit KOE (2015) zu sehen sein. Das Werk wurde unter Einsatz modernster Technik auf der Düsseldorfer Königsallee gefilmt und dokumentiert den täglichen Flug der Halsbandsittiche über die Shoppingmeile während der Abenddämmerung. Sie wirft, wie die meisten von Gaillards Arbeiten, ein Schlaglicht auf das ambivalente Verhältnis von Natur und Urbanismus sowie Themen der Migration und Anpassung. Auch seine Videoarbeit Ocean II Ocean (2019) befasst sich mit der Auseinandersetzung von geteilten Lebensräumen und kann erstmalig in Düsseldorf im Rahmen eines Open-Air-Videoscreenings im HafenKunstKino in den Abendstunden erlebt werden.

Der Untertitel „Dusseldorf Variation” verweist auf Sixth (Dusseldorf variation), eine ortsspezifische, dreiteilige Videoprojektion von Tony Oursler, die der Künstler 2007 für die Fassade der JSC Düsseldorf konzipierte. Das Werk stellt die herkömmlichen Grenzen zwischen Innen- und Außenraum, zwischen privat und öffentlich infrage. Parallel wird im Kinosaal der JSC Düsseldorfdas Video Gentlemen (2003) von Oliver Payne & Nick Relph gezeigt, das mittels eklektischer Bildsprache und einem dadaistischen Soundkonzept der Entfremdung der jungen Generation jener Zeit im Londoner Großstadtleben nachspürt.

Im Rahmen von OUT OF SPACE nehmen außerdem eine Reihe von interventionistischen Arbeiten die bestehende Informations- und Werbeinfrastruktur der Stadt ein. Auf Reklametafeln, LED-Projektionsflächen und anderen Übertragungssystemen sind während der Laufzeit kurze Video- und Audioarbeiten zu sehen und zu hören, die sich auf den ersten Blick in den Alltag einzupassen scheinen. Auf Plakat- und Werbeflächen an hochfrequentierten Standorten der Innenstadt werden Arbeiten des feministischen Kollektivs Guerrilla Girls sowie eine erstmals präsentierte Auftragsarbeit der Künstlerin Nora Turato sichtbar sein. Diese interventionistischen Arbeiten eignen sich die Sprache der kommerziellen Vermarktung und ihrer Omnipräsenz an – eine Möglichkeit für Momente des Innehaltens, um die unablässige visuelle Stimulation und Informationsflut, die im urbanen Leben allgegenwärtig sind, zu reflektieren.

 

ORTE & ÖFFNUNGSZEITEN:

Eine Karte mit allen Orten finden Sie hier.

Ando Future Studios, Mercedesstraße 11, 40470 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Kandis Williams, Aaron Young

Öffnungszeiten:

Mittwoch 17 – 22 Uhr

Donnerstag 17 – 21 Uhr

Freitag 13 – 21 Uhr

Samstag 13 – 21 Uhr

Sonntag 13 – 17 Uhr

Bilker Bunker, Aachener Straße 39, 40223 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Heike Baranowsky, Anne Imhof, Ana Mendieta

Öffnungszeiten: 21 – 23 Uhr

Bilker Bunker Office, Aachener Straße 58, 40223 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Heike Baranowsky

Öffnungszeiten: 21 – 23 Uhr

Buchhandlung Walther König GmbH & Co. KG, Grabbeplatz 4, 40213 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Cao Fei, Gordon Matta-Clark

Öffnungszeiten: 0 – 24 Uhr

Dreischeibenhaus, 40211 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Beatrice Gibson, James Richards

Öffnungszeiten: 17 – 22 Uhr

HafenKunstKino, Platz der Medien, Zollhof 13, 40221 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Dara Friedman, Cyprien Gaillard, Klara Lidén

Öffnungszeiten: 21 – 23 Uhr

Handelsblatt Media Group GmbH Co. KG, Toulouser Allee 27, 40211 Düsseldorf 

Mit Arbeiten von: Guerrilla Girls

Öffnungszeiten: 0 – 24 Uhr

Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, Behrensbau, Mannesmannufer 2, 40213 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Cyprien Gaillard

Öffnungszeiten: 0 – 24 Uhr

Heinrich-Heine-Allee, U-Bahnstation, Wehrhahn-Linie, 3Modellräume (Auditorium, Labor, Theater)

Mit Arbeiten von: Tracey Emin, Lina Lapelytė, Stephen Vitiello

Öffnungszeiten: 0 – 24 Uhr

Hotel Nikko Düsseldorf, Immermannstraße 41, 40210 Düsseldorf

Mit Arbeiten von: Hannah Black

Öffnungszeiten: 10 – 22 Uhr

JULIA STOSCHEK COLLECTION, Schanzenstraße 54, 40549 Düsseldorf

Kino: Oliver Payne & Nick Relph

Öffnungszeiten: 18 – 23 Uhr

Fassade: Tony Oursler

Öffnungszeiten: 21 – 23 Uhr

Schaufenster Schanzenstraße: Heike Baranowsky

Öffnungszeiten: 0 – 24 Uhr 

 

PROGRAMM:

Mittwoch, 31. August

18–23 Uhr

Offizielle Eröffnung mit Sommerfest im Hof

19 Uhr

Begrüßung durch Julia Stoschek und Anna-Alexandra Pfau

19–20 Uhr

Lisa Long (JSC) im Gespräch mit den Kuratorinnen Junni Chen und Sophia Scherer (Englisch)

20–23 Uhr

Musik von The Croons

Ort

JULIA STOSCHEK COLLECTION, Schanzenstraße 54, 40549 Düsseldorf

 

Freitag, 2. September

22–23.30 Uhr

Projektion X (Remake)

Neben der im Salon des Amateurs präsentierten Videodokumentation Projektion X (1972) von Imi Knoebel wird es ein Remake der Arbeit geben, das im Düsseldorfer Stadtraum projiziert und gefilmt wird. Nach dem Vorbild der damaligen Performance wird abermals ein mit Scheinwerfer ausgestattetes Fahrzeug eine nicht festgelegte Route durch die Stadt nehmen und aus dem statischen Symbol des X buchstäblich ein Bewegtbild erzeugen, das alles Passierende zur Displayfläche der Projektion macht.

Ort

Düsseldorf Stadtraum

 

Samstag, 3. September

16 Uhr

Führung durch die Kuratorin Sophia Scherer (Deutsch)

Ort

Ando Future Studios, Mercedesstraße 11, 40470 Düsseldorf

17 Uhr

Führung durch die Kuratorin Junni Chen (Englisch)

Ort

Bilker Bunker, Aachener Straße 39, 40223 Düsseldorf

KÜNSTLER*INNENLISTE

Heike Baranowsky, Orian Barki & Meriem Bennani, Hannah Black, Tracey Emin, Cao Fei, Dara Friedman, Cyprien Gaillard, Beatrice Gibson, Guerrilla Girls, Anne Imhof, Imi Knoebel, Lina Lapelytė, Klara Lidén, Gordon Matta-Clark, Ana Mendieta, Tony Oursler, Oliver Payne & Nick Relph, James Richards, Nora Turato, Stephen Vitiello, Kandis Williams, Aaron Young

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Die Broschüre, begleitend zur Ausstellung, können Sie hier runterladen.

WORLDBUILDING
VIDEOSPIELE UND KUNST IM DIGITALEN ZEITALTER

5. JUNI 2022 – 4. FEBRUAR 2024

SONDERÖFFNUNGSZEITEN AB JANUAR 2024

Samstag und Sonntag, 11–18 Uhr (Eintritt frei)
Führung buchen

ABSCHLUSSPROGRAMM

20. Januar 2024, 21:15 Uhr:
Orgelkonzert mir Cory Arcangel und Hampus Lindwall, St. Antonius Kirche am Barbarossaplatz (ohne Reservierung)

21. Januar 2024, 14 Uhr:
Screeningprogramm und Talk mit Cory Arcangel moderiert von Kathrin Jentjens, JSF Düsseldorf

27. Januar 2024, 14–18 Uhr
Workshop: “The Art of Control” für Jugendliche ab 14 Jahren
Anmelden

4. Februar 2024, 15 Uhr:
Finissage mit einem „Blick hinter die Kulissen“ von Adèle Koechlin, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Hans-Urich Obrist, und Sammlungsdirektorin Anna-Alexandra Pfau, JSF Düsseldorf

 

Im Juni 2022 feiert die JULIA STOSCHEK COLLECTION ihr 15-jähriges Jubiläum. 2007 eröffnete der Düsseldorfer Standort für die Öffentlichkeit; 2016 folgte die Eröffnung der Berliner Räumlichkeiten.

Als eine der weltweit größten Privatsammlungen für zeitbasierte Kunst richtete die JULIA STOSCHEK COLLECTION bis heute über vierzig Ausstellungen und internationale Kooperationsprojekte aus, die der öffentlichen Präsentation, Konservierung und der wissenschaftlichen Aufarbeitung medialer und performativer künstlerischer Praktiken von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart gewidmet sind.

Kuratiert von Hans Ulrich Obrist, eröffnet in diesem Juni die Gruppenausstellung WORLDBUILDING: Videospiele und Kunst im digitalen Zeitalter in Düsseldorf, um das 15-jährige Bestehen der JULIA STOSCHEK COLLECTION zu feiern.

WORLDBUILDING untersucht die Beziehungen zwischen Gaming und zeitbasierter Medienkunst; die Ausstellung bildet die jüngsten Entwicklungen der Bewegtbild-Kunst ab und zeigt auf wie Künstler*innen sich mit Computerspielen auseinandersetzen und diese zur Kunstform machen. Kurator Hans Ulrich Obrist formuliert es so: „2021 haben 2,8 Milliarden Menschen Videospiele gespielt – nahezu ein Drittel der Weltbevölkerung – und machten damit eine Freizeitbeschäftigung, die lange in der Nische existierte, zu einem der größten Massenphänomene unserer Zeit. Viele Menschen verbringen täglich Stunden in einer Parallelwelt und leben dort verschiedene Leben. Videospiele sind für das 21. Jahrhundert, was Kinofilme für das 20. Jahrhundert und Romane für das 19. Jahrhundert waren.“

Die Ästhetik des Gamings hielt bereits vor Jahrzehnten Einzug in die Kunst, als Künstler*innen begannen, die visuelle Sprache von Videospielen in die eigene Praxis zu integrieren, sie zu modifizieren und zu unterminieren – unter anderem um wichtige Fragen aufzuwerfen, die unsere Existenz in virtuellen Welten hinterfragt. Einige Künstler*innen äußern ihre Kritik aus dem Innern des Systems heraus und schärfen unseren Blick für die diskriminierenden Aspekte und stereotypischen Darstellungen, wie sie im kommerziellen Bereich und von der Gaming-Industrie bisweilen reproduziert werden. In jüngster Zeit gehen Künstler*innen vermehrt dazu über, die immense Popularität des Gamings affirmativ zu nutzen, um über neue Formen der Auseinandersetzung zu kommunizieren und verstärkt ins Bewusstsein der gigantischen Öffentlichkeit vorzudringen, die diese unermessliche, globale Industrie erreicht.

Von Einkanal-Videoarbeiten bis hin zu ortsspezifischen, immersiven und interaktiven Environments umfasst WORLDBUILDING mehr als dreißig Kunstwerke, die seit Mitte der 1990er-Jahre entstanden und bis hin zur Gegenwart reichen. Neben Werken aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION – darunter einige, die speziell für die Ausstellung adaptiert wurden – werden eine Reihe neu in Auftrag gegebener Arbeiten zu sehen sein. Ein Großteil der Arbeiten, u. a. Video, Virtual Reality (VR), künstliche Intelligenz (KI) und gamebasierte Projekte, sind interaktiv und laden die Besucher*innen gezielt ein, in die Vielzahl der von den Künstler*innen realisierten alternativen Realitäten einzutauchen,deren Spektrum Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umspannt.

WORLDBUILDING bringt Wegbereiter*innen wie JODI, Peggy Ahwesh, Cory Arcangel und Sturtevant zusammen, die bereits seit den 1990er-Jahren kommerzielle Video- und Computerspiele für ihre eigenen Werke modifizieren. Ihnen gegenüber stellt die Ausstellung interaktive Arbeiten von Pionierinnen wie Suzanne Treister oder Rebecca Allen, die vor dem Hintergrund ihrer Zusammenarbeit mit der Band Kraftwerk eine besondere Verbindung zur Stadt Düsseldorf hat. Groß angelegte, gamebasierte Installationen ermöglichen dem Publikum eine Begegnung mit Werken von Künstler*innen einer jüngeren Generation, wie etwa Danielle Brathwaite-Shirley, Keiken, LuYang, Lawrence Lek, Gabriel Massan oder dem Institute of Queer Ecology, die sich in ihren utopischen Visionen und zukünftigen Welten kritisch mit gesellschaftlich-identitären Fragen auseinandersetzen. Andere laden direkt zur Interaktion ein und heben die Grenzen zwischen Kunstwerk und der gesellschaftlichen Dimension von Videospielen oder dem Metaversum auf. Darunter finden sich Arbeiten von Lual Mayen, Cao Fei, Frances Stark, Angela Washko und LaTurbo Avedon, letztere*r ist sowohl Avatar als auch anonyme*r Künstler*in. Ästhetische Elemente, die der Entwicklung von Videospielen entnommen sind, wie etwa 3-D oder VR, spielen eine zentrale Rolle in den Beispielen zeitbasierter Medienkunst von Ed Atkins, Meriem Bennani, Ed Fornieles, Rindon Johnson und Jakob Kudsk Steensen, während die narrativ geprägten Videoarbeiten von Harun Farocki, Larry Achiampong & David Blandy und Sondra Perry Einblicke in andere Aspekte der Gaming-Industrie eröffnen.

Zum Konzept der Ausstellung gehört die stetige Erweiterung durch zusätzliche Werke. Die fortlaufende Forschung zur Beziehung zwischen Gaming und zeitbasierter Medienkunst steht dabei im Mittelpunkt. „WORLDBUILDING präsentiert eine evolutive Ausstellung. Viele Videospiele werden als eine Version veröffentlicht und verändern sich über die Zeit. So hat auch die Ausstellung als eine Version begonnen und entwickelt sich stetig durch Feedback und Recherche, zu der Atelierbesuche mit Kunstschaffenden auf allen Kontinenten gehören. So wächst und verändert sich die Ausstellung zu einer erweiterten Version von sich selbst“, sagt Kurator Hans-Ulrich Obrist. Nachdem bereits CHAMNAWANA (2018) von Koo Jeong A in die Ausstellung integriert wurde, folgen ab dem 5. März 2023 Werke von Ericka Beckman, Porpentine Charity Heartscape und Pierre Huyghe. Im Juni und September 2023 wird WORLDBUILDING in zwei weiteren Schritten um zusätzliche Werke ergänzt.

Eine Broschüre sowie ein umfangreicher Ausstellungskatalog wird unterschiedliche Perspektiven zum Phänomen Gaming reflektieren. Die Ausstellungsbroschüre umfasst Beiträge von Rahel Aima, Kathrin Beßen & Agnieszka Skolimowska, Giampaolo Bianconi, Sasha Bonét, Irene Bretscher, Sophie Cavoulacos, Tamar Clarke-Brown, Mike Connor, Raphaëlle Cormier, Travis Diehl, Rebecca Edwards, Marion Eisele, Mary Flanagan, Richard Grayson, Tamara Hart, Kathrin Jentjens, Rindon Johnson, Adèle Koechlin, Aude Launay, Malte Lin-Kröger, Toke Lykkeberg, Aïcha Mehrez, Anika Meier, Christiane Paul, Anna-Alexandra Pfau, Sarah Rifky, Tina Rivers Ryan, Elisa Schaar, Elena Vogman und Joni Zhu. Der Katalog, der 2023 erscheint, enthält Essays und Interviews mit den Künstler*innen über das Konzept des Gamings.

Die Ausstellung wird von Juni 2023 bis Januar 2024 ebenfalls im Centre Pompidou-Metz zu sehen sein.

 

Kurator:

Hans Ulrich Obrist (*1968, Zürich) ist künstlerischer Leiter der Serpentine Galleries in London, Senior Advisor bei LUMA Arles und Senior Artistic Advisor bei The Shed in New York. Zuvor war er Kurator des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. Seit seiner ersten Ausstellung World Soup (The Kitchen Show) im Jahr 1991 hat er mehr als 350 Ausstellungen kuratiert.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Larry Achiampong & David Blandy, Peggy Ahwesh, Rebecca Allen, Cory Arcangel, Ed Atkins, LaTurbo Avedon, Balenciaga, Ericka Beckman, Neïl Beloufa & EBB, Meriem Bennani, Danielle Brathwaite-Shirley, Cao Fei, Ian Cheng, Debbie Ding, Harun Farocki, Basmah Felemban, Ed Fornieles, Sarah Friend, Dominique Gonzalez-Foerster, Porpentine Charity Heartscape, Pierre Huyghe, The Institute of Queer Ecology, Koo Jeong A, JODI, Rindon Johnson, KAWS, Keiken, Kim Heecheon, Harmony Korine, Lawrence Lek, LuYang, Gabriel Massan, Lual Mayen, David OReilly, Philippe Parreno, Sondra Perry, Sahej Rahal, Jacolby Satterwhite, Afrah Shafiq, Frances Stark, Jakob Kudsk Steensen, Sturtevant, Transmoderna, Suzanne Treister, Theo Triantafyllidis, Angela Washko, Thomas Webb

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Die Broschüre begleitend zur Ausstellung können Sie hier downloaden.

SCREENING: LAURE PROUVOST

14. MAI 2022 – 29. MAI 2022

Samstag, 14. Mai 2022 &

Sonntags, 15., 22. & 29. Mai 2022

11 – 18 Uhr

 

Laure Prouvost

The Artist, 2010, Video, 10′10″, Farbe, Ton

Swallow, 2013, Video, 12′06″, Farbe, Ton

DIT LEARN, 2017, HD-Video, 15′22″, Farbe, Ton (Leihgabe der Galerie carlier | gebauer, Berlin/Madrid)

They Parlaient Idéale, 2019, HD-Video, 28′30″, Farbe, Ton (online auf JSC Video Lounge)

 

Anlässlich des Festivals düsseldorf photo+ zeigt die JSC Düsseldorf ein Screeningprogramm mit Arbeiten der französischen Künstlerin Laure Prouvost (*1978 in Croix, Frankreich; lebt und arbeitet in Brüssel). Prouvosts Videoarbeiten und immersiven Installationen setzen sich in erster Linie mit Sprache als Mittel der Kommunikation auseinander. Indem sie das vertraute Verhältnis von Bild, Sprache und Wahrnehmung in Frage stellt, spielt Prouvost mit den Gewohnheiten und Erwartungen der Betrachter*innen ihrer Werke. Als Ausgangspunkt von Prouvosts Arbeiten dienen reale und fiktionale, autobiografische und kollektive Erzählungen, die miteinander verschmelzen und zu neuen, nicht-linearen Narrativen geformt werden. In den schnell geschnittenen Videos kombiniert die Künstlerin Aufnahmen von Menschen, Natur und Alltagsobjekten, geschriebene Wörter mit Geräuschen und narrativen Elementen als Voiceover, die surreale, sinnliche und intime Momente schaffen.

Neben dem Screeningprogramm im Kino der JSC Düsseldorf wird Prouvosts Videoarbeit They Parlaient Idéale (2019) für die Dauer des Festivals online in der JSC Video Lounge auf www.jsfoundation.art zu sehen sein.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Laure Prouvost

SCREENING: MARK LECKEY

9. JANUAR 2022 – 10. APRIL 2022

Mark Leckey
Cinema-in-the-Round
, 2006–2008
Video, 42′21″, Farbe, Ton

Sonntag, 11–18 Uhr

Der britische Künstler Mark Leckey (*1964 in Birkenhead, Großbritannien) wurde in den 1990er-Jahren bekannt durch seine Videos über die britische Musik- und Subkultur. Sein künstlerisches Werk reflektiert die Macht von Bildern, deren Manipuliertheit, Inszenierung und Verbreitung im digitalen Zeitalter. Ausgangspunkt von Leckeys Arbeiten ist oftmals die Wirkung und Faszination von Marken, Produkten und Kunstwerken auf den Menschen. Diese Anziehungskraft übersetzt Leckey in präzise wie humorvolle Reflexionen über unsere Zeit. Er gilt weithin als prägender Künstler, der nachfolgende Generationen beeinflusst, die sich mit ähnlichen Fragen der Subkultur, Nostalgie und Popkultur beschäftigen.

Das Video Cinema-in-the-Round (2006–2008) ist ein Performance-Vortrag von Leckey über den Einfluss bestimmter Bilder auf ihn als Künstler. Im Kino des New Yorker Guggenheim Museums aufgenommen und in vier Kapitel unterteilt, präsentiert Leckey eine Found-Footage-Sammlung von Film-, Video- und Fernsehzitaten: angefangen von Malereien Philip Gustons, über einen geschichtlichen Abriss zu Katzen im Zeichentrickfilm, bis hin zu einer Gegenüberstellung der Comicfamilie Simpsons und dem Spielfilm Titanic. In Cinema-in-the Round erfährt die Betrachter:in nicht nur etwas über die Faszination des Künstlers für die Techniken, die Bilder auf der Kinoleinwand zum Leben erwecken, sondern auch über die Beziehung von Zwei- zu Dreidimensionalität oder über das Verhältnis von Objekt und Bild.

Parallel zum Screening im Kino der JSC Düsseldorf sind Leckeys Videoarbeiten Fiorucci Made Me Hardcore (1999) und Parade (2003) vor Ort in der aktuellen Ausstellung JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS zu sehen.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Mark Leckey

CHRISTOPH SCHLINGENSIEF
MESSAGE IN A BOTTLE

25. APRIL 2021 – 10. APRIL 2022

Christoph Schlingensief (1960–2010) war einer der wichtigsten deutschsprachigen Künstler seiner Zeit. Mit seinen politisch subversiven, oft extremen Aktionen und Projekten hob er die Grenzen zwischen Theater, Film, Fernsehen, Literatur und bildender Kunst auf. Mit dem Tod des Künstlers im Jahr 2010 entstand eine künstlerische Leerstelle, die weit über den deutschsprachigen Raum hinaus bis heute zu spüren ist.

Im Frühjahr 2021 widmen sich gleich drei Düsseldorfer Institutionen in einer übergreifenden Kooperation dem Werk Christoph Schlingensiefs: Während die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Christoph Schlingensief. Kaprow City zeigt, präsentiert das Filmmuseum eine Schlingensief-Filmreihe sowie Fotos von Eckhard Kuchenbecker, seinem Tonmeister und Vertrauten. Die Ausstellung CHRISTOPH SCHLINGENSIEF: MESSAGE IN A BOTTLE in der JSC Düsseldorf vereint erstmalig Schlingensiefs Werke aus dem Sammlungsbestand von Julia Stoschek in einer Präsentation. Die gezeigten Fotoprints, Videos und Mixed-Media-Installationen entstanden zwischen 2003 und 2008. Es sind Fragmente aus Schlingensiefs Performances und Inszenierungen, die von Julia Stoschek mäzenatisch unterstützt wurden. „Christoph Schlingensief steht für mich in einer Reihe mit großen deutschen Künstlerfiguren wie Beuys und Kippenberger. Dabei ist es ihm immer gelungen, durch seine Kunst direkten Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. Seine Arbeiten reflektieren ihre Gegenwart ohne jede Zurückhaltung und in voller Konsequenz“, sagt Julia Stoschek.

Das Düsseldorfer Kooperationsprojekt lädt zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung ein und macht die komplexen Bezüge zwischen den Werken Schlingensiefs erlebbar. „Schlingensief fehlt heute schmerzlich. Deshalb bin ich sehr glücklich darüber, dass wir gemeinsam mit der Kunstsammlung NRW und dem Filmmuseum dazu beitragen können, dass sein Werk über zehn Jahre nach seinem Tod nun endlich eine größere institutionelle Anerkennung erfährt“, so Julia Stoschek.

Christoph Schlingensief und Julia Stoschek verband eine langjährige und enge Freundschaft, die von einem intensiven Austausch über Schlingensiefs Projekte begleitet wurde. 2003 lernten sich beide kennen. Ein Jahr später begleitete Julia Stoschek Christoph Schlingensief auf den Proben zu den Bayreuther Festspielen, wo Schlingensief Parsifal inszenierte. „Uns hat eine tiefe Freundschaft verbunden“, sagt Julia Stoschek heute. „Die vier Jahre in Bayreuth waren für uns beide sehr prägend. In dieser Zeit ist Christoph Teil meiner Familie geworden.“

Später unterstützte die Sammlerin mehrere seiner Projekte, darunter sein Langzeitprojekt Der Animatograph (2005–07), eine begehbare Drehbühnenkonstruktion, die Aktions- und Projektionsfläche zugleich ist und in verschiedenen Variationen, u. a. in Reykjavík, Lüderitz in Namibia und Neuhardenberg, präsentiert wurde. Bestandteile dieser Installation waren die Videos I want to destroy (2005) und Affenführer (2005) sowie die Fotografien Affenbilder (2005), die heute alle in der JULIA STOSCHEK COLLECTION sind.

Spätestens mit Förderung der Aktion Diana II – What happened to Allan Kaprow? (2006) durch Julia Stoschek zeigte sich, dass die Unterstützung von Schlingensiefs Arbeit auch ideellen Wert hatte: Ursprünglich plante der Künstler eine Performance, die während der Londoner Kunstmesse Frieze aufgeführt werden sollte. Sie war als Fortführung der raumgreifenden, multimedialen Installation Kaprow City (2006) gedacht und wird nun vom 24. April bis 17. Oktober 2021 im K20 der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf präsentiert. Allerdings wurde die Aufführung verhindert, weil das Thema von Schlingensiefs Performance – der Unfalltod von Lady Diana – in Kombination mit der Ästhetik von B-Horror-Movies zu provokativ erschien. Daraufhin änderte Schlingensief sein Konzept und überführte Diana II – What happened to Allan Kaprow? in den Londoner Stadtraum. Mit einem aus der katholischen Liturgie entlehnten Tragaltar steuerte Schlingensief Orte an, die mit der Princess of Wales und Allan Kaprow, einem Mitbegründer der Aktionskunst, in Verbindung stehen. Als die Mittel durch den Ausschluss vom offiziellen Projekt der Messe knapp wurden und auch der Glaube daran abnahm, konnte Julia Stoschek helfen, wie eine Widmung Schlingensiefs dokumentiert: „Ohne Dich wäre Diana II nicht entstanden. Du warst die Einzige, die nicht abgeraten hat, sondern einfach Kraft gegeben hat.“ Der Diana Altar (2006) fand im selben Jahr Eingang in die Sammlung.

Ein weiterer persönlicher Bezug lässt sich zu der geheimnisvollen Arbeit Message in a Bottle (2008) herstellen. Das Objekt war ein Geschenk Christoph Schlingensiefs an Julia Stoschek anlässlich ihrer zweiten großen Sammlungspräsentation NUMBER TWO: FRAGILE im Jahr 2008.

Das Objekt besteht aus einem groben Holzrahmen und darauf verschraubten Plexiglasplatten, zwischen denen sich eine kleine Postsendung befindet. Der Brief ist an Schlingensief adressiert, frankiert und abgestempelt und erinnert dadurch an die Konzeptkunst und Mail Art der 1960er-Jahre. Zugleich zitiert Schlingensief hier das Kunstverständnis der Fluxus-Bewegung, welche Gegenstände des Alltags zu mysteriösen, auratisch aufgeladenen Kunstobjekten erhebt.

Der Weg des Objektes und der Inhalt der darin enthaltenen Briefsendung lassen sich nicht gesichert nachvollziehen. Es bleibt ungewiss, welche Information die Flaschenpost enthält. Um mehr zu erfahren, müsste das Objekt aufgebrochen und damit zerstört werden. Der Künstler und die Sammlerin gehen hier eine direkte Beziehung miteinander ein: Sie beruht auf den miteinander vereinbarten Regeln im Umgang mit Kunst, die sicherstellen, dass die Nachricht im Schutz des Kunstobjektes verharrt. Auf persönlicher Ebene dreht sich alles um Vertrauen – ein Vertrauen, das aushält, dass Dinge unausgesprochen bleiben.

 

CHRISTOPH SCHLINGENSIEF IN DÜSSELDORF

Parallel zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im K20 die Installation Kaprow City (24.4. – 17.10.2021). Das Filmmuseum Düsseldorf präsentiert innerhalb der Ausstellung Christoph Schlingensief: Projektionen eine Filmreihe und Fotos von Eckhard Kuchenbecker (24.4. – 31.8.2021).

Weitere Infos unter:

www.kunstsammlung.de

www.duesseldorf.de/filmmuseum

KÜNSTLER*INNENLISTE

Christoph Schlingensief

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Die Broschüre begleitend zur Ausstellung können Sie hier downloaden.

BEUYS 2021:
LUTZ MOMMARTZ
SOZIALE PLASTIK
SCREENING

17. JANUAR 2021 – 12. DEZEMBER 2021

Anlässlich von beuys 2021 wird der 16-mm-Film Soziale Plastik (1969) von Lutz Mommartz, der Teil der JULIA STOSCHEK COLLECTION ist, im Kino der JSC Düsseldorf präsentiert. Darüber hinaus ist der Film permanent online im Sammlungskatalog und in der JSC Video Lounge zu sehen.

Joseph Beuys hat sich als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts in das kollektive kulturelle Gedächtnis unserer Zeit eingebrannt. In Soziale Plastik sehen wir Beuys, wie wir ihn kennen, gekleidet in seine Markenzeichen: ein weißes Hemd, die Anglerweste und der dunkle Filzhut. Er schaut uns volle elf Minuten von der Leinwand aus an – ohne ein Wort zu sprechen, aber mit festem selbstbewussten Blick, den er direkt in die Kamera richtet. Beuys folgt mit seiner rudimentären Performance der Anweisung des Filmemachers. Dieser hatte – wie es im Vorspann des Films heißt – Beuys einzig und allein aufgefordert, „sich dem anonymen Zuschauer gegenüber zu verhalten“. Diese schlichte Regieanweisung an den Darsteller ist für Mommartz’ Filme ebenso typisch wie die minimalistisch gestalteten Settings, die Interaktion mit der Kamera sowie der Verzicht auf ein Drehbuch.

Beuys wird in Mommartz’ Film, wie auch der Werktitel suggeriert, zu dem, was er selbst immer propagiert hat: eine Soziale Plastik, die gestaltend auf die Gesellschaft einwirkt und diese zum Besseren hin verändert. Indem Beuys mit uns als Betrachter*innen über das Medium „Film“ in Blickkontakt tritt, eröffnet er einen sozialen Raum der Interaktion. Seine vehemente, ikonenhafte Präsenz setzt Beuys dabei als Mittel ein, dem wir uns als Zuschauende nicht entziehen können. Ob wir Beuys’ Blick standhalten, ihm ausweichen oder uns nach einigen Minuten gelangweilt abwenden – wir müssen uns gegenüber Beuys verhalten, ebenso wie er sich zu den „anonymen Zuschauer*innen“ verhält. Der Film fordert aufgrund der fehlenden Handlung nicht nur die herkömmlichen Sehgewohnheiten heraus, sondern lässt die Rezipient*innen in einen fast körperlich erfahrbaren Dialog mit Beuys treten. Beuys wendet so den Auftrag, den er von Mommartz erhalten hat, auf diese selbst an. Sie werden wiederum Teil der Performance und dadurch im Sinne der Beuys’schen Überzeugung, jeder Mensch sei ein Künstler, für die Länge der Interaktion selbst Künstler*innen.

Genau dieses Ausloten der Verhältnisse zwischen Filmemacher, dem Medium „Film“, den Protagonist*innen und Rezipient*innen sowie der Authentizität im Film interessiert Mommartz, der als einer der wichtigsten Vertreter*innen des deutschen Experimentalfilms gilt. Ende der 1960er-Jahre gehörte er zu einem Kreis von Filmemacher*innen, die sich unter dem Namen „Das andere Kino“ formierten. Die unabhängige Experimentalfilmbewegung, der unter anderem Werner Nekes, W + B Hein und Klaus Wyborny zugerechnet werden, gilt als Antwort auf das New American Cinema. Sie setzten sich nicht nur für neue filmische Ausdrucksmöglichkeiten fernab des Mainstreams und der Etablierung des Films in der bildenden Kunst ein, sondern auch für alternative Filmdistributionswege.

In gewisser Weise trifft Beuys’ Konzept der Sozialen Plastik und das Diktum, dass jeder Mensch ein Künstler sei, auch auf Mommartz selbst zu. Als Oberinspektor beim Düsseldorfer Stadtbauamt kam er Mitte der 1960er-Jahre als Autodidakt zum Film. In dieser „zweiten“ künstlerischen Karriere erlangte er 1967 plötzliche Bekanntheit durch die Teilnahme und Prämierung seiner 16-mm-Kurzfilme auf dem renommierten Experimentalfilmfestival im belgischen Knokke. Zusammen mit der Düsseldorfer Filmgruppe trug Mommartz zudem zur Gründung der Düsseldorfer Filmwerkstatt (1976) sowie der ersten Filmklasse an der Düsseldorfer Kunstakademie bei. Letztere wurde der Abteilung für Kunsterziehung in Münster angegliedert (heutige Kunstakademie Münster), die Mommartz von 1978 bis 1999 als Professor für Film leitete.

 

Soziale Plastik ist Teil von beuys 2021 und wird zusammen mit dem Spielfilm JUPP, WATT HAMWER JEMAHT? (2019) des Filmregisseurs Jan Bonny und des Künstlers Alex Wissel im Kino der Düsseldorfer JULIA STOSCHEK COLLECTION gezeigt. Soziale Plastik ist jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr zu sehen, JUPP, WATT HAMWER JEMAHT? findet sonntags um 16 Uhr statt.

Darüber hinaus ist Joseph Beuys’ Metallschild Buttocklifting (Edition Staeck) von 1974 als permanente Installation neben dem Eingang des Sammlungsgebäudes zu sehen.

 

Lutz Mommartz (* 1934) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Das Werk des Experimentalfilmers wird aktuell innerhalb einer großen Retrospektive in der Kunsthalle Düsseldorf gezeigt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Lutz Mommartz

BEUYS 2021:
JAN BONNY & ALEX WISSEL
JUPP, WATT HAMWER JEMAHT?
SCREENING

17. JANUAR 2021 – 12. DEZEMBER 2021

Anlässlich von beuys 2021. 100 jahre joseph beuys zeigt die JULIA STOSCHEK COLLECTION den Spielfilm JUPP, WATT HAMWER JEMAHT? (2019) des Filmregisseurs Jan Bonny und des Künstlers Alex Wissel im Kino der JSC Düsseldorf.

Der Film JUPP, WATT HAMWER JEMAHT? (2019), in dem Joseph Beuys immer wieder als Geist aus der Vergangenheit auftaucht, ist eine Satire auf den deutschen Kunstbetrieb, der rot-grünen Regierungszeit unter Gerhard Schröder und den Verflechtungen von Lüge, Moral, Macht, Kunst und Politik. Bonny und Wissel planten ursprünglich, einen Kurzfilm über Beuys. Als Ausgangspunkt sollte Beuys’ These „Jeder Mensch ist ein Künstler“ fungieren. In der Vorrecherche wurden Bonny und Wissel auf Parallelen zwischen dem Diktum sowie dem verstärkten Aufkommen von neoliberalen Werten in unserer Gesellschaft aufmerksam: Demnach habe heute jeder das Potenzial als Ich-AG erfolgreich zu sein, wenn er sich nur genug anstrenge und kreativ sei. Über diesen Gedanken stießen Bonny und Wissel auf Helge Achenbach, einst einer der erfolgreichsten Kunstberater Deutschlands. Sie verwarfen die erste Idee und widmeten sich stattdessen der spektakulären Geschichte um den Auf- und den Abstieg Achenbachs, der mit seinem gönnerhaften Unternehmertum all das für sie verkörperte, was die neoliberale Interpretation von Beuys’ Diktum ausmacht. Achenbach wurde mit der Vermittlung und dem Verkauf von Kunstwerken reich. Und er verlor all dies, als aufgedeckt wurde, dass er die Rechnungen an seine Kunden, etwa den Aldi-Erben Berthold Albrecht, zu seinen Gunsten manipuliert hatte. Vor Gericht bezeichnete Achenbach seine gefälschten Rechnungen als „Collagen“. 2015 wurde er wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilt.

Bonnys und Wissels Film ist als Theaterinszenierung gestaltet und basiert auf der Webserie Rheingold, die 2018 für die Volksbühne Berlin produziert wurde. Die Schauspieler*innen spielen in einer raumgreifenden Bühnenkulisse, die die Kunstgeschichte zitiert, indem dort etwa eine übergroße Version der Capri-Batterie von Beuys oder die Euro-Skulptur von Ottmar Hörl zu sehen sind. In experimenteller und improvisierter Manier halten die Schauspieler*innen das Textbuch in ihren Händen und lesen neben den Dialogen auch die Regieanweisungen vor. Die Szenen wechseln zwischen verschiedenen Raum- und Zeitebenen, von Ende der 1960er- bis in die 2000er-Jahre hinein. Die Geschichte um den Auf- und Abstieg Achenbachs, der abwechselnd von Bibiana Beglau und Joachim Król gespielt wird, wird so zur humorvollen Kritik an der narzisstischen Selbstvermarktungskultur der 2000er-Jahre.

JUPP, WATT HAMWER JEMAHT? (2019) ist Teil von beuys 2021 und wird zusammen mit Lutz Mommartz’ Soziale Plastik (1969) im Kino der Düsseldorfer JULIA STOSCHEK COLLECTION gezeigt. Soziale Plastik ist jeden Sonntag von 11 bis 16 Uhr zu sehen, JUPP, WATT HAMWER JEMAHT? findet sonntags um 16 Uhr statt.

Darüber hinaus ist Joseph Beuys’ Metallschild Buttocklifting (Edition Staeck) von 1974 als permanente Installation neben dem Eingang des Sammlungsgebäudes zu sehen.

 

Jan Bonny (* 1979) lebt und arbeitet in Köln.

Alex Wissel (* 1983) lebt und arbeitet in Düsseldorf und München.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Jan Bonny & Alex Wissel

JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION

17. JANUAR 2021 – 10. APRIL 2022

Was wir als Wahrheit begreifen, vermittelt sich in hohem Maße durch Bewegtbilder. Dies machen sich verschiedene Mächte zunutze, um Einfluss zu nehmen. Vor diesem Hintergrund zeigt die Ausstellung, dass zeitbasierte Medien im Stande sind, politische Ideologien mit dem Verlangen zu verknüpfen, sich eine eigene private Welt zu erschaffen. Die Arbeiten bedienen sich unterschiedlicher kultureller Narrative und vermitteln einen Eindruck davon, in welchem Sinn sie ein Inkubator für soziale Mythologien sein können.

Traditionelle Mythen sind Geschichten über Gottheiten, die Schöpfung und das Heilige, die sich durch ihre weite Verbreitung sowie ihr ambivalentes Verhältnis zur Wahrheit auszeichnen. Sie erzählen von unumstößlichen Wahrheiten. Gleichzeitig unterhalten und erziehen sie das Publikum, indem sie einfache Charaktere zu Archetypen stilisieren. In JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS wird das Spannungsfeld zwischen Fakten und Fiktionen in den Blick genommen, das durch persönliche sowie kollektive Narrative hervorgebracht wird. Die in der Ausstellung vertretenen Arbeiten interpretieren Mythologien neu, konterkarieren etablierte Verhaltensmuster und imaginieren darüber hinaus außergewöhnliche visuelle und akustische Welten. Allen Arbeiten ist gemein, dass sie die Grenzen zwischen Mythos, Fakt und Fantasie – mal bewusst, mal unbewusst – verschwimmen lassen. Durch alltägliche Handlungen des Spielens, des Übertreibens, des Performens, werden folgende Fragen aufgeworfen: Wenn wir noch auf etwas vertrauen könnten, worauf wäre das? Wie wird in diesen Geschichten Bedeutung generiert? Von wem werden solche Mythen heute erschaffen? Und welchen Narrativen wird man auch in Zukunft noch Glauben schenken?

Wu Tsangs Videoarbeit Wildness (2012) und Mark Leckeys Videoarbeiten Fiorucci Made Me Hardcore (1999) und Parade (2003) drücken den Wunsch nach einem Zugehörigkeitsgefühl innerhalb kultureller Bewegungen und Szenen aus. Die Arbeiten dokumentieren unterschiedliche Subkulturen und beleuchten die kollektiven Phantasien, die in diesen Kontexten als verbindende Elemente fungieren. Mike Kelleys jahrzehntelanges Projekt Extracurricular Activity Projective Reconstruction #36 (Vice Anglais) (2011) unterwandert popkulturelle amerikanische Medientropen durch albtraumhafte Performances, in denen kulturelle Archetypen auf verstörende Weise miteinander interagieren.

Sowohl die Guerrilla Girls als auch Natascha Sadr Haghighian greifen in ihren jeweiligen Arbeiten bestimmte Kunstwelt-Mythen auf, indem sie ihre persönlichen Narrative und ihre Identitäten fiktionalisieren. Klara Lidén setzt ihren ambivalent gegenderten, weißen Körper in ihren Videoarbeiten Paralyzed (2003) und Grounding (2018) als Mittel ein, um traditionelle Genderrollen in Frage zu stellen.

Lina Lapelytės Hunky Bluff Act 1–6 (2015) und Jamie Crewes Pastoral Drama (2018) adaptieren Mythologien und Opernarien, um kulturelle Narrative und Gendernormen aufzubrechen. Ähnlich verhält es sich mit Mika Rottenbergs Chasing Waterfalls. Ihre Videoarbeit The Rise and Fall of the Amazing Seven Sutherland Sisters (2006) sowie WangShuis From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2018) nutzen Fabeln, Werbeformate und zeitgenössische Architektur, um Fragen zur Konstruktion von Identität aufzuwerfen. Laure Prouvosts Videoarbeit They Parlaient Idéale (2019), die für den französischen Pavillon auf der 58. Biennale in Venedig entstand, etabliert eine eigene Mythologie, indem die Künstlerin Sprache, Bild und Bewegung miteinander verschränkt. Jacolby Satterwhites opulente digitaleTableaus geben Einblick in utopische Science-Fiction-Welten, die neuartige Beziehungen und Hierarchien generieren.

Text: Rachel Vera Steinberg

 

Die dritte Ausgabe von JSC ON VIEW präsentiert Video- und Soundinstallationen von zwölf Künstler*innen der JULIA STOSCHEK COLLECTION. Einige davon sind erstmalig in der JSC Düsseldorf zu sehen. 

JSC ON VIEW: MYTHOLOGISTS wird kuratiert von Rachel Vera Steinberg, Stipendiatin des JSC Curatorial & Research Residency Programs (CRRP) 2019–2020.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Jamie Crewe, Guerrilla Girls, Mike Kelley, Lina Lapelytė, Mark Leckey, Klara Lidén, Laure Prouvost, Mika Rottenberg, Natascha Sadr Haghighian, Jacolby Satterwhite, Wu Tsang, WangShui

Booklet

Begleitend zur Ausstellung ist ein kostenloses Begleitheft erschienen, das hier als Download erhältlich ist.

JEREMY SHAW
QUANTIFICATION TRILOGY

17. JANUAR 2021 – 10. APRIL 2022

Jeremy Shaws Quantification Trilogy umfasst die drei parafiktionalen Kurzfilme Quickeners (2014), Liminals (2017) und I Can See Forever (2018). Die thematisch und zeitlich verwobenen Arbeiten erzählen von marginalisierten Gemeinschaften in einer Zukunft nach „The Quantification“. Durch eine wissenschaftliche Entdeckung sind sämtliche Parameter transzendentaler Erfahrung empirisch erfasst worden. Shaw greift für diese Vision auf Ästhetik und Bildmedien des 20. Jahrhunderts zurück und führt Stilelemente des Cinéma vérité, ethnographischen Films, von Konzeptkunst und Musikvideogenre zusammen, um den Betrachter*innen die Echtheit des Gesehenen nahezulegen und kritische Perspektiven auf Machtsysteme zu eröffnen. Die Quantification Trilogy entfaltet sich entlang der Bereiche Gegenkultur, Evolutionstheorien, virtuelle Realität, Neurotheologie, Esoterik, Tanz, der Repräsentation des Erhabenen und Vorstellungen von Transzendenz.

Quickeners, dessen Erzählung 500 Jahre in der Zukunft angesiedelt ist, zeigt die Handlungen und Berichte einer kleinen Gruppe von „Quantenmenschen“, die Symptome des „Human Atavism Syndrome“ [Atavistisches Menschensyndrom] aufweisen. Die Aktivierung eines latenten Gens weckt in den Betroffenen den Wunsch, die in Vergessenheit geratene Spiritualität ihrer menschlichen Ahnen aufzuspüren. Als drahtlos mit einer Entität namens „The Hive“ verbundene Spezies, hat der Quantenmensch durch sein rein rationales Handeln Unsterblichkeit erlangt. Für die Schilderung der unheimlichen Renaissance eines altertümlichen Glaubenssystems, verwendet Shaw in Quickeners akribisch aufbereitetes dokumentarisches Archivmaterial von christlichen Schlangenbeschwörern der Pfingstbewegung. Im Verlauf der Arbeit kommentiert ein Quantenmensch-Erzähler in sachlichem Ton, was sich vor den Augen der Betrachter*innen abspielt: unverständliche Zeug*innenberichte, Predigten, Gebete, Konvulsionstänze, Zungenreden, Schlangenbändigung sowie ekstatische Zustände, die „Quickenings“ genannt werden.

Liminals ist als wiedergefundene Episode einer Dokumentarserie über Randgesellschaften („Periphery Altruist Cultures“) inszeniert, die auf den weit verbreiteten Verlust der Fähigkeit zu glauben reagieren. Drei Generationen nach der Gegenwart ist die Menschheit aufgrund dieser Entwicklung vom Aussterben bedroht. Eine Gruppe namens „The Liminals“ ist überzeugt, durch die Injektion von Maschinen-DNA und die Wiederaufnahme einst aufgegebener spiritueller Rituale Zugang zu einem „Paraspace“ zwischen dem physischen und dem virtuellen Raum zu erhalten, um von dort aus eine neue Phase menschlicher Evolution einzuleiten. Im Stil des Cinéma vérité der 1970er-Jahre begleitet Liminals die Mitglieder der Gruppe bei ihren verschiedenen kathartischen Praktiken – von Herumwirbeln und Kundalini-Yoga bis zu Modern Dance und Headbangen. Sie sind der Versuch, ihre gegenwärtige Realität zu durchbrechen und die Menschheit zu retten.

I Can See Forever ist als Fernsehdokumentarserie über „The Singularity Project“ angelegt – ein gescheitertes Regierungsexperiment, das auf die Erschaffung einer harmonischen Synthese von Mensch und Maschine abzielte. Der Film spielt etwa 40 Jahre in der Zukunft und verwendet Fly-on-the-wall-VHS Filmmaterial der 1990er-Jahre, um die Geschichte des 27-jährigen Roderick Dale, dem einzig bekannten Überlebenden des Projekts, aufzudecken. Obwohl Dales Erbmaterial zu 8,7 Prozent aus Maschinen-DNA besteht, interessiert er sich nicht für die Virtual-Reality-Möglichkeiten seiner Zeit und widmet sein Leben dem Tanz. Dale behauptet, während seiner einzigartig virtuosen Tänze in der Lage zu sein, „Für Immer zu Sehen“ – eine vielschichtige und fragwürdige Redewendung seiner Zeit, die er als die Fähigkeit definiert, eine digitale Ebene vollkommener Transzendenz zu erreichen und dabei die leibliche Präsenz zu bewahren.

Die Trilogie wird ergänzt durch Shaws Fotoserie Towards Universal Pattern Recognition (2016–2020). Die gerahmten Archivaufnahmen zeigen Personen in Zuständen spiritueller, hedonistischer oder technologischer Katharsis. Die Fotografien sind in Prismenglas gefasst, das mehrfach gebrochene Bilder eines bestimmten Elements erzeugt. Diese Darstellungsform der Fotografien scheint nicht nur dem veränderten Bewusstseinszustand der fotografierten Subjekte zu entsprechen, sie lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Perspektive der Kamera sowie die Überzeugungen und Wertevorstellungen von Fotograf*in und Betrachter*in.

Maxwell Stephens

Die Quantification Trilogy ist Teil der JULIA STOSCHEK COLLECTION und in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein in Hamburg und der Esker Foundation in Calgary, Kanada sowie mit Unterstützung der KÖNIG GALERIE und dem Canada Council for the Arts entstanden. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Jeremy Shaw

QUANTIFICATION TRILOGY READER & BOOKLET

Hrsg. von Kunstverein in Hamburg, Esker Foundation und JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V.

Texte von Nora Khan, Maxwell Stephens, Jeremy Shaw, Bettina Steinbrügge, Naomi Potter und Julia Stoschek

Sprache: Deutsch/ Englisch. 2021. 287 Seiten. 114 farbigen Abbildungen. Harcover, gebunden.

Erschienen im Information Office Verlag, Vancouver.

ISBN: 978-1-9888-6004-6

Museumsausgabe: 42 €

 

Jeremy Shaws Quantification Trilogy Reader ist eine Erweiterung des künstlerischen Projekts und der Installation. Das Buch gibt die Erzählungen der Filme durch vollfarbige Videostills im Originalausschnitt wieder, um eine immersive visuelle Erfahrung hervorzurufen. Die Publikation beinhaltet zudem die Voiceover-Transkripte und essayistische Texte zu den Themen der Arbeiten.

 

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Begleitend zur Ausstellung ist ein kostenloses Begleitheft erschienen, das hier als Download erhältlich ist.

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY DOROTA GAWĘDA AND EGLĖ KULBOKAITĖ
SCREENING

7. JUNI 2020 – 6. DEZEMBER 2020

1. TEIL
7. Juni – 11. Oktober 2020

2. TEIL
11. Oktober – 6. Dezember 2020

Dorota Gawędas und Eglė Kulbokaitės Arbeiten umfassen Live-Performances, immersive Installationen, Skulpturen, Gerüche und Interventionen in den sozialen Medien, die sich zwischen feministischer Theorie und Fiktion bewegen. Die Videoarbeiten MOUTHLESS (2020) und YGRG14X: READING WITH A SINGLE HAND (2018), die in der JSC Düsseldorf präsentiert werden, stehen in Verbindung mit dem fortlaufenden Performance-Projekt YOUNG GIRL READING GROUP (YGRG). Mit YGRG zeigen, erforschen und kontextualisieren Gawęda und Kulbokaitė den lesenden Körper und untersuchen seine Beziehungen zu Text, Umwelt und Technologie. Das Projekt zielt darauf ab, eine neue Sensibilität für das Lesen als Verkörperung von Sprache und als kollektive Praxis zu erwecken.

Ritualität, Mythologie, Geschichtsschreibung und die Beziehung zwischen Mensch und Natur stehen im Zentrum der neuen Videoarbeit MOUTHLESS (2020), die als volkstümliche Horrorgeschichte angelegt ist. Inhaltlich verknüpft die Videoarbeit historische Überlieferungen von Hexenprozessen in der Schweizer Region Freiburg mit osteuropäischer Folklore, magischen Riten und zeitgenössischen Heilpraktiken. Zu sehen sind dokumentarische Aufnahmen einer Performance mit mehreren Leser*innen, animierte Sequenzen abstrakter Formen und Landschaften sowie im Wald gedrehte Szenen. Ausgehend von der Recherche der Künstlerinnen zur „Hexerei“ als transhistorischer und transkultureller Praxis, ist MOUTHLESS als Versuch einer feierlichen Beschwörung und der Kommunikation mit den Versehrten und Verstorbenen – ob Mensch, Tier oder Pflanze.

Eine unsichtbare olfaktorische Installation ist ebenfalls Teil von MOUTHLESS: So soll der Geruch von feuchter Erde im Ausstellungsraum eine unbewusste körperliche Reaktion hervorrufen.

Das Video YGRG14X: READING WITH A SINGLE HAND untersucht den individuellen Akt des Lesens als intime, multisensorische Erfahrung. Dabei verschiebt sich die Aufmerksamkeit nicht primär auf den Blick. Stattdessen wird der Fokus auf den gesamten Körper gerichtet. YGRG14X besteht aus der Videodokumentation einer frühen Performance des YGRG-Manifests und Paul B. Preciados Text Gender, Sexuality, and the Biopolitics of Architecture: From the Secret Museum to Playboy. Preciado zeigt darin auf, wie die Aktivität des Lesens für Frauen auf den häuslichen Rückzugsraum beschränkt war, und das Lesen, wie Sexualität, Erfahrungsbereiche waren, die nur innerlich erlebt wurden. YGRG14X: READING WITH A SINGLE HAND erforscht das Umfeld und die gestische Sprache des Boudoirs (das Privatzimmer einer Frau) am Ende des 18. Jahrhunderts, wo sich durch das Lesen ein modernes, „synthetisch vermitteltes“ Verständnis des sexuellen Erlebens, insbesondere in Bezug auf Selbstbefriedigung, entwickelte, „das aus dem Lesen herauswächst und sich auf die nicht-organische Welt, auf Geruch, Sehen und Tasten ausdehnt „. In Preciados Text fungiert das Buch – und im Falle der Performance das iPhone, das zusätzlich von den Performer*innen zum Lesen, Filmen und als Lichtquelle benutzt wurde – als Schnittstelle, an der individuelle Gedanken, subjektiv erlebte körperliche Lust und Fantasien zutage treten. Das auf diese Weise eingesetzte iPhone dient somit gleichermaßen als Wissensvermittler und als Aufnahmegerät.

 

FILMS BY DOROTA GAWĘDA & EGLĖ KULBOKAITĖ ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Dorota Gawęda, Eglė Kulbokaitė

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY MOREHSHIN ALLAHYARI
SCREENING

8. MäRZ 2020 – 3. MAI 2020

FILMS BY MOREHSHIN ALLAHYARI präsentiert drei Arbeiten der iranischen Künstlerin und Aktivistin Morehshin Allahyari, die Teil des fortlaufenden Forschungsprojekts She Who Sees The Unknown sind. Das Projekt, bestehend aus Video- und VR-Arbeiten, Vorträgen und Installationen, erstellt ein fiktives Archiv aus feministischen Erzählungen von zwölf weiblichen beziehungsweise queeren Figuren. Sie entstehen in Anlehnung an die „Jinn“, die in der islamischen Mythologie und Theologie als übernatürliche Kreaturen gelten. Mithilfe von Animation und 3-D-Modellierungsverfahren lässt die Künstlerin die Wesen wiederauferstehen. Zugleich werden sie narrativ in gegenwärtige Kontexte eingebettet. Diesen Prozess bezeichnet Allahyari – inspiriert von den Theoretikerinnen Donna Haraway und Rosi Braidotti – als „Re-Figuring“. Zentrale Themen des Archivs sind neben der feministischen Aneignung von tradierten Geschichten und Mythen des mittleren Ostens der aktuelle Umgang mit kulturellem Erbe, politischen Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung und digitalem Kolonialismus. Im Rahmen von horizontal vertigo zeigt die JSC Düsseldorf drei der vier bereits realisierten Figuren von Allahyari: Huma (2016), Ya’jooj Ma’jooj (2017) und Aisha Qandisha (2018).

Zu Beginn einer jeden Videoarbeit wird ein mantraartiges Manifest über die Bedeutung und das Ziel von She Who Sees The Unknown vorgetragen. Gesprochen von der Künstlerin selbst, charakterisiert es die Figuren als monströse „Andere“, als dunkle Göttinnen und gespaltene oder ambivalente Persönlichkeiten. Entsprechend der mythischen Erzählungen wird jeder Figur von Allahyari individuell eine fiktive Erzählung gewidmet, in der sie beispielsweise für die globale Erderwärmung (Huma), die Verhärtung von Landesgrenzen (Ya’jooj Ma’jooj) oder die sexuellen Bedürfnisse von Frauen* (Aisha Qandisha) verantwortlich gemacht werden.

Allahyari begreift She Who Sees The Unknown als feministischen Akt. Sie eignet sich ein Handlungsfeld an, das noch immer überwiegend von westlichen weißen Männerfiguren dominiert wird: den digitalen Raum. Die Künstlerin fordert eine Wandlung des Rollenbildes der Women of Color mithilfe ihrer weiblich/queeren Figuren, die sich durch ihre Rekontextualisierung von dem Stereotyp männlicher Heldenfiguren emanzipieren. Der von Allahyari eingeführte Begriff des digitalen Kolonialismus verweist zusätzlich zur Unterrepräsentanz von Frauen* in digitalen Berufen auf den einseitigen, meist westlich-elitären Zugang zu neuesten technologischen Errungenschaften. Ihr Ziel ist es, diese neue Form des Kolonialismus zu überdenken und zukünftig zu transformieren.

 

FILMS BY MOREHSHIN ALLAHYARI ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Morehshin Allahyari

HORIZONTAL VERTIGO:
SOPHIA AL-MARIA
BITCH OMEGA

8. MäRZ 2020 – 6. DEZEMBER 2020

BITCH OMEGA, Sophia Al-Marias erste Einzelausstellung in Deutschland, zeigt eine Auswahl von Film- und Videoarbeiten, die Geschichtsschreibung und Mythenbildung über unser Verhältnis zu Kamera und Screen hinterfragen. In ihren Arbeiten und Texten untersucht die katarisch-amerikanische Künstlerin, wie Erzählungen und Geschichte über Revision und Neuinterpretation umgeschrieben werden können, um unterdrückte und nicht gehörte Stimmen Raum zu geben. Auf dem undurchsichtigen Gelände zwischen postkolonialer Identität, Repräsentation und Begehren behandeln die Arbeiten in der Ausstellung die Gewalt, die mit jeder Erzählung, jedem Blick, jeder (Kamera-)Perspektive und der Zirkulation von Bildern einhergeht.

Die Ausstellung BITCH OMEGA zeigt erstmalig den gleichnamigen Videoessay von Sophia Al-Maria (2020). Der Titel bezieht sich auf den rangniedrigsten Wolf eines Rudels, den Omega-Wolf. In seinem nach unten gerichteten und demütigen Blick erkennt Al-Maria eine hypersubjektive Sicht auf die Welt, die sie der Perspektive des allwissenden Erzählers gegenüberstellt. Für Al-Maria ist der Omega-Wolf ein Beobachter der Geschichte am sogenannten „Omega-Punkt“, der einen spekulativen End- oder Zielpunkt in der fernsten Zukunft des Universums beschreibt, an dem alles zusammenläuft. Die neue Videoarbeit ergründet vor dem Hintergrund der extremen kulturellen, politischen und ökologischen Verschiebungen unserer Gegenwart, welchen Unterschied es macht, als Zeug*in oder Teilnehmer*in verwickelt zu sein. Das mehrteilige Video, in dem Smartphone-Bildmaterial, Found Footage und Videos aus Al-Marias Kindheit collagenartig zusammengefügt sind, wird sich im Laufe der Ausstellung weiterentwickeln und erst zum Ende vollständig zu sehen sein.

Neben Bitch Omega präsentiert die Ausstellung Al-Marias zentrale Videoarbeit Beast Type Song (2019), die im September 2019 erstmals in der Tate Britain gezeigt wurde. Beast Type Song basiert auf Etel Adnans Buch The Arab Apocalypse (1989) und spielt in der Zeit eines post-apokalyptischen „Sonnenkriegs“. Die Arbeit, in der die Künstler*in boychild und die Schauspieler*innen Yumna Marwan und Elizabeth Peace die Hauptrollen übernehmen, ist durchzogen von unterschiedlichen Referenzen zu Literatur, Film- und Popkultur: So werden die Figuren Caliban und Sycorax aus Shakespeares Der Sturmoder die Schriften von Michelle Cliff und Mohamed Choukri mehrfach zitiert. Beast Type Song ist ein Film im Film, der seine eigene Entstehung reflektiert: Als Erzählerin der Geschichte dekonstruiert Al-Maria das Drehbuch, indem sie Aufbau und Struktur thematisiert.

Mit Major Motions und White Man’s Bible (Revenge Porn) sind darüber hinaus zwei Arbeiten aus dem Jahr 2018 mit der chinesischen Schauspielerin Bai Ling als Protagonistin zu sehen. Im Videoloop Major Motions verkörpert Bai in Anlehnung an das Logo der Filmproduktionsfirma Columbia Pictures die sogenannte „Torch-Lady“ (Die Frau mit der Fackel). Im Original ist eine weiße Frau im antik-römischen Gewand zu sehen, die als Symbol der Aufklärung eine leuchtende Fackel hält und der frühen weiblichen Personifizierung Amerikas, Columbia, nachempfunden ist. Al-Maria ersetzt die Fackel durch einen Vibrator und stellt Bai vor einen immer wieder aufgehenden Mond, unterlegt von einem verzerrten Soundtrack. So verwandelt die Künstlerin eines der ikonischsten Logos der Filmgeschichte in ein spielerisches Symbol weiblicher Ermächtigung und Lust. Bai taucht auch in der Videoinstallation White Man’s Bible (Revenge Porn) wieder auf, die aus 59 gestapelten Exemplaren des Playboy-Magazins – eines davon mit Bai auf dem Titelbild – und einem iPhone als Videoplayer besteht. Im Jahr 2005 war sie die erste Asiatin auf dem Cover der amerikanischen Ausgabe des Magazins. Der Auftritt kostete sie ihre Rolle in einem Star Wars-Film, aus dem sie in der Postproduktion herausgeschnitten wurde. In einem Interview, das in der Videoinstallation zu sehen ist, berichtet sie über dieses Erlebnis.

Ausgehend von Al-Marias persönlichen Erfahrungen aus ihrer Zeit als Drehbuchautorin in Kairo, beziehen sich die Arbeiten Rape Gaze, Torturous Journey und Class A (alle 2014) auf ein Filmprojekt, das unrealisiert blieb. Das Drehbuch für Berettawar von sogenannten Revengeporn-Filmen inspiriert und handelte von einer stummen Frau, die sich an ihren Tätern rächen will. Al-Maria verwendet in diesen Arbeiten Teile des Projekts, um die misogynen und rassistischen Strukturen der Filmindustrie aufzudecken, die Beretta einst verhinderten. Zu sehen sind etwa Aufnahmen vom Vorsprechen und Interviews mit der Hauptdarstellerin sowie Fragmente ägyptischer Filmplakate aus den 1970er und 80er Jahren, die den von Al-Maria als „rape gaze“ bezeichneten „Vergewaltigungsblick“ verdeutlichen.

In der Ausstellung BITCH OMEGA führt Sophia Al-Maria verschiedene Erzählungen zusammen, die ihre Praxis im letzten Jahrzehnt bestimmt haben. Ihre kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Schreiben und der Darstellung von Geschichte durch die mediale Verbreitung von Bildern in Film, Print und sozialen Medien, stellt die Idee des allwissenden Erzählers infrage und kritisiert die fest etablierten Grundlagen westlicher Ideologien und Machtstrukturen. Diesen stellt sie eine nach innen gerichtete, hypersubjektive Perspektive gegenüber. „Um die Begegnung mit der Wirklichkeit zu verarbeiten“, sagt Al-Maria, „verdichtet und verzerrt unser Gehirn die Ereignisse in der äußeren Umgebung zu einer verständlichen Einheit – einer eigenen Wahrnehmung, die eine Ansammlung, ein Stückchen eines platonischen Ideals der ,Wahrheit‘ ist.“ Die Frage bleibt: Wessen Wahrheit?

 

BITCH OMEGA ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Sophia Al-Maria

BEGLEITHEFT

Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.

It’s Time for Storytellers to Go to Battle, ein Gespräch mit Sophia Al-Maria, ist hier downloadbar.

JSC ON VIEW II
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION

9. FEBRUAR 2020 – 6. DEZEMBER 2020

Im Fokus der aktuellen Ausgabe von JSC ON VIEW stehen Werke aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION, die sich mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Die Ausstellung zeigt sieben Video- und Filmarbeiten und acht Fotografien von elf internationalen Künstler*innen im Düsseldorfer Sammlungsgebäude. Der Schwerpunkt liegt dabei – neben zeitbasierter Kunst – auf dem ebenfalls stark in der Sammlung vertretenen Genre der Fotografie.

In unserer Gegenwart, die von politischer Instabilität und gewaltsamen Konflikten geprägt ist, blicken die ausgewählten Arbeiten thematisch nicht nur auf vergangene politische und geschichtsträchtige Orte sowie gesellschaftsrelevante Ereignisse zurück, sondern dokumentieren aktuelle Formen von territorialen Machtmechanismen und individuellem politischen Widerstand. Einzelne Personen und Gruppen, die mit Aus- und Abgrenzung konfrontiert sind, werden dabei in den Mittelpunkt der Arbeiten gestellt und in ihrer Vielfalt und Differenz sichtbar. Zudem stellen die Werke Alternativen und unkonventionelle Zufluchtsorte vor, um mit den politischen und sozialen Unsicherheiten unserer Zeit umzugehen.

Reflektiert wird in den Werken darüber hinaus stets das Medium selbst – der Authentizitätsanspruch von Bildern im digitalisierten und globalisierten Zeitalter. Die fotografischen und zeitbasierten Werke verdeutlichen, wie Bilder manipuliert, inszeniert und über das Internet und die Massenmedien verbreitet werden. Sie decken somit auf, wie die Grenzen von Fakt und Fiktion verschwimmen, Bilder zu Ikonen avancieren und Eintritt ins kollektive Bildgedächtnis finden.

So ist Thomas Demands wohl bekannteste Fotografie Badezimmer (Bathroom) (1997), die auf das Magazincover des Stern zum Fall „Uwe Barschel“ zurückgeht (1987), eine zentrale Arbeit der Ausstellung. Während in der Originalfotografie der Leichnam des Politikers zu sehen ist, fehlt dieser in Demands aufwendig hergestelltem Papiermodell des Badezimmers, das er anschließend abfotografierte. Demands Interesse gilt weniger der Affäre selbst, als der Tatsache, dass diese durch das Medium Fotografie bestimmt wurde: Mit den Fotos des Reporters, der den leblosen Politiker fand und ablichtete, wurde zum ersten Mal ein vermeintlicher Selbstmord auf der Titelseite des Stern abgebildet. Dadurch wurden sie zu ikonischen Bildern, die sich in das kollektive deutsche Bildgedächtnis einbrannten.

In APEX (2013) lässt Arthur Jafa bekannte Motive aus der Jazz- und Popkultur und Bilder marginalisierter Kulturformen gegeneinander laufen. Die Videoarbeit ist eine rasante Abfolge von Found-Footage-Material, stark rhythmisiert und synchronisiert zu elektronischen Techno-Beats des Detroiter DJs Robert Hood. Der Künstler kombiniert u. a. Bilder von Musikikonen wie Jimi Hendrix oder Bob Marley, von Kunstfiguren wie Mickey Mouse oder Felix the Cat mit verstörenden Aufnahmen von Mord, Sklaverei und Diskriminierung von Schwarzen Menschen. APEX thematisiert die Geschichte und Gegenwart Schwarzer Kultur und den Versuch, die „Kraft, Schönheit und Verfremdung“ (Arthur Jafa) der afroamerikanischen Musik auf den Film zu übertragen.

In November (2004) folgt Hito Steyerl den verschiedenen Lebensphasen ihrer Freundin Andrea Wolf, die sich als Revolutionärin der PKK anschloss und 1998 im Kampf gegen die türkische Regierung ums Leben kam. Anhand der Biografie von Wolf untersucht November (2004) die vielfältigen Verflechtungen zwischen territorialer Machtpolitik und individuellen Formen von Widerstand sowie das zunehmende Verwischen der Grenzen zwischen Fakt und Fiktion im globalisierten Zeitalter.

Ebenfalls um Realität und ihre Inszenierung geht es in der Fotoserie The Innocents (2002) von Taryn Simon. Die Künstlerin porträtierte zu Unrecht verurteilte Gewalttäter, deren Unschuld nachträglich durch DNA-Tests bewiesen wurde, an Orten, die mit ihrem Fall in Verbindung stehen. In Abkehr vom fotografischen Realismus spielt Simon in ihren aufwendig inszenierten Bildern mit den verschiebbaren Grenzen von Wahrheit und Konstruktion, die sowohl in Strafprozessen zwischen Anklage und Verteidigung als auch in der Fotografie, in der selbst das genaueste Abbild nie der Realität entspricht, unsere Urteile begründen. Zugleich wirft die Künstlerin über die Geschichten der Individuen Schlaglichter auf ein fragwürdiges rechtsstaatliches System, in dem soziale Unterschiede ungleiche Bedingungen bedeuten.

Tobias Zielonys Fotoanimationsvideo Maskirovka (2017) stellt mit seinen Protagonist*innen wiederum die junge LGBTQI-Community Kiews in den Mittelpunkt, und kombiniert ihre Aufnahmen mit der Medienberichterstattung über die Euromaidan-Proteste. Der Titel der Arbeit verweist auf die gleichnamige Tradition der russischen Kriegsführung, die durch Maßnahmen wie Täuschung, Tarnung, Leugnung und Desinformation geprägt ist. Maskierungen dienten auch den Demonstrant*innen der Maidan-Bewegung als Mittel zur Identitätsverschleierung, in der Kiewer Partyszene sind sie eine beliebte Verkleidung. In dieser Verbindung ist Zielonys Arbeit eine Gegenwartserzählung über die Zufluchtsorte der queeren Identitäten der Kiewer Techno-Szene inmitten einer von Gewalt, Repression und Umbruch geprägten Öffentlichkeit – der Ukraine im Bürgerkrieg.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme, Thomas Demand, Beatrice Gibson, Arthur Jafa, Sigalit Landau, Adam McEwen, Colin Montgomery, Taryn Simon, Tobias Zielony

Booklet

Begleitend zur Ausstellung ist ein kostenloses Begleitheft erschienen, das hier als Download erhältlich ist.

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY TRINH T. MINH-HA
SCREENING

28. NOVEMBER 2019 – 2. FEBRUAR 2020

Der Film Surname Viet Given Name Nam (108’, 1989) der renommierten Künstlerin, Theoretikerin und Filmemacherin Trinh T. Minh-ha ist eine vielschichtige, transnational- und postkolonial-feministische Arbeit, in der Trinh Themen wie kulturelle Repräsentation und weibliche Identität, Praktiken der Narration, die Unmöglichkeit von Übersetzung sowie die Politik des Dokumentarfilms reflektiert. Entstanden ist Surname Viet Given Name Nam während der sogenannten „Writing-Culture“-Debatte der 1980er-Jahre, die eine Krise der Schreib- und Darstellungsweisen in der Ethnografie hinterfragte.

Im Film stellt Trinh die marginalisierten Stimmen von Frauen ihres Geburtslandes ins Zentrum ihrer Untersuchungen. Sie beschäftigt sich kritisch mit den nationalistischen und frauenfeindlichen Repräsentationen von weiblicher Identität in Vietnam und der westlichen Repräsentationen der/des „Anderen“, wie sie in Ethnographie, Anthropologie und westlichem Feminismus üblich sind. In seiner Kritik ist der Surname Viet Given Name Nam eine Hommage an die Vielfalt der Geschichten und Subjektivitäten von Women of Color.

Die Interviews, auf denen der Film basiert, wurden von in den USA lebenden vietnamesischen Frauen performt und stammen aus Mai Thu Vans Buch Vietnam, un peuple, des voix (1983), die Trinh selbst ins Englische übersetzt hat. Dabei macht der Film unmissverständlich klar, dass der Akt des Übersetzens essentiell mit einem ‚Verrat‘ verbunden ist, denn, wie Trinh erklärt, kann es einer Übersetzung nie gelingen, sowohl die „buchstäbliche Bedeutung des Textes als auch seinen Geist und zugleich seine Ästhetik“ exakt zu erfassen. Ebenso kann der Dokumentarfilm nie ein wirklich objektives Bild seines Gegenstandes wiedergeben, weshalb Trinh ihn dem Bereich der Fiktion zuordnet.

Trinh T. Minh-has Schriften und Filme über Identität und Repräsentation und insbesondere ihre Idee vom “speaking nearby” (wörtlich übersetzt: „Aus der Nähe sprechen“) waren die Inspiration für die Struktur des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION. Der Titel horizontal vertigo ist ein Zitat aus „Cotton and Iron“ (1991), in dem Trinh Ideen wie Pluralität und „non-totalness“ (Un-Vollständigkeit) nachgeht und Systeme grundsätzlich in Frage stellt, die auf binäre Oppositionen und restriktive Kategorisierungen gegründet sind. Im Konzept des „speaking nearby“ bekennt sich Trinh zu dem Abstand, der bei jedem Akt der Repräsentation bestehen bleibt. Anstatt „über“ eine Person oder Sache zu sprechen und diese dadurch zu definieren, erkennt “speaking nearby” die Beteiligung beider Positionen an: die des Sprechenden und ihres*seines Gegenübers. Ganz im Sinne dieser Betrachtungsweise gibt HORIZONTAL VERTIGO kein übergeordnetes Thema vor, sondern schöpft vielmehr aus dem vorhandenenReichtum an vielgestaltigen Erzählungen und Erzählenden und erkundet die Pluralität, die das gesamte Programm charakterisiert, ohne dabei eine „richtige“ Lesart vorzuschreiben.

Sur Name Viet Given Name Nam (108’, 1989)

 

FILMS BY TRINH T. MINH-HA ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Trinh T. Minh-ha

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY ANNA ZETT
SCREENING

17. OKTOBER 2019 – 24. NOVEMBER 2019

Im Mittelpunkt des fünften Filmprogramms von horizontal vertigo in der JSC Düsseldorf stehen zwei Filme von Anna Zett. In ihrer interdisziplinären Praxis, die Videos, Performances, Installationen, Hörspiele und das Schreiben von Texten umfasst, kombiniert Zett tiefgehende historische Recherchen mit persönlichen Assoziationen und performativen Interventionen. Die hier präsentierten Videoarbeiten, This Unwieldy Object (2014) und Endarchiv (2019), gehen der Frage nach, welche Spuren Veränderungen der Machtverhältnisse oder gewandelte ideologische Anschauungen in unseren Körpern und Psychen hinterlassen und wie sie sich zugleich in die Natur einschreiben. Zett fragt bewusst: Wie reagieren menschliche Körper auf diese Veränderungen – indem sie akzeptieren, dokumentieren oder sich ihnen widersetzen?

This Unwieldy Object ist eine Kreuzung aus Essayfilm und Roadmovie, die uns quer durch den US-amerikanischen Westen führt. Der Film besteht aus zwei Teilen: im ersten geht es um die Idee von Fortschritt, wie sie die Moderne propagierte, der zweite Teil thematisiert die Folgen kolonialer Gewalt. Die Überleitung bildet eine Schlüsselszene, in der Zett ein Fragment der Berliner Mauer in Rapid City, South Dakota, entdeckt, das Teil eines Denkmals für den US-amerikanischen Sieg über den Sozialismus ist. Für Zett symbolisiert dieses Mauerfragment zum einen das viel beschworene „Ende der Geschichte“. Zum anderen ist es ein persönlicher Bezugspunkt, der eine Verbindung zwischen ihrem Auftreten im Film und ihrer Biografie erzeugt. This Unwieldy Object ist die ertragreiche Bilanz von Zetts langjährigen Recherchen, die sich mit dem Genre des amerikanischen Dinosaurierfilms und der modernen Paläontologie auseinandersetzen und insbesondere der Frage auf den Grund gehen, inwiefern beide mit dem Mythos des ‚Wilden Westens‘ sowie dem Mord an der indigenen Bevölkerung und der Auslöschung ihrer Geschichte(n) verwoben sind.

In Endarchiv spricht Zett symbolische Prozesse des Entsorgens und Vergessens an und untersucht die Frage, wie sich die materiellen und emotionalen Überreste der DDR noch heute auf Umwelt, Gesellschaft und Individuen auswirken. Im Video ist die Künstlerin dabei zu beobachten, wie sie verschiedene aus kleinen und kleinsten Steinen aufgeschüttete Haufen erklimmt und dabei kurze Verse und Fragen auf die Oberfläche sprüht. Kombiniert wird die Performance mit gefundenen Aufnahmen von Demonstrant*innen, die kurz nach der Grenzöffnung im November 1989 in einer spontanen Aktion die Ostseite der Berliner Mauer beschreiben und bemalen. Endarchiv ist Teil von Zetts Serie „Deponie“, das auf  eine längere Recherche im Berliner Robert-Havemann-Archiv zurückgeht, dem umfassendsten Archiv zu oppositionellen Bewegungen in der DDR. In „Deponie“ bringt Zett historisches Videomaterial mit zeitgenössischen Interviews und performativen Erkundungen zusammen, um vergangene Schäden, Bedeutungsmuster und Gewalt zu thematisieren und zu verarbeiten.

This Unwieldy Object, 2014, 47’, HD-Video, Farbe, Ton.
Endarchiv, 2019, 18’21‘‘, HD-Video, Farbe, Ton.

 

ANNA ZETT ist Künstlerin, Autorin, Regisseurin von Film und Hörspiel und lebt in Berlin. Ihre Filme und Videos wurden international gezeigt, unter anderem im Serpentine Cinema, London; Whitney Museum, New York; Contemporary Art Center, Vilnius; Sonic Acts Festival, Amsterdam; Rhizome.org; Human Resources, Los Angeles; SALT, Istanbul.

FILMS BY ANNA ZETT ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

 

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Anna Zett

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY SKY HOPINKA
SCREENING

6. SEPTEMBER 2019 – 13. OKTOBER 2019

FILMS BY SKY HOPINKA präsentiert Fainting Spells (2018) und Dislocation Blues (2017), zwei Werke des Künstlers und Filmemachers, die sich mit indigenem Leben und der damit verbundenen Geschichte, der Landschaft und der Sprache befassen. Der Film Dislocation Blues (2017), welcher während der Standing Rock-Proteste gegen die Errichtung der Dakota Access Pipeline durch das Gebiet der Standing Rock Sioux entstanden ist, zeigt unvollständige und fragmentierte Erzählungen zweier Protestierender: Cleo Keahna und Terry Running Wild. In Fainting Spells (2018) veranschaulicht Hopinka die Erinnerung an die Jugend, an das Lernen als solches, die Überlieferung von Wissen und die Idee von Aufbruch, indem er einen imaginierten Mythos der Indian Pipe Plant namens Xąwįska wiedererzählt. Diese Pflanze (ein Fichtenspargelgewächs) wird von den Ho-Chunk verwendet, um Menschen aus der Ohnmacht wiederzubeleben.

FILMS BY SKY HOPINKA ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Sky Hopinka

HORIZONTAL VERTIGO:
A.K. BURNS
NEGATIVE SPACE

6. SEPTEMBER 2019 – 2. FEBRUAR 2020

Ausgangspunkt von A.K. Burns interdisziplinärer Praxis ist der Körper, der vor dem Hintergrund des Neuen Materialismus sowie aktueller queerer und feministischer Theorien zum kontrovers umkämpften Schauplatz soziopolitischer Verhandlungen wird. Burns setzt sich tiefgehend mit Fragen von Materialität und (Re)produktion auseinander und untersucht, wie die Ausübung von Macht mit dem Körper – seinen Funktionen, physiologischen Prozessen, Empfindungen und Freuden – verbunden ist. Der Körper ist für Burns kein Objekt mit festgelegten Grenzen und Eigenschaften; er ist stattdessen multivalent und porös, dringt in seine Umwelt vor und ist im Gegenzug von ihr durchdrungen.

NEGATIVE SPACE, A.K. Burns’ erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland, besteht aus drei Mehrkanal-Videoinstallationen, die Teil eines fortlaufenden Zyklus desselben Namens sind. Die Serie ist als nichtlineare, vielschichtige Erzählung konzipiert. Wie in der Science-Fiction üblich erforscht die Künstlerin auf spielerische Art und Weise den Raum zwischen Politik und Fantasie, wodurch eigenwillige allegorische Bilder entstehen.

In der Serie spielt Burns mit alternativen Welten, in denen hierarchische Beziehungen nicht festgefahren sind, sondern sich stetig verändern. Diese Welten sind bewusst in eine spekulative Gegenwart eingebettet, die vom Müll und Dreck unserer Zeit gekennzeichnet ist. Burns hinterfragt dabei, wie Werte in Bezug auf Ressourcen, Umwelt und marginalisierte Körper entstehen und geteilt werden. In atemberaubenden, weithin bekannten Landschaften, wie der Wüstenregion im Südwesten der USA, manövriert NEGATIVE SPACE durch ein Spannungsfeld, in dem utopische Vorstellungen von Gemeinschaft auf apokalyptische Ängste aufeinandertreffen.

Die Ausstellung NEGATIVE SPACE besteht aus drei groß angelegten Mehrkanal-Videoinstallationen, die Teil eines fortlaufenden Zyklus mit demselben Titel sind. Es handelt sich um die bislang umfangreichste Präsentation der Serie. Neben A Smeary Spot (Negative Space 0) (2015) und Living Room (Negative Space 00) (2017) umfasst die Ausstellung auch Leave No Trace (Negative Space 000) (2019), ein neues Werk, das erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die Ausstellung wird ergänzt durch Zeichnungen sowie durch einen Film, der dem Phänomen der totalen Sonnenfinsternis nachgeht, und einer experimentellen Soundarbeit, die als Schallplatte präsentiert wird.

NEGATIVE SPACE ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

 

 

BEGLEITPROGRAMM

 

SCREENING

A.K. Burns & A.L. Steiner, Community Action Center (2010), 15.–17. November 2019, jeweils um 11 / 12:30 / 14 / 15:30 & 17 Uhr im Kino der JSC Düsseldorf (zweites Obergeschoss)

 

ARTIST TALK 

A.K. Burns im Gespräch mit der Kuratorin Lisa Long, 16. November 2019, 15 Uhr

 

STUDIO 54 FILMPROGRAMM

Werkauswahl von A.K. Burns, 12. Dezember 2019, 19:30 Uhr, Kino der JSC Düsseldorf

KÜNSTLER*INNENLISTE

A.K Burns

BEGLEITHEFT

Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.

JSC ON VIEW I
WORKS FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION

21. JULI 2019 – 22. DEZEMBER 2019

Mit JSC ON VIEW startet eine neue Serie von Ausstellungen, die den Sammlungsbestand der JULIA STOSCHEK COLLECTION explizit in den Fokus rückt. Den Auftakt bildet die Würdigung von drei Künstlerinnen, die kürzlich verstorben sind: Lutz Bacher, Barbara Hammer und Carolee Schneemann.

Die Präsentation wird das gesamte Erdgeschoss der JSC Düsseldorf einnehmen und neben zentralen Video- und Filmarbeiten aus dem Schaffen der jeweiligen Künstlerin auch die großformatige Fotoserie Sex with Strangers (1986), einem frühen Schlüsselwerk Lutz Bachers, umfassen.

Die US-amerikanische Künstlerin Lutz Bacher, die ihre Identität seit den 1970er Jahren hinter einem männlichen Pseudonym verbarg, nimmt in ihrer oftmals parodistischen Kunst bewusst eine abwehrende Haltung gegen die Einordnung ihres Werkes in einen feministischen Kontext ein. Für ihre Objekte und zeitbasierten Arbeiten verwendet sie Bild- oder Textmaterial aus der Populärkultur, welches durch Dekonstruktion oder Verfremdung zentrale Fragen nach Autorschaft, Macht und dem Einfluss von Massenmedien auf die Gesellschaft aufwirft.
Für die bisher noch nicht in der JULIA STOSCHEK COLLECTION präsentierte neunteilige Fotografieserie Sex with Strangers, hat sie Fotografien von illustrierten Seiten und Bildunterschriften aus einem Buch vergrößert, das sich als informativ soziologische Studie über die weibliche Psychologie und abweichendes Sexualverhalten ausweist. Tatsächlich aber sind harte pornografische Aufnahmen abgebildet und verwehren auch hier den Betrachter*innen eine konkrete Zuordnung.

Die Filmemacherin Barbara Hammer zählt zu den Vorreiterinnen des Queer Cinema. Ihre Experimentalfilme entstanden aus der Vorstellung, dass der konventionelle, narrative Film zu begrenzt ist, um ihre lesbische Realität im Speziellen und die von Homosexualität im Allgemeinen sichtbar zu machen. Ihre Dokumentar- und Experimentalfilme gelten als eine der frühesten und umfangreichsten Darstellungen lesbischer Identität, Liebe und Sexualität. Die Arbeit Double Strength (1978), eine von insgesamt drei Werken Hammers innerhalb der Ausstellung, ist eine poetische Studie über die verschiedenen Stadien einer lesbischen Liebesbeziehung zwischen Hammer selbst und ihrer damaligen Lebenspartnerin, der Choreografin und Trapez-Artistin Terry Sandgreff. In einer Montage aus Filmausschnitten, in denen beide Frauen am Trapez schweben und Sandgreff akrobatische Tanzfiguren performt, sowie privaten Fotografien, erzählt der Film von den intensiven Anfängen bis zur Entfremdung und dem Ende dieser Liebe. Hammers Werk zeichnet sich durch physische Präsenz und Expressivität aus. Die Kamera geht dabei eine Beziehung mit der Umgebung ein. Raum und Zeit verschwimmen und geben stattdessen den Blick auf Hammers ganz persönlichen Erfahrungsraum frei.

Carolee Schneemann öffnete noch vor vielen ihrer Künstlerkolleginnen mit ihrer performativen, kinetischen Malerei und experimentellen Praxis den gesellschaftlichen Diskurs zu Körperlichkeit und Geschlechterrollen. Sie gilt als eine der radikalsten Vertreterinnen dieses Genres und hat sich in ihrer Praxis, wie sie selbst sagte, immer als eine „Malerin“ verstanden, „die die Leinwand verlassen hat, um den Raum der Gegenwart und gelebte Zeit zu aktivieren.“
Schneemanns Video Up to and Including Her Limits von 1975 ist als direkte Antwort auf Jackson Pollocks physisch geprägten Malprozess zu deuten: „Ich bin in einem Baumpflegergurt an einem 3/4-Zoll-Manila-Seil aufgehängt, das ich manuell anheben oder absenken kann, um eine gewisse Zeit des Ziehens zu überstehen. Mein ausgestreckter Arm hält Buntstifte, die über die umgebenden Wände streichen und ein Netz aus farbigen Markierungen entstehen lassen. Mein ganzer Körper wird zum Werkzeug für visuelle Spuren, ein Überbleibsel der Energie des Körpers in Bewegung“.
Eines ihrer zentralen Werke Fuses von 1964–67 ist über mehrere Jahre entstanden und zeigt Schneemann mit ihrem Partner, dem Komponisten James Tenney bei ihren intimen sexuellen Aktivitäten. Der Akt, der von ihr selbst gefilmt wurde, wird mit Farbüberlagerungen oder Brandspuren collagiert, die sich im Laufe der Zeit in den Film eingeschrieben haben. Fuses ist der erste Teil ihrer Autobiographical Trilogy und entstand aus der Fragestellung, wie und ob sich der sexuelle Akt von Pornografie oder klassischer Kunst unterscheidet.

Alle drei Künstlerinnen waren Pionierinnen in ihrem Bereich. Alle drei sind in diesem Jahr in ihren 70ern gestorben. Die JULIA STOSCHEK COLLECTION nimmt dies zum Anlass, einen Einblick in das Werk dieser drei Künstlerinnen und ihrer gegensätzlichen Interpretation zu bieten.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Lutz Bacher, Barbara Hammer, Carolee Schneemann

BEGLEITHEFT

Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenlose Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY CHELSEA KNIGHT &
SHANE ASLAN SELZER
SCREENING

30. JUNI 2019 – 28. JULI 2019

Im Rahmen der dritten Veranstaltung des Screening-Programms zu HORIZONTAL VERTIGO zeigt die JSC Düsseldorf drei Videoarbeiten der Künstlerin Chelsea Knight und eine gemeinsame Arbeit von Knight und Shane Aslan Selzer.

Während When the Moon is Full (2007) und Lonely Planet (2018, eine Gemeinschaftsarbeit von Shane Aslan Selzer und Chelsea Knight) bereits international präsentiert wurden, werden My Ecstasy is Your Rapture und Teacher’s College, Columbia University (beide aus dem Jahr 2019) erstmals in der Düsseldorfer JSC gezeigt.

Die in dieser Screening-Serie gezeigten Werke umfassen eine Spanne von zwölf Jahren in Knights vielseitig-wandelbarem Schaffen, das häufig auf Kooperation und Performance basiert. In ihren Werken setzt sie sich stets mit gesellschaftlichen Fragen auseinander und taucht dabei tief in die chaotischen und verwobenen Bereiche sozialer Interaktion ein. Knights teils dokumentarische und teils fiktive Erzählungen sind persönliche und intime, kritische Reflexionen über die Art, wie Menschen – einschließlich die Künstlerin, die selbst in den Werken auftritt – leben, ihren Beruf ausüben und mit Emotionen umgehen. Obwohl sich die Werke thematisch und stilistisch unterscheiden, sind When the Moon is Full und My Ecstasy is Your Rapture durch die Art der Kameraführung miteinander verbunden, denn das Objektiv ist niemals weiter als eine Armlänge entfernt. Dieser sehr persönliche Blickwinkel beschwört eine gewisse Intimität herauf, aber auch eine Direktheit, die ein unmittelbares Erleben vortäuscht.

In When the Moon is Full ist Knights eigene Familie Ansatz- und Bezugspunkt für ihre Fragen über das Schwinden der Erinnerung und das Verhalten im häuslichen Umfeld. Als visueller Essay verfolgt My Ecstasy is Your Rapture eine andere Form der Darstellung und verwebt Handyaufnahmen verschiedener musikalischer Aufführungen sowohl von der Bühne als auch vom Bildschirm miteinander. Knight greift hier die soziale und kulturelle Distanz auf, die der Bildschirm zulässt, und geht der Überlegung nach, dass das Aufnehmen von Dingen und Menschen keine Ausnahme mehr darstellt. Lonely Planet wurde ebenfalls nur mit der Handy- Kamera aufgenommen. Das Video, ein von Knight und Selzer in Costa Rica entstandener Reisebericht, enthält Filmaufnahmen ihrer täglichen Routine und Unternehmungen, durchsetzt mit geschriebenen und gesprochenen Textfragmenten ihrer Gespräche, die sie während und nach dem Filmen geführt haben. Der Prozess der Bearbeitung wird durch Knights und Selzers echte und gespielte Diskussionen demonstriert, die darum kreisen, was in dem Video gezeigt und was verborgen werden soll, aber auch durch die durchgängige Trennung von Bild und Ton. In Lonely Planet suchen die Künstler*innen ihren Platz im Bezug zu Feminismus, Mutterschaft, Natur, „Whiteness“, Angst und Privilegien, und damit die vielschichtige Auseinandersetzung mit der Frage nach der eigenen Position in der Welt. Sie reflektieren dabei das Framing, das allen Erzählungen zugrunde liegt.

Chelsea Knights neuestes Werk, Teacher’s College, Columbia University, bedient sich wieder einem anderen formalen Ansatz. Hier sprechen Angestellte des Teacher’s College der Columbia University über ihre privaten Erfahrungen in Leben und Beruf, während sie alte Fotografien beschreiben, die vor Jahrzehnten am College aufgenommen wurden. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie es institutionellen Räumen wie einer Universität gelingen kann, die Stimmen all jener einzubinden, die oft ungehört oder ungesehen bleiben.

FILMS BY CHELSEA KNIGHT & SHANE ASLAN SELZER ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

 

 

BEGLEITPROGRAMM

KÜNSTLER*INNENGESPRÄCH

mit Chelsea Knight, 27. Juni 2019, 19:30 Uhr

KÜNSTLER*INNENLISTE

Chelsea Knight, Shane Aslan Selzer

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY ARJUNA NEUMAN &
DENISE FERREIRA DA SILVA
SCREENING

15. MAI 2019 – 23. JUNI 2019

„Stell dir vor, es gäbe eine Welt ohne Zeit, ohne Vermessung und ohne die Akkumulation von Wert.“

Serpent Rain (2016) und 4 Waters: Deep Implicancy (2019) von Arjuna Neuman und Denise Ferreira da Silva basieren auf ihrer gemeinsamen Forschung über Migration und Verdrängung, Ressourcengewinnung, koloniale Hinterlassenschaften sowie Quantenphysik, Schwarzlicht oder  „Cloud-Subjectivity“ (ein Konzept, das Neuman als Reaktion auf das Wiederaufleben nationalistischer und rassistischer Ansprüche auf die Souveränität von Körpern und Staaten formuliert).

In ihrer experimentellen Zusammenarbeit interessieren sich der Künstler und die Philosophin für die Politik und Poetik von zeitbasierten Bildern und konzentrieren sich dabei auf die Spannungen zwischen dem, was sichtbar ist und was undurchsichtig bleibt; was fest erscheint, sich aber im Übergang befindet. Ihre Filme sind eine Ansammlung von Fragmenten eines imaginierten Kosmos, der durch einen Moment der totalen Verwobenheit charakterisiert ist – visuell, auditiv und materiell. Einen Zustand, den sie als „Deep Implicancy“ (zutiefst betroffen sein) bezeichnen.

In Serpent Rain wechseln Neuman und Ferreira da Silva zwischen Aufnahmen von Straßenprotesten in London, Ferguson und Baltimore; Found Footage der norwegischen Ölfirma Statoil und und der Dokumentation The Secret Life of Plants (1979); Bilder von Zeichnungen oder Gemälden von Sklavenschiffen (wie z. B. J.M.W. Turners The Slave Ship [1840]); und Tarotkarten. Sie heben die Transformationsprozesse der Elemente hervor (z. B. von Gas zum Festkörper) und zeigen, wie der Mensch auf einer planetaren Ebene mit den Elementen verbunden ist. Unter Verwendung des Begriffs der Verweilzeit (residence time) von Materie weisen sie auf die Zeit hin, die Materie in einer Flüssigkeit wie Wasser verweilt, bevor sie sich vollkommen auflöst. Demnach wird die Materie der zersetzen Körper, die im Ozean ertrunken sind, über Jahrtausende von Fischen und dann von Menschen aufgenommen, bzw. gelangt in die Atmosphäre und fällt im Regen auf die Erde zurück. In der Konsequenz fragen sie: „Was passiert mit dem Menschen, wenn auch er als Element zu begreifen ist?“

Auch 4 Waters: Deep Implicancy liegt die Beschäftigung mit der Position des Menschen zwischen den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde, Luft zugrunde. Der Film ist in vier Abschnitte gegliedert, die sich jeweils einem Gewässer – dem Mittelmeer, dem Atlantik, dem Pazifik und dem Indischen Ozean – widmen. In diesem Werk suchen Neuman und Ferreira da Silva nach Möglichkeiten, einen Film außerhalb der bestehenden Regeln von Transparenz zu schaffen, indem sie mit den Mitteln der Opazität experimentieren und sich von Schwarzlichteffekten und ultravioletter Strahlung inspirieren lassen.

Arjuna Neuman ist Künstler, Filmemacher und Autor. Seine Werke wurden u. a. gezeigt in der Whitechapel Gallery, London; Istanbul Modern, Istanbul; Sharjah Biennale, UAE; Bergen Assembly, Norwegen; im NTU Centre for Contemporary Art, Singapur; auf der 56. Venedig Biennale und SuperCommunity; im Haus Der Kulturen der Welt, Berlin; in KEM, Warschau; Ashkal Alwan und Beirut Art Centre, Libanon; Le Gaite Lyric, Paris; Canadian Centre for Architecture; und in der Rat School of Art, Seoul. Veröffentlichungen in Relief Press, Into the Pines Press, The Journal for New Writing, VIA Magazine, Concord, Art Voices, Flaunt, LEAP, Hearings Journal und e-flux.

Dr. Denise Ferreira da Silva beschäftigt sich in ihrer akademischen Forschung und künstlerischen Praxis mit ethischen Fragen der globalisierten Gegenwart und den metaphysischen und ontoepistemologischen Dimensionen modernen Denkens. Sie ist Professorin und Direktorin des The Social Justice Institute (the Institute for Gender, Race, Sexuality, and Social Justice) an der University of British Columbia. Zuvor war sie Associate Professor für Ethnic Studies an der University of Cailfornia in San Diego und die erste Professorin für Ethics sowie Leiterin des Centre for Ethics and Politics an der Queen Mary University in London (2010–2015). Sie forscht in den Bereichen Critical Racial and Ethnic Studies, Feminist Theory, Critical Legal Theory, Political Theory, Moral Philosophy, Postcolonial Studies, und Latin American & Caribbean Studies. Ihre Arbeit im Kunstkontext beinhaltet Texte für Publikationen zu den Biennalen in Liverpool und Sao Paulo, 2016.

FILMS BY ARJUNA NEUMAN & DENISE FERREIRA DA SILVA ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

 

BEGLEITPROGRAMM

 

KÜNSTLERGESPRÄCH

mit Arjuna Neuman, 15. Mai 2019, 19:30 Uhr

KÜNSTLER*INNENLISTE

Arjuna Neuman, Denise Ferreira da Silva

HORIZONTAL VERTIGO:
FILMS BY EDUARDO WILLIAMS
SCREENING

31. MäRZ 2019 – 5. MAI 2019

Das begleitende Filmprogramm zu HORIZONTAL VERTIGO eröffnet mit drei Werken des argentinischen Filmemachers Eduardo Williams. Charakteristisch für sein Werk, das hier mit Parsi (2018), Tôi quên rôi! (I forgot!) (2014) und Pude ver un Puma (Could see a Puma) (2011) vorgestellt wird, ist das Umhertreiben von Individuen und Gruppen von Menschen durch geografische, soziale und kulturelle Landschaften, die durch digitale Technologien miteinander verbunden sind.

Williams jüngster Film, Parsi, wurde mit einer 360°-Kamera aufgenommen und anschließend in einem Virtual-Reality-Headset von Williams geschnitten. Inspiriert von dem Gedicht No Es von Mariano Blatt, das eine fortlaufende Liste von Dingen und Zuständen präsentiert, die „sein könnten aber nicht sind“, hat Williams seine Bewegungen vom Rhythmus der Sprache und Abfolge der Aufnahmen im virtuellen Schnittraum leiten lassen. Obwohl Williams während der Dreharbeiten anwesend war, hat er die Kamera seinen Darsteller*innen überreicht, die sich gehend, laufend und auf Rollschuhen durch Bissau, die Hauptstadt von Guinea-Bissau, im Alltag fortbewegten. Wie häufig in seinen Filmen agieren die Darsteller*innen nicht für die Kamera oder Betrachter*innen. Stattdessen müssen diese ihnen gezwungenermaßen folgen, während sie durch ihnen bekannte Umgebungen streifen.

Der Film Tôi quên rôi! (I forgot!) beginnt unter Wasser vor der Küste Vietnams und endet mit einer von oben aufgenommenen Einstellung einer einsamen und nur halbfertiggebauten Vorstadtlandschaft. In Tôi quên rôi! werden die Zuschauer*innen von Hauptdarsteller Trung und seinen Freund*innen unauffällig durch die Straßen und Bars Hanois geführt. Während sich der Film entfaltet, stellt er einen langsamen und allmählichen Aufstieg dar, eine absichtliche Verschiebung des Blickwinkels von unten hinauf nach oben. Im Vergleich dazu zeichnet sich Pude ver un Puma (Could See a Puma) durch eine allmähliche Abwärtsbewegung aus. In diesem Film steigt eine Gruppe junger Männer von den Dächern einer Stadt herab, um eine verlassene und zerstörte Landschaft zu erkunden, bis sie plötzlich verschwinden und scheinbar von der Erde verschluckt werden.

Durch die langen, dokumentarisch anmutenden Kameraeinstellungen und die detaillierte Bildsprache wird die Aufmerksamkeit der Betrachter*innen nicht gebündelt, sondern über jeden Frame zerstreut. Dabei treten weitere Bild- oder Sprachfragmente hervor, die keinen Aufschluss über das Gesehene bieten. Wie das Gedicht von Blatt in Parsi vermuten lässt, zeigen Williams Filme was „sein könnte aber nicht ist“. Zumindest noch nicht.

FILMS BY BY EDUARDO WILLIAMS ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf

 

BEGLEITPROGRAMM

 

ARTIST TALK 

mit Rindon Johnson, Eduardo Williams und Lisa Long, 31. März 2019, 15 Uhr (in englischer Sprache)

KÜNSTLER*INNENLISTE

Eduardo Williams

HORIZONTAL VERTIGO:
RINDON JOHNSON
CIRCUMSCRIBE

31. MäRZ 2019 – 28. JULI 2019

In CIRCUMSCRIBE, Rindon Johnsons erster institutioneller Einzelausstellung in Europa, untersucht der Künstler materielle und konzeptuelle Formen der Zirkulation und des Eingeschlossenseins in Bezug auf Kapital und Konsum sowie Sprache, Bilder, Körper und neue Technologien. Neben bekannten Werken umfasst die Ausstellung neue Video- und Virtual Reality-Arbeiten, eine ortsspezifische Livestream-Installation sowie einen in Kooperation mit Milo McBride produzierten Soundtrack.

Das englische Verb to circumscribe hat unterschiedliche Bedeutungen. Es heißt zum einen „einschränken“ oder „eingrenzen“ und wird in Verbindung mit dem Errichten oder Einhalten von Grenzen gebraucht. Zum anderen bedeutet es „kennzeichnen“ oder „einfassen“ im Sinne von „umranden“ und beschreibt so auch den Umkreis in der Geometrie. Beide Definitionen implizieren jedoch eine räumliche Grenzziehung, die je nach Kontext oder dem jeweiligen Blickwinkel als fürsorglicher Akt oder gewaltsame Maßnahme erachtet werden kann.

Johnsons Untersuchungen, die stets mit Sprache beginnen, kehren am Ende auch immer wieder durch die Titel der Werke zu ihr zurück. Jedes einzelne entsteht aus einem konstanten Dreiecksverhältnis aus Lyrik, Video oder Objekt sowie dem oder der Betrachter*in. Für Johnson ist Sprache keine nachträgliche Ergänzung, sondern ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Werkes – sie ist eines der zahlreichen Materialien, die er findet, sich aneignet, in neuen Kombinationen zusammensetzt und benutzt, um Fragen hinsichtlich Autonomie und Macht aufzuwerfen. In Johnsons Arbeiten ist es die Sprache, die die Autarkie des Kunstwerks testet, in dem sie nahelegt, dass das skulpturale Objekt und das Geschriebene gleichwertig sind.

In diesem Aufeinanderprallen von Sprache, Objekt und Rezipient*innen erforscht Johnson die komplexen Hierarchien, auf denen unsere Gesellschaften gegründet sind, und stellt deren Legitimität und Lesbarkeit auf den Prüfstand. Er tut dies, indem er sich für einen radikal subjektiven und persönlichen Standpunkt entscheidet und in seinen Arbeiten auch solchen Momenten Raum gewährt, die unbestimmt bleiben und mehrdeutig sind. Mithilfe der Sprache richtet Johnson unser Augenmerk auf die oft unterschwellige, gleichwohl tiefgreifende Gewalt, wie sie nicht nur seine eigene Lebenswelt, sondern auch die tagtäglich gelebten Erfahrungen einer und eines jeden von uns prägt. Bedeutungen werden in seiner Arbeit jedoch verschleiert oder zurückgewiesen, sodass jede Äußerung zugleich ein Akt der Ablehnung ist – eine Weigerung, sich den Regeln zu unterwerfen, und andererseits auch eine Weigerung, kommentarlos zu verschwinden. Stattdessen finden wir uns mit einer Sehnsucht konfrontiert, die einengenden Zustände, all die unterschiedlichen Käfige und Kategorisierungen, die unser Hier und Jetzt bestimmen, zu überwinden.

CIRCUMSCRIBE ist Teil des Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

Gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf.

 

 

BEGLEITPROGRAMM

 

ARTIST TALK 

mit Rindon Johnson, Eduardo Williams und Lisa Long, 31. März 2019, 15 Uhr (in englischer Sprache)

 

STUDIO 54

Werkauswahl von Rindon Johnson, 17. April 2019, 19:30 Uhr

Künstler*innen: Aria Dean, Sara Magenheimer, Eduardo Restrepo Castaño, Diamond Stingily, Jordan Strafer und Marina Xenofontos

 

LESUNG 

von Rindon Johnson, Hannah Black & Shiv Kotecha, 14. Juli 2019, 15 Uhr

KÜNSTLER*INNENLISTE

Rindon Johnson, Milo McBride

BEGLEITHEFT

Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.

HORIZONTAL VERTIGO
JSC DÜSSELDORF / BERLIN

31. MäRZ 2019 – 6. DEZEMBER 2020

Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen zeigt die JULIA STOSCHEK COLLECTION ein kuratiertes Programm aus Einzelausstellungen, Performances und Screenings von Werken internationaler Künstler*innen, die nicht Teil der Sammlung sind und größtenteils zum ersten Mal in Deutschland ausstellen. Zwischen März 2019 und Dezember 2020 werden sechs Ausstellungen präsentiert – drei in Düsseldorf und drei in Berlin –, die von Film- und Performance-Veranstaltungen sowie Künstlergespräche, Vorträge und Lesungen begleitet werden.

HORIZONTAL VERTIGO umfasst Neuproduktionen wie auch bereits existierende Arbeiten einer Gruppe internationaler Künstler*innen, deren interdisziplinäre und zeitbasierte Kunst von feministischen, queeren und dekolonialen Perspektiven geprägt ist, und die in ihrer Arbeit restriktive Konzepte von Identität, Geschichte und Repräsentation aufbrechen. Die Ausstellungen und Veranstaltungen folgen keinem übergeordneten Thema, sondern entstehen in einem spezifischen Kontext aus dem Werk der jeweiligen Künstler*innen. So entwickelt sich im Laufe der Zeit ein fluides und mehrdeutiges Netz aus Assoziationen und Geschichten.

Den Impuls für den kuratorischen Rahmen dieser Serie gaben die poetisch-politischen Schriften der Autorin, Künstlerin und Filmemacherin Trinh T. Minh-ha. Der titelgebende Begriff „horizontal vertigo“ entstammt ihrem Essay „Cotton and Iron“ aus dem Jahr 1991, in dem Minh-ha den Gedanken der Pluralität und das Paradox der „Nicht-Totalisierbarkeit“ (non-totalness) in den Fokus rückt und im Zuge dessen Systeme binärer Opposition und eingrenzende Kategorisierung kritisch hinterfragt. HORIZONTAL VERTIGO verfolgt daher kein übergeordnetes Thema und speist sich stattdessen aus dieser Hinwendung zum unendlich Wandelbaren. Das Jahresprogramm lebt von der Vielfalt an Erzählweisen und Erzählenden.

Kuratiert von Lisa Long

 

FILM-SCREENINGS

Die begleitende Reihe von Screenings in Düsseldorf wird Künstler*innen oder auch Künstler*innen-Duos jeweils für eine Dauer von sechs Wochen zeigen. In Berlin wird es einige Einzelvorführungen geben. Unter den teilnehmenden Künstler*innen sind: Morehshin Allahyari, Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė, Sky Hopinka, Chelsea Knight, Trinh T. Minh-ha, Arjuna Neuman & Denise Ferreira da Silva, Martine Syms, Eduardo Williams, Anna Zett.

 

PERFORMANCE-PROGRAMM IN DER JSC BERLIN

Colin Self: SIBLINGS

31. Mai & 1. Juni 2019

Während des gesamten Zeit wird der Komponist und Choreograf Colin Self diverse Performances im Zusammenhang mit seinem kürzlich erschienenen Album SIBLINGS  zeigen.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Sophia Al-Maria, Morehshin Allahyari, Meriem Bennani, Pauline Boudry / Renate Lorenz, A.K. Burns, Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė, Sky Hopinka, Rindon Johnson, Chelsea Knight, Trinh T. Minh-ha, Arjuna Neuman & Denise Ferreira da Silva, Colin Self, Martine Syms, WangShui, Eduardo Williams, Anna Zett

NEW METALLURGISTS

7. OKTOBER 2018 – 28. APRIL 2019

Unter dem Titel NEW METALLURGISTS widmet sich die JULIA STOSCHEK COLLECTION erstmalig einer neuen Generation chinesischer Gegenwartskünstler*innen.

Die Idee zu dieser Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der chinesischen Künstlerin Cao Fei und dem Wissenschaftler und Kurator Yang Beichen entwickelt.

Seit den frühen 2000er-Jahren begleitet die JULIA STOSCHEK COLLECTION das Werk der in Peking lebenden Künstlerin Cao Fei. Neben ihrer raumgreifenden Installation Whose Utopia (2006) befinden sich noch drei weitere zeitbasierte Werke im Bestand der Sammlung. Diese Werke sind parallel in der Werkschau der Künstlerin im K21 in Düsseldorf (7. Oktober 2018 – 15. Januar 2019) zu sehen.

Ausgehend von den französischen Theoretikern Gilles Deleuze und Félix Guattari, die die Gewinnung und Verarbeitung von Metall, die sogenannte „Metallurgie“ als paradigmatisches Beispiel einer nomadischen Kunst bezeichnet haben, beschreibt die Ausstellung NEW METALLURGISTS den Künstler als neuen Metallurgen. Dem Kurator Yang Beichen zufolge ist diese Analogie naheliegend, da sich die Metallurgen nicht nur an den spezifischen Eigenschaften unterschiedlicher Materialen und deren Bearbeitung orientieren, sondern vielmehr hybridisieren und verschmelzen die Künstler in ihren Werken verschiedensten zeitgenössischen Themen.

„Die Arbeit der neuen Metallurgen überwindet alle Grenzen zwischen Wissen und Tun, sie sind transdisziplinäre Schaffende, die sich in ihren Arbeiten über die eigene Körperlichkeit hinwegsetzten. Es ist das Wirken an sich was die Ausstellung abzubilden versucht.“ (Yang Beichen)

So entstand eine Ausstellung mit 16 Werken von acht zeitgenössischen Künstler*innen aus China, die ihre pluralistische und global geprägte Weltanschauung reflektieren und deutlich machen, dass der vom exotischen Orientalismus geprägte Blick auf das klassische China obsolet geworden ist. Viele der Werke reflektieren diese neue Realität in der Sichtbarmachung einer Mulitdimensionalität von Zeitlichkeit. So kontrastiert beispielsweise der Künstler Zheng Yuan in seiner Arbeit Dream Delivery (2018), welche in einem Shanzhai-Vergnügungspark gedreht wurde, das Konzept von Zeitlichkeit in einer verlangsamten Kulisse: Kuriere die sonst permanent in Eile sind, verwandeln sich in Statuen in dieser künstlichen Landschaft. Der Künstler macht durch die Verlangsamung seine eigene zeitliche Perspektive auf die Gesellschaft plastisch wahrnehmbar und visualisiert auf diese Weise die Schattenseiten des globalen Kapitalismus.

Auch Zhu Payne beleuchtet in dem Werk Competition of Spokesperson (2017) die wachsende wirtschaftliche Potenz Chinas. Die für sein Werk signifikante Auseinandersetzung mit den Produktions-und Kommunikationsmodi des Kapitalismus visualisiert Zhu Payne in dieser Arbeit über einen Werbefilm der fiktiven Sportmarke LIKE, deren Name an den Global Player NIKE angelehnt und hier kritisch-humoristisch verkehrt wird. Hierfür entwirft er ein eigenes Logo und Sportbekleidung. Afrikanische Immigranten fungieren, ähnlich afroamerikanischer Sportler in der kommerziellen Werbung, als Markenbotschafter dieser künstlichen Marke.

Die in NEW METALLURGISTS versammelten künstlerischen Beiträge verweisen auf ein futuristisches Verständnis von nichtlinearer Temporalität und Vitalität und legen offen, in welchen Grenzbereichen sich die Künstler*innen bewegen und danach streben, diese aufzusprengen.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Fang Di, Liu Yujia, Shen Xin, Song Ta, Wang Tuo, Yao Qingmei, Zheng Yuan, Zhu Payne

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Begleitend zu der Ausstellung ist eine Broschüre mit Texten von CAO Fei, Yang Beichen und Monika Kerkmann erschienen. Jetzt bestellen

GENERATION LOSS
10 YEARS JULIA STOSCHEK COLLECTION

10. JUNI 2017 – 9. SEPTEMBER 2018

Nach über fünfzehn Ausstellungen, acht internationalen Kooperationsprojekten mit über 100.000 Besuchern feiert die JULIA STOSCHEK COLLECTION im Juni 2017 ihr 10-jähriges Jubiläum.

Die Jubiläumsausstellung mit dem Titel GENERATION LOSS wird vom britischen Künstler Ed Atkins konzipiert.

Video ist zum populärsten Medium unserer Zeit geworden. Die Synthese verschiedener Technologien hat Video zum populärsten Medium unserer Zeit gemacht. Seine Technik und Distribution sind in den letzten beiden Jahrzehnten sowohl vereinfacht als auch komplexer geworden. Diese Weiterentwicklung durchdringt auch die künstlerische Praxis. In der Wechselwirkung von kreativer Erweiterung und neuen technischen Möglichkeiten entstehen nicht nur neue Inhalte und Formate, sondern verändert sich auch die Rezeption von Kunst.

Der Begriff „Generation Loss“ (dt. Generationsverlust) bezeichnet zunächst den Prozess der Qualitätsverschlechterung von sukzessiv kopierten oder komprimierten Daten auch infolge ständig sich verändernder Technologien. Dieser Verlust von Qualität gilt nicht nur für Dateiformate oder Datenträger, sondern manifestiert sich auch im ideologischen Sinne in Politik, Kultur, Natur oder allgemein im gesellschaftlichen Wandel von einer Generation zur nächsten.

Grundidee des Ausstellungskonzepts ist es, die Wechselbeziehungen innerhalb der Sammlung aufzuzeigen und auch die Art und Weise wie Generationen – von Künstlern ebenso wie von Technologien – ihre Vorläufer beerben, hinter sich lassen, verändern und unterwandern. Im Zentrum steht die Frage, wie diese Art der Beeinflussung zu Aufbegehren, Korrektur und Annäherung führen kann und schlussendlich die Beobachtung, dass das künstlerische Bewegtbild ein auf einzigartige Weise reaktives Medium ist, das wie keine andere Gattung an den Wandel von Mainstreamtechnologie gebunden ist.

Formal verbindet die Ausstellung die Arbeiten in ganz direkter Weise: Projektionen werden in choreografierten Abfolgen und in räumlicher Nähe zueinander gezeigt. Diese Nähe wird zum Teil durch den Einsatz von Akustikglas ermöglicht, dass den Sound der einzelnen Projektionen trennt, gleichzeitig aber den Durchblick auf andere Räume und Arbeiten gewährt. Ziel ist es, die übliche Isolation von Videoinstallationen aufzuheben. Keine Arbeit für sich, alle Arbeiten in Relation zueinander.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Eleanor Antin, Ed Atkins & Simon Thompson, Charles Atlas, Lutz Bacher, Bernadette Corporation, Lynda Benglis, Johanna Billing, Dara Birnbaum, Hannah Black, Chris Burden, Matt Calderwood, Patty Chang, Ian Cheng, Jen DeNike, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Cheryl Donegan, Trisha Donnelly, Cao Fei, Peter Fischli & David Weiss, Dara Friedman, Cyprien Gaillard, Douglas Gordon, Barbara Hammer, Christian Jankowski, Joan Jonas, Jesper Just, Imi Knoebel, Mark Leckey, Klara Lidén, Gordon Matta-Clark, Paul McCarthy, Lutz Mommartz, Bruce Nauman, Jon Rafman, Lucy Raven, Reynold Reynolds & Patrick Jolley, James Richards, Rachel Rose, Jack Smith, Wolfgang Tillmans, Ulay & Marina Abramović, Steina Vasulka, Klaus vom Bruch, Hannah Wilke, Jordan Wolfson, Tobias Zielony

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V.
Texte von Ed Atkins, Julia Stoschek, Andreas Weisser
Sprache: Deutsch, Englisch
Juni 2017. 468 Seiten
Format: 21,50 x 27,50 cm
Hardcover, gebunden
mit Prägung

 

ISBN: 978-3-7356-0384-5
Museumsausgabe: 60 €
Buchhandelsausgabe: 68 €

 

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der JULIA STOSCHEK COLLECTION konzipierte der britische Künstler Ed Atkins die Ausstellung GENERATION LOSS. Der Begriff bezeichnet den Prozess der Qualitätsverschlechterung von Daten insbesondere infolge sich verändernder Technologien. Dieser Verlust von Qualität manifestiert sich jedoch auch im ideologischen Sinne, im gesellschaftlichen Wandel von einer Generation zur nächsten. Der Katalog greift diese Analogien auf und nimmt sich der Frage an, wie sich die Rezeption für das Bewegtbild von den 1970er Jahren bis heute verändert hat.  Neben Video- und Filmstills enthält der Katalog historisches Material der gezeigten Werke sowie Installationsansichten der Ausstellung.

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NUMBER THIRTEEN:
FACTORY OF THE SUN /
MISSED CONNECTIONS

15. OKTOBER 2016 – 26. FEBRUAR 2017

Unter dem Titel NUMBER THIRTEEN wurden zwei Ausstellungskonzepte in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf vereint.

Im Zentrum der Präsentation steht die großformatige Videoinstallation Factory of the Sun von Hito Steyerl, die mit Unterstützung der JULIA STOSCHEK COLLECTION auf der Biennale in Venedig 2015 im Deutschen Pavillon erstmalig gezeigt wurde und nun den zentralen Platz im zweiten Ausstellungsgeschoss einnimmt. Die Filmemacherin und Autorin gilt als kritische Beobachterin unserer globalisierten Welt im digitalen Zeitalter. Ihre künstlerische Praxis beschreibt präzise die Fluidität und Veränderlichkeit von Bildern – angefangen bei ihrer Produktion und Übersetzung bis hin zu ihrer Interpretation und Zirkulation.

In Factory of the Sun verknüpft Hito Steyerl die symbolisch aufgeladene Kraft der Sonne mit der gewaltigen Macht unserer heutigen digitalisierten Realität. Das Motiv des Sonnenlichts verwendet Steyerl in dieser Installation sinnbildlich für eine komplexe Auseinandersetzung mit Alltags- und Überwachungstechnologien, um die Dialektik von Freiheit und Gefangensein zu verhandeln.

Parallel dazu, aber räumlich voneinander getrennt, hat die Künstlerin Jennifer Chan auf Einladung von Hito Steyerl und in Kooperation mit der JULIA STOSCHEK COLLECTION im ersten Stock die Gruppenausstellung MISSED CONNECTIONS kuratiert.

MISSED CONNECTIONS (dt.: verpasste Verbindungen) setzt sich kritisch mit dem Überfluss und den Exzessen unserer technokratischen Gesellschaft auseinander. Der Titel der Ausstellung beruht auf einem Forum auf Craigslist, in dem Menschen, die sich Hals über Kopf in einen Fremden verliebt haben, in der Hoffnung auf ein Wiedersehen etwas posten können. Chan geht davon aus, dass es in den Bereichen Technologie und Kultur zahlreiche verpasste Gelegenheiten für eine kritische Analyse von Macht und Identität gibt.

Die Ausstellung umfasst elf Arbeiten von sechs Künstlern, die mit ihrem jeweils eigenen visuellen Vokabular den Versuch unternehmen, sich von den herkömmlichen Narrativen unserer digitalen Realität und Populärkultur zu lösen. Chan hinterfragt dabei gezielt die vermeintlich nutzerfreundlichen Funktionen, wie sie die Digitalisierung mit sich bringt. In diesem Zusammenhang beziehen sich die einzelnen Beiträge auf einen unterschwelligen postkolonialen Diskurs an der Schnittstelle von Ethnie, Gender und heutigen Arbeitsbedingungen.

Die Ausstellung wird ergänzt durch zwei Veranstaltungen am Eröffnungsabend – Der Künstler Devin Kenny führte seine Performance A Small Bird Will Drop Frozen (The Arc Bends Towards Justice) auf und im Anschluss daran fand ein Gespräch zwischen den Künstlern Devin Kenny, Lawrence Lek, Hito Steyerl und der Kuratorin Jennifer Chan, moderiert von der Dozentin und Autorin Melissa Gronlund (in englischer Sprache) statt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Morehshin Allahyari, Hamishi Farah, Devin Kenny, Lawrence Lek, Sandra Mujinga, Sondra Perry

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Zu den Ausstellungen ist eine zweisprachige Broschüre mit Texten zu den einzelnen Arbeiten erschienen. Jetzt bestellen

NUMBER TWELVE:
HELLO BOYS

13. FEBRUAR 2016 – 31. JULI 2016

NUMBER TWELVE: HELLO BOYS spannt einen Bogen von den feministischen Video- und Performance-Pionierinnen der 1970er Jahre zu ausgewählten Positionen zeitgenössischer Künstlerinnen in Fotografie und Videokunst.

Die Ausstellung mit Werken aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION trägt den Titel der Videoperformance Hello Boys (1975) von Hannah Wilke und nimmt dieses Werk auch als kuratorischen Ausgangspunkt für die Wahrnehmung und Darstellung von weiblicher Identität. Eine Vielzahl von Künstlerinnen nutzte das damals junge Medium Video zur Dokumentation ihrer performativen Werke. Darin erarbeiteten sie eine genuine künstlerische Haltung und Ästhetik. Eleanor Antin, Lynda Benglis, VALIE EXPORT, Barbara Hammer, Joan Jonas, Martha Rosler, Gwenn Thomas und Hannah Wilke stehen für den Ausdruck des femininen Selbst aus Sicht der jeweils eigenen Fragestellung zur Körperlichkeit, Geschlechterrolle und Perspektive.

In den zeitgenössischen Fotografien und Videoarbeiten von Lutz Bacher, Jen DeNike, Trisha Donnelly, Marie-Jo Lafontaine und Klara Lidén ist eine veränderte Qualität von Wahrnehmungsinhalten und künstlerischer Formulierung erkennbar. Diese Werke haben sich von einer unmittelbaren Selbstbeobachtung emanzipiert. Aus einem distanzierteren Blickwinkel werden Weiblichkeit und Männlichkeit in der mediatisierten Lebenswelt, in filmischen Archetypen und in performativer Aktion neu verhandelt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Eleanor Antin, Lutz Bacher, Lynda Benglis, Jen DeNike, Trisha Donnelly, VALIE EXPORT, Barbara Hammer, Joan Jonas, Marie-Jo Lafontaine, Klara Lidén, Martha Rosler, Gwenn Thomas, Hannah Wilke

NUMBER ELEVEN:
CYPRIEN GAILLARD

26. SEPTEMBER 2015 – 31. JULI 2016

Die Ausstellung der JULIA STOSCHEK COLLECTION widmete sich dem Werk des französischen Künstlers Cyprien Gaillard (1980 in Paris geboren, lebt und arbeitet in New York und Berlin).

Cyprien Gaillards Schaffen kennzeichnet die Suche nach Monumenten, Architekturen und Artefakten, deren ursprüngliche Bedeutung in der Gegenwart verlorengegangen zu sein scheint. Sein nomadischer Blick orientiert sich dabei an gestalteter und unberührter Natur und hält zuweilen dort inne, wo Verfall seine Schönheit entfaltet oder Gewalteinwirkungen der Landschaft Narben hinzugefügt haben. Damit stellt Gaillard eindringlich Zeiten und Orte dar, in denen die ökonomischen und kulturellen Bedürfnisse unserer Gegenwart auf architektonische Vermächtnisse und regionales kulturelles Erbe treffen. Jede der Filmarbeiten Gaillards umkreist auf ihre Weise die Mythen der verschiedenen Szenerien und zeigt dabei, wie ein überholter Drang nach Utopie und die damit einhergehenden Glaubenssysteme mit den aktuellen sozialen Bedingungen und politischen Realitäten kollidieren.

Die umfassende Präsentation verdichtete nicht nur das filmische Werk des Künstlers, sondern wurde programmatisch durch Papierarbeiten in skulpturalen Displays ergänzt. Das Spektrum der Arbeiten reichte von früheren Werken aus der Mitte der 2000er Jahre hin bis zu speziell für die Präsentation in der JULIA STOSCHEK COLLECTION produzierten Werken.

Die Ausstellung wurde ergänzt durch ein öffentliches Begleitprogramm mit Vorträgen sowie dem monatlichen STUDIO 54-Filmprogramm, für das Gaillard andere filmische Positionen ausgewählt hatte.

Ein Höhepunkt dieser Ausstellung wurde erstmalig nicht innerhalb der Räumlichkeiten der JULIA STOSCHEK COLLECTION gezeigt. Der großformatige 3-D-Film Nightlife (2015) war in Kooperation mit der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, vom 30. Januar bis zum 3. April 2016 zu sehen.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Cyprien Gaillard

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Zur Ausstellung ist eine zweisprachige Broschüre mit Texten zu den einzelnen Arbeiten und einem Essay von Natalia Valencia Arango (freie Kuratorin, lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt), in dem die Arbeit Nightlife ausführlich behandelt wird, erschienen. Jetzt bestellen

WU TSANG
A DAY IN THE LIFE OF BLISS

15. APRIL 2015 – 2. AUGUST 2015

Anlässlich der Art Cologne 2015 zeigte die JULIA STOSCHEK COLLECTION die Zweikanal-Videoinstallation A day in the life of bliss (2014) der US-amerikanischen Künstlerin, Performerin und Filmemacherin Wu Tsang im Düsseldorfer Sammlungsgebäude. Wu Tsang (geboren 1982, lebt und arbeitet in Los Angeles) ist an Identitätsbildungen und Kodierungen sozialer Gemeinschaften interessiert. Ihr Engagement in der Queer- und Transgenderszene verortet ihre Filme und Videos im „Underground“ als Handlungsraum des kulturellen Widerstands.

A day in the life of bliss erzählt im Stil eines Science-Fiction Szenarios die Geschichte der als Popstar gefeierten Performerin Bliss. Diese lebt in einer von einem totalitären Überwachungssystem dominierten Welt in der nahen Zukunft. Eine künstliche Intelligenz namens Looks benutzt die Sucht nach Selbstdarstellung in den digitalen sozialen Netzwerken, um die Gesellschaft zu kontrollieren. Bliss hat ein ambivalentes Verhältnis zu ihrer Berühmtheit und führt ein subversives Doppelleben in der Untergrundszene.

Dargestellt wird Bliss von der US-amerikanischen Performancekünstlerin boychild. Ihre androgyne Körperlichkeit und tänzerische Ausdruckskraft steht dem übermächtigen Verlust der Physis und der Entpersonalisierung sozialer Kontakte gegenüber.

Die Zweikanal-Videoinstallation wird von zwei großflächigen Spiegelscreens, von denen einer ein sogenannter Spionspiegel ist, verdoppelt und überträgt die Übergänge der Inhaltsebenen von der digitalen zur „tatsächlichen“ Realität in den Ausstellungsraum.

A day in the life of bliss ist als fortlaufendes gemeinsames Filmprojekt von Wu Tsang und boychild konzipiert und steht in direktem Zusammenhang mit der Performance Moved by the Motion von Wu Tsang, boychild und dem Musiker Patrick Belaga, die im Februar 2015 in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Kooperation mit der Kunsthalle Düsseldorf aufgeführt wurde.

Diese Performance ist als Traumszene in die Handlung von A day in the life of bliss integriert. Der Traum repräsentiert unterschiedliche psychische Zustände bzw. Alter Egos der Hauptfigur Bliss und geht damit komplexen psychologischen Mustern auf den Grund.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Wu Tsang

NUMBER TEN:
TRISHA DONNELLY

7. FEBRUAR 2015 – 31. JANUAR 2016

Die JULIA STOSCHEK COLLECTION freut sich, im achten Jahr ihres Bestehens die nunmehr zehnte Ausstellung mit ausgewählten Arbeiten der 1974 geborenen US-amerikanischen Künstlerin Trisha Donnelly zu präsentieren.

Die gezeigten Werke aus der Sammlung reichen von Bewegtbild und Fotografie, über Klanginstallation zur Skulptur. Das Ensemble dehnt sich physisch als auch immateriell in den Raum aus, dabei verdichten sich Möglichkeiten der Transformation verschiedener Sinneseindrücke und Realitäten. In einer stets fluiden Interaktion zwischen der Welt des Dinglichen und des Vorgestellten schafft Trisha Donnelly Momente absoluter Konzentration.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Trisha Donnelly

NUMBER NINE:
ELIZABETH PRICE

6. SEPTEMBER 2014 – 1. FEBRUAR 2015

Diese Ausstellung in der JULIA STOSCHEK COLLECTION widmete sich der britischen Künstlerin und Turner-Prize-Trägerin von 2012, Elizabeth Price (1966 geboren in Bradford, Großbritannien, lebt und arbeitet in London, Großbritannien).

Elizabeth Price arbeitet seit 2006 vornehmlich mit dem digitalen Bewegtbild. Zentrales Interesse ihrer konzeptuellen, institutionskritischen Arbeiten ist die Untersuchung der Bedeutung von kulturellen Artefakten, Sammlungen und Archiven. Jedes Werk entsteht zunächst aus der Idee zu einem Ort und dessen Historie. Price erforscht in einer analytischen Erkundung des jeweiligen Ortes alle nur erdenklichen Materialquellen und entwirft sich dort zutragende filmische Geschichten ohne unmittelbare Handlungsbeteiligung von Menschen. Anstatt Personen verwendet sie historische Artefakte, Archivbilder und Dokumente, um soziale Begegnungen zu inszenieren und kollektive Ängste und Sehnsüchte darzustellen. Bilder, Texte und Klänge werden als Episoden komponiert, sodass wir uns durch verschiedene Bereiche bewegen, die uns auf unterschiedliche Weise an Lehrveranstaltungen, filmische Melodramen oder kommerzielle Werbung erinnern. Kategorisierungen und Referenzsysteme werden in dieser prozessualen Praxis ihrer ursprünglichen Bedeutung enthoben, entwickeln ein Eigenleben und erfahren eine räumliche und zeitliche Ausdehnung durch die Neuordnung der Narration im Video.

In enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin ist eine Ausstellung entstanden, die sich aus dem Sammlungsbestand der JULIA STOSCHEK COLLECTION sowie einer Leihgabe der Künstlerin zusammensetzte. Korrespondierend zu ihren Videos war die Szenografie der Ausstellung in einer speziellen Reihenfolge rhythmisiert, die Interieurs und installative Raumelemente miteinschloss. Die Ausstellung bot erstmalig in Deutschland einen fundierten Überblick über ihr bisheriges Schaffen.

 

BEGLEITPROGRAMM

 

Die Ausstellung begleitete ein umfangreiches Rahmenprogramm bestehend aus einem von der Künstlerin zusammengestelltem Filmprogramm STUDIO 54, sowie einer mehrteiligen Konzertreihe mit dem Titel The Architecture of Sound und ein Vortrag der Künstlerin (23. Januar 2015, 19:30 Uhr).

KÜNSTLER*INNENLISTE

Elizabeth Price

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Zur Ausstellung ist eine zweisprachige Broschüre mit Texten zu den einzelnen Arbeiten erschienen. Jetzt bestellen

NATHALIE DJURBERG & HANS BERG
THE EXPERIMENT

8. APRIL 2014 – 1. JUNI 2014

Anlässlich der Art Cologne 2014 präsentierte die JULIA STOSCHEK COLLECTION die Dreikanal-Videoinstallation The Experiment von Nathalie Djurberg im Düsseldorfer Sammlungsgebäude.

Die Animationsfilme von Djurberg (* 1978 in Lysekil, Schweden) faszinieren, amüsieren, verstören und schockieren. In ihren Werken verarbeitet die Künstlerin die dunklen Seiten der menschlichen Psyche – Perversionen, sexuelle Gewalt, Ängste, Hochmut und Eitelkeit werden in ironischer und gleichzeitig fast schmerzhafter Art und Weise durchdekliniert. In den in ihrer Ästhetik an Kinderfilme erinnernden Videos werden aus Plastilin gefertigte Knetfiguren durch das Stop-Motion-Verfahren zum Leben erweckt.

Die Dreikanal-Videoinstallation The Experiment (2009), bestehend aus den Videos Forest, Cave und Greed, wurde erstmals 2009 auf der 53. Biennale von Venedig präsentiert. Während Greed aufgrund von biblischen Symbolen auf Macht, Gier und sexuelle Gewalt innerhalb der katholischen Kirche anspielt, widmen sich Cave und Forest den Themen Exhibitionismus, Voyeurismus und Sadismus. Auf den ersten Blick suggerieren die schrillbunten Staffagen eine niedliche, belustigende Szenerie. Doch die Idylle trügt: Hinter der Fassade kommt eine Welt zum Vorschein, die jenseits von Gut und Böse zu sein scheint und schonungslos die Abgründe der Gesellschaft offenbart. Die Knetfiguren leben ihre sexuellen Lüste aus oder werden auf brutaler Weise gequält, sodass die Szenen einerseits eine Faszination des Verbotenen und anderseits ein abstoßendes Gefühl auf den Betrachter ausüben.

Die Musik und Klangeffekte zur Videoinstallation wurden von dem Musiker Hans Berg komponiert.

Parallel zur Sonderpräsentation in der JULIA STOSCHEK COLLECTION zeigte der Kölnische Kunstverein unter dem Titel Maybe This Is A Dream jüngst entstandene Werke des Künstlerduos Nathalie Djurberg & Hans Berg. Die Ausstellung wurde von Julia Stoschek unterstützt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Nathalie Djurberg & Hans Berg

NUMBER EIGHT:
STURTEVANT

5. APRIL 2014 – 10. NOVEMBER 2014

Im Rahmen der Quadriennale 2014 präsentierte die JULIA STOSCHEK COLLECTION eine Einzelschau der US-Amerikanerin STURTEVANT (geboren in Lakewood, Ohio, gestorben 2014 in Paris). Die in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entwickelte Ausstellung konzentriert sich erstmals in dieser Intensität auf ihr medienbasiertes Werk.

Seit ihrer ersten Ausstellung 1965 in der Bianchini Gallery in New York hinterfragt STURTEVANT durch Wiederholung von Kunstwerken das traditionelle Verständnis des künstlerischen Schaffensprozesses, sowie die Kunst hinsichtlich Originalität, Autonomie und Autorenschaft.

STURTEVANTs radikaler, konzeptuell rigoroser Ansatz wurde oft missverstanden. Ihr Schaffen begründet sich nicht in der bloßen Nachbildung oder reinen Imitation eines Kunstwerkes, sondern in der Kraft und Bewusstseinsschärfung, die aus der differenzierten „Wiederholung“ entsteht. STURTEVANT interessiert der Denkprozess − der Sprung von der Abbildung im Bild zum Konzept im Kopf − sie bildet nicht ab, sondern stellt Fragen.

Bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren löste die Künstlerin Kontroversen aus. Die von ihr „wiederholten“ Werke etwa von Marcel Duchamp, Andy Warhol, Jasper Johns oder Joseph Beuys wurden in der späteren Rezeption zu ikonischen Meisterwerken.

Im Zeitalter der digitalen Revolution geht sie erstmals erkennbar auf Distanz zum Original. Die Idee der handgearbeiteten Wiederholung erscheint für sie überholt. Die Einbeziehung von Bildern der Massenmedien ebenso wie ihr eigenes gefilmtes Material führte ab dem Jahr 2000 vermehrt zu zeitbasierten Arbeiten. Mit den ästhetischen und formalen Möglichkeiten des World Wide Web analysiert sie die Ursprünge von Wissen, Kunst und Kultur, und geht der Frage nach, wie diese produziert und geteilt werden können. STURTEVANT beschäftigt sich mit der Allgegenwart von Bildern und der Frage nach dem Original in einer von Simulacra geprägten Cyberrealität.

Schon seit Dekaden kommentiert sie aktuelle Kunstbewegungen. Damit demonstriert sie bis heute einen außerordentlichen kunsthistorisch-philosophischen Weitblick. Ihre einzigartige Zeitgenossenschaft steht exemplarisch für den Schwerpunkt der JULIA STOSCHEK COLLECTION und greift im Sinne des Leitgedankens der Quadriennale „Über das Morgen hinaus“.

Die Ausstellung wurde neben den medienbasierten Werken aus dem Sammlungsbestand mit Leihgaben ergänzt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Sturtevant

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Zur Ausstellung ist eine zweisprachige Broschüre erschienen. Jetzt bestellen

NUMBER SEVEN:
ED ATKINS / FRANCES STARK

7. SEPTEMBER 2013 – 22. FEBRUAR 2014

Im Rahmen der NUMBER SEVEN präsentierte die JULIA STOSCHEK COLLECTION zwei Künstler in einer Doppelausstellung – den Briten Ed Atkins und die US-Amerikanerin Frances Stark.

Ed Atkins und Frances Stark reflektieren in ihren multidisziplinären Ansätzen den Wandel der künstlerischen Formfindung sowie den Aspekt der Repräsentation in der medialen Bildwelt. Charakteristisch für das Werk beider Künstler, die auch literarisch arbeiten, ist die Untersuchung der vielfältigen Wechselbeziehungen von Bild und Text.

Unter Verwendung der aktuellen Computertechnik erzeugen sie ein komplexes Gefüge aus Zeichen, Textfragmenten und autobiografischen Referenzen, die als Hypertext in ihre visuelle Arbeit einfließen. Schwerpunkt der Ausstellung bilden die Videoinstallationen. Collagen und skulpturale Objekte komplettieren die Auswahl der Werke.

Das Konzept der Ausstellung skizzierte eine Abfolge von individuellen Räumen, um beide Künstler in einen Dialog zu setzen. Die Zusammenstellung der Werke vergegenwärtigt die Transformation des klassischen Bewegtbilds zur digitalen Bildproduktion. Damit verfolgt die JULIA STOSCHEK COLLECTION konsequent den Anspruch auf Zeitgenossenschaft im Bereich Time-based Media.

High-Definition-Bildtechnologien bilden den Ausgangspunkt von Ed Atkins’ künstlerischer Praxis. Dabei untersucht er vor allem die einseitige Fokussierung auf die technische Perfektion der Abbildungsqualität gegenüber einer haptisch nicht mehr greifbaren Erscheinung der digitalen Medienformate. Angesichts einer daraus resultierenden Entkörperlichung formuliert Atkins in seinen Installationen eine Ästhetik des Verschwindens entlang der zentralen Leitmotive Krankheit und Tod.

Frances Stark entwirft für ihr künstlerisches Werk ein vielschichtiges System aus Referenzen, das sich vor allem mit der Fragestellung nach Autorenschaft und dem eigenen künstlerischen Schaffensprozess auseinandersetzt.

Ihre gattungsübergreifenden Arbeiten sind Ausdruck ihres Ringens um Worte und deren Bedeutung. Kurzzitate, Musik, Literatur, Popkultur, autobiografische Aufzeichnungen und Erfahrungen dienen als Grundlage für ihre Videoinstallationen, Performances, Skulpturen und Arbeiten auf Papier.

In Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Zürich und der Kunsthalle Mainz ist zu den Werken von Ed Atkins eine Monographie im JRP|Ringier Kunstverlag entstanden (ausverkauft).

KÜNSTLER*INNENLISTE

Ed Atkins, Frances Stark

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

Zur Ausstellung ist eine zweisprachige Broschüre mit Texten zu den einzelnen Arbeiten erschienen. Jetzt bestellen

NUMBER SIX:
FLAMING CREATURES

8. SEPTEMBER 2012 – 29. JUNI 2013

Als „die Liebe zum Unnatürlichen, zum Trick, zur Übertreibung“, so bezeichnet die Autorin Susan Sontag den Begriff des „Camp“. Dieser ist zentraler Leitgedanke in der Neupräsentation der JULIA STOSCHEK COLLECTION.

„Camp“ ist eine überpointierte Art der Wahrnehmung, die sich im Zuge des Ästhetizismus und des Dandytums entwickelte. Den Anfang nahm „Camp“ an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert und fand seinen Höhepunkt in den 1950er- und 1960er-Jahren.

Eine zentrale und historisch wichtige Ausgangsposition der Ausstellung sind die Arbeiten des US-amerikanischen Künstlers, Performers und Underground-Filmemachers Jack Smith (geboren 1932, gestorben 1989), dessen skandalumwobener Film Flaming Creatures (1962-63) auch der Ausstellung den Titel gibt. Jack Smiths Werk hat eine ganze Generation von Künstlern wie Andy Warhol, Robert Wilson, Cindy Sherman, John Waters und Mike Kelley entscheidend geprägt. Ohne ihn wären „Camp“, Punk oder die Pop-Postmoderne sowie das experimentelle Theater nicht zu denken. Flaming Creatures erweist sich als Surrogat, das sich in den einzelnen Künstlerpositionen als extremes, überbordendes Element manifestiert und materialisiert. Dabei ist Jack Smith nicht als Ideengeber anzusehen, sondern ist Schlüsselfigur im Umgang mit Realität und Fiktion, Identität und Geschlecht.

Allen Positionen der Ausstellung ist die Aneignung oder Vereinnahmung von fiktiven Realitäten oder kreatürlichen Prozessen gemein. Künstlerische Positionen wie die von Aura Rosenberg, aber auch die von Tony Oursler, Bruce Nauman und Paul McCarthy richten den Fokus der Ausstellung auf die Selbsterforschung des Künstlers und seiner Entfremdung. Mittels Maskierung oder clownesker Überhöhung erschaffen sie eine neue Ebene, die sich nicht auf das Filmische beschränkt, sondern den Körper als Aktionsfläche miteinschließt.

Der bewusste Umgang mit Pop- oder Trivialkultur ist darüber hinaus ein weiteres verbindendes Element. Insbesondere Ryan Trecartin, Ed Ruscha aber auch Paper Rad, Mike Kelley und John Bock ironisieren und adaptieren diese in ihren Arbeiten.

KÜNSTLER*INNENLISTE

John Bock, Lizzie Fitch, Birgit Hein, Mike Kelley, Paul McCarthy, Bruce Nauman, Tony Oursler, Paper Rad, Peaches, Aura Rosenberg, Ed Ruscha, Jack Smith, Gwenn Thomas, Ryan Trecartin

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V., Vorwort von Julia Stoschek. Essay von Susan Sontag „Notes on Camp“ (1963). Texte von Philipp Fürnkäs, Benny Höhne, Monika Lahrkamp, Marlen Lienkamp, Anna-Alexandra Nadig, Anke Volkmer.

 

Sprache: Deutsch/Englisch.
2012. 324 Seiten. ca. 258 farbige Abbildungen.
Format: 21 x 27 cm. Gebunden mit Prägung und Farbschnitt. Erscheint im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern.
Erscheinungstermin: November 2012
ISBN 978-3-7757-3524-7
Ausverkauft!

 

Auf der Suche nach der Moderne entwickelten Künstler und Intellektuelle um die Jahrhundertwende neue Stile und Formen, die mit der Tradition brechen und das als konservativ geltende Europa und dessen geschichtsorientierte Kunst hinter sich lassen sollten. Eine besonders spannende und zugleich wenig beachtete Ausprägung fasst der Begriff des »Camp« zusammen – von Susan Sontag als »Liebe zum Unnatürlichen, zum Trick, zur Übertreibung« definiert – und während der 1950er- und 1960er-Jahre zur vollen Entfaltung gebracht von Künstlern, die sich für Alltagskultur, Kitsch und Retrodesign ebenso interessierten wie Vertreter des Punk und der Pop Art. Der Film Flaming Creatures von Jack Smith wurde 1963 zum Maßstab einer ganzen Künstlergeneration um Andy Warhol, Cindy Sherman und Mike Kelley. Die Publikation stellt ihre Ästhetik, die Lust am Fiktionalen, das Spiel mit der Maske, clownesken Überhöhung und überpointierten Wahrnehmung beispielhaft dar.

 

Mit Werken von John Bock, Lizzie Fitch, Birgit Hein, Mike Kelley, Paul McCarthy, Bruce Nauman, Tony Oursler, Paper Rad, Aura Rosenberg, Ed Ruscha, Jack Smith, Gwenn Thomas, Ryan Trecartin.

NUMBER FIVE:
CITIES OF GOLD AND MIRRORS

2. JULI 2011 – 30. JUNI 2012

Ab dem 25. Juni 2011 wurde in der JULIA STOSCHEK COLLECTION eine Neupräsentation der Sammlung gezeigt.

Die 44 Werke von insgesamt 35 Künstler*innen umfassende Ausstellung dokumentierte bisher noch nie gezeigte Arbeiten, Neuerwerbungen der letzten Jahre sowie ortsspezifische, räumliche Interventionen. Für jede Arbeit wurde eine sorgfältig durchdachte Präsentationsarchitektur initiiert.

Statt einer thematischen Zusammenstellung verfolgt die Konzeption der Ausstellung verschiedene inhaltliche Stränge und spiegelt aktuelle Themen der zeitgenössischen Kunstproduktion wider.

Der Titel CITIES OF GOLD AND MIRRORS rekurriert nicht nur auf den in der Ausstellung gezeigten Film von Cyprien Gaillard, sondern steht metaphorisch für die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen in Hinblick auf Stadtentwicklung und Urbanismus und der Beziehung des Menschen zur Architektur und zu seinen persönlichen Sehnsüchten und Eitelkeiten.

Im ersten Ausstellungsgeschoss standen Positionen wie die von Gordon Matta-Clark, Tobias Zielony, Cyprien Gaillard und Francis Alÿs für die Maßstäblichkeit oder das Verhältnis von Architektur und Mensch.

Mit seinen räumlichen, skulpturalen Eingriffen oder „Building Cuts“ konterkarierte Matta-Clark bereits in den 1970er Jahren die traditionelle Raumwahrnehmung und wirft zugleich eine Kritik an Stadtplanung und den Bedingungen von öffentlichem Leben und privatem Raum auf. Seine Filme sind nicht nur Dokumente seiner teils anarchistischen Aktionen, sondern die einzigen Überbleibsel dieser prozesshaften Interventionen und karthographieren die Stadt als urbanen Raum in all seinen Facetten.

Tobias Zielony dokumentiert in seiner aus 7000 Einzelbildern montierten Fotoanimation die von Francesco di Salvo entworfene Wohnmaschine Le Vele Di Scampia (2009) in einem Vorort von Neapel. Der in den 1960er Jahren gebaute Komplex hat als Keimzelle der Mafia traurige Berühmtheit erlangt. Zielonys Animation zeigt die mittlerweile abgenutzte, teils verfallene Architektur und ihre Bewohner und zeichnet den Niedergang und die gleichzeitig mystische Kraft dieses Ortes nach.

Im titelgebenden 16-mm-Film Cities of Gold and Mirrors (2009) verbindet Cyprien Gaillard fiktive Elemente der japanisch-französischen Fernsehserie „The Mysterious Cities of Gold“ mit Szenen des Pauschaltourismus. Er kontrastiert in seinem Film die in den 1970er Jahren entstandene Hotelanlage im mexikanischen Cancún mit den Ruinen einer ehemals mächtigen Maya-Hochkultur. Nicht in der Rolle eines Archäologen, sondern eines Dokumentaristen zeigt Gaillard amerikanische Studenten, die vor der eindrucksvollen Fassade der an Pyramidenbauten erinnernden Hotelanlage ihren „Spring Break“ mit exzessivem Kampftrinken zelebrieren und konfrontiert den Betrachter mit der Banalisierung von Kultur.

Rehearsal I (Ensayo I) (1999–2001) lautet der Titel der zentralen Arbeit des belgischen Künstlers Francis Alÿs. Wie der „moderne Sysiphos“ versucht ein roter VW Käfer – im Rhythmus einer mexikanischen „Mariachi“-Blaskapelle – einen Hügel hinaufzufahren. Kurz bevor er die Spitze erreicht, hört die Kapelle auf zu spielen und der Wagen rollt wieder hinunter. In der nächsten Sequenz geht das Ganze von vorne los. Das Video ist eine existentielle Metapher für die politische Situation in Mexiko und die wirtschaftliche Diskrepanz, die Mexiko und die USA voneinander trennen.

Im zweiten Ausstellungsgeschoß wurde die klare filmische Ausrichtung aufgebrochen. Positionen wie die von Andreas Gursky, Mark Manders, Andro Wekua oder David Claerbout stehen exemplarisch für die Komplexität der Ausdrucksformen.

Die großformatige Fotografie Untitled XII, No. 4 (2000) von Andreas Gursky zeigt eine Buchseite aus dem Jahrhundertroman Der Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil. Seite 769 so steht es am unteren Rand, dennoch ist es keine getreue Abbildung dieser Seite. Gursky hat Passagen im Text digital verändert und Wörter durch andere ersetzt. Diese sind aber visuell nicht als veränderte Stellen erkennbar. Das Textfragment beschreibt die Maßstäblichkeit von Geist, Mensch und Natur, seine Position innerhalb des Kosmos. Die Seite ist abfotografiert und überdimensioniert und bricht so mit tradierten Wahrnehmungsgewohnheiten.

Mark Manders Skulptur Large Figure With Thin Newspaper (2010) ist Teil seines seit 1986 kontinuierlich fortgesetzten künstlerischen Entwurfs eines „Self portrait as a building.“ Das bisher noch nicht abgeschlossene Projekt ist Ausdruck von Manders Archiv an Erfahrungen, Gedanken und Bezügen seiner eigenen Realität. Die aus dieser Auseinandersetzung mit sich selbst entstandenen Installationen oder Skulpturen können viele Erscheinungsformen annehmen und Objekte seiner Alltagswelt oder ganze Raumkonstellationen miteinschließen. Seine Werke sind hermetische, selbstreferentielle, humoristische oder zutiefst poetische Abbilder einer abstrahierten Biografie. Sie bestehen aus mehreren Bausteinen und sind geprägt von einer tiefen Emotionalität und Melancholie.

Ähnlich wie Manders inszeniert und visualisiert Andro Wekua in seinem Video Never Sleep With A Strawberry In Your Mouth (2010) seine imaginäre Biografie. In einer alptraumhaften Kulisse begibt sich sein Alter Ego in der Gestalt eines maskierten Jungen zurück auf die Spuren seiner Kindheit. Seine Bildsprache ist eine Mischung aus Science-Fiction und Horror und kein stimmiges Abbild seiner Erinnerung, sondern ein Konstrukt aus erinnerter und realhistorischer Vergangenheit. Im Titel schwingt eine Warnung mit, die nur durch eine angedeutete Assoziation eine verführerische Kraft entwickelt. Das Video folgt keiner Narration, sondern erinnert in seinen absurden Bildern und der Farbgebung an Traumsequenzen. Wekuas Arbeiten fußen auf theatralischen Kompositionsprinzipien: Podeste und räumliche Eingriffe sind wesentliche Merkmale, die die auratische Kraft seiner Installationen noch verstärken.

David Claerbouts Arbeiten orientieren sich an den Darstellungsmodi des Kinofilms. In seiner 2-Kanal-Installation American Car (2002–2004) konfrontiert er den Betrachter mit zwei Projektionen, die nicht zeitgleich zu sehen sind. Die erste Projektion der Installation zeigt das Innere eines Autos. Zwei Männer in Rückenansicht schauen aus dem Fenster, Regen fällt auf die Windschutzscheibe. Die zweite Projektion zeigt das Auto von außen, wie es völlig frei in einer nicht weiter bestimmten Landschaft steht. Der Betrachter betritt die Räume nacheinander, so dass die Zeit, die zwischen der Betrachtung der beiden Kanäle vergeht und die im Film dargestellte Zeit erfahrbar wird. Er kann so aus der traditionellen Kinoperspektive in den Raum und die Rolle der Akteure treten. Die Illusion des filmischen Raums verschmilzt mit dem Realraum, subtil unterstützt durch zwei Audiokanäle, die den Betrachter in seiner Position verunsichern. David Claerbout befragt das bewegte Bild des Mediums Film stets vor dem Hintergrund der Fotografie und im Rahmen der Möglichkeiten seiner technischen Bearbeitung. Screen 2 ist nicht gefilmt, sondern eine Montage digitaler Fotografien.

Im Vordergrund der Ausstellung standen, der Fokussierung der Sammlung gemäß, filmische Arbeiten, gleichwohl sprengten Werke wie die bereits beschriebenen Positionen von Mark Manders oder Andro Wekua, sowie Simon Denny, Jon Kessler, Zilvinas Kempinas oder Wolfgang Tillmans die klare mediale Einschränkung und machen einmal mehr die Virulenz der komplexen Themen deutlich.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Francis Alÿs, Charles Atlas, Salvatore Bevilacqua, Johanna Billing, David Claerbout, Jane Crawford, Keren Cytter, Simon Denny, Olafur Eliasson, Robert Fiore, Cyprien Gaillard, Andreas Gursky, Nancy Holt, DAS INSTITUT, Zilvinas Kempinas, Jon Kessler, Mark Manders, Gordon Matta-Clark, Jessica Mein, Adrian Paci, Oliver Payne, Davide Pepe, Rob Pruitt, Nick Relph, Robin Rhode, Christoph Schlingensief, Jeremy Shaw, Robert Smithson, Wolfgang Tillmans, Clemens von Wedemeyer, Andro Wekua, Christoph Westermeier, Tobias Zielony

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V., Vorwort von Julia Stoschek. Essay von Mark von Schlegell. Texte von Renate Buschmann, Philipp Fürnkäs, Kathrin Jentjens, Monika Lahrkamp, Marlen Lienkamp, Anna-Alexandra Nadig, Anke Volkmer, Julia Wirxel.

 

Sprache: Deutsch/Englisch.
2012. ca. 224 Seiten. ca. 74 farbige Abbildungen.
Format: 21 x 27 cm. Gebunden mit Prägung und Goldschnitt. Erscheint im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern.
Erscheinungstermin: 16. Mai 2012
ISBN 978-3-7757-3308-3
Museumsausgabe: 35 €
Buchhandelsausgabe: 39,80 €

 

Die umfassende Publikation dokumentiert Neuerwerbungen der JULIA STOSCHEK COLLECTION aus den letzten Jahren sowie ortsspezifische Interventionen in deren Ausstellungsräumen. Sie präsentiert 44 Werke von 35 Künstlern und Künstlerinnen, verfolgt statt einer thematischen Konzeption verschiedene inhaltliche Stränge und spiegelt aktuelle Themen der zeitgenössischen Kunstproduktion wider. Der Titel CITIES OF GOLD AND MIRRORS rekurriert nicht nur auf den Film von Cyprien Gaillard, sondern steht metaphorisch für die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen im Hinblick auf Stadtentwicklung und Urbanismus sowie der Beziehung des Menschen zur Architektur und zu seinen persönlichen Sehnsüchten und Eitelkeiten. Mit Arbeiten von Francis Alÿs, Olafur Eliasson, Cyprien Gaillard, Andreas Gursky, Nancy Holt, Mark Manders, Gordon Matta-Clark, Robin Rhode, Christoph Schlingensief, Wolfgang Tillmans, Andro Wekua, Christoph Westermeier, Tobias Zielony und vielen anderen. Jetzt bestellen

NUMBER FOUR:
DEREK JARMAN
SUPER8

11. SEPTEMBER 2010 – 26. FEBRUAR 2011

Die JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V. zeigte in Zusammenarbeit mit James Mackay als Beitrag zur Quadriennale 2010 in Düsseldorf erstmals in Europa eine umfassende Retrospektive des experimentellen Filmwerks Derek Jarmans aus dem Super-8-Archiv. Es handelt sich hierbei um die erste Einzelausstellung eines Künstlers in der JULIA STOSCHEK COLLECTION.

Der britische Maler, Filmemacher, Bühnenbildner und Schriftsteller Derek Jarman (1942-1994) ist einem breiten Publikum vor allem als Regisseur stilprägender Spielfilme und Musikvideos aus den 1980er und frühen 1990er Jahren bekannt. Weniger verbreitet, aber maßgeblich für sein Gesamtwerk sind seine über 60 Super-8-Filme, die Jarman von 1970 bis zu seinem Tod 1994 drehte. Aufgenommen aus dem subjektiv-persönlichen Blickwinkel seiner Handkamera vermitteln die szenischen Arrangements Jarmans künstlerische Haltung, in der sich Leben und Kunst stets wie selbstverständlich miteinander verbinden. Spontaneität und Leichtigkeit einerseits, Symbolhaftigkeit und Mythologie anderseits, bestimmen die häufig autobiografischen Filmdokumente, die er selbst als „Kino der kleinen Gesten“ bezeichnete.

Die 24 digitalisierten Filme aus dem Super-8-Archiv verteilten sich ergänzt durch einen 16-mm-Tonfilm und die BlueRay-Version eines 35-mm-Spielfilms auf die beiden Stockwerke der Ausstellungsfläche und das Kino im Basement. Den Beginn machten auf der unteren Etage 12 Filme zum sozialen und (sub-)kulturellen Umfeld Jarmans und seinen Freundeskreisen. Die Übergänge zwischen Dokumentation und Inszenierung sind dabei fließend und spiegeln sich auch stilistisch in den Arbeiten wider. Zwei Tonfilme, die jeweils einzeln präsentiert wurden, unterbrachen diese Reihung. Auf den ersten Raum folgte TG: Psychic Rally in Heaven (1980), ein frühes Musikvideo-Experiment Jarmans und vor dem zweiten Raum wurde Imagining October (1984) – nicht zuletzt wegen seiner Referenzen zu Sergei Eisenstein und dem sowjetischen Film – in seiner ursprünglichen Präsentationsform als 16-mm-Tonfilm vorgeführt.

Im zweiten Stockwerk bildeten 11 Filme die Werkgruppe um Ritus, Mythologie und Landschaft. Bewusst waren dabei die Arbeiten im völlig offenen Raum um die zentrale Drei-Kanalprojektion Art of Mirrors I–III (1973) installiert. Panoramatisch stellten sich so zwischen den verschiedenen Werken aus den Jahren 1971 bis 1978 inhaltliche und stilistische Bezüge her.

Die Ausstellung führte schließlich in den Kinoraum im Basement, wo Derek Jarmans letzter elegischer Spielfilm Blue (1993) zu sehen war.

Simon Fisher Turner, der bereits bei vielen Spielfilmen Jarmans seit den 1980er Jahren für den Soundtrack verantwortlich war, hatte für die Ausstellung ein spezielles Soundkonzept mit atmosphärisch, raumspezifischen Klanglandschaften entworfen.

 

 

BEGLEITPROGRAMM

Am 08.12.2010 hat die Kunst- und Filmwissenschaftlerin Elke Kania einen Vortrag über „Derek Jarmans Caravaggio oder Film als Alchimie“ gehalten, in dem sie die „Begegnung“ zwischen den beiden „Revolutionären“ Derek Jarman und Caravaggio beleuchtete.

Im Anschluss an den Vortrag wurde der Spielfilm Caravaggio von Derek Jarman präsentiert.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Derek Jarman

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V.

Vorwort von Julia Stoschek und Philipp Fürnkäs. Text von Jon Savage. Interview von Simon Field/Michael O’Pray mit Derek Jarman.

Sprache: Deutsch/Englisch. 2010. 124 Seiten. 74 farbige Abbildungen.

Format: 16,4 x 21 cm. Hardcover mit Titelschild. Erschienen im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln.

ISBN 978-3-86560-875-8

Ausverkauft!

 

Der britische Maler, Filmemacher, Bühnenbildner und Schriftsteller Derek Jarman ist einem breiten Publikum vor allem als Regisseur stilprägender Spielfilme und Musikvideos bekannt. Weniger verbreitet, aber maßgeblich für sein Gesamtwerk sind seine Super-8-Filme, die Jarman in den 1970er und 1980er Jahren drehte. Aufgenommen aus dem subjektiv-persönlichen Blickwinkel seiner Handkamera vermitteln die szenischen Arrangements Jarmans künstlerische Haltung, in der sich Leben und Kunst stets wie selbstverständlich miteinander verbinden. Spontaneität und Leichtigkeit einerseits, Symbolhaftigkeit und Mythologie anderseits, bestimmen die stark autobiografischen Filmdokumente, die er selbst als „Kino der kleinen Gesten“ bezeichnete. In diesem Katalog werden die Stills der Super-8-Filme von Derek Jarman erstmals publiziert.

NUMBER THREE:
HERE AND NOW

27. OKTOBER 2009 – 29. JULI 2010

Von Oktober 2009 bis Ende Juli 2010 widmete sich die JULIA STOSCHEK COLLECTION dem Thema Performance.

Neben der vom MoMA – Museum of Modern Art/P.S.1. – Contemporary Art Centre und der PERFORMA in New York in Zusammenarbeit mit der JULIA STOSCHEK COLLECTION organisierten Ausstellung 100 YEARS (VERSION #1, DUESSELDORF) werden parallel Live-Performances im zweiten Ausstellungsgeschoss des Sammlungshauses stattfinden.

Während 100 YEARS (VERSION #1, DUESSELDORF) die Historie der Aktions- und Performance Kunst der letzten einhundert Jahre dokumentiert, konzentriert sich die Veranstaltungsreihe NUMBER THREE: HERE AND NOW auf den Live-Moment.

HERE AND NOW steht in diesem Zusammenhang für die direkte Präsenz des Künstlers bzw. der Künstlerin und den Partizipationsgedanken von Performance und charakterisiert den ephemeren Moment, das „Hier und Jetzt“, das nicht wiederholt, und oft auch nicht durch Dokumentation eingefangen werden kann.

Für das zehnmonatige Programm hat die JULIA STOSCHEK COLLECTION 28 Künstler*innen aus der zeitgenössischen künstlerischen Praxis eingeladen: Tänzer, Choreographen, bildende Künstler und Musiker werden in Einzel- oder Gruppenauftritten ihre teilweise eigens für das Programm entwickelten Arbeiten und Stücke aufführen.

 

 

PERFORMANCE-PROGRAMM

 

27. Oktober 2009, Andrea Fraser

27. November 2009, Marina Abramović, Eunhye Hwang, Ragnar Kjartansson, Nico Vascellari

28. November 2009, WW in concert

12. Dezember 2009, Andrea Zittel

18. Dezember 2009, Dara Friedman

9. Januar 2010, Xavier Le Roy

22. Januar 2010, Bert Didillon, Stefan Ettlinger, Andreas Korte, Cornelius Quabeck, Sven Vieweg

6. Februar 2010, Christian Jankowski

27. Februar 2010, Jérôme Bel, Eva Meyer-Keller

13. März 2010, Sharon Hayes

26. März 2010, Keren Cytter, Michalis Nicolaides, Annette Sonnewend & Michael Strasser (Cie. Agar Agar)

9. April 2010, Jimmy Robert, Saskia de Keyser, Emma Hedditch, Ian White

24. April 2010, Jen DeNike

14. Mai 2010, Manuel Graf

28. Mai 2010, Joan Jonas

5. Juni 2010, Tino Sehgal

12. Juni 2010, Tino Sehgal

18. Juni 2010, Tris Vonna-Michell

19. Juni 2010, Tino Sehgal

26. Juni 2010, Tino Sehgal

3. Juli 2010, Allora & Calzadilla

10. Juli 2010, Allora & Calzadilla

16. Juli 2010, Simon Fujiwara

17. Juli 2010, Allora & Calzadilla

24. Juli 2010, Allora & Calzadilla

29. Juli 2010, John Bock

100 YEARS
(VERSION #1, DUESSELDORF)

10. OKTOBER 2009 – 29. JULI 2010

Von Oktober 2009 bis zum 29. Juli 2010 präsentierte die JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V. erstmalig in Kooperation mit dem P.S.1 – Contemporary Art Center/MoMA – Museum of Modern Art, New York und der internationalen Performance-Biennale Performa, New York eine Ausstellung, die die letzten einhundert Jahre Performance-Geschichte dokumentiert.

Die Ausstellung, die neben Düsseldorf ab November 2009 im MoMA/P.S.1 in New York und im Juni 2010 im Garage: Center of Contemporary Culture in Moskau, sowie an weiteren internationalen Institutionen Station machen wird, versteht sich als Forschungsprojekt, das im Kontext der diesjährigen Performa 09 und anlässlich des vor 100 Jahren veröffentlichten „Manifest des Futurismus“ einen Überblick über die bedeutendsten Aktionen, Happenings und Performances der letzten einhundert Jahre schafft.

Abhängig vom jeweiligen Ausstellungsort variiert die Anzahl der gezeigten Werke und der Inhalt. Darüber hinaus werden Bezüge zur lokalen Performance-Szene hergestellt.

Organisiert wird das Projekt vom P.S.1 – Contemporary Art Center, einer dem MoMA-Museum of Modern Art angegliederten Institution und der Performa 09, New York. Klaus Biesenbach, Chefkurator für Medienkunst und Performance am MoMA-Museum of Modern Art und Direktor des P.S.1, und RoseLee Goldberg, renommierte Performa-Direktorin und Kuratorin betreuen die Ausstellung kuratorisch. Finanziert wird das Forschungsprojekt von der JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V., Düsseldorf.

Parallel zur Ausstellung fanden Live-Performances im zweiten Ausstellungsgeschoss des Sammlungshauses innerhalb der Veranstaltungsreihe NUMBER THREE: HERE AND NOW.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Lida Abdul, Allora & Calzadilla, Francis Alÿs, Laurie Anderson, Matthew Barney, Vanessa Beecroft, Jérôme Bel, Joseph Beuys, John Bock, Trisha Brown, James Lee Byars, Patty Chang, Christo und Jeanne-Claude, René Clair, Der Plan, Cheryl Donegan, VALIE EXPORT, Öyvind Fahlström, Simone Forti, Regina José Galindo, Dan Graham, Martha Graham, Anna Halprin, Sharon Hayes, Antony Hegarty, hobbypopMUSEUM, Rebecca Horn, Tehching Hsieh, Zhang Huan, Jamie Isenstein, Christian Jankowski, Joan Jonas, Martin Kippenberger, Yves Klein, Kraftwerk, Yayoi Kusama, Sigalit Landau, Klara Lidén, Gordon Matta-Clark, Ursula Mayer, Ana Mendieta, Klaus Mettig, Meyerhold, Laurel Nakadate, Roman Ondák, Yoko Ono, Philippe Parreno, Adrian Piper, Yvonne Rainer, Robin Rhode, Martha Rosler, Oskar Schlemmer, Christoph Schlingensief, Gerry Schum, Katharina Sieverding, Santiago Sierra, Smith/Stewart, Carolee Schneemann, Tony Tasset, Rirkrit Tiravanija, Ryan Trecartin, Günther Uecker, Ulay & Marina Abramović, Francesco Vezzoli, Guido van der Werve, Mary Wigman, Aaron Young, Andrea Zittel

OUT OF SPACE 1:
CAO FEI
WHOSE UTOPIA

25. APRIL 2009 – 27. JUNI 2009

Unter dem Titel OUT OF SPACE startete eine neue Reihe von Ausstellungsprojekten der JULIA STOSCHEK COLLECTION. Wie der Name schon suggeriert, fanden diese in unregelmäßigen Abständen an externen Orten und nicht im eigentlichen Sammlungsgebäude der JULIA STOSCHEK COLLECTION in der Schanzenstrasse 54 statt.

Die erste auswärtige Ausstellung dieser Projektreihe präsentiert die in Peking lebende Multimedia-Künstlerin Cao Fei und wird am 24. April 2009 im Rahmen der diesjährigen Art Cologne – 43. Internationaler Kunstmarkt – in der Düsseldorfer Gloriahalle in der Belsenstrasse 20 eröffnet.

Cao Fei gehört zu den wichtigsten chinesischen KünstlerInnen ihrer Generation. 1978 in Guangzhou geboren, ist sie in der Welt der elektronischen Unterhaltung und Werbung aufgewachsen. Fasziniert von der pulsierenden Konsumgesellschaft entwickelte sie eine sehr persönliche Bildsprache, die auf spielerische, ironische und humorvolle Weise Themen wie Phantasie, Wunsch, Kritik und Genuss miteinander verknüpft und dabei die Grenzen zwischen Realität und Fantasie changieren lässt. In ihrem weit gefächerten Œuvre, das von Fotoserien über Videofilme, Performances, Installationen bis hin zu Schriften und Theater reicht, erforscht Cao Fei vor allem die rasanten gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche im gegenwärtigen China sowie die neue Generation chinesischer Jugendlicher.

 

WHOSE UTOPIA (2006)

Zentrale Arbeit der Ausstellung ist die raumgreifende Installation Whose Utopia. Diese ergründet das Leben von Wanderarbeitern des südchinesischen Pearl River Deltas. In dem Projekt „What are you doing here?“, das vom Siemens Art Program initiiert wurde, integriert Cao Fei die Mitarbeiter der Glühbirnenfabrik „Osram“ in Foshan, indem sie die Angestellten in Einzelgesprächen nach ihren verborgenen Träumen, beruflichen Wünschen, Zielen und eigenen Vorstellungen befragt.

Nicht nur eine Utopie, sondern vor allem die Schattenseiten der Globalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen der sozialen Verhältnisse zwischen dem Individuum und dessen gesellschaftlicher Einbettung spiegeln sich in der Arbeit wider. In dem aus dem Projekt entstandenen gleichnamigen Video berichten die Angestellten von den negativen Seiten ihres Daseins als Wanderarbeiter. Ergänzend dazu zeigen die Fotografien ihre ärmlichen Wohnungen, in denen kaum Platz für Privates bleibt.

 

I. MIRROR BY CHINA TRACY (AKA: CAO FEI) (2007)

In den Arbeiten I. Mirror und RMB City setzt die Künstlerin sich mit dem Phänomen der Onlineplattform „Second Life“ (www.secondlife.com) auseinander. Die internetbasierte Parallelwelt wird seit 2003 von 15 Millionen Mitgliedern genutzt und jeder Teilnehmer kann durch einen Avatar – seinem digitalen, computeranimierten Stellvertreter – in Second Life agieren, virtuelles Geld verdienen oder sogar eigene Unternehmen gründen.

Als Avatar „China Tracy“ beschäftigte Cao Fei sich insgesamt ein Jahr lang mit der Welt des „Second Life“, um dessen Möglichkeiten zu erkunden. Für die Dokumentation fertigte die Künstlerin Machinimafilme an – Animationsfilme, bei denen die 3D-Graphiken des Onlinespiels in digitale Videoanimationen umgewandelt werden.

I. Mirror beleuchtet in drei Teilen die Schönheit als auch die Exzesse dieser virtuellen Welt und thematisiert die Liebesgeschichte zwischen den Avataren „China Tracy“ und „Hug Yue.“ Trotz der farbenfrohen, scheinbar verspielten Umgebung wird durch die Musik ein Gefühl der Einsamkeit und alles durchdringenden Sehnsucht spürbar. Die Fantasiewelt des „Second Life“ bleibt ein kalter und einsamer Ort.

Das Projekt I. Mirror endete 2007 mit der Präsentation der Videotriologie auf der 52. Biennale di Venezia im Chinesischen Pavillion.

 

RMB CITY. A SECOND LIFE CITY PLANNING BY CHINA TRACY (2007)

Während dieses erste Projekt sich mehr mit der Erforschung des „Second Life“ beschäftigte, fokussiert das zweite „Second Life“ Vorhaben RMB City. A Second Life City Planning by China Tracy die Erschaffung einer neuen traumhaften Fantasiestadt in der virtuellen Welt.

RMB City (RMB ist die Abkürzung für die chinesische Währung Renminbi) reflektiert die derzeitige Welle der Urbanisierung sowie die rasanten gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüche in China. So besteht die Architektur von RMB City aus einer Ansammlung von Zeichen des Kommunismus, Kapitalismus und Sozialismus – vergegenwärtigt durch historische und zeitgenössische chinesische Ikonen sowie Protagonisten der chinesischen Kultur. Neben Chinas Nationalsymbol dem Pandabären, erscheinen das neue Nationalstadion in Peking oder ironische und subversive Zitate wie eine halb im Wasser versunkene, riesige Maostatue. Seit der Vollendung der virtuellen Stadtkonstruktion Ende 2008 können die Gebäude der RMB City (www.rmbcity.com) zwei Jahre lang von kulturellen Institutionen gekauft und belegt werden.

 

HIP HOP GUANGZHOU (2003)

In Cao Feis früherem Hip Hop-Projekt verschiebt die Künstlerin allerdings den Fokus auf China: Das Projekt fand neben Stationen in China auch in New York und Berlin statt. In allen Städten wurden Personen mit unterschiedlichen nationalen, sozialen und kulturellen Hintergründen in Hip Hop-Tänzer versetzt und dadurch die starren Grenzen zwischen dem mediendominierten Leben der jüngeren Generation und dem Alltag der Elterngeneration durchbrochen. Für Hip Hop Guanghzou spielte Cao Fei dem Obstverkäufer oder einem Bauarbeiter Hip Hop-Tracks und Tanzbewegungen vor und führte sie so in die grundlegenden Bewegungsformen ein, die auch an die traditionellen Formationstänze chinesischer Gruppen erinnern.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Cao Fei

NUMBER TWO:
FRAGILE

11. OKTOBER 2008 – 1. AUGUST 2009

Mit dem Titel NUMBER TWO: FRAGILE präsentierte die JULIA STOSCHEK COLLECTION die zweite Ausstellung aus dem privaten Sammlungsbestand von Julia Stoschek.

Hauptthema der Ausstellung ist der Aspekt der Körperlichkeit in Video, Installation und Fotokunst, mit der vor allem Künstler der Body-Art und Performance Kunst seit den 1960/70er Jahren experimentieren.

Selbstinszenierung, Schmerz, Transformation, Körperhaftigkeit im Sinne einer Plastizität, die als reale, äußere Form erfahrbar wird, aber auch Zerbrechlichkeit im buchstäblichen Sinne sind wesentliche Schwerpunkte, die in der Auswahl der 54 Arbeiten beleuchtet werden sollen. Die insgesamt 30 Künstler können dabei innerhalb der Ausstellung auch als Einzelpositionen wahrgenommen werden, da zumeist mehrere Arbeiten eines Künstlers vorgestellt werden.

Einen besonderen Stellenwert in der Ausstellung nimmt die künstlerische Selbstinszenierung ein. In der 1967-68 entstandenen Performance-Dokumentation Art-Make-Up No. 1-4 (White, Pink, Green, Black) von Bruce Nauman wird in einem Akt der Verfremdung gezeigt, wie der eigene Körper zur Skulptur wird.

In den ursprünglich als 16-mm-Film aufgezeichneten Videos, ist die Kamera frontal auf den Oberkörper gerichtet, welcher in einem minutiösen Prozess in vier verschiedenen Farben (weiß, pink, grün und schwarz) „maskiert“ wird.

Die technische Weiterentwicklung des Films bzw. Videos in den 1960er Jahren machte es den Künstlern mit dem Verfahren der Close-Circuit-Installationen möglich Aktionen auf Film aufzuzeichnen, sich im Spiegel selbst zu betrachten und gleichzeitig sogar in einen anderen Raum zu übertragen. Weitere Künstler der Ausstellung, wie Vito Acconci oder auch Hannah Wilke, nutzten diese Möglichkeiten im Sinne eines erweiterten Skulpturbegriffs.

So demonstriert Hannah Wilke in einer ihrer bekanntesten Performances Hannah Wilke Through the Large Glass einen Striptease hinter Marcel Duchamps Grosses Glas im Philadelphia Museum of Art. Sie posiert für die Kamera und stellt wie ein Fotomodel der 1970er Jahre klischeehaft die Rolle der Frau in der damaligen Kunstszene zur Schau.

Auch in der großformatigen Fotoserie Die Sonne um Mitternacht schauen von Katharina Sieverding aus dem Jahre 1973 oder der Performance The Onion von Marina Abramović aus dem Jahre 1996 ist die Selbstdarstellung der Frau als Künstlerin und gleichzeitiges Kunstobjekt zentrales Thema. In der Arbeit von Marina Abramović wird darüber hinaus die Erfahrung des Schmerzes suggeriert und die Grenzen der eigenen physischen Belastbarkeit ausgelotet.

Gleichsam schmerzhaft und schockierend sind die Performances von Chris Burden, die ein regelrechtes Martyrium des Künstlers dokumentieren. In der legendären Arbeit Shoot (1971), ließ sich Burden in den Arm schießen, in Through the Night Softly von 1973 windet er sich nackt, mit verbundenen Armen gequält aus einem Scherbenhaufen.

Von besonderer Bedeutung in NUMBER TWO: FRAGILE ist die Killing Machine von Janet Cardiff und Georges Bures Miller aus dem Jahre 2007. Die Installation ist eine höchst kritische und zugleich absurde Auseinandersetzung mit der Todesstrafe und inhaltlich angelehnt an die Erzählung In der Strafkolonie von Franz Kafka. Anders als in früheren Arbeiten des Künstlerpaars steht nicht der Film im Vordergrund, sondern ein an den Elektrischen Stuhl erinnerndes Folterinstrument, das in einem abgeschlossenen Raum, begleitet von schriller Violinenmusik den Besucher zum Zuschauer eines Horrorszenarios macht.

Paul Chans digital animierte Videoinstallation im Breitbandformat Happiness (finally) after 35,000 Years of Civilization (after Henry Darger and Charles Fourier) führt eine radikale politische Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft fort. In seiner apokalyptischen Vision entwickelt sich eine scheinbar naive Paradiesvorstellung zu einem Schreckensszenario in Videospielästhetik, formal angelehnt an die Bildsprache des Amateurzeichners Henry Darger.

Ein weiteres Hauptwerk der Ausstellung bildet die Installation von Terence Koh. Die Installation Snow White (engl. für Schneewittchen) ist eigens für die Ausstellung NUMBER TWO: FRAGILE gestaltet worden. Kern der Arbeit sind die als Kubus von der Decke herabhängenden Neonröhren, die es durch die Blendung des Lichts dem Besucher fast unmöglich machen werden, den Raum überhaupt zu betreten. Ein gläserner Sarg und Chrysanthemen aus Porzellan, sowie eine Live-Performance, die in eben diesem Raum aufgezeichnet wird, komplettieren das „märchenhafte“ Szenario in Anlehnung an eine Oper.

Die Arbeiten Cheese (2007) und Dough (2005/06) von Mika Rottenberg sind erstmals zusammen in einer Ausstellung zu sehen. In einem roh gezimmerten, begehbaren „Ziegenstall“ präsentiert die Künstlerin ihre jüngste Arbeit Cheese. Sechs Schwestern mit rapunzelartig langen Haaren sind die Hauptpersonen, die die magischen Kräfte von Mutter Natur besitzen und aus ihren Haaren Käse herzustellen vermögen.

Wie in ihrer Arbeit Dough ist das zentrale Motiv die Auseinandersetzung mit globalen Themen, wie Ökonomie oder Arbeit im postindustriellen Zeitalter. Produktionsabläufe werden mit einer poetischen Bildsprache ad absurdum geführt, der weibliche Körper wird als energetischer Teil dieser Prozesse einbezogen und der Betrachter in eine höchst eigentümliche, aber vertraute Welt entführt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Marina Abramović, Vito Acconci, Peggy Ahwesh, Walead Beshty, Encyclopedia Pictura & Björk, John Bock, Chris Burden, Janet Cardiff, George Bures Miller, Paul Chan, Patty Chang, Jen DeNike, Nathalie Djurberg, Cheryl Donegan, Encyclopedia Pictura & Björk, Kate Gilmore, Cao Guimarães, Terence Koh, Alex McQuilkin, Nandipha Mntambo, Lutz Mommartz, Bruce Nauman, Rob Pruitt, Adam Putnam, Pipilotti Rist, Torbjørn Rødland, Mika Rottenberg, Katharina Sieverding, Rosemarie Trockel, Hannah Wilke, Aaron Young

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V.. Texte von Elisabeth Bronfen, Jenny Dirksen, Philipp Fürnkäs, Elke Kania, Monika Lahrkamp, Bettina Malcomess, Emmanuel Mir, Rodrigo Moura, Anna-Alexandra Nadig, Angela Rosenberg, Andreas Schlaegel, Beate Söntgen, Anke Volkmer.

 

Sprache: Deutsch/Englisch. 2009. 432 Seiten. 333 farbige Abbildungen. Format: 21,70 x 27,70 cm. Leinencover. Erschienen im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern.

Deutsche Ausgabe: ISBN 978-3-7757-2380-0

Englische Ausgabe: ISBN 978-3-7757-2379-4

Museumsausgabe: 35 €

Buchhandelsausgabe: 68 €

 

Unter dem Titel NUMBER TWO: FRAGILE dokumentiert der Band die zweite Ausstellung der JULIA STOSCHEK COLLECTION, die vom 11. Oktober 2008 bis zum 01. August 2009 in Düsseldorf zu sehen war. Hauptthema ist der Aspekt der Körperlichkeit in Video, Installation und Fotokunst, mit der vor allem Künstler der Body-Art und Performance-Kunst seit den 1960er und 1970er Jahre experimentieren. Selbstinszenierung, Schmerz, Transformation, Körperhaftigkeit im Sinne einer Plastizität, die als reale, äußere Form erfahrbar wird, aber auch Zerbrechlichkeit im buchstäblichen Sinne sind dabei wesentliche Schwerpunkte.

 

Mit einer Auswahl von 54 Arbeiten von 30 international renommierten Künstlern aus der Privatsammlung von Julia Stoschek – unter ihnen Marina Abramović, Vito Acconci, Chris Burden, Janet Cardiff und Georges Bures Miller, Nathalie Djurberg, Terence Koh, Bruce Nauman, Pipilotti Rist, Mika Rottenberg, Katharina Sieverding, Rosemarie Trockel – und einem kenntnisreichen Essay von Elisabeth Bronfen liegt damit ein instruktiver Beitrag zu einem zentralen Thema der Kunst der letzten 50 Jahre vor. Jetzt bestellen

NUMBER ONE:
DESTROY, SHE SAID

18. JUNI 2007 – 2. AUGUST 2008

Für die Eröffnungsausstellung mit dem Titel NUMBER ONE: DESTROY, SHE SAID hat Julia Stoschek 42 internationale künstlerische Positionen zusammengestellt, die sich vornehmlich mit den Themen Konstruktion/Dekonstruktion, Innenraum/Außenraum beschäftigen.

Der Ausstellungstitel NUMBER ONE: DESTROY, SHE SAID ist vielleicht durch den gleichnamigen Roman von Marguerite Duras (franz. Destruire, dit elle) bekannt, verdankt sich aber vor allem der zweiteiligen Videoinstallation von Monica Bonvicini Destroy She Said aus dem Jahr 1998, die in Filmausschnitten aus Autorenfilmen der 1950-70er Jahre die Rolle der Frau in diesen Filmen thematisiert. Auch zur Hochzeit des Feminismus werden die Frauen hier vor allem alten Klischees folgend als hilflose Wesen dargestellt.

Die Arbeiten in der Ausstellung beschäftigen sich folgerichtig mit räumlichen, psychologischen und zwischenmenschlichen Ausnahmezuständen. Darüber hinaus sind in den einzelnen Geschossen Arbeiten zu untergeordneten Fragestellungen und Themen zusammengefasst, um einzelne Aspekte einerseits zu verstärken und andererseits die Offenheit von DESTROY, SHE SAID zu erweitern.

DESTROY, SHE SAID impliziert zunächst den Gestus der Zerstörung. Dieser Aspekt findet sich in vielen Arbeiten wieder. Beispielhaft für die Zerstörung von Innenräumen und Strukturen sind die Arbeiten Shades of Destructors von Mark Leckey, oder auch Hammering Out (an old argument) von Monica Bonvicini. In der Arbeit Burn des Künstlerduos Reynold Reynolds & Patrick Jolley ist es das Feuer im trauten Heim, das als zerstörerisches Element eine absurde und beängstigende Atmosphäre schafft.

Die Arbeit Empire von Paul Pfeiffer dagegen dokumentiert in drei Monaten Echtzeit die mühevolle Arbeit von Wespen an ihrem Nestbau und thematisiert somit den Aspekt der Konstruktion, wie auch den der Effektivität in klar hierarchischen Ordnungen. Die dreiteilige Installation von Tony Oursler im Eingangsbereich hingegen lässt urbane Innen- und Aussenräume so komplex miteinander in Dialog treten, dass die bekannten Regeln und Zuweisungen wie Innen und Außen in diesem Haus im Haus aus dem Gleichgewicht kommen.

Zum Gestus der Zerstörung tritt im Falle der Arbeiten von Robert Boyd oder Adam McEwen ein Gefühl der tiefgreifenden Verstörung. Robert Boyd zeigt in seiner Vierkanal-Videoinstallation Xanadu die selbstzerstörerischen Impulse unserer Gesellschaft, indem er verschiedene Elemente der Massenkultur wie Nachrichten, Dokumentationen Comics und Popmusik verdichtet und zu einer sekundenschnellen Bilderfolge der grauenhaft zufälligen Schnittstellen unserer Medienwirklichkeit aneinanderreiht, in der zwischen Unterhaltungs-, Informationswert und Horror kaum mehr unterschieden werden kann.

Die Arbeit A-Line von Adam McEwen stellt dann buchstäblich die Welt auf den Kopf. Gezeigt wurden die erhängt zur Schau gestellten Leichname von Benito Mussolini und Clara Petacci vor einer Tankstelle an einem Platz in Mailand.

Zentrale Arbeit im zweiten Ausstellungsgeschoss war die Mehrkanalinstallation Interiors von Doug Aitken. Auf drei transluzenten Leinwänden wurden die scheinbar unvereinbaren Geschichten verschiedener Personen geschildert, die sich durch Innenräume und urbane Landschaften bewegen. Eine Steigerung erfährt dieses Gefühl von Orientierungslosigkeit durch die Arbeiten von Anthony Burdin, dessen Protagonist in Desert Mix den Betrachter durch bizarre Gegenden führt.

Ein weiterer Aspekt der Ausstellung thematisierte räumliche Abgrenzung und Ausgrenzung. Beispielhaft hierfür stehen Thomas Demands Fence und Taryn Simons Arbeit Calvin Washington aus der Fotoserie The Innocents aus dem Jahre 2002, die unschuldig zum Tode Verurteilte an ihren vermeintlichen Tatorten zeigt.

Unter dem Thema Circular Moves wurden eine Reihe von Arbeiten gezeigt, die sich der Kreisbewegung widmeten. Relation in Movement von Marina Abramovic, High Performance von Aaron Young, aber auch Anthony McCall mit Line describing a cone. McCall projiziert dabei mit Hilfe eines 16mm Kinoprojektors Licht auf eine schwarze Fläche, das durch den Gebrauch einer Nebelmaschine als langsam entstehender, perfekter Lichtkegel sichtbar wird. Der Kinoraum und damit das Prinzip Projektion wird gewissermaßen zur Skulptur, die das klassische Verhältnis von Betrachter und Kinoprojektor auflöst.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Doug Aitken, Francis Alÿs, Heike Baranowsky, Dara Birnbaum, Monica Bonvicini, Robert Boyd, Lonnie van Brummelen, Anthony Burdin, Jeff Burton, Paul Chan, Thomas Demand, Olafur Eliasson, Dara Friedman, Kate Gilmore, Douglas Gordon, Manuel Graf, Dan Graham, Jeppe Hein, Christian Jankowski, Joan Jonas, Mark Leckey, Klara Lidén, Gordon Matta-Clark, Anthony McCall, Adam McEwen, Bruce Nauman, Tony Oursler, Paul Pfeiffer, Reynold Reynolds & Patrick Jolley, Pipilotti Rist, Thiago Rocha Pitta, Natascha Sadr Haghighian, Taryn Simon, Robert Smithson, Mathilde ter Heijne, Kon Trubkovich, Ulay & Marina Abramović, Bill Viola, Clemens von Wedemeyer, Aaron Young

AUSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V.

Vorwort von Julia Stoschek. Texte von Klaus Biesenbach, Daniel Birnbaum, Jenny Dirksen, Philipp Fürnkäs, Kaye Geipel, Ulrike Groos, Syelle Haase, Elke Kania, Monika Lahrkamp, Emmanuel Mir, Susanne Pfeffer, Cay Sophie Rabinowitz, Angela Rosenberg, Eva Scharrer, Andreas Schlaegel, Valeska Schneider, Anke Volkmer.

 

Sprache: Deutsch/Englisch. 2008. 316 Seiten. 318 farbige Abbildungen. Format: 21,80 x 27,50 cm. Leinencover. Erschienen im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern.

Deutsche Ausgabe: ISBN 978-3-7757-2230-8

Englische Ausgabe: ISBN 978-3-7757-2231-5

Museumsausgabe: 35 €, Buchhandelsausgabe: 49,80 €

NUMBER ONE: DESTROY, SHE SAID so lautet der Titel der ersten Ausstellung der JULIA STOSCHEK COLLECTION, die im Sommer 2007 mit großer Medienaufmerksamkeit in Düsseldorf eröffnet wurde. Eine Besonderheit der Schau ist, dass die von den Berliner Architekten Kuehn Malvezzi gestalteten Räume für insgesamt 40 künstlerische Positionen maßgeschneidert sind und so exemplarisch die Möglichkeiten der Präsentation zeitgenössischer mediengestützter Kunst nachvollziehen lassen.

 

Der Band dokumentiert die Ausstellung, die vom 18. Juni 2007 bis 2. August 2008 in Düsseldorf zu sehen war, und ihre außergewöhnliche Raumkonzeption, stellt alle Arbeiten – von Künstlern wie Doug Aitken, Paul Chan, Robert Smithson, Monica Bonvicini, Natasha Sadr Hagidhian, Dara Birnbaum, Klara Liden oder Olafur Eliasson – in Text und Bild vor und verortet sie im größeren Zusammenhang der qualitätvollen Privatsammlung. Ein Essay von Daniel Birnbaum über aktuelle zeitbasierte Kunst und wesentliche Aspekte ausgewählter Arbeiten der JULIA STOSCHEK COLLECTION sowie ein Text von Kaye Geipel zur Geschichte und Architektur des 100 Jahre alten Industriegebäudes runden den Band ab. Jetzt bestellen

DOUBLE FEATURE: THEODOULOS POLYVIOU

12. SEPTEMBER 2024 – 27. APRIL 2025

ERÖFFNUNG
11. September, 18–22 Uhr (Eintritt frei)

Die dritte Auflage der Reihe DOUBLE FEATURE umfasst Video, Skulptur, Archivobjekte, Fotografie und Druckgrafik des zypriotischen Künstlers Theodoulos Polyviou und zeigt das dritte Kapitel seiner Serie Transmundane Economies (2022 – fortlaufend) erstmals in Deutschland. Der Künstler untersucht darin mittels virtueller Realität und CGI (Computer Generated Imagery) das kulturelle Erbe Zyperns: Mit dieser Rekonstruktion versucht er, die Lücke zu schließen, die die offizielle Geschichtsschreibung offenbart. Sein spekulativer Ansatz umgeht nationalistische Denkweisen, indem er alternative Wege aufzeigt, die historische Komplexität der Insel und deren Gründung als Nationalstaat besser zu verstehen und sich die Zukunft des Inselstaats auszumalen.

Die in Zusammenarbeit mit dem Entwurfsarchitekten und Designer Loukis Menelaou entstandene ortsspezifische Videoinstallation A Palace in Exile (2024) steht im Zentrum der beiden Ausstellungen in Berlin und Düsseldorf und markiert den Höhepunkt Polyvious langjähriger Forschung. Das Video besteht ausschließlich aus computergenerierten Bildern, die zwischen zwei Orten und Epochen hin und her springen: die Julia Stoschek Foundation in der Gegenwart und Zypern in den 1950er-Jahren; ein Jahrzehnt, das von ethnischen und nationalistischen Spannungen geprägt war, während die Insel um ihre Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft rang.

Das Video dreht sich um den ersten Architekturwettbewerb, der in den 1950er-Jahren in der Region ausgelobt wurde und das Ziel hatte, einen neuen Palast für den Erzbischof von Zypern zu errichten. In der Presse wurde das Thema heftig diskutiert, was die überaus wichtige Rolle, die der Architektur bei der Gestaltung einer nationalen Identität der Insel zukam, verdeutlicht. Diese Debatten werden anhand von Zeitungsartikeln aus den 1950er- und 60er-Jahren wiedergegeben, die in Auszügen aus dem Off vorgelesen werden. Der neue Palast wurde letztlich in einem neobyzantinischen Stil errichtet, nachdem die drei Entwürfe der Endauswahl von Seiten der Kirche sowie anderen konservativen Kräften als zu modern eingestuft worden waren.

In dem Video stellen Polyviou und Menelaou ihren virtuellen Wettbewerbsbeitrag vor, der reale und spekulative Geschichte in Dialog setzt. Ihr Entwurf schöpft aus den Lehren und Zeichnungen von Daskalos, einem zypriotischen Mystiker und Heiler, der von den 1950er- bis in die 90er-Jahre tätig war und dessen esoterische Praxis einen Gegenpol zur hegemonialen Identität von Kirche und Staat darstellt. Neben der Videoinstallation ist auch ein Druck des Entwurfs für den Palast von Polyviou und Menelaou in den Ausstellungsräumen zu sehen.

Die Ausstellung eröffnet ein zentrales Thema in Polyvious künstlerischer Praxis: Wie kann das Zusammenspiel aus Architektur und Technologie rituelle und sakrale Erfahrungen – eine Art „Techno-Spiritualität“ – erzeugen? Polyviou gestaltet virtuelle Räume innerhalb vorhandener Architektur und lädt uns ein, diese hybriden Welten zu betreten, die unser Verständnis von Identität und Zugehörigkeit erweitern und in denen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinanderprallen.

A Palace in Exile wurde von der Fondazione Elpis in Mailand produziert, wo es im Frühjahr 2023 uraufgeführt wurde. Die Videoinstallation ist eine Zusammenarbeit mit dem Entwurfsarchitekten und Designer Loukis Menelaou, mit Soundproduktion von x.ypno.

THEODOULOS POLYVIOU (geb. 1989, Zypern) lebt und arbeitet in Berlin. In seiner Praxis, die Expanded Media und immersive Formate umfasst, untersucht er die Rolle von Körpern, insbesondere queeren Körpern, in institutionellen Räumen, in kulturellen und politischen Narrativen und im Bereich des Digitalen. Für sein fortlaufendes Projekt Transmundane Economies nutzt Polyviou Virtualität und damit verbundene digitale Technologien wie Extended Reality (XR) und künstliche Intelligenz, um ortsspezifische Arbeiten zu erschaffen, die einen spekulativen Ansatz zu Geschichte und Archäologie verfolgen. Sie laden die Betrachter*innen ein, über den materiellen und ideologischen Wert historischer Artefakte und die damit verbundene Frage nach den Besitzverhältnissen nachzudenken. Viele seiner Arbeiten beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Möglichkeiten, die uns die digitalen Medien bereitstellen, um uns auf neue Weise mit Geschichte auseinanderzusetzen.

2020 war Polyviou Ko-Kurator von „School of Waters“, der 19. Ausgabe der Mediterranea Biennial in San Marino. Der Künstler präsentierte seine Arbeiten in Einzelausstellungen u.a. im Bode Museum, Berlin; Künstlerhaus Bethanien, Berlin; ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe sowie in einer Reihe von Gruppenausstellungen, u. a. 2021 im zypriotischen Pavillon der Architekturbiennale Venedig.

DOUBLE FEATURE ist eine Reihe von Einzelausstellungen, die parallel in der JSF Berlin und Düsseldorf stattfindet, wird von Line Ajan und Lisa Long kuratiert und von Team Global unterstützt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Theodoulos Polyviou

Broschüre

AFTER IMAGES

12. SEPTEMBER 2024 – 27. APRIL 2025

KÜNSTLER*INNEN-GESPRÄCH
28. November 2024, 19:30 Uhr
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AFTER IMAGES präsentiert über 30 Werke, darunter sechs Neuproduktionen und Interventionen, die eine erweiterte Definition von zeitbasierter Kunst beinhalten.

Die Gruppenausstellung AFTER IMAGES beschäftigt sich mit einer Neujustierung unseres Verhältnisses zur zeitgenössischen Bildkultur. Anstatt visuelle Medien wie Film oder Video, für die die Julia Stoschek Foundation vor allem bekannt ist, in den Mittelpunkt zu stellen, spielen haptische und multisensorische Erfahrungen eine wichtige Rolle. Damit einher geht eine Verschiebung vom Raum des Bildschirms hin zum verkörperten und erfahrungsbasierten Empfinden der Betrachter*innen. Die gezeigten Arbeiten stehen für eine weiter gefasste Definition zeitbasierter Kunst, zu der hier ebenso kinetische Skulpturen, Klang- und Lichtinstallationen, filmbasierte Installationen, Geruchsinterventionen und Extended Reality gerechnet werden.  

Die vorherrschenden Wissenssysteme privilegieren das Sehen vor dem Hören, Riechen, der Berührung und dem Geschmack – ungeachtet der Tatsache, dass der Vorgang des Sehens aus dem sensorischen Feedback des gesamten Körpers entsteht. AFTER IMAGES hinterfragt diese Hierarchisierung, indem Arbeiten präsentiert werden, die über Materialität, Textur, Bewegung und immersive Erfahrung Bedeutung generieren. Die Ausstellung lädt die Besucher*innen ein, Bilder als nur eine von vielen Möglichkeiten zu verstehen, wie wir die Welt begreifen können.  

Ob mit Seifenblasenmaschinen, Punktwolken oder Geruchsnoten – verschiedene sensorische Ansätze führen zu anderen Formen der Repräsentation, etwa bei Arbeiten, die sich wie hier in dieser Ausstellung mit der Konstruktion von Identität und Erinnerung befassen. In anderen Werken testen Künstler*innen die Grenzen von lichtempfindlichem Film, von Projektoren oder Fernsehgeräten oder verabschieden sich gleich ganz von der bildhaften Darstellung, indem sie Spiegel oder Bildschirme verdecken. In einer Zeit, in der die Bilder vorherrschen und – angesichts ihrer Omnipräsenz – zugleich an Kraft zu verlieren scheinen, stellt sich die Frage: Welche Formen der Handlungsmacht, Empathie und des Innehaltens liegen in einer solchen Neujustierung unserer Sinne? Können wir uns vorstellen, was nach den Bildern kommt?  

Kuratiert von Lisa Long, künstlerische Leitung, unter Mitarbeit von Line Ajan, Assistenzkuratorin, und Josefin Granetoft, kuratorische Assistenz.   

KÜNSTLER*INNENLISTE

Jo Baer, Rosa Barba, Theresa Baumgartner, Paul Chan, Trisha Donnelly, Laurel Halo, Lotus L. Kang, LABOUR (Farahnaz Hatam & Colin Hacklander), Ghislaine Leung, David Medalla, Carsten Nicolai, Norbert Pape & Simon Speiser, Giovanna Repetto, Chaveli Sifre, Jesse Stecklow, Anicka Yi

BROSCHÜRE

ANT FARM & T.R. UTHCO
THE ETERNAL FRAME

29. JUNI 2024 – 28. JULI 2024

Im Juli präsentiert die Foundation in einem Sommer-Special einen Klassiker der Videokunst aus der Julia Stoschek Collection.

The Eternal Frame (1975) untersucht die Rolle, die die Medien bei der Entstehung von (post)modernen Mythen spielen. Für T.R. Uthco und Ant Farm war die Ermordung von Präsident Kennedy im Jahr 1963 das ikonische Ereignis, das die ultimative Kollusion von historischem Spektakel und Medienbild bedeutete. Die Arbeit beginnt mit einem Ausschnitt aus einem der ikonischsten und bedeutendsten Filmdokumente des zwanzigsten Jahrhunderts: Super-8-Filmmaterial des Kennedy-Attentats, aufgenommen von Abraham Zapruder, einem Zuschauer an der Straße der Parade, das eine der wenigen filmischen Aufzeichnungen des Ereignisses darstellt.

Ausgehend von diesen wenigen berüchtigten Filmbildern konstruieren T.R. Uthco und Ant Farm ein vielschichtiges Ereignis, das gleichzeitig ein Live-Performance-Spektakel, eine aufgezeichnete Nachstellung des Attentats, eine fiktive Dokumentation und – vielleicht am tückischsten – eine Simulation des Zapruder-Films selbst ist.

Werktext von Electronic Arts Intermix (EAI)

DOUBLE FEATURE: TAREK LAKHRISSI

6. JANUAR 2024 – 28. APRIL 2024

Seit September 2023 präsentiert die Julia Stoschek Foundation mit DOUBLE FEATURE eine Reihe von Einzelpräsentationen junger Künstler*innen, die in Berlin und Düsseldorf gleichzeitig zu sehen ist.

Die zweite Präsentation von Double Feature stellt drei Filme des französischen Künstlers und Dichters Tarek Lakhrissi in den Mittelpunkt. Durch das spekulative Potential seiner Arbeiten in den Medien Text, Film, Installation erforscht Lakhrissi soziopolitische Narrative, die sich auf die Erfahrung der Diaspora und des Queer-Seins in Europa beziehen. Lakhrissi siedelt seine Arbeiten häufig in surrealistischen Umgebungen an, denen er magischen Eigenschaften verleiht, um den Blick auf unsere Realität zu verändern.

DOUBLE FEATURE ist kuratiert von Line Ajan und Lisa Long. Die Reihe wird unterstützt von Team Global.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Tarek Lakhrissi

Broschüre

DOUBLE FEATURE: YOUNG-JUN TAK

14. SEPTEMBER 2023 – 17. DEZEMBER 2023

4. November 2023, 19.30 Uhr:
Künstlergespräch mit Lisa Long
JSF Berlin

Im September 2023 beginnt in der Julia Stoschek Foundation unter dem namen DOUBLE FEATURE eine neue Reihe von Einzelpräsentationen junger Künstler*innen, die in Berlin und Düsseldorf gleichzeitig zu sehen sein wird.

Die erste Ausstellung zeigt mit Wish You a Lovely Sunday (2021) und Wohin? (2022) aktuelle Filme des in Berlin lebenden Künstlers Young-jun Tak. Beide Arbeiten sind in Berlin entstanden und beschäftigen sich mit der Frage, wie Ort, Architektur, Bewegung und Glauben Kategorien wie Gemeinschaft und Queerness informieren.

Wish You a Lovely Sunday (2021) kontrastiert zwei Orte in Berlin: die Kirche am Südstern und den queeren Club SchwuZ. Der Künstler lud zwei Choreograf*innen und zwei Tänzer*innen ein, um paarweise Choreografien für diese beiden Räume zu entwickeln. Zudem ordnete er jedem Team ein anderes Bach-Stück für vierhändiges Klavier zu. Als die Choreografien nach mehreren Probetagen fertig entwickelt waren, vertauschte Tak die ursprünglich zugeordneten Räume für die Filmaufnahmen, sodass die Teilnehmenden gezwungen waren, ihre Choreografien spontan an die architektonischen Besonderheiten und die Atmosphäre des jeweils anderen Raums anzupassen. Ein Dialog zwischen den zwei Orten entsteht, und Religion und Clubkultur finden sich – so unwahrscheinlich es scheint – in unmittelbarer Nachbarschaft.

Die Gemeinsamkeiten zwischen Kirche und Club interessiert Tak insofern, als in beiden spezifische Rituale, Verhaltensnormen und Attitüden am Werk sind, die eng an den jeweiligen Raum und dessen Funktion gebunden sind. Im Verlauf von Wish You a Lovely Sunday beginnt die körperliche Anwesenheit der Teilnehmenden und die Art und Weise, auf die sie sich in ihrer jeweiligen Umgebung zurechtfinden, die Bedeutung des jeweiligen Raums zu verändern. Sichtbar werden so letztlich Spannungen, die auf den ersten Blick nicht wahrzunehmen sind. So drückt sich etwa in der Kirche im Spiel gegenseitigen Anblickens und Wegschauens zwischen den beiden um die Säulen und den Altar streifenden Protagonist*innen unweigerlich ein Gefühl von Sehnsucht und Verlangen, Verweigerung und Verbot aus.

Im Film Wohin? konzentriert sich die Kamera auf die Rückspiegel von Autos, die rund um Berlin über die Autobahn fahren. Im Verlauf des Films rücken verschiedene, von den Spiegeln baumelnde Objekte in den Bildausschnitt, seien es christliche Rosenkränze, buddhistische Gebetsperlenketten oder der typisch deutsche Raumduftspender, der Wunderbaum. Die Rückspiegel selbst zeigen dazu die Situation auf den Rücksitzen: ein Mann blickt aus dem Fenster, checkt sein Telefon oder döst weg; zwei weitere Männer küssen sich verliebt. Vor den Aufnahmen hatte sich Tak mit seinen Darstellern über die unterschiedlichen Aspekte der deutschen Autobahn unterhalten – ein ideologisches Projekt des Dritten Reichs, das typisch für die nationale Infrastruktur ist, ebenso aber ein Spielplatz für Projektionen von Hypermaskulinität sowie ein bedeutender Ort für schwules Cruising. Der Soundtrack, für den der Organist Andreas Sieling aus dem Berliner Dom und der britische Countertenor Tim Morgan Kraftwerks legendäres Stück „Autobahn“ von 1974 neu interpretieren, unterstreicht diese verschiedenen Facetten zusätzlich. Während Sieling die Register seiner riesigen Orgel mit über 7.000 bis zu 13 Meter langen Pfeifen zieht, wiederholt Morgan den simplen Text „Autobahn“ in fließendem Vortrag und hoher Tonlage – ganz im Gegensatz zu den mechanischen und militaristischen Rhythmen der Orgel.

DOUBLE FEATURE ist kuratiert von Line Ajan und Lisa Long. Die Reihe wird unterstützt von Team Global.

 

ÜBER DEN KÜNSTLER

Young-jun Tak (geb. 1989 in Seoul, Südkorea) beschäftigt sich mit den soziokulturellen und psychologischen Mechanismen, die Glaubenssystemen zugrunde liegen. Tak mischt unterschiedliche Medien, Techniken und Themen und setzt Verschleierung als Kritik ein. In seinen Videos, Skulpturen und Installationen zeigt er den menschlichen Körper oft im Kontext polarisierender Normen und Konventionen. Einzelausstellungen von Tak waren bei Wanås Konst (Knislinge, Schweden, 2023), O—Overgaden (Kopenhagen, 2023), Efremidis (Berlin, 2022), SOX (Berlin, 2022) und Fragment (Moskau, 2021) zu sehen. Tak hat an internationalen Ausstellungen wie etwa der Lyon Biennale (2022), der Berlin Biennale (2020) oder der Istanbul Biennial (2017) teilgenommen. Gegenwärtig lebt und arbeitet er in Berlin.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Young-Jun Tak

Broschüre

UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE

14. SEPTEMBER 2023 – 28. JULI 2024

Die Gruppenausstellung UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE widmet sich der Frage, wie sich Künstler*innen zu unterschiedlichen Zeiten mit dem Körper in Bezug auf die Kamera auseinandergesetzt und dabei Ideologien der Unterdrückung zurückgewiesen, historische Narrative durchbrochen oder Vorstellungen von Identität erschüttert haben. Die Ausstellung, die Arbeiten aus der Julia Stoschek Collection mit Leihgaben in Dialog bringt, zeichnet verschiedene Schnittstellen von Performance und Videokunst seit den 1960er-Jahren und bis in die Gegenwart nach und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf Formen des Risses, des Bruchs und der Pause.

Im Gegensatz zu Peggy Phelans Definition von Performance als einer Live-Kunstform, die von ihrem sofortigen Verschwinden charakterisiert ist, stellt UNBOUND die Verwendung der Kamera und des dazugehörigen Apparats zum Zweck der Aufnahme und als beeinflussendes Element der Performance selbst in den Mittelpunkt. Die gezeigten Künstler*innen hinterfragen mithilfe einer bewusst herbeigeführten Verschmelzung der Präsenz der Performance mit der Virtualität des Bildes ein grundlegendes Paradox – eine Repräsentationskluft, wenn man so will, die sich zwischen dem performenden Subjekt, dessen komplexe Identität nie voll dargestellt werden kann, und der Kamera als einem gewaltvollen Werkzeug auftut, das versucht, die Dargestellten einzufangen, einzuhegen und zu klassifizieren. Viele der präsentierten Arbeiten zeigen und verhandeln dabei einen von der Kamera fortgeschriebenen kolonialen Blick und setzen zugleich doch auf genau jene zeitbasierte Technologie, um Verbindungen über Raum und Zeit hinweg zu etablieren, die ohne sie unmöglich wären. Neben Performancedokumentationen und Performances für die Kamera beschäftigen sich jüngere Arbeiten in der Ausstellung mit zeitgenössischen Bildökonomien und richten den Blick unter anderem darauf, wie Körper sich durch physische und digitale Räume bewegen.

Mitte des 20. Jahrhunderts führte die aufkommende Performancekunst dank ihrer Verwischung der Grenzen von Kunstobjekt, Künstler*in und Aktion einen Bruch ins westliche Kunstverständnis ein. Die damit einhergehende Befreiung der Kunst durch den Körper (und umgekehrt) findet sich als gemeinsamer Antrieb hinter den unterschiedlichen Ansätzen der ausgestellten Werke. Etwa zur gleichen Zeit prägte die junge Videotechnologie einen entscheidenden Wandel in der Art und Weise, wie wir Bewegung aufzeichnen, bearbeiten, abspielen und präsentieren – ein Wandel, der die frühen Video-Experimente mit unserer heutigen Nutzung in sozialen Medien und darüber hinaus verbindet. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Geschichten entwickelt sich ein Dialog zwischen historischen Arbeiten von Eleanor Antin, peter campus, VALIE EXPORT, Sanja Iveković, Ulysses Jenkins, Joan Jonas, Lutz Mommartz, Senga Nengudi, Howardena Pindell, Pope.L und Katharina Sieverding und Werken einer jüngeren Generation von Künstler*innen, darunter Panteha Abareshi, Ufuoma Essi, Shuruq Harb, Tarek Lakhrissi, mandla & Graham Clayton-Chance, Lydia Ourahmane, Sondra Perry, Akeem Smith und P.Staff.

Zu UNBOUND: PERFORMANCE AS RUPTURE erscheint eine Publikation mit einer allgemeinen Einführung sowie Kurztexten, in denen die einzelnen Kunstwerke in Beziehung zu den Themen der Ausstellung gesetzt werden (bei Besuch der Ausstellung kostenlos). Darüber hinaus werden ein öffentliches Gesprächs- und Screening-Programm sowie ein Podcast die Ideen der Ausstellung weiter beleuchten und ergänzen.

Bitte beachten Sie, dass die Ausstellung für Kinder unter 16 Jahren nicht geeignet ist.

Kuratorin: Lisa Long
Assistenzkuratorin: Line Ajan

KÜNSTLER*INNENLISTE

Panteha Abareshi, Eleanor Antin, Salim Bayri, Nao Bustamante, Matt Calderwood, Peter Campus, Patty Chang, Julien Creuzet, Vaginal Davis, Ufuoma Essi, VALIE EXPORT, Cao Guimarães, Shuruq Harb, Sanja Iveković, Ulysses Jenkins, Joan Jonas, Stanya Kahn, Verena Kyselka, Tarek Lakhrissi, Klara Lidén, mandla, Graham Clayton-Chance, Lutz Mommartz, Senga Nengudi, Mame-Diarra Niang, Lydia Ourahmane, Christelle Oyiri, P. Staff, Manfred Pernice, Sondra Perry, Howardena Pindell, Pope.L, Pipilotti Rist, Katharina Sieverding, Akeem Smith, Gwenn Thomas

Publikation

Mit Beiträgen von Line Ajan, June Drevet, Nora Kovacs, Lisa Long und Julia Stoschek.

(LA)HORDE

27. APRIL 2023 – 30. JULI 2023

In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung zeigt das Kollektiv (LA)HORDE eine Auswahl an Videoarbeiten, deren choreografischer Ansatz sich mit Ritualität, dem klassischen Tanz, Subkulturen und dem Alltag auseinandersetzt. Während der Eröffnung zeigt das Kollektiv mit To Da Bone eine seiner einflussreichsten Performances, wodurch die Räume der Julia Stoschek Foundation Berlin sowohl als Bühne als auch als Ausstellungsraum fungieren.

(LA)HORDE ist bekannt dafür, die Grenzen des klassischen Tanzes zu verschieben und untersucht, wie Körper im öffentlichen Raum, in sozialen Netzwerken und auf der Bühne dargestellt werden. Die Bühne ist für (LA)HORDE ein politischer Ort von sich überschneidenden choreografischen Sprachen. Aus diesem Verständnis heraus beschreibt das Kollektiv seine Praxis als Post-Internet-Tanz. Damit ist ein Genre gemeint, das von der digitalen Zirkulation unterschiedlichster Stile und Rhythmen beeinflusst ist. Mit den Mitteln des Tanzes oder, allgemeiner, durch die Bewegung des Körpers untersucht das Kollektiv Gesten der Transgression und des Widerstands von Individuen und Gruppen. (LA)HORDE performt Protest, mischt sich unter Festivalgänger*innen und lädt Amateur*innen ein, die große Bühne für sich zu reklamieren.

Die Arbeit von (LA)HORDE regt uns dazu an, über die drastischen Veränderungen nachzudenken, die unsere Bewegungen und Verhaltensweisen in den letzten fünfzehn Jahren durch die Allgegenwart von Telefonen, Überwachungskameras und sozialen Medien erfahren haben. Wir haben uns daran gewöhnt, in privaten wie öffentlichen Räumen für Kameras zu performen, mit und ohne Einverständnis. Gleichzeitig hat der allgemeine Zugang zu Aufnahmetechnologien und Massenvertriebswegen die Möglichkeiten von Performance und Tanz durch neue Formen des Ausdrucks und der Identifikation, definiert von jeweils spezifischen gemeinsamen Codes, erweitert. In einigen Fällen wird so auch politischer Protest möglich. Die jüngsten Videos aus dem Iran, die Frauen und Mädchen zeigen, die in den Straßen tanzen und damit ihre Ablehnung gegenüber dem Regime zum Ausdruck bringen, sind ein Beispiel dafür. Das Ziel von (LA)HORDE ist es, die Kraft, die unseren Körpern innewohnt, freizulegen, und dabei Erfahrungen zu schaffen, die tief in uns emotional und psychologisch widerhallen.

Kuratorin: Lisa Long
Assistenzkuratorin: Line Ajan

 

ÜBER (LA)HORDE

(LA)HORDE ist ein multidisziplinäres Kollektiv, das 2013 von den Künstler*innen Marine Brutti, Jonathan Debrouwer und Arthur Harel gegründet wurde. In Filmen und Performances (Novaciéries, 2015; The Master’s Tools, 2017; Cultes, 2019) sowie in choreografischen Arbeiten (To Da Bone, 2017; Marry Me in Bassiani, 2019; Room With a View, 2020) hinterfragt (LA)HORDE die politische Bedeutung von Tanz und nimmt choreografische Formen des Widerstands in den Blick, sowohl gemeinschaftliche als individuelle, von Raves über traditionelle Tänze bis zu Jumpstyle.

Seit 2019 leitet (LA)HORDE das Ballet National de Marseille, wo das Kollektiv unter anderem mit Choreograph*innen wie Lucinda Childs, Cecilia Bengolea und Oona Doherty zusammengearbeitet hat. Seine Produktionen wurden in zahlreichen europäischen Ländern gezeigt, u. a. im Théâtre de la Ville in Paris, beim 15. Internationalen Festival für zeitgenössischen Tanz in Venedig oder im DeSingel in Antwerpen. Im Juli 2023 wird (LA)HORDE im Rahmen des Festivals Kampnagel in Hamburg eine neue Produktion uraufführen, die anschließend bei Tanz im August in Berlin zu sehen sein wird. Das Kollektiv hat mit Musiker*innen wie Rone und Sam Smith, Modefirmen wie Burberry und Isabel Marant, Regisseur Spike Jonze oder dem Science-Fiction-Autor Alain Damasio zusammengearbeitet.

Die Performance- und Videoinstallationen von (LA)HORDE wurden im Centre Pompidou, im Palais de Tokyo, in der Fondation Cartier in Paris und im HangarBicocca in Mailand gezeigt. Die Videoinstallation Cultes ist seit kurzem Teil der Sammlung des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. 

AUSSTELLUNGSGUIDE

ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION

11. FEBRUAR 2023 – 30. JULI 2023

ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION ist die erste Retrospektive des wegweisenden Video- und Performancekünstlers Ulysses Jenkins (geb. 1946 in Los Angeles), dessen Werk ein wichtiger und zugleich bis heute oft übersehener Einfluss auf die zeitgenössische Kunst der letzten fünfzig Jahre ist. Seine Video- und Medienarbeiten  zeigen, wie die Darstellung marginalisierter Gruppen durch medial vermittelte Bilder, Sound und (pop)kulturelle Bildsprachen beeinflusst wird.

Jenkins greift auf Archivaufnahmen, Fotografien, Bildbearbeitungsprozesse und Soundtracks zurück, um Fragestellungen zu Race und Gender in Bezug auf Ritualität, Geschichtsschreibung und die Macht des Staates zu hinterfragen. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler – während der auch das umfangreiche Archiv und Gespräche mit Jenkins und dessen Wegbegleiter*innen erstmals digitalisiert wurden – entstand eine Ausstellung, die über 15 Videoarbeiten und insgesamt mehr als 60 Werke umfasst und Einblick in die Vielseitigkeit seines künstlerischen Schaffens gibt. Darüber hinaus sind in der Ausstellung auch in Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen wie Senga Nengudi, David Hammons oder Kerry James Marshall entstandene Arbeiten, dokumentarisches Material von Jenkins’ frühen Wandmalereien und Performances sowie Fotografien zu sehen.

ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION wurde gemeinsam vom Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania, Philadelphia, und dem Hammer Museum, Los Angeles, organisiert und von Erin Christovale, Kuratorin, Hammer Museum, und Meg Onli, unabhängige Kuratorin, kuratiert. Die Ausstellung eröffnete 2021 erstmals am ICA Philadelphia und wurde im Jahr 2022 im Hammer Museum, Los Angeles, gezeigt. Die Präsentation der Julia Stoschek Foundation wurde von Lisa Long organisiert, mit kuratorischer Assistenz von Savannah Jade Thümler.

ULYSSES JENKINS: WITHOUT YOUR INTERPRETATION wurde maßgeblich vom Pew Center for Arts & Heritage gefördert, mit zusätzlicher Unterstützung von Pamela J. Joyner und Alfred J. Giuffrida sowie Lyndon J. Barrois und Janine Sherman Barrois. Die kuratorische Forschung wurde von der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts und der Robert Rauschenberg Foundation unterstützt. Die Wiederveröffentlichung von Ulysses Jenkins‘ Doggerel Life: Stories of a Los Angeles Griot wird durch die Getty Foundation ermöglicht.

Kurator*innen: Erin Christovale, Meg Onli
Kuratorische Assistenz: 
Ikechúkwú Onyewuenyi

KÜNSTLER*INNENLISTE

Ulysses Jenkins, Maren Hassinger, Senga Nengudi, Franklin Parker

AUSSTELLUNGSGUIDE

Mit Essays von Erin Christovale, Aria Dean und Meg Onli.

PERFORMANCE:
JSC X REIF PRÄSENTIEREN EVENTIDE VON FA‘ PAWAKA & LABOUR

15. SEPTEMBER 2022 – 16. SEPTEMBER 2022

Donnerstag, 15. & Freitag, 16. September 2022, 20:00 & 22:00 Uhr
Einlass ab 19:30 Uhr
Dauer: 90 Minuten
Eintritt frei

 

RSVP (limitierte Plätze)
15.9.2022, 20:00 – 21:30 Uhr
15.9.2022, 22:00 – 23:30 Uhr
16.9.2022, 20:00 – 21:30 Uhr
16.9.2022, 22:00 – 23:30 Uhr

Im Rahmen der Gruppenausstellung at dawn präsentieren die JULIA STOSCHEK FOUNDATION und REIF mit Eventide die Premiere einer ortspezifischen Soundperformance der multidisziplinären Künstlerin Fa’ Pawaka und dem Sound Duo LABOUR. In dieser neuen Komposition verbinden sich Pawakas „sacred tunings“ mit den „sonic activations“ von LABOUR, während die Besucher*innen sich in einer Art Sound-Parcours durch das Gebäude der JSC Berlin bewegen.

Der Abend wird von dem in Berlin ansässigen Kollektiv REIF organisiert. In der Auseinandersetzung mit Themen wie Rekalibrierung und Expansion, sollen bewusst innere Vorurteile und Eingrenzungen aufgelöst werden. Die Erfahrung des Publikums steht im Zentrum der Performance, die als Fortsetzung der Praxis von REIF als Label und Eventveranstalter*innen zu verstehen ist. Gegründet wurde REIF als Akteur*in kollektiver, Community-basierter Engagements, in denen das Kollektiv verschiedene Formen von Gemeinschaft und Handlungsräume herstellt.

In Anlehnung an ein Zitat von Alice Coltrane, auf das die Ausstellung at dawn sich mit ihrem Titel bezieht, können wir jeden Morgen erneut – zur Morgendämmerung [at dawn] – „zu Füßen der Aktion sitzen“. Das Mantra lehrt ebenso, dass wir abends [at eventide] so groß sein können, dass „der Himmel lernt Himmel zu sein“. „Eventide“, die Abendstunde, bezeichnet nicht nur einen Abschnitt des Tages, sondern auch das Lebensalter, in dem wir in der Lage sein werden, uns dem Universum so zu öffnen, dass wir den Kosmos durch uns durchfließen lassen können. Über eine Katharsis durch Klangerfahrung arbeiten Fa’ Pawaka und LABOUR auf diese Rekalibrierung und Erweiterung hin. Sie laden uns ein, sowohl in unsere Körper hineinzuspüren, als auch ihn in Relation zu anderen und die Umwelt wahrzunehmen als auch aufeinander und auf unsere Umwelt zu hören und auf diese Empfindungen einzugehen.

Fa’ Pawaka, auch bekannt als Fahrani Empel oder favelamunk, ist eine multidisziplinär arbeitende Künstlerin aus Indonesien. Seit vier Jahren arbeitet sie mit alchemistischen Kristallschalen, deren heilendes Element und unmittelbare Beruhigung des Körpers sie faszinieren. Sacred Tuning ist eine immersive Erfahrung, die Blockaden löst, Emotionen ausgleicht und die Zirbeldrüse im Gehirn aktiviert. Sie entstand in Zusammenarbeit mit Olle Holmberg und Elisa Lindenberg. „Unsere Zellen bestehen aus kristallinen Strukturen; dementsprechend empfangen Menschen die Frequenzen der Kristallschale unmittelbar auf der Zellebene“, erklärt Fa’. „Es handelt sich um eine machtvolle Aktivierung.“

LABOUR ist das kollaborative Projekt von Farahnaz Hatam und Colin Hacklander, dessen Kompositionen und Performances sich um das transformative Potential des Klangs drehen. Hatam hat Molekularbiologie studiert und arbeitet vor allem mit SuperCollider, einer komplexen Plattform für Audiosynthese und algorithmische Komposition, die eine eigene Sprache darstellt. Colin Hacklander ist Perkussionist, Schlagzeuger und Komponist, dessen Praxis durch posttonale Theorie und elektronische Musik geprägt ist. Zusammen komponiert LABOUR ehrgeizige experimentelle Musik. Ihre Praxis fördert aktives Zuhören und erhöhtes sensorisches Bewusstsein, was den Kern ihrer „sonic activations“-Serie bildet, die ihre Erkundung in Bezug auf den akustischen Raum als potenziell radikale Geste fortsetzt. Der Name LABOUR ist unter anderem von einer Definition des frühen Marx inspiriert, in der dieser dem Bereich der Arbeit ontologische Bedeutsamkeit zuspricht. Der Philosoph Christopher J. Arthurs definiert Arbeit als die „ontologisch grundlegende Aktivität, in der und durch die man zu dem wird, was man ist“.

REIF ist ein heterogenes Kollektiv, das in Gestalt von Langspielplatten, Community-Veranstaltungen und lockeren Verbindungen zwischen international tätigen Künstler*innen besteht. Das primäre Interesse des Kollektivs gilt der Konzeption und Organisation von Veranstaltungen und Programmen die unterschiedliche Ausdrucksweisen von Gedanken, Identitäten, Spielen, Erfahrung und Zusammensein beinhalten. Parallel zur ersten Veröffentlichung auf ihrem Label, der Compilation 01 (Dezember 2021), auf dem Künstler*innen wie Wolfgang Tillmans, Cali Rose, KARL HOLMQVIST, ASMARA, rRoxymore und Jeff Mills auftreten, kuratierte REIF ein vierteiliges Programm unter dem Titel Sonic Catharsis für das Centre D’Art Contemporain Geneve. Das Nachfolgealbum 02 (Juni 2022) präsentierte Tracks von u. a. CRYSTALLMESS, CEM, Ron Trent, Carminho, Richie Culver, Emma DJ, BABY NYMPH und No Bra. Derzeit hat REIF eine Residency im Club Berghain/Panorama Bar in Berlin.

Sainkho Namtchylak, geboren in Tuva an der Grenze zur Mongolei, ist Sängerin, Dichterin, Schriftstellerin, Performerin und Malerin, ausgebildet in Musikethnografie und Gesangsunterricht an der Akademie von Gnesin in Moskau. Namtchylak hat mehrere Free-Jazz-Alben veröffentlicht, zwei Gedichtbände herausgegeben und in Österreich, China, Russland und Italien ausgestellt.

Roberta Jurčić arbeitet als Architektin im Büro bplus.xyz in Berlin und unterrichtet am Design Studio s+ der ETH Zürich. In ihrer Praxis untersucht sie den Zusammenhang zwischen Wohnungsknappheit in Innenstädten und der Privatisierung von Land und ist Mitbegründerin der Initiative Global Moratorium on New Construction.

GRAU ist ein interdisziplinäres Künstlerduo, das erforscht, wie lebendes Licht die emotionale Beziehung zwischen Menschen und ihrer Umgebung durch immersive Installationen, Skulpturen und Produkte vermitteln kann.

In einer Szene, die von massentauglichen Soundsystemen geprägt ist, hat sich H.A.N.D. HiFi darauf spezialisiert, einzigartige Klangerlebnisse zu schaffen, die auf die jeweilige Umgebung abgestimmt sind. Der Prototyp, der bei Eventide in der JULIA STOSCHEK COLLECTION aufgestellt wird, war ursprünglich als Vier-Punkt-System für eine Tanzfläche von etwa 150 Quadratmetern konzipiert.

Show Choir, ein neu gegründetes performatives Chorensemble, organisiert von Jessica Gadani und Anna von Glasenapp, will einen Raum schaffen, in dem Berliner Künstler*innen und Performer*innen im Gesang zusammenkommen können. Im wörtlichen Sinne werden individuelle Stimmen durch regelmäßige Übung des harmonischen Miteinanders entwickelt.

Zakaria Rugs möchte das individuelle Interesse an handgefertigten Produkten wiederherstellen, das durch schnelllebige, massenproduzierte und nicht nachhaltige Produktionszyklen in den Hintergrund tritt. Für Eventide präsentiert der Gründer von Zakaria Rugs, Philip Rosenberger, eine 100 m2 große Teppichinstallation bei JULIA STOSCHEK COLLECTION, die mehrere Kollaborationen mit multidisziplinären Künstler*innen wie Frédérique Gagnon (CA), Lamas Burgariotti (ARG) und Fred Heinsohn (DE) umfasst.

Die Performance findet in nicht barrierefreien Teilen der JSC Berlin statt. Gerne bieten wir mit vorheriger Anmeldung Hilfe an.

Einen besonderen Dank an Callie’s, Berlin für die Zurverfügungstellung einer Studiofläche.

Mit großzügiger Unterstützung von Nike ISPA.

ISPA is a philosophy. A set of design principles that represents a pinnacle, experimental expression of Nike design across all categories, including the latest innovations and established creations. It is product-agnostic, driven by experimentation and targeted toward solving problems for unique athletes and artists.

ISPA is a belief that, with a little inspiration, any problem can be solved with the materials at hand.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Fa' Pawaka, LABOUR, Sainkho Namtchylak, Roberta Jurčić, GRAU , H.A.N.D. HiFi , Show Choir , Zakaria Rugs

PERFORMANCE DINNER:
TROPICAL ANTHOLOGY, A SINGING DINNER

28. APRIL 2022 – 28. APRIL 2022

Einlass: 19 Uhr
Beginn: 19:30 Uhr

TICKETS
76 Euro pro Person für ein 4-Gänge-Menü (alkoholische Getränke nicht inklusive)

Anlässlich der Sammlungspräsentation at dawn und angelehnt an die Themen der Einzelausstellung Piña, Why is the Sky Blue? von Stephanie Comilang und Simon Speiser, die am 27. April 2022 in der JSC Berlin eröffnen, inszeniert der in Berlin lebende Künstler Caique Tizzi ein mehrgängiges performatives Dinner mit dem Titel Tropical Anthology, a singing dinner.

Inmitten des Ausstellungsraums erleben die Gäste einen Abend mit Speisen, Gesang und Poesie, der sich um Früchte, Pflanzen, Gewürze und kulinarische Spezialitäten aus tropischen Regionen dreht. Im Zentrum steht die Ananas (piña), die nicht nur in der Installation von Comilang und Speiser eine wichtige Rolle spielt, sondern auch einen Bogen zwischen den Philippinen, Ecuador und Brasilien schlägt, und die persönlichen Geschichten der Künstler*innen verknüpft. Mit Tropical Anthology, a singing dinner zeigt Tizzi, wie bestimmte, auf dem amerikanischen Kontinent beheimatete Lebensmittel zu Chiffren des Kolonialismus und für den Handel mit Konsumgütern zwischen verschiedenen imperialen Außenposten wurden. Das Essen wird zum Medium, um diese miteinander verflochtenen Vergangenheiten verstehen zu lernen, indem es eine sinnliche Erfahrung schafft, die sowohl die kulinarischen als auch die geopolitischen Komplexitäten aufgreift, die in ihnen existieren.

Mit Tischdecken aus Leder, rotierenden Ananasfrüchten und einer skulpturalen Präsentation mit Nahrungsmitteln, ist Tropical Anthology, a singing dinner nicht nur eine Gelegenheit, sich zu treffen und zu essen, sondern auch die Möglichkeit, verschiedene Formen des Vergnügens, der Freude und des Widerstands in der Erfahrung und Wertschätzung von Lebensmitteln des amerikanischen Kontinents in Verbindung zu setzen.

Mit einem Display von a Piece of Furniture, einer musikalischen Performance von Fernanda Farah und einem Schokoladenmoment in Kooperation mit pars Parlinés by Kristiane Kegelmann.

 

CAIQUE TIZZI ist Künstler, Koch und Event-Veranstalter; er lebt und arbeitet in Berlin. In seiner Praxis geht es insbesondere um einen künstlerischen Ansatz zu Lebensmitteln, wobei die Küche teils als Atelier und teils als Labor fungiert. Seine kulinarischen Events sind konzipiert, um Rituale rund um den Esstisch zu erschaffen, die den normalen, alltäglichen Akt des gemeinsamen Essens dramatisieren. Tizzi war 2011 Mitbegründer des Agora Collective in Berlin organisierte dort bis 2019 u.a. Projekte in den Bereichen Kunst und Essen. Seit 2017 organisiert Caique Tizzi die Babes Bar gemeinsam mit Adam Fearon. Tizzis Arbeiten wurde in verschiedenen Organisationen präsentiert, Kooperationspartner waren u.a. KW Institute for Contemporary Art, Berlinische Galerie, Martin Gropius Bau, Kunsthalle Osnabrück, Medialab Prado Madrid, Berlin Art Week.

MENU AND SONGBOOK

Mit dem mehrgängigen Menü des Abends, einem Text von Regigio Tapia und Lieder, die während des Dinners gesungen wurden.

STEPHANIE COMILANG & SIMON SPEISER
PIÑA, WHY IS THE SKY BLUE?

28. APRIL 2022 – 4. DEZEMBER 2022

ARTIST TALK & FINISSAGE

Im Rahmen ihrer Ausstellung „Piña, Why is the Sky Blue?” in der JSC Berlin sprechen die Künstler*innen Stephanie Comilang und Simon Speiser am 2. Dezember, 20 Uhr, mit der Kuratorin Lisa Long über ihre Arbeit.

 

Piña, Why is the Sky Blue? ist die techno-feministische Vision einer Zukunft, in der überliefertes Wissen und neue Technologien zusammengeführt werden. Im Zentrum der Ausstellung steht die gleichnamige Video- / Virtual-Reality-Installation (2021), die die Geschichte eines spirituellen Mediums namens Piña in Form einer spekulativen Dokumentation erzählt. Als eine Art künstliche Intelligenz besitzt Piña die Fähigkeit, angestammtes Wissen sowie Botschaften und Träume von Menschen aus der ganzen Welt zu empfangen, um sie für die Zukunft zu sichern. Die neu angekaufte Installation ist Teil der ersten institutionellen Einzelausstellung der in Berlin lebenden Künstler*innen Stephanie Comilang und Simon Speiser in Deutschland.

Das Videomaterial wurde auf den Philippinen und in Ecuador an Orten gefilmt, die mit den Familiengeschichten der Künstler*innen eng verbunden sind. Zu sehen sind Interviews mit Aktivist*innen und Heiler*innen lokaler Organisationen wie dem indigenen feministischen Kollektiv Cyber-Amazonas in Puyo oder der Las Martinas de Piedras Negras in Quito, beide in Ecuador, sowie mit einer Schamanin, einer sogenannten Babaylan, aus der Provinz Palawan auf den Philippinen. Diese Sequenzen werden durch Aufnahmen von Agrarlandschaften, verlassenen Gebäuden inmitten üppiger Wälder, und der Darstellung ritueller Handlungen der Gesprächspartnerinnen unterbrochen. Der inhaltliche Fokus auf matriarchalische Strukturen und deren Überlieferung zeigt, wie vorkoloniale Lebensweisen trotz andauernder gewaltsamer Unterdrückung bis in die heutige Zeit überlebt haben.

In der Videoarbeit bleibt Piña unsichtbar. Lediglich die Stimme evoziert während wiederkehrender Drohnenaufnahmen eine körperlose Präsenz: „Ich bin für euch da. Aus euch allen zusammengesetzt. Aus der Welt hervorgegangen, die ihr verloren habt. Als alles vernichtet wurde und alles in Flammen aufging. Irgendwie gelang es mir zu überleben. Und nun habt ihr mich gefunden.“ In der VR-Komponente der Installation begegnet uns das Medium hingegen in menschlicher Gestalt. Als Betrachter*innen folgen wir Piña zunächst bei der Verrichtung alltäglicher Aufgaben, bevor wir in ihre Traumwelt eintreten, bestehend aus den Daten, die dem Medium übermittelt wurden.

Neben der Installation sind in der Ausstellung Textilcollagen aus gewebten Ananasfasern zu sehen, die aus einer Vielzahl von Stoffquadraten per Hand zusammengenäht wurden. Als eine der ersten Waren aus der sogenannten Neuen Welt wurde die Ananas (piña) von den spanischen Kolonialisten auf den Philippinen eingeführt, wo sie für den europäischen Luxusmarkt angebaut und vor Ort als Nahrungsmittel und Faser verwendet wurde. Die einzelnen Quadrate sind mittels eines 3-D-Druckers entweder mit traditionellen ecuadorianischen und philippinischen Mustern oder mit Neuentwürfen bedruckt, die von den Künstler*innen sowie einem selbstlernenden Algorithmus generiert wurden. Es entsteht ein Amalgam verschiedener Muster, Verfahren und Traditionen, wodurch das Material zu einem Informationsträger wird, der die physische mit der virtuellen Welt, die Vergangenheit mit der Gegenwart, verbindet.

Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Publikation, die u. a. ein Gespräch zwischen den Künstler*innen und der Kuratorin Lisa Long sowie einen Essay von der in London lebenden Autorin Alex Quicho enthält.

Piña, Why is the Sky Blue? begründet ein neues Ausstellungsformat in der JSC Berlin, das sich der Präsentation von Neuerwerbungen der Arbeiten von jüngeren Künstler*innen widmet. Unterstützt von Team Global.

STEPHANIE COMILANG ist Künstlerin und lebt in Toronto und Berlin. Ihre dokumentarischen Arbeiten schaffen Erzählungen, die sich damit auseinandersetzen, wie unser Verständnis von Mobilität, Kapital und Arbeit auf globaler Ebene von unterschiedlichen kulturellen und sozialen Faktoren geprägt wird. Ihre Arbeiten wurden u.a. auf der Transmediale Berlin, Ghost:2561 Bangkok Video & Performance Triennale, Hamburger Bahnhof, Tai Kwun Hong Kong, International Film Festival Rotterdam und Asia Art Archive in America, New York, gezeigt. 2019 wurde sie mit dem Sobey Art Award ausgezeichnet, Kanadas prestigeträchtigstem Kunstpreis für Künstler bis 40 Jahre.

SIMON SPEISER ist ein Künstler, der fiktive Konzepte entwirft, die Natur und Technologie miteinander verbinden. Indem er eine Vielzahl von Medien und Disziplinen miteinander in Beziehung setzt – vom Schreiben über die Bildhauerei und den Druck bis hin zu Video- und VR-Installationen – erweitert Speiser in seinen Arbeiten die Möglichkeiten zwischen Kunst und Science-Fiction. Er hat u.a. im Frankfurter Kunstverein, MMK Frankfurt, CAC Quito, Oracle Berlin, Croy Nielsen, MMCA Seoul und Robert Grunenberg Berlin ausgestellt.

Kuratorin: Lisa Long
Kuratorische Assistenz: Eugene Yiu Nam Cheung

KÜNSTLER*INNENLISTE

Stephanie Comilang & Simon Speiser

READER

Mit einem Vorwort von Julia Stoschek, einem Gespräch zwischen den Künstler*innen und der Kuratorin Lisa Long sowie einem Essay von Alex Quicho.

at dawn

28. APRIL 2022 – 4. DEZEMBER 2022

ERÖFFNUNG
27. April 2022, 16:00 – 22:00 Uhr

 

Die Gruppenausstellung at dawn verknüpft Prozesse der Bildproduktion mit einem sozialen und politischen Streben nach möglichen Alternativen zu unserer „toxischen und insolventen“ Gegenwart, wie der kubanisch-amerikanische Denker José Esteban Muñoz sie beschrieben hat. Dabei soll ein Gefühl für das utopische Potenzial der Kunst, für einen utopischen Horizont vermittelt werden: Die Kunst als generativer Raum zum Experimentieren, in dem sich verschiedene Bedürfnisse und Verlangen formulieren, queere Beziehungen und Verflechtungen entfalten können. Ein Raum im Einklang mit dem, was der Autor als „ekstatische Zeit“ bezeichnete.

Die 30 präsentierten Arbeiten reichen von Performance-Videos, der filmischen Dokumentation von Land-Art-Projekten zu Video-Skulpturen und Bewegtbild-Installationen bis hin zu Film- und Fotoarbeiten sowie lyrischen Werken. Historische Arbeiten wie die von Nancy Holt (sowie Holt gemeinsam mit Robert Smithson), Joan Jonas, Mary Lucier und Anthony McCall, in denen der Fokus auf Materialität und Prozess liegt, setzen das Formale mit konzeptuellen Überlegungen jüngerer Werke von Künstler*innen wie Heike Baranowsky, Rosa Barba, Carol Bove und Jeppe Hein in Bezug. Diese treten wiederum in Dialog mit den Arbeiten von DIS, Barbara Hammer sowie Wolfgang Tillmans, aber auch A. K. Burns und A. L. Steiners, die sich um Fragen zu Identität und Begehren drehen. In seiner bislang umfangreichsten Präsentation in Europa werden vier große Videoinstallationen von Jacolby Satterwhite zu sehen sein, in denen er seine Performance-Praxis mit CGI-Traumlandschaften fusioniert und queeres Ritual sowie das politische Potenzial von Software erforscht. Als Vorreiter zu Satterwhites Bilderflut können zwei Videoskulpturen von Nam June Paik gelesen werden.

Die Ausstellung umfasst darüber hinaus eine Neuauflage des Leseraums des Verlages Cassandra Press, der bereits seit 2021 in der JSC Berlin installiert ist. Es handelt sich um einen diskursiven Raum, in dem Besucher*innen sich mit Schwarzer Forschung und Wissenschaft zu Themenfeldern, Konzepten und Prozessen wie doppeltes Bewusstsein, Performativität und Reparationen vertraut machen und ihre Kenntnisse vertiefen können. Precious Okoyomons Gedichte haben sich in der Außenhülle des Gebäudes eingenistet, sind im Außenraum als Audioaufzeichnungen zu hören. Cauleen Smith ist mit einer Videoarbeit in der Ausstellung sowie mit der Installation Sky Learn Sky (2022) vertreten, die sich über die gesamten Fensterfronten sowohl in den Innen- als auch in den Außenraum erstreckt und somit das Gebäude in eine Art Bewegtbild-Installation verwandelt. Wie der von Smith gewählte Titel ist auch der Ausstellungstitel den Worten Alice Coltranes entlehnt, die in ihrem spirituellen Leben unter dem Namen Swamini Turiyasangitananda bekannt war: „At dawn, sit at the feet of action. At noon, be at the hand of might. At eventide, be so big that sky will learn sky“ [In der Morgendämmerung sitze der Tat zu Füßen. Am Mittag sei der allmächtigen Kraft zur Hand. Zur Abendstunde sei so groß, dass der Himmel Himmel zu sein lernt].

Wie und wo verorten wir das Utopische im Alltag und in der Kunst? Warum ist es wichtig, sich andere mögliche Lebensweisen zu vergegenwärtigen, eine andere Zeitlichkeit, andere Räume, auch wenn dies angesichts der Gewalt, die den Status quo bestimmt, manchmal naiv erscheinen mag? at dawn zeigt beispielhaft wie Künstler*innen spirituelle, psychologische und physische Enklaven für sich beanspruchen, die darauf drängen, dass etwas Anderes, etwas Besseres, in einer neuen Zeit bevorsteht.

Kurator*innen: Lisa Long with Julia Stoschek
Kuratorische Assistenz: Eugene Yiu Nam Cheung

KÜNSTLER*INNENLISTE

Heike Baranowsky, Rosa Barba, Carol Bove, A.K. Burns & A.L. Steiner, Cassandra Press, DIS, Barbara Hammer, Jeppe Hein, Nancy Holt & Robert Smithson, Joan Jonas, Mary Lucier, Anthony McCall, Precious Okoyomon, Nam June Paik, Jacolby Satterwhite, Cauleen Smith, Wolfgang Tillmans

AT DAWN MAGAZIN

Mit Beiträgen von hannah baer, Hera Chan, Eugene Yiu Nam Cheung, Sarah Davachi, Amber J. Esseiva, Olamiju Fajemisin, Leo Goldsmith, Sanja Grozdanić, Gracie Hadland, Erich Kessel Jr., Dana Kopel, Andrea Lissoni, Trisha Low, Cauleen Smith, Gloria Sutton, Maxi Wallenhorst und Simon Wu.

SCREENING: STEVE REINKE & JAMES RICHARDS

11. MäRZ 2022 – 13. MäRZ 2022

FREITAG, 11. März 2022
Einlass: 19 Uhr
Screening: 19:30 Uhr (60 Minuten)
Im Anschluss finden ein Künstlergespräch mit Q&A zwischen James Richards und Lisa Long statt.

SAMSTAG – SONNTAG / 12. – 13. März 2022
12 Uhr – 18 Uhr
Screening im Loop: Steve Reinke und James Richards: When We Were Monsters (2020) im Dialog mit Steina Vasulka: Violin Power (1970-1978),  Pat Hearn und Shelley Lake: Seizure (1980), und Leslie Thornton und Ron Vawter: Strange Space (1992).

FREIER EINTRITT

JSC Berlin (Kino)
Begrenzte Kapazität, keine Anmeldung, 2G+

 

Anlässlich der Berlin-Premiere von Steve Reinkes und James Richards‘ in Kooperation entstandener Arbeit When We Were Monsters (2020) – die kürzlich von der Julia Stoschek Collection erworben wurde – zeigt James Richards eine Auswahl von Videoarbeiten einflussreicher Kolleg*innen, die auf verschiedene Weise mit der Arbeit korrespondieren. Steve Reinke und James Richards‘ When We Were Monsters (2020) basiert auf einem Film der Künstlerin Gretchen Bender (1951–2004), für den sie mit einem Archiv forensischer Bilder arbeitet, das ihr von einem plastischen Chirurgen zur Verfügung gestellt wurde.

Es enthält Material, das Infektionen, Missbildungen und schlimmste Verletzungen zeigt. Der zu Beginn der COVID-19-Pandemie entstandene Film When We Were Monsters ist durchzogen von der Einsicht sowohl in die profane Plastizität des Menschen und als auch der Idee seiner absoluten existenziellen Offenheit. Indem die Künstler Benders medizinischen Blick auf eine wissenschaftliche Ebene erweitern, weben Reinke und Richards einen affektiven Bildteppich – mit Pawlow’schen Geisterhunden, Wunden, Blumen, Makeln, Feuerritualen, Halluzinationen und anderen Ausbrüchen von Eros.

Violin Power von Steina Vasulka stellt klangliche, ästhetische und technologische Bezüge zwischen der Produktion von Musik und dem elektronischen Bild her. Vasulka – eine klassisch ausgebildete Geigerin – setzt eine ZETA e-Geige ein, um Videosequenzen zu manipulieren, und verwandelt das Musikinstrument auf diese Weise in einen bilderzeugenden Apparat. Sein Spiel, die von der Geige erzeugten Schwingungen bringen skulpturale Muster und abstrakte Motive hervor, die den Zeitgeist und die Ambitionen der experimentellen Klangproduktion der 1970er Jahre widerspiegeln.

Pat Hearns und Shelley Lakes Seizure ist eine beeindruckende Auseinandersetzung mit Epilepsie, die hier als affektive psychologische Erfahrung wie auch als medizinisches Phänomen untersucht wird. Kurator*in Mason Leaver-Yap beschrieb das Werk als „Call and response zwischen Kamera und Subjekt“, wobei die verschiedenen Dimensionen solcher Anfälle in den Fokus genommen werden: von ihrer manifesten Erscheinung als körperliche und emotionale Erfahrung bis zu künstlich erzeugten Formen, etwa mithilfe von Verfahren der medizinischen Diagnostik wie der Elektroenzephalografie (EEG).

Die in Zusammenarbeit zwischen Leslie Thornton und Ron Vawter anlässlich des “Day Without Art/AIDS Awareness Day” 1992 produzierte Arbeit Strange Space thematisiert, wie Thornton sagt, „die Beziehung zwischen der Versachlichung des Körpers und dem Persönlichen“. Während der Schauspieler Ron Vawter ein Gedicht von Rilke laut vorliest, ist ein Arzt zu hören, der über Vawters Gesundheitszustand spricht. Medizinische Fotografien von inneren Organen und Bilder der Mondoberfläche erzeugen räumliche Landschaften des Innersten und Äußersten menschlicher Reichweite. Die eindringliche Gegenüberstellung von Strange Space verweist auf die Diskrepanz zwischen medizinischen Interpretationen und persönlichen Erfahrungen von Körperlichkeit und Sterblichkeit.

 

Das Künstlergespräch wird gefilmt und nach der Veranstaltung in der JSC Video Lounge zugänglich gemacht.

Bitte beachten Sie, dass Seizure und When We Were Monsters stroboskopartige Effekte beinhalten, insbesondere wenn Sie unter lichtempfindlicher Epilepsie, Migräne oder Kopfschmerzen leiden.

WERKE:
Steve Reinke und James Richards, When We Were Monsters, 2020, Video, 21′16″, Farbe, Ton.
Steina Vasulka, Violin Power, 1970-78, Video, 10′04″, S/W, Ton.
Pat Hearn and Shelley Lake, Seizure, 1980, 16’30”, Farbe, Ton.

Bitte beachten Sie, dass der Zugang zum JSC Berlin nicht barrierefrei ist. Wenn Sie Hilfe benötigen, wenden Sie sich bitte im Voraus an [email protected].

KÜNSTLER*INNENLISTE

James Richards, Steve Reinke

PERFORMANCE: CANER TEKER
KIRKPINAR

20. OKTOBER 2021 – 21. OKTOBER 2021

TICKETS

Mittwoch, 20. Oktober, Beginn der Performance um 20.30 Uhr.
Donnerstag, 21. Oktober, Beginn der Performance um 19.30 Uhr.
Es wird darum gebeten, 30 Minuten vor Beginn zu erscheinen!

Kraftwerk Berlin, Köpenicker Str. 70

Im Rahmen der Ausstellung A FIRE IN MY BELLY in der JSC Berlin präsentieren die JULIA STOSCHEK FOUNDATION und Berlin Atonal am 20. und 21. Oktober 2021 die Performance KIRKPINAR von caner teker im Kraftwerk Berlin.

Mit KIRKPINAR zeigt Künstler* und Performer* caner teker den traditionellen Öl-Ringkampf (türkisch Yağlı Güreş) als einen von Macht durchdrungenen Raum, an dem sich Geschichte, Männlichkeit, Intimität und Verletzlichkeit begegnen. Indem die Performer*innen Élie Autin und caner teker eine neue Form von Eros in die formale Struktur dieser traditionellen Kampfkunst einführen, verschiebt KIRKPINAR die herkömmliche Wahrnehmung von Yağlı Güreş als aggressive Praxis durch die radikalen Potenziale von Fürsorge und Ritualität.

caner teker (geb. 1994, Duisburg) ist Choreograf* und Performancekünstler*. In seinen Arbeiten befasst er* sich mit Ritualität und queerer Intimität, oftmals gefiltert durch seine* türkische Familiengeschichte. Er* arbeitet mit Körpern, die traditionell vom Mainstream ausgeschlossen scheinen, um die Parameter des zeitgenössischen Tanzes umzugestalten und darüber hinaus eine Gemeinschaft zu erschaffen. Die Basis all dessen ist ein Idealbild, das teker in einem Interview als „queer, antikapitalistisch, intersektionell, transformativ, verantwortlich und parasitär“ beschrieben hat.

Tickets für KIRKPINAR sind ab sofort über die Website von Berlin Atonal erhältlich. Karten für KIRKPINAR am 21. Oktober sind auch für das Konzert von Caterina Barbieri am selben Abend gültig.

Dauer: 60 Minuten
Choreographie: caner teker
Performance: caner teker und Élie Autin
Musik: Lou Drago
Produktionsdramaturgie: Sofie Luckhardt

KÜNSTLER*INNENLISTE

caner teker

A FIRE IN MY BELLY

6. FEBRUAR 2021 – 30. JANUAR 2022

Die neue umfangreiche Sammlungspräsentation A FIRE IN MY BELLY zeigt Arbeiten von über dreißig Künstler*innen verschiedener Generationen, in denen Gewalt- und Verlusterfahrungen inszeniert, erlebt und verarbeitet werden. Ausgehend von den unterschiedlichen Kontexten der Werke, untersucht die Ausstellung, wie Künstler*innen diese Erfahrungen in Gesten von Protest und Widerstand ausdrücken. Film- und Videoarbeiten seit den 1960er Jahre werden ergänzt durch Malerei, Skulptur und Performance, die sich zwischen Momenten großer Anspannung, Poesie und Befreiung bewegen. Viele Neuankäufe der letzten drei Jahre sind erstmals in der JSC Berlin zu sehen, darunter Arbeiten von Sophia Al-Maria, Cyprien Gaillard, Leila Hekmat, Barbara Hammer und David Wojnarowicz.  

Der Titel der Ausstellung geht auf den unvollendeten Film A Fire In My Belly (Film In Progress) and A Fire In My Belly (Excerpt) (1986-87) des amerikanischen Künstlers und Aktivisten David Wojnarowicz zurück. Angesichts einer Gesellschaft, die auf individueller und struktureller Ebene von sozialer Ungerechtigkeit und Unterdrückung durchdrungen war, reagierte Wojnarowicz auf die polarisierte und aufgeheizte gesellschaftliche Lage in den USA der 1980er Jahre, in der die AIDS-Epidemie und die „Culture Wars“ das Leben des Künstlers prägten. 

Sowohl die Ausstellung als auch das Begleitprogramm, bestehend aus Screenings, Talks und Workshops, bietet die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Fragen rund um die Zirkulation und Fortsetzung von Gewaltdarstellungen. Zudem wird verhandelt, welche Rolle wir als Betrachter*innen einnehmen; wie und wann wir selber als Zeug*innen oder Kompliz*innen auftreten. 

Zur Ausstellung erscheint ein Printmagazin mit Texten von internationalen Autor*innen, Künstler*innen und Theoretiker*innen. 

Kuratorinnen: Lisa Long und Julia Stoschek
Kuratorische Assistenz: Eugene Yiu Nam Cheung

KÜNSTLER*INNENLISTE

Sophia Al-Maria, Peggy Ahwesh, Monica Bonvicini, Bernadette Corporation, Paul Chan, Thomas Demand, Maria Anna Dewes, Karl Wilhelm Diefenbach, Marcel Dzama, Trisha Donnelly, Tracey Emin, Brock Enright, Cyprien Gaillard, Barbara Hammer, Leila Hekmat, Anne Imhof, Arthur Jafa, Rindon Johnson, Zoe Leonard, Klara Lidén, Adam McEwen, Ana Mendieta, Asier Mendizabal, Colin Montgomery, Nandipha Mntambo, Adrian Piper, Laure Prouvost, Rob Pruitt, Robin Rhode, Bunny Rogers, Marianna Simnett, Jack Smith, P. Staff, caner teker, Kandis Williams, David Wojnarowicz

A FIRE IN MY BELLY MAGAZIN

Mit Beiträgen von: Ayreen Anastas, Daniel Baumann, Alessandro Bava, Harry Burke, Evan Calder Williams, Wilfred Chan, Alexander Chee, Eugene Yiu Nam Cheung, Lucille Clifton, Orit Gat, Nikki Giovanni, Anna Gritz, Amelia Groom, Diana Hamilton, Calla Henkel, Karl Holmqvist, Lizzie Homersham, Rindon Johnson, Eliel Jones, Dean Kissick, Elise Lammer, Mason Leaver-Yap, Huw Lemmey, Lisa Long, Geoffrey Mak, Vijay Masharani, Pádraic E. Moore, Serubiri Moses, Ella Plevin, Rachael Rakes, Naomi Riddle, Bassem Saad, Robert Schulte, Alexander Scrimgeour, Julia Stoschek, Snack Syndicate, McKenzie Wark, Eleanor Ivory Weber, David Wojnarowicz

HORIZONTAL VERTIGO:
MERIEM BENNANI
PARTY ON THE CAPS

5. SEPTEMBER 2020 – 29. NOVEMBER 2020

ERÖFFNUNG

24. Januar 2020, 19–22 Uhr

KÜNSTLERINGESPRÄCH

mit Meriem Bennani, 24. Januar 2020, 18 Uhr

 

Meriem Bennanis erste Einzelausstellung in Deutschland zeigt Party on the CAPS (2018), eine Achtkanal-Videoinstallation, in der es um Vertreibung, psychische Widerstandsfähigkeit und die Beziehung zwischen Orten und Identität geht. Party on the CAPS ist ein fiktiver Dokumentarfilm in einer spekulativen Zukunft über den Alltag auf CAPS, einer Insel mitten im Atlantik, auf der Migranten festgehalten werden, und die sich im Laufe der Zeit zu einer Megacity entwickelt hat. Der scheinbare Realismus wird übersteigert durch Spezialeffekte und Humor. Bennanis ungewöhnliche Bildsprache mischt Einflüsse von Reality-TV, YouTube, Dokumentarfilm, Social Media und Animation und erkundet so die Grenzen dessen, was wir als vertraut und seltsam, real und virtuell betrachten. Für die Ausstellung in der JULIA STOSCHEK COLLECTION wurden die Projektionsflächen und installativen Elemente so an den Ausstellungsraum angepasst, dass eine großflächige und immersive Umgebung entstanden ist.

In der zukünftigen Welt, in der die Insel CAPS (Kurzform von „capsule“, deutsch: Kapsel) existiert, hat die Teleportation andere Formen des Reisens ersetzt, sodass Körper physische und nationale Grenzen leicht überqueren können. CAPS wurde als temporärer Aufenthaltsort für illegale Migrant*innen eingerichtet, die während der Teleportation in die USA abgefangen wurden. Die Insel ist von einem Magnetfeld umgeben, wird von US-Truppen kontrolliert und unterliegt einer totalen Überwachung, die es beinahe unmöglich macht, sie zu verlassen. Bennanis Doku-Story beginnt zwei Generationen nach der Einrichtung von CAPS: Abgeschnitten vom Rest der Welt, haben sich eine eigene Logik, Währung, Infrastruktur, Küche sowie eigene Medien entwickelt. CAPS ist ein Ort kultureller Hybridität, die in den unzähligen Identitäten der Bevölkerung, ihrer behelfsmäßigen Lebenssituation und der Dominanz digitaler Technologien gründet. Die Insel wird von cyborgartigen, oft verletzten Körpern bewohnt, die sich an die repressive Umgebung der Insel und die Folgen der Teleportation anpassen und damit umgehen lernen.

Die Idee für CAPS hatte die in New York lebende und arbeitende marokkanische Künstlerin im Jahr 2017, als sie sich mit subatomarer Teleportation beschäftigte und Donald Trump ein US-Einreiseverbot für Menschen aus einigen mehrheitlich muslimischen Ländern verhängte. Party on the CAPS leistet einen scharfsinnigen politischen Kommentar zur westlichen Einwanderungs- und Überwachungspolitik und ruft eine dystopische Welt hervor, die sich kaum mehr von unserer unterscheidet. In ihrer Arbeit würdigt Bennani aber auch die psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz), Differenz und Hybridität vertriebener und in der Diaspora lebender Menschen, indem sie sich essentialistischen Vorstellungen von Identität und Kultur widersetzt. Als Zuschauer*innen werden wir Zeug*innen einer Feier – oder Party – von Gemeinschaftlichkeit und Familie.

 

PARTY ON THE CAPS ist Teil des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

PRESSETERMIN 
Ein gemeinsamer Pressetermin zur Ausstellung von Meriem Benannt und zur Präsentation der VR-Arbeit von Nathalie Djurberg & Hans Berg findet am Donnerstag, 23. Januar 2020 um 11 Uhr in der JSC Berlin statt. Meriem Bennanii und die Kuratorin der Ausstellung Party on the CAPS, Lisa Long, werden anwesend sein. Es erwartet Sie außerdem Daniel Birnbaum, Direktor von Acute Art, zur Präsentation der VR-Arbeit von Nathalie Djurberg & Hans Berg. Anmeldung bitte unter: [email protected]

KÜNSTLER*INNENLISTE

Meriem Bennani

JEREMY SHAW
QUANTIFICATION TRILOGY

5. SEPTEMBER 2020 – 29. NOVEMBER 2020

OPENING

3. September 2020, 16 –21 Uhr

 

Jeremy Shaws Quantification Trilogy umfasst die drei parafiktionalen Kurzfilme Quickeners (2014), Liminals (2017) und I Can See Forever (2018). Die thematisch und zeitlich verwobenen Arbeiten erzählen von marginalisierten Gemeinschaften in einer Zukunft nach „The Quantification“. Durch eine wissenschaftliche Entdeckung sind sämtliche Parameter transzendentaler Erfahrung empirisch erfasst worden. Shaw greift für diese Vision auf Ästhetik und Bildmedien des 20. Jahrhunderts zurück und führt Stilelemente des Cinéma vérité, ethnographischen Films, von Konzeptkunst und Musikvideogenre zusammen, um den Betrachter*innen die Echtheit des Gesehenen nahezulegen und kritische Perspektiven auf Machtsysteme zu eröffnen. Die Quantification Trilogy entfaltet sich entlang der Bereiche Gegenkultur, Evolutionstheorien, virtuelle Realität, Neurotheologie, Esoterik, Tanz, der Repräsentation des Erhabenen und Vorstellungen von Transzendenz.

Quickeners, dessen Erzählung 500 Jahre in der Zukunft angesiedelt ist, zeigt die Handlungen und Berichte einer kleinen Gruppe von „Quantenmenschen“, die Symptome des „Human Atavism Syndrome“ [Atavistisches Menschensyndrom] aufweisen. Die Aktivierung eines latenten Gens weckt in den Betroffenen den Wunsch, die in Vergessenheit geratene Spiritualität ihrer menschlichen Ahnen aufzuspüren. Als drahtlos mit einer Entität namens „The Hive“ verbundene Spezies, hat der Quantenmensch durch sein rein rationales Handeln Unsterblichkeit erlangt. Für die Schilderung der unheimlichen Renaissance eines altertümlichen Glaubenssystems, verwendet Shaw in Quickeners akribisch aufbereitetes dokumentarisches Archivmaterial von christlichen Schlangenbeschwörern der Pfingstbewegung. Im Verlauf der Arbeit kommentiert ein Quantenmensch-Erzähler in sachlichem Ton, was sich vor den Augen der Betrachter*innen abspielt: unverständliche Zeug*innenberichte, Predigten, Gebete, Konvulsionstänze, Zungenreden, Schlangenbändigung sowie ekstatische Zustände, die „Quickenings“ genannt werden.

Liminals ist als wiedergefundene Episode einer Dokumentarserie über Randgesellschaften („Periphery Altruist Cultures“) inszeniert, die auf den weit verbreiteten Verlust der Fähigkeit zu glauben reagieren. Drei Generationen nach der Gegenwart ist die Menschheit aufgrund dieser Entwicklung vom Aussterben bedroht. Eine Gruppe namens „The Liminals“ ist überzeugt, durch die Injektion von Maschinen-DNA und die Wiederaufnahme einst aufgegebener spiritueller Rituale Zugang zu einem „Paraspace“ zwischen dem physischen und dem virtuellen Raum zu erhalten, um von dort aus eine neue Phase menschlicher Evolution einzuleiten. Im Stil des Cinéma vérité der 1970er-Jahre begleitet Liminals die Mitglieder der Gruppe bei ihren verschiedenen kathartischen Praktiken – von Herumwirbeln und Kundalini-Yoga bis zu Modern Dance und Headbangen. Sie sind der Versuch, ihre gegenwärtige Realität zu durchbrechen und die Menschheit zu retten.

I Can See Forever ist als Fernsehdokumentarserie über „The Singularity Project“ angelegt – ein gescheitertes Regierungsexperiment, das auf die Erschaffung einer harmonischen Synthese von Mensch und Maschine abzielte. Der Film spielt etwa 40 Jahre in der Zukunft und verwendet Fly-on-the-wall-VHS Filmmaterial der 1990er-Jahre, um die Geschichte des 27-jährigen Roderick Dale, dem einzig bekannten Überlebenden des Projekts, aufzudecken. Obwohl Dales Erbmaterial zu 8,7 Prozent aus Maschinen-DNA besteht, interessiert er sich nicht für die Virtual-Reality-Möglichkeiten seiner Zeit und widmet sein Leben dem Tanz. Dale behauptet, während seiner einzigartig virtuosen Tänze in der Lage zu sein, „Für Immer zu Sehen“ – eine vielschichtige und fragwürdige Redewendung seiner Zeit, die er als die Fähigkeit definiert, eine digitale Ebene vollkommener Transzendenz zu erreichen und dabei die leibliche Präsenz zu bewahren.

Die Trilogie wird ergänzt durch Shaws Fotoserie Towards Universal Pattern Recognition (2016–2020). Die gerahmten Archivaufnahmen zeigen Personen in Zuständen spiritueller, hedonistischer oder technologischer Katharsis. Die Fotografien sind in Prismenglas gefasst, das mehrfach gebrochene Bilder eines bestimmten Elements erzeugt. Diese Darstellungsform der Fotografien scheint nicht nur dem veränderten Bewusstseinszustand der fotografierten Subjekte zu entsprechen, sie lenkt die Aufmerksamkeit auch auf die Perspektive der Kamera sowie die Überzeugungen und Wertevorstellungen von Fotograf*in und Betrachter*in.

Maxwell Stephens

Die Quantification Trilogy ist Teil der JULIA STOSCHEK COLLECTION und in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein in Hamburg und der Esker Foundation in Calgary, Kanada, entstanden. Begleitend zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Jeremy Shaw

QUANTIFICATION TRILOGY READER

Jeremy Shaws Quantification Trilogy Reader ist eine Erweiterung des künstlerischen Projekts und der Installation. Das Buch gibt die Erzählungen der Filme durch vollfarbige Videostills im Originalausschnitt wieder, um eine immersive visuelle Erfahrung hervorzurufen. Die Publikation beinhaltet zudem die Voiceover-Transkripte und essayistische Texte zu den Themen der Arbeiten.

HORIZONTAL VERTIGO:
MARTINE SYMS –
INCENSE SWEATERS & ICE
ONLINE-SCREENING

25. APRIL 2020 – 26. APRIL 2020

Am Samstag, 25. April 2020, um 20 Uhr veranstaltet die JULIA STOSCHEK COLLECTION ein Online-Screening von Incense Sweaters & Ice (2017) im Rahmen des Programms horizontal vertigo von Kuratorin Lisa Long.

Der Film kann auf www.jsfoundation.art/mediathek bis einschließlich Sonntag, 26. April 2020 gestreamt werden.

 

In Incense Sweaters & Ice (2017), Martine Syms’ erstem Spielfilm, untersucht die amerikanische Künstlerin das Auftreten Schwarzer Körper in verschiedenen Räumen und im Verhältnis zur Kamera. Der Film, der lose auf einer Performance von Syms (Misdirected Kiss, 2016) basiert, folgt drei Charakteren: Girl, Mrs. Queen Esther Bernetta White und WB („whiteboy“) durch verschiedene Phasen der Unsichtbarkeit, des Beobachtens und Beobachtetwerdens.

Der Film wechselt zwischen Szenen aus dem täglichen Leben von Girl, ihren Reisen und ihrer Beziehung zu WB, und Aufnahmen von Mrs. Queen Esther Bernetta White, die in einem opulent ausgekleideten lilafarbenen Sound-Studio Motivationssprüche wie „Habe eine positive Einstellung“ und „Du verdienst es, gesehen zu werden“ performt. Syms interessiert sich dafür, wie das Auftreten der Charaktere sich durch die Umgebung und die laufende Kamera verändert und verhandelt im Film Formen der Repräsentation zwischen Überwachung und Selbstdarstellung, Dokumentation und Sendung.

Die Kamera selbst spielt eine zentrale Rolle im Film. In jeder Szene nimmt die Kamera eine andere Position ein, wie zum Beispiel den Freund, das Publikum, die Überwachungskamera, die Dokumentarfilmer*in oder die Regisseur*in, und verneint dabei jegliche Neutralität, die dem Blick der Kamera zugeschrieben wird. Dies wirft eine weitere Reihe von Fragen bezüglich Autorität und Kontrolle auf: Welche Formen der Unterwerfung entstehen durch die Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt gefilmt zu werden? Und wie bewegt man sich in einer Realität, in der die (Handy-)Kamera selbst in die intimsten Räume wie die eigene Wohnung eindringen kann?

Syms bezeichnet die Art und Weise, wie Incense Sweaters & Ice gemacht wurde, als „ambient cinema“: „Wenn alles, was man vor der Kamera macht, eine Performance ist, dann kann man den Gedanken noch weiter ausdehnen, um über die verschiedenen Arten der Überwachung nachzudenken, denen man ausgesetzt ist, und darüber, wie ein laufender Film gedreht wird“, erklärt sie. „Wir alle werden ständig aufgezeichnet, und auch das kann man als eine Art Filmemachen betrachten“.

In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sich MARTINE SYMS (*1988, Los Angeles) mit Blackness und den Bedingungen zeitgenössischer Bildkultur. Sie arbeitet mit Film, Video, Installation, Performance sowie verschiedenen digitalen Technologien wie Apps, Augmented Reality und Chatbots. Ihre Werke wurden in vielen Institutionen international gezeigt u. a. im Museum of Modern Art, New York; Hammer Museum, Los Angeles; ICA London, London; New Museum, New York; Museum of Contemporary Art Los Angeles und The Studio Museum in Harlem. Sie unterrichtete u. a. an der Yale University, der SXSW, dem California Institute of the Arts, der University of Chicago, der Johns Hopkins University und dem MoMA PS1. Zu den kürzlich präsentierten Ausstellungen gehören BOON, Secession, Wien; Shame Space, ICA Virginia Commonwealth University; Grand Calme, SCHQ, London; Big Surprise, Bridget Donahue Gallery, New York; Contemporary Projects: Martine Syms, Serralves Museum, Porto; Projects 106: Martine Syms, MoMA, New York; Fact and Trouble, ICA London. Von 2007–2011 war sie Ko-Direktorin des Projektraums Golden Age in Chicago. Derzeit leitet sie Dominica Publishing, einen Verlag, der sich der Erforschung von Blackness in der visuellen Kultur widmet. Sie ist Fakultätsmitglied an der School of Art am California Institute of the Arts.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Martine Syms

STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK

1. NOVEMBER 2019 – 29. MäRZ 2020

ERÖFFNUNG

30. Oktober 2019, 19 Uhr

KÜNSTLERGESPRÄCH

1. November 2019, 18 Uhr

 

Die JULIA STOSCHEK COLLECTION freut sich, eine Ausstellung des renommierten kanadischen Künstlers Stan Douglas (*1960, Vancouver) in Berlin zu präsentieren.

Seit den späten 1980er Jahren arbeitet Stan Douglas in den Bereichen Film, Fotografie und Installation und lotet die Parameter der jeweiligen Medien aus. Der Künstler befragt in seinen Werken die Vergangenheit, durchbricht traditionelle Erzählstrukturen und verwischt Fakt und Fiktion.

Die Ausstellung SPLICING BLOCK widmet sich der Beziehung zwischen Musik und Gesellschaft und ist zugleich eine Reflexion über die Medien Film und Fotografie. Die Werke rekonstruieren und imaginieren die 1960er und 70er Jahre – eine Zeit zwischen (De-)Kolonisierung und Migration, eine Zeit, in der Jazz, Underground Disco und Afrobeat musikalisch prägend waren.

Zu sehen sind die frühe Zwei-Kanal Videoinstallation Hors-champs (1992), das sechsstündige Video Luanda-Kinshasa (2013) sowie großformatige Fotografien aus der Serie Disco Angola (2012). Luanda-Kinshasa hat der Künstler in einem dem legendären New Yorker Musikstudio „The Church“ nachempfundenen Raum aufgezeichnet; Hors-champs in einem Pariser Fernsehstudio. Die Fotografien der Serie Disco Angola zeigen inszenierte „Kostüm-Dramen in Fragmenten“ (Stan Douglas) aus dem postindustriellen New York und dem postkolonialen Angola – aufgenommen in Kalifornien.

Ein „splicing block“ ist ein Werkzeug zum Schneiden und wieder Zusammensetzen von analogem Bild- und Tonmaterial. Die Präzision des Vorgangs hängt von den Fähigkeiten des Cutters ab – einmal geschnitten, kann der Vorgang nicht rückgängig gemacht werden. Stan Douglas beherrscht das Handwerk, verschiedene Orte und Zeiten spurlos zu verbinden. Es ist nicht nur die minutiöse Inszenierung beim Filmen bzw. Fotografieren, sondern vor allem die akribische Konstruktion im Schneideraum, welche die Betrachter*innen mühelos durch Raum und Zeit transportiert. Der Titel SPLICING BLOCK steht somit sinnbildlich für Stan Douglas’ Arbeitsmethode.

Stan Douglas gilt als einer der bedeutendsten Vertreter zeitbasierter Medienkunst. Seine Werke sind erstmals seit 2001 wieder in einer Einzelausstellung in Berlin zu sehen.

Kuratiert von Paola Malavassi, Leitung JSC Berlin.

 

Die Ausstellung STAN DOUGLAS / SPLICING BLOCK ist Teil des Kulturprogramms im Rahmen von Kanadas Gastauftritt bei der Frankfurter Buchmesse 2020. Sie wird unterstützt durch das Canada Council for the Arts und die kanadische Regierung, vertreten durch die Botschaft von Kanada, Berlin.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Stan Douglas

ACUTE ART AT JSC:
BJARNE MELGAARD / KOO JEONG A

12. OKTOBER 2019 – 12. JANUAR 2020

ERÖFFNUNG

11. Oktober 2019, 19–22 Uhr

ARTIST TALK
Ein Gespräch mit Daniel Birnbaum, Julia Stoschek und Bjarne Melgaard findet am Tag der Eröffnung, am 11. Oktober um 18 Uhr in der JSC Berlin statt.

 

Die Julia Stoschek Collection und Acute Art, London, freuen sich, als Auftakt einer langfristigen Kollaboration eine Virtual-Reality-Neuproduktion des norwegischen Künstlers Bjarne Melgaard sowie Augmented-Reality-Werke von Koo Jeong A zu präsentieren.

Bjarne Melgaards neue Virtual-Reality-Produktion My Trip (2019) schickt die Betrachter*innen auf einer Abwärtsspirale in die entferntesten Regionen des Dark Web. Melgaard vergleicht die Erfahrung mit der Einnahme von Dimethyltryptamine (DMT), einer Droge, die in vielfältiger Form in der Natur vorkommt und auch von einer Drüse in unserem Gehirn produziert wird. DMT gilt als die stärkste halluzinogene Substanz auf der Welt und ist in nahezu jedem Lebewesen nachweisbar. Melgaards Werk wurde nicht nur von Autoren wie Stig Sæterbakken, David Benatar oder Paul Ehrlich, sondern auch von Claude Prosper Jolyot de Crébillons 1742 erschienenem libertinären Roman Le Sopha, conte moral oder etwa der Black-Metal-Band Darkthrone inspiriert.

Neben altbekannten Figuren, die in den Arbeiten dieses Künstlers seit nunmehr 25 Jahren immer wieder auftauchen, wie der Lightbulb Man und Octo, treten in My Trip auch Mutationen und Persönlichkeiten in Erscheinung, die in Zusammenarbeit mit Acute Art neu erschaffen wurden. Melgaards neues Werk ist eine außergewöhnliche Visualisierung der halluzinatorischen Welten, wie sie ein DMT-Trip hervorrufen kann.

Ausgehend von der Idee des Selbstmords als existentieller Konflikt, der Verfügbarkeit neuartiger Psychedelika sowie dem Verlust des Selbst, den wir während eines DMT-Trips empfinden, thematisiert das Werk das Leben an sich und geht der Frage nach, für welche Art Leben wir uns letztendlich entscheiden. Darüber hinaus erhalten wir Einblicke in Melgaards Einstellung zu Antinatalismus und Überbevölkerung. Der Künstler vertritt die nicht unumstrittene Ansicht, zur Sicherung ihrer zukünftigen Existenz müsse die Menschheit auf weitere Fortpflanzung verzichten, damit so die im Zuge der Produktion neuen menschlichen Lebens verursachte Kohlendioxidbelastung aufgehalten wird.
My Trip blickt darüber hinaus in die Abgründe des technologischen Untergrunds und beleuchtet unseren tagtäglichen Konsum endloser Informationen und das Gefühl der Apathie und Langeweile, welche diese Technologie schlussendlich produziert.

Zeitgleich mit dieser Premiere ist das Projekt density (2019) der koreanischen Künstlerin Koo Jeong Azu sehen. Die Ausstellung ist Teil einer von Acute Art international präsentierten fortlaufenden Serie und kann neben der JULIA STOSCHEK COLLECTION an verschiedenen Standorten in der Stadt Berlin besucht werden. Die Augmented-Reality-Werke von Koo Jeong A wurden 2019 auf der 58. Biennale in Venedig sowie, ebenfalls 2019 und zeitgleich mit der Art Basel, in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel präsentiert.

 

BJARNE MELGAARD

Bjarne Melgaard ist ein norwegischer Künstler (geb. 1967 in Sydney, Australien). Er lebt und arbeitet in Oslo. Melgaard begann Mitte der 1990er-Jahre, sich mit Malereien, Skulpturen und Installationen auseinanderzusetzen, die er in einem neo-expressionistischen, stürmischen Stil umsetzte. Im Zentrum seines Werkes stehen stets gesellschaftliche, politische und ideologische Themen. Während er die Abgründe der menschlichen Existenz in den Blick nimmt, sondiert, erforscht und erweitert er die Grenzen dessen, was als gesellschaftlich akzeptabel gilt. Melgaards Arbeiten wurden von führenden Galerien weltweit in bislang über fünfundvierzig Einzelausstellungen präsentiert. Sein Werk war in zahlreichen Gruppenausstellungen und internationalen Kunstmessen vertreten. Er ist als Kurator aktiv und schätzt Kollaborationen; zudem ist er der Verfasser von über einem Dutzend Romanen und Produzent von sieben Filmen.

2011 repräsentierte Melgaard Norwegen auf der 54. Biennale in Venedig. Er ist zweimaliger Teilnehmer der Biennale de Lyon. Ebenfalls 2011 wurde Melgaard mit einer Mid-Career-Retrospektive im Astrup Fearnley Museum in Oslo gewürdigt. 2014 nahm er an der Whitney Biennial, New York, teil, und im Januar 2015 wurde sein Werk in der ersten von sechs wichtigen Ausstellungen im Munch Museum in Oslo gezeigt. MELGAARD + MUNCH The end of it all has already happened eröffnete einen direkten Dialog zwischen Werken von Melgaard und dem Œuvre Edvard Munchs.

 

KOO JEONG A

Koo Jeong A (geb. 1967 in Seoul, Südkorea) lebt und arbeitet überall auf der Welt. Seit den frühen 1990er-Jahren entwickelt Koo Jeong A Werke, die sich vordergründig beiläufig und banal geben, doch zugleich von bemerkenswerter Präzision, sehr bewusst und reflektiert sind. In ihrer Praxis, die sich mit den Sinnen und dem menschlichen Körper beschäftigt, kombiniert sie Objekte mit fotografischen und bewegten Bildern und setzt Audioelemente sowie Duftstoffe ein. Viele ihrer Arbeiten sind speziell für ortsspezifische Situationen konzipiert. Dabei lotet sie die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion, zwischen unseren Vorstellungen und der realen Welt aus. Wichtig für Koo Jeong A sind Energien, die Orte und Personen miteinander verbinden. Sie setzt auf den Zufall, dass es zu Begegnungen mit anderen kommt.
Jeong A wurde 2016 vom Korean Cultural Centre UK zur Künstlerin des Jahres ernannt. Besonders hervorzuheben unter ihren Einzelausstellungen und Auftragswerken aus jüngster Zeit sind ajeongkoo, Art Sonje Center, Seoul (2017); Enigma of Beginnings, Yuz Project Room im Yuz Museum, Shanghai (2016); Koo Jeong A x Wheelscape: Evertro, Everton Park, Liverpool (2015), und Oussser, Fondazione La Raia, Novi Ligure (2014).

Augmented-Reality-Werke von Koo Jeong A wurden in diesem Jahr im Rahmen der von Acute Art kuratierten Sonderausstellung Electric auf der Frieze New York ausgestellt, sowie zeitgleich mit der diesjährigen Biennale in Venedig, bei My Art Guides Venice Meeting Point. Des Weiteren wurde eine Präsentation der Künstlerin während der Art Basel 2019 im Garten der Fondation Beyeler gezeigt.

 

ACUTE ART

Unter der Leitung von Daniel Birnbaum kooperiert Acute Art mit herausragenden Gegenwartskünstler*innen und eröffnet ihnen Zugang zu innovativen Technologien, durch die sie ihre kreativen Visionen in neue digitale Medien – darunter virtuelle, erweiterte und gemischte Realitäten – übertragen können. Als kuratorisches Laboratorium und Forschungsplattform möchte Acute Art dem Publikum digitale Kunstwerke auf neue Weise erfahrbar machen und zwar sowohl im physischen Sinne durch Ausstellungen als auch durch das kuratierte Angebot auf der Acute Website und der kostenlosen App.

Seit 2017 hat Acute Art mit folgenden Künstler*innen zusammengearbeitet: Marina Abramović, Olafur Eliasson, Jeff Koons, Anish Kapoor, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Christo & Jeanne-Claude und Antony Gormley sowie weiteren talentierten und preisgekrönten Künstler*innen. Die Arbeiten sind über die Website und App zugänglich und können über den App Store oder Google Play sowie auch Steam und HTC Viveport heruntergeladen werden.

www.acuteart.com

KÜNSTLER*INNENLISTE

Bjarne Melgaard, Koo Jeong A

HORIZONTAL VERTIGO:
WANGSHUI

12. SEPTEMBER 2019 – 15. DEZEMBER 2019

In WangShuis erster Einzelausstellung in Europa präsentiert die JULIA STOSCHEK COLLECTION drei Bewegtbild-Installationen, die zwischen 2016 und 2019 entstanden sind und persönliche Transformationsprozesse untersuchen. WangShuis Arbeiten, die stets von subjektiven Überlegungen und Erfahrungen ausgehen, greifen oft in die umliegenden Architekturen ein und gestalten diese neu. Dabei integriert WangShui lebende Subjekte und Reste des Alltags. Es entstehen halluzinatorische Räume, die zwischen Bild und Objekt, Körper und Projektionsfläche, Herkunft und Diaspora changieren.

In der Live-Videoinstallation Gardens of Perfect Exposure (2016–2018) begegnen wir einer auf mehreren Ebenen angelegten, modellgroßen Architektur. Die aus Badezimmerarmaturen konstruierte Anlage wird zu einem Spa-ähnlichen Biotop für dutzende sich verpuppender Seidenraupen, die im Verlauf der Ausstellung eine körperliche Metamorphose vollziehen. Dieser Transformationsprozess wird von drei Kameras erfasst und in Echtzeit auf die Galeriewände projiziert. Die Live-Videoübertragung übt eine desorientierende Wirkung aus, unsere Aufmerksamkeit verlagert sich von der Arbeit in ihrer materiellen Präsenz hin zu ihrem medial vermittelten Bild.

In der Videoarbeit From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances (2017–2019) zeigen stark verlangsamte Drohnenaufnahmen eine Reihe von Wolkenkratzern am Südchinesischen Meer, in denen große Durchlässe erkennbar sind. Solche in Hongkong verbreiteten Öffnungen werden Drachentore genannt und dienen, so der Mythos, Drachen auf ihrem Flug von den Bergen zum Meer als Durchschlupf. Diese Öffnungen sollen auch den nötigen Energiefluss zwischen der Natur und der von Menschen gebauten Umwelt gewährleisten. Für den*die Erzähler*in im Film sind die Drachentore Anlass zu einer sowohl formalen als auch ideologischen „Gestaltwandlung“ sowie eine ausgedehnte soziopolitische Kritik von Gender, dem Kino und dem westlichen Denken insgesamt.

In der Ausstellung erstmals präsentiert wird außerdem eine neue Dreikanal-Videoinstallation, die im Auftrag der JULIA STOSCHEK COLLECTION produziert wurde. Als letzten Teil der Werkfolge suggeriert diese neue Arbeit einen Ort, der sowohl Ankunft als auch Verschwinden, Präsenz und zugleich Abwesenheit symbolisiert. Das Werk verwendet gewebte, lichtdurchlässige LED-Systeme, wie sie für großflächige Werbungen auf Häuserfassaden zum Einsatz kommen. Die Installation ist so konzipiert, dass der ideale Betrachtungsabstand etliche Zentimeter jenseits der Ausstellungswände liegt.

Die projizierten Bilder rücken somit an den Rand dessen, was für uns gerade noch wahrnehmbar ist. Nähert man sich ihnen weiter an, löst sich der Bezug zwischen Bild und Träger auf, und die Betrachter*innen finden sich in einen Zustand zwischen totaler Abstraktion und Kathexis (was in der Psychoanalyse die Konzentration von Energie auf eine bestimmte, nicht anwesende Person oder Idee bezeichnet) versetzt.

WANGSHUI ist Teil des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

KÜNSTLER*INNENLISTE

WangShui

BEGLEITHEFT

Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenloses Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.

HORIZONTAL VERTIGO:
COLIN SELF
SUBTEXT
PERFORMANCE

31. MAI 2019 – 1. JUNI 2019

AUTONOMOUS TOGETHER, WORLDING WORLDS, THE RESEARCH SISTER, THE THINKER, WHO IS SHE, A WAVE OF OTHER WAVES, UNNAMED/UNCOUNTED, A TROUBLED ASSEMBLY, MAKING KIN, WITHOUT DOUBT, IRRESOLUTION, FOREVER IN TRANSITION

SUBTEXT ist der erste Teil einer neuen Performancereihe des Künstlers und Komponisten Colin Self. Der Ausgangspunkt ist dabei Selfs Siblings Compendium, in dem er Schriften und Zitate, die sein kürzlich erschienenes Album Siblings (2018) inspirierten, zusammengetragen hat. SUBTEXT (2019) konzentriert sich auf die zugrundeliegende Ebene – die Recherchen und das Archiv, auf denen das Album basiert – und führt Texte, Gesang und Bewegungen zu einer Abfolge wandernder Übungen oder „Spiele“ zusammen, die von einer Gruppe performt werden.

Das Siblings Compendium ist eine Sammlung kollektiver Recherchen, die von Schriftsteller*innen und Denker*innen wie Ursula K. Le Guin, Donna Haraway, Every Ocean Hughes, Fred Moten und José Esteban Muñoz inspiriert wurde. Das Kompendium fungiert als verbindendes Element zwischen Selfs diversen künstlerischen Experimenten, die er allein oder als kollaborative Projekte realisiert. In SUBTEXT präsentiert Self eine unterhalb der Oper Siblings angesiedelte imaginäre Ebene, auf der er die Recherchen simultan von verschiedenen Akteur*innen aufführen und nacherzählen lässt – in Form von gesprochenen Texten, Songs und Spielen.

Performer*innen:

Lori Baldwin, Marie Gailey, Anna Fitoussi, Joey Hansom, Joshua Lerner, Alex Mara, Aaron Reeder, Maciej Sado, Harald Stojan und Melanie-Jame Wolf

SUBTEXT ist Teil des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Colin Self

HORIZONTAL VERTIGO:
PAULINE BOUDRY / RENATE LORENZ
ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS

26. APRIL 2019 – 28. JULI 2019

ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS ist die bislang umfangreichste Präsentation des Künstlerinnen-Duos Pauline Boudry / Renate Lorenz. Die Ausstellung besteht aus vier raumgreifenden Bewegtbild-Installationen sowie Licht- und Bühnenelementen und skulpturalen Objekten, die im Erdgeschoss und dem Kino der JSC Berlin präsentiert werden.

Pauline Boudry und Renate Lorenz stehen in einem kontinuierlichen Austausch über Themen wie Performance und Performativität, Freundschaft und Widerstand. In ihrer kollaborativen Praxis fördern sie solche Momente und Gesten in der Geschichte zutage, die bisher ein Schattendasein führten, und stellen die Allgemeingültigkeit weithin akzeptierter Erzählweisen sowie binäre Kategorien von Identitäten und Bedeutung infrage.
Die in der Ausstellung präsentierten Videoarbeiten – Telepathic Improvisation (2017), Silent (2016), I Want (2015) und To Valerie Solanas and Marilyn Monroe in Recognition of their Desperation (2013) – gründen auf Notationen, Skripts oder öffentlichen Äußerungen, die von Performer*innen adaptiert und interpretiert werden. Gemeinsam mit diesen gehen die Künstler*innen den potenziellen politischen und sexuellen Dimensionen des jeweiligen Werkes auf den Grund und loten die Machtverhältnisse aus, die nicht nur im Miteinander der Akteur*innen sondern auch in der Interaktion zwischen Performer*innen und Publikum zu beobachten sind.

Boudry / Lorenz reflektieren in ihrer Kameraarbeit die durchweg mit Gewalt verbundene Geschichte des Sichtbarmachens und hinterfragen, wer oder was eigentlich gesehen und im Umkehrschluss ungesehen und ungehört bleibt. Die Ausstellung bezieht unterschiedliche Bühnenszenarios und Objekte aus den Filmen des Künstler*innen-Duos mit ein, sodass die Grenzen zwischen dem digitalen Repräsentationsraum des Filmes und den realen Räumen der Galerie zunehmend verwischen. Diese Phänomene auf der Projektionsfläche und jenseits davon erforschen die Grenzen musikalischer und filmischer Mittel als Formen des Protests und des Widerstandes und beschwören eine inständig erhoffte Zukunft herauf.

ONGOING EXPERIMENTS WITH STRANGENESS ist Teil des einjährigen Programms HORIZONTAL VERTIGO in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.

 

BEGLEITPROGRAMM

 

KÜNSTLERINNENGESPRÄCH

mit Pauline Boudry / Renate Lorenz, Irene Revell und Lisa Long, 27. Juli 2019, 18.30 Uhr

KÜNSTLER*INNENLISTE

Pauline Boudry, Renate Lorenz

BEGLEITHEFT

Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenlose Begleitheft erschienen, die hier als Download erhältlich ist.

HORIZONTAL VERTIGO
JSC DÜSSELDORF / BERLIN

31. MäRZ 2019 – 6. DEZEMBER 2020

Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen zeigt die JULIA STOSCHEK COLLECTION ein kuratiertes Programm aus Einzelausstellungen, Performances und Screenings von Werken internationaler Künstler*innen, die nicht Teil der Sammlung sind und größtenteils zum ersten Mal in Deutschland ausstellen. Im Verlauf eines Jahres werden sechs Ausstellungen präsentiert – drei in Düsseldorf und drei in Berlin –, die von März 2019 bis April 2020 nacheinander eröffnen. Begleitend finden an beiden Ausstellungsorten Film- und Performance-Veranstaltungen sowie Künstlergespräche, Vorträge und Lesungen statt.

HORIZONTAL VERTIGO umfasst Neuproduktionen wie auch bereits existierende Arbeiten einer Gruppe internationaler Künstler*innen, deren interdisziplinäre und zeitbasierte Kunst von feministischen, queeren und dekolonialen Perspektiven geprägt ist, und die in ihrer Arbeit restriktive Konzepte von Identität, Geschichte und Repräsentation aufbrechen. Die Ausstellungen und Veranstaltungen folgen keinem übergeordneten Thema, sondern entstehen in einem spezifischen Kontext aus dem Werk der jeweiligen Künstler*innen. So entwickelt sich im Laufe der Zeit ein fluides und mehrdeutiges Netz aus Assoziationen und Geschichten.

Den Impuls für den kuratorischen Rahmen dieser einjährigen Serie gaben die poetisch-politischen Schriften der Autorin, Künstlerin und Filmemacherin Trinh T. Minh-ha. Der titelgebende Begriff „horizontal vertigo“ entstammt ihrem Essay „Cotton and Iron“ aus dem Jahr 1991, in dem Minh-ha den Gedanken der Pluralität und das Paradox der „Nicht-Totalisierbarkeit“ (non-totalness) in den Fokus rückt und im Zuge dessen Systeme binärer Opposition und eingrenzende Kategorisierung kritisch hinterfragt. HORIZONTAL VERTIGO verfolgt daher kein übergeordnetes Thema und speist sich stattdessen aus dieser Hinwendung zum unendlich Wandelbaren. Das Jahresprogramm lebt von der Vielfalt an Erzählweisen und Erzählenden.

Kuratiert von Lisa Long

 

FILM-SCREENINGS:

Die begleitende Reihe von Screenings in Düsseldorf wird Künstler*innen oder auch Künstler*innen-Duos jeweils für eine Dauer von sechs Wochen zeigen. In Berlin wird es einige Einzelvorführungen geben. Unter den teilnehmenden Künstler*innen sind: Morehshin Allahyari, Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė, Sky Hopinka, Chelsea Knight, Trinh T. Minh-ha, Arjuna Neuman & Denise Ferreira da Silva, Martine Syms, Eduardo Williams, Anna Zett.

 

PERFORMANCE-PROGRAMM IN DER JSC Berlin:

Colin Self: SIBLINGS
31. Mai & 1. Juni 2019

Während des gesamten Jahres wird der Komponist und Choreograf Colin Self diverse Performances im Zusammenhang mit seinem kürzlich erschienenen Album SIBLINGS  zeigen.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Sophia Al-Maria, Morehshin Allahyari, Meriem Bennani, Pauline Boudry / Renate Lorenz, A.K. Burns, Dorota Gawęda und Eglė Kulbokaitė, Sky Hopinka, Rindon Johnson, Chelsea Knight, Trinh T. Minh-ha, Arjuna Neuman & Denise Ferreira da Silva, Colin Self, Martine Syms, WangShui, Eduardo Williams, Anna Zett

KW PRODUCTION SERIES
BEATRICE GIBSON & JAMIE CREWE

27. SEPTEMBER 2018 – 25. NOVEMBER 2018

In Zusammenarbeit mit der JULIA STOSCHEK COLLECTION und OUTSET Germany_Switzerland widmet sich das Projekt KW PRODUCTION SERIES anhand zweier Neuproduktionen pro Jahr dem künstlerischen Bewegtbild. Das Projekt ist inspiriert von den Gründungsprinzipien der KW Institute for Contemporary Art als einem Ort für Produktion, Reflexion und kritischen Austausch.

Die KW PRODUCTION SERIES setzen sich zum Ziel, ausgewählte KünstlerInnen zu unterstützen, deren Arbeit und Karriere sich vor einem wegweisenden Durchbruch befinden und die nicht nur von der finanziellen Unterstützung und dem institutionellen Renommee profitieren, sondern dieses Format auch nutzen, um den Tiefe- und Schärfegrad ihrer künstlerischen Arbeit maßgeblich und nachhaltig zu modifizieren.

KW PRODUCTION SERIES wird organisiert von Mason Leaver-Yap, Assoziierte*r Kurator*in der KW.

 

JAMIE CREWE:  PASTORAL DRAMA

Ein Jahr lang arbeitete Jamie Crewe (*1987 in Manchester, Großbritannien) täglich an der Zweikanal-HD-Videoinstallation Pastoral Drama. Die neue Arbeit besteht aus zwei parallel laufenden Videos, die sich der Allegorie und Animation bedienen, um über Fortschritt nachzudenken. Crewe setzt komplizierte Tusche- und Bleistiftzeichnungen, gesprenkelten Ton und krustiges Knetgummi ein, um sich mit der Evolution mythischer Narrative, (inter-) personellen Veränderungen und kollektiven, politischen Erfahrungen von Zeit auseinanderzusetzen. Pastoral Drama kontrastiert den griechisch-antiken Unterweltmythos von Eurydike mit der Oper Eumelio von Agostino Agazzari. In dieser Oper aus dem 17. Jahrhundert, die für die BewohnerInnen eines römischen Priesterseminars komponiert wurde, springt die titelgebende männliche Hauptfigur für Eurydike ein und vermag dadurch das Schicksal zu wenden. Die zweigleisige Erzählweise von Pastoral Drama vergegenwärtigt den Zusammenbruch mythischer Vergangenheiten, auf den die Gegenwart als unheilvolle Nachwelt folgt.

Pastoral Drama entstand im gemeinschaftlichen Auftrag mit Tramway, Glasgow (GB).

 

BEATRICE GIBSON: I HOPE I’M LOUD WHEN I’M DEAD

Beatrice Gibsons (*1978 in London, Großbritannien) 16-mm-Film I Hope I’m Loud When I’m Dead befasst sich mit Vorstellungen von Geschlecht, Poesie und zivilem Ungehorsam. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit zwei der bedeutendsten lebenden LyrikerInnen der USA, CAConrad und Eileen Myles. Gibson verdichtet das Filmmaterial, das am Abend der Amtseinführung des 45. Präsidenten der USA im Januar 2017 aufgenommen wurde, auf ein knappes Format. Dabei vermischt sie bedrohliche Eindrücke der öffentlichen Hand mit intimen Szenen und sanften Portraits. Der Film verwendet Poesie als Mittel, die Gegenwart zu begreifen. CAConrad und Eileen Myles agieren darin als prophetische Lotsen, die uns helfen, einen Weg durch das gegenwärtige Chaos zu finden.

I Hope I’m Loud When I’m Dead entstand im gemeinschaftlichen Auftrag mit dem Londoner Camden Arts Centre, der Bergen Kunsthall (NO) und Mercer Union, Toronto (CA).

 

KW PRODUCTION SERIES wird durch die großzügige Unterstützung der JULIA STOSCHEK COLLECTION und OUTSET Germany_Switzerland ermöglicht.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Beatrice Gibson, Jamie Crewe

IAN CHENG
EMISSARIES

27. APRIL 2018 – 1. JULI 2018

Die JULIA STOSCHEK COLLECTION freute sich, erstmalig in Deutschland die vollständige Trilogie der EMISSARIES (2015 – 2017) des US-amerikanischen Künstlers Ian Cheng präsentieren zu dürfen.

Ian Cheng erkundet anhand von Live-Simulationen das Wesen von Mutationen und unsere Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen. Die Simulationen, die auf den Grundlagen des Video-Game-Designs und der Kognitionswissenschaft basieren, sind von Charakteren bevölkert, die mit Verhaltensimpulsen programmiert wurden, sich aber auch innerhalb von außerweltlichen Umgebungsbedingungen selbst weiterentwickeln können.

EMISSARIES ist eine Trilogie von Live-Simulationen über die vergangene und zukünftige kognitive Evolution sowie über die ökologischen Bedingungen, die sie bestimmen. Sie besteht aus drei miteinander verbundenen Episoden, die sich jeweils auf das Leben eines narrativen Agenten – dem Emissary – konzentrieren. Er versucht, eine Reihe narrativer Ziele zu erreichen, dieses Vorhaben wird jedoch durch die zugrunde liegende Simulation gestört und in neue Richtungen umgeleitet. Auf diese Weise entfaltet EMISSARIES Geschichten, die ihren klassischen Determinismus aufzubrechen vermögen, und Simulationen, die den Einfluss innerer Fiktionen darauf anerkennen, wie wir auf die äußere Welt reagieren: Geschichten formen einen Agenten, ein Agent formt die Welt, die Welt formt zurück.

Die Präsentation beinhaltete neben den computergenerierten Simulationen Emissary Forks At Perfection (2015), Emissary In The Squat of Gods (2015) und Emissary Sunsets The Self (2017) auch 64 Zeichnungen aus der Entstehung der EMISSARIES. Die Zeichnungen, die zum ersten Mal ausgestellt wurden, boten somit einen einzigartigen Einblick in die Entstehung von Chengs komplexen Simulationen.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Ian Cheng

ARTHUR JAFA
A SERIES OF UTTERLY IMPROBABLE,
YET EXTRAORDINARY RENDITIONS

11. FEBRUAR 2018 – 25. NOVEMBER 2018

Die JULIA STOSCHEK COLLECTION freut sich, das Werk des US-amerikanischen Filmemachers, Kameramanns und Künstlers Arthur Jafa (geboren 1960 in Tupelo, Missisippi, USA) in seiner ersten Ausstellung in Deutschland präsentieren zu dürfen – zusammen mit Beiträgen von Ming Smith, Frida Orupabo und Missylanyus. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit den Serpentine Galleries, London, konzipiert und von Hans-Ulrich Obrist und Amira Gad kuratiert.

Jafa hat im Laufe der letzten drei Jahrzehnte eine dynamische, multidisziplinäre künstlerische Praxis entwickelt, die sowohl Filme und Installationen als auch Vorträge, Performances und Happenings umfasst. Seine Werke thematisieren und hinterfragen gängige kulturelle Aussagen über Identität und ethnische Zugehörigkeit. Auf Grundlage seiner Recherchen fragt er beispielsweise, auf welche Weise wir uns mit einer Ästhetik identifizieren, die auf der zentralen Bedeutung der afroamerikanischen Musik für die Kulturgeschichte Amerikas beruht.

Der Titel der Ausstellung ARTHUR JAFA: A SERIES OF UTTERLY IMPROBABLE, YET EXTRAORDINARY RENDITIONS (dt. Arthur Jafa: Eine Serie von absolut unwahrscheinlichen, gleichzeitig außergewöhnlichen Darstellungen) bezieht sich auf das Gefühl des Nicht-Vorhandenseins, das der Künstler in der Lebenswirklichkeit der Schwarzen beobachtet.

Der Begriff „Rendition“ verweist auf Jafas Interpretation einer Ästhetik, die ihren „Stoff“ aus einer schwarzen Lebenswelt bezieht und historisch in Bilder, Objekte und Artefakte eingeschrieben ist. Durch die Neuaufführung dieser Narrative in der Gegenwart imaginiert und konstruiert Jafa neue Möglichkeiten ihrer Sichtbarmachung.
Jafa stellt mit seinen Arbeiten eine Annäherung an den Aspekt der radikalen Entfremdung schwarzen Lebens im Westen her, während er versucht, die Kraft, wie sie in afrikanischen Darstellungsformen zum Ausdruck kommt, sichtbar zu machen oder zu befreien. Mit Bezügen, die von Fang-Skulpturen bis zu Mississippi Juke Joints, von Marcel Duchamps Urinal bis zum Jazz reichen, beweist er als Filmemacher ein untrügliches Gespür für den Schnitt und die Nebeneinanderstellung von Sequenzen, um so eine maximal intensive Wirkung zu erzielen.

Arthur Jafas Arbeiten sind historisch-inhaltlich in ein afrikanisch-amerikanisches – schwarzes – Selbstverständnis eingebettet. Damit schafft er ein Szenario, in dem diese „geschichtsbewussten Geschichten“ – von einem starren Diskurs befreit – eine universelle Bedeutung erhalten könnten.

Über sein bevorzugtes Medium sagt Jafa: „Der Film ist eines der wenigen Dinge, insbesondere im Kontext des Kinos, der so viel Raum wie die Architektur beansprucht, dabei aber wie die Musik völlig immateriell ist.“

KÜNSTLER*INNENLISTE

Arthur Jafa, Frida Orupabo, Ming Smith, Missylanyus

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. Serpentine Galleries, the Store X, JULIA STOSCHEK COLLECTION, und Koenig Books.

Texte von Fred Moten, Tina M. Campt, Ernest Hardy, John Akomfrah, Arthur Jafa, Lucius Shepard, James Tiptree, JR., Saidiya Hartman, Dionne Brand, Sylvia Wynter, Akwaeke Emezi, Leo Bersani, Dave Hickey, Judith Butler, Hortense J. Spillers, Jean Baudrillard, Amiri Baraka, Greg Tate, Samuel R. Delany, Gilles Deleuze, Felix Guattari, Denise Ferreira da Silva, Nathaniel Mackey, Cecil Taylor, NourbeSe Philip, Paolo Bacigalupi, Hilton Als, Jerzy Grotowski, CM Burroughs, John Keene, Greil Marcus, Henry Dumas, Hans Ulrich Obrist, Yana Peel.

 

Sprache: Englisch

April 2018. 847 Seiten

Format: 27,4 x 33,9 cm

Hardcover, gebunden

mit Prägung

ISBN: 978-1-908617-44-6

Museumsausgabe: 90 €

Begleitend zu Arthur Jafas Ausstellung A SERIES OF UTTERLY IMPROBABLE, YET EXTRAORDINARY RENDITIONS in den Serpentine Galleries und der JULIA STOSCHEK COLLECTION Berlin, ist dieser Katalog erschienen.

 

Aufbauend auf Jafas bildbasierender Praxis umfasst die Publikation eine Reihe visueller Sequenzen, die innerhalb der Buchseiten angeschnitten und gegenübergestellt sind. Der Künstler sammelt und arbeitet seit den 1990er Jahren an einer Serie von Quellenbüchern, um die ungeschriebenen Geschichten und Narrative der Lebenswelt der Schwarzen nachzuzeichnen und abzubilden. Dieses visuelle Material wird durch eine Reihe von in Auftrag gegebenen Texten ergänzt, die mit einem reichen Kompendium an Essays, Kurzgeschichten und Poesie verbunden sind, die Jafas künstlerische Praxis bekannt gemacht haben und zusammen eine beispiellose Quelle bilden. Jetzt bestellen

JAGUARS AND ELECTRIC EELS

5. FEBRUAR 2017 – 26. NOVEMBER 2017

Zwischen 1799 und 1804 bereiste der junge Naturforscher Alexander von Humboldt (1769–1859) in zwei Expeditionen zum ersten Mal den amerikanischen Kontinent. Der abenteuerlichste Abschnitt seiner Reise war die Fahrt auf dem Orinoco bis zum Rio Negro in Venezuela. Der Bericht über diese Reise legte damals den Grundstein für eine ganzheitliche Betrachtung der Natur, die ihrer Zeit weit voraus war. Als erster Forscher verdeutlichte von Humboldt, wie die Naturkräfte, belebt und unbelebt, zusammenwirken. 1853 wurden diese ersten Aufzeichnungen von der Neuen Welt unter dem Titel „Jaguars and electric eels“ (dt.: „Jaguare und Zitteraale“) als Ausschnitt aus den „Personal Narrative of a Journey to the Equinoctical Regions of the New Continent“ als Sonderausgabe veröffentlicht.

Die gleichnamige Sammlungspräsentation in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Berlin thematisierte in den vorwiegend medienbasierten Werken eine Wirklichkeit, die Natürlichkeit und Künstlichkeit nicht mehr unterscheidet, sondern vielmehr als Einheit begreift und als gleichberechtigt auffasst. Ausgehend von der Idee einer Ökologie, die neben den natürlichen Gegebenheiten auch die wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Situation sowie den technologischen Fortschritt in den Fokus rückt, richtete die Ausstellung den Blick auf eine alternative Deutung von Anthropologie und Zoologie.

So ging es in der Auswahl der Werke um die Suche nach einem evolutionären Ursprung, um Fragen zur Indigenität, um hybride und synthetische Lebensformen, die Migration der Arten, aber auch die sich fortwährend verändernde Wahrnehmung der Realität durch Einflüsse verschiedenster Art.

Die in der Ausstellung versammelten künstlerischen Beiträge machten deutlich, dass die moderne Lebenswissenschaft die Grenze zwischen Natürlichem und Künstlichem ebenso hinterfragt wie die Ontologie von Objekten jeglicher Art selbst. Die verschiedenen Themenkomplexe bewegen sich im Zwischenreich von Natur und Kunst und bieten in ihrer Systematik neue Deutungsansätze und Klassifizierungssysteme.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Doug Aitken, Kader Attia, Heike Baranowsky, Trisha Donnelly, Juan Downey, Encyclopedia Pictura & Björk, Cyprien Gaillard, Ryan Gander, Manuel Graf, Cao Guimarães, Nancy Holt & Robert Smithson, Donna Huanca, Martin Honert, Isaac Julien, Simon Martin, Nandipha Mntambo, Ana Mendieta, Paul Pfeiffer, Ben Rivers, Natascha Sadr Haghighian, Sturtevant, James Richards & Leslie Thornton, Bill Viola, Guan Xiao, Anicka Yi, Aaron Young

AUSSTELLUNGSZEITUNG

Begleitend zur Ausstellung ist eine kostenlose Zeitung erschienen, die hier als Download erhältlich ist.

WELT AM DRAHT

2. JUNI 2016 – 13. NOVEMBER 2016

WELT AM DRAHT war der Titel der ersten Präsentation in der neuen Dependance der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Berlin. Die JULIA STOSCHEK COLLECTION widmete sich in dieser Ausstellung medienbasierten Werken, die sich mit den Einflüssen und Veränderungen auf unsere gesellschaftliche Realität, Identität und Umwelt seit der Digitalisierung auseinandersetzen.

In 38 Hauptwerken von 20 internationalen Künstlern aus dem Bestand der JULIA STOSCHEK COLLECTION, angefangen von raumgreifenden Videoinstallationen, skulpturalen Arbeiten, einer Performance, einer monumentalen Echtzeitsimulation bis hin zu einer eigens für die Ausstellung produzierten Arbeit des Künstlerkollektivs K-HOLE veranschaulichte diese Ausstellung eine völlig neue künstlerische Formensprache, die erst durch die Digitalisierung ermöglicht wird.

WELT AM DRAHT leitet sich ab vom gleichnamigen zweiteiligen Fernsehfilm aus dem Jahre 1973 des deutschen Filmemachers Rainer Werner Fassbinder (geboren 1945 in Bad Wörishofen, gestorben 1982 in München). Die Handlung des Films ist widerum nach der Romanvorlage Simulacron 3 (dt. Ausgabe Welt am Draht, 1965) des amerikanischen Autors Daniel F. Galoye aus dem Jahr 1964 entstanden.

Am Institut für Kybernetik und Zukunftsforschung wird nichts dem Zufall überlassen. Angeblich zu Forschungszwecken wird von einem privaten Unternehmen mit Hilfe eines Großrechners eine computeranimierte Welt eingerichtet, in der sich wirtschaftliche und soziale Entwicklungen simulieren lassen, um Prognosen und damit Handlungsentscheidungen treffen zu können. Dieser Großrechner namens Simulacron 1 ist in der Lage, einen Ausschnitt der Realität mitsamt ihren Bewohnern perfekt zu simulieren. Die simulierten Personen haben zwar ein eigenes Bewusstsein, jedoch keine Ahnung, dass sie nur Teil einer virtuellen Realität sind.

Eine der zentralen Arbeiten in der Ausstellung war die Echtzeitsimulation von Ian Cheng (geboren 1984 Los Angeles, lebt und arbeitet in New York) aus dem Jahre 2015. Sein künstlerisches Werk beschäftigt sich vor allem mit dem Evolutionsprozess in Bezug auf den Menschen, der Wesensart von Mutationen und der damit zusammenhängenden Fähigkeit des Menschen, sich an äußere Bedingungen anzupassen. Die virtuell animierten Echtzeitsimulationen, die im 3-D-Videogame-Design entstehen, dienen Cheng dazu, mikroskopisch wesentliche Mechanismen des komplexen und über Jahrtausende andauernden Evolutionsprozesses für den Rezipient erfahrbar zu machen. Dabei begreift der Künstler seine Echtzeitsimulationen als „neurologische Gymnastik“, die dem Betrachter an die Erfahrung des fortwährenden Wandels sowie an Zustände der Verwirrung, Beklemmung und der kognitiven Dissonanz gewöhnen sollen.

Künstler wie Britta Thie oder das Künstlerkollektiv K-HOLE nutzen in ihren Werken die Bilder der Werbung als primäre Sprache. Konsum- und Produkterfahrung in kapitalistischen Gesellschaften werden zum Subjekt der Kunst.

Jon Rafman, Wu Tsang, Hannah Black und Hito Steyerl hingegen thematisieren die Zerrissenheit in der digitalen Kultur und Subkultur von Online-Communities.

Ein weiterer Aspekt der Ausstellung war die Definition von Sterblichkeit, die besonders in den zwei Videoinstallationen A Minute Ago und Palisades In Palisades von 2014 der 1986 geborenen US-amerikanischen Künstlerin Rachel Rose (lebt und arbeitet in New York) als zentrales Motiv erörtert wird. Die Schauplätze und Sujets ihrer Videoarbeiten reichen vom Glass House von Philip Johnson bis hin zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und Darstellungen von Parkgestaltung im 19. Jahrhundert. Die Erzählungen provozieren einen Déjà-vu-Effekt, überlagern sich gegenseitig und offenbaren verschiedene Sichtweisen auf den Tod.

Die Werke der Präsentation vereinte ein kritischer Impuls, der die Frage nach Limitierung und Legitimierung der digitalen Technik stellt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Ed Atkins, Neïl Beloufa, Hannah Black, Ian Cheng, Loretta Fahrenholz, Cao Fei, Melanie Gilligan, Camille Henrot, Juliana Huxtable, K-HOLE, Josh Kline, Helen Marten, Jon Rafman, Rachel Rose, Timur Si-Qin, Frances Stark, Britta Thie, Wu Tsang, Amir Yatziv

AUSSTELLUNGSZEITUNG

Begleitend zur Ausstellung erschien eine kostenlose Zeitung mit einem Essay von Hannah Black und einführenden Texten zu den einzelnen Werken, die hier als Download verfügbar ist.

KLARA LIDÉN: PARALYZED

12. OKTOBER 2024 – 13. NOVEMBER 2024

AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
11. Oktober 2024, 18–20 Uhr

ÖFFNUNGSZEITEN
Samstags, 13–17 Uhr

Der DFI e.V. und die Julia Stoschek Foundation freuen sich, im Rahmen der Veranstaltungsreihe Towards Photography gemeinsam die Einzelausstellung „Klara Lidén: Paralyzed” zu präsentieren.

Die Präsentation am Eiskellerberg, bestehend aus neun Arbeiten aus der Julia Stoschek Collection, konzentriert sich auf ein Medium, mit dem Lidén (geb. 1979, Stockholm) schon länger arbeitet und das im digitalen Zeitalter einen besonderen Reiz hat: die analoge Diaprojektion. Im Halbdunkel sehen wir die urbane Seine in Paris und ein Äffchen, das mitten in der Großstadt eine glatte modernistische Säule hochklettert. Auf dem C-Print Untitled (Down) (2011) verschwindet die Künstlerin in einem Kanalschacht am Bahnhof Berlin-Ostkreuz. Was sich dort unten verbirgt bleibt offen, aber das Versprechen, das von diesen Arbeiten ausgeht ist ein verlockendes. Man kann sich die Stadt auch nach eigenen Regeln aneignen anstatt sie entlang der Vorschriften zu konsumieren. Architektonische Interventionen und aus dem Straßenraum entfernte Objekte sind charakteristisch für Lidéns bildhauerisches Werk.

Die Schau im Projektraum des DFI e.V. hebt nun erstmals die Rolle der Fotografie in ihrem Werk hervor, die uns als stumme Zeugin von dort Bericht erstattet, wo wir uns allein vielleicht nicht hintrauen würden. In der programmatischen Aufnahme Untitled – Self Portrait with the Keys to the City (2005) hat Klara Lidén sich selbst und ihre Arbeitsweise früh porträtiert. In lädierten Jeans und T-Shirt präsentiert sie uns die Werkzeuge, die diskret in den Innentaschen ihres Trenchcoats befestigt sind: starke Taschenlampe, Bolzenschneider, Schraubenschlüssel und ein Kanaldeckelheber. Mit diesen Werkzeugen kann man sich auch Zugang verschaffen, auch wenn man die im Titel genannten Schlüssel zur Stadt gar nicht besitzt.

Towards Photography ist eine Diskurs- und Veranstaltungsreihe, initiiert vom Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts e.V. Das Format versteht sich als interdisziplinäres Forum, das sich an Künstler*innen, Theoretiker*innen, Wissenschaftler*innen, Autor*innen sowie an die lokale Kunst- und Kulturszene richtet. Towards Photography wird durch die Unterstützung des Kulturamts der Landeshauptstadt Düsseldorf ermöglicht.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Klara Lidén

ANTI-MONUMENTS
ARTMONTE-CARLO

13. JULI 2022 – 16. JULI 2022

Anlässlich der diesjährigen artmonte-carlo, präsentiert die Ausstellung „Anti-Monuments” Videoarbeiten von sieben Künstlern*innen der Julia Stoschek Collection, in denen die ideologischen Strukturen unserer gebauten Umwelt und ihre Auswirkungen auf Körper und Identitätsbildung untersucht werden.

Das Ausstellungsdisplay wurde in Zusammenarbeit mit dem Pavillon Bosio, Monacos Hochschule für Kunst und Szenografie von Ahmad Reshad und Noé Rosticher gestaltet.

Öffnungszeiten:
Mittwoch, 13. Juli, 14–18 Uhr
Donnerstag bis Samstag, 14.–16. Juli, 10–20 Uhr

KÜNSTLER*INNENLISTE

Hannah Black, Loretta Fahrenholz, Douglas Gordon, Klara Lidén, WangShui, Chloe Wise, Tobias Zielony

AUSSTELLUNGSBROSCHÜRE

MERIEM BENNANI
MISSION TEENS: FRENCH SCHOOL IN MOROCCO

18. JUNI 2022 – 25. SEPTEMBER 2022

Vom 18. Juni bis 25. September 2022 präsentiert die JULIA STOSCHEK FOUNDATION die Videoarbeit Mission Teens: French School in Morocco (2019) im Bildungsprojektraum FutureSpace in Kassel.

Mission Teens: French School in Morocco (2019) zeigt eine Gruppe von Schüler*innen des Lycée Descartes, des französischen Gymnasiums in Rabat. In Anlehnung an Formate wie Reality-Fernsehen und Teenager-Filme, begleitet der fiktive Dokumentarfilm sie in ihrem Alltag, vom Klassenzimmer nach Hause und zu Partys, und dokumentiert dabei ihre Erfahrungen mit einem Bildungssystem, das in der Zeit des französischen Kolonialregimes in Marokko geprägt wurde. Heute ist diese Schulform der lokalen Elite vorbehalten. Entlang der Fragen, Reflexionen und Wünsche, die von den Schüler*innen geäußert werden, untersucht die Künstlerin – oder vielmehr ein Esel als ihr animierter Avatar hinter der Kamera – Fragen der Identitätsbildung zwischen zwei Kulturen und Epochen.

MERIEM BENNANI (geb. 1988 in Rabat, Marokko) ist Künstlerin; sie lebt und arbeitet in Brooklyn, New York. Indem sie die Sprache von Reality-TV, Dokumentarfilm, Handyclips, Animationen und High-Production-Ästhetik nebeneinanderstellt und vermischt, erforscht Bennani das Potenzial von Storytelling und erweitert zugleich die Realität durch Formen des magischen Realismus und Humor. Bennanis Arbeiten waren in New York auf der Whitney Biennial, im MoMA PS1, dem Public Art Fund, The Kitchen sowie bei CLEARING (New York und Brüssel), der Art Dubai, der Stiftung Louis Vuitton (Paris) und 2020 in einer Einzelausstellung in der JSC Berlin zu sehen.

Der FutureSpace ist eine gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Jugendlichen in ihrer Bildung und Stärkung ihrer Fähigkeiten und Talente. Vom 18. Juni bis zum 25. September 2022 finden im FutureSpace anlässlich der Reihe „100 Tage MINT“ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) mehr als 100 öffentliche Veranstaltungen und Workshops statt.

JSC X EYE FILMMUSEUM

14. MAI 2022 – 14. MAI 2022

Anlässlich der Amsterdam Art Week präsentiert die Julia Stoschek Foundation ein Screening-Programm für das Eye Filmmuseum mit Arbeiten an der Schnittstelle von Videokunst, Musik und Clubkultur von Arthur Jafa, Terence Koh, Mark Leckey, Carsten Nicolai, Hannah Perry, Pipilotti Rist, Jacolby Satterwhite und Steina Vasulka. Im Anschluss an die Vorführung folgt eine Gespräch zwischen der Sammlerin Julia Stoschek und Nina Folkersma, der Leiterin der Amsterdam Art Week.

PROGRAMM

Hannah Perry, aahhhhhh, 2015, HD-Video, 1′18″, Farbe, Ton.

Steina Vasulka, Violin Power, 1970-76, Video, 10′04″, S/W, Ton.

Carsten Nicolai, Spray, 2004, Video, 8′, S/W, Ton.

Mark Leckey, Fiorucci Made Me Hardcore, 1999, Video, 15′, Farbe, Ton.

Hannah Perry, Useless, 2015, video, 2′09″, Farbe, Ton.

Terence Koh, Sprungkopf, 2006, Video, 1′42″, S/W, Ton.

Arthur Jafa, Apex, 2013, Video, 8′22″, Farbe, Ton.

Hannah Perry, The worse you feel the better I look, 2015, video, 1′18″, color, sound.

Jacolby Satterwhite, Shrines, 2021, video, 13’38”, color, sound.

Pipilotti Rist, I’m a Victim of This Song, 1995, video, 5′06″, color, sound.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Hannah Perry, Steina Vasulka, Carsten Nicolai, Mark Leckey, Terence Koh, Arthur Jafa, Jacolby Satterwhite, Pipilotti Rist

KLARA LIDÉN
KASTA MACKA
LOOP FESTIVAL, BARCELONA-PAVILLON, SPANIEN

16. NOVEMBER 2019 – 24. NOVEMBER 2019

IN KOOPERATION MIT LOOP FESTIVAL

„Da ist zum einen diese arme Architektin in mir, die sich mit dem Problem von städtischen Strukturen beschäftigt, und dann ist da noch diese Amateurtänzerin oder Performerin, die eine Idee von Rhythmus dahin zurückbringen will, wo etwas gebaut wird, oder dahin, wo man sich die gebaute Umgebung wiederaneignet.“ – Klara Lidén

Anlässlich des Loop Festivals präsentiert die  JULIA STOSCHEK COLLECTION Videoarbeiten der schwedischen Künstlerin Klara Lidén. Die Einzelausstellung mit dem Titel KASTA MACKA findet im sogenannten Deutschen Pavillon in Barcelona statt, der einst von Mies van der Rohe und Lilly Reich für die Weltausstellung 1929 in Barcelona gebaut wurde.  Die Ausstellung zeigt insgesamt vier Video-Performances auf unterschiedlich hohen Monitoren, die in Relation zur minimalistischen Architektur des Pavillons gesetzt sind.

Lidén hinterfragt in ihren Arbeiten die Funktionen von privatem und öffentlichem Raum. Sie tritt dabei selbst oft als Akteurin vor der Kamera auf und überschreitet implizite sowie explizite Regeln der Orte ihrer Aktionen. Der Ausstellungstitel KASTA MACKA bedeutet im Schwedischen so viel wie „Steine hüpfen lassen“ und verweist auf das Kinderspiel, in dem man Steine über die  Wasseroberfläche springen lässt. Bei eben diesem Spiel ist die Künstlerin im Video selbst am Ufer des East River in New York zu sehen. Anstatt kleiner Steine wirft Lidén im Laufe des Videos immer größere Steine und Gegenstände ins Wasser, die sie bald kaum noch aus eigener Kraft heben kann. So verwandelt sich der kontemplative Akt in Arbeit und zugleich in zivilen Ungehorsam gegenüber gesellschaftlichen Normen, die mit öffentlichen Räumen verbunden werden.

Klara Lidén, eine studierte Architektin, widersetzt sich mit ihren Arbeiten tradierten Vorstellungen von Architektur und Öffentlichkeit. Sie fordert uns dazu auf, die Möglichkeiten des urbanen Raums zu überdenken und seine Freiheiten zu nutzen.

Projektleitung: Anna-Alexandra Pfau und Andreas Korte, JULIA STOSCHEK COLLECTION; Carolina Ciuti, LOOP Festival

KÜNSTLER*INNENLISTE

Klara Lidén

RHINELAND INDEPENDENT
ART DÜSSELDORF

15. NOVEMBER 2019 – 17. NOVEMBER 2019

KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION

LANGEN FOUNDATION

SAMMLUNG PHILARA

JULIA STOSCHEK COLLECTION

AT

ART DÜSSELDORF

BOOTH D01

Areal Böhler
Hansaallee 321

40549 Duesseldorf

 

Stiftungen und Sammlungen zur modernen und zeitgenössischen Kunst, die auf privates Engagement zurückgehen, bereichern in bedeutsamer Weise die vielschichtige Kunstlandschaft öffentlicher Museen, Institutionen und Off-Spaces im Rheinland. Aus Leidenschaft und im Bewusstsein für die eigene gesellschaftliche Verantwortung realisieren private Initiativen eigenfinanzierte Ausstellungshäuser, initiieren Künstlerstipendien, stiften Schenkungen und Leihgaben, agieren als Sponsoren und finanzieren Neuproduktionen. Neben dem intensiven Aufbau einzigartiger Sammlungen junger wie etablierter Kunst, ermöglichen sie, über die Entstehung von Kunstwerken hinaus, eine karrierebegleitende Unterstützung und verfolgen einen archivarischen Auftrag.

Mit Rhineland Independent schließen sich vier dieser Initiativen für die bildende Kunst erstmals zusammen, um gemeinsam ihr facettenreiches Programm vorzustellen und neue Projekte anzudenken. Die Stärke der Kooperation liegt insbesondere in der Vielfalt der jeweiligen Spezialisierung und individuellen Programmatik der einzelnen Akteur*innen. Denn letztendlich spiegelt sich in den unterschiedlichen institutionellen und inhaltlichen Schwerpunkten auch die Diversität eines lebendigen Kunstdiskurses wider.

Den Auftakt der Kooperation bildet eine Präsentation der Guerrilla Girls auf der Art Düsseldorf. Das Projekt umfasst eine Auswahl von zehn großformatigen Plakaten des feministischen Kollektivs aus den Jahren 1985-2018. Solche Poster sind seit der Gründung der Gruppe im Jahr 1985 wichtiger Bestandteil ihrer Aktionen im öffentlichen Raum. Durch recherchierte Fakten, provokante Bilder und plakative Botschaften adressieren die Werke das ungleiche Geschlechterverhältnis, ethnische Diskriminierung und andere Machtasymmetrien in Institutionen, Kunstgeschichte und -markt. Während ihrer Aktionen, die auch Politik, Filmindustrie und Populärkultur attackieren, tragen die Aktivistinnen Gorillamasken – keine der beteiligten Künstlerinnen spricht in ihrem Namen. Durch die Anonymität wird der Fokus auf die Themen ihrer Werke gelegt: auf die weit verbreiteten Ausgrenzungsmechanismen im Kulturbetrieb, die bis heute zu einer von männlichen Akteuren dominierten Kunst- und Kulturlandschaft beitragen.

Eintritt nur mit Ticket der Art Düsseldorf.

 

ÖFFNUNGSZEITEN

Donnerstag, 14.11., 16–20 Uhr (Eröffnung)

Freitag, 15.11., 12–19 Uhr

Samstag, 16.11., 11–19 Uhr

Sonntag, 17.11., 11–19 Uhr

SAMSUNG x JSC
ART DÜSSELDORF

15. NOVEMBER 2019 – 17. NOVEMBER 2019

Auf der diesjährigen Art Düsseldorf präsentiert die JULIA STOSCHEK COLLECTION zeitbasierte Kunst von Loretta Fahrenholz, Beatrice Gibson, Wu Tsang und Tobias Zielony in Zusammenarbeit mit Samsung. Die vier gezeigten Arbeiten setzen sich mit aktuellen soziokulturellen und gesellschaftspolitischen Themen und Identitätsfragen auseinander.

In Maskirovka (2017) dokumentiert Tobias Zielony die junge LGBTQI Community im Kiew nach den Euromaidan-Protesten. Beatrice Gibson verdichtet Filmmaterial, das am Abend der Amtseinführung Donald Trumps aufgenommen wurde, mit Poesie über zivilen Ungehorsam und Fragen von Geschlechtlichkeit, geschrieben und vorgetragen von Eileen Myles und CAConrad (I HOPE I’M LOUD WHEN I’M DEAD, 2018). Wu Tsang erzählt in Wildness (2012) die Geschichte des Nachtclubs Silver Platter, der seit den 1960er-Jahren als Safe Space und Vergnügungsort für die lateinamerikanische Transgender-Szene in Los Angeles dient. Und Loretta Fahrenholz überträgt in Implosion (2011) Kathy Ackers gleichnamiges Theaterstück, in dem sie Figuren der Französischen Revolution mit der New Yorker Punkszene der frühen 1980er Jahre kombiniert, in das Manhattan der egozentrischen Generation Y.

Die Arbeiten werden in einer Videolounge auf Bildschirmen von Samsung präsentiert, die in Kooperation mit Walter Knoll entstanden ist.

Projektleitung: Anna-Alexandra Pfau, Leiterin JSC Düsseldorf & Sammlung

Mit freundlicher Unterstützung von Samsung, Walter Knoll und Art Düsseldorf.

 

ART DÜSSELDORF
Booth D01
Areal Böhler
Hansaallee 321, 40549 Düsseldorf

ÖFFNUNGSZEITEN
Donnerstag, 14.11., 16-20 Uhr (Eröffnung)
Freitag, 15.11., 12-19 Uhr
Samstag, 16.11., 11-19 Uhr
Sonntag, 17.11., 11-19 Uhr

Eintritt nur mit einem Ticket der ART Düsseldorf

KÜNSTLER*INNENLISTE

Tobias Zielony, Wu Tsang, Beatrice Gibson, Loretta Fahrenholz

TIME KILLS
SESC, SÃO PAULO, BRASILIEN

21. MäRZ 2019 – 16. JUNI 2019

TIME KILLS – MOVING IMAGE FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION präsentiert eine Auswahl von Arbeiten aus einer der bedeutendsten Sammlungen zeitbasierter Kunst in Düsseldorf und Berlin, die die Sammlerin Julia Stoschek seit 2007 zusammengetragen hat.

Die Ausstellung versammelt Film- und Videoarbeiten von siebzehn Künstlern und umfasst über sechs Jahrzehnte audiovisueller Produktionen zu Aspekten der Kulturgeschichte, ethnischen Fragen, Geschlechteridentität, Verbreitung von Bildern in den Medien und der Rolle des Künstlers in der heutigen Gesellschaft. Zwei mögliche thematische Komplexe sind zum einen die Selbstdarstellung und ihre Methoden wie beispielsweise das Selbstporträt und die Fiktionalisierung des Lebens, die als potenzieller roter Faden dienen und die einzelnen Arbeiten der Ausstellung vereinen, sowie das Thema Aneignung, das Sammeln und die Montage von Bildern aus anderen Quellen. Sie bilden eine konzeptionelle Grundlage für das Verständnis der Ausstellung, allerdings beschränken sich die möglichen Lesarten und die Bezüge der Werke zueinander nicht darauf.

Der Titel TIME KILLS ist einer Äußerung von Chris Burden aus einer Fernsehwerbung der 1970er Jahre entlehnt, ein Gemeinplatz, der jedoch eine unbestreitbare Wahrheit beschreibt. „Zeit tötet,“ da sie vergeht, der Wahrheitsgehalt dieser Äußerung lässt sich kaum leugnen. Dennoch werden durch sie im Kontext dieser Ausstellung auch andere Wahrnehmungsebenen aktiviert. Zeitbasierte Kunst bezieht sich auf Werke aus den Bereichen Video, Film, Audio oder Computertechnologie, die sich dem Betrachter über eine zeitliche Dauer hinweg eröffnen und nicht etwa wie bei der Malerei und der Skulptur als vornehmlich räumliche Erfahrung (obwohl der Zeitraum auch bei diesen zwei- oder dreidimensionalen Kunstformen eine Rolle spielt). Um zeitbasierte Kunst zu sammeln, muss Zeit in analogen und digitalen Medien komprimiert werden. Ihre Präsentation in einer Ausstellung erfordert insofern eine Dekomprimierung dieser Zeiträume und die Herstellung verschiedener Formen von Verräumlichung mit Darbietungen verschiedener Länge, die in einer Gruppenausstellung zeitgleich gezeigt werden. Im Falle dieser Ausstellung ergeben sich zusammengezählt zehn Stunden, einunddreißig Minuten und vierzig Sekunden (die die Betrachter nach Belieben aufteilen und neu kombinieren können).

Historisch gesehen tritt die Entwicklung von Videoarbeiten als Kunstform gemeinsam mit der Verbreitung des elektronischen Bildes und seiner Verflechtung mit dem täglichen Leben in Erscheinung, wodurch unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum unwiderruflich verändert wurde. Die Künstlerin Hermine Freed hat das Phänomen bereits in den 1970er Jahren mit folgenden Worten beschrieben: „Wir können zwar die Qualität des Fernsehens in Frage stellen, aber wir können nicht leugnen, dass es unser Verständnis von Zeit und Raum verändert hat.“ Mit anderen Worten, die Auswirkungen von elektronischen Medien auf unser Leben gehen über unsere Bewertung dieser Medien hinaus. Und dies umso mehr in einem Kontext, in dem sie einem fortwährenden Wandel unterliegen, mit dem wir mithalten müssen und der die Art und Weise, wie der Kapitalismus unsere Konsumwünsche und -triebe steuert, unmittelbar beeinflusst. Die Virtualisierung unserer Welterfahrung und die zunehmende zeitliche (daher subjektive) Verdichtung bilden den Hintergrund, vor dem der Künstler seine Arbeit erschaffen muss. Insofern tötet Zeit nicht nur passiv, sondern jede Sekunde auch ein bisschen mehr.

Die Ausstellung umfasst drei Räume für großformatige Installationen im fünften Stockwerk mit Arbeiten von Arthur Jafa, Rachel Rose und Monica Bonvicini. Sie ermöglichen ein immersives, zeitbasiertes Erlebnis in einer abgeschirmten Umgebung. Diese drei Arbeiten, die trotz ihrer markanten Unterschiede gewissermaßen den „Ankerpunkt“ des ersten Teils der Ausstellung darstellen, entspringen alle einem spezifischen kulturellen Kontext. Jafa hat auf der Basis der Visualität afroamerikanischer Kultur eine epische Collage komponiert; Rose hingegen hat die Chronologie einer Region und ihre Verbindung mit verschiedenen historischen Ebenen erkundet; und Bonvicini hat eine Doppelprojektion choreografiert, die Aspekte von Geschlecht und Nostalgie heraufbeschwört. Die Präsentation der Werke in den umgebenden Ausstellungsräumen eröffnet neue Bezüge der Arbeiten untereinander. Zwei Aufzeichnungen von Performances aus den 1970er Jahren von Eleanor Antin und Hannah Wilke, die beide das Gesicht der Künstlerin als Bühne komplexer Ereignisse inszenieren, werden spiegelbildlich einander gegenübergestellt. In zwei deckungsgleichen Räumen erkunden Hito Steyerl und Ryan Gander das Potenzial ihrer eigenen Bilder als Material für die Herstellung ihrer Arbeiten. Die Beiträge von Ulay und Lutz Bacher sind dem Thema gestohlener Bilder und angeeigneter Fotografien gewidmet und verleihen Ikonen der Kunstgeschichte und der Massenkultur neue Bedeutungen.

Im sechsten Stockwerk werden Werke von Douglas Gordon und Cyprien Gaillard in einer Art Diptychon präsentiert, ein Verweis auf die das Gebäude umgebende Unternehmensarchitektur und auf die narzisstische Bedeutung von Bildern bei der Errichtung urbaner Ikonen. Um den Zeithorizont der Ausstellung etwas flexibler zu gestalten, sind für die Eingangshalle vier Projektionsflächen mit Filmen von Barbara Hammer, Charles Atlas, Dan Graham, and Jack Smith vorgesehen, eine Art historische und speziell für diese Ausstellung geschaffene Filmbibliothek. Auf der Fassade des Gebäudes präsentiert sich zur Stadt hin das Video von Fischli & Weiss und lässt die Passanten der Avenida Paulista mit ihrer Schnelllebigkeit kurz innehalten.

Die Manipulation von Zeit ist eine der Vorgehensweisen der Künstler im Umgang mit Bildern, angefangen von Aufzeichnungen und Projektionen bis natürlich auch zum Schnitt des Materials. Der Kurator, der diese Werke ausstellt, genießt das gleiche Privileg, wenn er sie im Raum, und in der Zeit arrangiert.

Kuratiert von Rodrigo Moura.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Eleanor Antin, Charles Atlas, Lutz Bacher, Monica Bonvicini, Chris Burden, Peter Fischli & David Weiss, Cyprien Gaillard, Ryan Gander, Douglas Gordon, Dan Graham, Barbara Hammer, Arthur Jafa, Rachel Rose, Jack Smith, Ulay, Hannah Wilke

TURN ON
ZEITBASIERTE MEDIENKUNST AUS DER JULIA STOSCHEK COLLECTION
TEL AVIV MUSEUM OF ART, TEL AVIV, ISRAEL

31. MäRZ 2015 – 29. AUGUST 2015

Vom 31. März bis zum 29. August 2015 wurden erstmals im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel Hauptwerke der JULIA STOSCHEK COLLECTION im Tel Aviv Museum of Art gezeigt. Es war die bislang umfangreichste Präsentation zeitbasierter Arbeiten in Israel. Der Ausstellungstitel ist der Arbeit TURN ON von Adrian Paci aus dem Jahr 2004 entlehnt und erlaubt zahlreiche vieldeutige Assoziationsebenen: Einschalten, Entzünden, Provokation, aber auch eine körperliche Anspielung im Sinne des buchstäblichen „Anmachens“.

Ein Leitgedanke in der Konzeption der Sammlung ist der Aspekt der Zeitgenossenschaft. Entsprechend ist die Präsentation auf den jüngsten Teil der Sammlung ausgerichtet. Die in TURN ON gezeigten Arbeiten sind im Verlauf des letzten Jahrzehnts entstanden, in dem sich die technikbasierten Medien mit rasanter Geschwindigkeit entwickelt haben. Dies spiegelt sich in einem beeindruckenden Spektrum medienbasierter Kunst wider, die in der Ausstellung anhand von 22 Werken von 17 KünstlerInnen zu sehen sein wird.

Das Spektrum der Arbeiten reicht von performativen und theatralen Ansätzen bis zu verschiedenen Formen der Narration. Viele der Werke sind animiert: beispielsweise Ed Atkins’ computeranimierte poetische Avatare als Alter Egos oder Nathalie Djurbergs und Hans Bergs animiertes und orchestriertes manisches Puppenspiel.

Mehr als die Hälfte der teilnehmenden KünstlerInnen sind Frauen. Diese weibliche Präsenz lässt Aspekte wie Gender, Sexualität und weibliche Identität in die Ausstellung einfließen, während zugleich existenzielle Fragen, wie sie den Arbeiten der Ausstellung insgesamt zugrundeliegen, beleuchtet werden. Implizite Subtexte von Machtkämpfen – zwischen den Geschlechtern, zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft und zwischen verschiedenen kreativen Traditionen – wie sie in den meisten der Arbeiten zum Ausdruck kommen, lassen eine Ausstellung entstehen, die gleichermaßen kontemplativ, einnehmend und reflektiv ist.

Die Arbeiten werden in ihren jeweiligen installativen Zusammenhängen gezeigt, die auf den Museumsraum als skulpturale Sphäre Bezug nehmen. Dabei werden die Videoprojektionen als unverwechselbare Kunsterlebnisse aus Bild, Bewegung, Klang, Raum und Zeit präsentiert und erfahrbar. Sie veranschaulichen dabei die Simultaneität als typische Merkmale unserer Zeit und eröffnen so einen Museumsraum, der sich den einzigartigen Eigenschaften des Projektionsmediums anpasst.

Kuratiert von Ruth Direktor.

Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit der JULIA STOSCHEK FOUNDATION e.V. konzipiert.

Mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreises des Tel Aviv Museum of Art, Israel; Tambour LTD und dem Goethe Institut, Tel Aviv im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Marina Abramović, Ed Atkins, Johanna Billing, Monica Bonvicini, Paul Chan, Keren Cytter, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Jesper Just, Klara Lidén, Helen Marten, Adrian Paci, Seth Price, Christoph Schlingensief, Sturtevant, Mathilde ter Heijne, Andro Wekua

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. Tel Aviv Museum of Art / Julia Stoschek Foundation e.V.

Sprache: Hebräisch/Englisch

2015. 142 Seiten, 103 Abbildungen (85 in Farbe)

Format: 20,5 x 27,5 cm, Softcover

ISBN: 978-965-539-116-9

Museumsausgabe: 19,80 €

 

Mit Texten von Ruth Direktor und Elisa Schaar sowie einem Vorwort von Suzanne Landau und einer Einleitung von Julia Stoschek. Mit Arbeiten von: Marina Abramović, Ed Atkins, Johanna Billing, Monica Bonvicini, Paul Chan, Keren Cytter, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Jesper Just, Klara Lidén, Helen Marten, Adrian Paci, Seth Price, Christoph Schlingensief, Sturtevant, Mathilde ter Heijne, Andro Wekua.

 

Der Katalog TURN ON. TIME-BASED ART FROM THE JULIA STOSCHEK COLLECTION dokumentiert die gleichnamige Ausstellung, die vom 31. März bis zum 29. August 2015 im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel Hauptwerke der JULIA STOSCHEK COLLECTION im Tel Aviv Museum of Art zeigt. Es ist die bislang umfangreichste Präsentation zeitbasierter Arbeiten in Israel. Der Ausstellungstitel ist der Arbeit TURN ON von Adrian Paci aus dem Jahr 2004 entlehnt und erlaubt zahlreiche vieldeutige Assoziationsebenen: Einschalten, Entzünden, Provokation, aber auch eine körperliche Anspielung im Sinne des buchstäblichen „Anmachens“. Jetzt bestellen

THE NEW HUMAN
MODERNA MUSEET, MALMÖ, SCHWEDEN
MODERNA MUSEET, STOCKHOLM, SCHWEDEN

14. MäRZ 2015 – 4. DEZEMBER 2016

THE NEW HUMAN – YOU AND I IN GLOBAL WONDERLAND

MODERNA MUSEET MALMÖ

14. MÄRZ – 18. OKTOBER 2015

THE NEW HUMAN – KNOCK, KNOCK, IS ANYONE HOME?

MODERNA MUSEET MALMÖ

27. FEBRUAR – 4. SEPTEMBER 2016

THE NEW HUMAN

MODERNA MUSEET, STOCKHOLM

21. MAI – 4. DEZEMBER 2016

 

THE NEW HUMAN war ein videobasiertes Ausstellungsprojekt, das mit künstlerischen Mitteln menschliche Gefühle wie Unsicherheit, Frustration, Angst, Erstaunen und Verwirrung erkundet und darüber hinaus einen flüchtigen Blick in verschiedene imaginierte Zukunftsszenarien öffnete. Das Projekt wurde durch die intensive Zusammenarbeit zwischen dem Moderna Museet Malmö und der Julia Stoschek Collection in Düsseldorf ermöglicht. Die in der Ausstellung präsentierten Arbeiten sind in der letzten Dekade entstanden und umfassten wegweisende zeitgenössische Klassiker bis zu ganz jungen Produktionen.

Im Moderna Museet Malmö wurde THE NEW HUMAN in zwei Kapiteln gezeigt, jedes Kapitel hat einen anderen Schwerpunkt und Titel: YOU AND I IN GLOBAL WONDERLAND (2015) und KNOCK, KNOCK, IS ANYONE HOME? (2016). Ein weiteres, drittes Kapitel war anschließend im Moderna Museet in Stockholm (2016) zu sehen.

Im Mittelpunkt von YOU AND I IN GLOBAL WONDERLAND stand die Art und Weise, wie wir in einer neuen Welt als Menschen miteinander umgehen und welche Sicht wir aufeinander haben. Wir erleben einen tiefgreifenden Wandel und enorme Migrationsbewegungen durch Krieg, Klimaveränderung und wirtschaftliche Globalisierung. Einige Arbeiten widmen sich der wachsenden Fremdenfeindlichkeit, dem Extremismus und religiösen Fanatismus unserer Zeit, andere erinnern uns an die koloniale Vergangenheit und wie diese unser Zusammenleben heute immer noch beeinflusst. Als Ausstellung vermittelt You and I in Global Wonderland die Sehnsucht nach etwas, was uns verloren gegangen ist – etwa ein Leben wie es vor dem Krieg war – aber sie wird auch Gefühle wie Fassungslosigkeit, Zärtlichkeit, Orientierungslosigkeit und komische Momente bewirken, die sich durch den Gegensatz zwischen verschiedenen Kulturen, Sprachen und Lebensweisen ergeben.

KNOCK, KNOCK, IS ANYONE HOME? katapultierte uns hingegen in ein virtuelles Universum von hyperrealen Avataren und Parallelwelten. In diesem Teil der Ausstellung sind wir menschenähnlichen Figuren begegnet, die in ihrer Verbindung aus Kommunikationstechnologien und kapitalistischen Strategien als Mutanten auftraten, die zwar auf der Oberfläche menschenähnlich aber doch zutiefst unmenschlich sind. Einige der Arbeiten deuten vermeintlich eine Veränderung an – etwa die Devolution der Menschheit oder die Verwandlung in etwas Neues. Wir betreten Welten, in denen die semantische Ordnung zu implodieren scheint und wir erleben, dass die Sprache nicht länger einen Bezug zu dem hat was wir sehen. Vertraute Kategorien lösen sich auf und disparate Objekte und Materialien fließen offenbar ineinander und verschmelzen. Neue Verbindungen formen sich und die Zukunft der menschlichen Existenz scheint ungewiss.

Kuratiert von Joa Ljungberg, Moderna Museet Malmö.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Ed Atkins, Trisha Baga, Yael Bartana, Robert Boyd, Loulou Cherinet, Ioana Cojocario, Cao Fei, Esra Ersen, Isaac Julien, Helen Marten, Santiago Mostyn, Adrian Paci, Tomáš Rafa, Mika Rottenberg, Frances Stark, Ryan Trecartin, Ferhat Özgür

HIGH PERFORMANCE
ZEITBASIERTE MEDIENKUNST SEIT 1996
ZKM | ZENTRUM FÜR KUNST UND MEDIEN, KARLSRUHE, DEUTSCHLAND

16. MäRZ 2014 – 22. JUNI 2014

Unter dem Ausstellungstitel HIGH PERFORMANCE. ZEITBASIERTE MEDIENKUNST SEIT 1996 präsentierte die JULIA STOSCHEK COLLECTION im ZKM | Karlsruhe Hauptwerke zeitbasierter Medienkunst. Mit großformatigen Videoarbeiten und Filmen sowie mehrkanaligen Rauminstallationen belegt diese Ausstellung, dass die vor fünfzig Jahren aufgekommene Videokunst als künstlerisches Medium nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat.

Inspiriert von den riskanten Manövern eines Chris Burden, dokumentiert der Künstler Aaron Young in seiner Videoarbeit HIGH PERFORMANCE (2000) einen Motorradfahrer, der mit durchdrehendem Hinterrad und angezogener Vorderbremse schwarze Spuren auf den Betonboden seines Ateliers brennt. Rauchschwaden, die durch den Reibungsprozess entstanden sind, vernebeln nach und nach die Szenerie. In diesem kreativen, performativen Hochleistungsakt verschmelzen destruktive Aktion und schöpferische Gewalt zu einem bedrohlichen Widerspruch, in dem sich Mensch und Maschine bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit, bis zum vollkommenen Verschwinden treiben. Zwischen Höchstgeschwindigkeit und ächzendem Stillstand manifestiert sich Malerei, Skulptur und Sound im radikalsten Sinne.

Mit über 50 Hauptwerken zu den Themenbereichen „Body and Soul“, „Public Space“, „Environment“ sowie „Virtual Reality“ ermöglicht die Ausstellung auf 3.500 Quadratmetern im gesamten Erdgeschoß des ZKM | Medienmuseum einen tiefen Einblick in die jüngere Entwicklungsgeschichte der JULIA STOSCHEK COLLECTION seit 1996. Darüber hinaus dokumentiert eine umfassende Zusammenstellung die wichtigsten Performances, die im Düsseldorfer Sammlungsgebäude stattgefunden haben.

Das ZKM setzt mit dieser außergewöhnlichen Ausstellung seine Tradition der großen Überblicksschauen zur Videokunst fort.

Kuratiert von Bernhard Serexhe und Julia Stoschek.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Doug Aitken, Francis Alÿs, Ed Atkins, Allora & Calzadilla, Trisha Baga, John Bock, Monica Bonvicini, Robert Boyd, Matthew Buckingham, Paul Chan, Keren Cytter, Simon Denny, Cyprien Gaillard, Christian Jankowski, Jesper Just, Mike Kelley, Klara Lidén, Helen Marten, Tony Oursler, Mika Rottenberg, Mathilde ter Heijne, Ryan Trecartin, Clemens von Wedemeyer, Andro Wekua, Aaron Young, Tobias Zielony

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. Julia Stoschek Foundation e.V.

Sprache: Deutsch/Englisch.

2014. 160 Seiten. 33 gekürzte Seiten, ca. 300 Abbildungen

Format: 20,5 x 28,5 cm. Softcover mit Klappenbroschur. Erscheint im Distanz Verlag, Berlin.

Erscheinungstermin: Juni 2014

ISBN 978-3-95476-075-6

Museumsausgabe: 29,80 €

Ausverkauft!

 

Dieses Buch beweist, dass die vor 50 Jahren entstandene Videokunst als künstlerisches Medium nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat. Mit über 50 Video-Schlüsselwerken aus den Themenbereichen ʻBody and Soulʼ, ʻPublic Spaceʼ, ʻEnvironmentʼsowie ʻVirtual Realityʼ aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION, gibt das Buch einen profunden Einblick in die jüngere Entwicklungsgeschichte der Medienkunst. An erster Stelle steht der Aspekt der Zeitgenossenschaft. Mit diesem Aktualitätsanspruch verfolgt die Sammlung das Ziel, ein Abbild von gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Strömungen zu schaffen. Der konzeptuelle Sammlungsaufbau konzentriert sich auf die Medienkunst von Beginn der 1960er Jahre.

 

Mit Texten von Bernhard Serexhe, Susanne Pfeffer und Peter Weibel sowie einem Vorwort von Julia Stoschek.

I WANT TO SEE HOW YOU SEE
DEICHTORHALLEN, HAMBURG, DEUTSCHLAND

16. APRIL 2010 – 25. JULI 2010

Weltweit erstmalig ist die JULIA STOSCHEK COLLECTION außerhalb des privaten Sammlungshauses in Düsseldorf in einem musealen Kontext vorgestellt worden. Auf über 2.000 qm wurden ab dem 16. April 2010 Werke von über 50 Künstlern in den Deichtorhallen aus dieser sehr jungen Privatsammlung präsentiert.

Der Titel der Ausstellung I WANT TO SEE HOW YOU SEE geht auf eine gleichnamige Arbeit von Pipilotti Rist (2003) zurück. In der Ausstellung liegt der Schwerpunkt auf Film- und Videoarbeiten wie in der gesamten Sammlung von Julia Stoschek. Begleitend werden Skulpturen (z.B. von Nandipha Mntambo), fotografische Arbeiten (z.B. Thomas Demand, Taryn Simon, Thomas Ruff) und Installationen (z.B. von Jeppe Hein) gezeigt.

Die Ausstellung knüpft an die Tradition der Deichtorhallen an, große Sammlungen zu präsentieren. In diesem Fall handelt es sich um eine der bedeutendsten Sammlungen medial geprägter Kunst in Deutschland, was sicher mit dem Alter der Sammlerin (*1975) in Zusammenhang steht. Gleichzeitig knüpft die Schau an die Ausstellung Feuer, Erde, Wasser, Luft der Deichtorhallen an, die 1993 im Rahmen der Mediale erstmals medienorientierte Kunst in den Deichtorhallen breit gefächert zeigte.

In der Ausstellung der Deichtorhallen wurden zum Einen einige Klassiker der Video-Kunst wie Marina Abramović Art must be beautiful, Artist must be beautiful von 1975/76, Vito Acconcis Openings (1970) und Chris Burdens Shoot (1971) präsentiert, der Großteil der Arbeiten stammt aber aus den 2000er Jahren. Von eher lyrischen Arbeiten wie z.B. Heike Baranowsky Mondfahrt über aufwendig animierte Filme wie Björks/Encyclopedia Picturas Wanderlust in 3D bis zu großartigen Rauminstallationen z.B. von Monica Bonvicini, Anthony McCall und Nathalie Djurberg.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Marina Abramović, Vito Acconci, Pep Agut, Peggy Ahwesh, Doug Aitken, Eleanor Antin, Heike Baranowsky, Lynda Benglis, Walead Beshty, Björk, Encyclopedia Pictura & Björk, Monica Bonvicini, Robert Boyd, Chris Burden, Jeff Burton, Matt Calderwood, Paul Chan, Patty Chang, Thomas Demand, Jen DeNike, Nathalie Djurberg, Claus Föttinger, Douglas Gordon, Cao Guimarães, Andreas Gursky, Jeppe Hein, Christian Jankowski, Isaac Julien, Terence Koh, Klara Lidén, Gordon Matta-Clark, Anthony McCall, Adam McEwen, Alex McQuilkin, Nandipha Mntambo, Lutz Mommartz, Bruce Nauman, Carsten Nicolai, Tony Oursler, Paul Pfeiffer, Rob Pruitt, Pipilotti Rist, Aura Rosenberg, Martha Rosler, Mika Rottenberg, Thomas Ruff, Christoph Schlingensief, Carolee Schneemann, Taryn Simon, Wolfgang Tillmans, Steina Vasulka, Clemens von Wedemeyer, Franz West, Hannah Wilke, Aaron Young

AUSSTELLUNGSKATALOG

Hrsg. Dirk Luckow. Vorwort von Dirk Luckow. Interview mit Julia Stoschek, durchgeführt von Dirk Luckow. Texte von Jenny Dirksen, Philipp Fürnkäs, Elke Kania, Monika Lahrkamp, Marlen Lienkamp, Bettina Malcomess, Emmanuel Mir, Rodrigo Moura, Anna-Alexandra Nadig, Cay Sophie Rabinowitz, Angela Rosenberg, Andreas Schlaegel, Valeska Schneider, Beate Söntgen, Anke Volkmer, Dörte Zbikowski.

 

Sprache: Deutsch. 2010.

148 Seiten.

127 farbige Abbildungen.

Format: 24,5 x 17,5 cm.

Hardcover mit farbig bedrucktem Plastikumschlag.

Erschienen im Snoeck Verlag, Köln.

ISBN 978-3-940953-51-3

Museums- und Buchhandelsausgabe: 24,80 €

Ausverkauft!

Unter dem Titel I WANT TO SEE HOW YOU SEE dokumentiert der Katalog die weltweit erstmalige Präsentation der JULIA STOSCHEK COLLECTION in einem musealen Kontext außerhalb des privaten Sammlungshauses in Düsseldorf. Auf über 2.000 qm werden vom 16. April 2010 bis zum 25. Juli 2010 Werke von über 50 Künstlern in den Hamburger Deichtorhallen aus dieser sehr jungen Privatsammlung präsentiert.

 

Der Titel der Ausstellung I WANT TO SEE HOW YOU SEE geht auf eine gleichnamige Arbeit von Pipilotti Rist (2003) zurück. In der Ausstellung liegt der Schwerpunkt auf Film- und Videoarbeiten wie in der gesamten Sammlung von Julia Stoschek. Begleitend werden Skulpturen (z.B. von Nandipha Mntambo), fotografische Arbeiten (z.B. Thomas Demand, Taryn Simon, Thomas Ruff) und Installationen (z.B. von Jeppe Hein) gezeigt. Neben einem Vorwort von Dirk Luckow und einem ausführlichen Interview mit der Sammlerin Julia Stoschek, werden die in der Ausstellung vertretenden Werke jeweils in Text und Bild vorgestellt. Jetzt bestellen

RHINE ON THE DNIPRO
JULIA STOSCHEK COLLECTION/ANDREAS GURSKY
PINCHUK ART CENTRE, KIEW, UKRAINE

28. SEPTEMBER 2008 – 14. DEZEMBER 2008

Die Faszination für die Verarbeitung von gegenwärtigen Realitäten in digitale Bilder und Musik verbindet die Sammlerin Julia Stoschek, den Künstler Andreas Gursky und die Musiker der Gruppe Kraftwerk (aktuelle Besetzung: Ralf Hütter, Florian Schneider, Fritz Hilpert und Henning Schmitz).

Das PinchukArtCentre in Kiew hat im Rahmen der Deutschen Kulturwochen vom 28. September 2008 – 14. Dezember 2008 die Ausstellung RHINE ON THE DNIPRO: JULIA STOSCHEK COLLECTION/ANDREAS GURSKY gezeigt, und erstmalig zur Eröffnung am 27. September 2008 diese drei Positionen zusammengeführt.

Julia Stoschek, die 2007 ihre Privatsammlung zeitgenössischer Kunst mit dem Schwerpunkt auf Neue Medien eröffnet hat, hat in der Ausstellung eine Auswahl von 20 Arbeiten gezeigt, die einen Querschnitt ihrer Präsentation NUMBER ONE: DESTROY, SHE SAID in Düsseldorf darstellen.

Inhaltlich setzen sich die Arbeiten mit den Themen der Dekonstruktion/Konstruktion, auseinander. Dabei werden klassische Positionen aus den Anfängen der Videokunst, z.B. Joan Jonas oder Bruce Nauman zeitgenössischen Künstlern wie Christian Jankowski oder Robert Boyd gegenübergestellt.

Andreas Gursky wurde durch seine monumentalen Photographien weltbekannt, in denen er mithilfe von digitaler Bearbeitung die Wirklichkeit neu konstruiert. Die Ausstellung gewährt einen Überblick über das Oeuvre von Andreas Gursky und verdichtet frühe Werke und aktuelle Arbeiten zu einer spannungsvollen Analyse unserer Gegenwart.

Die Musiker der Gruppe KRAFTWERK gelten als Pioniere der elektronischen Musik, ihre Musikstücke beeinflussten zahlreiche Musikstile wie Synthie Pop, Electro Funk oder Detroit Techno.

Die feierliche Eröffnung der Ausstellung mit dem Titel RHINE ON THE DNIPRO: JULIA STOSCHEK COLLECTION/ANDREAS GURSKY fand am 27. September 2008 im PinchukArtCentre statt, danach fand ein Liveauftritt der Gruppe KRAFTWERK im Arenakomplex statt.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Doug Aitken, Monica Bonvicini, Robert Boyd, Kate Gilmore, Manuel Graf, Christian Jankowski, Mark Leckey, Klara Lidén, Gordon Matta-Clark, Anthony McCall, Bruce Nauman, Tony Oursler, Reynold Reynolds & Patrick Jolley, Robert Smithson, Aaron Young

VIDEO KOOP
KIT – KUNST IM TUNNEL, DÜSSELDORF, DEUTSCHLAND

3. MAI 2008 – 27. JULI 2008

VIDEO KOOP beschreibt ein Ausstellungsprojekt im KIT – Kunst im Tunnel, das durch Einladung an Julia Stoschek entstand. Julia Stoschek, Initiatorin des JUST-Stipendiums und Gründerin der JULIA STOSCHEK COLLECTION stellt im Rahmen von VIDEO KOOP sechs KünstlerInnen vor – die meisten von ihnen aus Düsseldorf – die hauptsächlich mit Film, Video und Installation arbeiten.

Christiane Fochtmann, Andreas Bunte, Manuel Graf, Andreas Korte, Bianca Voss und Jan Wagner entwickeln künstlerische Positionen, die die Kunst- und Kulturgeschichte, Alltagsgeschehen und Poesie mit den Medien Film und Musik untersuchen. Die Präsentation der Arbeiten steht in einem Spannungsverhältnis zur Architektur des KIT.

Das Entrée bildet die Arbeit Möwen (2008) von Bianca Voss. Sie zeigt, als Referenz zum Außenraum des KIT, die Möwen, die hier am Rheinufer in Schwärmen vorüber fliegen und sich gierig auf den Boden herabstürzen, angelockt vom Futter, dass die Künstlerin ausgelegt hat.

Christiane Fochtmann spielt mit der humorvollen Verschränkung von Bild und Ton. So zum Beispiel in der Arbeit Flower Power (2006), in der verschiedene Blütenknospen gezeigt werden, die sich im Zeitraffer synchron zu einem Schnarchgeräusch öffnen und schließen.

The Driver (2004) von Andreas Korte spielt im Innenraum eines Parkhauses. Eine Person, die mit dem Rücken zum Betrachter steht, bewegt sich auf den Ausgang zu. Durch die Kameraführung und die verzerrten Geräusche wird eine Atmosphäre geschaffen, die Urängste schürt und den Zuschauer zum unfreiwilligen Verfolger macht.

In La Fée Electricité erzählt Andreas Bunte in poetischer, fast altmodischer Manier die Geschichte der Elektrizität. Der in schwarz-weiß gedrehte 16-mm-Film hat die Ästhetik von Stummfilmen aus den Anfängen der Filmgeschichte.

Fortdauernde Ideen und die Universalität der Architektursprache sind das Thema der Arbeit von Manuel Graf. In 1000 Jahre sind ein Tag (2005) erscheint ein Interieur aus den 1960er Jahren: ein stilvoller Plattenspieler im Vordergrund, der den gleichnamigen Song von Udo Jürgens ausschnitthaft abspielt. Im Rhythmus der Musik beginnt eine wilde, farbige Geschichte der Architektur in Bildern.

Jan Wagners Zweikanalinstallation Der Seele vier (2005) ist eine exakte Inszenierung, die beim Betrachter durch skulpturale Elemente und die Verwendung von Nesselstoff als Projektionsfläche eine räumliche Stimmung schafft. Zusätzlich irritieren kleine Textzeilen das Auge.

Begleitend zur Ausstellung ist eine Ausgabe (02/08) des Lido Magazins erschienen.

KÜNSTLER*INNENLISTE

Andreas Bunte, Christiane Fochtmann, Manuel Graf, Andreas Korte, Bianca Voss, Jan Wagner

Die JULIA STOSCHEK FOUNDATION hat schon immer eng mit anderen Museen und Kunstinstitutionen zusammengearbeitet, sowohl lokal, als auch international. Ebenso wie zeitbasierte Medien an sich, entwickelt sich die Sammlung dank solcher Kooperationen stetig weiter, die Kooperationspartner machen sich die Sammlung zu eigen, sie begreifen sie neu und sie funktionieren sie um. So entstehen aufregende neue Perspektiven und die unterschiedlichsten historischen Aspekte, sowie neue Themenkomplexe werden sichtbar.

In den vergangenen Jahren hat es in großen Museen und Kunstinstitutionen in ganz Deutschland, sowie auch im Ausland, großangelegte Ausstellungen der JULIA STOSCHEK FOUNDATION gegeben. Eine der ersten wichtigen Kollaborationen fand im Jahr 2010 in den Deichtorhallen in Hamburg statt. Die Ausstellung lieh sich den Titel von Pipilotti Rists Arbeit I WANT TO SEE HOW YOU SEE. Bezugnehmend auf die FIRE, EARTH, WATER, AIR Ausstellung, die im Jahr 1993 in den Deichtorhallen stattgefunden hatte, stellte I WANT TO SEE HOW YOU SEE wegweisende Filme und Videos aus den frühen Schaffensperioden von Künstler/innen wie Marina Abramović, Vito Acconci, und Chris Burden späteren Arbeiten von Heike Baranowsky, Monica Bonvicini, Nathalie Djurberg und anderen gegenüber.

Im Jahr 2014 entstand in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst & Medien in Karlsruhe eine Ausstellung mit dem Titel HIGH PERFORMANCE. Zeitbasierte Medienkunst seit 1996, die sich mit dem Video als einer Form der szenischen Kunst, die vom sogenannten Performativen Turn, der sich sowohl in den Geisteswissenschaften als auch gesellschaftlich und in der Kunst abzeichnete, starke Impulse erhalten hatte, auseinandersetzte. Die von Bernhard Serexhe und Julia Stoschek kuratierte Ausstellung wurde in verschiedene Bereiche unterteilt, innerhalb derer Begriffe wie Körper und Seele, Öffentlicher Raum, Umwelt und Virtuelle Realität mithilfe unterschiedlicher künstlerischer Positionen beleuchtetet wurden. Es handelte sich hierbei um eines der größten Projekte außerhalb der Räume der JULIA STOSCHEK FOUNDATION und es wurden Werke von mehr als 25 Künstlern*innen gezeigt, darunter Doug Aitken, Francis Alÿs, Allora & Calzadilla, Trisha Baga, John Bock, Paul Chan, Keren Cytter, Simon Denny, Cyprien Gaillard, Christian Jankowski, Mike Kelley, Klara Liden, Helen Marten, Mika Rottenberg, Ryan Trecartin, Andro Wekua, Tobias Zielony, und viele weitere.

Weitere maßgebliche Kooperationen umfassen die Ausstellungen TURN ON im Tel Aviv Museum of Art, Israel, im Jahr 2015, THE NEW HUMAN im Moderna Museet, Malmö, Schweden, im Jahr 2015, und TIME KILLS im Sesc São Paulo, Brasilien, im Jahr 2019.

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ADRESSE

JSF Düsseldorf
Schanzenstraße 54
D 40549 Düsseldorf

T. +49.211.585.884.0
[email protected]

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ÖFFNUNGSZEITEN

Samstag–Sonntag, 12–18 Uhr
Jeder erste Donnerstag des Monats, 18–22 Uhr (Eintritt frei)

 

 

 

EINTRITT

5 €

Eintrittskarten sind ab dem ersten Besuch sechs Monate lang gültig. Der Eintritt ist frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderungen, Rentner*innen, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger*innen sowie Mitglieder von ICOM und AICA gegen Vorlage eines Ausweises. Nur Kartenzahlung möglich.

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Die Anmeldung erfolgt online über unserer Buchungssystem, dem Sie auch die genauen Führungstermine entnehmen können.

Dauer: 90 Minuten

Tickets: 10€ pro Person (nur Kartenzahlung möglich).

Kostenfrei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende und Auszubildende.

Unsere Angebote finden Sie auch auf Musenkuss, der Plattform für Kulturelle Bildung in Düsseldorf.

DEUTSCH- UND ENGLISCHSPRACHIGE SONDERFÜHRUNGEN

Während der Öffnungszeiten:
Samstag – Sonntag, 12–18 Uhr.
Teilnahmegebühr: 10€  pro Person für Gruppen ab 10 Personen (nur Kartenzahlung möglich).

Außerhalb der Öffnungszeiten:

Teilnahmegebühr: 20€ pro Person für Gruppen ab 10 Personen (nur Kartenzahlung möglich).

Falls Sie sich für eine Sonderführung interessieren, schreiben Sie uns bitte unter Angabe des Wunschtermins und der Gruppengröße eine E-Mail an [email protected].

BARRIEREFREIER ZUGANG

Die JSF Düsseldorf ist für den Besuch mit Rollstuhl oder Kinderwagen geeignet. Zwischen den Ausstellungsetagen gibt es einen Aufzug, der in Begleitung des Servicepersonals genutzt werden kann. Bitte wenden Sie sich vor Ort direkt an das Servicepersonal, das Ihnen gerne behilflich ist.


JSF FORSCHUNGSRAUM

Der JSF Forschungsraum am Düsseldorfer Standort der JULIA STOSCHEK FOUNDATION bietet Besucher*innen die Möglichkeit den kompletten Sammlungsbestand an zeitbasierter Medienkunst von Julia Stoschek zu sichten sowie in der Präsenzbibliothek zu recherchieren.

Das inhaltliche Spektrum reicht dabei von Werken aus den 1960er-Jahren von Künstler*innen wie Bruce Nauman, Carolee Schneemann, Jack Smith oder VALIE EXPORT, bis hin zu aktuellen Arbeiten von Arthur Jafa, Anne Imhof oder Kandis Williams.

In der Präsenzbibliothek stehen über 4000 Publikationen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zur Verfügung. Der Bestand beinhaltet wichtige Quellen für die Forschung, etwa zentrale kunsttheoretische Publikationen aus den Bereichen Philosophie und Ästhetik. Handbücher, Ausstellungskataloge, Monografien, Sach- und Theorietexte sowie Lexika erweitern das Literaturangebot zum Themenschwerpunkt zeitbasierte Kunst und Medien sowie Fotografie, Kunstmarkt, Ausstellungspraxis und Archivierung von zeitbasierten Artefakten im Kontext von Museen und Sammlungen.

Besuch: Montag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr (nach schriftlicher Terminvereinbarung, eine Woche im Voraus).

Bitte senden Sie für die Anmeldung eine E-Mail an [email protected] unter Angabe folgender Informationen:

  • Name
  • Institution/Profession (optional)
  • Kurzbeschreibung des Forschungsvorhabens und Zweck des Besuchs
  • Wunschtermin

ARCHITEKTUR

Der spezifische Charakter der Sammlung überträgt sich auf den Raum ihrer Ausstellung: Die Architektur der auf Installationen und zeitbasierten Arbeiten ausgerichteten JULIA STOSCHEK COLLECTION erzeugt Narrative, die sowohl das Verhältnis von Innen und Außen als auch die Raumfolge selbst charakterisieren. Zwischen dem Kinoraum im Untergeschoss und der Dachplattform oberhalb des neuen Attikageschosses spannt sich eine Folge von Erfahrungen, die vom geschlossenen zum offenen und vom dunklen zum hellen Raum verläuft. Ein Medienmuseum ist keine Black Box, im Gegenteil: die raumzeitlichen Arbeiten fordern die Architektur heraus als Gegenüber, das ebenso präsent wie diskret Form und Halt gibt, unterschiedliche Raumerfahrungen ermöglicht, aber nicht durch Materialität und Oberflächen auffällt. Die Modulierbarkeit der Lichtintensität wird ermöglicht durch eine Raum-im-Raum-Konstruktion in den beiden Ausstellungsebenen, die variable Öffnungen der inneren Schale gegenüber der befensterten Außenhülle erlaubt und in einem Fall zum Ort einer künstlerischen Intervention wird: Durch Olafur Eliasson wurde eine Wandschale als Folge von Kaleidoskopen in die dauerhafte In-Situ-Arbeit When Love Is Not Enough Wall (2007) transformiert, die den Blick aus dem verschlossenen Raum in die Umgebung thematisiert.

Das Bauwerk von 1907 ist mit seiner Stahlbeton-Skelettbauweise sowie Dachkonstruktion aus Polonceauträgern einerseits und der gleichzeitigen Verwendung monumentaler Elemente wie symmetrischen Türmen in der Giebelfront andererseits, ein Denkmal frühmoderner Industriearchitektur. Durch die Vielzahl der Nutzungen in seinem 100-jährigen Bestehen legt das Gebäude eine Entwicklung der Produktionsverhältnisse offen und schreibt eine Gewerbegeschichte des 20. Jahrhunderts: Es war bis 1945 nacheinander Bühnenwerkstatt, Motoren- und Leuchtmittelfabrik, Produktionsstätte von Damenkorsetts wie von Matratzen, Fabrikationsort der Metall- und Holzindustrie unter anderem auch für Kriegszwecke, und seit der Nachkriegszeit Bilderleistenfabrik des Düsseldorfers F.G. Conzen.

Der Umbau im Jahr 2007 stärkt das Bauwerk in seiner generischen, nutzungsoffenen Anlage, um gleichzeitig eine klare typologische Intervention für die zeitgenössische Nutzung als Kunstspeicher und Ausstellungsraum vorzunehmen. Durch Rückbau kleinteiliger Einbauten und Freilegung der Skelettstruktur, aber auch durch den Erhalt von ursprünglichen Treppenhäusern und Stahlfenstern wird die Raumcharakteristik des Hauses sichtbar gemacht. Gleichzeitig erfährt das Bauwerk mit dem zeitgenössischen Dachaufbau an der Stelle der ehemaligen Firmenschriftzüge eine architektonische Aktualisierung, die der neuen Nutzung entschieden Ausdruck gibt und sich der Stadt zuwendet: Das Gebäude wird von weitem sichtbar und erlaubt umgekehrt den Blick von der Dachplattform in die Weite der Stadtlandschaft.

Wilfried Kuehn, Architekt

 

 

KUEHN MALVEZZI

Kuehn Malvezzi wurde 2001 von den Architekten Simona Malvezzi, Johannes und Wilfried Kuehn in Berlin gegründet. Mit der architektonischen Gestaltung der Documenta 11 in Kassel (2002), der Erweiterung des Berliner Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof für die Friedrich Christian Flick Collection (2004), der JSF Düsseldorf (2007), den Umbauten des Skulpturenmuseums Liebieghaus in Frankfurt am Main (2008) und des Belvedere in Wien (2009) zählen Kuehn Malvezzi zu den führenden Architekten im Bereich Ausstellungs- und Museumsbau. Ihr mit einem Sonderpreis ausgezeichneter Entwurf für das Berliner Humboldtforum stellt einen viel diskutierten Beitrag zur Rekonstruktionsdebatte dar, indem es das Berliner Schloss als Prozess und öffentliches Display thematisiert. Die Arbeit von Kuehn Malvezzi wurde international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter im Deutschen Pavillon der 10. Architektur-Biennale in Venedig. 2009 erhielten Kuehn Malvezzi den Deutschen Kritikerpreis.

www.kuehnmalvezzi.com


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Kontakt:

Robert Schulte
[email protected]

Düsseldorf
JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf, Forschungsraum. Foto: Şirin Şimşek.
JSC Düsseldorf, Präsenzbibliothek des Forschungsraums. Foto: Şirin Şimşek.
JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf, Foyer, erste Etage. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
JSF Düsseldorf, Foyer, erste Etage. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
JSF Düsseldorf, Foyer, erste Etage. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
Treppenhaus, JSF Düsseldorf. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
Installationsansicht, NUMBER ONE: DESTROY, SHE SAID, JSF Düsseldorf, Mittelgang, erste Etage. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
Raum für das Performance-Programm NUMBER THREE: HERE AND NOW, JSF Düsseldorf, zweite Etage. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
Installationsansicht, GENERATION LOSS, JSF Düsseldorf, erste Etage. Foto: Simon Vogel, Köln.
Installationsansicht, GENERATION LOSS, JSF Düsseldorf, erste Etage. Foto: Simon Vogel, Köln.
16-mm- & 35-mm-Filmkino, JSF Düsseldorf, zweite Etage. Foto: © Achim Kukulies, Düsseldorf.
Kino der JSF Düsseldorf, Untergeschoss. Foto: © Achim Kukulies, Düsseldorf.
Historische Aufnahme des Gebäudes der JSF Düsseldorf, um 1911/12.
Berlin
JSF Berlin. Foto: Robert Hamacher, Berlin.
JSF Berlin, Foyer, Erdgeschoss. Foto: Robert Hamacher, Berlin.
JSF Berlin, Foyer, Erdgeschoss. Foto: Robert Hamacher, Berlin.

ADRESSE

JSF Berlin

Leipziger Straße 60 (Eingang über Jerusalemer Straße)
D 10117 Berlin

T. +49.30.921.062.461
[email protected]

Anfahrt

ÖFFNUNGSZEITEN

Samstag–Sonntag, 12–18 Uhr
Jeder erste Donnerstag des Monats, 18–22 Uhr (Eintritt frei)

Geschlossen am 28. und 29. Dezember 2024.

EINTRITT

5 €

Eintrittskarten sind ab dem ersten Besuch sechs Monate lang gültig. Der Eintritt ist frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderungen, Rentner*innen, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger*innen sowie Mitglieder von ICOM und AICA gegen Vorlage eines Ausweises. Nur Kartenzahlung möglich.

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Jeden Samstag, 16 Uhr: Führung in englischer Sprache.
Jeden Sonntag, 16 Uhr: Führung in deutscher Sprache.

Die Anmeldung erfolgt online über unserer Buchungssystem, dem Sie auch die genauen Führungstermine entnehmen können.

Tickets: 10 Euro pro Person (nur Kartenzahlung möglich).

Kostenfrei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderungen, Rentner*innen, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger*innen gegen Vorlage eines gültigen Ausweises sowie Mitglieder von ICOM.

DEUTSCH- UND ENGLISCHSPRACHIGE SONDERFÜHRUNGEN

Falls Sie sich für eine Sonderführung interessieren, schreiben Sie uns bitte unter Angabe des Wunschtermins und der Gruppengröße eine E-Mail an [email protected].

Tickets für Gruppen ab 10 Personen: 20 Euro pro Person (nur Kartenzahlung möglich).

TEIL-BARRIEREFREIER ZUGANG

Für den Besuch mit Rollstuhl oder Kinderwagen bitten wir um vorherige Anmeldung über [email protected], um den Zugang zu gewährleisten.


JSF FORSCHUNGSRAUM

Der JSF Forschungsraum am Berliner Standort der JULIA STOSCHEK FOUNDATION bietet Besucher:innen die Möglichkeit, den kompletten Sammlungsbestand an zeitbasierter Medienkunst von Julia Stoschek zu sichten sowie in der Präsenzbibliothek zu recherchieren.

Die Sammlung umfasst Werke aus den 1960er Jahren, darunter Arbeiten von Bruce Nauman, Carolee Schneemann, Jack Smith und VALIE EXPORT, bis hin zu zeitgenössischen Arbeiten von Arthur Jafa, Anne Imhof und Kandis Williams. Die Präsenzbibliothek bietet zentrale Publikationen zu Künstler:innen der Sammlung sowie kunsttheoretische Texte zu Philosophie und Ästhetik.

Rund 35 Prozent der fast 1000 Werke von 300 Künstler:innen sind online auf unserer Website sowie an den Sammlungsstandorten in Düsseldorf und Berlin zugänglich. Nach der Eröffnung des Research Room in Düsseldorf im Jahr 2021 haben registrierte Besucher:innen in Berlin nun Zugang zu den gesamten Beständen der Sammlung, einschließlich der Werke, die derzeit nicht öffentlich ausgestellt sind.

Besuch: Montag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr (nur nach vorheriger Terminvereinbarung, mindestens eine Woche im Voraus).

Bitte senden Sie für die Anmeldung eine E-Mail an [email protected] unter Angabe folgender Informationen:

– Name
– Institution oder Profession (optional)
– Eine kurze Beschreibung Ihres Forschungsprojekts und des Zwecks Ihres Besuchs
– Datum und Uhrzeit


ARCHITEKTUR

Ein wesentliches Anliegen der JULIA STOSCHEK FOUNDATION ist es, die Sammlung öffentlich zugänglich zu machen und in Kooperationen mit anderen Institutionen, Kuratoren*innen und Künstlern*innen in Form von Ausstellungen und Veranstaltungen ein lebendiger Ort des Austauschs zu sein.

In diesem Sinne fand die Sammlung einen passenden Ort in dem ehemaligen tschechischen Kulturinstitut, das, in den 1960er-Jahren erbaut, als solches verschiedene Nutzungen wie eine Bibliothek, einen Kinosaal, Verkaufs- und Verwaltungsräume unter einem Dach vereinte.

Der Bau wurde seit der Wende und der damit einhergehenden Schließung des Kulturinstituts durch wechselnde, meist ebenfalls kulturelle Programme zwischengenutzt, aber nie umgebaut und ist damit ein seltener noch originalgetreuer Ort in Berlin-Mitte.

Die nun erstmals offizielle neue Nutzung sollte möglich und sichtbar werden, ohne die vorhandene Substanz und Geschichte des Ortes zu überschreiben.

Die vielen Räume unterschiedlicher Größe und verschachtelter Beziehungen untereinander boten ideale Voraussetzungen für die Ausstellung von zeitbasierter Kunst, forderten aber auch die Schaffung eines ordnenden, orientierungsgebenden Systems.

Ein weißer Vorhang verläuft kontinuierlich auf beiden Geschossen teils außen vor der Fassade und teils innen vor existierenden Wänden. Er markiert den Übergang von hellen zu dunklen Räumen, außen wie innen. Er verhüllt die vorhandene Glasfassade und klappt sich nach innen, um auch dort öffentliche, helle Räume zu generieren.

Diese Räume sind einerseits Empfangs- und Erschließungsräume, aber auch Verweilräume für Besucher, die zwischen der Betrachtung eine Pause einlegen können, im Katalog blättern und sich im Programm orientieren können, um sich dann gezielt bestimmten Werken zu widmen. Hier finden auch Eröffnungen und das öffentliche Programm statt. Die größtenteils individuell entworfenen Möbel unterstützen diese Aktivitäten.

Der weiße Vorhang dunkelt die Räume ab und dämpft das Licht, ohne die Räume dunkel zu machen.

So wurde statt umfassender baulicher Veränderungen lediglich ein zusätzlicher weicher Layer hinzugefügt, der die Anforderungen der Verdunkelung, der klaren Wegführung und der Sichtbarkeit nach außen mit einem Element beantwortet.

Er verleiht dem Bau eine neue Identität, ohne die ursprüngliche auszulöschen, ähnlich einem neuen Kleid, das jederzeit wieder ausgezogen werden kann – womit der Bau offen für weitere Veränderungen der Sammlung, aber auch nachfolgende Nutzungen bleibt.

Johanna Meyer-Grohbrügge, Architektin

 

 

MEYER-GROHBRÜGGE

Das Berliner Architekturbüro Meyer-Grohbrügge sucht nach einfachen räumlichen Antworten auf komplexe Fragestellungen. Neue Überzeugungen im Austausch mit den Auftraggeber*innen zu entwickeln, bestimmt die Handlungsweise des Büros. Mit einer Vielfalt an Projekten, die von Bauten im Kunst- und Ausstellungsbereich, über Wohn- und Bürohäuser zu Möbeldesign reicht, erforscht das Büro die Möglichkeiten, neue Formen des Zusammenlebens hervorzubringen und Identitäten zu generieren.

Johanna Meyer-Grohbrügge arbeitete nach ihrem Diplom an der ETH Zürich fünf Jahre bei SANAA in Tokyo. 2010 gründete sie mit Sam Chermayeff das Büro June 14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff und 2015 das Büro Meyer-Grohbrügge. Sie ist Gastprofessorin am DIA Dessau und unterrichtete unter anderem an der Washington University St. Louis und der Columbia GSAPP.

www.meyer-grohbruegge.com


VERMIETUNG

Sie suchen einen besonderen Ort für eine Feier oder eine Firmenveranstaltung?

Die Räumlichkeiten der JULIA STOSCHEK FOUNDATION Berlin sind mit ihren 2500 Quadratmetern eine der eindrucksvollsten und vielseitigsten Locations der Stadt.

Die Lage zwischen Leipziger Straße, Gendarmenmarkt und Friedrichsstraße sowie die Möglichkeiten der sehr individuell einsetzbaren Räumlichkeiten, machen Ihre Veranstaltung an diesem Ort zu einem einmaligen Erlebnis. Feiern Sie exklusiv in den Räumen einer international renommierten Kunstsammlung.

Gerne stellen wir Ihnen ein individuelles Angebot zusammen.

Kontakt:
Sven Weigel
[email protected]

Düsseldorf
Berlin

ADRESSE

JSF Düsseldorf
Schanzenstraße 54
D 40549 Düsseldorf

T. +49.211.585.884.0
[email protected]

Anfahrt

ÖFFNUNGSZEITEN

Samstag–Sonntag, 12–18 Uhr
Jeder erste Donnerstag des Monats, 18–22 Uhr (Eintritt frei)

 

 

 

EINTRITT

5 €

Eintrittskarten sind ab dem ersten Besuch sechs Monate lang gültig. Der Eintritt ist frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderungen, Rentner*innen, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger*innen sowie Mitglieder von ICOM und AICA gegen Vorlage eines Ausweises. Nur Kartenzahlung möglich.

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Die Anmeldung erfolgt online über unserer Buchungssystem, dem Sie auch die genauen Führungstermine entnehmen können.

Dauer: 90 Minuten

Tickets: 10€ pro Person (nur Kartenzahlung möglich).

Kostenfrei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende und Auszubildende.

Unsere Angebote finden Sie auch auf Musenkuss, der Plattform für Kulturelle Bildung in Düsseldorf.

DEUTSCH- UND ENGLISCHSPRACHIGE SONDERFÜHRUNGEN

Während der Öffnungszeiten:
Samstag – Sonntag, 12–18 Uhr.
Teilnahmegebühr: 10€  pro Person für Gruppen ab 10 Personen (nur Kartenzahlung möglich).

Außerhalb der Öffnungszeiten:

Teilnahmegebühr: 20€ pro Person für Gruppen ab 10 Personen (nur Kartenzahlung möglich).

Falls Sie sich für eine Sonderführung interessieren, schreiben Sie uns bitte unter Angabe des Wunschtermins und der Gruppengröße eine E-Mail an [email protected].

BARRIEREFREIER ZUGANG

Die JSF Düsseldorf ist für den Besuch mit Rollstuhl oder Kinderwagen geeignet. Zwischen den Ausstellungsetagen gibt es einen Aufzug, der in Begleitung des Servicepersonals genutzt werden kann. Bitte wenden Sie sich vor Ort direkt an das Servicepersonal, das Ihnen gerne behilflich ist.


JSF FORSCHUNGSRAUM

Der JSF Forschungsraum am Düsseldorfer Standort der JULIA STOSCHEK FOUNDATION bietet Besucher*innen die Möglichkeit den kompletten Sammlungsbestand an zeitbasierter Medienkunst von Julia Stoschek zu sichten sowie in der Präsenzbibliothek zu recherchieren.

Das inhaltliche Spektrum reicht dabei von Werken aus den 1960er-Jahren von Künstler*innen wie Bruce Nauman, Carolee Schneemann, Jack Smith oder VALIE EXPORT, bis hin zu aktuellen Arbeiten von Arthur Jafa, Anne Imhof oder Kandis Williams.

In der Präsenzbibliothek stehen über 4000 Publikationen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zur Verfügung. Der Bestand beinhaltet wichtige Quellen für die Forschung, etwa zentrale kunsttheoretische Publikationen aus den Bereichen Philosophie und Ästhetik. Handbücher, Ausstellungskataloge, Monografien, Sach- und Theorietexte sowie Lexika erweitern das Literaturangebot zum Themenschwerpunkt zeitbasierte Kunst und Medien sowie Fotografie, Kunstmarkt, Ausstellungspraxis und Archivierung von zeitbasierten Artefakten im Kontext von Museen und Sammlungen.

Besuch: Montag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr (nach schriftlicher Terminvereinbarung, eine Woche im Voraus).

Bitte senden Sie für die Anmeldung eine E-Mail an [email protected] unter Angabe folgender Informationen:

  • Name
  • Institution/Profession (optional)
  • Kurzbeschreibung des Forschungsvorhabens und Zweck des Besuchs
  • Wunschtermin

ARCHITEKTUR

Der spezifische Charakter der Sammlung überträgt sich auf den Raum ihrer Ausstellung: Die Architektur der auf Installationen und zeitbasierten Arbeiten ausgerichteten JULIA STOSCHEK COLLECTION erzeugt Narrative, die sowohl das Verhältnis von Innen und Außen als auch die Raumfolge selbst charakterisieren. Zwischen dem Kinoraum im Untergeschoss und der Dachplattform oberhalb des neuen Attikageschosses spannt sich eine Folge von Erfahrungen, die vom geschlossenen zum offenen und vom dunklen zum hellen Raum verläuft. Ein Medienmuseum ist keine Black Box, im Gegenteil: die raumzeitlichen Arbeiten fordern die Architektur heraus als Gegenüber, das ebenso präsent wie diskret Form und Halt gibt, unterschiedliche Raumerfahrungen ermöglicht, aber nicht durch Materialität und Oberflächen auffällt. Die Modulierbarkeit der Lichtintensität wird ermöglicht durch eine Raum-im-Raum-Konstruktion in den beiden Ausstellungsebenen, die variable Öffnungen der inneren Schale gegenüber der befensterten Außenhülle erlaubt und in einem Fall zum Ort einer künstlerischen Intervention wird: Durch Olafur Eliasson wurde eine Wandschale als Folge von Kaleidoskopen in die dauerhafte In-Situ-Arbeit When Love Is Not Enough Wall (2007) transformiert, die den Blick aus dem verschlossenen Raum in die Umgebung thematisiert.

Das Bauwerk von 1907 ist mit seiner Stahlbeton-Skelettbauweise sowie Dachkonstruktion aus Polonceauträgern einerseits und der gleichzeitigen Verwendung monumentaler Elemente wie symmetrischen Türmen in der Giebelfront andererseits, ein Denkmal frühmoderner Industriearchitektur. Durch die Vielzahl der Nutzungen in seinem 100-jährigen Bestehen legt das Gebäude eine Entwicklung der Produktionsverhältnisse offen und schreibt eine Gewerbegeschichte des 20. Jahrhunderts: Es war bis 1945 nacheinander Bühnenwerkstatt, Motoren- und Leuchtmittelfabrik, Produktionsstätte von Damenkorsetts wie von Matratzen, Fabrikationsort der Metall- und Holzindustrie unter anderem auch für Kriegszwecke, und seit der Nachkriegszeit Bilderleistenfabrik des Düsseldorfers F.G. Conzen.

Der Umbau im Jahr 2007 stärkt das Bauwerk in seiner generischen, nutzungsoffenen Anlage, um gleichzeitig eine klare typologische Intervention für die zeitgenössische Nutzung als Kunstspeicher und Ausstellungsraum vorzunehmen. Durch Rückbau kleinteiliger Einbauten und Freilegung der Skelettstruktur, aber auch durch den Erhalt von ursprünglichen Treppenhäusern und Stahlfenstern wird die Raumcharakteristik des Hauses sichtbar gemacht. Gleichzeitig erfährt das Bauwerk mit dem zeitgenössischen Dachaufbau an der Stelle der ehemaligen Firmenschriftzüge eine architektonische Aktualisierung, die der neuen Nutzung entschieden Ausdruck gibt und sich der Stadt zuwendet: Das Gebäude wird von weitem sichtbar und erlaubt umgekehrt den Blick von der Dachplattform in die Weite der Stadtlandschaft.

Wilfried Kuehn, Architekt

 

 

KUEHN MALVEZZI

Kuehn Malvezzi wurde 2001 von den Architekten Simona Malvezzi, Johannes und Wilfried Kuehn in Berlin gegründet. Mit der architektonischen Gestaltung der Documenta 11 in Kassel (2002), der Erweiterung des Berliner Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof für die Friedrich Christian Flick Collection (2004), der JSF Düsseldorf (2007), den Umbauten des Skulpturenmuseums Liebieghaus in Frankfurt am Main (2008) und des Belvedere in Wien (2009) zählen Kuehn Malvezzi zu den führenden Architekten im Bereich Ausstellungs- und Museumsbau. Ihr mit einem Sonderpreis ausgezeichneter Entwurf für das Berliner Humboldtforum stellt einen viel diskutierten Beitrag zur Rekonstruktionsdebatte dar, indem es das Berliner Schloss als Prozess und öffentliches Display thematisiert. Die Arbeit von Kuehn Malvezzi wurde international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, darunter im Deutschen Pavillon der 10. Architektur-Biennale in Venedig. 2009 erhielten Kuehn Malvezzi den Deutschen Kritikerpreis.

www.kuehnmalvezzi.com


VERMIETUNG

Sie suchen einen besonderen Ort für eine Feier oder eine Firmenveranstaltung?

Die JSF Düsseldorf bietet als Denkmal frühmoderner Industriearchitektur eine einzigartige, historische Architektur mit exklusivem Ambiente. Feiern Sie exklusiv in den Räumen einer international renommierten Kunstsammlung.

Gerne stellen wir Ihnen ein individuelles Angebot zusammen.

Kontakt:

Robert Schulte
[email protected]

JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf, Forschungsraum. Foto: Şirin Şimşek.
JSC Düsseldorf, Präsenzbibliothek des Forschungsraums. Foto: Şirin Şimşek.
JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
JSF Düsseldorf, Foyer, erste Etage. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
JSF Düsseldorf, Foyer, erste Etage. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
JSF Düsseldorf, Foyer, erste Etage. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
Treppenhaus, JSF Düsseldorf. Foto: Şirin Şimşek, Köln.
Installationsansicht, NUMBER ONE: DESTROY, SHE SAID, JSF Düsseldorf, Mittelgang, erste Etage. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
Raum für das Performance-Programm NUMBER THREE: HERE AND NOW, JSF Düsseldorf, zweite Etage. Foto: Ulrich Schwarz, Berlin.
Installationsansicht, GENERATION LOSS, JSF Düsseldorf, erste Etage. Foto: Simon Vogel, Köln.
Installationsansicht, GENERATION LOSS, JSF Düsseldorf, erste Etage. Foto: Simon Vogel, Köln.
16-mm- & 35-mm-Filmkino, JSF Düsseldorf, zweite Etage. Foto: © Achim Kukulies, Düsseldorf.
Kino der JSF Düsseldorf, Untergeschoss. Foto: © Achim Kukulies, Düsseldorf.
Historische Aufnahme des Gebäudes der JSF Düsseldorf, um 1911/12.

ADRESSE

JSF Berlin

Leipziger Straße 60 (Eingang über Jerusalemer Straße)
D 10117 Berlin

T. +49.30.921.062.461
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Anfahrt

ÖFFNUNGSZEITEN

Samstag–Sonntag, 12–18 Uhr
Jeder erste Donnerstag des Monats, 18–22 Uhr (Eintritt frei)

Geschlossen am 28. und 29. Dezember 2024.

EINTRITT

5 €

Eintrittskarten sind ab dem ersten Besuch sechs Monate lang gültig. Der Eintritt ist frei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderungen, Rentner*innen, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger*innen sowie Mitglieder von ICOM und AICA gegen Vorlage eines Ausweises. Nur Kartenzahlung möglich.

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Jeden Samstag, 16 Uhr: Führung in englischer Sprache.
Jeden Sonntag, 16 Uhr: Führung in deutscher Sprache.

Die Anmeldung erfolgt online über unserer Buchungssystem, dem Sie auch die genauen Führungstermine entnehmen können.

Tickets: 10 Euro pro Person (nur Kartenzahlung möglich).

Kostenfrei für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Menschen mit Behinderungen, Rentner*innen, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger*innen gegen Vorlage eines gültigen Ausweises sowie Mitglieder von ICOM.

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Falls Sie sich für eine Sonderführung interessieren, schreiben Sie uns bitte unter Angabe des Wunschtermins und der Gruppengröße eine E-Mail an [email protected].

Tickets für Gruppen ab 10 Personen: 20 Euro pro Person (nur Kartenzahlung möglich).

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Für den Besuch mit Rollstuhl oder Kinderwagen bitten wir um vorherige Anmeldung über [email protected], um den Zugang zu gewährleisten.


JSF FORSCHUNGSRAUM

Der JSF Forschungsraum am Berliner Standort der JULIA STOSCHEK FOUNDATION bietet Besucher:innen die Möglichkeit, den kompletten Sammlungsbestand an zeitbasierter Medienkunst von Julia Stoschek zu sichten sowie in der Präsenzbibliothek zu recherchieren.

Die Sammlung umfasst Werke aus den 1960er Jahren, darunter Arbeiten von Bruce Nauman, Carolee Schneemann, Jack Smith und VALIE EXPORT, bis hin zu zeitgenössischen Arbeiten von Arthur Jafa, Anne Imhof und Kandis Williams. Die Präsenzbibliothek bietet zentrale Publikationen zu Künstler:innen der Sammlung sowie kunsttheoretische Texte zu Philosophie und Ästhetik.

Rund 35 Prozent der fast 1000 Werke von 300 Künstler:innen sind online auf unserer Website sowie an den Sammlungsstandorten in Düsseldorf und Berlin zugänglich. Nach der Eröffnung des Research Room in Düsseldorf im Jahr 2021 haben registrierte Besucher:innen in Berlin nun Zugang zu den gesamten Beständen der Sammlung, einschließlich der Werke, die derzeit nicht öffentlich ausgestellt sind.

Besuch: Montag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr (nur nach vorheriger Terminvereinbarung, mindestens eine Woche im Voraus).

Bitte senden Sie für die Anmeldung eine E-Mail an [email protected] unter Angabe folgender Informationen:

– Name
– Institution oder Profession (optional)
– Eine kurze Beschreibung Ihres Forschungsprojekts und des Zwecks Ihres Besuchs
– Datum und Uhrzeit


ARCHITEKTUR

Ein wesentliches Anliegen der JULIA STOSCHEK FOUNDATION ist es, die Sammlung öffentlich zugänglich zu machen und in Kooperationen mit anderen Institutionen, Kuratoren*innen und Künstlern*innen in Form von Ausstellungen und Veranstaltungen ein lebendiger Ort des Austauschs zu sein.

In diesem Sinne fand die Sammlung einen passenden Ort in dem ehemaligen tschechischen Kulturinstitut, das, in den 1960er-Jahren erbaut, als solches verschiedene Nutzungen wie eine Bibliothek, einen Kinosaal, Verkaufs- und Verwaltungsräume unter einem Dach vereinte.

Der Bau wurde seit der Wende und der damit einhergehenden Schließung des Kulturinstituts durch wechselnde, meist ebenfalls kulturelle Programme zwischengenutzt, aber nie umgebaut und ist damit ein seltener noch originalgetreuer Ort in Berlin-Mitte.

Die nun erstmals offizielle neue Nutzung sollte möglich und sichtbar werden, ohne die vorhandene Substanz und Geschichte des Ortes zu überschreiben.

Die vielen Räume unterschiedlicher Größe und verschachtelter Beziehungen untereinander boten ideale Voraussetzungen für die Ausstellung von zeitbasierter Kunst, forderten aber auch die Schaffung eines ordnenden, orientierungsgebenden Systems.

Ein weißer Vorhang verläuft kontinuierlich auf beiden Geschossen teils außen vor der Fassade und teils innen vor existierenden Wänden. Er markiert den Übergang von hellen zu dunklen Räumen, außen wie innen. Er verhüllt die vorhandene Glasfassade und klappt sich nach innen, um auch dort öffentliche, helle Räume zu generieren.

Diese Räume sind einerseits Empfangs- und Erschließungsräume, aber auch Verweilräume für Besucher, die zwischen der Betrachtung eine Pause einlegen können, im Katalog blättern und sich im Programm orientieren können, um sich dann gezielt bestimmten Werken zu widmen. Hier finden auch Eröffnungen und das öffentliche Programm statt. Die größtenteils individuell entworfenen Möbel unterstützen diese Aktivitäten.

Der weiße Vorhang dunkelt die Räume ab und dämpft das Licht, ohne die Räume dunkel zu machen.

So wurde statt umfassender baulicher Veränderungen lediglich ein zusätzlicher weicher Layer hinzugefügt, der die Anforderungen der Verdunkelung, der klaren Wegführung und der Sichtbarkeit nach außen mit einem Element beantwortet.

Er verleiht dem Bau eine neue Identität, ohne die ursprüngliche auszulöschen, ähnlich einem neuen Kleid, das jederzeit wieder ausgezogen werden kann – womit der Bau offen für weitere Veränderungen der Sammlung, aber auch nachfolgende Nutzungen bleibt.

Johanna Meyer-Grohbrügge, Architektin

 

 

MEYER-GROHBRÜGGE

Das Berliner Architekturbüro Meyer-Grohbrügge sucht nach einfachen räumlichen Antworten auf komplexe Fragestellungen. Neue Überzeugungen im Austausch mit den Auftraggeber*innen zu entwickeln, bestimmt die Handlungsweise des Büros. Mit einer Vielfalt an Projekten, die von Bauten im Kunst- und Ausstellungsbereich, über Wohn- und Bürohäuser zu Möbeldesign reicht, erforscht das Büro die Möglichkeiten, neue Formen des Zusammenlebens hervorzubringen und Identitäten zu generieren.

Johanna Meyer-Grohbrügge arbeitete nach ihrem Diplom an der ETH Zürich fünf Jahre bei SANAA in Tokyo. 2010 gründete sie mit Sam Chermayeff das Büro June 14 Meyer-Grohbrügge & Chermayeff und 2015 das Büro Meyer-Grohbrügge. Sie ist Gastprofessorin am DIA Dessau und unterrichtete unter anderem an der Washington University St. Louis und der Columbia GSAPP.

www.meyer-grohbruegge.com


VERMIETUNG

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Die Räumlichkeiten der JULIA STOSCHEK FOUNDATION Berlin sind mit ihren 2500 Quadratmetern eine der eindrucksvollsten und vielseitigsten Locations der Stadt.

Die Lage zwischen Leipziger Straße, Gendarmenmarkt und Friedrichsstraße sowie die Möglichkeiten der sehr individuell einsetzbaren Räumlichkeiten, machen Ihre Veranstaltung an diesem Ort zu einem einmaligen Erlebnis. Feiern Sie exklusiv in den Räumen einer international renommierten Kunstsammlung.

Gerne stellen wir Ihnen ein individuelles Angebot zusammen.

Kontakt:
Sven Weigel
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Jetzt online im Sammlungsbestandskatalog: Über 220 zeitbasierte Medienkunstwerke von über 60 Künstler*innen aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION

ONLINE-SAMMLUNGS­BESTANDS­KATALOG

Der Online-Bestandskatalog bietet die Möglichkeit, über 900 Werke von 300 Künstler*innen aus der JULIA STOSCHEK COLLECTION zu recherchieren und zu sichten.

Dazu werden kontinuierlich erklärende Werktexte sowie Video- und filmbasierte Werke aus der Sammlung online gestellt.

Eine Liste von allen online zugänglichen Werke finden Sie, wenn Sie unter Tags „online einsehbar“ anklicken und anschließend „Werke“ auswählen. Oder Sie schauen direkt in unserer JSC Video Lounge vorbei.

Bisher sind bereits über 220 film-, video- und audiobasierte Werke von 62 Künstler*innen aus der Sammlung in voller Länge abrufbar. Mit dabei sind u.a. Arbeiten von John Bock, Monica Bonvicini, Klaus vom Bruch, Ian Cheng, Keren Cytter, Jen DeNike, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Tracey Emin, Cao Fei, Fischli & Weiss, Dara Friedman, Kate Gilmore, Douglas Gordon, Christian Jankowski, Imi Knoebel, Klara Lidén, Lutz Mommartz, Elizabeth Price, Pipilotti Rist, Wolfgang Tillmans, Andro Wekua und Tobias Zielony.

Als Langzeitziel verfolgt die JSC den gesamten Sammlungsbestand einer breiten Öffentlichkeit online zur Verfügung zu stellen und so eine Plattform für zeitbasierte Kunst zu schaffen, die die Zugänglichkeit, Auseinandersetzung und Vermittlung von zeitbasierter Kunst fördert.


ÜBER DIE SAMMLUNG

„Viele Werke der Julia Stoschek Collection bauen Welten mit mehreren Zeiten; nicht der eine Fluss der Ereignisse ist in ihnen eingebettet, sondern ein Labyrinth sich verästelnder Pfade mit ihrer jeweils eigenen Geschwindigkeit von Zeitlichkeit. Die Sammlung ist somit ein komplexes Archiv aus Zeitlichkeiten; eine Anlagerung vergangener Momente und Zeitebenen, die sich technisch wiederholen lassen, und zwar im Prinzip unendlich oft.“ 

Daniel Birnbaum

aus: Daniel Birnbaum, Wiederholungen, in: Number One: Destroy, She Said, Ostfildern 2007, S. 8.

 

Die im Jahr 2007 von Julia Stoschek gegründete Sammlung ist eine der umfangreichsten Privatsammlungen zeitbasierter Kunst und umfasst neben Film, Video und Klangarbeiten auch Performances sowie computer- und softwarebasierte Kunstwerke. Momentan bieten mehr als 860 Kunstwerke von mehr als 282 zeitgenössischen Künstler*innen aus den verschiedensten Genres und aus unterschiedlichen Generationen einen Überblick über die zeitbasierte Kunstproduktion von den 1960er-Jahren bis zum heutigen Tag. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Werken, die nach dem Jahr 2000 entstanden sind.

Mit dem Begriff zeitbasierte Kunst (oder zeitbasierte Medien) werden Kunstwerke beschrieben, die sich in der Zeit „entfalten“. Zeitbasierte Kunst umfasst daher all jene Werke, für die die Dauer eine Rolle spielt, und schließt Film, Video, Einzel- und Mehrkanal-Videoinstallationen ebenso mit ein wie Diainstallationen, Multimedia-Environments, Klangarbeiten, Performance, computer- und softwaregestützte Kunstwerke, Virtual und Augmented Reality sowie andere Formen technologiebasierter Kunst. Derartige Kunstwerke sind ihrem Wesen nach oft allografisch, das heißt, sie sind nur sichtbar, wenn sie installiert oder projiziert werden.

Die JULIA STOSCHEK COLLECTION vereint verschiedenste Ansätze und Praktiken: frühe Expanded Cinema- und Video- oder Performance-Arbeiten von Bruce Nauman, Anthony McCall, Joan Jonas oder Marina Abramović treffen auf Doug Aitkens Videoinstallationen, Ian Chengs Live-Simulationen und Mika Rottenbergs raumgreifende Environments. Die Sammlung beherbergt viele Kunstwerke wegweisender feministischer Künstler*innen und Filmemacher*innen aus den 1960er- und 1970er-Jahren, darunter Dara Birnbaum, VALIE EXPORT, Barbara Hammer und Hannah Wilke. Eine jüngere Künstler*innengeneration wird u. a. von Ed Atkins, Bunny Rogers, Loretta Fahrenholz, Cyprien Gaillard, Josh Kline, Jon Rafman, Rachel Rose, Mika Rottenberg, Anicka Yi und Tobias Zielony vertreten, um nur einige zu nennen. Der Sammlung ist daran gelegen, langfristig mit Künstler*innen, Galerien und Institutionen zusammenzuarbeiten, dabei wird der Fokus auf die zentralen Arbeiten und Werkgruppen gelegt, die im Laufe einer Künstler*innenkarriere entstehen. Die Sammlung wächst mit den Künstler*innen und spiegelt deren sich weiterentwickelnde Praxis wider.

Die Sammlung trägt der zunehmenden technologischen Konvergenz Rechnung und ist interdisziplinär ausgerichtet. „Die Videokunst von heute ist Theater, Performance, Musikaufführung, Skulptur, Projektion, bewegtes Bild, bewegte Körper, Tanz, Bühne, Leinwand, realer Raum, reale Zeit in einem“, schreibt Peter Weibel im Katalog zur Ausstellung High Performance. Zeitbasierte Medienkunst seit 1996, die 2015 in Kooperation mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe gezeigt wurde. Trotz der einzigartigen Heterogenität der Sammlung, die all diese verschiedenen Felder vereint, zeichnen sich einzelne thematische Stränge und bestimmte Themen ab: Arbeiten, die soziopolitische Fragen adressieren, Identitätspolitik, Formen von Narration, Fiktion und Dokumentation, Körper und seine Repräsentation, Performativität und Performance, Blickregime sowie die Beziehung zwischen gebauter Umgebung und natürlicher Umwelt.

Einige dieser Themen waren Gegenstand von Ausstellungen und Veranstaltungen der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin sowie an mehreren verschiedenen internationalen Institutionen. In den Ausstellungsräumen der Sammlung in Düsseldorf und Berlin wurden seit 2007 bislang insgesamt 27 Ausstellungen realisiert, darunter bedeutende Einzelpräsentationen von Derek Jarman, STURTEVANT, Elizabeth Price, Ed Atkins, Frances Stark, Trisha Donnelly, Cyprien Gaillard, Arthur Jafa und Ian Cheng.

Die erste große Gruppenausstellung in der Sammlung, Number One: Destroy, She Said (2007–2008), wurde nach einer Videoinstallation der Künstlerin Monica Bonvicini benannt und widmete sich lose der Beziehung zwischen Innen und Außen, Konstruktion und Destruktion. Number Two: Fragile (2008–2009) konzentrierte sich auf Körper und Körperlichkeit und zeigte Video, Performance und Body Art. Number Three: Here and Now (2009–2010) fokussierte ausschließlich auf Performance und das Ephemere und Flüchtige. Über den Zeitraum eines ganzen Jahres fanden Performances und Konzerte von einigen der bekanntesten zeitgenössischen Künstler*innen statt. Mit der Ausstellung Number Twelve: Hello Boys (2015–2016) wurde erneut die Performance-Kunst beleuchtet, zudem wurde ein Schwerpunkt auf feministische Videokunst gelegt und die Frage nach der Repräsentation weiblicher Identität sowie der Rolle von Performance-Dokumentation verhandelt. Zum zehnjährigen Jubiläum lud die JULIA STOSCHEK COLLECTION den Künstler Ed Atkins ein, in Düsseldorf eine Gruppenausstellung zu kuratieren. Atkins gab seiner Ausstellung den Titel Generation Loss (2017): Er bezieht sich dabei ebenso auf den Prozess des Qualitätsverlusts, der beim permanenten Übertragen von Daten auf Datenträgern auftritt, wie auf die sozialen Umbrüche im Übergang von einer Generation zur nächsten.

Welt am Draht (2016), die Eröffnungsausstellung des Sammlungsstandortes Berlin, adressierte die von der Digitalisierung angestoßenen Umwälzungen und Veränderungen der sozialen Realität, von Identitäten und Umwelt. Die Gruppenausstellung mit dem Titel Jaguars and Electric Eels (2017), ebenfalls in Berlin, untersuchte schließlich Begriffe der Indigenität, von hybriden und synthetischen Lebensformen, der Migration der Arten sowie unsere sich fortwährend verändernde Wahrnehmung der Realität. Die Sammlungsausstellungen werden von groß angelegten Einzelausstellungen flankiert. So präsentierte die JULIA STOSCHEK COLLECTION 2018 in Berlin das erste Mal in Deutschland das Werk Arthur Jafas. Kleinere Projekte, Diskussions- und Gesprächsabende sowie Screenings komplettieren das in Düsseldorf und Berlin gezeigte Ausstellungsprogramm. 


LEIHANFRAGEN

Leihanfragen für Werke der JULIA STOSCHEK COLLECTION sind per E-Mail an Anna-Alexandra Pfau, Sammlungsdirektorin, [email protected], zu richten.

Die Leihanfrage wird bearbeitet, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

Leihanfragen müssen mindestens 6 Monate vor dem gewünschten Ausleihbeginn gestellt werden. Die Anfrage muss folgende Informationen und Dokumente beinhalten:

Name und Anschrift der Institution, die das Leihgesuch stellt; Name, Funktion, Telefonnummer, Postanschrift und E-Mail-Adresse der Kontaktperson; genaue Nennung des angefragten Werkes; Zeitraum, Name der ausstellenden Institution und Ort der Ausstellung; detailierte Ausstellungs- oder Projektbeschreibung, in der das Werk präsentiert werden soll; einen aktueller Facility Report der Institution.

Bitte beachten Sie, dass Werke, die in der Courtesyangabe über einen Verweis zu Electronic Arts Intermix verfügen, nicht über die JULIA STOSCHEK COLLECTION verliehen werden können. Bitte wenden Sie sich hierfür direkt an Electronic Arts Intermix, New York.


RESTAURIERUNG & KONSERVIERUNG

Langzeitarchivierung 

Die konservatorischen Anforderungen an die Betreuung von zeitbasierten Kunstwerken („Time-based Media“ – TBM) hat sich in den letzten zehn Jahren grundlegend geändert. Anfänglich galt dem Medium, also der Videokassette oder der DVD, die größte Aufmerksamkeit. Medien sind – wie andere Materialien auch – Alterungsprozessen unterworfen, die langfristig zu Schäden oder gar dem Verlust der Arbeiten führen können.

Doch das Altern der Medien ist nur die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen Fileformate und komplexe technische Installationen, die auf Computertechnologien oder sonstiger Technik basieren. Alle diese Bestandteile können altern: Nicht nur die Medien selbst sind von Abbauprozessen betroffen, auch die Inhalte werden möglicherweise im Laufe der Jahre durch Inkompatibilitäten unlesbar. Der technologische Fortschritt bringt immer neue Fileformate und Software-Codecs hervor, die Einzug in den Produktionsprozess von Videokünstler*innen halten. Deshalb muss neben den materialbedingten Risiken auch immer genau beobachtet werden, welche Technologien zukunftsträchtig sind – und welche digitalen Plattformen und Formate aussterben. Hierzu werden alle Neuzugänge ausführlich evaluiert und protokolliert, um genau zu ermitteln, um welche Digitalisate es sich handelt. Die Files werden danach auf einen digitalen Speicher übertragen. 

Um allen unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, wurde eine mehrstufige Strategie zur Langzeitarchivierung für die JULIA STOSCHEK COLLECTION entwickelt, die auf dem „Drei-Säulen-Modell“ basiert. Ziel der Strategie ist es, die heterogene Sammlung auf der digitalen Ebene in wenigen, etablierten und einheitlichen Zielformaten zusammenzufassen. Hierdurch wird der konservatorische Aufwand merklich reduziert, da lediglich eine überschaubare Anzahl von Formaten regelmäßig überprüft und durch Obsoleszenz-Monitoring gegen aussterbende Formate abgesichert werden muss. Flankiert wird dies durch Einzellösungen für Kunstwerke, bei denen ein standardisiertes Vorgehen nicht möglich ist.

Auf digitaler Ebene sorgen mehrere unabhängige, redundante Back-ups für zusätzliche Sicherheit beim Fortbestand der Sammlung.

Medienkunstdepot

Für alle physischen Medien bildet das Medienkunstdepot die „Schatzkammer“ der Sammlung. Weil schwankende sowie hohe Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte für Bänder und Filme schädlich sind, war dies bei der Planung einer der wichtigsten Aspekte. Temperaturen um 15°C sowie 35% relativer Luftfeuchtigkeit gelten als optimal für die Lagerung von Magnetbändern und wurden deshalb realisiert. Auch für andere Medien wie Filme und Dias sind diese Bedingungen sinnvoll.

Das individuell für die JULIA STOSCHEK COLLECTION konzipierte und geplante Medienkunstdepot verfügt über zwei Schleusen: Die Personenschleuse verhindert abrupte Klimawechsel beim Betreten. Die zweite Schleuse ist für Bänder und Medien konzipiert, die ins Mediendepot eingelagert werden. Sie können sich in der Schleuse langsam akklimatisieren, bevor sie dann in einer speziellen Rollregalanlage aufbewahrt werden. Die Rollregale sind kugelgelagert und ermöglichen eine optimale Raumnutzung. Um alle Risiken für die gelagerten Videobänder auszuschließen, wurden die einbrennlackierten Regalböden auf Restmagnetisierung untersucht. Zudem verhindert die Erdung der Regale eine statische Aufladung.

Weil Staub und Luftschadstoffe eine ernsthafte Gefahr für Medienkunstwerke darstellen, wird die Luft vor und nach der Konditionierung mehrfach gefiltert. Gleichzeitig sorgen Rauch- und Wassermelder sowie eine Alarmsicherung für einen umfassenden Schutz vor Gefahren.

Die aufwendige technische Ausstattung in Verbindung mit der speziell konstruierten Rollregalanlage machen das Medienkunstdepot einzigartig in Europa.

Andreas Weisser

Diplomrestaurator // Conservator

online einsehbar
Daata
2020er
2010er
2000er
1990er
1980er
1970er
1960er
1950er
1920er
1910er
Zeitbasierte Kunst
Video
Film
35-mm-Film
16-mm-Film
Super-8-mm-Film
8-mm-Film
Virtual Reality
Live-Simulation
Künstliche Lebensform
Sound Art
Installation
Mixed-Media
Fotografie
Slide projection
Performance Art
Skulptur
Videoskulptur
Lichtobjekt
Gemälde
Zeichnung
Lithografie
Collage
Land Art
Body Art
Ortsspezifisch
Queer Cinema
Camp
Düsseldorfer Fotoschule
Jacolby Satterwhite
1–8. En Plein Air Abstraction (full length feature), 2018
Jacolby Satterwhite
Birds in Paradise, 2019
Jacolby Satterwhite
Moments of Silence, 2019
Rindon Johnson
May the moon meet us apart, may the sun meet us together, 2021
Simon Fujiwara
Once Upon a Who?, 2021
P. Staff
Pure Means, 2021
Ulysses Jenkins
Two Zone Transfer, 1979
Sondra Perry
DOUBLE QUADRUPLE ETCETERA ETCETERA I & II, 2013
David Reed
David Reed, #780, 2018/2022-2024
Katharina Sieverding
24/III/196/1973/97/A/B (Die Sonne um Mitternacht schauen), 1973
Manuel Graf
1000 Jahre sind ein Tag, 2005
Katharina Sieverding
11/III/196/1973/97/A/B (Die Sonne um Mitternacht schauen), 1973
Cemile Sahin
12, 2021
Christian Jankowski
16 mm Mystery, 2004
Christoph Schlingensief
18 Bilder pro Sekunde (Dokumentation der Ausstellung im Haus der Kunst, München), 2007
Roxy Paine
182212102002B, 2002
Mathias Poledna
1991, 2023
Jeppe Hein
2-Dimensional Mirror Labyrinth, 2006
Katharina Sieverding
26/III/196/1973/97/A/B (Die Sonne um Mitternacht schauen), 1973
Charles Richardson
27th March, 2015
Klara Lidén
550, 2004
Sophie Gogl
8/2019, 2021
Cemile Sahin
9, 2021
A
Wu Tsang
A day in the life of bliss, 2014
David Wojnarowicz
A Fire In My Belly (Film In Progress) and A Fire In My Belly (Excerpt), 1986–1987
Ulay & Marina Abramović
A Performance Anthology. Abramović/Ulay. 14 performances Relation Work (1976–1980), 1976–1980.
Relation in Space, 1976
Talking about Similarity, 1976
Breathing in, Breathing out, 1977
Imponderabilia, 1977
Expansion in Space, 1977
Relation in Movement, 1977
Relation in Time, 1977
Light/Dark, 1977
Balance Proof, 1977
AAA-AAA, 1978
Incision, 1978
Kaiserschnitt, 1978
Charged Space, 1978
Three, 1978
Ulay & Marina Abramović
A Performance Anthology. Abramović/Ulay. Action in 14 predetermined sequences, 1976.
There is a Criminal Touch to Art, 1976
Ulay & Marina Abramović
A Performance Anthology. Abramović/Ulay. Four performances by Abramović (1975–1976), 1975–1976.
Art must be beautiful, Artist must be beautiful, 1975
Freeing the Voice, 1976
Freeing the Memory, 1976
Freeing the Body, 1976
Helen Benigson
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 1, 2015
Helen Benigson
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 2, 2015
Helen Benigson
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 3, 2015
Helen Benigson
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 4, 2015
Helen Benigson
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 5, 2015
Helen Benigson
A Rude Girl Arse Glistens Like Silicone. Cluck, Cluck, Cluck 6, 2015
Hannah Perry
aahhhhhh, 2015
Basel Abbas & Ruanne Abou-Rahme
Marina Abramović
Vito Acconci
Manuel Acevedo
Elmgreen & Dragset
Adaptation, Fig. 20, 2020
DAS INSTITUT
Adele Röder For DAS INSTITUT Starline, 2010
Tina Braegger
Adjournment, 2024
Christoph Schlingensief
Affenbilder, 2005
Christoph Schlingensief
Affenführer, 2005
Pep Agut
Peggy Ahwesh
Leo Gabin
Ain’t Gon Do It, 2015
Doug Aitken
Sophia Al-Maria
Leo Gabin
Aliens, 2015
Pipilotti Rist
Als der Bruder meiner Mutter geboren wurde, duftete es nach wilden Birnenblüten vor dem braungebrannten Sims, 1992
Peter Weibel
Als Fuji noch ein Berg war, 1990
Lutz Mommartz
Als wär’s von Beckett, 1975
Francis Alÿs
Francis Alÿs & Rafael Ortega
David Claerbout
American Car, 2004
Matthew Buckingham
Amos Fortune Road, 1996
Matt Copson
Anarchist, 2015
Jen DeNike
Anat, 2006
Jacky Connolly
Anhedonia (full length feature), 2017
Ana Mendieta
Anima, Silueta de Cohetes (Firework Piece), 1976
Kerstin Brätsch, Adele Röder
Announcement Poster 1 and 2, 2011
Ant Farm & T.R. Uthco
Eleanor Antin
DAS INSTITUT
Apes and Shapes (I’ll see you again in 25 years), 2011
Arthur Jafa
Apex, 2013
Vito Acconci
Applications, 1970
Cory Arcangel
Colin Montgomery
Arlington National Cemetery (JFK funeral model), 2005
Bruce Nauman
Art Make-Up, 1967–1968
Art Make-Up, No. 1, White, 1967
Art Make-Up, No. 2, Pink, 1967
Art Make-Up, No. 3, Green, 1967–1968
Art Make-Up, No. 4, Black, 1967–1968
Cyprien Gaillard
Artefacts, 2011
Natascha Sadr Haghighian
Artificial Life, 1995
Richard Artschwager
Elizabeth Price
At the House of Mr. X, 2007
Ed Atkins
Charles Atlas
Kader Attia
Barbara Hammer
Audience, 1982
Jacolby Satterwhite
Avenue B, 2018–2019
Leo Gabin
Awesome, 2015
Ilit Azoulay
B
Lutz Bacher
Thomas Demand
Badezimmer (Bathroom), 1997
Jo Baer
Trisha Baga
John Baldessari
John Baldessari
Baldessari sings LeWitt, 1972
Jules de Balincourt
Heike Baranowsky
Claus Föttinger
Barbarella, Matmos and Chief of Matmos, 2006
Christoph Westermeier
Barbarian + Classics, 2012
Sigalit Landau
Barbed Hula, 2000
Matthew Barney
Manfred Pernice
barriere ‚Tiefengarage‘, 2008
Hernan Bas
Ed Fornieles
Bathing, 2015
Paul Hance
Beacon, Celestial Planes (gold-pink), 2022
Sophia Al-Maria
Beast Type Song, 2019
Francis Alÿs
Beggars, 2004
Neïl Beloufa
Lynda Benglis
Helen Benigson
Meriem Bennani
Bernadette Corporation
Thomas Bernstein
Walead Beshty
Jeremy Shaw
Best Minds Part One, 2007
Jon Rafman
Betamale Trilogy (Glass Cabin), 2015
Still Life (Betamale), 2013
Mainsqueeze, 2014
Erysichthon, 2015
Joseph Beuys
Clemens von Wedemeyer
Big Business + The Making of Big Business, 2002
Big Business, 2002
The Making of Big Business, 2002
Johanna Billing
Mary Lucier
Bird’s Eye, 1978
Dara Birnbaum
Hannah Black
Paul McCarthy
Black and White Tapes, 1970-1975
Ma Bell, 1971
Painting Face Down – White Line, 1972
Spit – Not Looking at the Camera, 1974
Spinning, Short segment of 20-minute Tape, 1970–71
Whipping the Wall with Paint, 1975
Up Down Penis Show, 1974
Zippedy Doo Dance, 1974
Icicle Slobber, 1975
Pipe Shadow, 1975
Upside Down Spitting – Bat, 1975
Drawing – Semen Drawing, 1975
Spitting on the Camera Lens, 1974
Upside Down Pipe, 1975
Bruce Nauman
Black Balls, 1969
Christoph Westermeier
Blaker, 2011
David Blandy
Jesper Just
Bliss and Heaven, 2004
Doug Aitken
Blow Debris, 2000
Sean Bluechel
Pipilotti Rist
Blutclip, 1993
Ian Cheng
BOB (Bag of Beliefs), 2018–2019
John Bock
Hannah Black
Bodybuilding, 2015
Monica Bonvicini
Adam Putnam
Bookshelf, 1997
Matt Copson
Booty Call, 2015
Nam June Paik
Born Again, 1991
Alexander Bornschein
Bruce Nauman
Bouncing Balls, 1969
Bruce Nauman
Bouncing in the Corner No. 1, 1968
Bruce Nauman
Bouncing in the Corner, No. 2: Upside Down, 1969
Bruce Nauman
Bouncing Two Balls Between the Floor and Ceiling with Changing Rhythms, 1967–1968
Carol Bove
Robert Boyd
Tina Braegger
Leo Gabin
Break Up, 2015
Matt Copson
Broadcast, 2015
Doug Aitken
Broken Glass in the Slipstream, 2003
Klaus vom Bruch
Lonnie van Brummelen & Siebren de Haan
Matthew Buckingham
Chris Burden
Anthony Burdin
Reynold Reynolds & Patrick Jolley
Burn, 2002
A.K. Burns & A.L. Steiner
Jeff Burton
Peter Fischli & David Weiss
Büsi, 2001
Andrea Büttner
Joseph Beuys
Buttocklifting (Edition Staeck), 1974
C
Matt Calderwood
Sophie Calle
Taryn Simon
CALVIN WASHINGTON, C&E Motel, Room No. 24, Waco, Texas. Where an informant claimed to have heard Washington confess. Served 13 years of a life sentence for capital murder, 2002
Peter Campus
Robin Rhode
Candle, 2007
Karl Wilhelm Diefenbach
Capri, 1911
Till Gerhard
Captain America, 2004
Cemile Sahin
car, road, mountain, 2020
Charles Richardson
Carramesh, 2015
Julius Shulman
Case Study House #22. Los Angeles, CA, Pierre Koenig Architect, 1960
Andreas Gursky
Centre Pompidou, 1995
Richard Artschwager
Chair/Chair, 1980
Richard Artschwager
Chair/Chair, 1980
Paul Chan
Patty Chang
Mika Rottenberg
Chasing Waterfalls. The Rise and Fall of the Amazing Seven Sutherland Sisters, 2006
Mika Rottenberg
Cheese, 2008
House, 2008
Cheese, 2008
Hairwash, 2008
Milk, 2008
Concert, 2008
Chicken Soup, 2008
Ian Cheng
Mark Leckey
Cinema-in-the-Round, 2006–2008
Cyprien Gaillard
Cities of Gold and Mirrors, 2009
David Claerbout
Klara Lidén
Claim, 2010
Clegg & Guttman
Ed Fornieles
Climbing, 2015
Andreas Gursky
Cocoon II, 2008
Tony Cokes
Stephanie Comilang & Simon Speiser
Catherine Opie
Commissioned Portrait: Julia and Jacob, 2019
A.K. Burns & A.L. Steiner
Community Action Center, 2010
Jacky Connolly
Ulay & Marina Abramović
Continental Videoseries. Abramović/Ulay (1983–1986), 1983–1986.
City of Angels, 1983
Terra Degla Dea Madre, 1984
Terminal Garden, 1986
China Ring, unedited video notebook, 1988
Matt Copson
Michael Snow
*Corpus Callosum, 2002
Vito Acconci
Corrections, 1970
Jane Crawford & Robert Fiore
Matthew Barney
Cremaster 4. The Loughton Candidate, 1994
Jamie Crewe
Leila Hekmat
CROCOPAZZO!, 2020
James Richards & Leslie Thornton
Crossing, 2016
Kandis Williams
cruz: or, as Spillers puts it, „the captive body becomes the source of an irresistible, destructive sensuality“, 2020
Brock Enright
Crystal Anarchy Sign (pink), 2007
Lucy Raven
Curtains, 2014
Keren Cytter
D
Bruce Nauman
Dance or Exercise on the Perimeter of a Square (Square Dance), 1967–1968
Klaus vom Bruch
Das Alliiertenband, 1982
Clemens von Wedemeyer
Das Bildermuseum brennt, 2004/05
Carol Bove
Das Energi, 2005/06
DAS INSTITUT
Leo Gabin
Date Yourself, 2015
Vaginal Davis
Ed Atkins
Death Mask II: The Scent, 2010
Ed Atkins
Death Mask III, 2011
Jessica Mein
DeleveleD, 2007
Asier Mendizabal
Delimitar #1, 2009
Asier Mendizabal
Delimitar #2, 2009
Asier Mendizabal
Delimitar #3, 2009
Asier Mendizabal
Delimitar #4, 2009
Asier Mendizabal
Delimitar #5, 2009
Ed Atkins
Delivery to the Following Recipient Failed Permanently, 2011
Thomas Demand
Jen DeNike
Simon Denny
Jan Paul Evers
Der Abstand zwischen den Gipfeln menschlicher Möglichkeiten, 2011
Tobias Zielony
Der Brief (The Letter), 2013
Anthony Burdin
Desert Mix, „Go See um Black Feather“, 2003
Josh Kline
Designer’s Head in Tim Coppens (Tim), 2013
Cyprien Gaillard
Desniansky Raion, 2007
Monica Bonvicini
Destroy She Said, 1998
Thomas Demand
Details (Sportscar), 2005
Frances Stark
Detumescence and/or its Opposite (from a Torment of Follies), 2012
Maria Anna Dewes
Christoph Schlingensief
Diana Altar, 2006
Jana Euler
Die Höhle aus Löwen, 2013
Christian Jankowski
Die Jagd, 1992/1997
Till Gerhard
Die Ordnung der Dinge, 2004
Lutz Mommartz
Die Treppe, 1967
Karl Wilhelm Diefenbach
Sturtevant
Dillinger Running Series, 2000
Christoph Steinmeyer
Disco Inferno Edition, 2008
Tony Cokes
Disco Isn’t Dead: Evil 16. (Torture.Musik), 2019
Adam Putnam
Dish Cabinet, 1997
Timur Si-Qin
Display (Peace), 2015
Joan Jonas
Disturbances, 1974
Nathalie Djurberg & Hans Berg
Chloe Wise
do you really think he fingered her, 2015
Chris Burden
Documentation of selected works, 1971–1975
Deadman, 1972
Bed Piece, 1972
Through the Night Softly, 1973
Icarus, 1973
Shoot, 1971
Lu Yang
DOKU The Flow, 2024
Cheryl Donegan
Trisha Donnelly
Thorben Eggers
Doppelseite, 2015
Thiago Rocha Pitta
Double fountain or cooked landscape, 2005
Barbara Hammer
Double Strength, 1978
Mika Rottenberg
Dough, 2006
Juan Downey
Ulysses Jenkins
Dream City, 1983
Jon Rafman
Dream Journal 2016 – 2019, 2019
Alex Müller
Drei Finger Dick, 2005
Jen DeNike
Dunking, 2003
Albrecht Dürer
Helen Marten
Dust and Piranhas, 2011
Marcel Dzama
E
Mika Rottenberg
e20, 2005
Mika Rottenberg
e24, 2005
Ryan Trecartin
Early Baggage, 2001–2003
Rosemarie Trockel
Egg-trying to get warm (Versuch nach Mach), 1994
Thorben Eggers
Rosemarie Trockel
Ei-Dorado, 1992/1998
John Bock
Ein Haufen voller Flacker, 2012
Die abgeschmierte Knicklenkung im Gepäck verheddert sich im weißen Hemd, 2009
Im Schatten der Made, 2010
Pi-Bean, 2010
Seewolf, 2010
Bauchhöhle bauchen, 2011
Lichterloh Roh, 2011
Monsieur et Monsieur, 2011
Nichts unter der Kinnlade, 2011
Lütte mit Rucola, 2006
Martin Honert
Eisbär, 1995/2001
Sturtevant
Elastic Tango, 2010
Olafur Eliasson
Elmgreen & Dragset
Colin Montgomery
Emergency Doors (Smithsonian American History Museum), 2006
Tracey Emin
Ian Cheng
Emissary Forks At Perfection, 2015
Ian Cheng
Emissary in the Squat of Gods, 2015
Ian Cheng
Emissary Sunsets The Self, 2017
Paul Pfeiffer
Empire, 2004
Natascha Sadr Haghighian
Empire of the Senseless Part II, 2006
Nam June Paik
EMPIRE STATE BUILDING, 1995
Encyclopedia Pictura & Björk
Brock Enright
Pipilotti Rist
(Entlastungen) Pipilottis Fehler, 1988
Anicka Yi
Escape From the Shade 5, 2016
Rob Pruitt
Esprit de Corps: Guitar Jam, 2006
Jana Euler
Kandis Williams
Eurydice, 2018
Ed Atkins
Even Pricks, 2013
Jan Paul Evers
Mathilde Rosier
Every Day the Same, 2002
Helen Marten
Evian Disease, 2012
Tony Oursler
EVOL, 1984
Martti Kalliala & Daniel Keller
Exitscape 1, 2015
Martti Kalliala & Daniel Keller
Exitscape 2, 2015
Martti Kalliala & Daniel Keller
Exitscape 3, 2015
Martti Kalliala & Daniel Keller
Exitscape 4, 2015
Martti Kalliala & Daniel Keller
Exitscape 5, 2015
Martti Kalliala & Daniel Keller
Exitscape 6, 2015
VALIE EXPORT
Charles Richardson
Extra, 2015
Mike Kelley
Extracurricular Activity Projective Reconstruction #36 (Vice Anglais), 2011
Mike Kelley
Extracurricular Activity Projective Reconstruction #36 (Vice Anglais), 2011
F
VALIE EXPORT
Facing a Family, 1971
Loretta Fahrenholz
Ed Fornieles
Falling, 2015
Patty Chang
Fan Dance, 2003
Leo Gabin
Fast Lost by Ho Ho Click, 2015
Walead Beshty
FedEx® Medium Kraft Box ©2005 FEDEX 330504 REV 10/05 CC, Fedex Priority Overnight, Los Angeles-Dusseldorf, trk#865282057872, September 19-20, 2008FedEx® Medium Kraft Box ©2005 FEDEX 330504 REV 10/05 CC, Fedex Priority Overnight, Los Angeles-Dusseldorf, trk#865282057894, September 19-20, 2008FedEx® Medium Kraft Box ©2005 FEDEX 330504 REV 10/05 CC, Fedex PriorityOvernight, Los Angeles-Dusseldorf, trk#865282057909, September 19-20, 2008FedEx® Medium Kraft Box ©2005 FEDEX 330504 REV 10/05 CC, Fedex Priority Overnight, Los Angeles-Dusseldorf, trk#865282057861, September 19-20, 2008FedEx® Medium Kraft Box ©2005 FEDEX 330504 REV 10/05 CC, Fedex Priority Overnight, Los Angeles-Dusseldorf,trk#865282057883, September 19-20, 2008, 2008
Tracey Emin
Feel Your Touch, 2016
Cao Fei
Mark Leckey
Felix Gets Broadcasted, 2007
Jen DeNike
Fell, 2006
Lynda Benglis
Female Sensibility, 1973
Moritz Wegwerth
Fenster, 2013
Laurel Nakadate
Fever Dream with Rabbit, 2009
GCC
Figure A: Amalgamated City, 2013
Asier Mendizabal
Figures and Prefigurations (Divers, A. Rodchenko, 1930, Political Football), 2009
Asier Mendizabal
Figures and Prefigurations (Divers, V. Palladini, 1926), 2009
Sturtevant
Finite/Infinite, 2010
Mark Leckey
Fiorucci Made Me Hardcore, 1999
Peter Fischli & David Weiss
Jack Smith
Flaming Creatures, 1962/63
Christiane Fochtmann
Josh Kline
Forever 27 (Kurt), 2013
Josh Kline
Forever 48 (Whitney), 2013
Ed Fornieles
Claus Föttinger
Paul Pfeiffer
Four Horsemen of the Apocalypse (15), 2004
Paul Pfeiffer
Four Horsemen of the Apocalypse (16), 2004
Keren Cytter
Four Seasons, 2009
Claus Föttinger
Fragile-Bar, 2008
Aaron Young
Freedom Fries, 2005
Aaron Young
Freeformdome, 2003
Wolfgang Tillmans
Freischwimmer 21, 2004
Dara Friedman
Charles Richardson
Friend, 2015
WangShui
From Its Mouth Came a River of High-End Residential Appliances, 2018
Alex McQuilkin
Fucked, 1999
Simon Fujiwara
Carolee Schneemann
Fuses, 1964–1967
G
Leo Gabin
Cyprien Gaillard
Ryan Gander
Pierre Klossowski
Ganymède au col marin, 1986
Andreas Gursky
Gasherd, 1980
Bruce Nauman
Gauze, 1969
GCC
General Idea
Oliver Payne & Nick Relph
Gentlemen, 2003
Isa Genzken
Till Gerhard
Hannah Wilke
Gestures, 1974
Bernadette Corporation
Get rid of yourself, 2003
Alex McQuilkin
Get Your Gun Up, 2002
Beatrice Gibson
Melanie Gilligan
Kate Gilmore
Leo Gabin
Girlhood, 2015
Jen DeNike
Girls like me, 2006
Nam June Paik
Global Groove, 1973
Rob Pruitt
Global Warming, 2006
Matt Calderwood
Gloss, 2004
Sophie Gogl
Torbjørn Rødland
Goldene Tränen, 2002
Aaron Young
Good Boy, 2001
Douglas Gordon
Manuel Graf
Dan Graham
Heike Baranowsky
Gras, 2001
Mark Leckey
GreenScreenRefrigerator, 2010
Jan Paul Evers
Große rekursive Funktion, 2010
Lonnie van Brummelen & Siebren de Haan
Grossraum (Borders of Europe), 2004/05
Klara Lidén
Grounding, 2018
Manuel Graf
Gründer, 2014
Guerrilla Girls
Cao Guimarães
Andreas Gursky
H
Charles Atlas
Hail the New Puritan, 1985/86
Barbara Hammer
Monica Bonvicini
Hammering Out (an old argument), 1998–2003
Paul Hance
Klara Lidén
Handicap (Konst Fack), 2007
Hannah Wilke
Hannah Wilke Through the Large Glass, 1976
Claus Föttinger
Hanoi/Saigon, 2007
Paul Chan
Happiness (Finally) After 35,000 Years of Civilization (after Henry Darger and Charles Fourier), 2000–2003
Asier Mendizabal
Hard Edge 4, 2010
Aura Rosenberg
Harmony Korine/Carmen, 1998
Bill Viola
Hatsu-Yume (First Dream), 1981
Amir Yatziv
Hausbaumaschine, 2013
Britta Thie
„HD“, 2016
Anthony Burdin
He Ain’t No Fuckin’ Drumma, Summer P-lot Tour 2003, Oxnard CA (1. Light My Fire, 2. Kashmiur), 2003
Cheryl Donegan
Head, 1993
Wolfgang Tillmans
Heartbeat/Armpit, 2003
Jon Kessler
Heaven’s Gate, 2004
Paul McCarthy & Mike Kelley
Heidi, 1992
Mathilde ter Heijne
Jeppe Hein
Leila Hekmat
Hannah Wilke
Hello Boys, 1975
Trisha Baga
Hercules, 2012
Lynn Hershman Leeson
Aaron Young
High Performance, 2000
Florian Meisenberg
hihihihihihihihihihihih, 2015
Gary Hill
Cao Fei
Hip Hop Guangzhou, 2003
Candida Höfer
Christian Jankowski
Hollywoodschnee, 2004
Nancy Holt
Nancy Holt & Robert Smithson
Thiago Rocha Pitta
Homage to JMW Turner, 2002
Martin Honert
Kristin Lucas
Host, 1997
Jack Smith
Hot Air Specialists, 1980er-Jahre
Peter Fischli & David Weiss
Hunde, 2003
Lina Lapelytė
Hunky Bluff ACT 1, 2015
Lina Lapelytė
Hunky Bluff ACT 2, 2015
Lina Lapelytė
Hunky Bluff ACT 3, 2015
Lina Lapelytė
Hunky Bluff ACT 4, 2015
Lina Lapelytė
Hunky Bluff ACT 5, 2015
Lina Lapelytė
Hunky Bluff ACT 6, 2015
I
Sean Bluechel
I am in love with a succubus, 2006
Jeremy Shaw
I CAN SEE FOREVER, 2018
Tracey Emin
I Can’t Love Anymore, 2016
Rindon Johnson
I First you (11/11), 2018
Britta Thie
„I googled my mom and was relieved that she is still safe“, 2016
Beatrice Gibson
I HOPE I’M LOUD WHEN I’M DEAD, 2018
Tracey Emin
I Lay Here, 2016
Christoph Schlingensief
I want to destroy, 2005
Claus Föttinger
I Want To See How You See, 2010
Barbara Hammer
I Was/I Am, 1973
Cao Fei
i.Mirror by China Tracy (AKA: Cao Fei), 2007
Aaron Young
I.P.O (25 Offerings), 2006
Philip Topolovac
I’ve Never Been to Berghain, 2016
Pipilotti Rist
I’m a Victim of This Song, 1995
Pipilotti Rist
I’m not the Girl who misses much, 1986
David Blandy
Ice, 2015
Britta Thie
„If something turns into hype that once saved you, it feels like you are back on the Titanic again. But Jack Dawson has already left you“, 2016
Anne Imhof
Loretta Fahrenholz
Implosion, 2011
Timur Si-Qin
In Memoriam 9, 2015
Stephen Vitiello
In The Woods, 2015
Gary Hill
Incidence of Catastrophe, 1987–1988
Alex McQuilkin
Indefinite Line Towards Becoming the Perfect SoHo Girl, 2000
Lawrence Weiner
Inherent in the Rhumb Line, 2005
Matt Copson
Inherited Deficit, 2015
Hannah Wilke
Intercourse with …, 1977
Britta Thie
„Interfaces become our weather“, 2016
Doug Aitken
Interiors, 2002
Rosemarie Trockel
Interview, 1994
Nandipha Mntambo
Intsandvokati, 2008
Thiago Rocha Pitta
Inverted zenith, 2005
Sondra Perry
IT’S IN THE GAME ‘17, 2017
Nathalie Djurberg & Hans Berg
It’s the Mother, 2008
Britta Thie
„It’s all good in Italics“, 2016
J
Arthur Jafa
Neïl Beloufa
Jaguacuzzi, 2015
APRIL THE SECOND, 2007
KEMPINSKI, 2007
TOUR, 2009
BRUNE RENAULT, 2010
SANS TITRE, 2010
SAYRE AND MARCUS, 2010
THE ANALYST, THE RESEARCHER, THE SCREENWRITER, THE CGI TECH AND THE LAWYER, 2011
CATENACCIO SYSTEM, 2011
PEOPLE’S PASSION, LIFESTYLE, BEAUTIFUL WINE, GIGANTIC GLASS TOWERS, ALL SURROUNDED BY WATER, 2011
PARTY ISLAND, 2012
REAL ESTATE, 2012
WORLD DOMINATION, 2012
TONIGHT AND THE PEOPLE, 2013
DESIRE FOR DATA, 2014
HOME IS WHENEVER I’M WITH YOU, 2014
VENGEANCE, 2014
Lutz Bacher
James Dean, 1986/2014
Christian Jankowski
Ulysses Jenkins
Hernan Bas
Jetsam from the wreck of the Half Moon, 2016
Rindon Johnson
Joan Jonas
Benjamin Jones
Richard Phillips
Julia, 2014
Candida Höfer
Julia Stoschek Collection Düsseldorf VIII, 2008
Candida Höfer
Julia Stoschek Collection IV, 2008
Isaac Julien
Jack Smith
Jungle Island, 1967
Jesper Just
Tracey Emin
Just Let Me Love You, 2016
K
K-HOLE
K-HOLE
K-HOLE for education, 2016
Martti Kalliala & Daniel Keller
Klara Lidén
Kasta Macka, 2009
Wolfgang Tillmans
Kate McQueen, 1996
Hannah Perry
keep the peace, 2015
Mike Kelley
Zilvinas Kempinas
Jon Kessler
Till Gerhard
Kleiner Hunger, 2006
Josh Kline
Pierre Klossowski
Imi Knoebel
Cyprien Gaillard
KOE, 2015
Terence Koh
VALIE EXPORT
Körperkonfiguration, 1982
Andreas Korte
Franz West
Künstlerstuhl K095, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K104, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K107, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K108, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K116, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K117, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K118, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K121, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K122, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K126, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K130, 2011
Franz West
Künstlerstuhl K131, 2011
Sarah Kürten
L
Cyprien Gaillard
L’Ange du foyer (Vierte Fassung), 2019
Wolfgang Tillmans
LA still life, 2001
Marie-Jo Lafontaine
Sigalit Landau
Lina Lapelytė
Mark Manders
Large Figure with Thin Newspaper, 2010
Taryn Simon
LARRY MAYES Scene of arrest, The Royal Inn, Gary, Indiana. Police found Mayes hiding beneath a mattress in this room. Served 18.5 years of an 80-year sentence for rape, robbery and unlawful deviate conduct, 2002
Tobias Zielony
Le Vele di Scampia, 2009
Mark Leckey
Marcel Dzama
Leila Khaled does not need me, 2008
Leo Gabin
Marie-Jo Lafontaine
Les Larmes d’Acier, 1988
Keren Cytter
Les Ruissellements du Diable, 2008
Hannah Perry
let go beat, 2015
Rachel Maclean
Let It Go – Part 1, 2015
Rachel Maclean
Let It Go – Part 2, 2015
Rachel Maclean
Let It Go – Part 3, 2015
Rachel Maclean
Let It Go – Part 4, 2015
Rachel Maclean
Let It Go – Part 5, 2015
Rachel Maclean
Let It Go – Part 6, 2015
Matt Copson
Letter from War, 2015
Klara Lidén
Thomas Demand
Lift, 2004
Matt Calderwood
Light, 2004
Claus Föttinger
Light Object Jaguars and Electric Eels, 2017
Claus Föttinger
Light Object Kill, 2014
Claus Föttinger
Light Object No. 1: Destroy, She Said, 2007
Claus Föttinger
Light Object No. 10: Trisha Donnelly, 2015
Claus Föttinger
Light Object No. 11: Cyprien Gaillard, 2015
Claus Föttinger
Light Object No. 12: Hello Boys, 2016
Claus Föttinger
Light Object No. 13: Hito Steyerl – Missed Connections, 2016
Claus Föttinger
Light Object No. 2: Fragile, 2008
Claus Föttinger
Light Object No. 3: Here and Now, 2009
Claus Föttinger
Light Object No. 4: Derek Jarman – Super8, 2010
Claus Föttinger
Light Object No. 6: Flaming Creatures, 2012
Claus Föttinger
Light Object No. 7: Ed Atkins – Frances Stark, 2013
Claus Föttinger
Light Object No. 8: Sturtevant, 2014
Claus Föttinger
Light Object Welt am Draht, 2016
Claus Föttinger
Light Object: Arthur Jafa – A Series of utterly improbable, extraordinary renditions, 2018
Kurt Lightner
Matt Calderwood
Lightning, 2005
Jeremy Shaw
Liminals, 2017
Anthony McCall
Line Describing a Cone, 1973
Bruce Nauman
Lip Sync, 1969
Leo Gabin
Lips, 2015
Roman Lipski
Arthur Jafa
Love is the Message, The Message is Death, 2016
Kristin Lucas
Sarah Lucas
Mary Lucier
Christoph Westermeier
Lüster, 2011
Wolfgang Tillmans
Lutz, Alex, Susanne & Christoph on beach (orange), 1993
M
Rachel Maclean
Mark Leckey
Made in ‘Eaven, 2004
Kate Gilmore
Main Squeeze, 2006
Britta Thie
„MALL-E“, 2016
Mark Manders
Bunny Rogers
Mandy’s Piano Solo in Columbine Cafeteria, 2016
Christian Marclay
Helen Marten
Mika Rottenberg
Mary’s Cherries, 2004
Tobias Zielony
Maskirovka, 2017
Ulysses Jenkins
Mass of Images, 1978
Mathilde ter Heijne
Mathilde, Mathilde, 2000
Gordon Matta-Clark
Anthony McCall
Paul McCarthy
Paul McCarthy & Mike Kelley
Adam McEwen
Alex McQuilkin
Jessica Mein
Florian Meisenberg
Bjørn Melhus
Ana Mendieta
Asier Mendizabal
Christoph Schlingensief
Message in a Bottle, 2008
Carol Bove
Mia, 2005
Aura Rosenberg
Mike Kelley/Carmen, 1996
Kader Attia
Mimesis as Resistance, 2013
Meriem Bennani
MISSION TEENS: French School in Morocco, 2019
David Blandy
Mist, 2015
Nandipha Mntambo
Ulay & Marina Abramović
Modus Vivendi. Abramović/Ulay (1979–1986), 1979–1986.
Communist Body/Fascist Body, 1979
That Self, 1980
Anima Mundi, 1983
Positive Zero, 1983
Modus Vivendi, 1985
Night See Crossing Conjunction, 1983
The Observer with Remy Zaugg, 1984
Lutz Mommartz
Pep Agut
Mon ombre est un mur, 1996
Heike Baranowsky
Mondfahrt, 2001
Nancy Holt
Mono Lake, 1968-2004
Colin Montgomery
David Blandy
Moon, 2015
Alex Morrison
Tony Oursler
Movie Block (time shift edit), 1994-2007
Otto Mueller
Alex Müller
Simon Denny
Multimedia Double Canvas progression, 2009
Multimedia Double Canvas Toshiba, 2009
Multimedia Double Canvas Thomson, 2009
Multimedia Double Canvas Tevion, 2009
Multimedia Double Canvas Hantarex, 2009
Multimedia Double Canvas Philips, 2009
Multimedia Double Canvas Samsung, 2009
Takeshi Murata
Frances Stark
My Best Thing, 2011
Kate Gilmore
My Love is an Anchor, 2004
Loretta Fahrenholz
My Throat, My Air, 2013
N
Asier Mendizabal
N,S,O,T,C, 2008
Wolfgang Tillmans
nackt, 2003
Laurel Nakadate
Christoph Westermeier
Nancy, Pamela, Thomas, Diana, Unity, Jessica, Deborah, 2011
Cao Guimarães
Nanofania, 2003
Bruce Nauman
Charles Richardson
Needles, 2015
Andro Wekua
Never Sleep with a Strawberry in Your Mouth, 2010
Douglas Gordon
New Colour Empire, 2006–2010
Douglas Gordon
New Colour Empires, 2006–2010
Carsten Nicolai
Cyprien Gaillard
Nightlife, 2015
Barbara Hammer
No No Nooky T.V., 1987
Jack Smith
No President, 1967–1970
Sophie Calle
No Sex Last Night, 1992
Bjørn Melhus
No Sunshine, 1997
Jack Smith
Normal Love, 1963–1965
Frances Stark
Nothing is enough, 2012
O
Katharina Sieverding
o.T., 1990
Ilit Azoulay
Object #1, 2015
Ilit Azoulay
Object #2, 2015
Ilit Azoulay
Object #3, 2015
Ilit Azoulay
Object #4, 2015
Ilit Azoulay
Object #5, 2015
Ilit Azoulay
Object #6, 2015
Cyprien Gaillard
Ocean II Ocean, 2019
Young-Jun Tak
Of All Seasons, 2023
Jon Rafman
Oh the humanity, 2015
Matt Copson
Oh-reg-ah-no, 2015
Alexander Bornschein
Ohne Titel, 2011
Claus Föttinger
Ohne Titel, 2004
Franz West
ohne Titel (L28), 2006
Franz West
ohne Titel (L31), 2006
Takeshi Murata
OM Making it Rain, 2015
Takeshi Murata
OM Passenger, 2015
Wolfgang Tillmans
Omen, 1991
Till Gerhard
Online Polonäse, 2006
Vito Acconci
Openings, 1970
Catherine Opie
Dennis Oppenheim
Frances Stark
Osservate, leggete con me, 2012
Tony Oursler
Jack Smith
Overstimulated, 1959–1963
P
Paper Rad
P-Unit Mixtape, 2005
Adrian Paci
Sturtevant
Pacman, 2012
Nam June Paik
Roxy Paine
Seth Price
„Painting“ Sites, 2000/01
Rachel Rose
Palisades, 2015
Palisades in Palisades, 2014
Palisades (audio piece), 2015
A Minute Ago, 2014
Carol Bove
Panegyric (Vogue Photocollage), 2003
Paper Rad
Mark Leckey
Parade, 2003
Carsten Nicolai
Parallel Lines Cross at Infinity, 2015
Klara Lidén
Paralyzed, 2003
Ed Atkins
Paris Green, 2009
Meriem Bennani
Party on the CAPS, 2018
Jamie Crewe
Pastoral Drama, 2018
Oliver Payne & Nick Relph
Wolfgang Tillmans
Peas, 2003
Dan Graham
Performer/ Audience/ Mirror, 1975
Manfred Pernice
Hannah Perry
Sondra Perry
Paul Pfeiffer
Richard Phillips
Hannah Wilke
Philly, 1977
Tony Oursler
Phone Block (time shift edit), 1994-2007
Pipilotti Rist
Pickelporno, 1992
Cauleen Smith
Pilgrim, 2017
Stephanie Comilang & Simon Speiser
Piña, Why is the Sky Blue?, 2021